Selten haben Alois und ich so viele Mails bekommen wie am vergangenen Donnerstag. Und alle mit der Frage, was wir den von den Auftritten der Bauern vor den Supermärkten halten. Wir haben uns dazu ein paar Gedanken gemacht…
Glaubt wirklich jemand ernsthaft daran, dass die Demonstrationen vor den Discountern irgendetwas an der katastrophalen Situation vieler landwirtschaftlicher Betriebe ändern wird? Wir glauben Nein, eher das Gegenteil wird es bewirken! Uns haben sogar teilnehmende Bauern erzählt, wie sie ihre Hilflosigkeit auf den Discounterparkplätzen spürten. Sind wir Bauern wirklich so klein, armselig und hilflos, dass wir seit Jahrzehnten versuchen, mit „Mitleid“ und „Opferrolle“ zu punkten? Suchen wir nicht ständig „Schuldige“ und erkennen dabei nicht, dass wir vieles einfach selbst versäumt, ja auch falsch gemacht haben? Durch eine immer effizienter werdende Produktion werden wir ausschließlich zu einem anonymen Rohstofferzeuger degradiert, der von Verarbeitern und Lebensmitteleinzelhandel leicht ausgetauscht werden kann und so den Preisdruck immer noch weiter erhöht. Durch unsere „Abliefermentalität“ haben wir uns dem Handel ausgeliefert, der jetzt mit derartigen Aktionen „angebettelt“ wird.
Es mag vielleicht irgendwann einmal richtig gewesen sein, den Landwirt in der Opferrolle darzustellen. Doch in Zeiten der immer liberaler werdenden Marktwirtschaft ohne Quoten oder andere Leitplanken ist die Bereitschaft der Politik und der Gesellschaft zu Zugeständnissen und finanziellen Hilfen nicht mehr da. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, auch nicht in Richtung Bauernverband. Es ist aber berechtigt die Frage zu stellen, wem derartiges Gejammere, wie bei der Aktion am Mittwoch vor den Supermärkten, wirklich hilft? Ist es wirklich das richtige Mittel um tatsächliche Änderungen zu bewirken? Was soll der angesprochene Verbraucher und Bürger denn von uns denken? Soll er an der Supermarktkasse 10 Cent in ein Spendenkörbchen legen? Wenn es gut mit uns meint, wird er sagen, dass er Verständnis für unsere missliche Lage hat. Und kopfschüttelnd weitergehen. Jedoch wird die Lage für viele Bauern inzwischen so katastrophal, dass eine Aufgabe für viele Betriebe und Bauernfamilien unausweichlich scheint.
Es gibt Menschen, die dies als eine Krise bezeichnen. Das ist sie nicht. Wir haben derzeit nur niedrige Preise. Und die hat es immer mal gegeben. Es ist aber noch nicht lange her, da hatten wir hohe Preise. Damals hat man von den Bauern nichts gehört. Jetzt nur zu hoffen, fordern oder zu jammern setzt keine Eigenkräfte frei, sondern führt in die Depression. Darum ist genau jetzt die Zeit für ehrliche Analyse, offenen Meinungsaustausch und tatkräftiger Suche nach Perspektiven. Dazu ein Zitat von Henry Ford:
„Wer immer nur das tut, was er immer getan hat, wird nur das bekommen, was er immer bekommen hat.“
Wir verstehen uns als Unternehmer. Dazu gehört: Selbstreflexion, Strategien suchen, Brücken bauen, Verbündete werben, Allianzen schmieden, Menschen motivieren und Organisationen stärken. Das ist es, was wir als Landwirte jetzt tun müssen. Etwas unternehmen! Und nicht auf bessere Zeiten hoffen. Es muss Schluss sein mit der Erwartungshaltung, dass irgendjemand meine betrieblichen Probleme lösen wird. So funktioniert freier Markt nicht. Es gibt genügend Beispiele, wie Landwirte schon heute erfolgreich unternehmerisch handeln, ohne ständig auf die Politik zu schielen. Diese landwirtschaftlichen Unternehmer waren aber bei den Auftritten am Mittwoch vor den Supermärkten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht dabei, sondern haben sich – unabhängig von der allgemeinen Beratung – Gedanken gemacht, wie sie selbst Kundenwünsche erfüllen können. Die ihr Einkommen aus der Vermarktung ihrer Produkte erzielen wollen und nicht aus Transferleistungen. Die keine Angst haben und auch bereit sind, ein Risiko einzugehen. Auch das gehört zu einem Unternehmer dazu.
So, und jetzt dürft ihr uns gerne als Nestbeschmutzer beschimpfen. Aber das mussten wir mal loswerden.
Bauer Willi und Alois
Donnerwetter, volle Zustimmung .
War so von mir nicht erwartet.
Lieber Alois, lieber Willi,
mit eurem Beitrag habt ihr euch weit aus dem Fenster gelehnt. Ich bewundre euren Mut.
Ich teile eure Meinung, dass wir Bauern die Augen und Ohren offen halten sollten, um die Zeichen der Zeit zu erkennen.
Einige Punkte möchte ich aber klarstellen: Als es eine kurze Phase gab, in der die Preise für uns Bauern hoch waren, war zuvor auch eine Krise. Wir Bauern brauchten das höhere Einkommen dringend, um die leeren Kassen zu füllen. Die Euphorie war damals groß, es wurden Traktoren, Maschinen und vieles mehr gekauft. Die Ernüchterung kam aber bald, und mancher bereute seine Entscheidung.
Wer hat davon profitiert? Die Landmaschinenindustrie, die Stallbaufirmen und der Staat. (Steuerzahlungen). Ihr zwei formuliert es so, dass sich die Bauern anscheinend bedanken sollen, wenn sie mal höhere Preise erlösen. Für mich völlig absurd.
Seid mal ehrlich: Wurde uns nicht weis gemacht? die Weltbevölkerung wächst, wir brauchen eine leistungsfähige Landwirtschaft, die die Menschen ernährt.
Im Vertrauen auf diese Aussagen wurden Ställe gebaut -leider halt nur zu viele.
Das Einzige was hilft, so behaupte ich ist: Die Menge runter. Und zwar so weit, dass ein Mangel entsteht. Mangel hebt die Wertschätzung.
Dies würde auch dazu führen, dass sich die Pachtpreise und Landverkäufe an Investoren wieder beruhigen.
Nischen wird es nicht für alle Milcherzeuger und Schweinehalter geben.
Die Politik will uns nicht helfen. Biogas ist out, andere alternative Energieerzeugungen sind auch ausgereizt. Da ist guter Rat teuer.
