Bauer Willi, Video
Kommentare 56

Schnellkurs in Landwirtschaft (Video)

Dieses Video hat mir Christian geschickt. Ein Einblick in ein Jahr Landwirtschaft.

Meine Meinung: Es sollte in keinem Schulunterricht fehlen!

Danke an Christian für die viele Arbeit, die dieses Video sicher gemacht hat.

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56 Kommentare

  1. Arnold Krämer sagt

    Eine wesentliche Besonderheit des landwirtschaftlichen Berufes ist die starke emotionale Bindung, die im Kindesalter entweder über die Technik oder über die Tierhaltung erzeugt wird. Die Landwirtskinder wachsen mit den Tieren auf, sie wachsen mit dem Schlepper und den Maschinen auf. Der oder die eine interessiert sich hierfür, der andere mehr dafür. Oft entsteht daraus eine ganz besondere Leidenschaft für und Bindung an diesen Beruf oder an bestimmt Betriebszweige, aus dem heraus auch die Verletzlichkeit vieler Landwirte bezüglich der medialen und sonstigen Kritik am Berufsstand und seinen Arbeitsweisen resultiert.
    Diese Zusammenhänge sind nur in sehr wenigen anderen Berufen wirksam und feststellbar.
    Der Film versucht gerade über die Faszination Agrartechnik Außenstehende zu gewinnen und zu beeindrucken. Das gelingt meines Erachtens auch sehr gut, bildet aber nur eine Teil der landwirtschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland ab. Aber besser so als garnichts.

  2. Obstbäuerin sagt

    Dem Video fehlt die Aura vom harten Bauernleben, dass mit der Zeit und der Technik immer weniger beschwerlich wurde und eine Geschichte, die mal traurig und mal zum Lachen ist. Wenn ich dieses mit dem amerikanischen vergleiche, fühle ich mich sehr viel mehr vom letzteren angesprochen, obwohl ich gar nicht alles verstanden habe. Wenn den Kindern nur der Ackerbauer und Viehhalter nahe gebracht werden soll, ist es sachlich gut – ob es aber Kinder vom Hocker reißt…

    • Elisabeth Ertl sagt

      Naja, die Technik wird manche Buben schon ansprechen. Nur, unter Natur stellen sich halt die meisten Leute heute etwas anderes vor, als riesige Felder.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Nicht nur die Buben, auch die Mädels die kaum laufen können, schauen nach dem BrumBrumm. Gerne nehme ich das Gas zurück um sofort wieder voll durchzutreten.
        Kommt bei den Mädels gut an, besser als die Natur. 🙂

        • Paulus sagt

          Ehemaliger, ich kann dir versichern, dass auch erwachsene Frauen, die üblicherweise dunkelblaue Kostümchen und hohe Schühchen tragen, sich dieser Faszination nicht entziehen können. Anlässlich einer Blockade französischer Bauern durfte meine Gattin einmal so ein richtig großes BrumBrum fahren … 🙂
          So ein Event wäre vielleicht mal was für die Girls-Days.
          Und jetzt kommt die wichtige Erkenntnis: So für jeden Tag konnte sich meine Frau das nicht vorstellen. Zigmal auf einem trostlosen Acker hin und herzufahren ist zwar möglicherweise kontemplativ aber was die Erfüllung betrifft nicht so richtig überzeugend. Jetzt frage ich schon gar nicht mehr nach den unattraktiven Löhnen in der Landwirtschaft, verglichen mit den Facharbeiterlöhnen bei Schäffler.

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          • bauerhans sagt

            beim pflügen früher hatte ich die besten aktienkaufentscheidungen getroffen,heute läufts schlechter,weil ich nur noch grubbere.
            sollte ich nochmal ernsthaft drüber nachdenken.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Paulus,
            du hast eine Negative Stimmung, man sollte immer das positive sehen.
            Heutzutage haben die Trecker Tschipiäs (GPS) am Bord, da kann die Frau des Bauer während dem Pflügen die Nägel lackieren. 😉

            Als Angestellte bei Schaeffler geht das nicht.

