Bauer Willi
Kommentare 48

Kostenentwicklung in der Ernährungsindustrie

Die nachfolgende Pressemitteilung hat der Bundesverband der Ernährungsindustrie gestern veröffentlicht.

https://www.bve-online.de/vd/141580134211/60592

Darin gibt es eine Reihe von interessanten Grafiken über die langjährige Entwicklung von Energie-, Logistik-, Verpackungs- und Rohstoffkosten.

Wer es noch nicht weiß: Aldi wird am Montag die Preise für bestimmte Lebensmittel deutlich erhöhen. Von 30% bis 50% ist die Rede. Nur ein Teil davon ist auf gestiegene Rohstoffpreise zurückzuführen.

https://www.hna.de/verbraucher/aldi-lebensmittel-preis-butter-fleisch-wurst-discounter-supermarkt-preisanstieg-teuer-ukraine-krieg-91450592.html

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48 Kommentare

  1. Arnold Krämer sagt

    @ Seevers: „Ich wiederhole mich immer wieder: Agrarproduktion und Kapitalismus in der jetzigen Form passen nicht zueinander“.

    Sie haben höchstwahrscheinlich recht.
    1. Markttechnisch besteht keine Waffengleichheit: der Landwirt mit seinen austauschbaren Rohstoffen, der mittelständische LM-Produzent und der LEH können sich nicht auf Augenhöhe begegnen. Dazu kommt, dass der Landwirt sehr preisunelastisch produziert und im extrem nur einmal im Jahr erntet. Nur wenn Rohstofferzeugung und Verarbeitung in einer engen Verpflechtung integriert sind (z.B. Hähnchenfleisch) kann man dem LEH halbwegs Paroli bieten, aber …(siehe Nr. 3). Für große Teile der Agrarerzeugung (z.B. Milch und Schwein trifft das nicht zu.
    2. Das kapitalistische Prinzip funktionierte solange beim landw. Urproduzenten (dem Restgeldempfänger in der Wertschöpfungskette) deutlicher technischer Fortschritt in allen Bereichen erzielt wurde. Die Stückkosten konnten dadurch nominal gehalten, oft sogar nominal, immer aber real gesenkt werden. Die Zeiten sind vorbei (seit grob 10 Jahren) wenn man von wenigen Ausnahmen in Teilbereichen einmal absieht (z.B. Melkroboter). Die hauptberuflich aktiven Familienbetriebe in Westdeutschland können nicht mehr an Arbeitsproduktivität rausholen, sind alle an der Grenze zur Fremdarbeitsverfassung oder haben diese längst überschritten bzw. haben Funktionen ausgelagert, wo es nur ging. Und dann kommt auch der Staat noch und nimmt auf dem Gesetzeswege bestimmte Produktivitätsfortschritte zurück.
    3. Wenn bei offenen Grenzen innerhalb der EU, großer Marktransparenz bei Agrarrohstoffen, kostenträchtige, national-gesetzliche Alleingänge praktiziert werden, fährt man den Agrarsektor hier vor die Wand, weil die Margen durch den Wettbewerb der letzten Jahrzehnte so gering geworden sind, dass oft nur noch wenig fehlt, bis zur Betriebsaufgabe.
    Die Agrarerzeugung in Westdeutschland (eine angemessene Beurteilung des Ostens traue ich mir nicht wirklich zu) wäre längst zusammengebrochen, wenn nicht massive Quersubventionen durch PV, Biogas, Windkraft, außerlandw. Berufstätigkeit von Familienmitgfliedern u.a. an der Tagesordnung wäre.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Gestern gab es einen Bericht über die Versorgung der Menschen in Mali mit Brot.
      Der Mehlvorrat beträgt wohl noch 3 Monate. Da die Regierung Brot mit einem Festpreis versehen hat, müssen die Bäcker die Kosten übernehmen…die ersten haben bereits geschlossen. Sooo geht’s also auch nicht.
      Zwischen Staatsdirigismus und Neoliberalismus muss es einen Königsweg geben, sonst wird das nichts.

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      • Inga sagt

        Aber das hat jetzt nichts mit Sozialismus zu tun, oder?
        Mit Kapitalismus und Landwirtschaft auch nicht, oder?

    • Inga sagt

      Ja, das stimmt.

      Ht der Sozialismus in Punkto Landwirtschafts gewonnen?

      Oder ist das nochmal ein Extrathema?

