Bauer Willi
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“Keine Ernte ohne Helfer”

So lautet der Titel einer 45-minütigen Reportage des ORF, die sich sehr sachlich mit der Thematik der ausländischen Saisonarbeitern befasst. (nur für wenige Tage in der Mediathek)

https://tvthek.orf.at/profile/Am-Schauplatz/1239/Am-Schauplatz-Keine-Ernte-ohne-Helfer/14050103/Am-Schauplatz-Keine-Ernte-ohne-Helfer/14689512

Die Reporterin unterhält sich mit Landwirten, mit den Saisonarbeitern, mit der Gewerkschaft. Sie fährt in die Ukraine, um sich die Dörfer anzusehen, aus denen die Arbeiter kommen. Dort trifft sie auf einen Bürgermeister, der ebenfalls im Ausland gearbeitet hat und gut deutsch spricht. Sie skypt mit Menschen, die in der Ukraine dringend auf ein Visum warten, um zumindest für ein paar Wochen in Österreich oder Deutschland arbeiten zu dürfen.

Angesprochen werden auch Themen wie die Bezahlung und die Frage, warum nicht einheimische Arbeitslose die Arbeit erledigen.

Auch der Lebensmitteleinzelhandel wird zur Situation befragt. Er äußert sich aber nur schriftlich und ausweichend. Bezeichnend für die (fehlende) Verantwortung, die er in der Lebensmittelkette von Feld auf den Teller übernehmen will.

Was mir sehr positiv aufgefallen ist: in diesem Beitrag werden keine Klischees bedient, sondern die Reporterin nimmt die Rolle des interessierten Zuschauers ein, der sich sein eigenes Urteil erlauben will.

Eine ebenso gute Reportage habe ich gerade bei ARTE gesehen. Gezeigt werden zwei Betriebe aus Deutschland, einer mit Hopfen (Lausitz) und einer mit Spargel (Süddeutschland), die die gleichen Probleme wie alle Bauern mit Sonderkulturen.

https://www.arte.tv/de/videos/093707-003-A/re-ernten-trotz-corona-krise/

Auch hier: keine Klischees, sondern eine fachlich saubere Berichterstattung ohne Bewertung. Besonders interessant ist hier die Meinung von zwei Studenten, die jetzt erstmals in der Landwirtschaft arbeiten und die Realität erleben.

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38 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    @Thomas Apfel. Ganz so ist das nicht. Als Beispiel sei der EU-Zuckermarkt genannt. Wir haben hier Außenschutz . Es ist also ein begrenzter Markt. Die Zuckerfabriken haben da schon , um die Rohstoff Rübe zu sichern , den Weißzuckerpreis in einer Höhe von mind. 400 Euro/to zu halten , weil sonst kein Bauer mehr Rüben anbaut. Das ginge auch bei der Milch , wenn über die Molkereien und die Politik einfernehmen bestände, denn ein Bergbauer in Deutschland kann niemals mit den “Irischen Milchfarmern” , die keine richtigen Ställe haben , mithalten. Alles löst eben der Markt nicht alleine. Da muß die Politik entsprechende Rahmenbedingungen setzen. Die Zeit des ständigen Preisdruckes auf die ldw. Produkte geht zu Ende. Auch der Kontroll-und Gesetzeswahn muß enden.

    • Thomas Apfel sagt

      Na ja, es ging aber irgendwie um den Vorwurf, die Genossenschaften würden nicht die Interessen der Erzeuger, sondern die der Verarbeiter bedienen. Die Milchpreise sprechen da (wenn auch insgesamt auf niedrigem Niveau) aber eine klare Sprache. Die niedrigsten Preise sind immer bei Privatmolkereien wie Rücker zu finden, während sich die süddeutschen Genossenschaftsmolkereien um bessere Preise für ihre Erzeuger bemühen und diese teils auch realisieren. Allerdings gebe ich zu, dass ich mich hier auf unsicherem Terrain bewege, ich bin kein Milcherzeuger. Mich stört nur die pauschale Genossenschaftsschelte, die aus meiner Sicht an den objektiven Gegebenheiten vorbei agiert und den falschen Adressaten hat.

