Bauer Willi
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Artenvielfalt statt Lebensmitteln…

Neulich war ich auf Einladung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf eine Tagung zum Thema „Landwirtschaft und Naturschutz im Dialog“ eingeladen. Hintergrund war die bevorstehende Ackerbaustrategie des BMEL.

Von den 26 Teilnehmern waren 3 Landwirt/in. Nicht gerade viel für eine Veranstaltung mit dem Thema Landwirtschaft und Naturschutz im Dialog. Die übrigen Teilnehmer waren Berater von Ämtern, Personen aus Behörden sowie aus Forschung und Wissenschaft rund um den Naturschutz. Also alles Profis. Es wurde viele Vorträge gehalten über Acker-Streifenprogramme, Fruchtfolgegestaltung und andere Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität.  Ich habe nicht alle Vokabeln verstanden, vor allem wenn es um die taxonomische Einordnung von Pflanzen und Tieren ging. Ein Referent beschäftige sich mit der Frage, ob Pflanzenschutz und Biodiversität zusammenpassen und kam zu der wenig überraschenden Aussage, dass das wohl nicht klappt. Das erscheint mir logisch, weil Pflanzenschutzmittel nun mal die Eigenschaft haben, unliebsame Unkräuter, Pilze oder Insekten aus den landwirtschaftlichen Kulturen und damit unseren Lebensmitteln zu entfernen. Das bedeutet oft zwangsläufig eine Verminderung der Biodiversität.

Und genau die unterschiedlichen Auffassungen über die Aufgabe, die Landwirtschaft haben soll, führte zu teils heftigen Reaktionen auf beiden Seiten. Wir Bauern verstehen uns halt primär immer noch als Herstellern von Lebensmitteln. Das bedeutet aber auch, dass wir die Natur verändern, dass wir „Pestizide“ spritzen und auch mit anderen Maßnahmen die Biodiversität beeinflussen. So nahm auch das aktuelle Thema Insekten einen breiten Raum ein und mein Bericht über die Beobachtungen im Orbroicher Bruch bei Krefeld wurde von Kopfschütteln und weiteren, deutlichen Unmutsäußerungen begleitet. Mit Zweifeln an bereits „abgesegneten“ Themen gerät man in bestimmten Kreisen eben leicht in die Schublade „Leugner“. Von dort ist es zum Ketzer und zum medialen Scheiterhaufen nicht mehr weit. Und da kann es ganz schön heiß werden.

Sollen wir Bauern nun Essensmacher sein oder nicht? Die Antwort auf diese Frage blieb offen bzw. erinnerte mich allerdings an den Begriff “ ein bißchen schwanger“.  Wir Bauern könnten ja einfach ein bisschen weniger spritzen, ein bißchen weniger düngen, unterschiedliche Pflanzen anbauen, Untersaat machen, Blüh-Streifen anlegen und Lerchenfenster. Und die Disteln stehenlassen wegen der Schmetterlinge. Dann dürften wir auch weiter Lebensmittel anbauen. Quasi als Nebenprodukt  des Artenschutzes.

Ja, wir können vieles. Und vieles machen wir auch schon, ohne dass wir da groß drüber reden. Zum Beispiel den Müll unserer Mitbürger von den Feldern und aus den Gräben holen. Ja, wir können vieles. Vielleicht nicht sofort, vielleicht nicht im gewünschten Umfang, vielleicht nicht überall. Aber eines können wir nicht: Alles zum Nulltarif.

Womit wir bei einem Thema angelangt sind, dass auf der Tagung nur am Rande erwähnt wurde: die Ökonomie des Artenschutzes. Irgendwie fühlte sich dafür keiner zuständig und es wurde von den 23 Nicht-Landwirten schon fast als unanständig empfunden, über Geld zu reden. Mir wurde es auch zunehmend peinlich, weil ich wohl den Eindruck eines geldgierigen Bauern machte, der für alles Geld haben will.

Nach den zwei Tagen fühlte ich mich wie „durch die Mangel“ gedreht, weil nicht nur die Vorträge sondern auch die Diskussionen und Gruppenarbeiten die volle Konzentration erforderte. Wir wenigen Landwirte standen ständig im Fokus der Betrachtungen und der Satz: „die Bauern müssten…“ war dann auch eine viel gehörte Floskel. Und wie so oft bei solchen Diskussionen, so fehlten mir auch diesmal die konkreten Lösungen und die praktikablen Alternativen. Etwas, dass ich mit nach Hause nehmen und ab morgen anders machen könnte. Es ist eben leicht, mal eben ein paar Wirkstoffe oder Wirkstoffgruppen zu verbieten, wenn man die Verantwortung dafür, wie die Bauern dann den Anbau hinbekommen können, auf andere abschiebt.

Am Ende der Tagung kam dann doch ein – aus meiner Sicht etwas verkrampfter – Dialog zustande, als es darum ging, Grundlagen für die Ackerbaustrategie zu erarbeiten. Mit dieser Zielsetzung war ich dann doch wieder etwas motivierter. Zwischendurch hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Veranstaltung zu verlassen.