  2. Andreas sagt

    Das erste Opfer in einem Krieg ist immer die Wahrheit !
    Zur Wahrheit gehört, dass ein Bauer von einem konventionellen
    Laib Brot mit 1 kg bisher einen Anteil von etwa 20 Cent erhält
    Beim Semmel sind es 0,40 Cent und bei der halbe Bier 30 Cent.
    Mal ehrlich, hätten die Bauern ihren Weizen , ihre Braugerste
    verschenkt, die bayerischen Grundnahrungsmittel wären keinen
    Cent billiger geworden.
    Nun hat sich der konventionelle Getreidepreis verdoppelt und
    der Laib Brot kostet nach DBV-Angaben deshalb sofort 6,50 € mehr.
    Manche verdienen offenbar sehr gut daran, wenn sie dauernd
    Panik verbreiten.

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    • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

      …40 Cent pro Semmel für die Bauern, werter Andreas, denken Sie nochmal in Ruhe nach.

        • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

          Ups – sorry, mein (peinlicher) Fehler!

          …Ein Dankeschön an unsere aufmerksame Oberaufsicht. 😉

          • Inga sagt

            Aber es geht ja um die Schweinerrei, an der Panik um die landwirtschaftlichen Rohstoffe Geld zu scheffeln.

            Es ist auch eine Respektlosigkeit gegenüber dem Ernst der Lage.
            Um es nicht als unethisch zu bezeichnen.

  3. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Bauernpräsident Rukwied in Schulterschluss mit unserem Bundesagrarminister Özdemir sollten JETZT(!) grundehrlich transparent jene Zahlen, Daten und Fakten medial preisgeben -zur Beruhigung unserer Bevölkerung natürlich!!!- auf wie vielen von den 1,6 – 2 Mio. Hektaren, die nach den Richtlinien des ÖKO-Landbaus bewirtschaftet werden, tatsächlich NAHRUNGSMITTEL in 2022 angebaut werden!

    Unseren noch tierhaltenden Betrieben werden jedenfalls aktuell Kleeflächen unvorstellbaren Umfanges angeboten, um die Kosten des Mähens einsparen zu können, da dies ein wirklich kapitalintensiver Kostenblock bei den astronomischen Energiekosten dato darstellt…

    Für unsere besserwisserischen NGOs, an unsere Tank-oder-Teller-Diskutanten:

    Wenn man kritisiert, dass etwa 60% unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche der Tierfutterproduktion dienen, zählen vorstehende Flächen nun hier dazu, oder klammert man selbige wohlweislich komplett aus!?

    Ein Drittel unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche von insgesamt etwa 16,5 Mio Hektar steht immerhin unter einem außerordentlichen gesellschaftlichen Schutz als absolutes Dauergrünland. Wann werden diese Flächen endlich für die Vegetarier zur „Beweidung“ freigegeben zum leidenschaftlichen „GRAS-Essen“ nach dem guten Vorbild unserer hoch effizienten Vierbeiner. Aus der Region – für die Region!

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  4. Ludwig sagt

    Die Hauptkostentreiber sind unser Staat und die Europ. Zentralbank. Wir erinnern uns z.B. an die erhobene CO2-Steuer in 2021 und 2022. Auch die Staatsquote wäre vernünftiger Weise bei rd. 30% und nicht bei mind. 60%. Auch die EZB druckt Geld bis zum Erbrechen mit 30 Mrd. Euro/Monat. Das kann man mal machen um die Konjunktur zu stützen , aber nicht ständig ohne einen Gegenwert zu produzieren. In dieser Zeit sollte es keine Denkverbote geben und Ideologie sowieso nicht. Wenn es stimmen sollte , daß in Niedersachsen soviel Gas im Untergrund liegt , daß Deutschland rd. 30 Jahre sich damit zu 100% allein versorgen könnte . Warum geht man da mal nicht ran , denn das schlecht gemachte Fracking ist heute doch technisch erheblich verbessert worden. Auch die Braunkohle- und Atomkraftwerke mit dem Dichtmachen ist zu überdenken, bzw. neue Techniken dort zu hinterfragen. Das Gerede mit der Grünen Energie wird uns jedenfalls nicht retten. Konstantkraftwerke sind gefragt und kein Zappelstrom je nach Wetterlage.

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  5. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Man hat bislang absolut gewissenlos billigend in Kauf genommen, dass man die Bauern mit den eigenen Strategien in den entsprechenden Manageretagen zielstrebig in den Ruin schickte; Hof um Hof, Stalltüre für Stalltüre, die verriegelt wurden. – Mitleid jetzt allenfalls für diese armselig isoliert narzisstische Kapitalgier, wo alle anderen auf der Strecke bleiben durften…!!!

