Ein Gastbeitrag von Dr. Ludger Fischer, Bonn.[1] der möglicherweise nicht jedem “schmecken” wird
Ab in die Tonne!
Von Müllvermeidung wird kein Mensch satt
Alle Menschen verursachen Lebensmittelabfälle: Schalen und Strünke essen sie nicht, Stiele auch nicht. Kaffeesatz gießt kaum einer ein zweites Mal auf, Radieschenblätter werden meistens nicht gegessen und auch keine Pfirsichkerne gelutscht. Knochen kriegt der Hund. Sind diese Menschen damit schon verwerfliche Vergeuder? Für Ilse Aigner, von Oktober 2008 bis September 2013 Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sind sie damit schon nah dran. Die Ministerin plädiert für »ehrliches Essen«. Bei Ilse Aigner zu Hause wird bestimmt immer alles aufgegessen. Deshalb gibt es da, wo sie wohnt, immer gutes Wetter. Es sieht so einfach aus, besonders für Politiker, die nicht viel nachdenken aber schnell Schlüsse ziehen, falsche Schlüsse. Auf der einen Seite der Welt verhungert alle drei Sekunden ein Mensch, auf der anderen werden angeblich »tonnenweise« Lebensmittel vernichtet, Teller nicht aufgegessen, Früchte schimmelig, Strünke herausgeschnitten, Obst geschält. Es wird Verdorbenes aus dem Kühlschrank in die Mülltonne geworfen, Kartoffeln geschält und von Trieben befreit, Möhren, die weich geworden sind, einfach nicht mehr als lecker empfunden. Die Folgen: schlechtes Wetter, Hunger in der Welt, moralische Verrohung und Leichtfertigkeit beim Umgang mit der Schöpfung. Vor allem Obst und Gemüse, heißt es, würden ohne Not vernichtet. Zu essen, wenn auch nicht unbedingt zu genießen, seien zwei Drittel der auf dem Müll gelandeten Lebensmittel. Deutschen Verbrauchern und den Betrieben, die Lebensmittel herstellen, scheint es, wenn man dieser Darstellung folgt, völlig gleichgültig zu sein, Geld in Form von essbaren Lebensmitteln zu verschwenden. Es scheint den deutschen Verbrauchern auch völlig egal zu sein, dass sie damit die Umwelt belasten und wertvolle Ressourcen vergeuden. Die Zahl, die durch das Land gereicht wird, heißt »elf Millionen Tonnen« und wird auch anschaulich gemacht durch 275.000 Lastzüge, »eine Kolonne, die – Stoßstange an Stoßstange hintereinander aufgereiht – von Berlin bis in die russische Stadt Nowosibirsk jenseits des Urals« reichen würde.
Kristallkugelwissenschaft in Stuttgart
Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben diese Zahl in die Welt gesetzt. Es sind Mitarbeiter des Instituts für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft, die vom Aigner-Ministerium für beauftragt waren, entsprechende Daten zu erheben. Ihre »Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen« verbanden die Wissenschaftler mit »Vorschläge[n] zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland«. Die Studie wurde Ende Februar 2012 übergeben. Doch wie wurden die Daten erhoben? Eigentlich gar nicht. Tatsächlich handelte es sich nämlich nicht um Daten, sondern um Hochrechnungen von Annahmen. Basis waren anderweitig erhobene »Statistiken, Recherchen, Literatur, Umfragen, Expertengespräche sowie […] stichprobenhafte Einzeluntersuchungen im Haushaltsbereich. […] Auf Basis der recherchierten Datengrundlage wurden die Lebensmittelabfallmengen für Deutschland abgeschätzt.« Das klingt wenig konkret und wurde – vielleicht auch deshalb – vom Ministerium dankend zur Kenntnis genommen.
Folgende »Quellen« wurden für die Studie angezapft:
· Lebensmittelindustrie: Auswertung vorhandener Statistiken + Erhebungsbogen an ausgewählte Betriebe
· Handel: Auswertung vorhandener Statistiken + Expertengespräche/Besuche einzelner Betriebe
· Großverbraucher: Schätzung und Hochrechnung [der Schätzung!]
· Private Haushalte: Schätzung und Hochrechnung [der Schätzung!]
Dabei sind sich die Verfasser der Studie durchaus darüber im Klaren, dass neben der Bioabfallsammlung und dem Restmüll ein großer Teil der Lebensmittelabfälle zu Biogas verarbeitet wird, in der Kanalisation landet, an Haustiere verfüttert oder kompostiert wird. Das System der Hochrechnung, das hier angewendet wurde, erinnert seinerseits an einen Komposthaufen, auf dem auch nichtorganisches Material deponiert wird: »Die Menge an Lebensmittelabfällen wurde daher hochgerechnet, basierend auf Daten aus Sortieranalysen in Deutschland und vergleichbaren nationalen und internationalen Studien. Die Daten wurden aufbereitet und (in möglichst vergleichbarer Form) zusammengestellt. Die Hochrechnung erfolgte ausgehend von abfallseitigen Daten (Abfallmengen und -zusammensetzung) und wurde durch Übertragung aus Daten aus aufkommensseitigen Erhebungen bzw. anderen Regionen ergänzt, wo dies mangels vorliegender anderer Daten erforderlich war.« Möglicherweise hat man hier »Daten« zusammengesammelt, die für die politisch gewünschte Aussage scheinbare Belege liefern konnten. Und jetzt der wichtigste Satz, illustriert mit einer sehr suggestiven Grafik: »Summiert man vereinfachend die Medianwerte dieser Schwankungsbreiten auf, so ergibt sich eine Gesamtmenge von 10.970.000 Tonnen Lebensmitteln pro Jahr.« Achtung: Man summiert die Mittelwerte von Annahmen. Von der im Auftrag des deutschen Ministeriums verfassten Studie wurde die landwirtschaftliche Produktion ausdrücklich ausgenommen. Untersucht wurden – sofern hier von einer ernsthaften Untersuchung überhaupt die Rede sein kann – die Lebensmittelverarbeitung in Groß- und Kleinbetrieben, der Handel (Groß- und Einzelhandel), Großverbraucher (Gastronomie, Großküchen in Krankenhäusern, bei der Bundeswehr, etc.) und private Verbraucher. Vernünftigerweise wurden vermeidbare, teilweise vermeidbare und nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle unterschieden. Zu letzteren zählen Schälabfälle, Knochen, Kerne, Aufbrühreste und andere von Menschen nicht verzehrbare Teile der Lebensmittelproduktion. All diese Abfälle zählen aber offiziell zu den Nachernteverlusten. Das Ergebnis: Die größten Lebensmittelwegschmeißer sind nicht die Primärproduzenten, also die Bauern und Gemüsezüchter, und nicht die Lebensmittelindustrie jeglicher Größe, vom Konzern bis zum Bäckerladen und nicht die Handels- und Supermarktketten und nicht die Gasthäuser, Großküchen und Kantinen, sondern es sind mit 61 Prozent der verursachten Lebensmittelabfälle die Verbraucher: »Fast 82 Kilogramm welken Salats, schrumpeliger Äpfel, trockenen Brots oder abgelaufenen Joghurts wirft ein Deutscher durchschnittlich im Jahr weg.«
Schrumpelige Möhren im Supermarkt?
