Bauer Willi
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Umfrage Insektenzucht

Diese Umfrage von Yannik, der an der Uni Bonn seine Masterarbeit schreibt, beschäftigt sich mit einem etwas ungewöhnlichen Thema: Insekten. Er möchte herausfinden, wie es um das unternehmerische Interesse in der Landwirtschaft steht. Eine spannende Frage, die zum Nachdenken anregt. Hier seine Einführung:

Sehr geehrte Landwirtin, sehr geehrter Landwirt

Derzeit führt die Uni Bonn im Rahmen einer Masterarbeit eine Umfrage zum Interesse von landwirtschaftlichen Betrieben an der Insektenzucht durch. Insekten können nicht nur in der menschlichen Ernährung, sondern auch in der Ernährung von Tieren als Proteinquelle genutzt werden. Für die Landwirtschaft ergeben sich hierdurch neue unternehmerische Möglichkeiten. Ziel der Online Umfrage ist es, das Interesse und die Bereitschaft zur Insektenzucht auszuwerten und Einflussfaktoren (z.B. Tierhaltung vs. keine Tierhaltung) zu bestimmen.

Wenn Sie einen Betrieb zuhause oder im Bekanntenkreis haben, dann würde es mich freuen, wenn Sie an der Umfrage teilnehmen und Bekannte mit landwirtschaftlichen Betrieben über die Umfrage informieren.

Link zum Fragebogen: https://ww2.unipark.de/uc/weinreis_Universit__t_Bonn/6e73/

Als Dankeschön wird allen Teilnehmern eine aktuell recherchierte Broschüre über Umnutzungsmöglichkeiten von landwirtschaftlichen Gebäuden per Mail zugesendet.

Freundliche Grüße und vielen Dank für die Teilnahme,

Yannik Weinreis

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21 Kommentare

  1. Yannik sagt

    Vielen Dank an alle bisherigen Teilnahmen und die zahlreichen Kommentare, auf die ich gerne eingehen möchte.

    Was denke ich keiner weiteren Erklärung mehr benötigt ist die Tatsache, dass die Welt in den nächsten Jahrzehnten auf eine Proteinlücke zusteuert, zumindest wenn wir über tierische Proteine reden. Eine Ausweitung der konventionellen Nutztierhaltung wird nicht dauerhaft mit dem Anstieg der Nachfrage nach tierischem Protein mithalten können. Zudem ist Sie aus verschiedenen Perspektiven nicht vertretbar, vor allem für den Planeten.
    Daraus leitet sich die Frage ab, woraus wir in Zukunft den menschlichen Proteinbedarf decken werden. Hier besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit tierische Proteine durch pflanzliche Proteine (v.a. Leguminosen und Getreide) zu ersetzen und Vegetarier zu werden.
    Da dies für den Großteil der Weltbevölkerung voraussichtlich nicht der Fall sein wird und Menschen gewöhnlicherweise einen gewissen Genussfaktor mit Fleisch verbinden, wird ein Verlangen nach tierischen Proteinen weiterhin bestehen bleiben.

    Hier kommen nun alternative Proteinquellen ins Spiel, welche den “Genussfaktor” eines Lebensmittels sehr nah an den von Fleisch heben können, jedoch zu wesentlich günstigeren Konditionen für unsere Umwelt.

    Hier ist derzeit unklar welcher Ansatz (Pilze, Insekten, Laborfleisch, Single Cell Protein aus Algen, Bakterien oder Hefen) die stärkste Verbreitung finden wird.
    An die Verfasser der vorherigen Kommentare habe ich die Frage, gegen was sich Laborfleisch oder Insekten durchsetzen sollen? Persönlich vertrete ich die Auffassung, dass sie auf dem Markt existieren werden und Verbrauchern eine Alternative zu Fleisch schaffen, es aber nicht komplett ersetzen werden.