  3. Gephard sagt

    Hier wird ja gerne über die grüne Ökopropaganda in den Medien geklagt. Wie unterscheidet sich dieses Video jetzt davon? Es mag vielleicht mehr eure Meinung widerspiegeln, aber es ist dennoch sehr einseitig. Da wird zum Beispiel die Humusschicht umgewälzt (falls überhaupt noch vorhanden) und die Begründung dafür lautet: haben wir schon immer so gemacht. Interessanterweise habe ich hier bei Willi erfahren, dass die konventionelle Landwirtschaft den Boden längst nicht mehr so invasiv bearbeitet.

    Wenn ihr also sachliche und neutrale Berichterstattung wünscht, dürftet ihr auch diesen PR-Film nicht unkritisiert lassen.

    • Oberländer sagt

      Ackerboden wird immer bearbeitet egal ob bei bio oder konvi.
      Ob mit Pflug oder mit Grubber ist beides richtig oder beides falsch,
      beide Systeme haben ihre Berechtigung.

    • Dorfmensch sagt

      Sehr geehrter Herr Gephard,
      was wissen Sie vom Humus? Offensichtlich wenig. Bitte informieren Sie sich durch Fakten (dazu gibt es umfangreiche wissenschaftliche Literatur) und nicht postfaktisch.
      Das sagt Ihnen jemand, der sich wissenschaftlich ein Berufsleben mit Humus beschäftigt hat. Möglicherweise ist das für die geübten Landwirtschaftskritiker mit unabänderlicher vorgefasster Meinung völlig unteressant.

      • Gephard sagt

        Ich habe die Information aus einem Gartenbuch, wo es aber ums Umgraben geht. Demnach wäre es nicht gut Restbiomasse zu tief unterzugraben, weil sie dann schlecht verrottet und sogar Giftstoffe absondert und den Humus schädigt. Zudem sei die Humusschicht ein empfindliches Mikrobiotop, dass unter diesen Eingriffen stark leidet und sich nicht erholen kann, wenn man es regelmäßig so umkrempelt.

        Zudem habe ich mal eine Hofbesichtigung gemacht, wo der Landwirt davon erzählte, dass er zum Schutze der Humusschicht nicht mehr pflügen würden. Es war allerdings eine Biolandwirt. Der zählt hier ja nicht als Experte. Zudem habe ich hier bei Bauerwilli auch davon gelesen, dass man mit Glyphosat den Boden weniger bearbeiten müsste und somit das Bodenleben geschont wird.

        Was ich bislang an Quellen gefunden habe, deutet immer darauf hin, dass sich Pflügen negativ auf den Humusgehalt und das Bodenleben auswirkt.

        http://www.vhe-nord.de/fileadmin/Redaktionsdaten/pdf/20013_3_Goebel_Bodenbearbeitung.pdf

        Falls du andere Quellen hast, nur her damit.

  4. Paulus sagt

    Ein wirklich gut gemachtes Video, vielleicht sogar ein wenig zu gut gemacht. Allein die Geschichte mit der Tierhaltung kommt mir zu kurz. Damit meine ich nicht die Milchviehhaltung oder die Schweinemast. Ich meine die Betriebe, die sich eher nicht aus der Deckung trauen. Warum zeigt man z.B. nie einen Putenmaststall, in dem die
    Tiere kurz vor der Schlachtreife sind? Damit könnte man den Verbrauchern vielleicht die Notwendigkeit derartiger Intensivhaltungen erklären, und zwar indem man ihnen glasklar verdeutlicht, dass nicht die Bauern sondern sie es sind, die solche Bilder erzwingen. Das scheut die Erzeugerseite, und dann zeigt man sich gekränkt wenn irgendwelche NGO’s die Deutungshoheit erlangen. Wenn man sich vor dem Überbringen vermeintlich unangenehmer Wahrheiten in die Hose scheißt, darf man sich nicht wundern wenn man in die Defensive gerät und am Ende ganz dumm dasteht.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Ich fürchte, dass dann auch der Bauer schuld ist, letztendlich bietet der die Puten an.

      Im Spiegelforum meint mal ein User, ihn als Käufer trefft keinen Schuld an der Tierhaltung in Massen, er hat keine andere Wahl als dieses Fleisch zu kaufen.