      • Karl Timme sagt

        Thomas Apfel, “dass ich mich hier auf unsicherem Terrain bewege, ich bin kein Milcherzeuger. Mich stört nur die pauschale Genossenschaftsschelte”

        Hier in Norddeutschland ist es gerade die genossenschaftlich aufgestellte Molkerei die, die Preise unten hält und das schon seit Jahren. Die Ursache liegt darin das diese Molkerei es gewagt hatte sich dem Preisdiktat des LEH zu wiedersetzen. Sie wurde daraufhin (obwohl eine der größten Molkereien) kurzerhand ausgelistet.
        Bis zur nächsten Verhandlungsrunde hat sie ihre Milch über eine Holländische Molkerei geliefert.
        Seit dem ist sie übervorsichtig gegenüber dem LEH, zum Leidwesen der Erzeuger; Ihre Eigentümer. Aber dem Vorstand und dem Aufsichtrat gehören ja nicht nur die Erzeuger an.

  2. Elisabeth Ertl sagt

    Bei uns haben ja bis in die 90er Jahre Einheimische gearbeitet – bis sie halt zu teuer wurden. Jetzt sind die in Pension. Aber ohne dass sie jetzt wieder gehen und aushelfen, würde die Spargelernte verkommen. Dabei sollten sie als Risikogruppe brav zu Hause sitzen 🙂
    Aber jüngere sind einfach unbrauchbar. Ohne einen Digitalisierungsschub werden wir verhungern. So ist es.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Meine Frau als Altenpflegerin gehört vom Alter her, auch zu Risikogruppe, bis jetzt hat noch niemand gesagt, sie solle zu Hause bleiben.

      Gestern in den Nachrichten ist darüber gesprochen worden, dass man Lehren über 60 die Arbeit nicht mehr zumuten kann, wegen dem Virus.

      Ich bin über den Unterschied immer noch am grübeln.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Slavoj Zizek hat es auf den Punkt gebracht: Nur die Privilegierten sind in Isolation. Die anderen müssen ihr Leben riskieren, damit die Isolierten in Sicherheit sind. Mit ihren täglichen Zahlenreihen suggerieren uns die Eliten, dass sie alles unter Kontrolle haben, aber das stimmt nicht. Die Mächtigen handeln autoritär, weil sie wissen, dass sie nichts mehr unter Kontrolle haben. Und daran erkennen wir, dass ihre Herrschaft zu Ende geht.

        • Reinhard Seevers sagt

          Zitat” Die Mächtigen handeln autoritär, weil sie wissen, dass sie nichts mehr unter Kontrolle haben. Und daran erkennen wir, dass ihre Herrschaft zu Ende geht.”

          Ist schon verrückt, was für Gedankengänge sich in den Synapsen etlicher Gehirne entwickeln….

          • Thomas Apfel sagt

            Zisek beglückt wie viele Psychoanalytiker und Philosophen seine vor allem weibliche Gefolgschaft mit schwammigen “Analysen” ohne echte Perspektiven. Solche kryptischen Sätze wie der von Ihnen zitierte suggerieren souveräne Übersicht bezüglich gesellschaftlicher Entwicklungen ohne irgendeine verifizierbare Ahnung wies denn alternativ weitergehen könnte.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Ein winzig kleiner Unterschied, aber dennoch maßgeblich:

        Lehrer gehören nicht zur Gruppe des marginalen Restvölkchens von Prekariern die ackern bis der Bestatter auf den Hof kommt. 😉

        Mitte/Ende 50 macht bei dieser Berufsgruppe die Psyche schlapp, Zeit für den verdienten Ruhestand (Reisen, Radfahren, Bauern belehren, beschimpfen, bei der Arbeit behindern – das eigene Fitnessprogramm hat absolute Vorfahrt, soll der nervende Schlepper doch hinterhertuckern…)