Traurig finde ich, dass hinter jedem Hoftor das zumacht, ein oder mehrere Schicksale stehen. Landstriche werden sich verändern, und auch das Dorfleben – dessen muss man sich bewusst sein.
Ich muss gestehen – ich teile eure Meinung. Ihr müsst dafür gut einstecken aber letztendlich braucht es Ziele und Visionen. Irgendwann war das vielleicht mal, dass Bauern überhaupt wieder präsenter werden in der Öffentlichkeit. Jetzt muss man in die Zukunft blicken und da reicht verloren vorm Aldi stehen nicht mehr aus. Der Blick geht mehr Richtung Bauern also sollten die jetzt auch zeigen, dass sie mehr können als die Hand aufhalten – nämlich, was sie zu bieten haben und das ist jede Menge! Know-how, Unternemerqualitäten, Organisationstalent und noch viel mehr! Dazu hab ich neulich erst wieder gelesen, dass jedes Produkt sich seinen Markt schafft. Und sowas kann man ausbauen, zum guten Unternehmer gehört auch etwas Pioniergeist.
Hallo Willi
Wir haben uns mit unseren Landwirten vor Ort auch an der Aktion vom Landvolk beteiligt.
Wir haben einen kleinen Bauernmarkt zum Thema “Hier gibt es Lebensmittel zu fairen Preisen” veranstaltet. Geboten wurde eine bunte Auswahl an Produkten kombiniert mit praxisnahen Einblicken in die moderne Landwirtschaft.
Im Angebot standen Freilandeier, Blumen, Brot, Pickert, Pralinen, Liköre, Osterdeko, Marmelade, Gehacktes und Brühe vom Galloway, Wurst vom Schwein (Aktivstall für Schweine), Honig, Betonartikel, Kuchen, Obst…..und vieles, vieles mehr. Die liebevoll dekorierten Stände verlockten gerne zum Kauf, und nebenbei wurden viele interessante Gespräche rund um die Landwirtschaft geführt.
Die Veranstaltung und die tollen Gespräche mit den Kunden zeigten, dass Produkte vom Landwirt vor Ort zu fairen Preisen gerne gekauft werden, und dass die derzeit katastrophal niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte einfach nicht angemessen sind.
Und so waren sich alle Veranstalter einig: „ Unser größter Wunsch bezüglich der Landwirtschaft wäre, dass sich die Bürgerwünsche im Herzen mit dem Geldbeutel in der Tasche bestmöglich vereinen lassen!“ (Ein tolles Zitat von Bauer Willi)
In diesem Sinne auf gute Nachbarschaft!
Die Aktion hat richtig Spass gemacht, und wir haben so richtig viele gute Rückmeldungen bekommen.
Viele Grüße von
Gabi
Liebe Gabi
verbunden mit einem Bauernmarkt wird ja auch ein Schuh draus. Da kann der Kunde direkt reagieren und seine Solidarität beweisen. Glückwunsch.
Willi
Erinnert sich noch jemand an Jamba? Man konnte sich Klingeltöne im Abo auf das Handy bestellen, und schließlich gab es sogar eigene Labels für Klingeltöne, die mit verrückten Fröschen und Schnuffelhasen die Musikcharts eroberten. Worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, dass die Werbung auf den damals noch starken TV-Musiksendern fast nur noch aus Klingelton Commercials bestand. Warum? Bei Jamba und anderen Klingeltonanbietern konnte man wie kaum sonst die Marketing-Kommunikation direkt in Abverkauf ummünzen: Wenn ein Werbeclip lief, schossen parallel die Bestellungen für Klingeltöne in die Höhe. Dabei musste die Werbung noch nicht einmal gut sein, Hauptsache eingängig, d. h. in diesem Fall: penetrant. Das war für die Macher die goldene Zeit des Marketings.
Marketing ist eine Sache. Kommunikation – Presse und Öffentlichkeitsarbeit – eine andere. Seit Jahrzehnten müssen das Kommunikationsleute ihren Kunden, Kollegen und teils auch den Werbern erklären: Kommunikation ist nicht gleich Abverkauf. Nichtsdestotrotz ist Kommunikation eine Schüsselaufgabe. Heute mit der Vielzahl an Kanälen und Schnelligkeit umso mehr.
Der Aktionstag #BesserePreisefürBauern war ohne Frage sinnvoll und hat „etwas gebracht“. Es ging gerade nicht um Jammern und Klagen. Klar, es gab auch Treckerkorsos, aber das war regional begrenzt. Die eigentliche Idee war, das Bewusstsein zu schärfen: Landwirte arbeiten für gute Produkte, die Entlohnung, die der Verbraucher zahlt, kommt aber nicht beim Bauern an. Hier liegt etwas schief. Das ganze nicht als Protest, sondern im Dialog mit Bürgern und Verbrauchern vorgetragen. Bildlich im Alltag der Bürger aufgehangen: an einem Frühstück, an einem Osterfrühstück vor den Feiertagen. Also eben ein ganz anderer Ansatz als Protest, Jammern und Fachkommunikation, die niemand außerhalb der Agrarwelt versteht. „Dialog“ ist das, was auf diesen und anderen Seiten immer wieder richtigerweise gefordert wird. Dialog ist das, was die deutschen Bauern in der vergangenen Woche angeboten haben – und von sehr vielen Verbrauchern angenommen wurde. (Ein Bild davon kann man sich u. a. hier machen: http://www.die-deutschen-bauern.de/medien-bessere-preise) Wenn man alle Regionen in den Blick nimmt, dann gab es vor allem positive Reaktionen der Bürger und viele Nachfragen. Das war gut. Die Bedeutung des Themas und diesen neuen Ansatz in der Kommunikation haben auch die Medien verstanden, und in einer enormen Breite und auch Vernetzung innerhalb der Landesstudios und Korrespondenten berichtet. Aber man merkte eben auch: Journalisten sowie andere Gruppen haben etwas anderes von den Bauern erwartet: Sie haben Protest erwartet. Daher kamen diese Minderheits-Bilder auch ins Fernsehen und rücken in manchen Köpfen in den Vordergrund. Dass die Bauern auch ganz anders können und wollen, muss erst noch – langsam oder schneller – einsickern.
Trotzdem bleibt man als Verbraucher etwas ratlos zurück. Mein Geld landet in den Taschen der Vorstände von Konzernen, das wusste ich schon.
Wie konkret kann ich dafür sorgen, dass mein Geld beim Landwirt ankommt?
Wenn Direktvertrieb zu viel Arbeit, zu viel Risiko, Cooperationen mit der noch vor Ort bestehenden Lebensmittelhandwerkern zu aufwändig sind und das überhaupt nur was für die Nische ist, wie soll ich dann was ändern?
Wenn es keine Läden von Landwirten gibt, welche alternative bleibt mir?
