Bauer Willi
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Nitrat – natürlich

Über kaum einen Nährstoff wird so heftig diskutiert wie Nitrat. Besonders heftig dann, wenn es im Wasser vorkommt. Dazu ein paar Gedanken und Zahlen. Einige dieser Daten habe ich von der Seite des Landesamtes für Verbraucherschutz in Niedersachsen.

Nitrat kommt im Boden natürlich vor. Pflanzen benötigen Nitrat zum Wachstum und nehmen es über das im Boden vorkommende Wasser auf. Ohne Nitrat gibt es kein Pflanzenwachstum. Es wird in der Pflanze gespeichert, wobei dies je nach Kultur, aber auch nach Jahreszeit unterschiedlich ist, weil die Pflanzen seit jeher ein unterschiedliches Aneignungs- und Speichervermögen haben. Nitrat ist für den menschlichen Körper relativ unbedenklich, kann aber durch Bakterien im Mundraum und Magen in Nitrit umgewandelt werden. Gleiches geschieht auch bei erneutem Aufwärmen von nitratreichen Lebensmitteln wie z.B. Spinat.

Was kaum einer weiß: Nitrat hat positive Effekte auf den Blutdruck sowie den Blutzuckerspiegel.

Für Produkte pflanzlichen Ursprungs hat die EU Nitrathöchstgehalte festgelegt. Dieser Wert beträgt für frischen Spinat 3.500 mg/kg, für Rucola je nach Jahreszeit 6.000 bis 7.000 mg/kg. In allen Proben, die das LAVES (Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) in der Zeit von 2006 bis 2013 untersucht wurden (1.241 Proben) wurde der zulässige Grenzwert in 4 Fällen bei Kopfsalat, in 12 Fällen bei Spinat überschritten. Bei allen anderen Kulturen konnte im gesamten Zeitraum keine Überschreitung festgestellt werden.

Der Grenzwert für Nitrat im Leitungswasser beträgt 50 mg/l bzw. kg. Die nachfolgenden Zahlen sind Mittelwerte, die das LAVES in ihren Messungen über den Zeitraum von 8 Jahren ermittelt hat (der Median weicht nur um wenige mg davon ab) Es handelt sich dabei um Nitrat, das, wie oben beschrieben, natürlich in den Kulturen vorkommt.

Mit dem Verzehr von 2 mittleren Kartoffeln (200 g) nimmt man bereits 28 mg Nitrat auf. Als Gemüse dazu 200 g Kohlrabi entspricht 260 g Nitrat. Zum Nachtisch gibt es 200 g Rhabarber, der 168 mg Nitrat enthält. Isst man statt 200 g Kohlrabi lieber die Hälfte, nämlich 100 g Feldsalat, so nimmt man 191 mg Nitrat auf. Wer gerne Rucola isst: 100 g enthalten 430 mg Nitrat. Und selbst bei „ein paar Blättchen“, also 50 g sind es immerhin noch 215 mg Nitrat. Kommen auf die Kartoffeln nur 10 g Petersilie, entspricht dies immerhin 22 mg Nitrat. Ich habe hier lediglich die Werte für Gemüse aufgeführt. Natürlich enthalten auch Getreide, Obst und tierische Lebensmitteln Nitrat. Nitrat ist halt etwas ganz natürliches. Und wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, nimmt mehr Nitrat auf, weil er zur Deckung seines Energiehaushaltes mehr pflanzliche Kost zu sich nimmt als ein Fleischesser.

Diese Zahlen sollen nicht verharmlosen, sondern lediglich darstellen, dass die Hauptquellen für die menschliche Aufnahme von Nitrat nicht im Trinkwasser zu suchen sind.

Wer sich genauer informieren will, hier der Link zum LAVES:

http://www.laves.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=20053&article_id=74011&_psmand=23

Fachlich fundierte, wissenschaftliche Zahlen und allgemeinverständliche Erklärungen für Jedermann. Aber ich kann mir schon wieder vorstellen, wie jetzt die Diskussion läuft….

Euer Bauer Willi

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113 Kommentare

  1. Walter Parthon sagt

    Werner Schwarz

    Essen – eine Frage der Moral?

