Bauer Willi
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„Ich habe keine Jacht in Saint Tropez“…

Ein Gastbeitrag von Arnold Krämer

 

„Ich habe keine Jacht in Saint-Tropez“

oder

Mangelhafte Wirtschaftsbildung und schlechte Gesetze

Medien überschlagen sich aktuell mit der Meldung über Nebeneinnahmen/Nebeneinkünften (ja was denn nun?) unserer Bundestagsabgeordneten:

Der „Spiegel“ weiß dies zu berichten:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nebeneinnahmen-von-abgeordneten-das-sind-die-topverdiener-im-bundestag-a-e7d8358a-0af5-46a8-8eb6-10954189fa71

Die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ mit großer überregionaler Verbreitung) schiebt ein Interview mit Albert Stegemann (MdB aus der Grafschaft Bentheim) nach, der die „Rangliste“ im Bundestag anführt:

https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/cdu-mdb-stegemann-zu-rekord-nebeneinkuenften-traktor-statt-yacht-47893569

Und auch der NDR berichtete:

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Nebeneinkuenfte-im-Bundestag-Niedersachse-an-der-Spitze,nebeneinkuenfte126.html

 

Wer solche Artikel und Interviews liest bzw. hört, bekommt einen Eindruck davon, warum es um die deutsche Wirtschaft mittlerweile so schlecht steht.

Es ist nicht zuletzt die mangelhafte WIRTSCHAFTSBILDUNG

  • bei Politikern, die die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, aber auch für den „Eigenbetrieb“ (= Abgeordnetengesetz) von Juristen gestalten bzw. formulieren lassen,
  • bei Medienvertretern, die um Aufmerksamkeit bemüht sind, um ihren Arbeitsplatz zu behaupten, aber nicht in der Lage sind, die Fachbegriffe richtig zu verwenden.
  • der Bürger, deren Neidgefühle angesprochen werden und oft entsprechend emotional reagieren und in ihr Wahlverhalten einfließen lassen.

 

Was ist konkret in diesem Fall zu kritisieren?

Begriffe werden wahlweise unterschiedlich genutzt: Es ist die Rede von

  • Nebeneinnahmen Gibt es auch Nebenausgaben?
  • Nebeneinkünften Was sind dann Haupteinkünfte?
  • Bruttoumsätzen               Was sind dann Nettoumsätze (ohne Umsatzsteuer?)
  • persönlichen Gewinnen   Gibt es auch unpersönliche Gewinne?

Die Bezugszeiträume sind mal die aktuelle Wahlperiode (Spiegel), mal zwei Kalenderjahre, mal ein Kalenderjahr.

Und wer wissen möchte, warum das alles so konfus ist, muss nur ins Abgeordnetengesetz (§45, Abs.3) schauen.

https://www.gesetze-im-internet.de/abgg/__45.html

Der Gesetzgeber spricht dort in diesem einen Absatz von Einkünften (lt. Steuerrecht gibt es in Deutschland 7 steuerliche Einkunftsarten), aber auch von Umsatzerlösen, von Bruttobeträgen und von Gewinn vor Steuern. Kein Wunder, dass dann der eine oder andere Abgeordnete auf Nummer sicher geht, Bruttoerlöse meldet und damit Gefahr läuft, als vielfacher „Millionär“ einen shitstorm auszulösen.

 

Zur Sache:

MdB Albert Stegemann hat als gelernter Landwirt einen ehemals klassischen landwirtschaftlichen Familienbetrieb (1-2 Familien-Arbeitskräfte) in der Grafschaft Bentheim „hochgefahren“ auf zunächst 300, aktuell 600 Milchkühe + weibl. Nachzucht.

Die Erlöse aus seiner Wirtschaftstätigkeit werden auf der Internetseite des deutschen Bundestages mitsamt seinen Geschäftspartnern/Kunden dargestellt: Er erzielt im Wesentlichen Erlöse aus Milch, Zuchtrindern und Schlachttieren.

https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/S/stegemann_albert-858074

Mit den Erlösen werden u.a. die (geschätzt) 8-12 Mitarbeiter, die Verpächter von Acker- und Grünland (Pachtpreis ca. 1000 €/ha) und der eine oder andere Bankmitarbeiter (für die Fremdfinanzierung der Ställe) in Form von Lohn, Pacht und Zins bezahlt. Dies sind folglich Einnahmen für Dritte, die diese auch entsprechend zu versteuern haben.

