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Reif für die Insel

Unsere Sprache verrät es: Eine „Insel der Glückseligkeit“ ist der Inbegriff für das perfekte Dasein. Überschaubar und sicher sein im tosenden Meer der Befindlichkeiten. Und dazu einen eigenen Hof. Die Krönung wäre also ein eigener Bauernhof auf der eigenen Insel.

Fernsehtipp: 05.07.2015, 14:00 Uhr NDR, Insel Öhe – Familienglück und Kuhgebrüll.

Eigene Insel – eigener Hof

Das gibt es tatsächlich. Mathias Schilling heisst der Inselbauer. Er besitzt die 72 Hektar große Insel Öhe, gleich neben dem Urlaubsparadies Rügen an der Ostsee. Dort grasen seine französischen Fleischrinder auf naturbelassenen Salzwiesen. Doch es nicht mein Ziel Ihnen verklärende Romantik zu zeigen. Die Inselstory bietet die Gelegenheit, einen Blick auf eine erfolgreiche unternehmerische Überlebensstrategie eines Bauern zu richten. Denn so eine Insel ist mitten im Wasser und Sie ahnen es vielleicht schon: Der Bauer kann nicht einfach zupachten und vergrößern. Und auch nicht intensivieren, weil der Gewässerschutz das nicht zulässt.

Im Sinne der klassischen Wachsen-oder-Weichen-Theorie ist das also eine mehr oder weniger „beschissene“ Situation. Das akzeptierten auch schon die alten LPG-Herrscher in der DDR-Zeit. Weil die Insel damals zu klein war für eine LPG, blieb sie im Familienbesitz.

Was also tut ein Bauer, wenn er nicht zupachten, nicht vergrößern, nicht intensivieren kann und trotzdem Bauer bleiben will? Es muss ihm gelingen die Wertschöpfung aus seiner limitierten Produktion zu erhöhen. Mathias Schilling, und seine Familie investierten strategisch in die eigene Vermarktung. Dazu betreibt er einen eigenen Laden in der angrenzenden Stadt Schaprode . Als er merkte, dass dies erfolgreich war, kaufte er noch einen Gasthof dazu. Er ist also nun Bauer, Direktvermarkter und Gastwirt in einer Person. Klingt nach Stress und Doppelbelastung, zeigt aber auch wie zielstrebiges Engagement Menschen beflügelt zu wachsen. Erfolg kommt nicht von allein.

Den Familienbesitz bewirtschaften, davon zu leben und das Lebenswerk an die nächste Generation zu vererben ist Unternehmertum und Bäuerlichkeit zugleich. Inselbauer Mathias Schillings macht das und ist dadurch unabhängig. Er schafft seine eigene Marke und verkauft seine eigenen Produkte. Das ist doch ein Stück Selbstbestimmung und persönliche Genugtuung.

Es ist also etwas dran an der „Insel der Glückseligen“. Solche bäuerlichen Inseln können überall dort entstehen, wo Landwirte begreifen, dass das Überleben mit kaum mehr wertgeschätzten Massengütern immer schwieriger wird.  Sicherlich sind nicht alle „reif für die Insel“. Aber einige Bauern, die den Mut und das Geschick haben sich „ihre Insel“ zu schaffen, werden so ihr Glück finden.

Euer Bio-Bauer Alois von seiner „Insel im Allgäu“  😉

Links für Ausflügler und Urlauber:

Weitere Infos:

Titelbild Quelle: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/schoenes_landleben/schilling119_v-contentxl.jpg

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7 Kommentare

  1. Biobauer Andreas sagt

    Erst dacht ich, wow der „Willi-„Junior hat aber schnell fertigstudiert und seine Marktlücke gefunden, aber dem „“Schilling“ fehlt das „s“ am Ende und der hiess ja auch David 🙂

    Und wenn wir Bauern alle anstatt zu wachsen oder zu weichen uns unsere eigene Insel der Glückseeligkeit schaffen, dann wäre die Welt wieder ein kleines Stück schöner.

    Schönes Wochenende (endlich ohne Heuernte) Biobauer Andreas

  2. Weserwirt sagt

    Der kleine Bauer Willi auf den Schultern seiner Mutter hat schon den großen Überblick!

  3. bauerhans sagt

    ich hatte den ndr bericht gesehen und frage mich: wie lange halten mathias und seine familie die enorme arbeitsbelastung aus ????
    hier wurde vor zwei jahren ein hofcafe eröffnet und wird durch die bauernfamilie mit aushilfskräften betrieben…..insbesondere am wochenende von morgens bis abends….
    neulich traf ich die seniorchefin,die etwas schnippich bemerkte: WIR wollen das ja so!!

  4. Sandra Schobel sagt

    das Problem ist nur, wenn jeder eine Insel hat ist es kein Alleinstellungsmerkmal mehr und es wird „zur Masse“…

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