Warum ist ein Dialog zwischen Naturschützern und Landwirten nur so mühsam? Zugegeben, ich fühlte mich von Anfang an angegriffen, habe vielleicht auch zu sensibel reagiert. Ich möchte die Einwände der Naturschützer ja ernst nehmen, stelle aber fest, dass sich beide Parteien sowohl sprachlich als auch inhaltlich schon so weit voneinander entfernt habe, dass mir im Moment die Phantasie fehlt, wie man ein zufriedenstellendes Ergebnis für beide Seiten erzielen kann. Und dann erinnere ich mich an einen Satz von Albert Einstein: „Die höchste Form von Wahnsinn ist es, immer das gleiche zu denken, immer das gleiche zu tun und zu hoffen, dass sich was ändert.“ Und das tun zur Zeit beide, Bauern und Naturschützer.  Wenn wir da keine Wege zu mehr Verständnis finden, wird die Unzufriedenheit auf beiden Seiten wachsen. Es kann und darf nicht sein, dass vermeintliche Dialoge mit dem Ziel geführt werden: „Schließe Dich meiner Meinung an und wir sind uns einig.“

Und dann möchte ich als Bauer in dieser ganzen Diskussion offen und ehrlich die Frage beantwortet bekommen: Was wollt ihr von mir? Artenvielfalt oder Lebensmittel? Und sagt jetzt nicht: beides.

Euer Bauer Willi

P.S.: Die Tagung fand auf der Insel Vilm bei Rügen statt. Das Bundesamt für Naturschutz hat seinen Sitz in Bonn.  An- und Abreise dauerte zwei Tage. Vom Carbon Footprint will ich jetzt nicht reden.

 

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160 Kommentare

    • Erhard Brunner sagt

      Schreibt doch mal auf Euere Produkte alle Gifte drauf, mit denen die Pflanzen und Böden behandelt werden. Was werden dann die meisten Menschen dann wohl kaufen?

      • Bauer Willi sagt

        Was die Menschen kaufen sehen wir jeden Tag beim Discounter. Billig. 18% der Bayern haben das Volksbegehren unterschrieben, der Marktanteil von Bio ist 5%. Noch Fragen? In Umfragen wird soziale Schizophrenie empirisch abgebildet.

  1. Skeptische Person sagt

    Artenvielfalt betrachten viele Diskussionsteilnehmer hier, so mein Eindruck, als schmückendes Beiwerk, das man sich leisten können muss. Ökologen bezeichnen Artenvielfalt mitunter als „Naturkapital“, weil Artenvielfalt einschließlich der Vielfalt an Ökosystemen Dienstleistungen erbringt und die Kosten ihres Verlustes aufgrund unterlassener Schutzmaßnahmen durchaus die eines wirkungsvollen Naturschutzes übersteigen können. Beispielhaft gelten hier Gewässer- und Grundwasserschutz sowie der Schutz vor Überschwemmungen und Lawinen.

    Was ist denn die Zielsetzung beim Artenschutz im Zusammenhang mit Ackerbau, oder welche Zielsetzungen wurden diskutiert? Um welche Arten geht es?

    Folgende Broschüre finde ich für Interessierte als Einstieg gut, um zunächst das Wahrnehmungs- und Beurteilungsraster ein wenig aufzufächern:

    https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_98_biologische_vielfalt.pdf

    • Schmeckt gut sagt

      Die Frage ist auch, will sich die Gesellschaft eine definierte Biodiversität leisten? Kann sie (will sie überhaupt) den jetzigen Wettbewerbsdruck einschränken? Wird sie auch nach dem Schritt in Richtung „Einrichtung einer optimalen Biodiversität“ die Akteure, die für die Umsetzung sorgen können und sollen, angemessen ezahlen, sodass diese in der Lage sind, ihre Familien zu ernähren. Auch über die nächste Generation? Spannende Frage, finde ich.

      • Wer sagt eigentlich, dass es maßgeblich ist, was die Gesellschaft will? Und wie erfährt man, was die Gesellschaft will?

        Indem man ihr beim Fernsehgucken, verträumten Fahrzeug-Konfigurieren und Grillen über die Schulter schaut? Oder indem man auch mal ins Grundgesetz schaut, aufrüttelt, inspiriert, FÜHRT?

        Hm, mir fallen da zwei staatsorganisationsrechtliche Normen ein:

        Art. 20a Grundgesetzt: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

        Art. 21 Abs. 1 Grundgesetzt: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“

        Bei der politischen Willensbildung mitwirken: Das ist wohl so etwas wie aktives Zuhören und Nicken und alles für den Wiederverkaufswert von Diesel-Autos zu tun.

        • Das ist Demokratie:
          Art. 21 Abs.1
          „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“

          Anders als wenn das Volk nicht mitwirken darf!

          Das Volk muß auf die Problematik aufmerksam gemacht, aufgeklärt werden, wie dem Naturschutz.
          Und da entstanden die GRÜNEN, obwohl es die CSU schon längst im Parteiprogramm hatte, wenn ich mich nicht irre.
          Die halten doch das Thema hoch und andere Parteien steigen da mit ein, oder?
          Oder
          hat das Volk da hinsichtlich Mißstände (in der Natur von Bauern und Förster) entdeckt und macht es zum Thema in der Öffentlichkeit und die Parteien müssen darauf eingehen.

          Wo anders macht das Volk auf soziale Mißstände aufmerksam, die Parteien gehen darauf ein.

          Es ist ein Problem, das mit Hilfe von Experten gelöst werden muß.
          Nur dumme Leute, die sich damit gar nicht beschäftigen, können abnicken oder nicht!

          Also muß der Staat nach Art. 20a Grundgesetz die Ökologie erhalten!
          Aber auch die Nahrungssicherung
          und
          Soziologie, oder?

        • Marko sagt

          ,,Wer sagt eigentlich, dass es maßgeblich ist, was die Gesellschaft will? Und wie erfährt man, was die Gesellschaft will?

          Indem man ihr beim Fernsehgucken, verträumten Fahrzeug-Konfigurieren und Grillen über die Schulter schaut? Oder indem man auch mal ins Grundgesetz schaut, aufrüttelt, inspiriert, FÜHRT?,,

          Selbst der Himmler würde sich bei diesem Kommentar im Grabe herum drehen. (derber Zynismus, ich weiß)
          Sorry Leute, aber Typen wie den Forumsanwalt, brauch keine Sau.