Es stellt sich die Frage: Sollen Verbraucher welken Salat, schrumpelige Äpfel, trockenes Brot oder schimmeligen Joghurt essen? Ginge es nach Anna Maria Corazza Bildt, von 2009 bis 2019 schwedische Abgeordnete im Europaparlament, ja. In Anwesenheit des Autors forderte sie auf einer entsprechenden Diskussionsveranstaltung sogar Händler auf, ihr schrumpelige Möhren anzubieten. Die würde sie dann, wie sie in der öffentlichen Debatte zugab, zwar nicht kaufen, aber sie lege Wert auf die Möglichkeit zur Auswahl zwischen schrumpeligen und weniger schrumpeligen Möhren. Die neben ihr sitzende Vertreterin einer großen Handelskette verdrehte bei diesem Wunsch die Augen und versprach, dass man überlegen könne, einmal einen Versuch in diese Richtung zu machen. In verständliche Sprache übersetzt hieß das: Sie haben ja wohl nicht alle Möhren im Regal!
Schätzungen, Hochrechnungen, Vermutungen, Annahmen, Analogien, enorme Schwankungen, Unsicherheiten, Wahrscheinlichkeiten, Mittelwerte
All das sieht nur wenig nach verlässlicher Wissenschaft aus. Für Großverbraucher konnte nicht einmal die Menge der vermeidbaren und die der unvermeidbaren Abfälle abgeschätzt, geschweige denn angegeben werden. Dass private Haushalte für zwei Drittel der Abfallmenge verantwortlich sein sollen, hat Verbraucherschutzverbänden, die Industrie und Handel im Verdacht hatten, nicht sehr gefallen. In privaten Haushalten ist für die Entstehung vermeidbarer Lebensmittelabfälle vor allem das Unverständnis über das Mindesthaltbarkeitsdatum verantwortlich. Fast alle Verbraucher sehen darin ein Datum, nach dem ein Lebensmittel nicht mehr verzehrfähig ist. Allerdings lässt sich die angebliche Verschwendung von Ressourcen nicht sinnvoll in einen Zusammenhang mit Hungerkatastrophen und strukturellen Problemen der notleidenden Länder bringen.
Empfehlungen auf wackeliger Grundlage
Bei solchen »Studien« könnte man von Kristallkugelwissenschaft sprechen. Das deutsche Ministerium hatte zusammen mit der Bitte um Datenerhebung auch gleich Empfehlungen mit bestellt, die als Hebel zur Abfallvermeidung eingesetzt werden könnten. Das Rennen machten die üblichen Methoden, die vorgeschlagen werden, wenn niemand weiter weiß: Runde Tische, Aufklärung, Monitoring, weitere Forschung und, ganz wichtig, »Erarbeitung von Best Practice Maßnahmen«. Das Volk verhält sich einfach nicht so, wie es sollte. Anstatt Politikern die Schlussfolgerungen aus dieser wackeligen Datenlage zu überlassen, errechneten die Autoren der deutschen Studie für einen Vierpersonenhaushalt flugs einen Wert von jährlich rund 935 Euro, der im Restmüll, in der Biotonne oder in der Kanalisation lande, kompostiert oder an Haustiere verfüttert werde. Das sollte so suggestiv wirken, wie die bis Nowosibirsk Stoßstange an Stoßstange fahrenden bzw. stehenden Lastwagen. Verbraucher zeigten sich in Deutschland davon wenig beeindruckt. Weitgehend unbeeindruckt blieben auch die gewerblichen Hersteller von Lebensmitteln, die häufig argwöhnisch beäugte Lebensmittelindustrie. Bei ihr entstehen vorwiegend nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle durch Rückstellproben, Fehlchargen, technische Störungen, fehlerhafte Verpackungen, falsche Etikettierung, gesetzlich vorgeschriebene oder vom Handel vorgegebene Qualitätsnormen. In Großküchen und Restaurants ist die Einhaltung von Hygienevorschriften eine erhebliche Quelle von Abfällen. Was einmal auf dem Tisch war, darf nicht weiter verwendet werden. Tatsächlich sind die Mengen extrem gering und der Handel hat das größte Interesse, sie noch weiter zu verringern. Das deutsche Ministerium kümmerte sich nicht aus eigenem Antrieb um die Verringerung von Lebensmittelabfällen, sondern deshalb, weil die EU-Kommission diese angebliche Verschwendung bis 2020 zu halbieren wünschte. Dabei beißt sich die EU-Katze in den eigenen EU-Schwanz: In Europa, zuerst in England, dann in allen Ländern des Kontinents, bricht 2001 unter Zuchttieren eine Epidemie der Nervenkrankheit BSE aus. Spät, viel zu spät, stellt sich heraus, dass diese Krankheit nicht auf Menschen übertragen wird. Da sind schon Millionen Tiere vorsorglich getötet und verbrannt worden. Im Rahmen der BSE-Schutzmaßnahmen verbietet die EU auch, Speisereste an Tiere zu verfüttern. Am 1. November 2006 tritt in Deutschland das Fütterungsverbot von Speiseresten an Schweine in Kraft. Schweinetonnen von Restaurants, Gemeinschaftsküchen, Krankenhäusern, Altersheimen, Kantinen werden zwar weiterhin gefüllt und abtransportiert, ihr Inhalt aber nicht mehr verfüttert. Der Grund dafür ist die Vorsicht, mögliche Krankheitserreger nicht zu verbreiten. Zuvor als wertvolles Futter für Zuchttiere genutzt, wandern die Speisereste jetzt auf den Müll, im besten Fall in die Biogasanlage, wo zumindest ihr Energieanteil genutzt wird: »Das Verfüttern von Fetten aus Gewebe warmblütiger Landtiere und von Fischen sowie von Mischfuttermitteln, die diese Einzelfuttermittel enthalten, an Nutztiere, soweit es sich um Wiederkäuer handelt, ist verboten. Das Verbot des Satzes 1 gilt nicht für Milch und Milcherzeugnisse. Vorschriften über die Verfütterung von Speise- und Küchenabfällen bleiben unberührt.«
Füttern verboten! Lebensmittelabfälle »aus eigener Herstellung«
Ein Teil der Lebensmittelabfälle stammt ganz direkt »aus eigener Herstellung«, nämlich der des Gesetzgebers. Abfälle, die über Jahrhunderte eine sinnvolle Verwendung im Tierfutter fanden, sind mittlerweile nicht mehr als Futtermittel oder Futtermittelgrundstoff erlaubt. 40 bis 50 Millionen Tonnen Nebenprodukte aus der Europäischen Lebensmittelherstellung werden jährlich zu Futtermitteln verarbeitet. Darin sind die direkt verfütterten Abfälle nicht enthalten. Die Verarbeitung von Resten zu Futter trägt also deutlich dazu bei, sie nutzbringend einzusetzen. Tatsächlich handelt es sich also, wenn sie so weiterverarbeitet werden, bei Lebensmittelabfällen nicht um Abfälle, sondern um Rohstoffe. Ein Richtlinienentwurf zu Futtermitteln sieht daher ausdrücklich vor, »ehemalige Lebensmittel« zur Futtermittelgewinnung zuzulassen also für »Produktionsüberschüsse, missgestaltete Produkte oder Lebensmittel mit abgelaufenem Verfallsdatum, die gemäß EU-Lebensmittelrecht hergestellt wurden.« Als »ehemalige Lebensmittel« sollen nach der Verordnung 68/2013 vom 16. Januar 2013 solche Lebensmittel gelten, »die in völliger Übereinstimmung mit dem EU-Lebensmittelrecht für den menschlichen Verzehr hergestellt wurden, aber aus praktischen oder logistischen Gründen oder wegen Problemen bei der Herstellung oder wegen Mängeln der Verpackung oder sonstiger Art nicht mehr für diesen Zweck bestimmt sind, und bei einer Verwendung als Futtermittel kein Gesundheitsrisiko bergen.