Soll ich nicht mehr einkaufen gehen?
Kann ich alles nicht mehr nachvollziehen, was hier an Diskussionen läuft. Ich sehe die Probleme wie folgt: Der technische Fortschritt schreitet voran, unaufhaltsam. Er geht einher mit Mindestgrößen, die leider mit der Zeit immer größer werden. Wachsen können nur wenige und den Fortschritt nutzen, oder man koppelt sich von der weltweiten Entwicklung ab und organisiert seine eigene kleine Insel, die aber geschützt werden muss und man muss es sich leisten können und wollen, weil es ne Menge Geld kostet. Diese “Insel der Glückseligkeit” kann aber irgendwann untergehen aus verschiedenen Gründen und dann geht man demonstrieren und hofft den Meeresspiegel wieder senken zu können. Das Problem der demokratischen Interessenvertretung ist doch, dass die Mehrheit der Mitglieder aufgrund des technisch induzierten Strukturwandels eigentlich zur Produktion nicht “benötigt werden” . Wie soll also ein Verband das unaufhaltsame vertreten, wenn es im Verband nicht demokratisch legetimierbar ist? Und dann kommen so krude Aktionen dabei heraus wie vorm Supermarkt. Ein wenig Balsam für die Seele aber die brutale Ökonomie läßt sich nicht wegdiskutieren. Und oben auf diese ganze Problematik setzen sich dann die Verbände wie BDM, AbL oder Bioland wie ein Pilz und wachsen kräftig und nähren sich aus der Irrationalitäten der Betroffenen. Aber auch sie werden die Tatsachen nicht wegdiskutieren können. Die moderne Landwirtschaft in Deutschland ist Leistungsfähig, produziert unter mit den strengsten Auflagen vom Naturschutz bis zum Tierschutz in der Welt, die mit am hochwertigsten Nahrungsmittel in der Welt. Ja wir müssen uns nicht verstecken. Wer die moderne Landwirtschaft in Deutschland abschaffen will, der muss den Menschen sagen, dass ihr Essen demnächst weitgehend unkontroliiert aus Ländern kommt wo der Verbraucherschutz längst nicht den Stellenwert hat wie in Deutschland, vom Natur- und Umweltschutz ganz zu schweigen.
Sicher kann der Verbraucher nur mittelbar etwas für die niedrigen Lebensmittelpreise und ist daher nicht unbedingt der richtige Adressat, von daher hatte ich die Aktion auch anfangs skeptisch betrachtet, aber: Die Medienpräsenz der Aktion mit Berichten in Tagesschau, Tagesthemen etc. war gut. Zeitlich fiel die Aktion mit der Berichterstattung über Gabriels Minister-Entscheidung zur Edeka-Tengelmann-Fusion und dem Rücktritt des Vorsitzenden der Monopolkommission zusammen. Das passte auch gut, denn die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel ist m.E. ein Hauptgrund, warum die Preise so niedrig sind. Generell habe ich die Aktion weniger als Gejammere und mehr als Informationskampagne gesehen, und so wurde es auch in den Medien dargestellt.
Hauptgrund für die niedrigen Preise ist weniger die Konzentration im Handel, als vielmehr das Überangebot. Angebot und Nachfrage machen den Preis. Ob nun Kaisers und Tengelmann zusammen sind oder nicht.
Hallo und guten Morgen,
grad weil ich bei der Aktion nicht dabei war würden mich noch bundesweit viel mehr Stimmen interessieren – die dabei waren. Wie war die Reaktion der Verbraucher auf diese Art der Kommunikation? Ich sehe es schon als Chance zu zeigen – wenn der Berg (Verbraucher) nicht zum Bauern auf den Hof kommt – kommt der Bauer halt zum Verbraucher.
Und es ist auch ein Zeichen der Landwirte – wir interessieren/bemühen uns um Euch?
Die NGOs machen das erfolgreich mit Infoständen der diversen Art schon seit Jahren auf den Samstags-Märkten (ja ich weiß, die haben da Zeit dafür während der Landwirt noch Schweine umstallt und die Bäuerin Samstags u.a. auch mal liegengbliebene Hausarbeit anpackt um dann irgendwann mal sowas wie Sonntag zu haben.
Was aber eine ganz prägnante Chance der Aktionen der Präsenz zeigen – a la “we are watching you” ist: Das der LEH/die Discounter wahrnehmen, dass sie dann prostestierende oder auch informierende Landwirte vor Ihren Läden vorfinden! Mir ist schon zugetragen worden, dass eine der letzen Preissenkungsrunden von ALDI deswegen nicht offensiv beworben worden ist – weil man den Protest der Landwirte fürchtete? Wann hats denn das schon mal gegeben?
Wenn ich mir die Kommentare so anschaue denke ich:
1. Der Mittwoch war gut. Auch wenn viele Bauern erst noch lernen müssen, wie man mit dem Verbraucher redet.
2. Kann es sein, dass viele NGO-Anhänger Bauer Willi negativ über den Mittwoch geschrieben haben? Dann wäre der Mittwoch richtig gut gewesen!! Sehen die etwa ihre Felle weg schwimmen, wenn die Bauern mit dem Verbraucher reden?
3. Das Gejammer von Willi und Alois findet Aufmerksamkeit. Das heißt, das es durch die Medien weitergetragen wird. Ein Erfolgskonzept von Euch Zwei, super.
4. Ihr habt Mut gemacht, die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen, gerade weil die Genossenschaften es nicht richtig machen. Oder wir Bauern sollten den Genossenschaften deswegen mal richtig den “Schuh in den A….. hauen!
wow! das gibt ja langsam einen bauershitstorm an! 🙂
dafür von mir einen daumen hoch für euch beiden!
auch wenn mir die konsequenz aus eurem artikel viel zu schwammig ist (brücken bauen, allianzen schmieden…etc) oder zu utopisch (eigenmarken in erzeugerhand), fand ich diese aktion am mittwoch… naja, ich weiß gar nicht wie ich sagen soll… so was ähnliches hat meine mutter vor 20 jahren schon gemacht… vielleicht können sich die alten von euch noch erinnern: beim discounter mit pfennigstücken bezahlen. ein riesenspass für leute mit viel zeit! gebracht hat´s damals wie heute nichts.
von dem her passt fords spruch um so besser:
„Wer immer nur das tut, was er immer getan hat, wird nur das bekommen, was er immer bekommen hat.“
Sie haben überhaupt nicht verstanden, um was es ging. Sie sind der Fehlinterpretation irgendwelcher Stinkstifel aufgesessen. Es ging nicht wie bei Ihrer Mutter darum, unschuldige Kassiererinnen zur Verzweiflung zu bringen und die Käufer in der Schlange zu verärgern. Es ging um Dialog und Gespräche. Genau das Gleiche, was Willi hier auch macht.