    • Bauer Willi sagt

      Danke für den Link. Auf Seite 3 steht: Als Ökosystemdienstleistung gelten vier Kategorien. Versorgungsleistungen wie Nahrung, Arzneimittel und Rohstoffe aber auch kulturelle Leistungen wie Erholung, Ästhetik, Spiritualität.
      Was diskutiert wurde? Eine allgemeine Extensivierung des Ackerbaues, angereichert mit speziellen Programmen (Ackerrandstreifen, Blühwiesen, Brache etc.) Können wir Landwirte alles, das ist nicht das Problem. Was mein Problem ist, steht im Artikel.

    • Weiß nicht jeder,
      ist nicht für jeden ganz logisch,

      dass

      die Individuen, Arten im Ökosystem und ihrer komplexen
      Interaktionen sich zur Ökologie, bzw. im Haus der Natur als Ganzes ergänzen?

      Und wenn dieses Ganze gestört wird, haben wir ein Problem in der Ökologie und ihrer Interaktion, einem Spiel.

      Könnte sein, dass es sich zu einem harmonischem Bild zusammensetzt, weiß ich aber nicht.

      Darf das harmonischem Bild Priorität vor diesem ökologischem Zusammenspiel u. Interaktion haben?

  2. Rein optisch bin ich mit der Kulturlandschaft durchaus zufrieden. Von mir aus brauchen wir daher nicht mehr Feldgehölze und Vernetzung, und können – wenn wir die Kalorienvernichtung einstellen – gerne vom Netto-Nahrungskalorien-Importeur zum -Nährwert-Exporteur voll durchstarten.

    Wie bedrohlich ein Biodoversitätsverlust und Artensterben für unsere Lebensgrundlage ist, kann ich als Laie nicht beurteilen. Dazu bin ich wohl nicht philosophisch begabt genug. Fachleute sehen es aber als problematisch an, u.a. weil die ökologischen Zusammenhänge nicht ausreichend erforscht sind.

    Aber aus dem unten von mir gebrachten Beleg des Weizmann-Instituts ergibt sich, dass beides möglich ist: Mehr Artenschutz UND ein immenser Beitrag Deutschlands zur Welternährung statt eines Beitrags zum Getreide- und Sojaaufkauf und -wegkauf zu Lasten der Ärmsten und der Umwelt.

    Das wollen einige nicht verstehen, da gehen bei einigen die Sicherungen durch. Manchen fehlt einfach auch der Grips dazu. Ich wünsche, dass Du, Bauer Willi, das zumindest zur Kenntnis nimmst. Du bist alles andere als blöde.

    Niemand muss sein Verhalten ändern, wenn er sich die Zusammenhänge bewusst macht. Manche wollen es aber. Vollkommen freiwillig. Weil sie sich sagen: Ich will, weil ich kann, was ich muss (Kant).

  3. Peter Markgraf sagt

    Naja, die Überschrift führt schonmal mächtig in die Irre, da auf einem Drittel des Ackers Nawaro angebaut werden mit negativen Folgen für Klima, Boden, Artenvielfalt und öffentliche Haushalte. Hier ist eine breite Flächenbasis, um in der Landnutzung ökologische Anreize zu setzen. Zum Beispiel Biolandbau, der ja bekanntlich Lebensmittel produziert bei intakter Artenvielfalt. Aber von Bauer Willi geflissentlich ignoriert wird. Ein Drittel weniger Populismus wäre auch wünschenswert. Sagt Bauer Peter (der gewiss nicht der kleinste Landwirt ist),

    • Bauer Willi sagt

      Ein Drittel Nawaro auf dem Acker? Das müssen Sie mir erläutern. Über Biolandbau habe ich schon oft geschrieben. Einfach oben in der Suchleiste „Bio“ oder „Öko“ eingeben.

      Ich schildere im Artikel meine Erlebnisse von einer Tagung mit Naturschützern. Sagen Sie mir bitte, wo da Populismus zu finden ist.

      Ansonsten pflegen wir hier auf dem Blog eine meist fachliche Auseinandersetzung, die meist (leider nicht immer) auf persönliche Angriffe verzichtet. Wir möchten gerne, dass das auch so bleibt. Danke.
      Bauer Willi

      • Peter Markgraf sagt

        Laut Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (2018) beträgt die Ackeranbaufläche für Nawaro 22 – 23 % (2, 6 – 2,7 Mio ha), gemäß Berechnungen des Stat. Bundesamtes wird die Biomasse weiterer 8 – 10 % Ackerfläche technisch verwertet, die als Futterbau- oder Nahrungsgetreidefläche geführt wird („Flächenbelegung von Ernährungsgütern 2008 – 2015“ Bundesamt f. Statistik 2018).
        Als zu einem Drittel populistisch empfinde ich die Überschrift Artenvielfalt „statt“ Lebensmittel…, weil dadurch 1. ausgeblendet wird, dass riesige Ackerflächen in Deutschland nicht zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden und 2. so getan wird, als würde es den ökologischen Landbau überhaupt nicht geben. Sie betonen mehrfach, dass „wir“ Bauern nun mal Chemikalien zur Ausschaltung von Wildorganismen verwenden, um Nahrungsmittel zu erzeugen, und das kann ich aus genannten Gründen nicht so stehen lassen: Auf dem kleinsten Teil der Ackerfläche werden pflanzliche Lebensmittel erzeugt, und wir Biobauern verwenden keine Pestizide und Kunstdünger, erzeugen aber sehr wohl Nahrungsmittel bei hoher Artenvielfalt. Deshalb sage ich: beides geht zusammen. Für diejenigen, die es wollen.

