Bauer Willi
Kommentare 12

Neonicotinoide sind nicht verboten…

…sondern gegen Flöhe und Zecken bei Haus-Tieren wie Hunde, Katzen und Zierkaninchen (toller Begriff: Zier-Kaninchen) weiterhin erlaubt. Hier der Beweis:

http://www.parasitenfrei.de/de/advantage/produkt/wirkstoff-imidacloprid/

Laut Beschreibung ist die Wirkung ist bereits nach 24 Stunden erreicht. Der Wirkstoff Imidacloprid, der auch bei der Inkrustierung von Raps- oder Zuckerrübensaatgut eingesetzt wurde (Inkrustierung = feste Verbindung mit der Pillenhüllmasse) verteilt sich schnell über die gesamte Hautoberfläche der vierbeinigen Haus-Bewohner.

Was ist eigentlich, wenn Hund, Katze oder Kaninchen gestreichelt und mit ihnen geschmust wird, wie es gerade unsere Kinder gerne machen?

Wahrscheinlich wird dieses Mittel nicht verboten, weil die Haus-Tiere ja nicht von Bienen angeflogen werden. Aber Neonics im eigenen Haus?

Seltsame Welt…

meint euer Bauer Willi

 

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12 Kommentare

  1. maximilian sagt

    Hallo lieber Bauer Willi,
    die Gebrauchsanweisung für das Präparat Advantage enthält folgende

    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung bei Tieren
    Das Tierarzneimittel ist nur zur äußerlichen Anwendung vorgesehen und darf dem Tier nicht eingegeben werden.
    Augen- und Schleimhautkontakt beim Tier vermeiden.
    Der Tierhalter soll darauf achten, dass sich frisch behandelte Tiere nicht gegenseitig an der Auftragsstelle lecken.
    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für den Anwender
    Nach Gebrauch Hände sorgfältig waschen. Auftretende Arzneimittelreste auf der Haut des Anwenders mit Wasser und Seife entfernen.
    Personen mit bekannter Hautüberempfindlichkeit können bei Hautkontakt besonders empfindlich auf das Produkt reagieren.
    Augen- und Schleimhautkontakt vermeiden. Bei unbeabsichtigtem Augenkontakt sorgfältig mit Wasser ausspülen. Bei fortdauernder Haut- oder Augenreizung, oder bei unbeabsichtigtem Verschlucken der Lösung, ist ein Arzt zu konsultieren.
    Während der Anwendung nicht essen, trinken oder rauchen.

    Das Präparat ist so formuliert, dass es schnell auf der Haut, der Applikationsstelle antrocknet und dann keine Gefahr mehr darstellt. Weder für streichelnde Kinder, noch für Ablecken durch das behandelte Tier oder andere Tiere.
    In der Gebrauchsanweisung eines anderen Präparates, das ebenfalls Imidacloprid enthält wird empfohlen die Anwendung am Abend vorzunehmen, wenn Kontakt mit Kindern nicht mehr stattfindet. Hier handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel, das nur vom Tierarzt als Fachmann angewendet oder abgegeben oder verschrieben werden darf. Wie wahrscheinlich ist wohl ein Kontakt einer Biene mit der Aufbringstelle unter dem Haarkleid im Nackenbereich einer Katze oder eines Hundes in den der Anwendung folgenden Minuten?
    Der Kontakt von Insekten mit auf dem Feld ausgebrachten Neonicotinoiden ist wohl nicht vorhersehbar. Auch nicht der Wascheffekt einsetzenden Regens. Neonicotinoide, zumindest Imidacloprid sind giftig für Wasserorganismen; deshalb soll der behandelte Hund in den 48 Stunden danach nicht in in Seen oder Bächen oder Flüssen baden gehen.
    Der Bauer ist Lebensmittelunternehmer. Der Schutz der Verbraucher vor gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln gehört zu den zentralen Aufgaben des Staates.
    Das ist keine seltsame Welt!
    Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist in unserem Grundgesetz als Staatsziel verankert; siehe Art. 20a GG. Also ein weiterer gewichtiger Grund die Anwendung von Neonicotinoide in freier Natur zu verbieten. Es muß wohl Alternativen geben, sonst könnten ökologisch wirtschaftende Betriebe keine Ernte einfahren.
    Wettbewerbsnachteile unserer Landwirte gegenüber außereuropäischen Mitbewerbern durch unsere höheren europäischen Umwelt-Tier -und Verbraucherschutzstandards werden durch die Flächenprämien ausgeglichen. Also liegt gar kein Grund vor den Neonicotinoiden hinterherzujammern.