      • Paulus sagt

        Ehemaliger, ich wage dir zu widersprechen. Wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe ist es, dass man nur mit ungeschönten Wahrheiten weiterkommt. Glaub mir, alles andere geht über kurz oder lang nach hinten los. Wie man Wahrheiten vermittelt steht auf einem anderen Blatt und ist dem Geschick des Übermittlers überlassen.
        Wenn ein Mäster mit 10 Putenställen sagen würde, ihr verlogenen Arschlöcher wollt es doch nicht anders und ich verdiene gut daran wäre er glaubwürdig. Mit dem ewigen Versteckenspiel und geschöntem Trallala erreicht er genau das Gegenteil.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Der Bauer ist sowieso schon an allem schuld. Es gibt aber auch andere Putenhaltung, nur ist das Fleisch teurer. Und man könnte so den Verbraucher vorführen, der sehr wohl eine Wahl hat, wenn er denn will. Denn niemand ist gezwungen, irgendetwas Bestimmtes zu essen. Manche essen z.B. vegan und überleben es auch, wobei ich vegan nicht propagieren würde. Aber zwischen vegan und perverser Putenbrust liegt ein weites Feld.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Viel wären geschockt, wenn sie ihre Putenbrust außerhalb der Plastikverpackung sehen würden. Anschließend würden die kein Putenfleisch mehr kaufen,
          für 14 Tage
          und der Putenmäster hat den finanziellen schaden. Warum soll er dem Kunden seine Vögel mit viel zu großer Brust zeigen?

          Ja, der Verbraucher hat die Wahl, er zeigt es jeden Tag an der Ladenkasse.

  5. Obstbäuerin sagt

    Das die Kinder zu Fuß in die nächstliegende Schule gingen, Ehemaliger, fand ich sehr viel besser als jetzt, wo sie bis vor die Schultür gefahren werden und dann oft kilometerweit entfernt in eine Privatschule. Und heute Nacht habe ich wegen dem Autobahnlärm kaum ein Auge zugemacht.

  6. Andreas John sagt

    Da fehlt mir die Vielfalt, schließlich gibt es auch kleinere Höfe, Biohöfe und handwerkliche Verarbeitung von Lebensmitteln, sowohl die großen Felder als auch klein strukturierte Regionen und Betriebe gibt es.
    Gerade durch die ´Verarbeitung unterscheiden sich hier Bioprodukte von den industriell hergestellten. Der Verbraucher hat hier die Wahl.
    „Satt“ machen ist jetzt auch nicht so gut, wir bieten „Genuss und Sicherheit“ oder etwas in diese Richtung wäre besser, meiner Meinung nach.
    Das Video hat Potential, ist toll gemacht, vielen Dank dafür, aber ich würde es noch einmal überarbeiten.

  7. Stadtmensch sagt

    Hm… Keine Ahnung was da los ist. Früher hieß es Tal der Ahnungslosen, jetzt wirkt wahrscheinlich eine Filterblase…

    https://magazin.spiegel.de/SP/2019/35/165581356/index.html

    [….] Ei­ner­seits ist die deut­sche Ein­heit eine bei­spiel­lo­se Er­folgs­ge­schich­te. Mehr als zwei Bil­lio­nen Euro flos­sen in das ge­schicht­lich ein­ma­li­ge Pro­jekt. 65 Pro­zent der Sum­me wa­ren So­zi­al­leis­tun­gen, 300 Mil­li­ar­den in­ves­tier­te die Bun­des­re­pu­blik in die ost­deut­sche In­fra­struk­tur. In wei­ten Tei­len sind die ver­fal­le­nen Städ­te tat­säch­lich auf­ge­blüht, die holp­ri­gen Au­to­bah­nen ge­glät­tet, ha­ben sich die all­ge­gen­wär­ti­gen Braun­koh­le­schwa­den ver­zo­gen.
    Die Ar­beits­lo­sig­keit, über Jahr­zehn­te die größ­te Sor­ge der Ost­deut­schen, ist seit Jah­ren stark rück­läu­fig. Auf ih­rem Ze­nit, 2005, lag sie in den neu­en Län­dern bei 20,6 Pro­zent. Im Mo­ment sind es noch 7. [….] Die Ge­häl­ter sind im Os­ten nied­ri­ger, ja, aber auch die Mie­ten und die Im­mo­bi­li­en­prei­se. Fa­mi­li­en fin­den leich­ter eine Kita. Die durch­schnitt­li­chen Ren­ten von Män­nern und Frau­en sind im Os­ten so­gar leicht hö­her. Die Agen­tur Pro­gnos hat die Le­bens­qua­li­tät in den 16 deut­schen Bun­des­län­dern un­ter­sucht: Bis auf Sach­sen-An­halt lie­gen alle ost­deut­schen Län­der im Bun­des­schnitt oder dar­über.
    Meck­len­burg-Vor­pom­mern hat Bay­ern als be­lieb­tes­tes Som­mer­ur­laubs­land der Deut­schen ab­ge­löst. [….]
    (DER SPIEGEL Nr. 35, 24.08.2019)