    Nun zur Diskussion rund um Laborfleisch und Insekten.
    Hier vielleicht noch einmal die Information, dass Nahrungsinsekten entweder auf Futtermitteln kultiviert werden, welche man in dieser Form auch an konventionelle Nutztiere verfüttern kann (einige Getreidesorten) und/oder auf zertifizierten (d.h. garantiert unbedenklichen) Abfallströmen gezüchtet werden (Kartoffel und- Möhrenschalen, andere Gemüsereste von lebensmittelverarbeitenden Betrieben, Biertreber etc.). Hier haben Insekten gegenüber konventionellen Nutztieren den Vorteil, dass sie organische Masse schneller in tierische Proteine umwandeln UND DABEI NICHT AUF DEREN EXISTENZ ANGEWIESEN SIND.

    Bei “sauberem” Laborfleisch klingt das Konzept toll und ist tatsächlich mit einigen Vorteilen verbunden. Jedoch hat es bisher noch einen entscheidenden Haken im Bereich des Zellkulturmediums. Es geht um die Frage:

    WORAUF WIRD DAS LABORFLEISCH GEZÜCHTET?

    Als Nährlösung dient fötales Kälberserum, deren Gewinnung in einem aktuellen Sachstand des Deutschen Bundestages auf Seite 8 wie folgt beschrieben wird:

    ” Unmittelbar nach der Schlachtung werde der schwangeren Kuh der Fötus aus der Gebärmutter geschnitten. Dem noch lebenden Kalb werde mit einer Nadel aus dem noch schlagenden Herzen Blut abgesaugt, bis es blutleer sei. Pro Kalb werde ca. ein halber Liter Blut gewonnen.”

    (https://www.bundestag.de/blob/546674/6c7e1354dd8e7ba622588c1ed1949947/wd-5-009-18-pdf-data.pdf)

    angesichts dieser Fakten dürften es auch professionelle Marketingagenturen schwer haben, hieraus produzierte Lebensmittel Endverbrauchern schmackhaft zu machen.
    Zudem besteht hier im Vergleich zu Insekten der Unterschied, dass man zur Herstellung von Laborfleisch auf die Existenz konventioneller Nutztiere angewiesen ist.

    Aus diesem Grund sollte man beim Laborfleisch erst andere Nährlösungen (z.B. auf Basis von Algen) bis zur Marktreife entwickeln und dann die Werbung für sauberes Fleisch und entsprechende Produkte schalten.

    Bis dahin ist es vielleicht doch ansprechender, die kleinen Krabbeltiere einfach zu zermahlen.

  2. Sabine sagt

    Ich sag nur:Black Soldier Fly…. Also, die kann wohl so ziemlich mit allen Abfällen was anfangen. Von Schlachtrückständen über Gemüseabfällen bis zur Scheiße wird alles genommen und die fertigen Larven werden von Hühnern und Puten ähnlich gerne gefuttert wie Mehlwürmer. Die Chinesen nutzen sie wohl als Fischfutter in Aquakultur. Die Ausscheidungen der Larven sollen hervorragender Kompost sein, ähnlich gut wie Wurmkompost. Ist jedoch – wenn ich die EU-Richtlinie richtig deute – in Deutschland leider als Tierfutterzusatz nicht erlaubt. Wäre sonst vllt. auch interessant für die Entsorger von Biomüll-Tonnen.

  3. Ehemaliger Landwirt sagt

    Für mich wäre die Frage offen, wie viele Insekten darf man halten ohne dass man der Massentierhaltung beschuldigt wird?

  4. Berthold Lauer sagt

    “…… beruht noch auf den alten Fehlvorstellungen, dass man unbedingt tierische Proteine bräuchte.” Na ja, schon seltsam, daß die Menschen, zumindest die allermeisten, schon in ihren allerersten Lebensstunden mit tierischen Proteinen und Fetten etc anfangen… Und irgendwas an der Tatsache, dass ihn die Evolution zum Allesfresser gemacht hat, hat ihm anscheinend auch Vorteile gegenüber der Konkurrenz gebracht.