Stinkstiefel trifft am besten auf Leute zu, die andere so nennen.
Hallo Fred, den Spruch von Henry Ford haben wohl viele gar nicht mehr gelesen.
Dass Eigen- oder Erzeugermarken “utopisch” sind, da muss ich Dir widersprechen. Marken sind DAS Instrument in der freien Marktwirtschaft schlechthin.
Coca-Cola, Haribo, Milka usw. Ich frage mich, warum man das in der bäuerlichen Welt weinig anerkannt wir. Da waren z.B. die privatwirtschaftlichen Molkereien, wie Zott, oder “Alles Müller oder was” einfach agiler und besser als die genossenschaftlichen Molkereien. Und mit solchen starken Marken haben sie eine andere Marktmacht gegenüber dem LEH. So wird in keinem Discounter der “Zott Sahnejoghurt” zu Schleuderpreisen verramscht. Ja mehr noch, das Erzeugerpreissystem, wo die Auszahlungspreise auf den Spotmärkten gebildet wird, verbilligt diesen Markeninhabern den Rohstoff Milch erheblich. Und darum steigen deren Gewinne – und die Bauern können sehen wo sie bleiben.
Jetzt die Frage: Wie kann man das ändern?
Alois
hallo alois! ja, wie kann man das ändern…
eben nicht in dem man sich vor den supermarkt stellt und den verbrauchern erzählt was für tolle arbeit man auf den höfen macht, und dann kommt der böse LEH daher und reißt sich das ganze schöne geld unter den nagel. ist von mir aus gut gemeint, das wars dann aber auch schon.
ich liefere zum glück zu einer privaten molkerei mit mehreren bekannten marken, und kann von dem her ziemlich sicher sein, dass mit meiner milch gutes geld verdient wird. 🙂
bei so mancher geno wäre ich mir da nicht so sicher. und je größer die genossenschaft ist, desto weniger entscheidungs- bzw. risikofreudig wird sich die geschäftsleitung verhalten. sozusagen der wasserkopf als inovationsbremse. das ist allerdings nur so ein bauchgefühl von mir.
und das ist ansich auch schon die antwort auf die frage, wie man sich am besten vom massenmarkt entkoppelt: kleine zusammenschlüsse (möglichst flexibel) die regional verkaufen und werbung betreiben. ganz einfach eigentlich. nur ist das leider genau das gegenteil von dem was uns in der schule erzählt wurde. nämlich sich zu spezialisieren, zwecks effizienz und so….
Der Beitrag vom “Vollblutbauern” hat mir aus der Seele gesprochen und deshalb möchte ich auch meinen Senf dazu geben.
Ob die Aktion des Bauernverbandes gut oder schlecht war, wird nicht Bauer Willi oder Alois entscheiden oder bemessen, sondern das Ergebnis liest man an den Reaktionen der Medien und Bürger ab. Und die haben das richtig bewertet und die Aktion verstanden, nämlich, dass Handelsketten zu große Spannen haben und zu wenig beim Bauern ankommt. Fazit: Aktion war gut.
Schlecht war die Politik des Wachsen und Weichens durch den Bauernverband in den vergangenen Jahren. Und der von mir gelobte “Vollblutbauer” ist in Wirklichkeit auch ein “Vollgasbauer”, und hat somit zur jetzigen Situation beigetragen. Diese Art Doppelzüngigkeit müssen wir uns austreiben und den Verstand einsetzen.
Die nächsten Proteste müssen vor den Privatvillen der Lebensmittelbarone stattfinden. Da erzielt man Wirkung. Ich bin dabei.
Vollgasbauer? Nein, ich fahre keinen Fendt. Weiss nicht was der Quatsch soll. Bitte sachlich bleiben.
Alois UND Willie,
Keiner ist so naiv und denkt das solche Gespräche die Preise verbessern. Ihr etwa? Vielleicht habt Ihr das komplett falsch verstanden?
Sieht ganz krass danach aus. Und Gejammer war das auch nicht. Gejammer liest man hier bei Euch zur Genüge. Aufklärung, Gespräche suchen, Verständnis erzeugen. Das waren die Hintergründe der Aktionen. Wem das nicht passt, der muss das nicht schlecht machen. Ist ja auch nicht Jeder mediengeil.
„Wir wollen Dialog“ …. ein gutes Motto!
Ob es nun mit Hilfe eines Blogs oder mit einer Aktion in einer Fußgängerzone geschieht. Alles ehrenwerte Ansätze und ich würde es nicht wagen das eine über das andere zu stellen…
Ich bin sicher halb so alt wie Bauer Willi – Aber trotzdem stelle ich mich auf einen öffentlichen Platz und suche den persönlichen Dialog, obwohl ich mich im Internet und in den Sozialen Netzwerken (auch den jüngeren wie Instagram oder Snapchat) bestens auskenne. Man sollte diese Aktionen nicht derart niederreden.
Ich rede als junge, leidenschaftliche (dennoch realistische) und überzeugte Milchviehbäuerin auch keine Blogbeiträge nieder von einer Bäuerin die ihren Betriebszweig aufgeben. So ist es nun mal, aber so ist es eben nicht bei jedem 😉
Unter dem Beitrag „Demokratische Logik“ habe ich am 24.3 in einem Kommentar auf eine solche Aktion verwiesen.
Bei unserer Aktion des Verbands in einem kleinen bayrischen Städtchen hat keiner gejammert, jeder wollte Dialog!
Grundsätzliche liebe ich die provokativen Artikel, aber ist dieser nicht doch übers Ziel hinaus geschossen?
Sehe ich auch so! Bin extrem viel im Internet unterwegs und bin auch überzeugt davon. Aber das hier ist nur ein kleines Puzzle! Und ein großer Teil der Bevölkerung liest immer noch Zeitung und sieht fern und da denk ich an unsere Serie Bauer sein heute vom BBV Mühldorf, wo ganz normale Bauern ohne Internetaffinität und eher medienscheu ihre Höfe vorgestellt haben. Hunderte Beispiele könnte ich nennen, die wir in der realen Welt realisieren. Da kann Facebook und Co nicht mithalten!
Auch das ist wichtig Gerhard, aber ich bin immer wieder sprachlos, was NGOs mit Campaigning erreichen obwohl seit Jahren die Tage der offenen Höfe laufen :-(.