Wenn dann bei MdB Stegemann pro Jahr rund 400.000 € (realistische Eigenangabe) als zu versteuernder Gewinn aus Landwirtschaft übrigbleiben, ist das mehr als angemessen. Bei der Volatilität im Milchsektor sind ca. 6 Ct/kg Milch und Jahr schnell weg oder waren wie in der Vergangenheit oft erst gar nicht da.

Außerdem ist ein Teil der zu versteuernden Gewinne immer für Ersatzinvestitionen zu verwenden, weil die Abschreibungen von den historischen Anschaffungswerten für den nur identischen Ersatz einer Maschine selten ausreichen.

 

Fazit:

Ein schlecht formulierter Paragraph im Abgeordnetengesetz ist Ausgangspunkt aller Verwirrung (kommt irgendwie bekannt vor, sind Juristen überfordert?).

Wirtschaftsbildung ist wichtiger als Künstliche Intelligenz, solange letztere nicht vorrangig in Talkshows und Medientexten Verwendung findet.

Der Finanzminister wird froh sein, wenn Unternehmen Gewinne machen (aktuelle Steuerschätzung für 2025 Minus 12,7Mrd. Euro).

Auch Landwirte zahlen nennenswert Einkommensteuer und sind nicht nur Empfänger von Subventionen, die ihrerseits auch fast immer als Teil der Gewinne zu versteuern sind.

Wer wirtschaftliche Zusammenhänge und Begriffe besser versteht, kann sein Wahlverhalten ökonomisch rationaler gestalten.

 

Gastbeiträge stellen die Meinung des Autors dar.

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40 Kommentare

  1. Klemens Minn sagt

    Was würden die Meinungsmscher schreiben wenn es nicht 600 Kühe sondern 600 ha Hafer wären?

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    • Bauer Willi sagt

      @K.M.
      Wenn es für Haferdrink („`milch`) wäre, würde die Presse ihn vermutlich loben. Und wenn es dann noch Bio-Hafer ist…. 🙂

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  2. Ferkelhebamme sagt

    Stegemann schließt scharf gegen Özdemir, der seine Ministerpräsidents-Ambitionen endlich öffentlich macht, und trifft den Nagel auf den Kopf: „Cem Özdemir ist nie in seinem Amt als Bundeslandwirtschaftsminister richtig angekommen. Die Themen haben ihn nicht interessiert und er konnte keine seiner vielen Ankündigungen auch nur ansatzweise durchsetzen. Dass er schon vor Ende der Legislatur versucht, seine politische Karriere nach Baden-Württemberg zu retten, verdeutlicht, wie schlecht es um die Ampel bestellt ist.“
    Wer unbequem ist, wird persönlich diffamiert, das ist ja schon länger Usus. Ich habe aber das Gefühl, dass das nicht mehr so leicht funktioniert, weil die Leute existentiellere Sorgen haben und sich eher wieder auf die Macher als auf die Schwätzer besinnen. Vielleicht ist es auch nur Wunschwahrnehmung meinerseits

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  3. Frank sagt

    Das Problem der „Nebeneinkünfte“ von Abgeordneten ist hier an einem nicht glücklichem Beispiel etwas unscharf aufgemacht.
    Natürlich mag es, wie so manches „leistungsfreie Einkommen“, den Neid mancher Zeitgenossen beflügeln, dass da einer seine Diäten hat und dann noch XXX T€ dazu. Soll ein Inhaber wie der „Milchbauer“ Stegemann sein Unternehmen, was mit angestelltem Mangagement und bezahlten Mitarbeiter gut läuft liquidieren, bevor er in die Politik geht? Muss ein Arzt/Rechtsanwalt seine Praxisgemeinschaft/Partnerschaft verlassen, sich auszahlen lassen, bevor er eine Zeitlang Abgeordneter wird? Muss ein Unternehmer seine Beteiligung aufgeben? Muss ein wohlhabender Mensch sein Aktiendepot auflösen? Der Immoblieneigentümer seine Mietobjekte? Im Grunde alles das Gleiche, passiv erzielbare Einkünfte, erfordern relativ wenig Verwaltungsaufwand und Mühe. Stören keinen Abgeordneten.

