Bauer Willi
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Die Lage der Bauern in 7 Minuten

Ich will zu diesem Video nicht viel sagen. Viele Dinge gefallen mir  gut (zum Beispiel die positive Erwähnung der Grünen Kreuze), andere wieder nicht (“Agrarlobby”). Das die Politik an allem die Schuld hat, ist mir auch zu plakativ.

In 7 Minuten gibt es allerdings einen guten Überblick über die Situation in der Landwirtschaft und die Gründe für die Demonstrationen.

Interessant zu lesen sind die Kommentare. Die Antworten sind die sozial erwünschten.

Zum Starten des Videos auf “Auf Youtube ansehen” klicken

 

https://www.youtube.com/watch?v=lwpohmR-kfw&feature=emb_err_woyt

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43 Kommentare

  1. Stadtmensch sagt

    Zitat fingerphilosoph: „Der Fehler im System ist die Urbanisierung“, Quatsch!

    100% Selbstversorgung bedeutet Umherziehen etwas Jagen und etwas Naschen. Wenn man Glück hat, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung dann bei 40 Jahren. Aber wem sag ich das. Wenn du die Wahl hättest, zwischen einem Leben wie wir es jetzt “führen” können und einem Leben im “Einklang mit der Natur” was würdest du wählen?

    Also hör auf, dich über Arbeitsteilung zu beklagen! Das ist genau dieses sinnlose “Möchtegern-Querdenken”, dass Gräben an Stellen aufreißt, wo es eigentlich gar nichts zu diskutieren gibt!

    Wie soll man denn da zuhören, wenn man aus keinem dieser Traktate etwas Konstruktives oder Erhellendes mitnehmen kann?

    Das Wachstum von Qualität und Quantität in allen Bereichen, das wir seit Beginn der Ära des „Ökonomischen Menschen“ beobachten, ist nur möglich, weil so viel nicht erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Die relativ kurze Phase der Nutzung dieser Energieträger hat die Zahl der Erdbewohner u.a. durch Erfindung der Ammoniaksynthese stark ansteigen lassen.
    Weiterer Fluch und Segen zugleich ist die Wissenschaft, mit deren Hilfe wir bis jetzt ziemlich gut in der Lage waren, Probleme zu lösen, die wir ohne Wissenschaft nicht gehabt hätten.
    So ist das nun mal.

    Selbst wenn man den PSM- und Düngereinsatz nicht reglementieren würde und die Auflagen zur Produktion sowie die Flächenprämien streichen und einen Pacht-Deckel erfinden würde, würden ALLE Wettbewerber nur auf einer anderen Ebene den „Verdrängungskampf“ weiter führen. Investoren gibts genug.

    Es geht den „einzelkämpfenden Landwirten“ wie den Ärzten und sonstigen freien Berufen: Ab gehts in die vertikale Integration. Familie Jacobs vertikalintegriert gerade Arztpraxen zu lukrativen Ärztehäusern (bei uns hieß das früher Polyklinik).

    Niemand kann mehr den mit der notwendigen Kontrolle zur Qualitäts- und Normsicherung erforderlichen Aufwand und die feine Technik alleine stemmen.
    Kontrolle und Normung sind aber wichtig für eine übergeordnete Kontrollinstanz, die eine Volkswirtschaft im Arbeitspunkt halten will oder muss.
    Ich wüsste auch nicht, warum man diese Kontrollinstanz jetzt vollumfänglich haftbar machen sollte für “Fehlanreize”?

    Los Freunde, das nennt sich Kapitalismus! Das wollen doch alle – Nur besser!
    Wer sich hier gegängelt fühlt kann gerne wie dieser Macher aus Franken nach Russland gehen: BR, Unser Land, Melken in Russland: (https://www.youtube.com/watch?v=QcvMa08a0cw)

    Wie wärs wenn “Macher” das Problem sind?

    • Stadtmensch sagt

      Möchte nochmal klarstellen, dass Landwirtschaft meiner Meinung nach kein Wirtschaftsbereich ist wie jeder andere. Sie ist die Schnittstelle zu den natürlichen Lebensgrundlagen und man darf sie nicht ungeschützt dem Weltmarkt aussetzen.
      Es könnte dann passieren, dass hier Kulturlandschaft versiegelt wird (wie in der Schweiz) und damit immer mehr “Ökosystemleistungen” *augenroll* dauerhaft verloren gehen.
      Eigentlich das Schlimmste was passieren kann.