    „Essen war immer eine Frage des guten Geschmacks. Das muss es auch bleiben. Aber heute spielt auch die Moral eine wichtige Rolle an unseren Mittagstischen. Wie beeinflusst mein Ernährungsstil das Weltklima, den Tierschutz oder die Kleinbauern in Westafrika? Die Fragen scheinen kein Ende zu nehmen, aber der Appetit sinkt bei vielen, die sich auf solche Einwände einlassen. Jeder Bissen ein Gewissensbiss – ist das die Zukunft? Ich denke nicht. Essen und Trinken soll doch Leib und Seele zusammenhalten. Es ist mehr als Nahrungsaufnahme. Es ist aber nicht dazu angetan, die Welt zu retten.

    Ich finde es schade, dass unser Essen von einem Mode- zu einem Reizthema geworden ist. Und ich halte es für falsch, wenn man das Essen wählt, um sich moralisch von anderen abzuheben. Ich sage Ihnen: Wir Bauern beliefern alle, die sich ökologisch, vegetarisch, vegan ernähren. Wir freuen uns sogar über Menschen, die sich engagiert mit ihrer Ernährung auseinandersetzen und hoffentlich mehr für Lebensmittel ausgeben. Aber das Thema ist nicht dazu geeignet, moralisch auf den Schultern derjenigen abgeladen zu werden, die das nicht wollen oder können.

    Ich halte es geradezu für gefährlich, wenn unser Minister erklärt, wir Bauern müssten uns eine neue ethische Begründung für das Halten und Töten von Tieren ausdenken, weil es Alternativen zum Fleischverzehr gibt. Ist es denn moralisch verwerflich, was wir tun? Ich sage Ihnen ehrlich: Die Diskussion läuft in einer Art und Weise, die uns Landwirten zu schaffen macht. Es geht nicht mehr um sachlich falsch oder richtig, sondern um moralisch gut oder böse. Und das darf nicht sein!

    Nutztierhalter nehmen ihre Verantwortung wahr. Nur wenn es unseren Tieren gut geht, dann geht es auch uns gut. Und dieses meine ich gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit nicht finanziell, sondern emotional. Tatsächlich ist es im Moment so, dass wir an unseren Familien sparen, nicht an den Tieren im Stall!

    Allerdings gilt auch: Unsere Nutztiere haben keinen Selbstzweck. Sie sind nicht um ihrer selbst willen da. Aber gilt das nicht ebenso für jedes Wildtier? Der Wurm schmeckt dem Vogel, der Fuchs jagt den Hasen, das Wildschwein fürchtet den Wolf. Genau dieses unterscheidet uns. Menschen sind um ihrer selbst Willen da, haben eine persönliche Würde. Diese ist unantastbar, sagt unser Grundgesetz. Nutztiere sind nicht um ihrer selbst willen da. Und auch die Natur ist nicht im Tierschutzverein! Echter Tierschutz erfordert Menschlichkeit. Die sollten wir uns erhalten.

    Unser Essen aber dürfen wir weiter mit Genuss zu uns nehmen. Jeder, wie es ihm schmeckt. Seien wir froh, dass wir die Frage „Was wollen wir essen?“ stellen dürfen. In vielen Regionen dieser Welt ist das nicht möglich. Wenn Sie aufgrund meiner Worte bewusst und dankbar genießen, was Sie essen, würde mich das freuen.“

    Landfrauentag am 11. Mai 2016 in Neumünster

    • Andreas sagt

      Werner Schwarz ist nicht „der“ Grund warum ich den Bauernverband wieder finanziell unterstütze, aber ein Grund von vielen. Er ist der einzige aus der Verbandsspitze der in der Lage ist wie ein Bauer zu sprechen und sich sogar menschliche Züge beibehalten hat.

      Dennoch wird es nicht passieren, dass ich diesen Funktionären vertraue. Er verschweigt die Wirklichkeit im Berufsstand. Bauern, die sich politisch engagieren, handeln emotional, unehrlich und intrigant. Internetbauern schaffen sich nichtöffentliche Unterforen um sich abzusprechen wie man gezielt „Klassenfeinde“ und unliebsame Widersacher ausschaltet. So kann es dann vorkommen, dass der geschriebene Blödsinn eines „Nasenbörers“ aus der FdL (Frag den Landwirt) auf Bauer Willi de Likes bekommt – was keiner versteht.