  3. Friedrich sagt

    Ja , es geht immer um die Margen. Sprich jeder nach der Landwirtschaft will seine Kosten gedeckt haben und noch einen Gewinn machen. Alle schieben es dann immer weiter nach unten bis der Rest in Form des Erzeugerpreises beim Bauern bleibt. Ein Weizenkorn, ein Salatkopf usw. zuviel und der Preis geht stramm nach unten. Gerade im Gemüse- und Fleischbereich geht es turbulent , meistens zum Nachteil des Bauern aus. Wenn die Mengen nicht aus Deutschland kommen , dann holt man sie halt irgendwo in der globalisierten Welt her. Irgendeiner liefert immer billiger. Nur , wie jetzt , wenn die Lieferketten zusammenbrechen , dann ist alles vor Ort gerade recht. Da wird alles genommen und verkauft, aber wehe dem wenn ein Überangebot vorhanden ist , dann kann schon eine einzige Laus den ganzen LKWzug zur Verweigerung (ablehnen) der Ware führen. Der Erfasser des LEH bietet dann , gegen Gebühr , die Entsorgung des aus z. B. Spanien gelieferten Gemüses an. Der LKW muß halt noch die Rücktour laden. Wenn die Erzeuger gut vernetzt wären , dann könnte man das Angebot , wie z.B. Gemüse , Kartoffeln usw. einfach auf dem Acker lassen , um die Preise nicht abstürzen zu lassen, aber bring mal 1000 Bauern unter einen Hut .Einer liefert immer.

    • Thomas Apfel sagt

      Das Mittel auch des organisierten Lieferboykotts ist in einer globalisierten Welt ein stumpfes Schwert. Der Bund der Milchviehhalter versucht seit 20 Jahren auch mit Aufruf zu diesem Mittel bessere Preise zu generieren. Den “Erfolg” kann man in den Preisstatistiken nachlesen!

      • Ostbauer sagt

        Ja Thomas, solange wie wir in Europa Gesetze haben, die eine Organisation der Erzeugung verbieten (Kartellrecht), bleiben die Schwerter stumpf.
        Komisch; bei der OPEC regt sich niemand auf.

      • Arnold Krämer sagt

        Der BDM hat einen viel zu geringen Einfluss. Die Bauernverbandsfunktionäre außerhalb des BDM sitzen alle in den milchgenossenschaftlichen Aufsichtsräten und vertreten auch (vorrangig?) deren Interessen. Und Milch wird als äußerst homogener Rohstoff (teilweise eingedickt) europaweit gehandelt und transportiert.

        • Thomas Apfel sagt

          Ich denke, dass es die Aufgabe der Aufsichtsräte ist, die Interessen des Betriebes für den sie bestellt sind zu vertreten. Es wird immer der Eindruck erweckt, als hätten die Aufsichtsräte und Vorstände irgendein Komplott mit den Verarbeitern zu Ungunsten der Erzeuger. Das ist in der Regel aber kompletter Unsinn.
          Die Genossenschaften sind selbständige Betriebe, die den Regeln der Wirtschaftlichkeit folgen müssen. Die Kosten der Vermarktung folgen der Entwicklung der Löhne und der Inflation und MÜSSEN bei Strafe des sonstigen Untergangs weitergegeben werden. Ob der Apperat zu aufgebläht ist oder erscheint ist für jede Genossenschaft durch die Mitglieder (Vollversammlung) zu kontrollieren und gegebenenfalls zu verändern. Auch die Marge, die sie zieht (sofern das möglich ist) bleibt Eigentum der Genossen.
          In Niedrigpreisjahren waren beim Apfel z.B. die Betriebe besser dran, die in guten Jahren Läger und eigene Sortierungen aufgebaut hatten. Die konnten in solchen Jahren den Cash Flow für die Liquidität nutzen. Betriebe ohne eigene Lagerung und Sortierung haben die Kosten der Genossenschaft in allen Jahren als Rechnung zu begleichen. In der Gesamtrechnung über viele Jahre sortieren und lagern die Genossenschaften allerdings günstiger und können für eine einheitlichere Qualität der ausgelieferten Ware garantieren. Aus diesem Grunde wird der Ausbau eigener Lagerungs- und Sortierkapazitäten auch seit über 10 Jahren durch die Beratung nicht mehr empfohlen.

