Bauer Willi
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Bayer, Green Deal und Fridays for future – Erstaunliches

Ich habe es ja nicht so mit dem Begriff  „Lobbyist“. Die Zeitschrift „Capital“ hat den Leiter Nachhaltigkeit und Public Affairs der Bayer AG,  Matthias Berninger, befragt. Früher saß er für die Grünen im Bundestag.

Hier ein Auszug:

Die große Herausforderung besteht doch darin, Landwirtschaft zukünftig noch leistungsfähiger, aber auch noch nachhaltiger zu machen. Das ist einer der Gründe, warum Bayer Monsanto gekauft hat. Das Unternehmen verfügt über eine Schatztruhe voller Innovationen, die uns diesem Ziel näher bringen und dazu beitragen können, Ernährungssysteme klimaresilient zu machen. Und die brauchen wir, um dem Flächenfraß durch die Landwirtschaft oder der steigenden Nachfrage an Lebensmitteln durch eine wachsende Weltbevölkerung etwas entgegenzusetzen. Das kann nur durch Innovationen gelingen. Wenn man auf neue Technologien verzichtet, gelingt uns die Dekarbonisierung nicht – und wir schaffen eine De-Industrialisierung. Die unsichtbare Hand des Marktes wird in Zukunft grün sein.“

So schätzt er die Zukunft ein:

Die eigentliche und spannendere Frage ist: Wie groß wird die Innovationsfreude sein, die von der nächsten Regierung ausgelöst wird? Wir leben in einer historischen Situation, in einer disruptiven Zeit, mitten in einer Biorevolution. Das hat wenig mit Parteipolitik zu tun. Robert Habeck und Markus Söder haben neulich in einem gemeinsamen Interview deutlich gemacht, wie nahe sie beieinander sind, wenn es um Gentechnologie geht.

Etwas arg erstaunt hat mich folgender Satz:

Das heißt, Bayer steht auch hinter dem Green New Deal der EU?

Da kann die Kommission auf uns zählen. Unsere Innovationspotenzial ist komplett darauf ausgerichtet. Wir stehen auch hinter dem ehrgeizigen Ziel, das der US-Präsident jetzt vorgestellt hat. Unsere Dekarbonisierungsziele entsprechen denen von Fridays for Future.

Puh, dass hätte ich jetzt nicht erwartet. Wisst ihr, warum sich Bayer so äußert?

Bayer-Lobbyist Berninger: „Die unsichtbare Hand des Marktes wird grün“

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28 Kommentare

  1. Jürgen Donhauser sagt

    Vielleicht sollten wir mal die Gräben unserer Ideologielager verlassen. Fakt ist, dass wir in Deutschland täglich fruchtbare Ackerböden aus der Produktion nehmen (Überbauen oder aus ideologischen Gründen extensivieren, Blümchenwiese und Co.). Seit Jahren unterschreiten wir deshalb unseren Selbstversorgungsgrad. Da wir aber ein reiches Land sind stellt das aber kein Problem dar – wir kaufen einfach weltweit unsere Lebensmittel zusammen. Wer ist dabei der Leittragende? Die Ärmsten der Armen dieser Welt. Und dies geschieht bei gleichzeitigen Wachstum der Weltbevölkerung. Schlußfrage: Kann ich es überhaupt moralisch vertreten, auf eine intensive Landwirtschaft (auch mit Hilfsmittel von Bayer) in unseren bevorzugten Breitengraden aus ideologischen Gründen zu verzichten?

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Versorgung der Ärmsten der Armen hängt von der gleichen Voraussetzung ab, von der unser Lebensmittelimport abhängt, …vom Geld!
      Je höher das Einkommen, umso mehr kann sich jeder leisten. Die Ungleichheit ist die Ursache für Unter- und Überversorgung.
      Die „Transformation“ soll auch dieses Problem beheben oder mind. abmildern. Fragt sich nur, ob der „Reiche“ es dem „Armen“ wirklich gönnen wird.

  2. firedragon sagt

    Eine Frage, was bedeutet diese Aussage für die LW?