In Deutschland werden jährlich 800.000 Tonnen ehemaliger Lebensmittel zu Futter weiterverarbeitet. Es landet also fast nichts auf der Müllhalde.
Was spricht gegen Separatorenfleisch und Analogkäse?
Die europäischen und auch viele nationale Gesetzgeber sorgen dafür, dass wertvolle Lebensmittelreste im angeblichen Interesse des Verbrauchers nicht weiter zu Lebensmitteln verarbeitet werden dürfen. Falls doch, soll durch abschreckende Kennzeichnungen, wie »Separatorenfleisch« oder »Analogkäse« deren Verkauf eingeschränkt werden. Natürlich strebt die industrielle Lebensmittelherstellung eine abfallarme Verwendung des gesamten erzeugten Rohmaterials an, sei es pflanzlichen, sei es tierischen Ursprungs. Deshalb werden für die zwangsläufig anfallenden Abfälle die ausgefeiltesten Verwendungen ausgetüftelt. Man kann, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz schon 2005 schrieb, mit neuen Methoden aus geschlachteten Tieren »das Letzte rausholen«. Wird ein Schlachtkörper sauber ausgebeint, bleibt zwangsläufig etwas Fleisch und Knochenhaut an den Knochen hängen. Diese Reste lassen sich mit Hochdruck-Separatoren problemlos davon ablösen und man kann sie danach mit dem Enzym Transglutaminase wieder mit einer Fleischstruktur versehen. Ein Unterschied zu »gewachsenem« Fleisch ist kaum auszumachen, der Nährwert genau derselbe und das Koch- und Bratverhalten auch. Verbraucher finden das trotzdem angeblich nicht in Ordnung. In Verbraucherforen wird das wertvolle Eiweißprodukt als »das Zeugs« bezeichnet, das arglosen Verbrauchern »untergejubelt« werde und kaum jemand, der sich in solchen Foren äußert, vergisst, seinen Abscheu vor dieser Sorte »Lebensmittel« zum Ausdruck zu bringen. Verbände, die angeblich Verbraucher vertreten, laufen deshalb gegen die Nutzung von kleinsten Fleischstückchen und deren Recycling als Separatorenfleisch Sturm. Die Methode wird allgemein nicht als Beitrag zur Abfallvermeidung angesehen, sondern als übler Trick zur Befriedigung der Profitgier der Unternehmen. Das EU-Parlament beschloss deshalb am 6. Juli 2011, dass »die unter die Definition von ›Separatorenfleisch‹ fallenden Erzeugnisse […] nicht unter die vorliegende Definition«, nämlich die von Fleisch fallen. Kaum ein Hersteller wagt es unter diesen Vorzeichen, aus Lebensmittelresten völlig neue Produkte zu entwickeln. In einer weitgehend unreflektierten, von einem Großteil der Presse unterstützten Verbrauchermeinung wird Resteverwertung nur dann positiv bewertet, wenn sie zu keinem zusätzlichen Nutzen für den Hersteller führt.
Wie man ein Problem herbeiredet
In Brüssel vergeht keine Woche ohne Konferenz über angebliche Lebensmittelvergeudung. Die EU-Kommission, einzelne Parlamentarier, der Wirtschafts- und Sozialausschuss, Handels- und Verbraucherverbände, Freunde der Erde und des langsamen Essens, Konzerne, die schnelles Essen ermöglichen, überbieten sich mit Tagungen, Symposien und Podiumsdiskussionen, auf denen wohlmeinende Menschen über eine Lösung des scheinbaren Problems diskutieren. Die Veranstaltungen sind gut besucht, auch wenn man sich über die Ahnungslosigkeit der Menschen auf den Podien oft nur wundern kann. Um ihre Ahnungslosigkeit etwas zu mildern, hat die EU-Kommission ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, dass bis Juli 2016 definieren sollte, was eigentlich als »food waste« zu gelten hat und was als recyclingfähiger Rohstoff. Der Projektname war eingängig, seine Aufschlüsselung wirkt bemüht: FUSIONS, Food Use for Social Innovations by Optimising Waste Strategies. Die 21 Projektpartner wollten, ähnlich wie die Wissenschaftler der Universität Stuttgart, »eine angemessene Kombination von Näherungswerten verwenden«. Die Ergebnisse dieses Projekts waren erwartbar enttäuschend. Kristallkugelwissenschaft eben.
[1] Leicht gekürzte Version eines Artikels, der im Journal Culinaire No 16 im Mai 2013 erschienen ist.
Gastartikel stellen die Meinung des Autors dar
Wir (von TU Hamburg) führen auch manchmal Muellanalysen durch. Vor ca.
5 Jahren in 2 Testgebieten mit unterschiedlichen Sozialstrukturen in Lübeck. Wir haben die Biotonne Inhalte und die Restmülltonneninhalte in ca.20 Fraktionen sortiert. Darunter unvermeidbare Lebensmittelabfaelle, teilweise vermeidbare (wo die Zuordnung nicht ganz klar war – manch einer isst das Apfelkerngehause ein anderer nicht) und vermeidbare. Die Letzten dann in den Kategorien vollständig verpackt, Verpackung angebrochen, unverpackt
Es war schon viel Vermeidbares dabei. Auch wenn in den begleitenden Befragungen oft geäußert wurde, das man keine Lebensmittel wegwirft
Die verpackten bzw. teilweise verpackten Lebensmittel befanden sich hauptsächlich im Restmuell.