    Ging man doch scheuklappenartig elitär in Reihen des LEH davon aus, dass für jeden dieser eliminierten treudoof lemminghaften Bauerntore schon morgen wieder ein Neuer in deren beschleunigt rotierendes Hamsterrad-System einsteigen würde, bereit, seine komplette Energie in Muselkraft umzusetzen, während sich die bäuerlichen Hirnwindungen im „Out-of-order-Modus“ befinden!?

    Nun, auf lange Sicht falsch spekuliert – so langsam gehen dem Nahrungsmittelsektor nämlich die „dummen Bauern“ aus, letztendlich auch, weil die noch willigen weißen Köpfe sukzessive viel schneller am Aussterben sind, als das vielen lieb sein kann. Man hat sie physisch und psychisch zugrunde gerichtet was das Zeug hielt; Cem Özdemir quält und kriminalisiert uns auch jetzt noch. Wenn er dabei akribisch auf der Suche sein lässt, wird er schließlich irgendwann fündig…

    Wir Bauern wechseln parallel dazu nunmehr allerdings endlich die Fronten, vom diktatorischen Käufer- hin zu einem realitätsbezogeneren Verkäufermarkt. Andere Branchen kannten/kennen ausschließlich nur solche fairen Geschäftsbeziehungen. Können wir Bauern damit aber in der Schnelle sofort umgehen!? Befinden wir uns weit eher nicht noch immer in der gewohnt schmerzhaften „Bücklingshaltung“!? Unsere Leidenschaft für die Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren unsere Rücken allmählich schmerzhaft krumm gemacht, gar nicht so einfach für die meisten, wieder eine stolze aufrechte Haltung einnehmen zu können, die Knochen sind vielfach einfach zu kaputt.

    Es tritt jetzt das vor 2 Wochen noch Unvorstellbare ein, dass der Größte unter den BIG FOUR seinen Kniefall vor den paar Bäuerlein vollziehen muss, um überhaupt Ware einkaufen zu können.

    Das entspricht aktuell den Realitäten in der Lebensmittelindustrie, der Kampf um den Rohstoff hat begonnen, der Bauer tanzt schließlich nicht mehr ohne weiteres nach der ohrenbetäubend schrillen Trillerpfeife unserer handverlesenen fünf Chefeinkäufer; obgleich der DBV medial noch immer die irrige MEINUNG stützt, es gebe von allem noch immer mehr als genug… (Unser Enkelkind hat heute Morgen ganz verzückt im heimischen Garten seinen Schneemann gebaut u. uns die lustigen Bilder geschickt. Regional sind für die heutige Nacht bis zu minus 7 Grad gemeldet großflächig.)

    Nun, unsere EINE STIMME jedenfalls positioniert sich gegenwärtig audiovisuell auf allen Kanälen, suggeriert dabei, dass wir Bauern auch jetzt die Deppen der Nation bleiben – hierzulande sei von allem mehr als genug da, die Lager sind gefüllt, Verbraucherträume kann man ohne Probleme erfüllen; Einschränkungen zumindest derzeit kurzfristig nicht in Sicht. Dazu passt geschmeidig, dass dato der Rapspreis an der Börse fällt. Diese verquere Realitätsbezogenheit – kaum mehr nachvollziehbar!!! Man kann eine weltweite Hungerkrise offensichtlich in ihrer ganzen Dimension überhaupt nicht einordnen auf solchen Flimmerbildschirmen, Rukwied redet brav Cem Özdemir und dessen ZKL das Wort, alles „Maulhelden“ ohne schlechtes Gewissen!?

    Wie schlimm die Katastrophe ist, lässt wohl auf mangelhaftes Wissen schließen: Auf der Südhalbkugel ist derzeit eine halbwegs normale Ernte zu Ende gegangen. Die neue Ernte gründet dort auf sehr vielen Fragezeichen, weil man in diesen Ländern über keine Düngemittelproduktion verfügt. Innerhalb unserer elitären Wohlstandswelten verharrt man in dem „guten Glauben“, unsere Gesellschaft könne sich mit Geld wirklich alles leisten, weltweit überall einkaufen. – Nur einmal Trockenheit in Kanada und schon gibt es keinen Durumweizen, die leckeren Nudeln mutieren zum Mangel. Nicht weil gehamstert wird, sondern schlichtweg weil es keinen Durum gegeben hat. Der Hartweizenanbau hierzulande kam komplett zum Erliegen, weil man unsere Erzeuger kontinuierlich nur noch mit Füßen getreten hat. Die Fusariumkriterien wurden derart verschärft seitens der Politik, dass dieses Risiko für den Erzeuger ein absolutes K.o.-Kriterium war. – Nur ein Beispiel von vielen.