    • Karin sagt

      War das jetzt ironisch gemeint? Oder sollte man fragen: Wer lesen kann ist eindeutig im Vorteil, und wer dann noch versteht, was er gelesen hat, ist noch besser dran!
      Bauer Willi merkt an, dass die Neonics zur Anwendung gegen Ungeziefer bei HAUS-Tieren erlaubt sind, jedoch zur Anwendung bei Pflanzen, eher noch Saatgut auf dem Acker nicht. Und jetzt nochmal: Finde den Fehler….

    • Obstbäuerin sagt

      Maximilian, genau aus diesem Grund gibt es verschwindent wenige oder gar keine Bio-Bauern, die Kirschen oder Raps anbauen. Außerdem ist die gesamte Biobranche eher tierhaltungslastig, so dass schwierige Kulturen oft gar nicht vorkommen.

      • maximilian sagt

        Hallo Obstbäuerin,
        wie war das vor der Neonicotinoidzeit?
        Außerdem ist Obst ein Lebensmittel. Der Preis für die Anwendung von Neonicotinoiden in freier Natur ist einfach zu hoch; z.B. die Mitverursachung des Insektensterbens.

        • Sabine sagt

          Das kommt drauf an welches Früher du meinst.
          Also, da mag mich die Obstbäuerin berichtigen, aber ich glaube mein Opa war noch mit Bleiarsenat in den Äpfeln unterwegs und mein Vater hat, meine ich, kurz nach dem WW2 mit dem Zeug Kartoffeln „gerettet“. Danach wurde DDT lange gegen so ziemlich alles eingesetzt, obwohl man schon wusste, dass es sich in der Nahrungskette anreichert. Ich meine Ende der 70iger kam das endgültige Aus für DDT. Ich meine unsere sehr strikten Schutzbestimmungen für Greifvögel und Co. wurden dort erstmals ins Leben gerufen, weil die armen Biester nun wirklich durch diese Chemikalie sehr reduziert worden waren. Mein Vater war auf jeden Fall ganz begeistert, als er mir den ersten Rotmilane hier beim Nestbau zeigen konnte. (Ja, in unserer Familie haben alle irgendwie einen Vogel, wenn es um Vögel geht.)
          DDT und Bleiarsenat sind beides Stoffe, die man jetzt nicht wirklich im Essen haben möchte, denke ich.
          Vor diesem Früher, gab es noch das Früher, wo man einen Kirschbaum und daher Kirschen hatte, oder eben nicht. Und wenn man Kirschen hatte, hatten die halt Maden oder eben nicht. Ähnliches galt für so ziemlich jedes Obst.

        • Obstbäuerin sagt

          Dazu kann ich nur immer wiederholen, dass bei uns kein Insektensterben stattfindet, obwohl wir Neonicotinoide und Glyphosat (letzteres seit 40 Jahren) verwenden. Wildbienen, auch sehr seltene Arten, fühlen sich in unseren Anlagen sehr wohl. Keiner bestreitet allerdings, das Obst ein Lebensmittel ist.