    Der Kritikpunkt sind aus meiner Sicht die „tätig erzielten Nebeneinkünfte“. Die stehen im Widerspruch zu bezahlter Abgeordnetentätigkeit. Wenn Leute sechstellig pro Jahr verdienen, mit Dingen, die tatsächlich ihre Zeit beanspruchen, wo bleibt dann die Zeit für die ja auch schon bezahlte Vollzeit-Abgeordnetentätigkeit? Man hört doch immer wieder gern, wie zeitfüllend der Polit-Job ist, wie findet einer dann die Muße sechsstellige Nebeneinkünfte ausserhalb passiv erzielter Einkünfte zu generieren? Bücher oder Vorträge schreiben sich nicht in der Kladde auf dem Nachttisch, Vorträge erfordern Vorbereitungs- und Reisezeit usw. usf.. Hochbezahlte Geschäftsführer werden üblicherweise fürs Führen der Geschäfte bezahlt, das kann man schon bei kleineren Mittelständlern doch nicht nebenher. (Da sollte sich mal das Finanzamt drum kümmern, das riecht nach verdeckter Gewinnausschüttung, dieses laufende Bezahltwerden eines GF-Geschellschafters ohne angemessene Gegenleistung, denn die kann er ja nicht erbringen wenn er im Bundestag sitzt.)
    Hört man ja immer wieder lustige Begründungen, warum im Bundestag immer wieder nur 50 Leut sitzen … von allen Fraktionen zusammen. Aber die fehlen nicht etwa wegen der Nebenbeschäftigungen … sondern weil sie als Abgeordnete so viel zu tun haben.
    Da beißt sich die irre Katze in den Schwanz!

    Weiterlesen, was da alles so geht, kann man hier:
    https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/nebentaetigkeiten/das-verdienen-die-abgeordneten-des-bundestags-nebenher

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    • Arnold Krämer sagt

      Mir ging es weniger um das Thema „Nebenverdienst“ von BT- Abgeordneten, sondern um den Umgang der Politik selbst und der Medien mit diesem Thema und die bewusste oder unbewusste Irreführung der Menschen durch falsche Verwendung von Begrifflichkeiten. Der „Spiegel“ spricht in seiner Überschrift von Nebeneinnahmen und gleichzeitig von Verdienst. Die NOZ vermeldet (Rekord-Neben-) Einkünfte.
      Dabei hat Stegemann vermutlich wegen der Unsicherheit im Abgeordnetengesetz lediglich seine Umsätze mit den wichtigsten Geschäftspartnern seiner Landwirtschaft angegeben.
      Ophelia Nick, parlamentarische Staatssekretärin der Grünen im Bundeslandwirtschaftsministerium meldete dagegen ihre Millionen- Einkünfte aus Gesellschaftsbeteiligungen.
      https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/N/nick_ophelia-860916
      Auf jeden Fall gibt es zurecht mittlerweile sehr viel Transparenz hinsichtlich der Nebenaktivitäten von Abgeordneten. Leider korreliert die Transparenz für den Bürger nicht mit der Qualität der politischen Arbeit.
      Das ist wie bei den vielen Siegeln auf Lebensmittelverpackungen, die auch nichts oder wenig über die Produktqualität aussagen.

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      • Reinhard Seevers sagt

        Herr Krämer,
        die Tatsache, dass man Zahlen und Fakten zu Einnahmen von politischen Vertretern veröffentlicht, ist ja grundsätzlich ersteinmal eine gute Sache im Sinne der Demokratie und der Transparenz.
        Für mich schwingt aber immer eine Neiddebatte mit, sobald einem der jeweilige Politiker nicht gefällt, oder man sich politisch positionieren möchte.
        Es ist in diesem Land immer eine Grundtendenz zu spüren, die Vermögen, hohe Einkommen oder Gewinne als negativ konnotiert und eine Ungerechtigkeit in den Raum wirft, die es zu bekämpfen gelte. Diese Grundstimmung nehme ich als Kampf zwischen den links-sozialen und den konservativ-liberalen war, die sich zuzuspitzen scheint. Je weniger es zu verteilen gibt, um so heftiger wird die Gerchtigkeitskeule geschwungen. Ob und mit welchen Mitteln ist erstmal egal, da sind die Begrifflichkeiten und deren Bedeutung eher Hilfsmittel beim Kampf….jeder versteht etwas anderes, aber gemeinsam sind sie dagegen! ✊

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          • Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war sagt

            Abgeordnetenwatch ist auch eher ein Geschäftsmodell und sind die Zuwendungen von Bill Gates an den Spiegel auch Nebeneinkünfte? Aber der stellt das ja jetzt wohl ein.

