Bauer Willi
Kommentare 24

Wissenschaft nicht dem Zeitgeist opfern

„Es ist unverantwortlich! So unverblümt, so dröhnend empören sich Akademiker selten, wenn es gegen den Gesetzgeber geht.”

So beginnt der Artikel in der FAZ, in dem es um neue Züchtungsverfahren geht. Und ein Kommentator wird noch deutlicher: “Wir befinden uns auf dem Weg in die Idiokratie (Idiocracy)”.

http://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/wird-europa-in-der-landwirtschaft-abgehaengt-das-gen-urteil-15853767.html

Und weiter

“In einem Papier, das 75 europäische Agrarforschungsinstitute von Zypern bis Finnland unterzeichnet haben, wird der Gesetzgeber in Brüssel  aufgefordert, die europäische Gesetzgebung  (Anmerkung: zu neuen Züchtungstechnologien) schnellstmöglich zu revidieren.”

 

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24 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Nun, warum glaubt man den Wissenschaftlern nicht uneingeschränkt? Vllt. weil Vieles was uns vor vielen Jahrzehnten von der Wissenschaft angepriesen wurde, dann doch nicht so dolle war.
    Von Medikamenten bis zur Atomkraft, alles völlig undenklich bis es sich dann doch im Alltag nicht so funktionierte wie im Labor.
    Unsere Großeltern mochten noch alles als der Weisheit letzter Schluss geglaubt haben, was jemand im weißen Kittel von sich gab. Gab schließlich auch mal Zeiten als die NS-Rassetheorie als wissenschaftlich galt oder das kleinere Gehirn von Frauen als unwiderlegbarer Beweis für die Unfähigkeit von Frauen galt, ohne männlichen Vormund ihr Leben zu meistern.
    Wer mal ins Geschichtsbuch der Wissenschaft guckt, kann schon das Gruseln bekommen.
    Erschwerend kommt hinzu, dass es innerhalb der akademischen Zirkel einen ziemlichen Unwillen gibt, sich mit der Geschichte der eigenen Irrtümer und Fehlschlüsse auseinander zu setzen und oft auch wenig Einfühlungsvermögen gibt, wenn es um die Opfer der Wissenschaft bzw. ihrer Verirrungen geht. Als ich Anfang der 90iger in Köln an der Uni war, gab es dann doch recht viele Profs, die überhaupt nicht verstanden, warum Präparate die nachweislich aus Opfern der NS-Zeit hergestellt worden waren, dann doch entfernt werden sollten. Der einzige Grund warum es keinen größeren Widerstand dagegen gab war, dass man sie eh langsam hätte “restaurieren” müssen und das Geld dafür wahrscheinlich nicht aufzutreiben gewesen wäre.
    Und das Argument, dass man sonst vom Weltmarkt abgehängt würde und Arbeitsplätze verloren gingen? Och bitte, das ist ja echt mehr als dünn. Wir sind in schon so vielen Bereichen völlig auf die Entwicklung und Produktion aus anderen Ländern angewiesen. Ohne die Asiaten hätten wir weder ein Handy in der Tasche noch ein Hemd oder Hose, wo wir es reinstecken könnten.
    Sicher ist die gefühlte Realität von Hausmeistern nichts auf das man sein Weltbild oder auch nur ein Gesetzt gründen sollte, aber sich auf die heere Wissenschaft zu verlassen ging auch schon mehr als einmal in die Hose.

  2. Noch mal einfach:

    Proteine sind Antennen für das Zusammenspiel von Sonnenlicht bzw. Energiequellen, die auf das Leben einwirken, und körperlichen Möglichkeiten, diese Energie effizient zu nutzen. Menschen bauen nun die Antennen um, ohne Kontext zu den natürlichen Energiequellen, und setzen den Körper zudem künstlichen Energiequellen aus, z.B. blaulastiges Licht. Die Konsequenzen, die sich daraus für den Körper ergeben, könnten wir ertragen, dann wäre es im Sinne der natürlichen Evolution. Nur wollen wir das nicht, der zahlreichen Konsequenzen für unsere Biologie wegen. Deshalb versuchen wir obendrein die Konsequenzen zu verdrängen, zu beseitigen. Deshalb ist der biologische Mensch ein Auslaufmodell. Deshalb geht das Leben weiter – irgendwann ohne den Menschen. Ergo, der Mensch wird immer allergischer gegen das Leben.

