Bauer Willi
Kommentare 21

Eine Frage des Vertrauens

Dieser Beitrag ist ein Kommentar. Wir finden ihn so gut, dass wir ihn hier noch einmal als Artikel bringen. Danke an den Autor. 

Wie wir soeben erfahren haben, hat der Kommentator seinen Kommentar beim Bauernverband Schleswig-Holstein geklaut. Ohne Quellenangabe. Wir entschuldigen uns. Deshalb war der Kommentar so gut….

Stell Dir vor, Du baust ein Haus: Der Maurer mauert, der Dachdecker deckt, der Elektriker installiert ebenso wie der Klempner. Der Maler malt. Du vertraust ihnen, denn alle haben sie etwas gelernt: mauern, zimmern, installieren, malen. Drei lange Jahre dauert die Ausbildung. Das muss ja wohl etwas wert sein! Angeleitet von einem Meister, der die Meisterschule besucht und bezahlt hat. Bei den Gesellen mit langer Berufserfahrung sitzt jeder Handgriff. Mischt Du dich ein? Nein, denn das würde den Handwerker in seiner Berufsehre kränken. Und Du traust Dir auch keine Fachmeinung zu. Schließlich möchtest Du auch nicht, dass Dir jeder in deine Arbeit reinredet. Wenn schon, dann fragst Du. Siehst zu. Wunderst Dich, was die Handwerker drauf haben. Und am Ende bist Du froh, dass Du Dich auf ausgebildete Leute verlassen kannst.

Stell Dir vor, Du kaufst ein Stück Schweinefleisch, ein Vollkornbrot oder eine Kiste Bier. Vertraust Du dem Schlachter, Bäcker oder Brauer? Natürlich! Auch sie haben eine Lehre gemacht, wurden von Meistern angeleitet, haben lange Jahre Erfahrungen gesammelt. Sie wissen, was sie tun. Der Landwirt lernt seinen Beruf ebenso wie alle anderen. Er besucht oft noch die Höhere Landbauschule. Viele Landwirte studieren (ja, man kann das studieren!). Meistens ist der Landwirt seit Kindesbeinen mit Tieren und Pflanzen, Äckern und Weisen aufgewachsen und vertraut. Neben dem Fachwissen hat er ein erlerntes Grundgefühl für Tiere, Pflanzen, Wetter. Und er hat ein besonderes Interesse an der eigenen Scholle – erdverbunden nennt man. Anders als Handwerksgesellen aber trägt er Verantwortung für das Ganze. Dass seine Tiere Leistung erbringen und sich wohl fühlen. Dass die Pflanzen wachsen und die Kosten für Düngung und Pflanzenschutz nicht aus dem Ruder laufen. Dass sein Hof auch in der nächsten Generation noch sauber und solide da steht.

Warum aber glauben wir, dass die Ausbildung zum Landwirt nur dazu dient, Tiere besser zu quälen? Dass die Höhere Landbauschule den Bauern lehrt, den Boden gründlicher zu verseuchen? Dass jedes Studium weitere Großagrarier hervorbringt, die nur ans Geld denken? Der Bauer investiert zu Beginn seiner Berufslaufbahn drei bis sieben Jahre in Ausbildung und Studium, oft kombiniert. Er bildet sich fort. Er muss darüber hinaus (!) zahlreiche Befähigungs- und Sachkenntnisnachweise ablegen. Vertrauen in unsere Bauern wäre also gerechtfertigt. Stattdessen wächst die Kritik von vielen Seiten. Es gibt sie, Kritiker mit Sachverstand. Sie diskutieren auf Augenhöhe und sie bewegen etwas. Die Initiative Tierwohl ist durch solche Tierschützer entstanden. Dafür sind wir dankbar.