  4. Thomas Apfel sagt

    Sehr sachliche Reportagen. Sowas ist eher selten, hat aber schon zugenommen. Interessant fand ich z.B. die Aussage der LEH Vertreter, dass der LEH und die Bauern ja mit der Preisbildung kaum etwas zu tun haben, sondern die Genossenschaften. Das finde ich schon ziemlich infam. Ich war in der Nachwendezeit einige Jahre Vorstandsvorsitzender unserer Vermarktungsgenossenschaft und bis heute im Aufsichtsrat. Die Genossenschaften werden vom Bauern/Erzeuger ja durchaus kritisch gesehen, haben aber in den Preisverhandlungen mit dem LEH wenig Spielraum insbesondere bei (meist) zu leichtem Überangebot. Spielraum entsteht nur in Jahren wie 2017 als bei Obst insgesamt zu wenig am Markt war.
    Hier haben die Genossenschaften durchaus Preisaufschläge von 50 – 80 % realisieren können, ohne dass sich die Endverbraucherpreise gewaltig erhöht hätten.
    Fakt ist, ohne die Konzentration des Angebotes in ähnlicher Weise wie die Konzentration der abnehmenden Hand vorzunehmen, können die angeforderten entsprechend großen und einheitlichen Partien nicht bereit gestellt und verhandelt werden. Wir haben uns 1996 der größeren Mitteldeutschen Vermarktungsstruktur angeschlossen, weil auch wir als kleine Genossenschaft (unter 20 mio Umsatz) sonst längst vom Markt verschwunden wären. Die Kosten der Genossenschaft niedrig zu halten gelingt in so einer kleinen Genossenschaft allerdings oft besser als in größeren, weil die Kontrolle und der Kontakt zu den Mitgliedern sehr eng und persönlich sind. Auch in Österreich wird ja der größte Teil der Ware über Genossenschaften vermarktet.

    • Bauer Willi sagt

      Ja, die ausweichende Antwort des LEH (und nur schriftlich) ist typisch. Wenn es konkret wird, kneifen sie.
      Es wäre ehrlicher zu sagen, dass man als oberstes Ziel die Margenoptimierung hat. (Was wir Bauern ja auch versuchen) 🙂

    • Christian Bothe sagt

      @Th.Apfel,habe mir die Reportage nicht angeschaut, aber was der LEH Vertreter sagte, ist richtig und deshalb mein Widerspruch. Die Genossenschaften als solche und die Verarbeiter haben sehr wohl einen Einfluß auf die Preisgestaltung im LEH. Bauern leider kaum,außer im Direktverkauf regionaler Lebensmittel (Eier,Kartoffeln etc.).Das wissen Sie aber selber als ehemaliger Vorstandschef. Die Listungspreise werden zwischen der Genossenschaft(Milchhof usw.),dem Verarbeiter(Kartoffeln,Schlachthof usw.) verhandelt.Diese müssen und sollten die in der Primärproduktion erforderlichen Preise( Genossenschaftsmitglieder im Milchhof sind ja Bauern und Agrarbetriebe) gegenüber dem LEH durchsetzen.Leider ist das das Problem seit Jahren. Das führt dann zu einfachen Aussagen in der Öffentlichkeit, das der Handel dem Bauern mehr bezahlen könnte…Habe da als ehemaliger GF einer Kartoffelverarbeitung so meine Erfahrungen gemacht.