      Ich messe Herrn Schwarz an seinen Taten und nicht an seinen soften Worten. Er muss menschliche Werte hochhalten nicht nur im Hinblick auf gesellschaftliche Debatten sondern auch im eigenen Berufsstand. Er muss zu Hitzköpfen (w/m) Abstand halten und ehrliche echte Bauern helfen und ernst nehmen. Es geht um die Interessen von Familien und Familienbetrieben.
      Ein Verbandsvertreter aus Brandenburg hat „Bestandsuntergrenzen“ gefordert und die Blechträgerin der „Gerd Sonnleitnermedaile 2015“ hat das öffentlich bejubelt. :-/

      Ich wiederhole: Internet – Bauern = intrigant und verlogen
      Legen Sie diesen Sumpf trocken, Herr Schwarz!!

      Bauer Willi möge ausnahmsweise meinen barschen Ton entschuldigen. Aber wenn ich diese warmen Worte lese, gehen mir die Pferde durch. Weil ich die Taten nicht sehe.

      Bauernverband = Biogas = Nitrat , um abschließend noch was zum Thema zu sagen.

  2. Schweinebauer Piet sagt

    Super, dann kann ich ja wieder einiges lernen. In der Abschlussdüngung beim Weizen setzen wir übrigens den N-Sensor ein. Dann wird nur das gedüngt, was die Pflanzen brauchen und das Dreschen geht leichter. Zusätzlich spart man Diesel.

  3. Friedrich sagt

    Je nach Bodenart ist auf einem Hektar Ackerland zwischen 5000 -20.000 kg Stickstoff
    gebunden. Dieser Stickstoff kommt hauptsächlich als Ammonium- und Nitratstickstoff vor.
    Der Landwirt düngt nur das nach , was der wachsenden Pflanze fehlt. Gehen wir einmal vom
    Weizenanbau aus. Der Ertrag/ha soll 90 dt betragen. Der Weizen braucht rd. 230 kg Stickstoff. Der Landwirt nimmt im Februar Bodenproben. Dazu treibt er den Bohrstock 90 cm in die Erde. Die Analyse erfolgt in 30 cm Schritten. Laut Laborbericht hat er 50 kg Stickstoff im Boden. Dann muß er also 180 kg Stickstoff nachdüngen. Dies wird in 3 – 4
    Düngergaben durchgeführt. Dies nennt man dann sachgerechte Düngung. Je nach Wachstum und Bodenart gibt es dann noch Zu- oder Abschläge auf die Düngung. Regen
    und die Temperaturen beeinflussen das Wachstum ,sodaß das Auge des Landwirts sehr
    wichtig ist. Der Boden ist keine feste Masse, sondern ein chemisch- biologisches Kraftwerk. Dazu müßte man sich mal mit dem Bodenleben und Humusproduktion
    aus einander setzen. Nach diesem Vorgehen müßte der Weizen einen Rohproteingehalt
    von rd. 12% haben. Aber da gibt es von Jahr zu Jahr immer wieder Abweichungen.

  4. Gepard sagt

    Interessant wäre ja zu erfahren, ob die Nitratwerte im Gemüse mit der Anbaumethode und der Düngung zusammenhängen. Sind die Werte gleich, wenn jemand mit Mist düngt?

    • Christian sagt

      Gepard, ich kann dir jetzt keine wissenschaftlich abgesicherte Studie präsentieren, aber folgenden praktischen Schluss ziehen:

      Hängt mit der Anbaumethode weniger zusammen, sehr wohl mit der Düngung. Bei sachgerechter Düngung wird sich nichts ändern.
      Bei Mist und Kompostdüngung wird sich dies wahrscheinlich auf den ERtrag (Umtriebszeit) negativ auswirken.
      Mist und Gülle fallen bei gewissen Kurzumtriebs-Feldgemüse wahrscheinlich aus hygienischen vorgaben heraus.

