Bauer Willi
Kommentare 27

Wissenschaft und/oder Geld verdienen

Für ein Unternehmen arbeiten und gleichzeitig an der Hochschule lehren? Ist das gut oder doch eher nicht? Hier ein Interview mit jemandem, der es praktiziert.

https://www.bbw-hochschule.de/interview/tilman-eichstaedt.html

Es hat positive aber auch negative Aspekte. Wie seht ihr das?

Ich „kenne“ Tilman Eichstaedt von Twitter, wo er aber seine Identität nicht preisgibt.

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27 Kommentare

  1. Obstbäuerin sagt

    Obwohl diese Hochschule sich hier in unserer Stadt befindet, höre ich das erste Mal von ihr. Allerdings haben wir mit Berufsausbildungsklassen der Köche an dieser Einrichtung schon Veranstaltungen durchgeführt. Von Studiengängen war aber nie die Rede und ich kenne eine Berufsschullehrerin dort persönlich. Eigentlich ist die Vernetzung von Studium und Praxis eine gute Sache aber es kann natürlich auch eindimensional genutzt werden, wie z.B. in Eberswalde. Ein Urteil würde ich mir konkret nicht erlauben, da weiß ich zu wenig.

  2. Vielfalt und damit auch Wettbewerb halte ich auch auf Ebene der Hochschulen für begrüßenswert.
    Zwei Arbeitgeber sind für mich allerdings eher eine Frage der vertraglichen Regelung 😉
    Die Studierenden sollten sich frei entscheiden können, welches Modell zu ihren Vorstellungen am besten passt.
    Und genauso sollten spätere Arbeitgeber oder auch „die Gesellschaft“ sich dazu äußern, ob die Ergebnisse auch den Anforderungen und Erwartungen entsprechen. Dieser Prozess ist allerdings gar nicht so einfach.
    Dass die Unabhängigkeit und vor allem die Qualität der wissenschaftlichen Forschung und Lehre durch eine öffentliche Finanzierung besser gewährleistet ist, halte ich für ein Gerücht. Dass sich merkwürdigerweise in den Köpfen hält, auch wenn gleichzeitig das Gegenteil beklagt wird.

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    • Thomas Bröcker sagt

      Die geburtenreichen Jahrgänge sind durch. Jetzt studiert ein viel zu hoher Prozentsatz der Schulabgänger. Da wäre ein Numerus clausus ein guter Steuerungsmechanismus. Das Problem ist doch eher (zu mindestens im Osten und speziell BB), dass nach der Wende Bildungseinrichtungen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind und sich wie der süße Brei vermehrt haben, weil einfach ein enormer temporärer Bedarf da war. Das war übrigens mit Fensterfirmen genauso, nur dass die marktkonform weggebrochen sind, nachdem der temporär hohe Bedarf bedient war. Bei Bildungseinrichtungen, die ja letztlich fast sämtlichst aus Steuergeldern bezahlt werden, bilden dann noch den 100.-tausendsten Betriebswirt aus, den Niemand braucht.

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      • „Bei Bildungseinrichtungen, die ja letztlich fast sämtlichst aus Steuergeldern bezahlt werden, bilden dann noch den 100.-tausendsten Betriebswirt aus, den Niemand braucht.“ Mittlerweile gehen die Betriebswirtschaftler mehr in die Breite der Sinnlosigkeit: Umwelt- und Klimamanager sind richtig in. Wir sind eben eine „Over Educated Society“. Bin mal gespannt wohin das führt.

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        • Arnold Krämer sagt

          … oder sie machen Sachbearbeitung, befassen sich mit Aufgaben, die vor 30 oder 40 Jahren gute Realschüler erledigt haben.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Ich glaube, dass viel gesellschaftliches Misstrauen der Wissenschaft gegenüber durch diese allzu sorglose Verbindung mit wirtschaftlichen Interessen (solche haben z.B. ja auch NGOs) entstanden ist. Dass Konzerne ihre eigenen Forschungseinrichtungen betreiben, trägt ja durchaus erheblich zum Wissensfortschritt bei. Und da kann es halt auch sein, dass die effizienter arbeiten. Ich denke aber, dass die Unabhängigkeit der Wissenschaft das Steuergeld wert sein sollte, dass es auch diese staatlichen „elfenbeinernen Türme“ braucht.