      • bauerhans sagt

        “Es könnte dann passieren, dass hier Kulturlandschaft versiegelt wird..”

        ein vertreter des DBV äussert sich hier ähnlich,nur hatte dessen familie jahrzehntelang sehrgut vom versiegeln gelebt,merkwürdige typen gibts.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Grund und Boden kann man nur einmal verkaufen, wer verkauft, weil er den Betrieb entschulden muss, hat er was verkehrt gemacht.

          • bauerhans sagt

            wenn man plötzlich für etwas einen aussergewöhnlichen wert erzielen kann,dann macht man logischerweise das geschäft,sondiert die steuerliche seite und investiert neu.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        In der Schweiz wurden viele Flächen der Natur zugefügt und jetzt schimpft die Bevölkerung, dass die Landwirtschaft nicht fähig ist, das Volk zu ernähren.
        Deppen gibt es überall.

    • Reinhard Seevers sagt

      Stadtmensch:” Wie soll man denn da zuhören, wenn man aus keinem dieser Traktate etwas Konstruktives oder Erhellendes mitnehmen kann?”

      Na, dann mach doch Mal einen erhellenden und konstruktiven Vorschlag!😉
      Suffizienz oder Effizienz? Das ist dann doch die Frage …….

    • fingerphilosoph sagt

      @ Stadtmensch

      Schon die ersten Städte finanzierten sich über Steuern, Zinsen, Darlehen, die damals in Naturalien verhandelt wurden. Getreide hatte den Status eines Zahlungsmittels. Arbeitskräfte erhielten ihren Lohn, nämlich Getreide und Öl, in einem standardisierten Gefäß, das etwa 2 Liter fasste, bekannt unter dem Namen “Glockentopf. “Macher” hat es von Anfang an gegeben. Das sind diejenigen, die mit den Problemen, die sich aus der Urbanisierungsdynamik ergeben, ihren Profit machen.

      Mit der Entstehung von Städten bildeten sich nämlich erstmals soziale Klassen heraus, mit Ober- und Unterschichten inklusive Sklavenhandel. Die Entstehung von Städten ist nicht von der Entstehung sogenannter “Eliten” zu trennen, die im Luxus schwelgten, während Aufseher die Arbeiter mit Peitschen antrieben. Das ist die Arbeitsteilung, wie sie Städte hervorbrachten.

      Es dürfte dir bekannt sein, dass Europa zwischen 1750 und 1850, also zu Beginn (!) der Industriellen Revolution bereits entwaldet war. Dass wir heute wieder Wälder in Europa haben, trotz einer Verzehnfachung der Bevölkerung seit 1300, ist mehr noch als der nachhaltigen Forstwirtschaft den fossilen Energieträgern zu verdanken. Die Nutzung der fossilen Energieträger war die Lösung für vorausgehende Probleme aus der Urbanisierungsdynamik, die seit jeher mit ständig wachsendem Energiebedarf einhergeht.

      Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn heute ausgerechnet Stadtmenschen als Weltretter auftreten.

      • Stadtmensch sagt

        Ich trete momentan ausnahmsweise mal nicht als Weltretter auf, kann deiner These, dass Agglomerationen oder die Nutzung und Weiterentwicklung von Technologie, automatisch zu Ausbeutung und Unterdrückung auf dem Lande führen, aber nicht zustimmen.
        Oder meintest du etwa die große Transformation mit den Einhegungen und der Vertreibung der landlos Gewordenen in die Arbeitshäuser?

        Wenn ich es richtig beobachte bekommen auch in der Massenmenschhaltung die Meisten eine Peitsche zu spüren. Muss wohl an den Eigentumsverhältnissen liegen.

        Marcuse:
        “Nicht Technik und Wissenschaft als solche entfremden die Menschen ihrem “wahren Wesen”, sondern die Herrschaft, die mit den Eigentumsverhältnissen und dem Kapitalismus einhergeht.”

        Frage mich nicht, was das “wahre Wesen” sein soll. Eventuell haben wir es mit “Macher-Wesen” und “Lass mich in Ruhe Wesen” zu tun.
        Wie könnten die sich ergänzen oder einvernehmlich ignorieren? Laufrad, Boxsack und Monopoly für den Macher und Gärtchen für die normalen Leute?

