Bauer Willi
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Eine gute Idee…!!??

Der Lebensmitteleinzelhandel ist da derzeit dabei, die Produzenten mit neuen Auflagen, die über die gesetzliche Norm hinausgehen, umzuerziehen. Angeblich ist es der Wunsch des Verbrauchers. Da ist es doch nicht mehr als logisch, dass auch der Verbraucher umerzogen wird. Hier ein Vorschlag der Kommentatorin Sabine:

Wenn der Handel gerade seine Partner auf der einen Seite, den Erzeugern,  „erzieht“, sollte er es auch auf der anderen Seite machen. Kundenerziehung ist, zugegeben, zwar sehr viel schwieriger als Produzentenerziehung, aber machbar.

Da habe ich eine Idee für den Handel. Viele verteilen ja schon Geschenkgutschein-Karten, Treuepunkte oder arbeiten mit Payback etc. Jetzt werden diese Karten als Einkaufs-ID-Card verwendet, in der nicht nur die Summe, sondern die Einkäufe sauber nach Produkt aufgeführt werden. Somit präsentiert der Handel dem Kunden eine monatliche Umwelt- und Ernährungsbilanz. So zum Beispiel:

Lieber Herr Müller,

wir bedanken uns für Ihre Einkäufe und die Wertschätzung, die sie unserem Angebot und unseren Mitarbeitern damit ausdrücken. Sie haben diesen Monat für 238 Euro bei uns eingekauft. 188 Euro davon entfiel auf Ware aus dem nicht-europäischen Ausland. Bei 2% Ihrer eingekauften Waren, also 4,76 Euro haben sie sich für unsere Fair-Trade-Partner entschieden.

Das begrüßen wir und machen Sie darauf aufmerksam, dass wir bei 7% unserer Produkte Fair- Trade- Alternativen anbieten. Wir empfehlen Ihnen Kaffee der Sorte B statt Tchibo. Sorte B wird in der nächste Woche im Angebot sein, allerdings etwas teurer als Tchibo. Aber es ist ja für einen guten Zweck.

Für 28 Euro haben sie bei unserer Regional-Initiative zugegriffen. Auch hier zeigen wir ihnen gerne weitere Alternativen für den Einkauf der nächsten Woche auf. Unten finden Sie die Liste mit einheimischen Produkten. Damit sparen Sie pro Monat 29 Liter Lkw-Diesel für unsere Umwelt ein. Da freut sich nicht nur der Panda-Bär. Unser neues Angebot: Pfunde runter, Umweltbilanz rauf und sparen? Unsere “Abo-Wochenbox” vorsorgt sie vom Frühstück bis zum TV-Snack mit tollen regionalen und saisonalen Gerichten – alle in 15 Minuten zubereitet – für nur 39 Euro/Woche.

Unsere Ernährungsanalyse ergab, dass Sie für einen Einpersonenhaushalt zur Zeit sehr viel hoch-energetische Lebensmittel einkaufen. Zuviel Fett und Zucker sind ungesund. Wir möchten Sie bei einer gesunden Ernährung unterstützen. Hier eine Liste mit den von Ihnen gekauften Lebensmitteln mit den versteckten Kalorien und unsere alternativen Vorschläge.

Bei unserer Befragung hatten Sie angegeben, dass sie in Zukunft mehr auf Bio achten und weniger Fertiggerichte einkaufen möchten. Da haben Sie diesen Monat Fortschritte gemacht. In diesem Monat fanden sich nur 17 Fertigprodukte in ihrem Einkauf. Wenn sie dies die nächsten zwei Monate so beibehalten, wartet ein nagelneuer Schnellkochtopf auf Sie an der Kasse.

Übrigens: Noch 50 Bio-Punkte und sie erhalten einen Einkaufsgutschein über 10 Euro für unsere hauseigene Bio-Marke. Und unsere “Alles-Bio-Box” ist jetzt schon ab 69 Euro/pro Woche erhältlich!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Kunden-Support-Team der REWEKA

Was meint ihr? Da würden wir uns als Konsumenten doch sicher riesig freuen, oder?

Euer Bauer Willi

(Aufrufe 864 gesamt, 1 heute)

26 Kommentare

  1. Der Brandenburgbauer sagt

    90%der Bevölkerung ist es scheißegal was wir Landwirte tun. solange die Regale voll und der Preis günstig ist, ist deren Welt in Ordnung . Die ungefähr verbleibendenden 10% die sich über die Ernährung definieren, die sogenannten “Eliten” sind für die entstandene Situation verantwortlich. Das ist dann der Wille des Volkes. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinen Mist gewachsen , ich stimme dieser Meinung zu 100% zu .Gute Nacht Deutschland.