    Wie flexibel unser staatliches System reagiert, zeigt der heutige Morgen: Zum 31.03.2022 endet die Winterdienstbereitschaft, bei uns war weit und breit also kein Räumfahrzeug in Sicht…, obgleich unsere Meteorologen jedenfalls nicht versagt haben.

    Die größte Sorge wird uns Bauern mithin leider forthin erhalten bleiben, dabei noch weitaus mehr Bauernhöfe zur Aufgabe zwingen in fernerer Zukunft:

    Unsere Administration verharrt in alter Gewohnheit aktuell geradezu gelähmt in einer vollkommenen Verweigerungshaltung, die somit eine zwingend notwendige Flexibilität komplett außer Kraft setzt. – Deshalb, ja gerade deshalb, wird es in Bälde leider die komplett wehrlos Falschen treffen und denselben sehr, sehr weh tun. – Ein Totalversagen auf ganzer Linie, wo unser „grünes Käpsele“ sich seit gut 100 Tage bestens in ein solche verheerende lahme Verwaltungsarchitektur sofort einzupassen wusste. – Ob die Ampel das immer noch nicht gemerkt hat…!?

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    • Ehemaliger Landwirt sagt

      „Regional sind für die heutige Nacht bis zu minus 7 Grad gemeldet großflächig.“

      Sollte dies so eintreten, wäre dies für den Obstbau in Mittelbaden eine Katastrophe, Zwetschge und Kirschen stehen in der Vollblüte, Äpfel zum Teil, es haben nicht alle Apfelanlagen eine Frostschutzberegnung. Es gibt Betriebe, die werden jetzt das fünfte Jahr in Folge beträchtliche Frostschäden haben.

      Im Weinbau gab es Frostbedingt im letzten Jahr nur eine halbe Ernte

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      • Inga sagt

        Wie hat man das in der Vergangenheit kompensiert?
        Sind diese Extremwezterlagen in der jüngsten Vergangenheit öfter aufgetreten?
        Hätte das mit dem Klimawandel zu tun?

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        • Mark sagt

          „Hätte das mit dem Klimawandel zu tun?“ Natürlich, das kommt von der Erderhitzung.

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          • Inga sagt

            Dann aber so schnell wie möglichs darauf reagieren und der Natur mehr Lobby geben.
            Genau so viel Aufmerksamkeit wie dem Virus der Corona auslöste und auch etwas mit der Ausbeutung der Natur zu tun hat.

            Es gibt doch so viele Kontitoren und Köche, die aus einfachen Zwetschen, Äpfel und Birnen eine schöne Torte oder Dessere herstellen können, müssen es unbedingt Früchte aus fernen Ländern sein?
            Nur gute Gewürze brauchen wir dazu.
            Also ist deren Kunst ach gefragt.

            Auch die Politik muss das fördern.
            Dann müssen eben die Autobauer umschulen, weil ihre Lobby kleiner geworden ist.
            Die Innenstädte sollen so wieso autofrei werden.
            Heutzutage ist so wie so das Motto

            Mein Haus, Mein Auto, Mein Boot

            überholt, altmodisch.
            So brauchen wir keine Exotischen Früchte mehr,
            dafür aber z. B. das Fleisch von Angusbullen aus reinem Gras hergestellt.
            Und das muss öffenlich gefördert werden und zum Zeitgeist werden.

            In anderen Bereichen könnte man das dann auch machen.

      • Thomas Bröcker sagt

        Hessen, Thüringen und Franken kann in Teilen bis bei der LUFTTEMPERATUR in den zweistelligen Bereich gehen.
        Wir sind mit unseren Äpfeln in den letzten 5 Jahren 2 mal total und einmal zur Hälfte erfroren. Allerdings ist bei uns außer Aprikosen und Pfirsichen noch nichts offen.
        Wird dieses Jahr ein weiteres solches, gibt es hier ein paar Ehemalige mehr.

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      • Mark sagt

        Bei uns sind die -10°C angesagt von Sonntag auf Montag. Die Obstblüte hat noch nicht eingesetzt und sollte daher noch nicht gefährdet sein. Was mir große Sorgen macht ist der Raps, der jetzt mit der Blüte beginnt. Da helfen dann Vorkontrakte mit 600.- €/t gar nichts.