Bauer Willi schrieb: >>Suchen wir nicht ständig „Schuldige“ und erkennen dabei nicht, dass wir vieles einfach selbst versäumt, ja auch falsch gemacht haben? Durch eine immer effizienter werdende Produktion werden wir ausschließlich zu einem anonymen Rohstofferzeuger degradiert, der von Verarbeitern und Lebensmitteleinzelhandel leicht ausgetauscht werden<<.______Also ich suche keinen Schuldigen, und die Anonymisierung, sowie die Effizienz-Steigerung der Produktion hat auch wesentliche qualitative und ökologische Vorteile gebracht. Wer seinen Bekanntheitsgrad erweitern will, kann auch in die Produktion von Biosprossen einsteigen.
Der Text von Alois und Willi ist ok.Wir müßen selber was tun. Also Mengen runter. Als die
Rußlandsanktionen kamen ,habe ich in meinem Kombibetrieb sofort den Sauenbestand um
25% abgestockt, in die Flatdecks und Mastabteile weniger Tiere eingestallt und in die Energie
einsparung weiter investiert. Bereits vorher hatte Rußland ständig den Import mit Hygiene-
argumenten (Schweinepest in Polen) verringert, sodaß abzusehen war , daß die Sanktionen
länger andauern. Wenn ich das meinen lieben Berufskollegen erzählt hätte, wäre mir ein
mitleidvolles Lächeln entgegen gekommen. So konnte ich durch bessere Futterverwertung und geringere Energiekosten verhindern , keine geldlichen Verluste
einzufahren. Im Gegenteil habe ich derart die Kosten gesenkt , daß ich so weitermachen
werde, auch ohne Sanktionen. Mit weniger Kapital- und Arbeitseinsatz mehr Geld ver-
dienen. Wenn wir demonstrieren , sollten wir uns für mehr Wertschätzung und für bessere
Rahmenbedingungen einsetzen, aber nicht über schlechte Preise stöhnen.
Meine Vorstellungen gehen sowieso in eine andere Richtung. Alle Mengen müßen runter,
denn ein Korn, ein Liter oder ein kg Fleisch mehr läßt unsere Preise abstürzen. Am Beispiel Getreide will ich nachfolgende Überlegung darstellen. Wir ernten in der EU
rd. 300 Mill.Tonnen Getreide. Davon werden rd. 30 Mill. Tonnen exportiert. Wenn wir
keine Flächenprämien bekommen würden , wäre der öffentliche Neiddruck kleiner.
Ohne Prämien würden rd. 20% der Getreideflächen nicht mehr mit Getreide bebaut. Dann
würden rd. 60 Mill. Tonnen Getreide fehlen und der Preis wäre mehr als verdoppelt. Das
wäre dann Markt. Nur durch die Prämien wird zuviel produziert und das ist politisch
gewollt ! Dadurch entsteht Marktdruck ! Nach zwei bis drei Jahren ohne Prämien, hätte sich der Getreidemarkt und die Fläche eingependelt. Der Strukturwandel wird mit der
Prämie nur angeheizt. Die Politik will nur , daß wir Rohstoffe zu billigsten Preisen
liefern, damit die Verbraucher möglichst wenig Geld für Nahrungsmittel ausgeben. Man
soll möglichst viel Geld für Konsum,Freizeit , Urlaub ,Auto usw. ausgeben.Wie man es auch immer sehen mag, mit Mehrproduktion auf einem gesättigten Markt geht es jedenfalls nicht.
“Nur durch die Prämien wird zuviel produziert und das ist politisch
gewollt !”
ich stimme dir voll und ganz zu!
Da stimme ich überhaupt nicht zu… ganz im Gegenteil.. Durch die entkoppelten Prämien wird der Anreiz auf Höchsterträge geschmälert. Höhere Preise würden eine sofortige Intensivierung zur Folge haben. Sowieso kann ich die Ausführungen von Friedrich nicht verstehen.. wenn er tatsächlich durch weniger produzieren bei gleichem Preisniveau anschließend mehr verdient hat, dann muß seine ursprüngliche Produktion unter aller Kanone gewesen sein.. wer durch geringere Belegung eine bessere Futterverwertung erreicht, hatte vorher hoffnungslos überbelegt
Ihr habt das gut geschrieben, der Markt ließ das so erwarten. Das Futter wird gerade günstiger und von der Einkommensteuervorrauszahlung kommt auch was wieder. Der Braugerstenpreis ist bestimmt auch gefallen, wenn jetzt auch das Bier günstiger wird. …
Jetzt mal von Verbraucherin zu Landwirt!
„Sind wir Bauern wirklich so klein, armselig und hilflos, dass wir seit Jahrzehnten versuchen, mit „Mitleid“ und „Opferrolle“ zu punkten?“ Gut, dass Ihr die 1. Person Plural verwendet. Das ist nur ehrlich, schließlich läuft die Verbraucherschelte von Bauer Willi und Alois auf nicht viel anderes hinaus. „Es ist aber berechtigt die Frage zu stellen, wem derartiges Gejammere, wie bei der Aktion am Mittwoch vor den Supermärkten, wirklich hilft?“ Tja, die Frage stellt sich. Hilft Euer Online-„Gejammer“? Hilft das „Gejammer“ vor den Supermärkten? Ich denke, alles hilft, was dazu beiträgt, mit dem Verbraucher in Kontakt zu treten. Das Gesicht hinter seinem täglich Brot kennenzulernen. Und soweit ich mitbekommen habe, ist es zu vielen guten Gesprächen gekommen.
Übrigens, was Ihr als „Gejammer“ bezeichnet, läuft bei mir unter Öffentlichkeitsarbeit. Als eine Form von mehreren. Ich finde es auch völlig logisch, dass es immer Leute gibt, die etwas auszusetzen haben. Und dass es Landwirte gibt, die sich im Ton vergreifen. Ganz normal, wie überall, wo unterschiedliche Menschen und Meinungen aufeinander treffen.
Was die Opferrolle betrifft: Seit Jahren wird massenmedial ausdauernd auf die Landwirte eingeprügelt (zumindest auf die konventionell wirtschaftenden). Wie viel schlechte Recherche oder schlichte Meinungsmache oft dahinter steckt, die tendenziöse Berichterstattung – oh ja, die Opferrolle existiert. Die deutschen Landwirte sind die Sündenböcke der Nation. Und da vielfach noch gilt, was in der Zeitung steht, seid Ihr „böse Agrarindustrie“. Außer Ihr seid Bios. Dann seid Ihr die Guten und erntet jede Menge Wohlwollen in den Medien. Aber wehe, Ihr handelt „unternehmerisch, ohne ständig auf die Politik zu schielen“. Zu Marktbedingungen wirtschaften? Das dürft Ihr nicht. Denn Ihr sollt auf Bauernhöfen malochen, wie sie im Kinderbilderbuche stehen. Sorry, aber wenn die Landwirte das umsetzen, was Bauer Will und Alois fordern, gibt es Verbraucherprügel sondergleichen. Diese Zwickmühle habt Ihr leider nicht reflektiert.