      • Reinhard Seevers sagt

        List und Hasselmann bestätigen, dass die deutschen Forschungseinrichtungen zu den besten der Welt gehören. Sie haben beide in einem Interview ebenfalls von besten Voraussetzungen am Max Planck Institut gesprochen…..ist nicht alles schlecht in diesem Land.😉

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      • Elisabeth, du argumentierst, dass Steuergelder der Unabhängigkeit der Wissenschaft und Forschung zuträglicher sind . Und genau das stellen ebenfalls etliche Menschen in Frage. Und zwar zu recht. Zum einen weil die Politik sehr gerne unterschlägt, wer hier tatsächlich der Geldgeber ist und sich stattdessen selbst als weitsichtiger Financier feiern lässt. Es wäre aber sinnvoller zu kommunizieren, welche Leistungen die Wissenschaft für die Gesellschaft bringt und vice versa. Und da dies fehlt , entsteht auch der Eindruck, dass die Wissenschaft eben nicht „frei“ ist sondern maßgeblich durch die Politik „beeinflusst“ wird. Genau das wurde hier im Blog im Fachbereich Agrar doch auch oft genug beklagt. Verschiedene Geldquellen mit ausreichend Output sind immer eher ein Garant für Unabhängigkeit als nur eine. Das gilt nicht nur an den Hochschulen.😀
        Also der Staat baut keinen Elfenbeinturm ,und er sollte es auch nicht. Als Bürger möchte ich die Wissenschaft auch und gerade zu Tagesereignissen hören und logischerweise im Streitgespräch.

  3. Stadtmensch sagt

    Sehr anstrengend für mich diese ganzen „Fachbegriffe“: „Management of Creative Industries“, „International Technology Transfer Management“ oder „Business Administration“…

    Das Problem mit diesen praxisnahen Supply-Chain Managern ist meiner Meinung nach, dass sie bei dem was sie tun, offensichtlich nicht ans Große Ganze denken (können).
    Frage mich, was das für eine Wissenschaft sein soll, wo so ein Wahnsinn am Ende rauskommt:

    https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-der-steuerzahler-traegt-die-kosten-des-just-in-time-mantras/27556870.html

    „Weil Deutschland seine Firmenläger faktisch auf die Autobahn verlegte, regiert auf bundesdeutschen Fernstraßen nun der Stillstand. Endlose Lkw-Schlangen verstopfen seit dem Ende des Corona-Lockdowns wieder täglich in Zweierreihen die Hauptverbindungen zwischen Deutschlands Industriezentren.
    Enormer Schaden für die Umwelt

    Gerechnet in verlorener Arbeitszeit verursachen die Staus nach Einschätzung von Wissenschaftlern jährlich mindestens 60 bis 100 Milliarden Euro Zusatzkosten. Der wirkliche Schaden ist noch viel höher. Die jährlich fast 3,8 Milliarden Tonnen an Lkw-Gütern haben das deutsche Autobahn- und Brückennetz derart ruiniert, dass endlose Baustellen zu Umwegen zwingen, deren Zusatzverkehr die Schäden noch vergrößert.

    Die Autobahnparkplätze, in Wahrheit längst ein öffentlich finanzierter Ersatz für die eingesparten Lagerhallen, quellen über, der ungeheure Schadstoffausstoß schädigt die Umwelt. Doch die Firmeneinnahmen aus dem Gütertransport wandern nach Osteuropa, von wo aus Billiganbieter den deutschen Brummifahrern per Dumping das Geschäft verhageln.

    Damit hat die Große Koalition nicht nur bei der Verkehrswende versagt, indem sie zuließ, dass der Lkw-Anteil am Transportaufkommen auf einen Rekordwert von über 85 Prozent kletterte. Sie hat es auch verschlafen, durch eine höhere Maut, wirksame Anti-Dumping-Regeln oder eine angemessene Schadstoffabgabe für einen fairen Kostenausgleich zu sorgen.“

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    • Reinhard Seevers sagt

      So siehts aus Stadtmensch.
      Außerdem ist die Logistik-Branche als Teil der digitalen Distributivkräfte lediglich ein Baustein zur Wertrealisierung globaler Unternehmen, deren Wertschöpfung über das Produkt ausgeschöpft ist, und welche lediglich noch durch die Geschwindigkeit des Warentransports, der Markterweiterung und der Bewerbung eine Wertrealisierung schaffen.
      Es ist sozusagen der Beschleuniger der Warenströme und damit eher ein Teil des globalen Problems der materiellen Befriedigung. Die Logistiker helfen den Produzenten ihre Produkte schneller und billiger von der Produktion zum Kunden zu transportieren…..und manchmal kollabiert alles, weil ein einziges Schiff sich querstellt.😎