  5. Marko sagt

    Also ich sehe das Vorhaben recht positiv, möchte allerdings darauf bestehen, dass im Vorfeld aus Registrierungsgründen das Problem mit den Ohr- bzw. Fühlermarken geklärt wird.

  6. fingerphilosoph sagt

    Vom Anblick her ist der Unterschied zwischen einer fetten Heuschrecke und einer Crevette oder Langoustine nicht groß. Austern isst man meistens roh, um nicht zu sagen: lebend. Crevettes, Langoustines, Meeresspinnen, Muscheln, Meeresschnecken: das sind Delikatessen, bei denen die Nachfrage das Angebot übertrifft.

    Es gibt Austern- und Muschelzüchter, warum also nicht Insektenzüchter?

    Was den Proteingehalt angeht, sind die obengenannten “Meeresfrüchte” wahre Bomben. Meeresfrüchte als Vorspeise und Fisch als Hauptgang – manche raten davon ab, wegen einem Zuviel an Proteinen.

    Was unsere evolutionäre Vorgeschichte angeht, so waren Insekten, Würmer, Maden, Ameisen über Millionen von Jahren eines unserer Grundnahrungsmittel, bei manchen Naturvölkern sind sie es noch heute.
    Insekten auf dem Speisezettel wären also nicht mehr als ein “Back to the roots.” Was für Geflügel und Schweine auch zutrifft, nicht aber für Rinder, Schafe und Ziegen.

    Auf die industrielle Verarbeitung von Lebensmitteln folgt die industrielle Produktion von Lebensmitteln. Die Industrialisierung der LW ist in diesem Prozess nur ein erster Schritt, aber nicht das Ende der Fahnenstange. Auf die industrielle LW mit der Produktion von Eiern, Milch, Schweinen, Getreide folgt logischerweise die industrielle Produktion von Proteinen, Kohlehydraten, Mineralstoffen. Woher Proteine, Kohlehydrate, Mineralstoffe letztendlich kommen, wird nur insofern eine Rolle spielen, wieviel Ressourcen in Form von Platz und Energie notwendig sind. Dabei dürften Insekten und Algen wahrscheinlich eine bessere Bilanz haben als Getreide.

    • Alle Produktion, Mast von Tieren ist gezielte Eiweißproduktion!

      Eiweiß, Aminosäuren aus tierischen Produkten sind für den Menschen leichter verdaulich und auch essenzieller.
      Sehr leicht sind die von Eigelb und Milchprodukten.

      Fleisch hat auch Proteine, sind schwere verdaulich als ich die oben erwähnten, aber immerhin noch leichter, als die aus Pflanzen wie Leguminosen (Hülsenfrüchte: wie Erbsen, Bohnen, Lupinen usw.).

      Tierischen Eiweiß ist besser für den Menschen,
      tierisches Fett nicht,
      da ist pflanzliches besser!

  7. “….auf den alten Fehlvorstellungen, dass man unbedingt tierische Proteine bräuchte.”
    Ich bevorzuge einen wohlschmeckenden Zwiebelrostbraten(Fleisch MUSS immer durchgebraten werden, nicht medidum) oder einen köstlichen Wurstsalat. Wenn da Proteine drin sind, umso besser 🙂

    • da sind ja auch tierische Proteine drin, Mark!

      Es geht ja darum, die angebliche Massentier- oder Qualhaltung abzuschaffen und auf Insektenhaltung umzusteigen, damit wir genügend essenzielle Anionisäuren in unserer Nahrung haben können.
      Und wenn doe Bevölkerung auf unserem Erdball wachsen sollte, dann sind wir gewappnet!