    „… Ernährungssysteme klimaresilient zu machen. Und die brauchen wir, um dem Flächenfraß durch die Landwirtschaft …“

  3. Arnold Krämer sagt

    Im Interview-Auszug finde ich zwei wesentliche Aussagen Berningers:

    „Wenn man auf neue Technologien verzichtet, gelingt uns die Dekarbonisierung nicht – und wir schaffen eine De-Industrialisierung“.
    „Die eigentliche und spannendere Frage ist: Wie groß wird die Innovationsfreude sein, die von der nächsten Regierung ausgelöst wird?“

    Die Botschaft ist an die Politik und an die Bürger gerichtet: Nur mit einer innovativen Wirtschaft (ich bin geneigt zu ergänzen…… Mittelstand, zu dem auch viele Haupterwerbslandwirte gehören), sind die ausgerufenen, höchstrichterlich abgesegneten Ziele (wie angemessen sie auch sein mögen) nicht zu erreichen.

    Freudig sieht der Mittelstand allen möglichen politischen Konstellationen ab Herbst nicht entgegen und das hat auch seine Gründe, die ich hier als Zitat aus „Steingarts Morning Briefing“ zitiere:
    „Vier Dinge haben wir in dieser Pandemie über uns selbst gelernt. Drei davon sind eher negativer Natur, aber da ist auch die eine zentrale Erkenntnis, die uns ehrt und zugleich verpflichtet.
    Die schwierigen Lernerfahrungen sind offensichtlich:
    1. Unser Staat, eine Konstruktion aus Kaisers Zeiten, ist groß, teuer und arrogant, aber in einem beängstigenden Ausmaß ineffektiv. Er braucht dringend ein Update.
    2. Der Parteienstaat hat auch in der Krise keinen zweiten Helmut Schmidt hervorgebracht. Eine Blutzufuhr aus der Bürgergesellschaft wäre wünschenswert.
    3. Das Bildungssystem hat unter dem Zwang zur Digitalisierung geächzt und gestöhnt. Das Lehrpersonal war willig, aber die technologische Infrastruktur erwies sich als armselig. Der Auftrag an uns alle lautet: Humboldt neu denken.
    Womit wir bei der einen großartigen Erkenntnis wären. Denn wenn etwas in der Kategorie Fünf-Sterne-Plus wirklich funktioniert hat, dann das deutsche Familienunternehmertum.

    Die größte Enttäuschung im Leben der Familienunternehmer ist (aber) die Art und Weise, wie der Staat sie behandelt. Sie werden in den Sonntagsreden der Politiker gelobt und montags bis freitags rücken ihnen die Bürokraten und Steuerbeamten auf den Pelz. Man will sie dirigieren, reglementieren und von den Früchten ihrer Arbeit profitieren“.
    Innovationsfreude kann da kaum aufkommen- oder?

    • Brötchen sagt

      „1. Unser Staat, eine Konstruktion aus Kaisers Zeiten, “

      zu Kaisers Zeiten war der preußische Staat hocheffizient und sehr schlank, ansonsten hätte es das erstarkte Deutsche Reich nie gegeben!
      Die Aussage stimmt ganz einfach nicht!

      Noch heute ist das Berliner S- Bahn netz wegweisend und chines. Besucher haben mir mal erzählt, da funktioniert ein dt. Abwassersystem aus der Zeit noch hervorragend!

      • Brötchen sagt

        Das Lehrpersonal ist nicht willig…..ich habe da ein Personal zu Hause und da Einblick.

        Wenn ich so, wie die arbeiten würde, ginge bei mir schon ewig so gut wie nix mehr.

        Die sind verwöhnt und teilweise unmotiviert und träge.

        Teilweise hat die Politik einen großen Anteil dran.

      • Brötchen sagt

        Von Musk habe ich letztens die Aussage gelesen, das Staatssysteme zur Bildung von „undurchdringlichen Geflechten“ neigen und ab und an ein „Reset“ notwendig wäre.

        Er bezog sich da explizit nicht direkt auf D.

        Das ist wahrscheinlich der große Vorteil der Chinesen, das die das noch! nicht so lähmt.

        • Reinhard Seevers sagt

          „Das ist wahrscheinlich der große Vorteil der Chinesen, das die das noch! nicht so lähmt.“

          Das sehen Umweltschützer und Menschenrechtler komplett anders, insofern.
          Nichts ist perfekt und alles im Fluss….unsere Gesellschaft/Politik wird jedenfalls auf dem Weg in die Entkarbonisierung viele neue Gesetze und Verordnungen schaffen und schaffen müssen. Freiwillig folgt das Volk der politischen Agende nämlich nicht.

          • Brötchen sagt

            Ja Reinhard, klar sehen die das anders.