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      • Stadtmensch sagt

        Weißt du, da schmücken sich diese ganzen Spezialisten mit akademischen Meriten und twittern und fühlen sich wohl auf den Dachterrassen ihrer Institute und haben nicht den Anspruch, ihre Rolle in diesem Chaos zu hinterfragen. Ich glaube, ich muss meine komischen Vorstellungen von Selbstorganisation nochmal überprüfen.
        Kann auch sein, dass es keine gute Idee ist, Praktiker einfach machen zu lassen 😉

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        • Reinhard Seevers sagt

          Es ist ja die Frage, wer die Richtung vorgibt, oder wer den großen Überblick und den Weitblick hat, das Ganze zu sehen. Die überall vernommene Forderung unbedingt 5G haben zu müssen wird uns immer weiter ins Chaos stürzen…..natürlich werden auch positive Dinge daraus erwachsen. Grundsätzlich erhöht sich aber nur die gesamte „Geschwindigkeit“ aller Ströme.
          Einserseits wird Demut und Langsamkeit eingefordert, anderseits wird Geschwindigkeit und Durchsetzungsvermögen verlangt…..der Widerspruch wird wachsen. Und wenn alle auf das Wachstum schimpfen, es aber gleichzeitig einfordern, dann wird der Widerspruch immer deutlicher.

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          • Stadtmensch sagt

            Woraus folgerst du, dass 5G direkt ins Chaos führt? Wenn man mit wenig Aufwand den Datendurchsatz vervielfachen kann und damit das Feld für viele neue Anwendungen und Technologien bereitet, kann ich nur Positives erkennen: mobile Roboter in der Fertigung, autonome Fahrzeuge in der Logistik, Augmented-Reality-Applikationen für Servicetechniker…

            Menschen werden durch Technik ersetzt. Finde ich klasse. Ihr wollt ja auch nicht mehr mit dem Ochsengespann pflügen…

            Und irgendwann wachen wir im Kommunismus auf, weil keine Arbeit mehr da ist. So wies olle Marx gesagt hat. Das ist meine Motivation 🙂

            • Reinhard Seevers sagt

              Stadtmensch, es ist ja nicht nur das Problem der Entmenschlichung. Hinzu kommt der exorbitante Ressourcenbedarf, der Bedarf an Energie, Vervielfältigung von Datenmengen, die ungesteuert herumwabern, Kapital wird unsichtbar gehandelt und Daten von Bürgern ausgebeutet, Abhängigkeiten von Technik und Elektronik, von Software und Spezialisten, Wertrealisierung nur noch durch massive digitale Bewerbung und just in time -Lieferung. Kleinbauern und Kleinstunternehmen werden auf der Strecke bleiben, Globalisten werden den Markt beherrschen.
              Der Feldroboter ist der Hilfsarbeiter des LEH, am Ende sogar sein Eigentum.
              Der Marxismus, der Kommunismus oder der Sozialismus werden keine Alternativen sein, es muss ganz neue Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens geben…fragt sich nur welche.

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              • Stadtmensch sagt

                Nicht die Technik ist Schuld am Ressourcenbedarf. Man könnte jetzt schon langlebige, reparierbare Produkte herstellen. Oder harte Vorgaben bei der ökologischen Verträglichkeit diverser Geschäftsmodelle machen. Passiert halt nicht. Irgendwer hat kein Interesse daran, oder traut sich nicht, aus diesem ganzen Wildwuchs einen schönen Garten zu machen. Zu komplex sagen alle….

                Hier noch etwas unvermeidliche Agitation:

                „Nicht Technik und Wissenschaft als solche entfremden die Menschen ihrem „wahren Wesen“, sondern die Herrschaft, die mit den Eigentumsverhältnissen und dem Kapitalismus einhergeht.“

                „Alle objektiven Voraussetzungen für eine Gesellschaft ohne Not und Unterdrückung seien gegeben: eine andere Welt sei möglich. Aber wer baut sie, wenn das Bürgertum und die Arbeiterklasse zu Garanten des Kapitalismus geworden sind?“

                https://www.deutschlandfunk.de/vor-40-jahren-gestorben-herbert-marcuses-kampf-gegen-das-100.html

                • Reinhard Seevers sagt

                  Stadtmensch Marcuse hat auch gesagt:
                  „Es ist eine Opposition gegen den ganzen sogenannten way of life dieses Systems, eine Opposition gegen den Druck, gegen den allgegenwärtigen Druck des Systems, das durch seine repressive und destruktive Produktivität immer unmenschlicher alles zur Ware degradiert, deren Kauf und Verkauf den Lebensunterhalt und Lebensinhalt ausmacht.“

                  Er stand noch in der Tradition der Systemkritiker, die das System im Establischment verorteten. Im Grunde ist das „System“ der Wunsch und der Wille jedes Einzelnen, angefangen bei der Kreuzfahrt über den Rasenroboter bis hin zum veganen Schnitzel….wir sind das System.