  8. Insektenzucht wird sich hier nicht durchsetzen. Als Proteinquelle völlig unnötig. Die Futterverwertungsrate ist zwar deutlich besser als bei Wirbeltieren, aber auch bei Insekten gibt es Vererdelungsverluste. Es würde auf Züchtungen mit dünneren Chitinpanzern (Kohlenhydrat) und größeren Torsi im Verhältnis zu den Beinen, so dass die Viecher sich weniger bewegen können und einen verringerten Leistungsumsatz haben. Wenn solche Viecher ausbrechen, gibt es überall Matsche. Streicht man die großen Wabbelteile von der Kleidung weg – Matsche. Aber vielleicht können alte Vögel mit schlechtem Seh- und Flugvermögen ihr Verhungern hinauszögern.

    Aber selbst wenn nicht – das Reden von Insekten hierzulande beruht noch auf den alten Fehlvorstellungen, dass man unbedingt tierische Proteine bräuchte. Auch wenn der Körper Aminosäuren braucht, egal ob aus Pflanze, Tier oder Pilz, wird es bald ethisch einwandfrei produziert als sog. sauberes Fleisch (Laborfleisch) geben.

    Wer diese Entwicklung nicht abwartet und auch noch niemals in guten veganen Restaurants essen war oder den pflanzlichen Beyond Meat Burger gegessen hat (seit dieser Woche über PHW (Wiesenhof) in der Metro Cash and Carrier vertrieben, um konkurrierendes Potential zu erkunden – und trotzdem in Insektenzucht investiert, wäre zumindest sehr mutig.

    • Hab mir die Fragen durchgelesen, die Antworten aber nicht abgesendet.

      Zur Abfallverwertung und Verfütterung an Vieh machen Insekten Sinn. Aber nur hinsichtlich tierischer Abfälle. So könnte man die Insekten auf die Kadavertonne loslassen. Kadaver fein mahlen und im Sinne der Kreislaufwirtschaft auf dem Feld ausstreuen, ist ja verboten. Insekten mit Kadavern, Ringelschwänzen und herazsgerissenen Testikeln zu füttern, müsste aber auch erst mal erlaubt werden. 😅

      • Ist ja auch nur eine Wette.

        Bei der Menschenernährung, denke ich, wird die Entwicklung durch andere Entwicklungen überholt (Laborfleisch, Pflanzen- und “Chemie”-Burger), die schneller am Start sind und sich etabliert haben. Mehr als zwei “Systeme” nebeneinander sind ja selten, wenn sie ähnlich sind (hier: geschmacklich, ökologisch, nährstoffmäßig).

        In der Tierernährung, vielleicht, weil es da ja um optimales Aminosäurenprofil (Soja, Fischmehl, Soldatenfliege) geht, um bloß nicht zuviel Unverwertbares dem Organismus zuzuführen, was beim Menschen eher vorteilhaft ist (Ballaststoffe). Soja gedeiht hier nur mal nicht gut, so dass der Aufwand für Insektenzucht möglicherweise ökonomischer ist als die bisherige Kraftfutterherstellung.

        Machst Du ein Video, wie Du in den Beyond Meat Burger beißt, wenn ich Dir die Patties vorbeibringe? Ich hab ihn auch noch nicht probiert. Sind aber alle begeistert. Ist auch von PHW. Vielleicht trage ich doch noch mal ein Werder-Trikot.

        Hallo Leute …🍔 hmmm👌

        • Berthold Lauer sagt

          Wenn sich die Menschenernährung in die von Ihnen genannte Richtung entwickelt, entfällt ja auch die Notwendigkeit der Verwendung in der Tierernährung….

        • Bauer Willi sagt

          @AdT
          Klar mache ich ein Video. Und man hört ja überall, dass er gut schmecken soll. Und dann nehme ich Dich auf, wie Du in einen selbstgemachten “Insekten-Burger” beißt. Einverstanden? 🙂

    • fingerphilosoph sagt

      Die wahrscheinlichste Lösung dürfte sein, dass sog. “sauberes und ethisch einwandfreies Laborfleisch” sobald es in sehr großen Mengen industriell produziert werden muss, aus zermahlenen Insekten besteht. Das dürfte die billigste und einfachste Methode sein.

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