            Aber es ist schon bezeichnend das Frau Baerbock die Verstromung der nachwachsenden Rohstoffe als Grundlast anführt……was dat böse Übel Vermaisung….

            Gibt es eigentlich auch Biobetriebe, die ne Biogasanlage haben? Gut ich kenne einen.

            Brauch ich Dir nicht zu erzählen, mit Alpakahöfen usw…..kommt substanziell nicht bis minus, egal was Energie und was Rohstoffe und was Nahrungsmittel betrifft.

            Der Kaiser steht sowas von nackt da.

      • Arnold Krämer sagt

        Die Aussage lautet: “ Unser Staat, ……….. ist groß, teuer und arrogant, aber in einem beängstigenden Ausmaß ineffektiv.

        Was ist daran falsch? Ich meine, alles richtig, „maßlos“ könnte ich noch ergänzen.

        • Brötchen sagt

          „Unser Staat, eine Konstruktion aus Kaisers Zeiten, “

          Der Zusammenhang stimmt nicht mehr…

          • Arnold Krämer sagt

            Der Satz will unseren Staat beschreiben und erwähnt im Einschub, dass seine Konstruktion (= nicht seine Arbeitsweise) von vor über hundert Jahren ist. Ist doch eigentlich ganz einfach in der Exegese, oder?

            • Brötchen sagt

              Es suggeriert, das die Ursache im Kaiserreich liegt!
              Daran hänge ich mich auf.
              Das Kaiserreich war aber sehr sehr modern zu der Zeit.
              Dt. hatte zu der Zeit Nobelpreisträger ohne Ende und war führend in Industrie und Forschung und viele Sachen sind heute noch modern vom Ansatz her.

              Es liegt also nicht am Kaiserreich, sondern es liegt konkret an der ganzen aktuellen Politik, die sowas von inkompetent ist……mehr sag ich lieber nicht, ansonsten flippe ich aus.

              Und selbst in den großen Konzernen sitzen doch oben auch bloss noch De…..und *innen siehe Bayer

              dagegen ist der Staat ja noch effizient….oberflächlich betrachtet

              • Arnold Krämer sagt

                Die Bürokratie ist in den managergeführten Grossbetrieben tatsächlich oft schlimmer als in öffentlichen Verwaltungen

      • Inga sagt

        Es gibt doch noch mehr als Eisen- und Straßenbahn.

        Es ist doch die Verwaltung gemeint.

    • Arnold Krämer sagt

      Fehlerkorrektur 3. Absatz: Nur mit einer innovativen Wirtschaft…….. zu erreichen. das „nicht“ ist völlig deplaziert. Alle Kommentatoren/Leser wussten aber offensichtlich, was ich meinte.

    • Inga sagt

      „von den Früchten ihrer (familiengeführte Unternehmen) Arbeit profitieren“.

      Na klar daran lässt sich genau so viel verdienen, wie an landw. Produkten, die ja Rohstoffe für vielerlei sind!

      Früher zu Kaiserzeiten gab es mehr, die sind dann alle in AGs aufgegangen!

  4. Michael sagt

    Mit alten Wirkstoffen und abgelaufenen Patentschutz ist eben kein Geld verdient. Deshalb muss das alles sofort weg und ganz zufällig hat Bayer viele neue, biologische Produkte in der Pipeline…. und die Landwirte dürfen es kaufen. Ich habe ja nichts gegen Fortschritt. Aber manchmal werden eben nur Scheininnovationen in den Markt gedrückt. Und nicht alles, was alt bewährt und billig ist, ist schlecht.

  5. Edakteur sagt

    Bayer betreibt greenwashing pur! Mit dem Monsanto-Deal hat sich Bayer von seinen wirklich guten Grundsätzen verabschiedet, hat 60 Mrd. Euro in den Sand gesetzt und seine Mitarbeiter mental verlassen. Die Firma hat keine Zukunft, weil keine Innovationsfähigkeit mehr. Sie wird ein dankbarer Übernahmekandidat für auereuropäische Player…