                • Thomas Bröcker sagt

                  „Die Außendinge sind dazu da, dass man sie benutzt um das Leben zu gewinnen, nicht dass man das Leben benutzt, um sie zu gewinnen.“ (Lü Buwei Chin. Taoist um 250 vor Chr.)
                  Hört sich auch schon nach „Kommunismus an !

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    • Thomas Bröcker sagt

      Vor ca. 20 Jahren war eine Hochschule aus dem Rheinland mit dem Vorschlag aufgeschlagen, statt immer neuer Spuren auf den Autobahnen, ein paralleles Röhrensystem mit Schienen und elektrisch/elektronisch gesteuertem automatisiertem Palettenversand aufzubauen. Der mögliche Durchsatz, den die berechnet hatten, war enorm. Dass sich so etwas durchsetzt, wird die Logistik-Mafia zu verhindern wissen.

      • Reinhard Seevers sagt

        „Dass sich so etwas durchsetzt, wird die Logistik-Mafia zu verhindern wissen.“

        Dass BIO sich durchsetzt soll angeblich auch von der Agrarindustrie verhindert werden, sagen etliche…..insofern scheint die Vorurteilslage ubiquitär zu sein.

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  4. Thomas Bröcker sagt

    Die BBW Hochschule ist eine private Hochschule mit staatlicher Anerkennung. Träger ist die BBW Akademie für betriebswirtschaftliche Weiterbildung GmbH. Diese Akademie ist 1972 in Berlin-Charlottenburg als „Gesellschaftspolitisch orientierte“ Bildungseinrichtung der Vereinigung der Berliner Unternehmerverbände gegründet worden. Groß geworden sind die nach der Wende mit der Übernahme diverser notwendiger Umschulungen und Weiterbildungen z.B. von ehemaligen NVA-Offizieren und Lehrlingen der großen zusammengebrochenen Industriebetriebe im Osten. Als es in den 90-iger und Anfang- 2000-ender Jahre zu viel Schulabgänger und zu wenig Ausbildungsplätze gab, sind die, wie z.B. auch der IB. in die Umschulungs-, Weiterbildungs- und überbetrieblichen Berufsausbildungsmaßnahmen eingestiegen.
    Die BBW-Hochschule, an der z.B. Prof. Tilman Eichstaedt lehrt, wurde 2007 nach dem Auslaufen dieses Modells als neues und weiteres Geschäftsfeld gegründet.
    Das ist von den Gepflogenheiten und der Arbeitsweise also mit staatlichen Hochschulen nicht direkt vergleichbar.

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  5. Günter sagt

    Industrie 4.0 …Green Bussines ?
    Wer wird in diesen Zeiten die praktischen Arbeiten, mit denen Geld verdient wird, machen ?

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    • Peter sagt

      Na die „Epsilon-Minus“ …und Geld wird schon lange nicht mehr mit praktischer Arbeit verdient; allenfalls der Überlebensbonus.

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  6. Elisabeth Ertl sagt

    Bei uns gibt es beides. Die Fachhochschulen bereiten explizit aufs Berufsleben vor. Die staatlichen Unis sind zur Grundlagenforschung da, und da finde ich es problematisch, dass diese Institutionen auch durch Drittmittel finanziert werden. Wir brauchen auch Forschungseinrichtungen, welche die Freiheit haben, wirklich unbeeinflusst auf die Realität zu schauen und damit auch eine wichtige Kontrollfunktion einnehmen. Es wäre ja nichts dagegen zu sagen, wenn die Lehrenden zwischen den Hochschulen wechseln – aber dann jeweils voll und ganz.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Unsere Profs hatten fast alle nebenher ein eigenes Büro…..OK, war nur FH, keine Uni. Das war auch immer der Unterschied zwischen den „Praktikern“ von der FH und den „Theoretikern“ der Unis.😎

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