  2. Biobauer Andreas Fendt sagt

    auch nicht viel aufdringlicher, wie wenn der “Karle” aus dem Radio schwäbelt:
    “Vielen Dank daß Sie in diesem Jahr unsere Seidenkacker Produkte gekauft haben!”

    Etwas Wahres ist dran: wieso sollte man den mündigen Verbraucher nicht endlich sagen, was er da kauft, welche Inhaltsstoffe drin sind und wo die herkommen?

    Wenn nicht mal der angeblich beste Bioverband Demeter es schafft seine Kunden aufzuklären, daß im Demeter Erdbeerjoghurt noch nie eine einzige deutsche Demeter Erdbeere drin war, sondern eine EU Bio Fruchtzubereitung aus Osteuropa, geliefert von Europas grösstem Anbieter für solche Zutaten im 1000 Liter IBC Container…

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Der ach so aufgeklärte Verbraucher sollte doch wissen, was in dem Müsli drinne ist, zumindest habe ich gehört, dass es auf der Packung stehen soll.

      Der Verbraucher kann jederzeit einen Naturjoghurt kaufen – wenn er ihn nicht selber machen will – und Obst dazu tun, Erdbeeren sind halt teurer als der Baumrindenduft aus Holzminden.

      Aber wen interessiert das schon, wichtig ist, dass eine Erdbeere auf dem Etikett abgebildet ist.

    • bauerhans sagt

      demeter kunden sind etwas “entrückt” und bekämen sicherlich einen schock,wenn sie den begriff IBC container hörten.

    • Anwalt der Tiere sagt

      Big Data birgt außer Annehmlichkeiten auch Gefahren. Die Gefahren liegen aber bestimmt nicht darin, dass einem das Konsumverhalten unter die Nase gerieben wird. Der Wahrheit sollte man ins Auge sehen. Wie man die Daten bewertet, mit deren Erhebung man bei Payback-Nutzung einverstanden ist, ist einem immer noch selbst überlassen. Solange mir nicht ungefragt die Krebswahrscheinlichkeit der nächsten 10 Jahre mitgeteilt wird, ist alles gut. Versicherungen müssen nicht unbedingt Zugriff auf die Daten haben, vor allem dann nicht, wenn ich gar nicht so aussehe wie meine Einkäufe, weil die nämlich für meinen Nachbarn, genannt Jabba, sind.

      Übrigens: Abo-Boxen mit Rezepten und genau zugeteilten Zutaten (“Hellofresh”, leider nicht vegan) sind praktisch. Aber Vorsicht, man lässt sich bevormunden, mal was anderes als Jägerschnitzel, Zigeunerschnitzel und Wiener Schnitzel mit Currywurst zu essen.

      • Sabine sagt

        Soweit ich weiß, kann man bei den Lebensmittelboxen auch einige Zutaten, wie z.B. Fleisch, Käse oder eben auch Erdnüsse ausschließen.
        Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Abo-Boxen gar nicht soooo gruselig finde. Die meisten Leute haben nämlich wirklich inzwischen das Problem, dass sie um 16:30 noch nicht wissen, was sie um 18:00 essen sollen.
        Ob sich solche Boxen außerhalb der Bio-Abos durchsetzten werden, und ob die großen LEHs drauf einsteigen auch. Mal sehen, in 10 Jahren wissen wir mehr.
        Im Moment beschäftigt mich persönlich eher die Nachricht, dass jetzt auch meine Zwerge zu Hausarrest verdonnert worden sind. Mal gucken, was die dazu sagen. Ich befürchte, dass gibt bald Streit im Hühnervolk.

  3. rebecca sagt

    Lustig, da wird erst die eigene Marketinggesellschaft platt gemacht. Und dann verlangt das der Handel seine Kunden im Sinne derer die früher tönten CMA, brauchen wir nicht “umerzieht”

    • Andreas sagt

      Hallo Rebecca, die CMA hat sich selbst platt gemacht bzw. Sonnleitner. Man kann nicht von Bauern den “Zehnten” eintreiben in unvorstellbarer Höhe und nicht offenlegen wo das Geld bleibt.

      CMA haben wir damals nicht gebraucht und heute auch nicht. Die CMA meinte den Absatz in Menge anzukurbeln zu müssen. So ein Quatsch. Die Leute essen hier genug.
      Ein Nachfolgemodell heute müsste erklären und informieren. Ob das ankommt, das ist die Frage…

      • rebecca sagt

        Hallo Andreas, das es Defizite und Misstände gab weis ich auch. Aber die hätte man beheben und abstellen können/müssen.
        Das nur der Absatz in der Menge angekurbelt wurde würde ich nicht so sehen. Viele Kampagnen zielten auf Produkte und Regionalität. Die Milchwerbung zum Beispiel, oder der Slogan “Essen aus Deutschland”

        Sicher müsste ein Nachfolgemodell anders sein. Und ob das ankommt wäre auch unklar. Aber es wäre der Versuch etwas zu machen wozu die Branche offenbar nicht alleine fähig ist.
        Sicher ist es blöd für etwas zu zahlen was man scheinbar nicht braucht.