Kritiker aber, die uns vorwerfen, Glyphosat als Dünger zu verwenden, Schweineschnauzen passend für die Stallgröße abzuschneiden, mit MRSA-Keimen ganz Deutschland resistent zu machen, wollen keine Augenhöhe. Sie wollen siegen, mit dem Recht des Meinungsstärkeren. Jäger brauchen einen Jagdschein. Angler brauchen einen Angelschein. Nur Tier- und Umweltschützern reicht der Heiligenschein? So geht es nicht. Warum fragt niemand nach der Qualifikation der Kritiker? Selbst beim Tierschutzverbandsklagerecht werden zwar nur gewisse Vereine zugelassen, aber nach der Qualifikation der Schützer selbst fragt niemand! Dabei übernehmen sie eine große Verantwortung, wenn sie sich gegen Stallbauten aussprechen. Haben sie eine landwirtschaftliche Ausbildung? Ein Studium der Chemie? Sind sie Betriebswirtschaftler? Haben sie wenigstens erst gefragt, zugesehen und sich gewundert? Mit dem freien Kombinieren von nicht definierten Signalworten (Massentierhaltung, Killerkeime, Idylle statt Gülle) verbreiten sie Angst, mehr nicht. Jeder verhinderte Stall ist ein guter Stall? Ist es so einfach? Welches Ziel verfolgen solche Schützer? Kein Bauer verdient mit einem schwarzbunten Kalb so viel Geld, wie es das Tierschutzbüro tun wird. Eine „symbolische“ Tierpatenschaft fordert man – was wohl wirklich mit dem Geld geschieht? Der Goldesel ist out, heute tanzt man um das Goldene Kalb und nennt es „Zwergi“.

Ist dies alles wirklich in unserem Sinn? Wollen wir mit den Folgen leben, die dies gebiert? Es wird Zeit, diese Fragen zu stellen. Und unseren Bauern erneut das Vertrauen in ihre erworbenen Fähigkeiten und gelebte Eigenverantwortung auszusprechen. Denn es ist nachweisbar berechtigt.

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21 Kommentare

  1. Uwe sagt

    Das ist pure Ironie des Lebens. Ein Bauer tappt als Publizist in ein Fettnäpfchen. Ein geklauter Text also. Hahaha.

  2. Friedrich sagt

    Bei den meisten Bauernhöfen kann man die Geschichte in den Kirchenbüchern über Generationen verfolgen. Viele Hofgenerationen sind bis zum dreißigjährigen Krieg
    lückenlos dukumentiert. In anderen Ländern, wie z.B. Dänemark,GB ,Frankreich oder in
    den Niederlanden ist man stolz , wenn man in der 4. oder 7. Generation den Hof bewirtschaftet. Das ist sehr nachhaltig. Unsere Mainstreamgeneration und Kritiker der
    Landwirtschaft reden von Nachhaltigkeit . Diese scheint mir aber nach der Medienschlagzeile nach einigen Wochen vergessen zu sein, um wieder eine neue Sau durchs
    Dorf zu treiben. So geht das seit Jahren. Schlagzeilen produzieren und Spenden einsammeln. Das ist das Geschäftsmodell. Erst Biogasanlagen fordern und dann von der
    Vermaisung der Landschaft sprechen. Windenergie fordern , aber nicht vor meiner
    Haustür und per BI dagegen vor gehen. Nur die edlen Teile der Tiere essen und dann den Export der minderwertigen Teile kritisieren. Kann man solchen Leuten vertrauen ?
    Denken diese Leute für uns alle oder sind es nur Egoisten und Wichtigtuer. Genauso
    läuft die Sache mit der Landwirtschaft. Aldi und Co. zahlen jedes Jahr in den Spendentopf
    von BUND und Co und schon hört die Kritik auf. Nur die Landwirtschaft zahlt und wehrt
    sich nicht, also hat man den richtigen Sündenbock gefunden. Mit großen Schlagzeilen
    bekommt man die schon klein. Auch die Politik aller Parteien folgt dieser Devise. Stimmen der Wähler sind wichtiger als einmal für die Wahrheit Rückrat zu zeigen. Nach
    nach zeigt sich aber auch bei den Medien , daß die propagandistische Hetzkampagne
    nicht ehrlich ist. Spätestens mit der Milchkrise stellen immer mehr Leute das in Frage.
    Wenn mehr als 30% der Milchbauern in diesem Jahr aufgeben, wird inzwischen hinterfragt, ob man das Bauernhoftöten nicht übertrieben hat., denn es hören ja vermehrt die Familienbetriebe auf , die vielfach Restflächen in touristischen Gegenden
    frei gehalten haben. Das Betriebschließen gerade in den Grünland-und Berggebieten
    wird uns noch teuer zu stehen kommen. Auch wird mit dem Bauerhofsterben das
    Kulturelle und Ehrenamtliche in den ländlichen Gebieten zum Erliegen kommen. Aber
    die Multifunktionelle Stellung der Landwirtschaft interessiert diese Leute nicht. Es wird sich auch nichts ändern , solange wir über 60% der Bundestagsabgeordneten aus dem
    „Öffentlichen Dienst“ haben. Das ist keine Vertretung der Mehrheit der fleißig arbeitenden Leute mehr. Selbst nach 20-25 Jahren Arbeitszeit mit 50 – 58 Jahren in Rente
    gehen und den jüngeren Leuten die Rente mit 70 Jahren verkünden. Das alles ist sehr verlogen. Diesen Leuten sollte das Vertrauen entzogen werden oder ?
    .