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    • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

      „dass man die Bauern mit den eigenen Strategien in den entsprechenden Manageretagen zielstrebig in den Ruin schickte“

      Da widerspreche ich!
      Ich hatte bisher dreimal live miterlebt,dass Höfe in Schwierigkeiten gerieten und das war immer durch die Familie bedingt.
      Eine Moderation durch Fachleute war emotional bedingt,nicht möglich.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Sie generalisieren hier etwas, dem ich nicht zustimmen kann u. will.

        Sicher, Betriebe, wie von Ihnen angeführt, wird es immer auch geben. Wir haben es in Reihen der landwirtschaftlichen Familienbetriebe aber doch nicht ausschließlich mit mangelnder ökonomischer Kompetenz zu tun!? Da sprechen Sie der heimischen LW einen bedeutsamen Mangel zu, den man so pauschal sicherlich nicht unterschreiben kann.

        Behaupten Sie mithin, dass unsere BIG FOUR, diejenigen, die AN der LW bislang herausragend gut verdienten, in der Vergangenheit den Bauern auf Augenhöhe begegneten…!?

        Ich erinnere hier nur an die Mehl-, Bier-, Pflanzenschutz-, Zuckerkartellverfahren in der Vergangenheit, um hier nur einiges zu listen. Die allwöchentliche Schnäppchenjagd auf den Propekten unserer Discounter, ein ruinöser Verkauf von Lebensmitteln unter Einstandspreis… – Wie oft schon hat unser Bundeskartellamt verstohlen weggeschaut…!?

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        • Thorens sagt

          Es klappt ja alles immer gut, wenn die Lebensmittelpreise niedrig blieben. Nur die Landwirte als Erzeuger sind wirklich davon betroffen. Dem Verbraucher bleibt dadurch mehr Geld in der Tasche, das er für sonstiges Wirtschaftswachstum ausgeben kann (Auto, Reisen, sonstige Anschaffungen usw.). Das schafft Arbeitsplätze und erhöht das Steueraufkommen. Und weil Lebensmittel geringer umsatzbesteuert sind, fallen niedrige Lebensmittelpreise für den Staat weniger ins Gewicht, als der volle zu vereinnahmende Umsatzsteuersatz für all die Dinge, die mit dem bei den Lebensmitteln gesparten Geld nun angeschafft werden. Es ist nur der Bauer, der dabei in die Röhre guckt.

          Um weiter Landwirt sein zu können, muss das Wirtschaften produktiver werden, u.a. weil auch für Landwirte die allgemeinen Kosten stetig steigen. Aber nicht nur aus dem Grund sondern auch, weil durch Neubauten aller Art kontinuierlich Anbaufläche verschwindet, die eine höhere Produktivität in der Lebensmittelerzeugung notwendig macht, soll der Selbstversorgungsgrad nicht sinken. Die Produktivitätsteigerung wurde erreicht im Ackerbau durch ertragsfähigere Sorten, mit deswegen höherem Nährstoffbedarf. Der Landwirt muss sich aufgrund derlei Zwängen viel mehr dem kaufmännsichen Teil widmen und auch in der Landwirtschaft hat sich so das Streben nach dem kurzfristigen Profit immer mehr durchgesetzt, auch weil extern in diese Richtung beraten wurde. Die Biologie blieb dabei vielfach auf der Strecke und lange bewährte Vorgehensweisen im Pflanzenbau gerieten in Vergessenheit, als immer mehr nur noch die einkunftsträchtigsten Kulturen, verbunden mit wenigen Fruchtwechseln, angebaut wurden. Dabei steigt natürlich der Krankheitsdruck und die Notwendigkeit, dagegen vorgehen zu müssen. Der Bauer betreibt sein Gewerbe nun wie jeder andere Unternehmer auch, nämlich kurzfristig gewinnorientiert.

          Alles, was Landwirtschaft heute ist, ist ein Produkt dessen, wohin man die Landwirtschaft mittels Entscheidungen der Politik gedrängt hat.
          Was daraus geworden ist, wird dem Bauern nun vorgeworfen.

          Leute, Leute…

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          • Reinhard Seevers sagt

            Ich wiederhole mich immer wieder: Agrarproduktion und Kapitalismus in der jetzigen Form passen nicht zueinander. Das muss man irgendwann auf allen Seiten erkennen, auf allen Seiten. Produktionsmittel, Produktionskapital, Markt, Verbraucher, Handel, Entlohnung, Erzeugung, Logistik, Preisfindung……alles muss neu gedacht werden.