        • fingerphilosoph sagt

          Technik und Wissenschaft entfremden den Menschen nicht seinem “wahren” Wesen, sondern der Natur, insofern man Natur im Sinne von Ökosystemen definiert, die nicht vom Menschen kontrolliert werden.
          Herrschaft, Eigentumsverhältnisse und Kapitalismus entfremden den Menschen auch nicht seinem “wahren” Wesen, sondern sind vielmehr Ausdruck seines Wesens.
          Seit es Städte gibt, haben die städtischen Eliten von den Landbewohnern Abgaben erpresst und ihnen Vorschriften gemacht. Heute ist es lediglich so, dass 85% der Bevölkerung in Städten wohnen, von denen wiederum 85% ebenfalls nicht zu den Gewinnern des Spiels gehören.

          • Stadtmensch sagt

            “die nicht vom Menschen kontrolliert werden”
            Es gibt fast nur noch “gemachte” Natur. Dieser können wir ja schlecht entfremdet gegenüberstehen. Es ist unser Wohnzimmer.

            Nach deiner Auflistung muss es ja dann 15% Gewinner geben. Die wohnen meist schön ruhig auf dem Land. Womit wir wieder bei @Friedrich wären, der gerne seine Landnutzer (Reiter, Jäger, Golfer) in Stellung bringt. Also dieses Stadt-Land-Ding zieht irgendwie nicht…

            Ich würde vorschlagen, das “wahre Wesen” als fast beliebig formbar anzusehen.
            Warum kann man neoronale Verletzungen, die zum Krankheitsbild des Dominieren-Wollens und Machen-Müssens führen, nicht frühzeitig erkennen und behandeln?
            Siehe Hans Joachim Maaz: Das falsche Leben.

            • Thomas Apfel sagt

              Schon 1989 gab es den Spruch: “Wer bei Maaz war, ist für diese Welt verloren” ! Habe ich bei zwei ehemaligen Kollegen erlebt, die waren nach der Therapie bei Maaz ausgesprochene Soziopathen, mit denen konntest du nur noch über sie selbst und ihre Befindlichkeiten reden. Die haben sich aus unserem (damaligen) politischen Gesprächskreis ganz schnell verabschiedet.

            • fingerphilosoph sagt

              “Es gibt fast nur noch “gemachte” Natur”. – Da hast du Recht. Das Problem ist allerdings, dass trotzdem zu viele Menschen immer noch so tun, als gäbe es weiterhin “Natur” im Sinne sich selbst organisierender Systeme mit bspw. Insekten als Indikator für was auch immer.

              Die Generationen X, Y, Z haben mit dem Internet die Chance gehabt, wenigstens virtuell eine solidarische, machtfreie, nicht-kapitalistische Sphäre aufzubauen. Was ist draus geworden? Eine Welt der Fake News, Shit storms, Influencer, Bitcoins in der es vor allem um Werbung, Einfluss, Profit, Übererregung und Überwachung geht. Vielfach zahlt man in der neuen Welt des Internets für einen einzelnen Artikel so viel wie man in der alten Welt für eine ganze Zeitung inklusive Kreuzworträtsel und Todesanzeigen gezahlt hat.
              Du kannst damit aufhören so zu tun, als wären die Neuweltmenschen besser als die Altweltmenschen.

              Zur Krankheit zu erklären und behandeln zu wollen, was nicht ins eigene Konzept passt, ist übrigens eine Form von Machtausübung. Das “wahre Wesen” als beliebig formbar anzusehen, ist eine Sichtweise, wie sie der eines Machtmenschen entspricht. Als Selbstoptimierer richtet der Machtmensch die Macht gegen sich selbst, als Weltverbesserer gegen Andere. Gott sei Dank gehörst du ja wenigstens nicht (mehr?) zu den Letzteren.

  2. Bauer Fritz sagt

    Nur so ein Vergleich:
    lt. ZDF-Beitrag: “EU-Bürger zahlen 0,3 € pro Tag für Förderung der LW.”
    Das sind also 109,5 Euro pro Jahr für (wie es auch im Bericht heißt) extrem billiges Essen in Deutschland.
    Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag der Gesamtumsatz auf dem deutschen Glücksspiel-Markt erstmals bei über 40 Milliarden Euro. Das sind 481,9 Euro pro Jahr (oder 1,32 Euro pro Tag) für extrem teure warme Luft.