        Wenn jemand eine Versicherung kündigt weil nichts passiert und er meint das die sich auf seine Kosten einen dicken macht, dann wird den jeder auslachen wenn er jammert weil doch etwas passiert ist und er auf seinen Kosten sitzen bleibt.

        Hier isses doch nicht anders. Da wird das eigene Marketing abgeschafft, und wenn das in die Hose geht gefordert das andere das übernehmen.

        Es ist legitim zu sagen “das brauch ich nicht”. Aber anschließend mit Wut Briefen, Büchern und Forderungen, Verbraucher und Handelsbeschimpfungen zu reagieren weil NGO und Politik Druck aufbauen und damit erfolgreich sind weil es keinen gibt der etwas gleichwertiges entgegensetzen kann ist ziemlich absurd.

  4. Hartmut Keller sagt

    Das ist nicht sehr abwegig. Ich denke, dass es so ähnlich kommen wird. Das mit dem Umerziehen der Produzenten wird sich erledigen, wenn es so weiter geht. Hier wird erzählt, dass Aldi zur Zeit in Holland den Banken die grossen überschuldeten Schweineställe abkauft. Dann sind die Bauern nur noch Angestellte von Aldi. Bei ausreichender Menge lohnt sich dann für Aldi auch ein eigener Schlachthof und ein eigenes Futtermittelwerk. Dann haben wir aber alle verloren. Produzenten Verbraucher und auch die Politik.

    • bauerhans sagt

      ALDI investiert nur in ihr geschäftsmodell,wo geld zu verdienen ist,sicherlich nicht in schweineställe.

      • Bauer Willi sagt

        Hans, dass sehe ich anders. Der LEH ist doch nicht dumm und mit eigener Produktion (heißt Lohnarbeit der Bauern) ist sicher noch mehr Geld zu verdienen und die “Abhängigkeit” von den Landwirten wird kleiner.
        Bauer Willi

        • bauerhans sagt

          ich versuche gerade,nen rest schweine zu verkaufen,weil die schneller gewachsen sind als ich gedacht hatte,aber bei meinem schlachthof ist schon weihnachten!
          dieser kleine schlachthof,macht was er will—-> abhängigkeit.

  5. Klemens sagt

    Geniale Idee. Eine Reflexion als Konsument wäre ganz im Sinne von Regenbogen und Pandabär, aber wo kann man dabei den Spendenbutton unterbringen?

  6. bauerhans sagt

    direkt wird das nicht funktionieren,weil irgendeine verbraucherorganisation sofort losschreien wird: privatspähre oder die würde des individuums.
    über kundenkarten,die dazu dienen,das einkaufsverhalten auszuspionieren,läuft das einträglicher für den einzelhandel.
    die umwelt oder fairtrade juckt die doch gar nicht.

  7. Sophus sagt

    Sollte der Einkaufskorb nicht mit dem Cholesterin Wert der letzten Blutuntersuchung beim Hausarzt abgeglichen werden? Mensch 4.0!

  8. Horst Seifert sagt

    Hallo Bauer Willi,

    Bitte nicht vergessen: wir sind nur in der Lage über etwas zu schreiben, dass bereits vorhanden ist.

    Trotz Allem war es unverständlicherweise höchst amüsant zu lesen.
    LG
    Horst

  9. Anwalt der Tiere sagt

    Viele lassen ihre Einkäufe schon über Payback aufzeichnen. Produktvorschläge gibt es bei Amazon und Facebook. Die Krankenkassen werben für körperliche aber gefahrlose Aktivität und fleischarme oder fleischfreie Ernährung.
    Und wenn dann noch so ein ellenlanger Brief kommt, schaffe ich es auch noch, ihn ungelesen zu entsorgen.

    • Bauer Willi sagt

      Ach, dafür ist Payback da? Ich dachte immer, die wollen uns nur was Gutes und das wäre der Ersatz für die Rabattmarken 😉
      Bauer Willi

      • Andreas Schmid sagt

        Ähnlich ist es bei dem 3%Rabatt von Müller. Da muss man auch immer wieder neu anfangen. Früher wurde der Rabatt auf den zu zahlenden Endpreis nach den Rabatten gegeben. Wer gut war, hat immer wieder einen “0 Euro-Bon” gehabt. Heute wird der Rabatt auf die Endsumme gegeben, ohne Rabatte. Da bleibt immer ein Rabatt übrig. Schwaben lassen ja nichts verfallen und so kann man ganz lange das Einkaufsverhalten nachweisen. Und natürlich die Werbung oder das Regalsortiment darauf abstimmen.

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