      • Thomas Apfel sagt

        Was wir durch den Beitritt zur größeren Vermarktungsstruktur erreicht haben, ist die Möglichkeit genügend große Posten einheitlicher Ware anbieten zu können. Das hat zum Beispiel bei Tafelpflaumen in den letzten Jahren trotz voller Märkte Absatz zu guten Preisen generiert. Auf die Preise haben Sie als Verhandler nur bedingt Einfluß. Irgendeine Vermarktungsorganisation hat immer Druck durch zuviel Ware und bietet billiger an. Wir versuchen lediglich nicht jede “Sonderangebotsaktion” mitzumachen.
        Die Steuerung der Produktion mit dem Ziel kontinuierlich qualitativ hochwertige Ware anbieten zu können ist die eigentliche Kunst.

      • Christian Bothe sagt

        Ergänzung zum vorher Gesagtem…Die Listungspreise werden zwischen der Genossenschaft(Milchhof usw.),dem Verarbeiter(Kartoffeln,Schlachthof usw.) mit dem LEH verhandelt.

      • Thomas Apfel sagt

        Ergänzung: Wenn die Ware an die Verarbeitung geht, ist der Anonymisierungsgrad sehr viel höher. Hier sind auch beim Obst die Preise fast nie kostendeckend (wegen des Drucks aus Osteuropa). Trotzdem brauchen Sie auch diesen Absatzweg, da immer Ware anfällt, die verarbeitet werden muß. Der gezielte Anbau für Verarbeitung nimmt eher ab und ist oft extensiv und nicht kostendeckend. Eine Ausnahme sind z.B. die Spreewaldgurken mit Preisaufschlägen wegen geschützter geographischer Herkunft und regionale Bio-Schienen.
        Aber auch der handarbeitsintensive Gurkenanbau ist wegen der Diskrepanz von steigenden Löhnen und stagnierenden Erzeugerpreisen im Rückbau.

      • Schorsch Summerer sagt

        Verhandeln sezt voraus dass man ein Druckmittel hat: Wenn du nicht meinen Preis bezahlst steht dein Laden ohne Ware da.
        Wann ist eine Genossenschaft oder gar ein Landwirt schon mal in der Lage einen solchen Druck aufzubauen? Ich kann mich nicht erinnern dass das in den letzten paar Jahren der Fall war. Könnte aber auch beginnende Demenz sein.

        • Inga sagt

          Der
          Landwirt kann nur so einen Druck aufbauen, wenn seine Ware selten und knapp wäre. Abee unsere Felder wollen bestellt und beerntet werden(auch aus umelttechnischen Günden), was darauf wächst will vermarktet werden. Also man kann nicht gezielt für den Markt produzieren. Die schlauen Leute vom LEH können und wollen das nicht verstehen.

  5. Reinhard Seevers sagt

    Report Mainz, 5. 5.2020
    “Spargelbauern und Corona
    Wie viele rumänische Erntehelfer ausgebeutet werden”

    • Bauer Willi sagt

      Genau deshalb habe ich diese beiden Beiträge hier gebracht. Weil sie vorurteilsfrei recherchieren und ohne Wertung dem Zuschauer präsentieren. Der kann sich dann ein eigenes Urteil bilden.
      Allein die Überschrift von Report ist ja schon eindeutig. Da braucht man die Sendung nicht mehr anschauen.

      • Reinhard Seevers sagt

        Das ist eben in unserer Gesellschaft mit ihrer offenen Medienkultur so. Wir regen uns ja auch auf, wenn bestimmte Bereiche eines Themas nicht ausgeleuchtet werden. Vielleicht sollten wir es gelassener sehen und das “Ganze” zu betrachten.
        Man kann mal “Bildzeitung und Erntehelfer” googlen…..dann wird man keinen negativen Beitrag finden. Das ärgert evtl. die anderen Betrachter? Deshalb muss diese Richtung auch bedient werden.