Und noch was ganz Grundsätzliches. Wenn die Aktion dazu beigetragen hat, dass Verbraucher einen Einblick in die Lebensmittelerzeugung und die damit verbundenen Probleme gewinnen konnten – umso besser. Denn das ewige Klagelied der Landwirte „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ kann ich nicht mehr hören. Diese ständigen Selbstvorwürfe, dass “wir Landwirte”, wie heißt es oft so schön, „die Verbraucher in den letzten Jahrzehnten nicht mitgenommen haben“ gehen an der Realität vorbei. Als Verbraucherin sage ich: Die Supermarktregale waren immer voll, selber sein Essen anbauen machen nur noch die Wenigsten – wir haben unsere Ahnungslosigkeit in Sachen landwirtschaftlicher Produktion mit verschuldet. Und wie sieht es heute aus? Nach einem Studium an der Google-Universität weiß jeder ganz genau Bescheid, was Landwirte zu tun und zu lassen haben. Nur die Landwirte haben die Klappe zu halten.
Wird Zeit für mehr Ehrlichkeit auch auf Verbraucherseite, oder?
Hallo Quak-Quak
Du scheinst neu hier zu sein. Lese mal die geschätzt 380 anderen Beiträge in diesem Blog und dann reden wir weiter. Trotzdem vielen Dank für Deinen Kommentar, dessen Inhalt ich nur in wenigen Punkten teile.
Bauer Willi
Ich lese nicht jeden Beitrag, weiß aber trotzdem, dass Ihr mit Verbraucherschelte ganz groß raus gekommen seid. Ich habe Eure Schimpfe (“Gejammer”) sogar anderen Leuten gegenüber verteidigt, insofern erinnere ich mich ganz genau! 😉
Gibt es irgendeine andere Branche, die versucht mit Kundenbeschimpfung und Kundenkritik zu punkten? Ich würde nicht gerne bei einem Händler kaufen, der mich ständig als unfähig, vernünftige Kaufentscheidungen zu treffen, hinstellt. Das machen nur die Bauern.
Hallo Quak-Quak,
unser Text enthält weit mehr als “Gejammere”. Nämlich die Analyse, dass die Bauern keine Marktmacht besitzen, weil die starken Erzeugermarken fehlen. Das ist ein klares Manko, das seine Ursachen darin hat, dass Bauern nach ihrem eigenen Berufsbild nur produzieren. Weil sie das inzwischen richtig perfekt machen, haben wir satte Überschüsse und der Markeninhaber kann locker immer wieder billigeren Lebensmittelrohstoff bekommen. Um das zu ändern braucht es bäuerliche Unternehmer und bäuerliche Unternehmen, die aktiv in den Markt gehen und Marken aufbauen. Das optimale wäre, wenn beim Zusammentreffen von Landwirten und Verbrauchern auf einem Aldi-Parkplatz die Landwirte den Verbrauchern einen Flyer Ihrer Marken in die Hand drücken könnten und sagen: Kauft das! Dann tut ihr Gutes! Dann unterstützt ihr die bäeuerliche Landwirtschaft!
So aber gehen die Landwirte heim, mit dem guten Gefühl was Gutes getan zu haben und die Verbraucher gehen weiter einkaufen und ändern wird sich nichts! Jetzt stelle ich mal die Frage: Wer von den Beiden (landwirt oder Verbraucher) kann nun das ändern?
Alois
Als Verbraucherin werde ich mir tunlichst verkneifen, Landwirten Vorschriften zu machen. Von der Sorte Verbraucher gibt es schon ausreichend im Netz und realen Leben: Fast keine Ahnung von Landwirtschaft, aber jede Menge gute Ideen. Das Fachliche überlasse ich daher lieber den Fachleuten.
Ich argumentiere als Verbraucherin, die etwas, aber nicht viel Ahnung von Landwirtschaft hat und die Berichterstattung aufmerksam verfolgt. Und die schaut sich um und sieht auf der einen Seite den Verbraucher, der möglichst preiswert einkaufen will. Ganz klar ein natürlicher Instinkt. Ich habe diese Verbraucher auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Das eine Extrem sind die, die unzufrieden sind mit der modernen Landwirtschaft, aber bei Discountern einkaufen gehen – übrigens auch Gutverdiener. Und dann kenne ich Leute, die müssen mit sehr wenig Geld auskommen. Für diese Leute sind die Discounter ein Segen – zu Recht! Und dann ist da das Mittelfeld. Man geht bei Aldi und Lidl einkaufen, ist halt so.
Auf der anderen Seite sehe ich die LEH-Marktkonzentrationen – wie sollen Landwirte mit eigenen Marken dagegen anstinken? Ist mir ein völliges Rätsel. Dann sehe ich das Bauernbashing, die Politik, die mit einem Wust an Vorschriften auf die Stimmung in Medien und Öffentlichkeit reagiert. Die sprachgewaltigen NGOs, von den Medien hofiert, die mit Stimmung gegen die Landwirtschaft ihr Geld verdienen.
Ich frage mich, wie Landwirte all dies unter einen Hut bringen sollen – ihren Job machen, der Öffentlichkeit gerecht werden, Politik und Verwaltung entsprechen, bloß nicht exportieren (ist überall OK, nur die Bauern werden dafür schief angeguckt), Öffentlichkeitsarbeit betreiben etc. Und dann noch nebenbei unternehmerisch eigene Marken aufzubauen? Das alles in Anbetracht der Tatsache, dass der Verbraucher preiswert einkaufen will?
Mal eine Gegenfrage: Was macht Ihr, Bauer Willi und Alois, konkret, um Eure Vorstellungen zu verwirklichen? Habt Ihr einen Generalstabsplan in der Schublade? Wie soll der Aufbau einer Markenmacht in einem stark umkämpften Wettbewerb aussehen?
Ihr habt recht viel zu lange wurde nur produziert was Land und Tiere hergegeben haben. Die jetzige Situation ist daher logisch. Wir Bauern müssen dringend anfangen über den Wert unserer Produkte zureden und sie mit Mehrwert zuverkaufen. Klar der Konsument wird nicht von heute auf morgen mehr für seine Nahrungsmittel auszugeben. Aber wir müssen jetzt beginnen uns zu vermarkten und am meisten bezahlt der Konsument für Regionalität. Etwas das jeder in seiner Region problemlos erfüllen kann. Aber man muss es auch bekannt geben und anfangen auf Qualität zu setzten und mit der Quantität zurückfahren. Klar die Qualitätsschiene bringt auch Risiken mit sich, aber es ist klar besser als sich auf Teufel komm raus dem Grosshandel auszuliefern. Den der macht auch mit Tiefpreisen noch Gewinn.