Das ist aus verschiedensten Gründen nicht gut:
– zwecklose Lebensmittelproduktion
– zwecklose Verpackungsmittelproduktion
– überflüssige Logistik
– aufwendige und teure Entsorgung.
Restmuell wird zumeist verbrannt. Da kommt zwar auch Energie raus. Aber kaum aus den Lebensmittelabfaelle. Die sind ja sehr feucht und man braucht Energie das Wasser zu verdampfen. Wenn sie im Bioabfall landen würden (Ohne Verpackung natürlich ) wäre Wasser kein Problem. Und man könnte zumindest Biogas und Kompost erhalten.
Jedenfalls waren die von uns gemessenen Größenordnungen vergleichbar mit der Stuttgartstudie. Natürlich nicht genau. Die Stuttgarter produzierten Orientierungswerte für den Zeitraum der Studienerstellung. Ca.80 kg pro Einwohner und Jahr , davon ca. 60 kg eingesammelt über Restmuell und Biotonne. Auf ähnliches kamen wir in beiden Testgebieten mit mehrgeschossiger Bebauungsstruktur auch ein bisschen später.
Aktuell führen wir eine neue Analyse mit 4 Testgebieten in Lübeck durch. Mal sehen, ob man an den Ergebnissen die Verteuerung der Lebensmittel merkt?
Hallo Frau Körner, das ist ja spannend. Wie viele Mülleimer und Biotonnen hat Ihre Uni untersucht und über welchen Zeitraum ? Wie wussten Sie, wie viele Personen sich den einen Mülleimer teilten ? Haben Sie Zahlen, in welchem Verhältnis Lebensmittelabfälle zu anderem Müll stehen ? Lebensmittelverpackungen müssten ja viele im Gelben Sack sein.
Diese 80 kg waren alles vermeidbare Lebensmittelabfälle ? Ohne Verpackung drumrum ? Wo gehen die fehlenden 20 kg hin und wie haben Sie dies gemessen ? Kläranlage ?
Wenn ich einen Warenwert von durchschnittlich 15 Euro pro Kilo ( Fleisch, Milchprodukte, Beeren… kostet ja alles deutlich mehr ) einsetze, dann wären das pro Person und Jahr ganze 1200.- Euro, die im Müll landen.
Wenn Sie die Verpackungen ansprechen: sind Sie auch der Meinung, dass eine Verpackung für Wasser in Deutschland überflüssig ist ? Auch die ganzen Softdrinks könnte man mit etwas Sirup selber machen.
Doch, ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie in den neuen Studien weniger Lebensmittelabfälle finden werden – denn in den Lebensmittelläden sind vielfach auch die Verpackungseinheiten verkleinert worden, damit der Preis nicht steigt. Und gerade Gemüse, das ja viel Abfall generiert ist überproportional teurer geworden. Eine Veröffentlichung hier würde mich freuen.
Hallo Smarti, ich kann im Moment leider keine genauen Daten und Links schicken, da ich im Urlaub bin. Kann ich aber nachholen.
wir haben pro Testgebiet ca. Haushalt gehabt. ca. 2 Personen angenommen pro Haushalt laut Lubeck-Statistik. Untersuchungszeitraum war 1 Jahr. Mit 4 Sortierkampagnen. In drei davon haben wir den gesamten Restmuell und Biotonne Abfall einer Sammelwoche sortiert. Eine Kampagne war länger. Da hatten die Bürger ihre Bioabfälle dreimal die Woche vor die Tür stellen können und wir hatten dadurch auch haushaltsbezogener Werte bekommen.
Wir hatten den Leuten ab Kampagnen 2 kleine gut aussehende Eimerchen für die Küche gegeben. Ziel war durch die Eimerchen eine Umlenkung der Bioabfälle vom Restmuell zum getrennt gesammelten Bioabfall hinzugekommen. hat auch geklappt. Gelben Sack könnten wir nicht Untersuchen. war auch so schön viel Arbeit.
Hallo Ina
es wäre in der Tat sehr spannend, verlässliche Zahlen und Analysen zu erhalten. Erst einmal einen schönen Urlaub und danach sollten wir in Kontakt treten. Du weißt ja wie… 🙂
Zu den 80 bzw. 60 kg. Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Die stammten von der Stuttgartstudie. Die 80 war für die Lebensmittelabfaelle aus Haushalten insgesamt. Die 60 für den eingesammelten Anteil mittel Restmuell und Biotonne. Die Differenz ist meines Erachtens : Haustiere, Eigenkompostierung, Klo, Geschirrspüler bzw. Spülbecken und gelber Sack. Dazu haben wir keine eigenen Daten.
Wir haben das gemessen was den 60 entspricht. Die durchschnittliche Größenordnung war aehnlich. Aber haushaltsbezogen schon sehr individuell. Und diese
haben sich dann aufgeteilt in unvermeidbare, teilweise vermeidbare und vermeidbare. Wir hatten auch mal die Euros für die vermeidbaren kalkuliert. Muss ich mal heraussuchen, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin.
Frau Körner, vielen Dank für die Erklärungen. 20 kg “Schwund” übers Abwasser erscheinen mir aber recht hoch. Bin schon gespannt, wie sich die Zahlen in der neuen Studien verändern.
Wenn die Leute “extra” ein hübsches Eimerchen kriegen, könnte es dann nicht sein, dass sie (un)absichtlich so einkaufen, dass eben auch viel “Gesundes” dabei ist, das auch viel Biomüll produziert ? Man muss ja zeigen, dass man viel Obst und Gemüse isst und auch trennen kann…
zu den Getränkeverpackungen: Da kann ich nur mein persönliches Verhalten einbringen, keine professionelle Meinung. ich trinke hauptsächlich Leitungswasser (kein Transport und Verpackung, wohl auch qualitativ besser). Für Gäste habe ich aber auch Mineralwasserflaschen im Keller. Softdrinks auch hauptsächlich für Gäste. Ich brauche die nicht, haben zuviele Kalorien.
So,….Lin-hi hat es geschafft in den neuen DLG-Ausschuss “New Feed and Food” berufen zu werden. Damit ist dann ein weiterer Schritt in Richtung Kunstfleisch und Rückbau der nationalen Tierhaltung getan….Mit Hilfe der DLG, danke dafür!