        • Schmeckt gut sagt

          Hohe Artenvielfalt trifft es besser, als intakte Artenvielfalt.Diese wird selbstverständlich auch im Bioanbau massiv eingeschränkt, wenn man Lebensmittel erzeugen will, die definierte Qualitätsparameter einhalten. Erkennt man,wenn man offenen Auges an Bioflächen vorbeifährt, die kaum von konventionellen zu unterscheiden sind. Und diese gehören den erfolgreichen Biobauern und sind prinzipiell nicht zu beanstanden. Wenn nun auf diesen Flächen mehr Flora und Fauna zugelassen wird, kostet dies immer Ertrag und/oder Ertrag. Kunstdünger (Kieserit, Rohphosphat, Kalimagnesia…) und Pestizide (Neem, Kupfer, Sshwefel, Pyrethrine…) helfen selbstverständlich auch im Bioanbau, Qualität und Ertrag abzusichern. Dies zu unterschlagen ist Populismus und wird dem Biobereich irgendwann vor die Füße fallen.

          • Peter Markgraf sagt

            Ja, richtig, relativ hohe Artenvielfalt auf Bioäckern. Dem Eindruck, dass diese biologisch ähnlich ausgeräumt sind wie konventionelle, kann ich für Ostdeutschland klar widerlegen – hier bin ich an der Bonitur von mehreren tausend ha Acker beteiligt und erfasse alle Parameter seit über 20 Jahren. Auch der Einsatz genannter Präparate findet auf den großen Ackerflächen nicht statt – ist eher ein Problem der Sonderkulturen (Obst, Gemüse) sowie der intensiven Kleinbetriebe am Rande von Ballungsgebieten, alles eher Flächen mit strukturell niedriger Biodiversität. Dort aber ein berechtigter Einwand.

            • Schmeckt gut sagt

              Okay, mit dieser Antwort finden wir gemeinsame Punkte. Allerdings, was wird denn auf großen Flächen angebaut? Massenprodukte wie Getreide, Wurzelgemüse, Kartoffeln… Aber was ist mit den anderen Kulturen. Diese benötigen mehr Aufsicht und Pflege. Wie auch immer diese geschützt werden (mechanisch, Netze, Vliese, Tunnel, chemisch…), es sind und bleiben Eingriffe in die Artenvielfalt. Finden wir doch zueinander, dass wir Parameter definieren, die uns ein wirtschaftliches Überleben in D ermöglicht? Denn genau darum geht es. Mir geht es auch besser, wenn wir einen Weg finden, gesellschaftlich anerkannt zu produzieren. Ich benutzte bewußt das Wort Produktion, denn man kann viele Umschreibungen finden, aber letztendlich geht es um sehr viel Tonnage an Lebensmitteln (Massenprodukte, O&G und Nawaro für diverse technische Anwendungen). Den „Schweizer Weg“ sehe ich hierbei nicht als erstrebenswert an, denn eigentlich habe ich den Beruf ergriffen, weil ich die Natur spüren wollte, nicht verwalten. Leider verbringe ich aber schon über die Hälfte meiner Zeit im Büro.

            • Thomas Apfel sagt

              Guten Morgen Herr Markgraf,

              wenn Sie auf mehren tausend ha Bio Diversität erfasst haben, haben Sie doch sicherlich auch den Bezug zur Entwicklung der Erträge hergestellt. Wenn Sie hier Daten und Quellen haben, dann her damit. Genau das ist ja der Zielkonflikt.
              Des weiteren natürlich auch Daten zur Entwicklung des Corg Gehaltes und der Nettoerzeugung verwertbarer Kalorien über den Gesamtbetrieb.

        • Toll: Flächenbelegung von Ernährungsgütern 2008 – 2015. Hoch interessant. Vielen Dank. Schön aufbereitet und doch viel zu hoch für anwesende selbsternannte Philosophen.

          • fingerphilosoph sagt

            Die Deutschen betreiben für ihre Ernährungsgüter offenbar Landraub, denn sie belegen mit steigender Tendenz Ackerflächen, die eigentlich Andere für ihre Ernährung brauchen, dabei steigt der Landraub für pflanzliche Ernährungsgüter deutlich stärker als für tierische Ernährungsgüter bzw. Futtermittel.

            Die Flächenbelegung für Genussmittel wie Kakao, Nüsse, Kaffee, Wein und exotischem Geraffel macht mit 2,5 Mio. ha fast 30% der Gesamtflächenbelegung pflanzlicher Ernährungsgüter aus. Diese Genussmittel beziehen die Deutschen gerne schon aus Ländern, wo die Leute an Unterernährung leiden.

            Tierische Futtermittel werden zu über 50% landräuberisch importiert, doch während die Flächenbelegung für den Fleischkonsum des deutschen Bürgers sinkt, steigt Deutschland dafür zum weltweit drittgrößten Fleischexporteur auf. Mit einer Bevölkerungsdichte von 281 Personen pro km² versorgen die Deutschen offenbar Länder mit einer Bevölkerungsdichte von 200 (Italien) oder 112 (Portugal) Einwohnern pro km² – denn der Export von Fleisch nach China kommt erst nach diesen Ländern – und importieren dazuhin auch noch Gülle aus Belgien, Dänemark und den Niederlanden.

            Gleichzeitig steigt in Deutschland die Flächenbelegung für Energiepflanzen, was wiederum durch steigende Importe von pflanzlichen und tierischen Ernährungsgütern ausgeglichen wird, und das aus Ländern, wo die Ertragszahlen pro Hektar deutlich unter denen in Deutschland liegen.