Meine Kulturen: Weizen, Braugerste, Wintergerste, Körnernmais, Energiemais, Zuckerrüben, Gemüse Vetragsanbau, Soja. WAS soll ich direkt an Verbraucher verkaufen? Ach ja.. ca 50 Hofläden im Umkreis von 15 km. Und im Umkreis von 30 km ca 2 Mio Leutem von denen 1,9 Mio auf Regionalität keinen wert legen
Jeder fährt die Strategie die zu seinem Betrieb passt. Wenn du mit diesen Produkten den Rehionalenmehrwert herausgolen willst, musst du mit dem lokalen Kleinunternehemen (falls es das bei dir noch gibt) zusammenspannen. Das heisst also der Müller, die Brauerei von neben an und vielleicht verkaufen die Hofläden aus der Region auch deine Produkte also Mehl, Bier, nicht der norm entsprechendes Gemüse. Regionaler Mehrwert heisst nicht zeingend durekt an den Verbraucher verkaufen mit Hofladen. Aus dem Bünder Bergen kommt da ein hervoragendes Beispiel. Die Bieraria Tschlin geht jetzt vielleicht in eine leicht andere Richtung, aber es zeigt klar das man sehr viel herausholen kann mit einem Regionalen Team.
Wenn ich Milch an MEINE Molkerei verkaufe muss ich nehmen, was bei der Geno übrigbleibt. Wenn ich meine Milch ab Milchkammer dem Verbraucher verhöcker, kann ich ausloten, ob ich zu meinen extra Kosten durch den Privatverkauf meine Milch durch Weide, Horn, gentechnisch unverändertes Futter….. noch wertvoller mache. Im ersten Fall bleibt mir nur: billiger als andere zu produzieren. Oder MEINE Molkerei versucht sich aus dem Handelsmarkensumpf abzuheben.
Bauer Willi beschwert sich über vermeintliches Gejammer? Was war denn mit den Artikel über den schlechten Kartoffelpreis seines Nachbar? Die Flagge wird also in den Wind gehängt wie es gerade passt. Die Betriebe sollen also selber sehen wie sie klar kommen. Dann ist es doch ganz klar, die Masse der Betriebe wird sterben und von den über bleibenden geschluckt. Bäuerlich Landwirtschaft ist auf Dauer eine Illusion. Sagt doch mal ganz direkt was es heißt den Markt alles richten zu lassen. Das bedeutet einen massive voranschreitenden Strukturwandel. Direktvermarktung ist eine Nische, in der sich ein paar wenige Betriebe tummeln können. Wir haben es mit einem asymmetrischen Markt zu tun. Auf der einen Seite eine Vielzahl von Produzent und auf der anderen Seite die großen 5 Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe, Metro, Aldi. Die Vermarktungsalternativen sind in vielen Regionen nicht mehr gegeben, weil es oft nur noch einen großen Abnehmer für Schweine, Milch oder Kartoffeln gibt. Preislich sind sich die Abnehmer meist alle einig, einige schießen mit Hauspreisen eher nur unter der Linie hindurch. Die Preise werden sich nur stabilisieren, wenn das Angebot sinkt und das Angebot sinkt nur wenn Betriebe sterben. So einfach ist das. Wenn man den Artikel hier mal zusammenfasst, dann steht dort sucht euch selbst einen Weg oder sterbt schweigend. Dieser Artikel ist ein Statement für einen fortschreitenden Strukturwandel. Auch Bio ist keine Alternative, den Bio wird heute auch in großen Einheiten für die Discounter produziert. Also Bauer Willi, auf der einen Seite aufheulen, weil die Kartoffeln nichts kosten und dann frisst oder stirb predigen, da scheint es mir doch Widersprüche in der Argumentation zu geben.
Nordlicht,
ich glaube Sie haben noch nicht viele Artikel von Bauer Willi gelesen. Es geht nicht darum, dass Bauer Willi fordert, liebe Landwirte, kommt gefälligst allein zurecht, sondern es geht um die Erkenntnis, dass weit und breit Niemand da ist, der ein Interesse daran hat uns Bauern und speziell den Milchviehhaltern zu helfen. Das ist sehr hart sich einzugestehen! Mich frustriert das sehr. Aber das hilft nicht weiter. Wir müssen selbst sehen wie wir mit unserem Betrieb mit den Rahmenbedingungen, die niemand außer uns selbst ändern will weitermachen können. Sonst dreht die Bank früher oder später den Hahn zu und es ist mit den eigenen Entscheidungen vorbei! Und der Bauernverband bezahlt sicher keine offenen Rechungen!
Hallo Nordlicht,
dann bitte auch den Artikel “Lieber Verbraucher – was ich verstanden habe” und andere Artikel lesen. Oder der vorherigen Artikel meines Vortrages “Hilf Dir selbst..” Dann darfst Du mich gerne weiter kritisieren.
Bauer Willi
Aha. Eure Leser müssen also erst in Vorleistung treten, um um richtig einordnen zu können, wie was gemeint ist? Aber woher soll ich wissen, was ich im einzelnen lesen soll, um einen Beitrag (in Eurem Sinne) einordnen zu können? Finde ich schwierig, um nicht zu sagen unmöglich. Und so wie der Text verfasst ist: Widersprüche in der Argumentation sind mir nun mal auch aufgefallen, siehe weiter oben. Wäre jetzt vielleicht der Moment für eine Prise Selbstreflexion…. 😉
Das Problem ist doch, dass es unter den Landwirten bisher so eine Art “Lagerdenken” gibt, dass sofort zu Aggressionen führt, wenn man nur Stichworte liest.
Man hat doch immer den Eindruck, es gibt auf der einen Seite welche, die wollen verstärkt den Export und den “Markt” und setzen öffentlich darauf, dass andere endlich aufhören damit sie selbst vermeintlich eine bessere Zukunft haben. Und die anderen wollen eine Art hochsubventionierten “Idyllezustand” bewahren und schimpfen auf die, die sich anders entwickeln wollen. Was anderes scheint es kaum mehr zu geben.
Aber beides ist doch Schwarz-Weißmalerei und hilft Niemandem.
Das ist eine echte Herausforderung, wenn man eine halbwegs objektive oder andere Sichtweise zu vermitteln versucht.