Nach dem Motto: Wir machen den Weg frei!
https://www.dlg.org/magazin/vorstellung-ausschuss-new-feed-and-food-prof-nick-lin-hi
Künstlich hergestellte Nahrung ist doch so was ähnliches wie bezahlen nur noch mit Karte. Wie lange kann man überleben ohne Bargeld ? Das geht so lange einigermassen gut bis zum ersten grossen Stromausfall. Oder einem eingeschleusten Virus.
Aber: positiv gesehen hat dann so eine Kunstnahrung die optimale Nährstoffzusammensetzung und kaum Lebensmittelverschwendung. Einfach die Wochenration zum aufwärmen liefern lassen… das Leben kann so einfach sein. Bis zum ersten Engpass – wegen einem Stromausfall oder einem eingeschleusten Computervirus oder einigen eingeschleusten Bakterien im Brüter – dann gute Nacht.
R. S:
Habe ich auch gesehen. Die Themen der DLG sind für mich als Landwirt nicht mehr nachvollziehbar.
Wenn ich durch unsere Dörfer spaziere, dann sehe ich grosse gepflasterte Flächen mit ein paar Blumenkübeln drauf. Daneben Rasenflächen mit einem Rasenroboter drauf, mal ein paar Rosen und Ziersträucher. Oft einen Pool. Mit dieser Fläche, dem vorhandenen Wasser, Geld und den Menschen, die hier wohnen… könnte man locker das Gemüse und Obst fürs ganze Dorf produzieren. In Corona haben einige angefangen mit gärtnern und Hühnerhaltung, meist wegen Problemen wie Ratten oder Schnecken und zu viel Arbeit wieder aufgegeben. Anstelle von Lebensmitteln, mit den genau gleichen Resourcen tonnenweise Grünabfälle zu produzieren ist eigentlich auch eine Form von Lebensmittelabfall oder eben nicht, es ist die freie Entscheidung etwas zu essen oder eben nicht.
Aber erst, wenn ich als Landwirtin auf den Land daneben z.B. Kartoffeln ernte und die zu kleinen auf dem Acker liegen lasse, dann bin ich “böse” – weil ich Lebensmittel “wegwefe” ? Dies ist unlogisch, es ist meine Entscheidung, ob ich etwas kaufe und das dann esse oder nicht.
Jede einzelne Pflanze, jedes einzelne Tier, ist doch “keine Lebensmittelverschwendung” weil es Natur ist und egal ob von Menschen gegessen oder nicht wieder zu Natur wird.
Dieses retten auch noch der krümmsten Gurke ist einfach ein gutes Geschäft mit dem (vorher eingeimpften) schlechten Gewissen der Verbraucher. Klar kann man sich überlegen, ob es wirklich so viele Tomaten von so weit weg braucht – aber die paar (vor allem wegen dem weiten Transport) schlecht gewordenen so zu dramatisieren ?
Lebensmittelverschwendung ist doch einfach nur ein Kampfbegriff, um den Verbrauchern ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie es nie schaffen werden, ein verderbliches Gut zu 100 % in glückliche Menschenmägen zu schaffen.
Die Herkunft der Lebensmittelverschwendungstheorie wird etwa die gleiche sein wie die Herkunft der 15000 Liter Wasser für ein Kilo Rindfleisch.
Deshalb vielen Dank für den Artikel und die spannenden Kommentare.
Gefährlich und wirklich “verschwendet” wird es erst, wenn dann Lebensmittelproduzenten wegen solcher Kampfbegriffe aufhören. Dabei ist nicht der Begriff an sich das Problem, sondern die Gesetze dafür. Erst die Lüge oder Übertreibung – dann den Begriff so lange wiederholen, dass es die Bevölkerung glaubt und “abstellen” will. Und dann die Kontrollen und Gesetze dazu schaffen.
Wie bei Glyphosat: es ist nicht wichtig ob die Behauptung stimmt oder nicht. Man will es nicht und das muss als Begründung gegen die Abschaffung reichen.
Der Witz ist doch, dass diese “Lebensmittelverschwendung” auch sämtliche unvermeidbaren Abfälle umfasst, ob nun in der Industrie oder im Privathaushalt.
Ich koche recht viel und zumeist aus frischen Rohprodukten und verbrauche viel Obst und Gemüse. Meine Biotonne enthält neben Gartenabfällen natürlich auch Lebensmittelabfälle.
Eigene Kompostierung ist mangels Platz und wegen ungünstiger Materialmischung nicht machbar.
Die Lebensmittelabfälle sind zumeist Schalen, angetrocknete Außenblätter, Kerne, Knochen etc.. Das sieht dann so ähnlich aus wie das Artikelbild und es kommen pro Person und Woche etwa bis zu 500 Gramm zusammen, was ja pro Jahr auch schon 26 kg wären.
Was glauben diese Verschwendungsch(w)ätzer denn, was ich damit noch anfangen sollte?
Bananenschalen zu Topfuntersetzern knüpfen?
Und ich wüsste echt nicht, wie man da nochmal mehr als die doppelte Menge Material obendrauf “schaffen” sollte um auf 82 kg zu kommen. Ich müsste das ja zudem alles bezahlen und ranschaffen … um es wegzuwerfen?
Smarti, ich denke, dass die Problematik tiefer liegt. Diejenigen, die die Lebensmittelverschwendung anprangern tun dies vielfach aus schlechtem Gewissen, aber auch aus einem Schuldgefühl heraus, glaube ich. Es wird nämlich immer mit der globalen Ungerechtigkeit verknüpft, oder gar mit einem Gewinnstreben der Lebensmittelindustrie, der Fleischindustrie und anderer Akteure. Es wird nicht gesehen, wie eine moderne arbeitsteilige vorwiegend urbane Bevölkerung sich ernähren muss und sich ernährt. Es gibt kein Zurück ins 19.Jahrhundert. Man kann sich ja für die Lebensmittelrettung oder gegen die Verschwendung einsetzen, aber warum muss das dann moralisch derart aufgeladen werden, dass die Erzeuger von Argarrohstoffen zur Aufgabe gezwungen werden, weil die Bedingungen durch Gesetze und Reglungen nicht mehr umsetzbar sind?
Joachim Radkau: ” Dass die Natur von sich aus ein blühender Garten sei, ist eine typische Illusion derer, die nicht im Garten arbeiten.”
Wissen und Verantwortung, Vertrauen und Wertschätzung, das würde ich mir wünschen.
Mir sind leider in diesem Monat, bis jetzt, Sep. 2024 ca. 5 dkg Speck schlecht geworden. Ärgere mich darüber. Wie die angeblichen Millionen Tonnen verdorbene Lebensmittel zusammen kommen, verstehe ich einfach nicht.