            Dazu kommt nun noch, sozusagen als Krönung des Ganzen, dass die Ertragszahlen pro Hektar in Deutschland mit der Agrarwende und der Förderung von Bio-Anbau wegen der Artenvielfalt pi mal Daumen halbiert werden sollen, während der Ausstieg aus gleichzeitig Atom, Öl und Kohle weitere Anbauflächen für Energiepflanzen notwendig macht.

            Du hast vollkommen Recht, AdT, diesen Umgang mit der Flächenbelegung von Ernährungsgütern kann ich nicht nachvollziehen. Das ist zu hoch für mich.

        • Thomas Apfel sagt

          wenn schon Statistik, dann bitte auch diese :
          Verfügbare Daten Öko-Landbau (AMI Marktbilanz Öko-Landbau 2018)
          Der verfütterte Anteil des Getreides liegt in beiden Systemen bei fast 2/3 der erzeugten Menge. Es verbleiben also rund 270.000 t Öko-Getreide für Pflanzliche Nahrungsmittel, das sind gerade einmal 1,7 % des in ganz Deutschland direkt für pflanzliche Nahrungsmittel verwendeten Getreides. Bei Öko-Ertragsniveau bräuchte es also ohne Tierfutter schon mal rund 5,2 mio ha Acker. Dass dann auf dieser Fläche 100 % Öko-Qualitätsgetreide wächst und keine Futterqualitäten anfallen halte ich für sehr optimistisch.
          Der ÖKO-Landbau verwendet im Übrigen 81 % seiner Ackerflächen für Futteranbau und ist damit eine extrem Tier- betonte Wirtschaftsweise. Pflanzliche Nahrungsmittel spielen schon wegen des (unsinnigen) Totalverbots von Mineraldüngern (insbes. Stickstoff) in der Öko-Produktion eine untergeordnete Rolle. Was wollen Sie übrigens mit den 40% der Menschheit tun, die ihren körpereigener Stickstoff dem Haber-Bosch Verfahren verdanken. Also, Öko-Anbauflächen (intensiv Öko) sind mit Organik eutrophierte Substrate und bei den Konvis kommt Haber-Bosch Stickstoff dazu. Bei ernsthaftem Willen zur Nahrungsmittelproduktion sind beide Anbausysteme (auch Intensiv-Bio) nicht als Habitate für Artenvielfalt geeignet. „Unfallflächen“ mit viel Beikraut gibt es in beiden Systemen. Bestimmte Arten brauchen definierte Habitate und die müssen außerhalb der Ackerflächen angelegt und fin. gefördert werden (segregativer Ansatz).

          • Stadtmensch sagt

            „Was wollen Sie übrigens mit den 40% der Menschheit tun, die ihren körpereigener Stickstoff dem Haber-Bosch Verfahren verdanken.“

            @Thomas Apfel, sehr richtig. Ich kenne zwar die Zahl 30% (aus „Dreck: Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert, David Montgomery“) aber es zeigt trotzdem, dass es schwierig werden dürfte, zu einer regenerativen Landwirtschaft zu wechseln. Erst „Brot aus der Luft“ hat es ermöglicht, dass so viele Menschen auf diesem Planeten satt werden können. Der Preis ist allerdings hoch: Der Stickstoffkreislauf ist völlig aus dem Ruder (nicht nur durch die Landwirtschaft, auch durch Verbrennungsprozesses). Das führt zu einer allgemeinen Eutrophierung in allen Bereichen wo sich der Mensch breit macht. Folge: THG-Emissionen, Rückgang der biologischen Vielfalt, dünne Zellwände und entsprechende Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten aller nicht an dieses Nähstoffungleichgewicht angepassten Pflanzen. Wir können uns jetzt nicht hinstellen und sagen, dass wir noch mehr Nahrung produzieren müssen (noch intensiver Landwirtschaft betreiben müssen). Dann wird es am Ende nur mehr Menschen geben. Unser Problem seit der Erfindung der Landwirtschaft.

        • Torsten Hentsch sagt

          Biobauer verwenden keine Pflanzenschutzmittel? Habe ich da was verpasst? Im Obstbau wird häufiger mit hochtoxischen Präperaten wie Kupfer behandelt als im sogenannten konventionellen Obstbau!

    • Obstbäuerin sagt

      Wirklich in die Irre führt der Titel der Veranstaltung, Peter. Die hätte eigentlich heißen müssen NATURSCHUTZ UND LANDWIRTSCHAFT. Damit will ich auf keinen Fall die Leistung von Bauer Willi und den anderen beiden schmälern aber wenn Landwirtschaft vorne steht und der Zusatz im Dialog, muss man sich schon fragen, warum das Verhältnis so und nicht anders war.

    • Thomas Apfel sagt

      im Übrigen sind Pflanzen die für Mineraldüngerersatz angebaut werden genau besehen auch NawRo. Der hohe Anteil nicht für die menschliche Ernährung vorgesehener (Futter-) Pflanzen im ÖKO-Landbau ist Nachwachsender Rohstoff als Mineraldüngerersatz und verursacht bei zu hoher Zufuhr ebenso Nitratauswaschung wie Stickstoffdünger aus der Tüte.

    • Die Nawaro
      schützen eventuell auch Insekten, weil sie ja den Naturschutz fördern.

      Es ist doch egal, ob die Fläche, wo genügend Nahrungsmittel vorhanden sind, für Parkplätze oder Nawaro genutzt wird.
      Was ist besser?
      Die Nawaroflächen kann man später noch weiter für Nahrungsmittelanbau nutzen, wenn die nicht so wie so schon in der Fruchtfolge erhalten sind.
      Wieviel Fläche Hafer hat früher ein landwirtschaftlihcen Betrieb für das Ziehen von Landmaschinen und Wagen gebraucht?
      Wieviel Diesel jetzt?
      Auch es gab auch Zeiten da haben die Autos mit Holzgas gefahren, habe ich mir erklären lassen.
      Daraus kann man doch lernen, oder?