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        • Stadtmensch sagt

          „Je weniger es zu verteilen gibt“

          Das Geld ist ja nicht weg. Es hat nur jemand anderes 😉
          Lies mal „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ von Thomas Piketty.
          Da Laden hier wird in die Luft fliegen, wenn man nicht weiter mit neuen Schulden beatmet.
          Die Alternative (ganz ohne Revolution) ist ein Polizei- und Überwachungsstaat (auch teuer). Da hat man aber immer noch das Problem, dass nur Menschen Werte schaffen können. Und wenn die auf breiter Front degenerieren wars das.

          Weil das die hiesige Ökonomen-Zunft nicht kapiert, werden die Nicht-Liberalen Gesellschaften ruhig vorbei ziehen. Dort steht angeblich der prosperierende Volkskörper im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Interesses.

          Schwamm drüber. Blackrock-Merz und Linnemann werden den Karren aus dem Dreck ziehen. Mit Entlastung der „Leistungsträger“, Druck auf die „Faulen“ und Ausbau des Militärisch Industriellem Komplex (Staatskonsum). Am besten auf Pump.

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          • Arnold Krämer sagt

            „Der Laden hier wird in die Luft fliegen, wenn man nicht weiter mit neuen Schulden beatmet.“

            D hat das Problem, dass aufgrund mangelnden Vertrauens in den Staat und irrer Bürokratie nicht privat investiert wird.
            Wir haben mittlerweile 6 „Ebenen“, die sich mehr oder weniger detailliert um das „produktionstechnische Wohl“ der Wirtschaft und der Bürger kümmern:
            – internationale Verträge
            – EU
            – Bund
            – Länder
            – Landkreise
            – NGO’s mit ihrem Klagerecht

            Eine staaatschuldenfinanzierte Beatmung wird das in dert Tat vorhandene Problem nicht lösen können.
            Interessant ist doch, dass große Firmen trotz Millarden-Zusagen durch den deutschen Staat ihre Investitionen auf Eis legen bzw. canceln.
            Wissen Ministerialbeamte (noch dazu oft auf Parteiticket in jeweiligen Postionen installiert) eigentlich, was am Markt gefragt ist, was der Kunde zahlt oder glauben diese nur zu wissen, wie „Weltrettung“ funktioniert?

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            • Reinhard Seevers sagt

              Der liberal-libertäre Javier Milei probiert derzeit einen Gegenentwurf zur unfreien sozialistischen Planwirtschaft…..das wird interessant.

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              • Pälzer Buh sagt

                Ou Ja, da stimme ich voll zu, habe es heute morgen im TE- Wecker gehört. Bin begeistert von Milei. Der Mann mit Kettensäge.

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            • evo.... sagt

              Ich habe auf ntv heute was mitgekriegt, dass Firmen (z.B. Siemens) in Deutschland wegen des hohen Krankenstands nicht investieren. Ich bin sehr gespannt, wie es mit INTEL in Magdeburg weitergeht. Die Amis holen Produktion aus China zurück und deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass -wenn wir nicht brav sind- die Politik nicht in Europa produzieren lassen will.
              Eines ist mir schon länger klar:
              Wenn die deutschen Schüler in den internationalen Leistungsvergleichen auf Platz 12… 15 liegen, dann wird sich die Gesellschaft in Richtung dieser Plätze bewegen. Es ist schon sehr unglücklich, dass wir gerade zu Zeiten der Globalisierung so schlecht aufgestellt sind. Der Auf- und Abstieg von Kulturen von Kulturen geht heute schneller als früher, weil Finanzen und Informationen sekündlich verschoben werden können.

              Was fehlt ist auch jüdische Bildungskultur. Nach dem 2. Weltkrieg hat die kopierte Einstellung noch ein paar Generationen angehalten, aber sind wir mal wieder wild fanatisch.

              Stadtmensch hat geschrieben:

              Das Geld ist ja nicht weg. Es hat nur jemand anderes 😉

              Ganz so seh ich das auch nicht. Wenn Kurse – wie bei Aktien oder Anleihen- verfallen haben die Besitzer weniger Geld.