  3. Friedrich sagt

    @Ottmar Ilchmann. Dieser weise Bauer ist ca 15 Jahre älter als ich. Ich kann den auch meinen väterlichen Freund nennen. Immer , wenn ich mir in manchen Entscheidungen oder Beurteiligungen nicht sicher bin , hole ich mir eine zweite Meinung ein. Kann ich nur jedem emphehlen.

  4. bauerhans sagt

    was ministerin s.schulze mit glyphosat vorhat,entspricht auch der überschrift!

    “Wissenschaft nicht dem Zeitgeist opfern”

  5. Goethe sprach einst:

    ”Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
    Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
    In dem die Zeiten sich bespiegeln. ”

    ”Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem Grade triumphiert, daß die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im stillen verbergen muß, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt”

    Der Text aus der FAZ ist ein weiteres Beispiel für das Armutszeugnis, das der Mensch sich ausstellt. Kurzsichtigkeit zuhauf.

    https://www.tagesspiegel.de/wissen/molekulare-medizin-rueckschlag-fuer-gentherapie-mit-crispr/23256828.html

  6. Friedrich sagt

    Was sagte neulich ein alter und weiser Bauer zu mir : Wenn Beamte und Rechtsanwälte die
    Regierungspolitik bestimmen , dann gehts schief.– Leider ist das mit der Rechtssprechung genauso , weil in diesem Fall ideologisch entschieden wurde, oder nach politischer Vorgabe, was noch viel schlimmer ist. Mit den politisch installierten Gesetzen wird so eine Diktatur erstellt. So hebelt man unsere Demokratie aus .

    • Brötchen sagt

      Friedrich Beamte bewegen sich keinen Zentimeter, wenn die Politik keine gesetzesgrundlage schafft.
      will sagen, die Politik versteckt sich dahinter.
      bezüglich dieselproblem, hat wohl der Trittin als Minister der duh damals auf die Beine geholfen, das sie das know how haben, jetzt am grossen Rad zu drehen. ich vermute das läuft auch woanders so. z.b. kam letztens eine Sendung über vier steuerfahnder in Hessen, die sind in der Psychiatrie gelandet, weil die wohl von “bagatellfällen” zurück gepfiffen werden sollten und die sich geweigert haben.
      das war nicht in rechten hetzmedien im ör.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Ein anderer meint, er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, der schreibt auch auf diesem Block, nein, es ist nicht der Ehemalige.

  7. Ehemaliger Landwirt sagt

    “mir ist es z.b. extrem unverständlich, das niemand Daten zu insekten hat und nun jeder Hausmeister dazu Auskunft gibt. und nun sollen Laien mithelfen.
    es gibt soviel Naturschutzgebiete usw. Forst usw. was machen die den ganzen Tag? ”

    Die sind derzeit mit dem Juchtenkäfer und den Zauneidechsen beschäftigt. 😉

  8. Ein Teil der Wissenschaft wird dem Zeitgeist geopfert, der andere Teil der Wissenschaft rennt dem Zeitgeist hinterher. Das Problem ist der Zeitgeist.

    • Sag ich schon immer, es darf nicht sein, dass sich des Menschens Bauchfefühl über die Natur und deren Wissenschaft stellt.

    • Brötchen sagt

      Mark man ist zwar aufgrund der Restriktionen von teilen der wiss. ausgeschlossen, es gibt aber genug Themen, die auch wichtig sind!
      mir ist es z.b. extrem unverständlich, das niemand Daten zu insekten hat und nun jeder Hausmeister dazu Auskunft gibt. und nun sollen Laien mithelfen.
      es gibt soviel Naturschutzgebiete usw. Forst usw. was machen die den ganzen Tag? die zoologischen Fachbereiche schweben z.b. so was im feenraum und auch manche lw. Bereiche sind nicht unbedingt sehr anwendungsorientiert.
      eigentlich ist anwendungsorientierte Forschung nicht gewollt, deshalb gibt es auch kaum noch sehr gut vernetzte Wissenschaft.
      in Spanien oder Polen findet man da eher noch was.