        • Mark Rössler sagt

          Ja, wie war es doch wunderbar,
          vor dem Internet und den Neonics!
          Da gab es hoch wirksame Insektizide, DDT wurde ja schon genannt, danach gab es dann E605, das hatte immer gute Wirkungen.
          Vor DDT wurde auch alles mögliche gespritzt.
          „Früher“ war ja alles besser, vor allem weil 99% der Bevölkerung dieses Früher gar nicht kennen.

    • Thomas Apfel sagt

      Guten Morgen Maximilian,
      Die Keule der Gesundheitsgefährdung in Bezug auf die Pflanzenschutzmittel herauszuholen, ist in Deutschland und insbesondere in Bezug auf Neonikotinoide absurd.
      Diese Frage stand nicht einmal beim DDT. Es ist wohl eher die vage Angst vor möglichen Gesundheitsschäden durch Rückstände der Dinge die wir für die Lebensweise unserer modernen Gesellschaft verwenden.
      Genau aus diesen Gründen (weniger Rückstände) sind nach den dauerwirksamen und den Breitbandmitteln, zu denen übrigens fast alle BIO-Insektizide (Pyrethrum, Neembaumextrakt, Quassia und Bacillus thuringensis) gehören, spezifisch wirkende Nützlings- und Bienenschonende Insektizide mit kurzer Wirksamkeit und schnellem Abbau entwickelt worden. Insektizide heißen Insektizide weil sie (bestimmte) Insekten dezimieren sollen, was denn sonst?
      Trotz der Gefahr mich zu wiederholen: Biodiversität und Artenzusammensetzung auf produktiven Flächen unterscheiden sich zwischen den Varianten Bio und moderne Landwirtschaft kaum. Also, für den Artenschutz braucht es tatsächlich separate extensivierte Flächenanteile und kein weitgehendes Verbot irgendwelcher beliebig ausgewählter Betriebsmittel und Methoden der modernen Landwirtschaft.
      Diese Verbotsmethoden sollen in erster Linie eine Landbewirtschaftung voranbringen, die entgegen allen anders lautenden Behauptungen weder die Menschheit ernähren kann, noch (auf produktiven Flächen) einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leistet.
      Die Systemdienstleistungen der Öko-Landwirtschaft beruhen auf der höheren Affinität der Betriebsinhaber zum Anlegen von Hecken, Blühstreifen und anderer extensivierter Flächenanteile. Genau in diesem Bereich liegen auch die Möglichkeiten der modernen Landwirtschaft wieder etwas mehr „wildes Leben“ in die Fläche zu bringen.
      Und das Dauerargument der Flächenprämie wird durch ständige Wiederholung auch nicht richtiger. Die Flächenprämien sind vom Handel eingepreist und stützen die niedrigen Lebensmittelpreise. Für die Landwirtschaftsbetriebe ergeben sich aus der Flächenprämie,insbesondere bei kleineren Betrieben keine Möglichkeiten zusätzliche Flächen zu extensivieren. Diese Gelder verschwinden im Handel und bei den Flächeneigentümern (68 % der genutzten LN in Deutschland sind je nach Standpunkt gepachtet oder verpachtet).

    • bauerhans sagt

      maximilian,dann müsste man z.b. AUTOS verbieten,weil tatsächlich täglich menschen verletzt oder getötet werden.

  2. Friedrich Rodewald sagt

    Neonics bei Haustieren , verbotene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe in Hausfassadenfarben. Alles erlaubt, aber den Bauern wird alles verboten. Eine seltsame Genehmigungspraxis. Wird hier nach nach Medienaufschrei und Umfragen gehandelt ?
    Eins hat aber die Düngeverordnung gebracht , nämlich das der Klärschlamm nicht mehr auf den ldw. Flächen landet. Damit ist die Schwermetall-Antibiotika- Chemie-Hormonkontamination erst einmal vorbei.

    • Ja,

      denn die öffentliche Meinung besteht nun mal aus Umfragen und die beeinflussen Medien eben besser als Fakten.

      Die Massenmedien wollen hält immer mehr Auflagen.
      Koste es was es wolle.

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