    • Stadtmensch sagt

      Oh sorry. Kein Themenbezug. Kommentar sollte als Antwort auf den Ehemaligen Landwirt erscheinen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Dass die Umwälzungen nach der Wende und die Geschwindigkeit der Arbeitslosigkeit nicht spurlos an den Menschen vorüber gingen, kann ich schon nachvollziehen, auch das manche damit überhaupt nicht mehr klar kamen, verstehe ich auch.
      Viel leicht hat man das mit den blühenden Landschaften auch falsch verstanden.
      1991 wurde eine Gruppe Jugendliche in unser Ort eingeladen, an einem Aussichtspunkt meinten sie, ihr habt es Gut, ihr braucht nur einen Handwerker anstellen, der baut euch das Haus. Dass bei 99 % viel eigener Schweiß bei den Häuslebauern geflossen ist, das wussten die nicht.

      Ich war 1990 in der noch DDR, war 1991 im Raum Dresden und Meisen, war 1992 in Potsdam und habe mir die Seitenstraßen der Prachtstraße für die 40 Jahre Feier angeschaut, alles verfallen, nur das Holländerviertel wurde renoviert.

      Vor einigen Jahren fuhr ich in einem Bus nach Rügen, vom Berliner Ring abgesehen, Autobahnen vom feinsten, alle mit 2 Spuren, mit wenig Fahrzeuge. Der Gedanke an die A5 trieb mir die Tränen in die Augen, wegen der Überlastung und den Schäden am Belag.
      War auch in Stralsund, da gab es Häuserzeilen wo die Hälfte renoviert waren, die Schäden an den nebenstehenden zeigten deutlich, dass man in der DDR nicht einmal in der Lage war, die Dachrinnen zu reparieren.
      Auch bei uns, im tiefen Schwarzwald und auf dem schwäbischen Alb gibt es Ortschaften, wo vom aussterben betroffen sind, weil kein Laden und kein Arzt mehr im Ort ist und der letzte Gewerbebetrieb geschlossen hat
      Wir leben im Oberrheingraben, das war nach dem 2 Weltkrieg Grenzland. Während in Württemberg sich namhafte Firmen sich ansiedelten, kam bei uns der Reichtum aus der Landwirtschaft, aber nur für die, die eine Landwirtschaft besaß. Durch die Aussöhnung mit Frankreich ging die Industrialisierung schnell vonstatten und jetzt haben wir einen Fachkäftemangel von 4.000 Menschen, obwohl viele Franzosen bei uns arbeiten.
      Eigentlich hättet ihr in den letzten 25 Jahren auch eine Erfolgsgeschichte schreiben können, aber sich nur beklagen und auf die Straße zu gehen schafft keine Arbeitsplätze.
      Auch ich sehe die Asylpolitik als sehr kritisch, aber das ständige „Ausländer raus“ auf der Straße schreckt ausländische Kapitalgeber ab und hilft euch nicht weiter.

      • Obstbäuerin sagt

        Ja Ehemaliger, so war das. Die alten Häuser waren ein wenig vernachlässigt und jeder freute sich über eine ordentliche ferngeheizte Neubauwohnung. Aber unsere Kinder gingen kostenlos in die Krippe und in den Kindergarten. Das Ferienlager war ebenfalls bis auf einen Obolus von 12 Mark sehr kostengünstig und von jeder Familie bezahlbar. Bibliotheken waren kostenlos und alle Kinder gingen zu Fuß in die nächstliegende Schule. Die Autobahnen im Osten wurden anfangs mit der Osthilfe von Westfirmen gebaut und die bauen noch heute. Das Geld ist über einen Umweg im Osten wieder in den Westen zurückgeflossen. So unterschiedlich wie die Perspektiven und die unmittelbare Betroffenheit – so unterschiedlich das Resümee.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Selbstverständlich haben die Westfirmen am Autobau verdient, aber die Autobahnen habt ihr.
          Unmittelbar bei uns wurde die Autobahn neu gebaut, jetzt fließt der Verkehr besser, aber verdient habe ich dabei auch nichts.