Lebensmittel, die als Tierfutter und energetisch und/oder als Dünger verwendet werden, sind NICHT weggeworfen. Der größte Verlust von Lebensmitteln findet DORT statt, wo sie erst garnicht produziert werden, weil man eine Wirtschaftsform betreibt, die nur den halben Ertrag bringt.
Wie ist die Zunahme bei Essensreste oder Küchenanfälle.
Typisch für solche “Analysen” ist immer wieder, daß man möglichst viel zusammenfaßt, um auf beeindruckende Zahlen zu kommen. Mal abgesehen von der Datenlage, die das bestimmt nicht hergibt: Es ist ja ein Unterschied, ob ich einen Joghurt wegwerfe, der brav immer im Kühlschrank stand und halt nun einen Tag über MHD ist – oder einen schimmligen.
Und dann gibt es ja auch die angesprochene Unverträglichkeit verschiedener Vorschriften, hier insbesondere mit denen für Hygiene. Diesen Anteil müßte man ja eigentlich der Bürokratie zuschreiben, die kommt in der Liste gar nicht vor.
“Diesen Anteil müßte man ja eigentlich der Bürokratie zuschreiben, die kommt in der Liste gar nicht vor.”
☝️☝️☝️👌
Ob Nudelwettessen in Japan, Hotdog-Wettessen in USA oder Tomatenschreddern in Spanien, heee, Essen muss Spaßmachen. Let´s have fun….nur der Deutsche will die globale Schuld für alles übernehmen. Wo ist das Büßergewandt? Passt doch gut zur Schuldausrufung durch die kath. Kirche. Der Kreis schließt sich.
Nebenan wohnt eine libanesische Großfamilie. Die Grillen fast täglich! Muss oder soll ich da mal rübergehen und ihnen sagen, wie schädlich das für den Planeten ist? 😁🤘
Achnee das wäre dann cancel-culture und Rassismus glaube ich…oder irgendein anderer moralischer Verstoß gegen irgendwas….😎
„Am 1. November 2006 tritt in Deutschland das Fütterungsverbot von Speiseresten an Schweine in Kraft.“ Für mich der absolute Schwachsinn der EU und die Herren Wissenschaftler sollten das auch so sehen! Habe mich ja schon mehrfach dazu geäußert wie wir das in meiner 10000er Mastanlage( VEG) gehändelt haben. In unserer 100000EW zählenden Stadt gab‘s Speckitonnen und die Stadtwirtschaft hat diese entleert,uns so ca.6500to Küchen-und Lebensmittelabfälle per Vertrag angeliefert, und zwar täglich! In der Anlage wurden diese sortiert, erhitzt und in die Futterration integriert( nach FBS), gemixt mit Kraftfutter! Dazu gab‘s noch Eiweißkaltsilage, um ein feuchtkrümeliges Futter zu bekommen! Alles unter ständiger veterinärhygienischer Kontrolle!Gute MTZ und steigende Exporte waren ein Ergebnis dieser schmackhaften Futterration! Basis waren kastrierte und kupierte Läufer aus einer SZA! Nachhaltigkeit( obwohl ein Fremdwort) war also auch zu tiefsten DDR Zeiten ein Thema,und gerade heute könnten somit Eiweißimporte (CO2 Fußabdruck?) eingespart werden!
Gerade für unsere gebeutelten Schweinebauern wäre das eine preiswerte Futterreseve! Mit einem wenig komplizierten technischen Aufwand könnte man eine Aufbereitungsanlage,nicht nur für industrielle Anlagen,errichten. Auch für HVO Sprit sind dann noch genug Reseven da…
Das bedarf aber umfangreicher gesetzlicher Regelungen. Es gibt ja immer noch Betriebe die Schlempen, Keksbruch oder Chipsabfälle aus der Industrie verarbeiten. Diese Grundfutterstoffe sind aber emissionsseitig negativ bewertet. Teilweise verdrecken, verschmieren, verseifen die Spalten. Dann sind die Emissionsgrundlagen nicht mehr per Definition evaluierbar und auch nicht bestimmbar.
Alles, was über die normierten Futterstoffe hinausgeht, insbesondere der Nachweis auf stark reduzierte N/P-Fütterung ist eigentlich nicht umsetzbar.
R.S.Übrigens Schlempe in Form von Protigrain( Handelsname Zuckerfabrik Zeitz) habe ich die letzten Jahre in Größenordnungen gehandelt! Schweinemäster in meiner Region setzen noch Kartoffelschalen ein, soweit verfügbar! Ein Zusetzen des Spaltenbodens hatten wir nicht zumal wir Teilspalten hatten mit festen Liegeflächen und der Viehpfleger täglich diese kontrollierte!
Sitze gerade im ICE nach FF, und da fällt mir zum Thema noch einiges ein.In der DDR war man ja zu dämlich und unfähig( der Handel) Überproduktion von Gemüse und Obst zu vermarkten! Ein Anruf bei der Schweinemast genügte und Trucks mit nicht verkaufter Ware wurde angeliefert!Spitze war ein kompletter Güterzug aus MVP mit Saatkartoffeln, welche wir dann Tag und Nacht gedämpft und siliert haben! Auch Intershopware wie Datteln und Feigen sowie nicht TGL( heute DIN) gerechte Torten und Brote landeten bei uns neben Rohzucker in Größenordnungen! Dauerte nicht lange und dann war das MfS auf der Matte, um Nachforschungen anzustellen! Die MS begrüßten die Herren mit Schmatzen…Dies mal zur Aufheiterung nach 12 Jahren Schweinemast…
Wie ist die Zunahme bei Essensreste oder Küchenanfälle.
Damals mit der Rasse Leicoma bei feuchtkrümeliger Fütterung 888g MTZ ! Heute natürlich keine Größe…Kraftfutter war ja kontingentiert auch im VEG!
6500to/a…
Schaut euch aktuell doch die Erzeugerpreiskonstellationen an:
Zucker wird billiger, Mehl wird billiger. – Was nix kostet, ist nix wert!!!
Warum sollten sich die gemeinen Bauern das stoisch Jahr um Jahr antun, wenn es bessere, ökonomisch sinnvollere Alternativen für unsere Microökonomien gibt. – Warum!? Vom Drauflegen kann auf Dauer niemand leben.
Niemand dankt es uns, wenn wir fortwährend die treudoofen Lemminge mimen.
Für alles gäbe es eine Verwertungsmöglichkeit, die entsprechend zu entlohnen ist.
Zucker wird billiger, Mehl wird billiger. – Was nix kostet, ist nix wert!!!
“Im Jahr 2023 stiegen die Erzeugerpreise von Zucker um rund 64,05 Prozent gegenüber dem Vorjahr.”https://de.statista.com/statistik/daten/studie/385844/umfrage/entwicklung-der-erzeugerpreise-von-zucker-in-deutschland/
Hat man da (und 2020-2022) auch gejammert?