    • Andreas Schmid sagt

      Die Werte hängen bestimmt mit der Düngung zusammen. Bei Mist kommt noch zu einem viel höheren Anteil wie bei Mineraldünger das Wetter dazu. Warmes Wetter setzt viel Nitrat in den Boden, bei kaltem verhungern die Pflanzen fast.

    • ehemaliger Apfelbauer sagt

      Gute Frage. Zunächst war im Bioanbau Bewässerung und die Installation von aufwändigen Anlagen (Tropfschläuche…) verpönt. Das hat sich glücklicherweise geändert, weil es massive Probleme mit zu hohen Nitratwerten nach Trockenperioden und darauffolgenden Regenphasen gab. Die Umwandlung von organisch gebundenem Stickstoff (im Bioanbau die einzige Möglichkeit N zuzuführen) setzt verstärkt ein, wenn nach Trockenheit, Regen folgt. In allen Kulturen ist eine gleichmäßige Wasserversorgung wichtig, um die Nährstoffe im Boden für Pflanzen verfügbar zu halten und so einen guten Ertrag zu ermöglichen. Durch den Verkauf der Feldfrüchte stimmt dann auch die Nährstoffbilanz. Ein zu viel an Stickstoff ist für einen optimalen Ertrag schädlich. Das Optimum zu finden ist in jedem Jahr wieder eine Herausforderung, die uns die Natur stellt. Ohne Zusatzbewässerung gelingt dies nicht in jedem Jahr.

      • Dr. Torsten Hentsch sagt

        Deshalb ist es im biologischen Anbau so schwierig die genaue N-Düngung zu treffen. Man hat halt nur einmal die Möglichkeit mit organischer Masse (sei es Mist, Gülle, Jauche, Kompost, Gründünger oder Biogasgärreste) zu düngen. Danach ist man sehr stark vom Wetter abhängig wie die organische Substanz in mineralische Form umgewandelt wird. Deshalb gibt es bei der organischen Dungung auch immer das sogenannte Mineraldüngeraquivalent. D.h. ich muss im ersten Jahr mehr organisch düngen, da im ersten Jahr nicht alles pflanzenverfügbar ist. Des hängt von der organischen Substanz ab. In Lysimeter-Studie treten deshalb unter organisch gedüngten Flächen oft sogar höhere Nitratwerte auf als unter konventionellen Flächen (Lysimeterstation Kassel!). Insbesondere im Vergleich N-Verluste je produzierte dt Getreide schneiden Biobetriebe fast immer schlechter ab als ihre konventionellen Betriebe. Im Vergleich N-Verluste jedoch ha nicht immer.

  5. bauerhans sagt

    und ich werde weiter rucola essen!

    ich wirtschafte übrigens zwischen 3 tiefbrunnen der wasserwerke,weshalb mir und meinen kollegen sehr genau „auf die finger“ geschaut wird:
    zwischenfruchtanbau ohne leguminosen,fortlaufende Nmin beprobung und
    unsere schnuckelige wasserberaterin,die uns tatkräftig unterstützt.

  6. Martin Grube sagt

    Moin.
    Ich möchte der Diskussion nicht vorgreifen, FORDERE aber ein EU weites Rhabarber Verbot!

    Echt jetzt!!!11!!

    Martin!

    • fred huber sagt

      macht kaputt, was euch kaputt macht! grünzeug in den schredder! generelles gemüseverbot auf deutschen tellern! JETZT!

    • Bauer Willi sagt

      Warum Rhabarber? Habe gerade welchen gegessen. Muss ich jetzt sterben?
      Bauer Willi

      • Christian sagt

        ja, nur eine Frage der Zeit – das Leben ist grundsätzlich tödlich 🙂
        Aber du hast da auch noch den Oxalsäuregehalt im Rhabarber vergessen….. Willi du lebst sehr gefährlich….:-)
        daher: dies Dosis machts und Risikomanagement muss mehr forciert werden, denn wir sind heute einer so vielem Zeugs ausgesetzt was alleine gesehen eher unbedenklich ist (sogar meist essentiel) aber in Kombination die Unbedenklichkeitsgrenze überschreiten kann.

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