          Kam das Material aus dem Westen, oder von euch, waren die Bauarbeiter alle vom Westen, oder waren auch welche vom Osten dabei.

          Unsere Kinder gingen auch zu Fuß in den Kindergarten und zur Schule wie ich auch und das hat nicht geschadet.

          • Obstbäuerin sagt

            Das die Kinder zu Fuß in die nächstliegende Schule gingen, Ehemaliger, fand ich sehr viel besser als jetzt, wo sie bis vor die Schultür gefahren werden und dann oft kilometerweit entfernt in eine Privatschule.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Der älteste ist mit dem Zug und Bus zu Gymnasium
              und der Jüngste mit dem Zug nach Karlsruhe, 60 Km zu Fuß war doch nicht zumutbar. Zu meiner Zeit mussten manche bis 5 Km zur Schule laufen und damals gab es noch Schnee.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Ach jetzt habe ich das fast vergessen, durch unsere Gemarkung wurde eine ÖL- Pipeline erneuert, eine Firma aus dem Osten, zumindest der Bauleiter war sprachlich als Ossi zu erkennen.

  8. bauerhans sagt

    gesternabend die Nordreportage im NDR um 18.15
    da gings ums Hühnerretten und ein Kuhaltersheim und wie verkorkste Reitpferde wieder flott gemacht werden.
    sehr viel emotionen,das kommt an!

  9. Arnold Krämer sagt

    Mit diesem Film kann man einen sehr guten Eindruck davon bekommen,
    1. wie kapitalintensiv Landwirtschaft insbesondere die Bodenproduktion ist (der landwirtschaftliche Arbeitsplatz ist einer der teuersten in der gesamten Volkswirtschaft).
    2. welche Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft erzielt worden sind und
    3. wie viele Arbeitskräfte freigesetzt wurden durch den technischen Fortschritt.

    Davon haben die Landwirte profitiert, weil ihre Arbeit deutlich erleichtert worden ist. Der Preis den sie bezahlen müssen, besteht in den vielen Betriebsaufgaben, etwas beschönigend als Strukturwandel bezeichnet.
    Im wesentlichen sind es die Verbraucher, die nur noch 10-15 % ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen. Und der Anteil, der bei den Rohstoffproduzenten, den Landwirten ankommt, ist in den letzten Jahrzehnten immer geringer geworden.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Die Arbeit wurde vielleicht körperlich erleichtert, Herr Krämer, weniger wurde sie aber nicht. Hinzugekommen sind
      – die Belastung durch hohe Verschuldung,
      – großes unternehmerisches Risiko,
      – viel Stress bei der Koordinierung der Betriebsabläufe,
      – starke Unsicherheit infolge wirtschaftlicher und politischer Unwägbarkeiten und nicht zuletzt
      – der Verlust gesellschaftlicher Akzeptanz.
      Insgesamt eine bedenkliche Entwicklung, bei der manchmal die aufgebenden Betriebe besser dastehen als diejenigen, die weitermachen.