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              • Frank sagt

                „Was fehlt ist auch jüdische Bildungskultur. “

                Es würde schon völlig genügen, wenn man überhaupt noch Bildungskultur hätte, ohne irgendwelche Attribute. Mittlerweile sind wir ja eher bei einer Unkultur in Bildungsfragen. Bildungskultur, die nicht mehr auf Wissen und Können zielt, sondern auf Kompetenzen und Meinungen.
                Da können Kinder dann zwar nicht fehlerfrei lesen oder rechnen, dürfen aber in der Schulzeit zur Demo.

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        • Peter sagt

          @R.S. Der Begriff Neid ist m.E. hier nicht richtig gewählt. Dieser vermeintliche Neid ist immer ein Totschlagargument, welches an das ungute Gefühl im Kleinkindalter erinnern soll, wenn das Kind mit dem (evtl.) besseren Spielzeug das Kind mit dem bescheideneren Spielzeug hat abtreten lassen. Worum es hier geht, ist die gesicherte Erkenntnis, dass dieses System von Geld, Vermögen und Macht vollkommen aus dem Ruder läuft.

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            • Arnold Krämer sagt

              „Neid ist der Motor des Konsums….ohne ihn läuft nix.“ Das gilt aber nur innerhalb von halbwegs homogenen Gruppen. Die Segelyacht des Millionärs wird nur von sehr wenigen geneidet und entsprechend angestrebt.

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                • Thorens sagt

                  Mir gefällt die Formulierung oben zu Neid als Wirtschaftsmotor auch nicht. Der Neid wohnt mir dafür zu nah an der Missgunst.
                  Man kann doch auch beim anderen etwas bewundern und sich zum Ziel setzen, das selbst auch zu erreichen. Völlig ohne Neid.

                  Andererseits: Neid muss man sich verdienen, Mitleid kriegt man geschenkt.

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      • Frank sagt

        „Dabei hat Stegemann vermutlich wegen der Unsicherheit im Abgeordnetengesetz lediglich seine Umsätze mit den wichtigsten Geschäftspartnern seiner Landwirtschaft angegeben.“
        Vermutlich, aha. Ein Abgeordneter der als Nebeneinkünfte aus „Unsicherheit“ mit einem ihn betreffenden Gesetz (das so komplex nicht ist „Soweit die Einkünfte aus Umsatzerlösen bestehen, ist statt der Bruttobeträge der Gewinn vor Steuern anzuzeigen“, Steuerberater dürfte er haben, Gewinnermittlung muss er sowieso machen) seine Umsätze (Einnahmen) als Einkünfte angibt? Das arme Hascherl aber auch, so unsicher ….
        Ist der dumm oder will uns da einer verklapsen, weil ihm was peinlich ist, was ihm nicht peinlich sein muss. Sowas füttert doch nur die unsäglich dumme Behandlung des Thema in den Medien und der Diskussion … aber das kann man dann ja nichtmal den Medien vorwerfen, wenn man so dämlich auftritt.

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        • Arnold Krämer sagt

          „Soweit die Einkünfte aus Umsatzerlösen bestehen, ist statt der Bruttobeträge der Gewinn vor Steuern anzuzeigen”

          Erklären Sie mir bitte, was speziell an diesem Satz klar ist?
          Einkünfte bestehen nie nur aus Erlösen/Einnahmen.
          Außerdem: Ist Stegemann überhaupt anzeigepflichtig als Inhaber eines landw. Einzelunternehmens?

          Welche Auskünfte erteilt die BT-Verwaltung? Wie legt diese den § 45 aus?

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          • Frank sagt

            Sehen Sie, Sie und ich wissen, dass Einkünfte nicht nur aus Umsatz bestehen. Das Gesetz sagt es auch … klar ist, dass die Umsätze nicht Gegenstand der Meldepflicht sind, sondern der ermittelte Gewinn (ist der ermittelte Gewinn anzuzeigen). Gewinnermittlung macht der Laden jedes Jahr.
            Und der Stegemann hat trotzdem „vermutlich wegen der Unsicherheit im Abgeordnetengesetz lediglich seine Umsätze mit den wichtigsten Geschäftspartnern seiner Landwirtschaft angegeben“.
            Also gerade das, was ausdrücklich nicht zu melden war … was soll man also von solchem Tun halten?
            „Welche Auskünfte erteilt die BT-Verwaltung? Wie legt diese den § 45 aus?“
            Das hätte Stegemann in seiner Unsicherheit (der Mann ist GF/Unternehmer eines nicht ganz kleinen Ladens) doch die BT-Verwaltung fragen müssen, wenn er uns seine Berater das nicht wissen.