    Aber anscheinend zahlt der deutsche Michel (und natürlich auch die Micheline) lieber die vierfache Deppensteuer als die einfache Umlage für (wie heißt es im Beitrag) die “Deppen der Nation”, die sein Essen auf den Tisch bringen.
    Wie meinen Sie ? Logisch, wenn er soviel Geld beim Fenster raushaut, muß er natürlich dann beim Essen sparen. Versteht jeder ……

      • Bauer Fritz sagt

        Sie meinen, weil beim Glückspiel das Geld AUS der Wäsche der Leute geht, während mit dem EU-Geld was IN die Wäsche der Leute geht ? 🙂

  3. Brigitte Neveling sagt

    fingerphilosoph,

    danke für diese verständliche Darstellung. Ich stimme zu.
    Das Video ist leider vom Verfasser zurückgenommen worden…in allen Kanälen…
    (Verschwörungstheoretiker, der Böses dabei denkt:D – wie war das noch mit der Demokratie 😀 ?
    Eigentlich müsste doch jedem klar sein, dass es unendliches Wachstum nicht geben kann –
    der Planet wird ja auch nicht größer und größer.
    (Wir sind zuviele ?…)
    Die Geschichte wiederholt sich…?

    Ich sitz hier in der Nähe von Maria Laach und der Methanring drumherum blubbert…
    …und hier um die Ecke in Wallenborn schiesst alle 20 Minuten ein Kaltgeysir 8 m in die Höhe…:D

    schönes Zitat, von wo, weiss ich nicht mehr:

    Treffen sich zwei Planeten.
    Der eine reibt sich den Bauch und stöhnt: Uuuuh, ich glaub, ich hab homo sapiens…
    Der Andere: Mach Dir nichts draus – geht vorbei…! :D:D:D

  4. Inga sagt

    Trotzdem ist zwischen 2 und 98% eine zu grosse Differenz, die entspricht auch nicht den Unterschied zwischen der Lw in der ersten und Driiten Welt, oder?

  5. Christian Bothe sagt

    Na ja, da hat sich wieder mal eine Korrespondentin des ZDF von Abl und anderen einlullen lassen. So etwas kann ich nach 45 Jahren Tätigkeit in der Land-und Nahrungsgüterwirtsschaft nicht für voll nehmen.Die Dame ist noch jung und lernfähig, hoffe ich. Sollte mal LsV oder B.Willi interviewen…

    • Susi Frick-gromer sagt

      Lasst doch jeden so leben wie er möchte,solange der Tierschutz und die Natur nicht ausgebeutet werden.

  6. Friedrich sagt

    Bei dem Video gibt es” Zuckerbrot und Peitsche”. Wenn NGOs , Politik und Medien so weiter machen , dann gibt es bald keine Bauern mehr. Es sind eh nur noch knapp 100.000 Vollerwerbsbetriebe und rd. 160.000 Zu-und Nebenerwersbetriebe. Die Anforderungen sind so hoch an die Leute , daß man kein Verhältnis mehr zwischen Anforderung und Bezahlung findet. In der Coronakrise waren wir systemrelevant und heute wieder die Fußabtreter der Nation , genauso wie alle systemrelevanten Leute und alle eint die minderwertige Bezahlung und Achtung. Viele Homeofficeleute die bei voller Bezahlung ohne zu Arbeiten , Freizeit gehalten und die Grüngutplätze gestürmt haben , motzen jetzt wieder rum und unterjochen die ehemals” Systemrelevanten Malocher” wieder. -Habe im Januar Reisepaß und Personalausweis beantragt. Wir melden uns , so hieß es. Habe vor drei Wochen mal vorsichtig angefragt und als Antwort bekommen : Da müssen sie einen Termin machen.! Genauso bei der Schlepperanmeldung . Bloß , da haben wir bei vier KFZ-Anmeldestellen nachgefragt. Eine hatte geschlossen , zwei gaben Termine in den nächsten Wochen an und eine den nächsten Tag. Das war auch nötig , denn die Gerstenernte wartet nicht auf den Terminkalender des “Öffentlichen Dienstes”. Müssen wir uns das gefallen lassen ? Warum bekommen diese Leute ohne Arbeit , volles Geld und Andere müßen mit 60% zurechtkommen. Unsere Politik spaltet so die Gesellschaft. Die Coronakrise hat aber auch gezeigt , daß wir viele nicht systemrelevante Arbeitsplätze überhaupt nicht brauchen, bzw. zu hoch bezahlt werden. Auf der anderen Seite geht unsere Kultur- Gastronomie- und Reisebranche voll platt . Ob das alles so richtig ist ? Für unser Gemeinwesen wird das nicht absehbare Folgen haben. Aber das erkennt unsere Führungselite nicht und wird irgendwann hinweggefegt.