    • bauerhans sagt

      „solange wir über 60% der Bundestagsabgeordneten aus dem
      „Öffentlichen Dienst“ haben. “

      das ist ein sehr wichtiger aspekt in der betrachtungsweise!
      ich meine sogar,der wichtigste.

      • Friedrich Rosenthal sagt

        Was folgt daraus: wir brauchen mehr Landwirte und generell Menschen vom Lande, die sich in der Politik engagieren. Denn wie soll es sich sonst dahin ändern, dass wir mehr Menschen mit jenem Sachverstand in der Politik haben?
        Wer in die Politik geht, muss sich natürlich bewusst sein, dass wir in einer Demokratie leben, Entscheidungsprozesse also ihre Zeit brauchen. Man kann mit Politik etwas bewegen, aber man braucht Geduld.

  3. bauerhans sagt

    ein erlebnis mit nem handwerker letzte woche:
    der brauchte ne 3/4std. für die arbeit,schickte ne rechnung für wesentlich mehr stunden ,weils ja ne versicherung zahlt.

  4. Josef sagt

    Wieder dieses „wir können das und wir lassen uns nicht dreinreden“. Die Verbraucher sollen gefälligst kaufen, was wir anbieten und das Maul halten. Dabei aber einheimische, regionale Produkte bevorzugen und mehr dafür ausgeben. Das ist typisches Bauernmarketing.
    Im Übrigen, es lohnt sich, Handwerkern auf die Finger zu schauen, und zu sagen, was man will. Es gibt genug Beispiele, wo Handwerker Pfusch abliefern, oft auch weil es billig sin muss.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Der Verbraucher, da gehören sie und auch ich dazu müssen nicht kaufen was Landwirte anbieten. Sie können ruhig das Rindfleisch aus Argentinien kaufen, wenn sie meinen dies sei besser. Unserer Kreisveterinär war einige Jahre im Schlachthof für die EU in Buenos Aires tätig. Sein Fazit: Bei ihm kam kein Fleisch aus Argentinien auf den Teller.
      Sie brauchen auch keine einheimische, regionale Produkte kaufen, die Regale des LEH sind mit ausländischer Ware voll.

      Aber eines sollten sie machen, sie sollten Bauern sagen, ob sie bereit sind, für mehr Qualität mehr zu bezahlen.

      Sollte dies nicht der Fall sein, dann sollten sie in der Tat das Maul halten.

  5. Sabine sagt

    Das Beispiel mit dem Hausbau ist vllt. nicht das beste. Häuser zu bauen steht auf der Lister der Dinge, die einen sonst psychisch und finanziell stabilen Menschen im Handumdrehen völlig zu ruinieren können. Nichts scheint schneller Pleite zu gehen wie Bauträgergesellschaften und ich kenne keinen Privatkunden, der nach abgeschlossener Bauphase, Lust hat das Theater nochmals mitzumachen.
    Aber Du hast natürlich Recht. Die Ausbildung eines Landwirts steht der eines Elektrikers in nichts nach und kaum jemand steht mit dem neben dem Sicherungskasten und erzählt dem, wie er es hätte besser machen sollen. Das würde sich ändern, wenn es häufiger Unfälle mit schlecht verlegten Kabeln gäbe.
    Und das irgendwie, irgendwas in der Landwirtschaft nicht so reibungslos funktioniert, das bekommt man als Verbraucher mit.
    Es geht euch da wie dem Patienten, für den es keine erfolgversprechende Therapie gibt, da kommt dann Hinz und Kunz und hat eine totsichere Heilmethode.

  6. Jan Köpcke sagt

    Einfach nur genial! Hoffentlich lesen das mal die richtigen, den du triffst voll auf den Punkt.

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