  10. Elisabeth Ertl sagt

    Sehr informativ, sehr realistisch, spricht den Intellekt, aber leider nicht das Gefühl an. Ein österreichischer Lehrer würde diesem Film einen anderen gegenüber stellen von einem kleinen romantischen Direktvermarkter, und dorthin wird die Sehnsucht sich lenken. Das Problem ist: Wir haben Jahrtausende auf kleinen Höfen gelebt, vor 200 Jahren noch zu 75%, vor 100 Jahren zu 40%, hatten vor 50 Jahren noch Verwandte, die dort gearbeitet haben. Das ist noch in unseren Genen, in unserer Seele. Der Positivismus ist erst 150 Jahre alt und war auch damals erst die Haltung einer winzigen Oberschicht. Der Hinweis darauf, dass nur die Umgestaltung der Landschaft durch die moderne Landwirtschaft im Laufe der letzten 200 Jahre es nun ermöglicht, die verdreifachte Bevölkerungszahl zu ernähren, prallt ab am kollektiven Unbewussten, welches als solches eben auch eine Realität ist. Ist es so etwas wie Beseeltheit, nach der sich das kollektive Unbewusste in Wahrheit sehnt? Ein Umgang mit der Natur, bei welchem Wissenschaft, KUNST (!!) und Ethik kein Widerspruch sind? Ich denke an einen Ausspruch Goethes: „Wir sind naturforschend Pantheisten, dichtend Polytheisten, sittlich Monotheisten.“ Oft hört man, der Umgang mit der Natur sei vor 200 Jahren vom rechten Weg abgekommen. Grund war die wachsende Bevölkerung. Kann es sein, dass wir als Kollektiv unbewusst bereit sind, unsere individuellen Leben zu opfern, um als Gesellschaft dorthin zurückzukehren und einen anderen Weg einzuschlagen? Diese Rückgriffe auf vergangene Zeitalter kamen in der Geschichte immer wieder vor und haben ein hohes kreatives Potential entfaltet: Die Renaissance als Rückgriff auf die Antike, die Romantik als Rückgriff aufs Mittelalter, und jetzt eben der Rückgriff auf den Deutschen Idealismus von Klimaforschung, biologischer Landwirtschaft und einem leider meist allzu museal und somit falsch verstandenen Artenschutz, den auch Pogacnik kritisiert: Die Erde ist in fortwährender Wandlung begriffen. Für den, welcher „den Sprung ins kalte Wasser“ wagt und der Natur jenseits des Rationalen begegnet, wird die Erde von unsichtbaren Wesenheiten in jedem Moment neu erschaffen, wir sollten uns dem Wandel daher nicht verschließen, sondern ihn bewusst mit der Erde gemeinsam gestalten.
    Ich weiß. harter Tobak, aber irgendwo in der Tiefe des Unbewussten scheinen solche Vorgänge sich abzuspielen.

    • Stadtmensch sagt

      Liebe Elisabeth,
      der Glaube an die Beseeltheit (Animismus) hat sich durch alle „Theismen“ erhalten und hilft vielen nicht in Nullen und Einsen denkenden Menschen, ihre Mitwelt achtsam zu behandeln.
      Wie sonst konnten die Indianer in Nordamerika 25000 Jahre lang stabil wirtschaften, ohne alles zu vernutzen was da an Hülle und Fülle war.
      Dann kamen die Plusmacher. Die Wohlstandsmaximierer mit ihrer komischen „Erde untertan“ Religion. Sie leben in der „Wohlstandsfalle“
      und können nicht zurück zum einfachen Leben, ohne zu leiden. Als ob das Leben abgearbeitet werden muss..
      Jetzt hocken alle in ihren Büros und draußen fährt einer durch die maschinengängige Agrarwüste.
      Der Laden fliegt uns sowieso um die Ohren. (Jetzt kommt gleich wieder der Ehemalige und sagt was mit Jammern… aber ich darf das, denn ich bin ja schließlich ein Jammerossi)
      😉

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Ich bin immer noch da.
        Während die armen Menschen im Büro hockten, war ich in den Reben am arbeiten, selten auf dem Traktor, der hatte noch nicht einmal eine Klimaanlage, weil man mit der Kabine nicht unter den hochstämmigen Kirschbäume fahren konnten. Während die armen Büromenschen des benachbarten Betriebes um 16 Uhr den Büroschlaf beenden mussten, hatte ich das Glück noch bis 20, oder auch mal bis 22 Uhr in frischer (die Stadtmenschen würden sagen, in vergifteter) Natur zu arbeiten.

        Übrigens, den Jammerossi im Osten kenne ich nicht persönlich, der Westossi jammert ständig, meint meine Frau über die ehemaligen Ossi.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Inga,
            der Reichtum hielt sich bei uns in Grenzen, durch die Realteilung gibt es bei uns sehr kleine Äcker, in einer kleinen Größenordnung, die ihr euch nicht vorstellen könnt.

            Getreide wurde an einer stationären Dreschmaschine gedroschen, bis einer ein solches Gerät kaufte und für andere drosch.
            Da ich voll auf Obstbau umstellte war das für mich kein Thema. Finanziell lohnte sich die Umstellung, auch bei einem Getreidepreis von damals 40.- DM je 100Kg.