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            • Inga sagt

              Das weiss man doch schon 50 Jahre lang,
              denn da hat man für einen Zentner, eine halbe Dezitonne auch kein paar gute rindsledenere Schuhe mehr bekommen, wie 1950.
              Rindsledenere Schuhe haben die Qualtität von den besten Adidas!
              Wieviel Weizen braucht man jetzt für ein paar gute Schuhe von der Qualität?

      • Arnold Krämer sagt

        Wenn nur 20% der Betriebe und weniger vollkostendeckend arbeiten können ( in bestimmten Betriebszweigen ist das so) sind die Margen zu gering. Von der Selbstausbeutung der Landwirte einerseits bis zum Einkaufsverhalten des LEH andererseits gibt es viele Gründe, warum das so ist. Und der Staat mischt auch noch kräftig mit.

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        • Reinhard Seevers sagt

          „Von der Selbstausbeutung der Landwirte einerseits bis…..“

          Gemeinsam könnte man viel erreichen. Evtl. fehlt uns der Sinn dafür, für uns ist der Maßstab kapitalistisch orientiert….

          https://youtu.be/hZL7TqSeDus

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          • Thomas Bröcker sagt

            Iss ja irre, Wandertunnel kenne ich aus dem Gartenbau. Eine „Wanderscheune“ sehe ich allerdings zum ersten mal. Aber in dieser Amish-Manier würde die Gesellschaft die deutschen Bauern auch gern sehen. Ich sage: Nein danke! – aber wenn ich´s recht bedenke, hat so ein ausgeprägtes Patriarchat auch seine Vorteile.

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            • Inga sagt

              Warum möchte die dt. Gesellschaft die dt. Bauern in der Armisch-Manier auch sehen?
              Das ist doch echt unsozial, oder?

              • Reinhard Seevers sagt

                Booaah, Inga….manchmal bist du wirklich strange.
                Versuch dich doch Mal in die Stärke einer gemeinschaftlichen Leistung, zu versetzen. Allein die Kraft Vieler schafft, was andere lediglich durch hohen. technischen Aufwand schaffen. Die Botschaft liegt in der Kraft der Gemeinschaft.
                Über die Glaubensfrage kann man streiten oder es lassen.

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                • Inga sagt

                  Aber dann müsste sich ja der Verbraucher mit uns Bauern solidarisieren.
                  Vielleicht kommt das jetzt bald wieder, oder wie meinst du das?

              • Schmeckt gut sagt

                Nein, Inga. Dass ist der Egoismus der „Gesellschaft“, wie auch immer man diese definiert. Die gewünschte, ver-romantisierte Lebensart der bäuerlichen „Klasse“ ergibt so schön idyllische Fotos. Ein streng kapitalistisch handelnder Landwirt passt da nicht ins Bild.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Naja, Verklärung und Romantisierung ist doch schon immer dagewesen. 1964 wie heute:
                  https://youtu.be/SZLsCKgGx18
                  Liegt wohl in den nationalistsch- naturalistisch verkorksten Ursprüngen einer verleugneten Blut und Boden Wunschdenke.
                  Der „Bauer“ im Film hatte jedenfalls erheblich weniger Stress, als heute, dafür war er eher Aufseher, als Akteur…..und Büroarbeit kam gar nicht vor.,🤗

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                • Inga sagt

                  Ja richtig
                  und die Erhöhung über den romantisch idyllischen Bilderbuchbauernstand.

          • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

            Ja,so eine Betriebsgemeinschaft hat was,ich arbeite mit einer zusammen.

            Ich war aber auch bei den Amish in pa und durfte in Familien live dabei sein.
            Sowas würde hier und heute nicht funktionieren

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            • Inga sagt

              Das glaube ich,
              das ist ja ein ganz anderes Lebensgefühl, das in unsere industrielle Landwirtschaft gar nicht rein passt, oder?

              Da muss man mit Körper, Geist und Seele dabei sein, oder?

              Wo kommt die Armisch Kultur berhaupt her?
              Ich glaibe nicht
              von der idigenen Kultur , oder?