  7. Obstbäuerin sagt

    Schon die Wortwahl deutet darauf hin, dass hier nicht für die moderne Landwirtschaft geworben wird sondern für den Rückschritt. Alle Klischees werden bedient aber ein hübsches Gesicht und viel geheucheltes Verständnis für die armen konventionellen Bauern, die vollkommen fehlgeleitet wurden (weil sie zu blöd zum Selberdenken sind) wird seine Wirkung nicht verfehlen. Aus allen Löchern blinkt die AbL und diese vertritt nun mal einen fast zu vernachlässigenden Anteil der Bauern. 95% der Bauern wirtschaften konventionell und produzieren 98% der Nahrungsmittel. Das kann doch nicht so falsch gelaufen sein. Mehr als 75% unseres Grundwassers entspricht den Normen, die immer strenger werden. Tendenz steigend. Das Angebot an Insekten übersteigt in diesem Jahr bei Weitem die Nachfrage. Deshalb gehören Pflanzenschutzmittel zu den wichtigen Produktionsmitteln der Landwirte und wer das ignoriert und eine sinnlose prozentuale Reduktion fordert, gefährdet nicht nur die Existenz der Bauern.

  8. Thomas Apfel sagt

    Ich weiß gar nicht, was man an dem Beitrag gut finden kann !!
    Vielleicht die nicht ganz so dämliche Rhetorik wie in manchen anderen medialen Beiträgen.
    Ansonsten sind mit scheinbarem Verständnis alle Klischee´s bedient worden. Was genau soll daran hilfreich für eine wie auch immer gestaltete sachliche Debatte sein. Der Beitrag ist an gediegener Hintervotzigkeit kaum zu überbieten. Zumal ich bei mir gerade live sehe, was die Bio-Idealisten und Besserwisser so verzapfen, wenn sie selber zu produzieren versuchen. In der Werbeseite steht, “Wir sind die Alternative zur seelenlosen Landwirtschaft mit ihren Umweltschäden”. Selbst mit Preisen, die 50 % über Bio-Niveau leigen, sind die nicht in der Lage das notwendige Geld für die Arbeitsstunden zu erwirtschaften. Ganz zu schweigen von der Qualität der Erzeugnisse. Der Flächenverbrauch ist 5 mal so hoch wie in moderner Landwirtschaft. Die Erkenntnis, “Eigentlich wäre das ganze als Handelsunternehmen viel effektiver, als selbst zu produzieren” zeigt letztlich das Ankommen in der Realität: Handel treiben und Auflagen erteilen und das Risiko beim Bauern lassen ist auch hier die Basis. Was die besonders nervt, ist die Tatsache, dass auch sie,entgegen ihren Versprechungen von “fairer Bezahlung”, intensivst nach möglichst preiswerten Arbeitskräften suchen, die fürs Geld mehr leisten als die freiwilligen Mädelchens und Jüngelchen, also Saisonkräfte aus Polen oder von sonstwo außerhalb.

    • fingerphilosoph sagt

      Wie sieht es eigentlich mit den Erträgen aus dem Bio-Anbau nach 20 oder 30 Jahren aus? Bleiben die konstant auf demselben Niveau? Bei manchen Bio-Marktständen habe ich nämlich den Eindruck, dass die Kohlköpfe, Lauchstangen und Kartoffeln Jahr für Jahr kleiner werden. Bei einem anderen Bio-Marktstand hat der Bauer nach einigen Jahren damit angefangen, zu seinen eigenen Produkten zusätzlich auch Bio-Produkte aus Italien und Spanien anzubieten, mit einem ziemlich komplizierten Kennzeichnungssystem, sodass man die Entwicklung seines eigenen Angebots gar nicht richtig einschätzen kann. Dann verschwinden immer wieder welche und neue Anbieter tauchen auf.
      Wer weiß über die langfristigen Erträge im Bio-Anbau Bescheid? Wo kann man sich da wertneutral einfach mal informieren?

      • Inga sagt

        Die Biobauern düngen doch auch und versuchen so und eventuell mit Zwischenfrucht den Boden in Ordnung, lebendig zu halten.
        Aber besser wossen das die Insider…

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Vor 50 und mehr Jahren, das war die Zeit wo es noch kaum Mineraldünger gab,
        soll ein Bauer den Pfarrer gebeten haben, um höhere Erträge zu Beten.