        • Obstbäuerin sagt

          Genau das ist das Problem, Reinhard, wenn es akzeptabel ist, das in öffentlich rechtlichen Medien Vorurteile bedient werden dürfen (und das ist ja im Moment der Fall) wird es für die Betroffenen eng. Diese Form des Journalismus (siehe oben) sollte eigentlich die Regel sein und nicht die Ausnahme.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Also ganz objektiv und ausgewogen ist es auch nicht. Zum Beispiel kommen jene Österreicher nicht zu Wort, die es versucht und dann wieder das Handtuch geworfen haben. Deren Argumente hört man nur durch den Filter der Bauern. Der geringe Lohn und die hohen körperlichen Anforderungen sind sicher maßgeblich. Aber Bauern sind oft auch schlechte Pädagogen. Die wollen einfach nicht wahrhaben, dass der interessierte Städter nichts dafür kann, wenn er anfangs nicht weiß, wie man das Werkzeug hält, und eine Zeit braucht, bis er die nötige Kondition entwickelt. Jetzt ist das Problem schon seit vielen Wochen bekannt. Aber die Vertretungen haben es nicht geschafft, systematische Einschulungen zu organisieren.

        • Karl Timme sagt

          Elisabeth Ertl, ” Aber die Vertretungen haben es nicht geschafft, systematische Einschulungen zu organisieren.”

          Für Schulung und Ausbildung ist bei uns in Niedersachsen die LWK zuständig. Ich hatte mir hier auch mehr erhoft. Die Kammer ist aber lange mit sich selbst beschäftigt gewesen und versucht gerade ihre bisherige Tätigkeit unter den augenbliklichen Umständen zu organisieren.

    • Karl Timme sagt

      Die deutschen öffentlich Rechtlichen zeigen hier noch immer keine Ausgewogenheit.
      Dieses war am deutlichsten nach der Genehmigung der Einreise eines Saisonarbeitskontingents. Es musste erst einmal ein Skandal her. Der NDR fand einen Betrieb in dem nach Ihren Darstellungen die Hygiene Vorschriften nicht eingehalten wurden. Nach Aussage des Betriebsleiters fand sein Vorgehen in Abstimmung mit dem örtlichen Gesundheitsamt statt. Dieser Beitrag durfte dann in keinen regional Nachrichten fehlen und fand natürlich auch Deutschland weit ein Mediales Echo, wenn auch vielleicht nicht so wie erhofft.

      • Reinhard Seevers sagt

        Also, wenn die Medien es in der Vergangenheit gewollt hätten, oder bestimmte politische Gruppen es für sich vereinnahmen gewollt hätten, dann war das ohne Probleme möglich gewesen. Schlagzeilen wie:
        – Polnische Erntehelfer stehlen mehrere PKW
        – Drogenverstecke im Alten Land, Erntehelfer seit Jahren unter Beobachtung
        – Hygiene ist ein Fremdwort, Rumänische Erntehelferin macht ihr “Geschäft” im Erdbeerfeld
        – Polnischer Helfer verunglückt, Leiche im Kofferraum über die Grenze geschafft.

        Das sind alles vorgekommene Dinge, die aber überregional keine Sau interessierte, könnte man aber so puschen, dass sie gewissen Gruppen dienen könnten.
        Die heutige Informationslage ist auch dem Umstand geschuldet, dass der Spargel und seine Ernte in der Krise die erste Frucht ist, die die Landwirtschaft thematisiert hat.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Spargel gilt ja als das königliche Gemüse, also für die Oberschicht, obwohl jeder Hinz und Kunz den Spargel kauft, vorausgesetzt, man kann ihn auch zubereiten.

          Hier wird nur den Neidkomplex auf niederstem Niveau bedient und viele Medien bedienen dies. Wenn die tatsächlich das Wohl der Erntehelfer auf dem Schirm hätten, dann dürften sie Obst und Gemüse essen, bei denen Handarbeit nötig ist und das Weltweit.