      • Torsten Hentsch sagt

        Dazu kommt weiterhin, dass der Rapskuchen, der bei der Biodieselproduktion sozusagen als Abfall anfällt, als wertvolles Eiweißfuttermittel dient. Diese Menge muss deshalb aus der Rechnung wieder abgezogen werden! Dieser Rapskuchen macht es erst möglich, dass wir auf fast jede Milchtüte: „Ohne Gentechnik“, schreiben können.

  4. Es wird immer stereotyp das Szenario gebracht, dass die Agrarproduktion sich in Billiglohnländer außerhalb der EU verlagert. Dabei wird etwas übersehen, von einigen wohl bewusst unterschlagen: der überaus starke EU-Außenschutze (Agrarmarktordnungen).

    Beispiel Reis: Selbst dieses Korn wird zu 2/3 in der EU produziert. Damit nicht über das andere Drittel hinaus Reis aus preislich nicht unterbietbaren Drittländern eingeführt wird, beträgt der Drittlandszollsatz pro Tonne Reis (mittelkörnig) derzeit 211 Euro pro Tonne zuzüglich 7 % Einfuhrumsatzsteuer auf den Zollwert (also 7 % auf Nettopreis plus Drittlandszollsatz)!

    S. EZT-Online, Zolltarifnummer 10061050.

    Für Agrarprodukte besteht ein Sonderregime, bei dem nicht nur einfach 20-30 % Zoll zzgl. Einfuhrumsatzsteuer wie z.B. auf japanische Autos erhoben wird. Die Zollsätze sind, wie man am Beispiel des Reis‘ sieht, deutlich höher, damit Drittlandsware kein Stück billiger ist als EU-Produkte.

    Es gibt also keinen wirtschaftlichen Grund, Agrarflächen in Deutschland und Europa nicht als solche zu nutzen, auch bei etwas mehr Öko-„Diktatur“ nicht, die natürlich EU-weit gelten sollte.

    • Brötchen sagt

      adt Reis wird doch kaum verwendet und dafür reicht vielleicht der Anbau in Spanien und Italien aus.
      pro t ist das pro kg 20 Cent.
      verkauft wird der Reis vielleicht in 500 g Packungen. der zoll ist eine Seite, es geht dann auch um Mengen und transportkosten. Bsp. ich habe mir cervia Salz aus Italien zum einsalzen von Fleisch bestellt. glaube der 5 kg Sack kostete 15 Euro. der Versand war teurer als der Wert.
      oder auf la Palma hatte ich mir mal ganz tolles Meersalz mitgebracht, das war spottbillig und so was bekommt man hier nicht. die Bestellung lohnt sich nur, wenn 1 t mit dem Schiff kommt.
      Soll heissen in aussicht, ein Kunde nimmt mir 100 t ab, kann ich ganz andere Preise machen. da ist zoll nur ein Hindernis. zumal es gibt mit bestimmten Ländern auch sonderbestimmungen.

      • Brötchen sagt

        als billiglohnland zählen auch Rumänien, Ungarn, Slowakei usw..die Ukraine ist schwarzerdegebiet und wäre da da nicht Krieg usw. machen die uns hier Tod. vielleicht laufen deshalb auch die Spielchen mit Putin.

        • … Ach Du meinst, der Bauernverband hat zu Putin gesagt: zündel da mal, dann kann uns die Ukraine nicht. Du bekommst dann zwar vielleicht Sanktionen, und einen Südenbock für leere Regale, kannst dann erst deine Kreideindustrie und dann deine Milchindustrie entwickeln…

          Vielleicht war es auch George Soros und andere Buddies, die er vom gemeinsamen Beten kennt, oder Zuckerberg. Putin ist so bescheiden und Hundefreund, der scheidet aus. Und wenn, dann nur mit europäischen Agrarfunktionären. Oder wie?

          • Brötchen sagt

            Nein adt, so nicht, die Ukraine ist z.b. Luftlinie von uns nicht weit weg.

            Russland, Usa bis zur Türkei hat da Interesse dran.
            Wer Zugang zu den Rohstoffen hat, dem hat auch macht und kann das ausspielen. Nach der Wende weiss ich das, auch Amerikaner in der Ukraine Land gekauft haben und die wollten da was aufziehen.
            du darfst nicht zuviel rechte Netzmedien lesen ;).

        • Der Brandenburgbauer sagt

          Moin Brötchen, die Spielchen wie Du es nennst, was diev Ukraine betrifft laufen ganz anders. Das ist kein Spass, das ist Realität, da ist nichts mehr von fruchrbarem Schwarzerdegebiet übrigeblieben. Da liegt alles in Schutt und Asche. Putin, dafür verantwortlich zu machen ,wie Du es hier darlegst, zeugt von Unwissenheit und Unkenntnis. Tut mir etwas Leid ,Dir das als Landsmann und Brandenburger sagen zu müssen.

          • Sind denn da dann auch die guten Böden verseucht, Brandenburger?

            Sind dort die Böden noch besser, wie in der Magedburger Börde?

      • *Seufz* …dann nimm doch Weizen, Roggen, Mais etc.
        Es ging nicht um die Tonne Reis, die man aus dem Urlaub mitbringt.
        Es ging um Konkurrenz aus Drittstaaten. Innereuropäische Konkurrenz ist ja wohl irgendwo durch Kapazitätsgrenzen begrenzt.
        Transportkosten machen es auch nicht leichter.
        (Gut, dass ich kein Pauker bin.) 😉

    • fingerphilosoph sagt

      Der EU-Außenschutz gilt solange, wie die Produktion im eigenen Land funktioniert.