Ich hab auch keinen Arbeitnehmer kennen gelernt, der sich bei einer Lohnerhöhung beschwert hat, wohl aber, wenn Kosten steigen.🤗
Da haben sie recht. Na gut, dann ist das bei den Landwirten also wie bei den Gewerkschaften. Man sucht sich den Gegenstand des Klagegeschreis passend raus und wenn die Teuerung keine Lohnsteigerung begründet, dann redet man halt von mehr Urlaub fürs gleiche Geld.
Zukunft braucht Energie!
Das sagt mehr als genug, birgt mannigfaltige Chancen, kapert ganz automatisch wacklige Lügenkonstrukte des Nahrungsmittelsektors. 😉 Zwei Drittel, ein Drittel, wie schon unsere Altvorderen.
Warum ist es so schwer, sich der Zukunft zuzuwenden …!?
Der Beitrag illustriert trefflich das zu vielen Themen übliche Vorgehen der dem nötigen Fachwissen fernstehenden Politiker und auch Journalisten.
Man nimmt die (eigenen vorfixierten) oft gehörig irrigen Annahmen und Schätzungen als munter verrührte Ausgangslage, willkürt noch ein paar Parameter und erstellt daraus (durch schütteln) Hochrechnungen und Prognosen. Wenns nicht passt schüttelt man nochmal, nachdem man irgendwo “mal 2” durch “mal 3” ausgetauscht hat.
Die dann der “Rechnung” folgenden Handlungsanleitungen hatte man ja eh schon vorher in der Schublade, das ganze Elend wird ja nur vorgeführt, um endlich dahin zu kommen, wo man sowieso hin will.
Wer glaubt denn, dass die Faeser einen Wirksamkeitsnachweis für das Verbot von ganz normalen Taschenmessern hat, wenn sie noch nicht einmal Zahlen darüber hat, wie viele Gewalttaten (vermutlich keine) mit denen begangen wurden?
Was soll die Lang denn zur Rentenpolitik sinnvolles beitragen, wenn sie nichtmal die Rentenhöhe in Deutschland kennt?
Was weiß ein Özdemir ganz real von Landwirtschaft, außer dass sie grüner werden muss?
PS: Gar nicht seltsam, dass bei der pro Kopf Zahl des “Lebensmittelwegwerfens” dann wieder “Deutsche” als Täter sind. 330 kg Lebensmittelabfälle von einer vierköpfige Familie pro Jahr … ein Wunder, dass die Biotonnen es noch fassen.
PPS: Nicht so drollig wie das Ampelmännchen … bei den Ossis gabs die “Specki-Tonne”, zu manchen “Großlieferanten” (z.B. Kasernen) kam der Bauer selbst direkt mit dem Hänger. Die nahrhaften Reste wurden verfüttert, das Schweinefleisch in den Westen exportiert, die Wessis haben es überlebt.
https://www.berliner-zeitung.de/archiv/speckitonne-damals-wurden-essensreste-direkt-verfuettert-li.1402786
Die Studie von 2012 wurde unter der Überschrift ” Fast die Hälfte der Lebensmittel wird weggeworfen” in den Großen Zeitungen an die Öffentlichkeit gebracht. Das Thema ist ja auch hier in Blog schon rauf und runter diskutiert worden.
Zufall oder nicht, die Diskussion war damals die Begleitmusik zu “Wenn wir weniger wegwerfen reichen auch die Bio-Erträge (33 – 55 % ggü. moderner LW) um die Lebensmittelversorgung zu sichern. Das falsche Einordnung der (Stand 2012) rund 5 mio t unnötig weggeworfener Lebensmittel (davon rund ein Drittel in Haushalten) ist den Menschen jahrelang als “die Hälfte aller Lebensmittel werden, obwohl noch voll verwendbar, weggeworfen” untergejubelt worden.
Da ich davon ausgehe, dass die meisten Journalisten die Prozentrechnung beherrschen, war auch das eine konzertierte mediale Aktion der Bio-Protagonisten.
Inzwischen ist hat man andere “Argumente” in wider den Vordergrund geholt und ist wieder zum direkten Diffamieren der modernen LW übergegangen.
Abschließend nochmal ganz kurz die Einordnung :
Der vermeidbare Abfall am Gesamtverbrauch Lebensmittel lag nach der Studie von 2012
bei rund 9 % des Gesamtverbrauchs von rund 575 kg pro Kopf und Jahr.. Das waren knapp 140 g pro Kopf und Tag.
Nach neueren Zahlen (die Herr Kenpen dankenswerterweise eingestellt hat) sind das in den privaten Haushalten eher 100 g/Tag und Kopf. Das kann auch 2012 schon so gewesen sein … die Datenlage hat halt sich verbessert.
Für mich ist schon erstaunlich, wie regelmäßig und konsistent von der Community der Bio-verliebten Medienschaffenden Daten verdreht, Halbwahrheiten zurechtgebastelt und ganze Lügen verwendet werden um ihr Lieblingsprojekt “Deutschland wird 100 % Bio” zu befördern.
Nach der Abfallgeschichte kam das “Bienensterben” und aktuell das Artensterben als der behauptete Einfluss der Pflanzenschutzanwendungen auf “weit entfernte Naturschutzgebiete”. Im Moment wird die Argumentation grad wieder auf der ganzen Linie agressiver – auch gegenüber den konvi.Kollegen – weil auf Grund des Preisdrucks der Discounter Bio immer unwirtschaftlicher wird (zu mindestens auf der Erzeugerebene) und mehr Geld dorthin umgeleitet werden soll.
Entschuldigung für die Grammatikfehler, die entstehen immer, wenn man beim Schreiben im Kopf den Satzbau verändert … man sollte seinen Müll immer nochmal durchlesen bevor man auf “abschicken” drückt 😒😎
Man kann es förmlich riechen, wie mit solchen immer mal wieder auftauchenden “Erkenntnissen” der Boden bereitet werden soll für “Mehr Wohlstand durch weniger”.
Da die dummen, leichtfertigen Menschen mit ihren Lebensmitteln nicht ordentlich umgehen können, muss ihnen das A) besser erklärt werden und B) der Verbrauch geordnet (sprich zugeteilt) werden.
Bei “die meisten Journalisten die Prozentrechnung beherrschen” wäre ich eher vorsichtig…
Die Verbraucherpreise der ZMP wurden ja früher auch in den Zeitungen veröffentlicht und da kam dann schon mal die Rückfrage: ‘Können Sie uns bitte noch die prozentuale Änderung ausrechnen?’
Ich gehe eher davon aus, daß die Bio-Protagonisten das ganze Zahlenmaterial fixfertig liefern und die Journaille bestenfalls noch etwas am Text bastelt.