    • Thomas Apfel sagt

      Auch hier fand ich den österreichischen Beitrag sehr erhellend. Die Dörfer in der Ukraine die gezeigt werden, haben das gleiche Problem wie die Dörfer im Osten Deutschlands nach der Wende: Die Kolchose ist verschwunden, mit ihr auch die Tierhaltung als Wertschöpfungselement. Die Landwirtschaft war im ganzen Ostblock auf regionale Versorgung und relativ regionale Kreisläufe ausgelegt. Dazu kamen auch viele Aufgaben, die heute im kommunalen Bereich liegen. Wir hatten 1989 346 Arbeitkräfte bei 1.200 ha Anbaufläche. Davon waren ca. 150 in der Urproduktion und 60 in der Sortierung und Vermarktung, 136 AK waren im sozialen Bereich (Kindergarten/Catering/Kultur) und in der eigenen Bauabteilung beschäftigt (jedes Jahr wurden mehrere Einfamilienhäuser für die Betriebsangehörigen gebaut)
      Der Agro.Konzern der die Felder des ukrainischen Dorfes jetzt bewirtschaftet, baut Soja, Weizen und Mais hochtechnisiert an. Mit dem Dorfleben hat der nichts mehr zu tun.
      Während bei uns nach der Wende viele Gelder in den Aufbau Ost flossen, ist in der Ukraine von solchen Förderungen nichts zu sehen. Auch bei uns waren es die Subsistenz-Bauern aus den polnischen Dörfern, die die Arbeit auf unseren Feldern geleistet haben. Die sind mit uns zusammen alt geworden und die Jungen finden oft besser bezahlte oder auch einfach nur leichtere Arbeit. Im grenznahen Bereich gehen uns auch ohne Corona zunehmend die Arbeitskräfte aus.
      Dieser Weg ist für die Subsistenzler aus Rumänien und der Ukraine auch vorprogrammiert, denn gesellschaftliche Entwicklung bleibt nicht stehen.

      • Christian Bothe sagt

        @Th.Apfel,genauso so war es in der DDR.Dazu noch die bezirksgeleiteten VEG,VVB,vergleichbar mit Sowchosen in der UdSSR. Diese Betriebe und die LPG haben das Dorfleben bestimmt wie Th.Apfel es darstellt.Das Ende der sozialistischen LW waren dann die AIV über mehrere tausende ha. Ob das alle unsere westdeutschen Berufskollegen wissen oder wissen wollen, weiß ich nicht, aber es ist unsere Geschichte und war für die Entwicklung der Dörfer nicht das Schlechteste im Vgl.zu heute.

        • Ostbauer sagt

          Na ja Christian; kannst auch nicht alles über einen Kamm scheren. Hing und hängt eben auch von den handelnden verantwortlichen Personen ab.

          • Christian Bothe sagt

            @Ostbauer,ist eben meine Vergangenheit und ich habe das Dorfleben als parteiloser VEG-Direktor (1200ha,1500 GV) und einer attraktiven Lehrausbildung mit Abitur als Betrieb in 5 Ortsteilen mitgestaltet.

        • Karl Timme sagt

          Christian Bothe, “Ob das alle unsere westdeutschen Berufskollegen wissen oder wissen wollen, weiß ich nicht, aber es ist unsere Geschichte”

          Ich habe das schon in einem anderen Beitrag kund getan das mich “das” sehr wohl interessiert hat! Ich hatte schon vor der Wende “guten” Kontakt zu Ostbetrieben. Hier nur ein paar Stichworte: Netzow / Glöwen;
          Pferdezucht VEG Gross Langerwisch (Fuchs/Klagge) u.a.
          Das hat aber auch bedeutet, das der VEG Direktor für die dazugehörigen Ortschaften “kleine Diktatoren” waren. Die Orginanisation des Dorfes war Zentralistisch, nicht föderal. Nach 30 Jahren gemeinsames Handeln, sind wir kurz vor dem Ziel von DDR 1989.

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