      Wenn die etwas „mehr Öko-Diktatur“ dazu führt, dass Artenvielfalt vor der eigenen Haustür wichtiger wird als Lebensmittel und die Versorgung mit Lebensmitteln deshalb in Europa nicht mehr gewährleistet ist, fallen die Schranken weg und es wird importiert, was hier fehlt.

      Was in Europa aufgrund anderer Prioritätensetzung weniger produziert wird, fehlt auf dem Weltmarkt. Die Bio-Landwirtschaft bringt nun mal weniger Ertrag.
      Was wir importieren, bekommen andere, die gleichermaßen Nahrung brauchen, nicht auf den Teller. Da wird auch etwas übersehen und von einigen wohl bewusst unterschlagen, nämlich dass diese neu entdeckte Liebe zur Artenvielfalt auf Kosten Anderer geht.

      Wenn man da gegensteuern und sich mit Artenvielfalt aus dem eigenen Land ernähren will, braucht es mehr als nur „etwas Öko-Diktatur“, nämlich die radikale Öko-Diktatur, die soweit geht, den Menschen im Land vorzuschreiben, wieviel Kalorien sie in welcher Form konsumieren dürfen.

      „Etwas mehr Öko-Diktatur“ – als könnte man Diktatur dosieren!! Selten so gelacht.

      • Du denkst immer in Schwarz und Weiß, Biodiversität nicht zur Selbstzweck, Problem und Ansatzpunkt: Ernährung/Anteil tierischer Produkte. Ist übrigens kein Spleen von Veganern, sondern Konsens unter Agrarwissenschaftlern. Die Regierung traut sich das aber ebensowenig zu thematisieren wie ein Tempolimit auf Autobahnen, Höherbesteuerung von SUVs und Besteuerung von Flugbenzin.

        • Jetzt dreh mir nicht noch aus „Tempolimit“ einen Strick, wegen Limit. Geht nicht um Rationierung. Höhere SUV-Steuern würde dazu führen, dass sich weniger nur normal verdienende Menschen gebrauchte SUVs leisten würden. Der Gebrauchtwagenmarkt wäre weniger attraktiv, was auch zu weniger Neuanschaffungen durch Unternehmen (Dienstwagen, Unternehmensflotten) und Gutvwerdienern zur Folge hätte. Steuern sind ein gutes Instrument. Für den einen ist es Diktatur, der oder die andere freut sich, dass sie wieder mehr über Autos hinwegblicken kann, wobei da sich auch ehemalige SUV-Fahrer durchaus freuen könnten.

          • fingerphilosoph sagt

            Ehemalige SUV-Fahrer können nicht über andere Autos hinwegblicken. Das können nur die, die SUV-Fahrer bleiben.

            Wenn die SUVs hierzulande durch Steuern zu teuer für den normal verdienenden Menschen werden, werden sie halt in ein Land exportiert, das weniger Steuern darauf verlangt. Ob die SUVs nun in China, Russland, USA oder Deutschland herumfahren, ändert an der Gesamtbilanz nix. Und die deutsche Öko-Diktatur kann nun mal nicht über die Steuern in China entscheiden. Was Du vorhast, funktioniert nur mit einer radikal-öko-diktatorischen Weltregierung. Ist es das, was Dir vorschwebt?

            • Sabine sagt

              Nur mal am Rande: In China fahren mehr E-Busse, E-Autos und – super beliebt- E-Roller herum als in ganz Europa und Amerika zusammen. Chinas Partei fand, dass es in den Großstädten nicht so weiter gehen konnte mit der Luftverschmutzung. Da man nun die Industrie nicht mit zu vielen Luftreinhaltevorschriften abwürgen wollte, gab es Investitionen in die E-Mobilität. Die Partei wollte E-Autos und die Ingenieure lieferten brav die Technik und die E-Mobil-Start-Ups gedeihen. Wenn auch nicht so schnell wie die Führung es wünschte. E-Auto-Quote wird erst im nächsten Jahr verbindlich. Also 2019. Während wir krampfhaft die olle Diesel-Technik versuchen mit noch einem Filter und noch einem Kat zu retten.

        • fingerphilosoph sagt

          Musst Du Dir jetzt schon Autorität von Agrarwissenschaftlern borgen, um Deinen Standpunkt zu untermauern?

          Die Regierung traut sich nicht, den Ansatzpunkt Ernährung/Anteil tierischer Produkte radikal-öko-diktatorisch anzugehen.

          Mit schönrednerischem „thematisieren“ meinst Du realiter doch wohl, den Fleischkonsum des Einzelnen per Gesetz einzuschränken? Hunde- und Katzenhaltung zu verbieten? Oder was schwebt Dir vor? Werde bitte mal konkret.

        • O mein Gott… Gesetze sind ein Mittel, ja, aber nicht, wie Du denkst. Mit Dir hat es keinen Zweck zu diskutieren, das ist Perlen vor die Säue werfen. Rückfragen von anderen beantworte ich hingegen u.U. gern.

          • fingerphilosoph sagt

            Argumentum ad hominem: Beliebte Strategie, wenn man keine sachlichen Argumente mehr hat. Oder eben nicht konkret werden will.
            Lustig, dann auch noch von „Perlen“ zu sprechen. „Seifenblasen“ wäre treffender. 🙂

      • Um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten oder wieder herzustellen, gibt es gewissen Richtlininien, wo man sich dran halten muß, also eine Diktatur, oder?

        Ja, Hunger geht vor Öko,
        aber Bauern können sich ja mal Gedanken drüber machen, wie man das vereinbaren kann.
        Aber Öko ist ja weltweit, siehe Klimawandel,

        aufgeklärte Leute müssen da auswägen!
        Die Ökodiktatur gilt weltweit!