      • bauerhans sagt

        “Der Laden fliegt uns sowieso um die Ohren.”

        später,ich muss meine abschreibungsmodelle noch nutzen.

      • Bauer Willi sagt

        Das mit den Indianern ist schnell erklärt. Nordamerika wurde von Norden her besiedelt. Ein riesiges Land für ein paar tausend Menschen.
        Die Bisons haben dann diejenigen erledigt, die aus dem Osten kamen (jetzt nicht persönlich nehmen, ich meine die europäischen Siedler, aber das passte gerade so gut) 🙂

        • Stadtmensch sagt

          “für ein paar tausend Menschen”

          Über 10 Millionen waren es schon, sagt die Wissenschaft. Und die großen Säugetiere haben sie auch ausgerottet (Säbelzahntiger, irgendwelche Riesenbären, usw.) Siehe “Natur und Macht: Eine Weltgeschichte der Umwelt”

          Jetzt muss ich aber weiter meinen Büroschlaf machen…

      • Elisabeth Ertl sagt

        Dieses Indianerleben wird immer so verklärt! Ich kenne eine Geschichte, von einer Indianerin geschrieben. Da lässt der Stamm im Winter irgendwann seine Alten zurück, weil es nicht genug zu essen gibt. Die beiden Frauen hatten sich mit ihren schwindenden Kräften wie Pensionistinnen verhalten und sich nicht mehr bis zum Äußersten angestrengt, um für die Gemeinschaft zu arbeiten. Zurückgelassen, mit all den Altersbeschwerden auf sich allein gestellt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als nochmals alle Kräfte zusammen zu nehmen und für sich selber zu sorgen. In der ersten Zeit ist das Überleben nicht sicher. Mit der Zeit geht es dann besser, sie nutzen ihre Erinnerung und gehen dorthin, wo es immer viel Nahrung gegeben hat. Dort gelingt es ihnen sogar, mehr Vorräte anzulegen, als sie selber verbrauchen. Und irgendwann kommt dann der Stamm vorbei, ausgehungert wegen fehlender Erfahrung. Man verzeiht einander und findet wieder zusammen.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Und, Stadtmensch, ich gehöre nicht zu jenen, die in Einsen und Nullen denken. Wir bewirtschaften diesen kleinen ererbten Hof nur aus Idealismus noch, wir geben mehr Geld dafür aus, als wir einnehmen. Und wenn dann ein Stadtmensch, der seine Eier beim Aldi kauft, am Wochenende , wo wir genauso für unsere Tiere arbeiten wie an jedem anderen Tag, seine Seele erbaut am Flug des Habichts, der unsere frei laufenden Hühner holt, und wenn sich seine Seele verzehrt in Sehnsucht nach dem Anblick des Wolfes, dessen Scheiße er irgendwo gefunden hat, und der meine Schafe bedroht, und wenn ich dann seine halbvolle Billig-Elektrolytgetränkedose aus dem Gebüsch klauben muss und in den Sammelbehälter 100 Meter weiter werfen, dann hält sich mein Respekt vor der Achtsamkeit dieser Individuen der Natur gegenüber sehr in Grenzen.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Denn derjenige, dem das Wetter tagtäglich vor Augen führt, welch kleinen Anteil an seinem Erfolg er eigentlich selber hat, derjenige, der sich bei jedem Schlachtakt zwangsläufig der Erinnerung daran aussetzt, dass auch seinem eigenen Leben von übergeordneter Instanz ein Ende gesetzt werden wird zu einem Zeitpunkt, den er nicht kennt, und wer die Natur auch dann hautnah zu spüren kriegt, wenn er er seinen Tieren bei noch so rauem Wetter rechtzeitig zu neuer Weide verhelfen muss, der wird ganz automatisch spirituell. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es im 21. Jahrhundert nicht schick ist, über so private Dinge öffentlich zu sprechen. Und diese Spiritualität hat möglicherweise einen anderen Tiefgang als die Freizeit-Wellness-Spiritualität eines Städters.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Wir arbeiten auch schon an der Verkleinerung unserer Bevölkerungszahl: Wir haben wenige Kinder, wir wollen keine Zuwanderung, wir bieten den Alten und Kranken auch schon Hilfe beim Selbstmord an … makaber, aber wahr!

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