      • Thea S sagt

        Hallo Brötchen,

        zur Frage “mir ist es z.b. extrem unverständlich, das niemand Daten zu insekten hat”.
        Das hat eine Reihe von Gründen. Es gibt in Deutschland ca. 30 000+ Insektenarten. Um Daten zu bekommen, muß man die Insekten erst einmal fangen, was nicht trivial ist. Insekten leben im und auf dem Boden, auf und in der Vegetation, auf Büschen, Bäumen, im und auf dem Wasser und in allen denkbaren Lebensräumen. Einige sind tagaktiv, viele nachtaktiv (und, sofern sie fliegen, mit Lichtfangmethoden zu finden). Man braucht also eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen Fangmethoden. Dazu gibt es große jahreszeitliche Unterschiede im Insektenspektrum und riesige Schwankungen der Populationen (also zu verschiedenen Zeitpunkten und vor allem langfristig sammeln). Und hat man sie, muß man sie bestimmen (können). Bei vielen Arten geht das nur unter einer Lupe (Binokular) um z.B. die Äderchen bei den kleinen “Motten” zu zählen. Oft muß man auch die Geschlechtsorgane präparieren (z.B. den Penis eines wenige mm kleinen Käfers) um die Art zu bestimmen. Dazu sind in der Regel nur Spezialisten in der Lage. Und die gibt es immer weniger, weil in der Diskussion um “die Natur” oder “die Ökologie” in der Regel die Systematik (die Artbestimmung) zugunsten des großen Ganzen, der zur Verfügung stehenden Zeit, und oft auch der Politik geopfert wird. Da ist eine Gewichtsbestimmung viel einfacher, die Presse macht daraus ganz allein ein “Insektensterben” und einen Artenrückgang.
        Auch die Teilnehmer dieses Blogs machen es sich i.d.R. einfach und zitieren (lesen?) nur die Pressemitteilungen und ganz selten die Originalarbeiten, in denen “die Wissenschaft” eigentlich berichtet.

        • Brötchen sagt

          Thea! Danke für die ausführliche Antwort! es ist mir schon klar, das das mit den Insekten erfassen nicht einfach ist! ich weiß auch das die Population extrem flexibel in der Grösse ist und enormes Potential in der Entwicklung hat.
          es gibt dann aber doch bestimmte ” zeigerarten” wie bei den Pflanzen auch.
          in England haben sie das doch so gemacht. zwei Gruppen ständig beobachtet.

        • Paulus sagt

          @Thea S
          Ich schätze ihre Beiträge und erinnere mich an einen Frühsommertag, an dem ich nach dem Sturmereignis Kyrill, mit einem befreundeten Biologen der Uni Bonn auf einer abgeräumten Fläche saß. Es hatten sich bereits Pionierpflanzen mit großer Artenvielfalt angesiedelt und um uns herum summte und brummte und krabbelte es, sodass es mir schon lästig wurde.
          Mein Freund ist zwar Botaniker, kein Zoologe; er hat mir das mit der möglichen Bestimmung der Arten aber ähnlich erklärt. Ich kann es nur oberflächig und sinngemäß wiedergeben: Demnach beschäftigt sich die Forst- und Landwirtschaft vorzugsweise mit den sogen. Schadinsekten, wie z.B. dem Borkenkäfer aber nur unzureichend mit den Nützlingen. Aus meiner Sicht ist dies verständlich, denn bei den Erstgenannten sollte oder muss man eingreifen. Aussagen die allein auf Anzahl und Gewicht beruhen halte ich ebenso wie diese dümmliche Zählaktion des NABU für wissenschaftlichen Schwachsinn.

        • sonnenblume sagt

          Wäre es nicht die PFLICHT eines ” BUNDESMINISTERIUMS” den Bürger über diese Zusammenhänge genauestens aufzuklären an statt mit flachen Plattitüden Stimmung zu machen? Nachdem ich diesen Kommentar gelesen habe, frage ich mich wirklich, ob wir Bürger nur noch betrogen und belogen werden sollen. Glaubt man wirklich, dass wir zu dumm sind, um solche Zusammenhänge zu begreifen? Was sind das für Menschen in diesen Ämtern?

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