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        • der Jens sagt

          @Frank
          „…Soweit die Einkünfte aus Umsatzerlösen bestehen, ist statt der Bruttobeträge der Gewinn vor Steuern anzuzeigen”,
          Ausgleichszahlungen der EU Agrarpolitik sind kein (steuerbarer) Umsatz.

  4. evo.... sagt

    Die Finanzwirtschaft wird auch keine großes Interesse an der Bildung der Leute haben. Sie wollen ja am Geld der Kunden verdienen. So wie hier im Fall der Wärmepumpen:

    https://www.focus.de/earth/analyse/huerde-fuer-die-waermewende-waermepumpen-guenstige-kfw-kredite-werden-kaum-genutzt_id_260420650.html

    Der Trainer von meinem Sohn ist Berater (mit Auszeichnung) bei der Sparkasse und soll mal vertraulich gesagt haben.

    „Da wird den Leuten nur das Geld aus der Tasche gezogen!“

    Was den Stegemann betrifft: Nach dem Link ist der ledig. Hat der wenigstens eine Freundin oder ähnliches?

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    • Reinhard Seevers sagt

      „Die Finanzwirtschaft wird auch keine großes Interesse an der Bildung der Leute haben. Sie wollen ja am Geld der Kunden verdienen. So wie hier im Fall der Wärmepumpen“

      —–Mehr Details gibt es vom überregionalen Anbieter Enpal. Dort nehme fast jeder Wärmepumpen-Kunde anfangs einen Kredit in Anspruch, den das Unternehmen für 5,99 Prozent anbietet, teilte Pressesprecher Wolfgang Gründinger mit. Die Forderungen werde dabei an spezielle Zweckgesellschaften (SPV) verkauft, die diese wiederum an Investoren wie Blackrock oder große Pensionsfonds weiterveräußern. „So werden Milliarden von Euro in klimafreundliche Infrastruktur gelenkt“, schreibt das Unternehmen.—-

      Ja EVO, der eine gönnt dem anderen nichts. Deswegen holt der andere sich das Geld vom Militär-Industriellen-Komplex der USA und finanziert damit sämtliche Kriege auf diesem Planeten….wie man es dreht und wendet, es kommt Mist dabei raus.

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  5. Rößle Rudolf sagt

    Ich denke es macht schon noch einen Unterschied, ob ich meinen Lohn von Gebühren und Abgaben bzw Seuergeld erhalte oder von einer privaten Firma. Gerade im Niedriglohnsektor, Betriebszweigen, in denen wenig verdient wird, sind die ständigen Erhöhungen schmerzhaft. Was mich besonders ärgert, sind staatliche Zuschüsse und Mitnahmeffekte, in denen sich gut Verdienende bedienen, obwohl sie es nicht brauchen. Meines Wissens wird auch kaum darüber diskutiert, wie Gebühren und Staatsgelder ausgegeben und verschwendet werden. Jetzt müssen die Öffentlich-Rechtlichen den Rotstift an ihre Angebote anlegen. Der Fehler liegt aber in der Ausgabenstruktur.

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  6. Reinhard Seevers sagt

    Die steigende Zahl alimentierter Bürger, das ständige Reden über die aufgehende Schere bei den Einkommen, die zunehmende Ungerechtigkeit beim Bürgergeld vs. Niedriglöhner, usw usw. hat in dieser Gesellschaft zu einem Sozialneid beigetragen. Wenn dann noch postuliert wird, dass der Reiche den Planeten zerstört und nicht der Arme, dann ist genug Munition vorhanden. Schlechte Bildung und schlechte Medien sind das I-Tüpfelchen.

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    • Rößle Rudolf sagt

      Der Klimaabdruck von gut verdienenden ist deutlich höher. Das ist einfach so, weil sie sich mehr Konsum leisten und auch im Freizeitbereich sich schon was gönnen. Übertreibungen braucht es nicht, aber Fakten sollte man nicht beiseite schieben. Ich fand den Bericht von Schweden sehr interessant. Dort hat man die Elektromobilität ausgewertet. Fakt ist ,dass die Reichen einen großen Teil der Eektroautos besitzen. Erst wenn es genügend gebrauchte günstige Autos gibt, und Seuerbegünstigungen auch für Gebrauchte gelten,wird auch die andere Bevölkerung sich ein E-Auto leisten können.