              • Thomas Bröcker sagt

                Oder nein, Inga. Die „Amischen“ kommen aus Deutschland und der Schweiz. Sie sind sozusagen für die Reformatorischen Kirchen das, was die „Altgläubigen“ in der russisch orthodoxen Kirche sind.
                Extrem patriarchalische Strukturen, aber gleichzeitig mit der „Kraft der Gemeinschaft“ leistungsfähig mit dem enormem Beharrungsvermögen von Sekten durch deren dogmatisch geordneten Strukturen. Führung auf der einen und Gehorsam auf der anderen Seite sind die Grundstrukturen. Viel Spaß als Frau in solch einer Ordnung.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Man könnte sich ja aus allen Kulturen, Religionen und Nationen das Positivste aneignen, dann hätte man evtl. die ideale Gesellschaft…..aber das wird wohl nie passieren. 🤔

                • Inga sagt

                  Danke,
                  das glaubte ich zu wissen, war mir aber nicht sicher.
                  Jede Kultur hat ihre Art aus der Natur, diese eben von früher aus Süddeutschland oder Schweiz als jeder Haushalt noch Selbstversorger und mit Gott oder einem inneren Glauben verbunden war.
                  Ähnlich wie die Indianer mit ihrer.

                  Was haben die Leute früher darüber diskutiert, welche Landwirtschaft besser ist, die im Sozialismus oder die unsere im Kapatalismus.
                  Unsere war natürlich effektiver, weil im Eigentum und ums Eigentum kümmert man sich viel gewissenhafter.
                  Auch die Ersatzteile für die Maschinen waren immer da.
                  Doch es war auch ausbeuterisch und die Familien, Kinder litten darunter.
                  Als Studenten diskutierten sie über Gesellschaftsformen
                  und Soziales.
                  Und fanden heraus, der Mensch mit körperlicher Betätigung, weniger ausbeuterisch, an frischer Luft mit lebendigen Kreaturen und Erfüllung des Belohnungssystem die grösste Zufriedenheit und Gesundheit erfährt.

                  Vergleichbar mit den Armish People?

                  Dadurch haben viele diese Alternativen Lebensarten ausprobiert.
                  Die meisten sind wohl hier im Kapitalismus gescheitert.

                • Inga sagt

                  Ja kann sein, Reinhard,
                  Aber der Mensch braucht nun mal für seine innere Zufriedenheit genügend körperlich Betätigung, die auch noch sinnvoll ist und die Seele befriedigt.
                  Schafft das eine Muggibude?
                  Es könnte doch sein, daß wegen diesem seelischen Ungleichgewicht in unserer Gesellschaft der Bauer, der all diese Tätigkeiten für jeden mit seinen grossen Maschinen erledigt für alles Schuld ist.
                  Deswegen wird er diskriminiert und für vogelfrei erklärt, damit sich jeder über in erhöhen und ihm Vorschriften machen kann.
                  Kann das der Grund dafür sein?

  6. Smarti sagt

    Es wird immer behauptet, hier in Deutschland hätten wir einen Selbstversorgungsgrad von über 100 %, wir brauchen uns keine Sorgen machen….
    Da ist es umso spannender, zu beobachten, wie viele verschiedene Lebensmittel eben doch knapp werden – das hätte ich so nicht mal gedacht. Das Meiste würde sehr wohl auch hier wachsen.
    Im Vergleich „zur Welt“ ist die Ukraine ja jetzt wirklich nicht allzu gross – und doch sind weltweit schon jetzt so grosse Verwerfungen zu sehen – und das ist ja erst der Anfang.
    Wie lange wird es noch dauern, bis neben der Chipfabrik oder neben Tesla ein Schweinezuchtbetrieb entsteht – und der genauso freudig empfangen wird ?

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    • Inga sagt

      Ja, die Unkraine ist nicht wirklich gross, ggegenüber anderen Staaten, ev, Wüstenstaaten,
      aber umso fruchtbarer.

      Und die angestellten Kaufmänner bei Aldi u. Co. haben nur Verkaufen und Marketing gelernt, sonst nichts.
      Kann man damit die Welt retten?

      Da ist doch unsrer neue Landwirtschaftsminister viel schlauer, oder?

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      • Thorens sagt

        „Und die angestellten Kaufmänner bei Aldi u. Co. haben nur Verkaufen und Marketing gelernt, sonst nichts.“

        Doch, doch. Die haben vor allem Einkaufen gelernt. Ein guter Bekannter leitet eine Warengenossenschaft, die seit Langem große Teile der Kartoffellogistik für einen anderen großen Discounter im Land übernimmt. Ich hätte nie mit ihm tauschen wollen.