Sehr geehrtes Nordlicht, Sie schreiben, “das Angebot sinkt nur wenn Betriebe sterben. So einfach ist das. ” Haben sie in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht bemerkt, dass es nicht so einfach ist ? Die Höfe sterben, Flächen und Tiere werden übernommen und die Produktion steigt sogar noch. Die Übernehmer müssen nämlich noch intensiver produzieren um die Stallanlagen und die Pachten zu finanzieren. Am Ende bleibt mit doppelter Arbeit, doppelten Investitionen und doppeltem Risiko nicht mehr als vorher. Der Strukturwandel löst keine Probleme, eher schafft er neue.
wenn bauern zusammen kommen,wird über trecker und pachtpreise geredet,interessanterweise,ohne jegliche beziehung zu wirtschaftlichkeit!!
solange das so ist,wird sich nix ändern.
Eigenvermarktung können wir nicht alle machen. In vielen Argumenten stimme ich Euch zu, die Opferrolle bringt nicht wirklich etwas ein. Es wird gerade über die Börse in der Top- Agrar diskutiert. Beim Getreide, Raps, und den Ölfrüchten mag es sicher angehen. Milch ist ein leicht verderblicher Rohstoff, könnte aber auch über Lieferverträge abgesichert werden. Es bedarf immer einer gewissen Risikobereitschaft, aber das wäre mir lieber als der jetzige Zustand der Lähme, wo Keiner weiß, wie lange er von der Substanz leben soll. Die Kritiker kommen dann gleich mit, wir bekommen den Spitzenpreis nicht mit, aber auch nicht den Untersten, kann man denen entgegnen.
Hallo Willy Toft
Sehe Dir mal das Video vom vorherigen Artikel an. Das zeigt die absolute Ideenlosigkeit der Milchbranche. Immer wieder wird auf einen anderen “Schuldigen” verwiesen und das kann mich auf die Palme bringen! Viele Molkereien gehören doch den Bauern. Sie sind genossenschaftliche Mitglieder. Warum wird dort nicht gehandelt? Es gibt mit Sicherheit Preisabsicherungsmodelle auch für Milch und Fleisch, ich bin da kein Fachmann. Warum nutzt die keiner? Ich habe bereits 50% meines Weizens aus 2016 verkauft. Zu einem Preis, von dem ich leben kann. Und wie andere darüber denken, ist mir ziemlich egal…
Bauer Willi
…. und solche Genossenschaften verkünden vor kurzen in agrarheute.de das Lieferverträge für Biomilch mit europäischen Lieferanten abgeschlossen wurden. … Weil die eigenen Genossen es nicht auf die Reihe gebracht haben den Markt zu beliefen? …. Oder ist das Gefühl für das Genossenschaftswesen in den Führungsetagen verloren gegangen? … Da sich alle Genossen auf den Hauptversammlungen über die Dividende freuen, kann es ja dann doch nicht an der Geschäftsführung liegen! …. seltsames Zusammenspiel … siehe Pacht – siehe Traktor …
“Es gibt Genossenschaften, die haben Mitglieder. Und es gibt Landwirte, die eine Genossenschaft besitzen.” Der Satz ist nicht von mir, sagt aber sehr viel aus. Ich bin Miteigentümer einer Genossenschaft, die sich bitte so zu verhalten hat, wie ihre Mitglieder es wünschen. Danke für den Beitrag..
Bauer Willi
Bitte nicht immer nur auf die Eigen- oder Direktvermarktung einengen. Was wir brauchen sind starke Erzeugermarken, wie es nunmal die Berchtesgadener Milch ist. Dass das der einzelne Landwirt nicht allein machen kann, ist klar. Aber bei Milch sind 70% der Milchmengen in genossenschaftlicher Hand. Dort liegt die Verantwortung bei den Bauern als Eigentümer. Und auch in anderen Bereichen gibt es Erzeugergemeinschaften und ähnliches. Vielfach muss erst einmal die Notwendigkeit einer eigenen Erzeugermarke bei den Bauern klar gemacht werden. Und der Markenaufbau kostet erst einmal Geld. Darum wird in vielen Fällen der leichtere Weg gewählt und z.B. für eine Handelmarke von Aldi oder Rewe abzufüllen.
Auch die berchtesgadener Molkerei haben ein paar irre Überlieferer, gerade wegen der hohen Erzeugerpreise, an ihre Grenzen gebracht.
Die Berchtesgadener werden das Problem schon lösen. Hier im Allgäu gibt es kleinere Genossenschaften, die bereits seit Jahren keine Anlieferungssteigerung erlauben.
Wenn 70% der Molkereien den Bauern gehören, ist es auch eine Frage, ob man genug Mut und Risikobereitschaft in der Genossenschaft aufbringt.
Ich will Vorzugsmilich, oder wenigstens eine die nicht homogenisiert wurde. Bin ich damit alleine. Wahrscheinlich ja, aber die meisten Leute hier denken inzwischen Rohmilch wäre ihr sicherer Tot. Warum? Weil man ihnen das hier so gepredigt hat. Auch von Seiten der Molkereien. Milch ist voller Bakterien, die TBC auslösen und deshalb muss die desinfiziert werden und wenns so richtig gesund sein soll, mit darmfreundlichen Lactobacillen wieder belebt werden.
Ja, wir Verbraucher sind so dämlich und kaufen das.
Das mag nur eine Nische sein.
Doch Albrechts haben auch mal in einer Nische angefangen. Subways und Starbucks haben in ner Nische angefangen. Nischen kann man ausbauen. Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, wo man bei Tchibo und Eduscho ein Pfund Kaffee kaufen musste, um an den Klimbim, den die damals angeboten haben, ranzukommen? Super-Nische im wahrsten Sinn des Wortes, eine kleine Nische beim Bäcker, im Tabakbüdchen, in der Trinkhalle und jetzt halt, sehr viel größer, im Supermarkt und ohne „Kaffee-Zwang“.
Genau so ist es. Aber dazu braucht man Mut….(den Rest spare ich mir jetzt zu sagen, sonst gibt es wieder Prügel)
Bauer Willi
Sag mal, wer ist eigentlich auf der Slow-Food-Messe diese Woche in Stuttgart für die konventionellen Bauern dabei? Oder networken da wieder nur die Bios und Ökos ?
Genau so ist es. Aber dazu braucht man Mut… (ich spare es mir, den Rest zu schreiben, sonst gibt es wieder Prügel)
Bauer Willi
Und weil du so mutig warst, bist du Nebenerwerbslandwirt geworden, anstatt dir in der Nische einen unglaublich tollen Betrieb aufzubauen, Willi? Ein wenig mehr Demut würde dir gut tun.
Hallo Willi,
Hallo Alois!
Sehr guter Beitrag, der den Nerv der Situation trifft! Unternehmertum hat auch in der Landwirtschaft mit “etw. unternehmen” also handeln zu tun!
Tatenloses jammern hilft letztlich keinem weiter…
Viele Grüße Biobauer Christian