Wohlstand generiert Müll. Das war so, das ist so, das bleibt so.
….kombiniert mit Unwissen wird eine neue Form der Erziehung des Volkes daraus. Zwischen dem “großen Sprung” und der woken Lebensfuhrung gibt es viele Alternativen. Hauptsache Wissenschaft und Medien haben immer ausreichend “Stoff” zur Verfügung zum Selbsterhalt. Ich habe seit Jahren einen Cartoon auf meinem Schreibtisch. Ein dickes Ehepaar an einen Restaurant-Tisch sitzend. Sagt der Mann zum Kellner: ” Bitte einpacken und nach Afrika schicken!”😎
moin ja das ganze ist schwer verständlich und was ich dann auch nicht verstehe die meckern viel über Sachen die wir Landwirte falsch machen und dem gleichen Zuge findet man bei uns im Wald alte Fernseher Müllsäcke voll mit Hund und das gleiche auch im Feld man sollte sich mehr an die eigene Nase fassen und nicht immer andere Leute kritisieren
Da kann ich auch eine Beobachtung beisteuern. Letzte Woche Sat1 Frühstücksfernsehen (sehen wir immer zum Frühstück nach dem Stall) mit Alina Merkau und Haunerland. Sie bereiteten Sandwitches zu. so nach dem Motto wie macht man die und wie werden sie am schönsten. Also, Toastscheiben bestrichen, belegt und zusammengeklappt und dann …. wird rundherum 2 cm weggeschnitten weil das ja nicht so schön ausschaut und dann halbiert. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Die fanden das alle toll. Bin ich blöde? Ganz abgesehen dass mir das batzige Zeug auf diese Art nicht schmeckt, aber der Rand ist doch nicht irgendwie kontaminiert oder schlecht. Wo sind wir denn. Das ist doch einfach nur pervers.
Das abfallreiche Trimmen der Zutaten damit sie optisch hübsch werden, ist ein Klassiker bei fast allen Kochsendungen, fast egal auf welchen Niveau (d.h. Hobby- bis Sterneköche).
In der Gastronomie aber ein gutes Stück weit egal, da in real ohnehin überwiegend convenience-Produkte zusammengestellt werden, auch wieder fast egal auf welchem Niveau man zahlt. Wer kann, der schaue auch mal “hinter das Restaurant”, dort wo der Verpackungsabfall steht.
Frank, dem entgegen stehen die Food-Retter. Inzwischen eine kleine
start-up-app-Ökonomie:
https://praxistipps.chip.de/lebensmittel-online-retten-5-apps-und-plattformen-im-ueberblick_133561
Es muss nur ein wenig aufgehübscht werden und schon beißen wieder etliche an. Wie immer: Jeden Morgen steht ein Dummer auf……den musst du finden.
Reinhard, die Food-Retter retten ganz sicher keine Verarbeitungsabfälle, auch wenn die großzügig anfallen.
Die haben recht umfängliche Vorstellungen darüber was und was nicht:
https://foodsharing.de/fairteiler?bid=48&sub=ft&id=706
Aber ich werde mir so einen foodteiler wohl mal anschauen, .
“leicht gekürzte Version eines Artikels …. (aus) 2013”
In der Zwischenzeit dürfte einiges passiert sein, z.B.:
Thünen Report 73 Vol.1
Wege zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen – Pathways to reduce food waste (REFOWAS) : Maßnahmen, Bewertungsrahmen und Analysewerkzeuge sowie zukunftsfähige Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln unter Einbindung sozio-ökologischer Innovationen
ttps://www.thuenen.de/de/thuenen-institut/infothek/schriftenreihen/thuenen-report/thuenen-report-alle-ausgaben?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5BcurrentPage%5D=5&cHash=e10b43477b523fcd00f015621c78d22e
Kernaussagen (Seite 39) :
– Das mittlere Lebensmittelabfallaufkommen in Deutschland beträgt zwischen
10,79 und 14,56 Mio. t/a.
-Die theoretisch vermeidbare Menge an Lebensmittelabfällen in Deutschland beträgt zwischen 5,90 und 8,19 Mio. t/a.
-Auf Verbraucherebene, bestehend aus Haushalten und dem Außer-Hausverzehr, entstehen durchschnittlich rund 68 Masse-% der Lebensmittelabfälle in Deutschland.
– In Haushalten entstehen ca. 6,96 Mio. t LMA/a, wovon etwa 5,05 Mio. t über das
kommunale Abfallsammelsystem erfasst werden.
– Die theoretisch vermeidbare Menge an Lebensmittelabfällen aus Haushalten beträgt etwa 3,05 Mio. t/a; davon werden etwa 2,21 Mio. t/a über das kommunale Abfallsammelsystem entsorgt.
– Umgerechnet auf die Bevölkerung in Deutschland ergibt sich ein Lebensmittelabfallaufkommen von ca. 85,2 kg pro Einwohner und Jahr, wovon 43,8 %, also 37,3 kg pro Kopf und Jahr, theoretisch vermeidbar wären.
– Der Datenvergleich zu Hafner et al. (2012) zeigt kaum Veränderungen im Aufkommen der Lebensmittelabfallmengen in Deutschland.
– Unsicherheiten in der Datenlage bestehen vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel. Eine Zusammenarbeit mit Akteuren aus diesen Bereichen ist notwendig, um eine Verbesserung der Datenlage zu erzielen.
– Im Vergleich zu der Studie von Hafner et al. (2012) ist eine deutlich verbesserte
Datenlage im Außer-Haus-Verzehr festzustellen. Dort existieren mittlerweile zahlreiche Untersuchungen und Initiativen zur Abfallreduzierung und Datenerhebung
Danke, Herr Kempen, für das “update”. Dies bestätigt: Es sind und bleiben Schätzungen. Warum? Wer profitiert? Eins ist klar: Auf keinen Fall die hiesige Landwirtschaft. Es ist ein neuer Versuch, unberechtigte Auflagen und Verordnungen auf den Weg zu bringen, die auf den Höfen eine geringere Wirtschaftlichkeit bewirken bei nicht vorhandenem Nutzen.
Dazu fallen mir spontan die Kantienen im EU Parlament ein . Schrumpelmöhren , welken Salat , überlagerte Eier befruchtet , vom Biohof , Fleisch vom Schwein,Huhn und Rind ( lag ja gekühlt die letzten Wochen) . Kartoffelstampf von ausgetriebenen Knollen mit Mindestlohn handgeschält , in dem Willkommenkreis . Wir instalieren eine Tafel für die EU Mitarbeiter/inen , für all die Großmäuler . Nix mehr mit Lachs ,Trüffel , Rouladen und all dem angeblich “Lecker” was ich nicht kenne , geschweige mir leisten kann . Vormachen und Demut zeigen .