        Der Priester sagte zu ihm, da hilft nicht Christus, sondern nur Mist nuss.

        • Inga sagt

          Ja,

          damals wussten die Pfarrer noch wie es ging.

          Und noch früher hat der Lehrer und Pfarrer selber für ihren Haushalt Landwirtschaft gehabt, das Land kann man noch pachten, als Pfarrland; das unterscheidet sich wohl deswegen vom Kirchenland, das man auch pachten kann. Eine Schulwiese hatten wir auch mal, da hatte der Herr Lehrer, der oben in der Schule wohnte wohl seine Kuh hüten lassen oder Heu für sie gemacht.

          Der Film

          Die Kinder von Pommerow

          Oder so ähnlich
          zeigt ja, wie der Pfarrer zwischen Beerdigung, Acker pflügen und Trauung hin und her kämpft,
          Aber die Kinder des Dorfes haben ihm geholfen.
          Sie waren auch Freunde des Schweinehirten des Dorfes.

          • Obstbäuerin sagt

            Und der andere Film heißt “Die Kinder von Golzow”, Inga. Sehr zu empfehlen für alle, die etwas über den Alltag in der DDR auf dem Land erfahren wollen. Das ist eine Dokumentation, die sich über mehrere Jahrzehnte auch über die Wende erstreckt. Golzow liegt im Oderbruch, nicht weit von Frankfurt.

      • Thomas Apfel sagt

        Die Erträge sind in den jährlichen Veröffentlichungen der AMI “Marktbilanz Ökolandbau” ausgewiesen, meist aber irgendwo die Menge (und immer nur Erzeugnisgruppe, z.B. Getreide, insgesamt) und woanders die Fläche. Insgesamt kommt schon der Eindruck auf, dass die tatsächlichen Erträge nicht so einfach zu erkennen seien sollen, wie die der konventionellen LW. Ich beziehe auch jährlich das Statistische Jahrbuch über Landwirtschaft und Forsten. Die Erträge im konventionellen Landbau sind über lange Zeiträume für jede Kultur genau ausgewiesen, für den Öko-Landbau nicht. Die sind sicher in den Fachbereichen der Öko-Sparten der UNIs zu erfahren (z.B. Kassel Witzenhausen), ist aber aufwändig.
        Als Bespiel sei erwähnt, dass es für die fast 30 % Öko-Apfelanbau in Brandenburg seit Jahr und Tag keine Ertragszahlen gibt. Im Getreide insgesamt liegen die Öko-Erträge in den letzten 10 Jahren relativ stabil bei rund 50 % der konventionellen LW.
        Der Abwärtstrend in den letzten Dürrejahren folgt in beiden Systemen folgt im Öko-Getreide ebenfalls dem der konventionellen LW. Es gibt jedenfalls zu wenig greifbare Veröffentlichungen, die über den tatsächlichen langfristigen Verlauf die Nachhaltigkeitsunterschiede (so es denn welche gibt) ausweisen.

    • Rainer Schmidt sagt

      Werter Herr Apfel,
      Ihre Einschätzungen und Folgerungen halte ich doch zu teilweise für abenteuerlich.

  9. Arnold Krämer sagt

    Manches richtig, vieles falsch. Auch die Situation in der Landwirtschaft wird nicht gut dargestellt, weil es
    „die“ nicht gibt.

  10. Bäuerin sagt

    Nicht schlecht , wenigstens mal versucht, das ganze falsche System zu durchleuchten ..
    Die letzte Frage , nett ….ich musste drüber lachen , Sie wird genauso belogen werden wie jeder andere der diese gewisse Frage gestellt hat 🤣

  11. Mark sagt

    Na ja, im Grunde trotzdem ein unterschwelliges Bauernbashing. Alle Klischees wurden bedient (Gülle, Glyphosat, Artensterben etc.), Dinge falsch dargestellt (die haben noch nie etwas von Greening gehört), kein Thema recherchiert oder wenigstens aus Sicht der demonstrierenden Landwirte beleuchtet. Und wir brauchen die Agrarwende, warum auch immer. Der Einflüsterer bei dem Filmchen war die ABL. Die sind sich nicht zu schade, sich als Kronzeuge gegen die Bauern herzugeben!