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  7. Arnold Krämer sagt

    In der Vergangenheit konnte die LM-Industrie/-wirtschaft ihre regelmäßig steigenden Kosten (außer Rohstoffkosten) entweder
    1. an den LEH überwälzen (ja , war bei bestimmten Produkten zu bestimmten Zeiten immer schon möglich)
    2. durch Produktivitätssteigerung im eigenen Bereich auffangen
    3. sich beim Rohstoffeinkauf beim Landwirt entlasten.
    In der augenblicklichen Krise mit erheblichen Verwerfungen in der gesamten Wertschöpfungskette sind die Kostensteigerungen bis zum LEH so groß, dass sie überwälzt werden müssen. Ansonsten würden Teile der Lebensmittelwirtschaft wegbrechen (in Konkurs gehen) und die Belieferung des LEH entsprechend wegfallen.
    Das sind die konkreten und berechtigten Ängste des LEH.
    Für die Landwirte bleibt nur die spannende Frage, wieviel bei ihnen ankommt. In der Coronakrise sind die LEH-Preissteigerungen (weniger spektakulär, weniger wahrnehmbar) auch nicht auf den Höfen angekommen sondern in der Lebensmittelwirtschaft zur Deckung der dortigen Kostensteigerungen (insbeondere bei Personal) hängen geblieben.

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  8. Christian Bothe sagt

    Man könnte ja fast Mitleid mit dem LEH haben…Wieviel Milliarden haben die in der Vergangenheit mit billigen EK an den Bauern verdient? Wenn ich an mein „früheres Leben“ als Firmeninhaber einer Kartoffelverarbeitung denke, und an die Listung bei ALDI und Co…Hoffentlich kommt bei den Bauern jetzt mehr an, denn die gestiegenen Kosten erschweren die Erzeugung enorm wie jeder weiß!Mal sehen wie’s weiter geht, und ich bin auf die Flyer der kommenden Wochen gespannt!

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    • Inga sagt

      Der Verbraucher müsste bei dem einkaufen, der beweisen kann, dass die Erhöhung auch ihrem Grund, Verteuerung der Düngemittel und der Kraftstoffe für den Ackerbau und Ernte, zu Gute kommen.
      Sind die damit produzierten Feldfrüchte schon auf dem Markt?

      Der darf auch Werbung damit machen.
      Als ehrliches und gläsernes „Lebensmttel aus der Natur“ Marktzetrum, oder ähnlich.

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  9. Thomas Bröcker sagt

    Komplexes Thema, das mein Blickwinkel in der Gesamtheit nicht zu erfassen vermag.

    Irgendwie geht wohl die Strategie der Handelsriesen, mit ausuferndem Anteil an Hausmarken Preise auf Erzeugerebene zu drücken und den hohen Importanteil zu verschleiern, nicht mehr auf. Die Quellen für billige Rohstoffe versiegen.

    Da ich der „Einkäufer“ in unserer Familien bin, sehe ich die Preissteigerungen am Einkaufspreis sofort. Ich kaufe keine Hausmarken und möglichst auch nichts, wo die Herkunft nicht sofort zu erkennen ist. In diesem Warensegment haben sich die Preise in den letzten 12 Monaten schon um 20 – 30 % erhöht. Jetzt werden die unteren Preissegmente teurer werden müssen. Das hatten sich doch Agrarpolitik und Erzeugerverbände immer gewünscht. Durch den permanenten Druck auf die Preise durch die Macht des konzentrierten LEH, ist alles unterhalb des Point of Sale an den Einzelkunden derart auf Kante genäht, dass die jetzige Volatilität in Beschaffung und Preis von Rohstoffen und Energie nicht schnell genug nach oben durchgereicht werden kann.

    Interessant auch, wie sich die Energieindustrie zu Lasten der Volkswirtschaft bedient. Noch interessanter allerdings die allgegenwärtigen Rufe nach Verstaatlichung der Energieversorgung – die schafft garantiert nicht mehr Energie herbei !

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    • Bauer Willi sagt

      Jetzt werden auch die unteren Preissegmente deutlich teurer! Ab Montag zwischen 30 und 50% bei Aldi und da das Oligopol ja excellent funktioniert (weil das Kartellamt wieder mal die Schnauze hält) wird es bei allen anderen auch so sein.

      Ich bin gespannt auf die Talksshows in ein bis zwei Wochen in den die Frage lautet „Lebensmittel unerschwinglich – wie entlasten wir den Bürger“. Das die Spritpreise gestützt werden ist eine Farce.

      Ich befürchte gleichzeitig, dass man auf der Suche nach „dem Schuldigen“ sehr schnell fündig werden wird. Bauern als Kriegsgewinnler.

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