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      • Reinhard Seevers sagt

        Abgesehen davon, dass man „reich“ ziemlich schwer definieren kann, ist es auch nicht richtig, dass es einen wirklichen Markt für gebrauchte E-Autos geben wird, da der Entwicklungsstand so volatil ist. Niemand kauft ein Auto, das bereits nach der Auslieferung aus dem Werk veraltet ist.
        Es muss zuerst ein gewisser Standard erreicht sein, es müssen genügend flächendeckende Ladestationen vorhanden sein usw. Vorher kauft der Normalbürger kein E- Auto, schon gar kein gebrauchtes.

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        • zmp_nachfahre sagt

          Nicht zu vergessen, daß der Akku im E-Mobil entsprechend Alter und Zahl der Ladezyklen Kapazität verliert – im Gegensatz zu einem Tank. Die sowieso schon bescheidene Reichweite ist dann noch geringer. Und ziemlich schnell sind die Kosten für einen Akkutausch dann höher als der Restwert des Fahrzeugs.
          Das sieht daher eher schlecht aus für einen umfangreichen Gebrauchtmarkt.
          Dem Klima ist das egal, aber „nachhaltig“ oder „ressourcenschonend“ geht anders.

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          • Thorens sagt

            Das Problem ist halt, dass sich die Sorge um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung nicht unbedingt auf Wirtschaftswachstum reimt. Die Erzählungen zum Thema sind oft mehr Dichtung als Wahrheit,
            doch ein Gedicht
            sind sie nicht.

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            • Reinhard Seevers sagt

              „Das Problem ist halt, dass sich die Sorge um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung nicht unbedingt auf Wirtschaftswachstum reimt.“

              Thorens, das ist in meinen Augen das Kernproblem der gesamten Misere, die wir derzeit haben. Habeck and friends haben gedacht, dass sie mit dem Ausrufen der Weltrettung, die Menschen dazu bewegen die Portemonnaies zu öffnen und in Dinge zu investieren, die ihnen persönlich leider keinen Mehrwert bringen. Komplettes Versagen……Man kann Weltrettung nicht verordnen, es sei denn, man ist ein Diktator. Aber auch der benötigt das Geld der Arbeitenden.

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        • Frank sagt

          „Reich“ definieren kann man leicht, egal ab einfach oder hochkompliziert gerechnet.
          Den Umfang des Reichtums ermitteln, das ist das Schwierige. Das lernt die Finanzverwaltung gerade am Beispiel der Grundsteuer und da geht es nur um eine eigentlich ganz gut rechenbare Assetklasse.

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    • Wolf Lützen sagt

      R.S.: Ja, die Schere geht weiter auseinander, hier weiter als in anderen Ländern. Das ist kein Neid.
      Das ist kein“Reden“, das ist ein Faktum.
      Die Vermögenssteuer wurde 1996 zuletzt erhoben. In den seither vergangenen 28 Jahren hätten bei einem niedrigen Satz jährlich 20 bis 20 Milliarden Steuern mehr eingenommen werden können.
      2019 sprachen sich 72 Prozent der Befragten für eine V-Steuer aus.
      Na klar haben Vermögende einen übergroßen Konsum, hinterlassen einen großen Fußabdruck.
      Solange Reiche hierzulande ihre Steuer auf Null reduzieren können,
      ist etwas faul. Das ist kein Neid.

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      • Frank sagt

        Ich bin immer sehr wenig überzeugt, wenn eine Zustimmungsquote kolportiert wird, ohne konkrete Bedingungen zu nennen.
        „Zustimmung zur Vermögenssteuer mit einem Freibetrag für klassisches Privatvermögen von € 2 Mio. pro Kopf und separater Behandlung von Unternehmenswerten und Betriebsvermögen“ ist eben was anderes als“ Zustimmung zur Vermögenssteuer“.

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      • Arnold Krämer sagt

        „……..jährlich 20 bis 20 Milliarden Steuern mehr…..“ aus Vermögenssteuer. Nicht auszudenken, was noch alles für „Unsinn“ angestellt worden wäre, angesichts der jetzt schon abenteuerlich anmutenden Personaleinstellungen beim Bund, der Steuergeschenke an NGO’s, die dafür im Gegenzug gerade diesen Staat verklagen wegen….. usw. usw.

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