  12. fingerphilosoph sagt

    Der “Fehler” im System rührt nicht von einem Reformstau her und kann allein mit Geld nicht gelöst werden. Das ist der Denkfehler bei der Suche nach den Fehlern.

    Der “Fehler” im System begann vor 5.500 Jahren mit Uruk und Eridu, den ältesten Städten der Welt. Vor 5.500 Jahren wurden zum ersten Mal Agrarüberschüsse erwirtschaftet, die es einer größeren Anzahl Menschen erlaubten, sich dauerhaft aus dem Prozess der Nahrungsbeschaffung auszuklinken und sich mit Handwerken, Handel und Verwaltungsarbeiten zu beschäftigen. Diese Menschen bündelten sich in typischen Agglomerationen: Städten. Der “Fehler” im System ist die Urbanisierung.

    Je weiter die Urbanisierung voranschreitet, desto mehr Agrarüberschüsse müssen erzielt werden, um die Städte zu ernähren.

    Die Urbanisierung hat wie jeder exponenzielle Prozess nur langsam an Fahrt aufgegangen, mit der Industrialisierung und vor allem der Mechanisierung der LW aber die Dynamik entfaltet, wie sie eben jedem exponenziellen Prozess inhärent ist. Eben die Sache mit den Seerosen, die nach 1000 Jahren durch jährliche Verdopplung gerade mal die Hälfte der Fläche des Teichs in Anspruch nehmen, um dann an einem einzigen weiteren Tag dasselbe zu erledigen, wofür sie bis dahin 1000 Jahre gebraucht haben.

    Im Jahr 2008 lebten weltweit zum ersten Mal mehr Menschen in Städten als auf dem Land. In allen Industrieländern leben 3/4 aller Menschen in Städten, in Deutschland sind es sogar 85%. In der Landwirtschaft arbeiten in Deutschland nur noch rund 2% aller Menschen.

    Wie sollen 2% der Menschen 98% der Menschen ernähren, wenn nicht mit industrieller Landwirtschaft? Das geht nicht. Eine Rückkehr in vorindustrielle Zeiten, wie das suggeriert wird, ist nicht möglich.

    Die einzige Lösung des Problems ist eine weitere Hochrüstung der Industrie, die in der Lage ist, kleinbäuerliche Landwirtschaft zu simulieren. So wie Edeka mal eine Zeitlang Tante-Emma-Läden simuliert hat. Die Frage ist, ob es besser ist, mit so einer Lüge zu leben, oder die Entwicklung zu akzeptieren, wie sie eben ist.

    Wenn man lieber mit einer Lüge leben will, geht der Lösungsweg dahin, den 2% Landwirten die neue Technologie zur Simulierung kleinbäuerlicher Idylle, so sie existieren sollte, zur Verfügung zu stellen, ohne dass die zusätzlichen Kosten dafür dem Landwirt aufgebürdet werden. Alle anderen Maßnahmen führen zum Ruin der Landwirtschaft bzw. zur Verlagerung unserer Nahrungsmittelproduktion ins Ausland. Letzteres ist nur eine vorübergehende Lösung, denn natürlich ziehen die Schwellen- und Entwicklungsländer in Sachen Urbanisierung rasch nach.

    Der “Fehler” im System – die Urbanisierung – kann nicht behoben werden. Wie bei jeder chronischen Krankheit können höchstens die Symptome behandelt werden. Was in der Medizin ein neues Medikament, ist hier eben eine neue Technologie. “Heilung” jedoch, wie das durch solche TV-Sendungen suggeriert wird, gibt’s nicht.

    • Reinhard Seevers sagt

      Ff der Beitrag fast alle in diesem Blog getätigten Aussagen zusammen und verortet vollumfänglich! Chapeau! Darf ich den Text für andere Diskussionen verwenden?

      • fingerphilosoph sagt

        Ist bloß ein Fehler drin: 2% der Menschen ernähren 100%, nicht 98% , bitte das korrigieren, bevor du damit argumentierst.

        • Reinhard Seevers sagt

          Naja, die Prozentzahlen sind nicht so wichtig, da wird dann wieder gestritten, weil in der Agrawirtschaft der Dritten Welt eine andere Verteilung gilt….es ging mir ums Große Ganze! Und da trifft deine Aussage den Nagel auf dem Kopf. 😉

  13. bauerhans sagt

    ich bin überrascht,solch,aus meiner sicht, objektive betrachtung,gerade durch das ZDF,hätte ich nicht erwartet.

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