  6. Brigitte Neveling sagt

    Sagt mal, hat der in Erdkunde und Biologie nicht aufgepasst?
    Der Planet ist RUND und endlich, OHNE eine Rolltreppe oder Stiege zu einem Vorratsplaneten, oder?
    Und wenn man Ressourcen aus anderen Ländern plündert, herrscht allein schon dadurch ein Ungleichgewicht in der Natur, was sich am Elend in den Drittweltländern zeigt.
    Wenn sich Pflanzen oder Tiere stark vermehren, sind deren Lebensgrundlagen irgendwann auch erschöpft und die Art stirbt wieder aus.
    Wenn mit genmanipulierten Pflanzen hantiert wird, muss man dem Boden vermehrt Dünger zuführen, dessen Rohstoffe auch irgendwo weggenommen werden, wodurch dort Mangel entsteht.
    In unserem Kreislauf gibt Mutterboden das, was er kann und der Bauer kennt die Formel.
    Wann akzeptieren diese Grosskopferten studierten Träumer das endlich? Wenn sie ihr Geld aufgegessen haben und keine Bäume mehr zum Neudrucken da sind? Dann steht der Liebe Gott dabei, grinst sich einen und denkt: Warum lernen die eigentlich nichts dazu?
    Ich bin gespannt auf die Zeit, wenn Bauern ihre Macht erkennen und Tacheles reden.
    Meinen wiederholten Dank an alle Bauern!

  7. BerndK sagt

    Bayer (Monsanto) hat durch sein Geschäftsgebaren die grüne Gentechnik doch erst in Verruf gebracht, sodass neue Techniken wie CRISPR, die (wenn man Menschenverstand an und Ideologie ausschaltet) eine effizientere Pflanzenzucht ermöglichen können, bei keiner Gefahr für Umwelt und Natur, von Anfang an diskreditiert werden. Aber Bayer will das Geschäftsmodell retten, für das sie im Laufe der Zeit viele Milliarden ausgegeben haben. Und jetzt wird astreines Greenwashing betrieben.
    Im Prinzip hat Berninger ja Recht. Aber sein Auftritt hat doch etwas von „gekauft“ Geschmack. Ich würde mir von aktiven Politikern solche Aussagen wünschen. Aber quer durch die Fraktionen wird die grüne Gentechnik grundsätzlich verteufelt, anstatt mal einen Versuch zu starten, die Technologie zu fördern, und ebenso solchen Firmen wie Bayer ihre Grenzen auf zu zeigen.

    • Reinhard Seevers sagt

      „Aber quer durch die Fraktionen wird die grüne Gentechnik grundsätzlich verteufelt, anstatt mal einen Versuch zu starten, die Technologie zu fördern, und ebenso solchen Firmen wie Bayer ihre Grenzen auf zu zeigen.“

      Das hat weniger mit der Politik, als mit der Gesellschaft zu tun. Unsere Angsbasierte, Vorsorgeorientierte Gesellschaft wird niemals das Risiko eines Risikos eingehen….😎

      • BerndK sagt

        Risiko ist wie kalt und warm, immer relativ. Für unsere Mobilität nehmen wir z.B.Risiken in Kauf, auf die sich eine angewandte Gentechechnik nie und nimmer einlassen könnte. Wenn man es krass ausdrücken würde, sind gentechnische Züchtungsmethoden weniger risikoreich, als konventionelle, da sie viel gezielter sind.
        Und deshalb ist es eine politische Frage und es sollten mal einige Volksvertreter den Kopf herausstrecken. Aber wissenschaftliche Fakten sind leider gegenüber einem diffusen Bauchgefühl immer mehr in den Hintergrund (obwohl es anders behauptet wird) geraten.

  8. Friedhelm Hamhuis sagt

    Nun ja, das hört sich nachdem Prinzip an:
    Wir geben euch das und kriegen das aber dafür = Bayer will Gentechnologie und dafür opfert man den klassischen Planzenschutz auf dem Altar der Politik.
    Das ist Politik pur und nix mit Revolution……

    • Reinhard Seevers sagt

      Wenn Bayer von wir spricht, meinen sie immer sich und die ganze Welt, nie den Bauern als Einzelnen. Berninger ist der Maulwurf der Ökobewegung, der lief damals wie ein kleiner Junge neben Renate her.
      Außerdem müssen sie ihr Portfolio mit „guten Dingen“ füllen, sonst gibt es kein Kapital mehr.😎

      • sonnenblume sagt

        Hier hat man einen guten Weg gefunden Lobbyarbeit positiv zu besetzen. Die Zusammenarbeit wird garantiert niemals und nirgendwo negativ bewertet werden. Solche Konstellationen werden sich mit Sicherheit mehren. Ministerien, Wirtschaft, es läuft doch rund für die Wende.

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