      • Artenvielfalt
        http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=77453

        ist sie wirklich neu entdeckt?

        Das wußten die alten Bauern schon immer, egal wo auf der Welt, deswegen ist es ein Teil von der Ökologie.
        Die wurde nur in der Industrialisierung vernachlässigt!

        Deswegen ist sie für Berufsfremde, die in der Industrialisierung ihr Geld verdienen eben eine Modeerscheinung.

        Sie war aber schon immer da, sogar viel eher als wir Menschen.
        Steht sogar in der Bibel!

    • Bauer Willi sagt

      @Adt, mehr Artenschutz ist möglich. Eine Extensivierung bedeutet gleichzeitig auch einen Rückgang der Menge. Einverstanden? Der Mengenrückgang wird durch Importe aufgefüllt, so wie es derzeit stattfindet. Wegen der Dürre werden rund 7 Mio. t Weizen und Mais importiert. Wenn wir extensivieren, werden weitere Mengen importiert werden, was zum einen mit großer Wahrscheinlichkeit den Preis nach oben treibt. Das ist für ärmere Länder, die nicht über genügend eigenes Getreide verfügen (Nordafrika) nicht günstig. Höhere Preise in Südamerika führen auch dazu, mehr nutzbare Fläche zu schaffen und den Cerrado zu Acker zu machen. Auch nicht günstig, oder? Mitteleuropa ist prädestiniert für Getreideanbau. Warum also Flächen im Ausland in Anspruch nehmen? Und nochmal: ja, wir können extensivieren und mehr für den Artenschutz tun. Aber ist das gesamtwirtschaftlich auch sinnvoll?

      • Nein, Bauer Willi, Deutschlands Agrarproduzenten geben nicht den Armen dieser Welt, sie nehmen den Armen.

        Verständlicherweise. Weil der Konsument den Auftrag dazu erteilt.

        Übrigens bin ich nicht für Extensivierung, sondern für mehr Saumstrukturen.

        J. Poore1,2, T. Nemecek3, Science 01 Jun 2018: „Reducing consumption of animal products by 50% by avoiding the highest-impact producers achieves 73% of the plant-based diet’s GHG emission reduction for example.“

        Da ist sogar noch Spiel für das ein oder andere Feldgehölz…

        • Das wollte ich einfügen:

          Weizmann Institute of Science, The opportunity cost of animal based diets exceeds all food losses, PNAS March 26, 2018:

          „We find that although the characteristic
          conventional retail-to-consumer food losses are ≈30% for plant and animal products, the opportunity food losses of beef, pork, dairy, poultry, and eggs are 96%, 90%, 75%, 50%, and 40%, respectively. This arises because plant-based replacement diets can produce 20-fold and twofold more nutritionally similar food per cropland than beef and eggs, the most and least resource-intensive animal categories, respectively.“

        • also sidn für dich die Agrarproduzenten die Konserne wie Nestle, AdT

          nicht die Bauern?
          Die Nahrungsmittel wachsen auf dem Feld und/oder werden im Stall von Tieren produziert.

          • Ja, die nutzen Afrika und auch unsere Bauern aus,
            Hauptsache billigen Rohstoff und auch sonst innovative Geschäftemacherei in ihren Sinne, ohne Rücksicht auf Verluste!

  5. Ludwig sagt

    Wir wurden schon konkret.
    Irgend wann kam der Vorschlag für ein Punktesystem. Ähnlich dem Schweizer system.
    Ich fände das recht sympathisch. Man müsste eine mindeste Punktzahl erreichen für die Grundprämie oder ähnliches. Weitere freiwillige Punkte würden extra vergütet. Das würde dem Bauern als Unternehmer entgegen kommen und jeder könnte selbst entscheiden welche Maßnahmen aus dem Punktekatalog zu ihm, seinem Hof und seiner Wirtschaftsweise passen.
    Andere bezeichnen das auch als Honorarordnung für Landwirte, analog zu Architekten, Tierärzten, u. a.
    Das System liesse sich auch neue Anforderungen anpassen. Wenn z.B. Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, oder sich neue Erkenntnisse oder Erfordernisse ergeben.

    • Vielleicht sollte da wirklich ein Landschaftsarchitekt ran, damit es aus einem Guss ist, größeren Zusammenschlüssen zugeordnet. Vielleicht möglichst deckungsgleich und abgestimmt mit Hegeringen. Wie sagte es eine grüne Landesministerin: Natur ist hierzulande eh Fiktion.

    • Obstbäuerin sagt

      Wer hat denn das Punktesystem vorgeschlagen, Ludwig? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

  6. Thomas Apfel sagt

    Ich war am 13.11. in Berlin bei einer Tagung beim DVL (Deutscher Landschaftspflegeverband) „Umsetzung betrieblicher Beratung zur Biodiversität nach GAP 2020“. Mein Eindruck ist, es gibt enorm viele Absolventen verschiedener Landnutzungs-, Umweltgestaltungs- und anderer Ökologie orientierter Studiengänge für die Arbeitsplätzchen gebacken werden müssen.
    Die verpflichtende Biodiversitätsberatung wird kommen und wahrscheinlich Bestandteil der QS- und ähnlicher Zertifizierungssysteme werden.
    Sehr widersprüchliche Aussagen waren manchmal innerhalb eines Vortrages zu hören.
    Zum Beispiel Prof Volkers aus Gießen: Einerseits bekannte Glaubenssätze: „Krefeldstudie ist allgemeingültig; 50 % der Lebensmittel werden weggeworfen; Die Artenvielfalt ist durch die schonende Landbewirtschaftung im Mittelalter entstanden; die Intensivierung der Landwirtschaft und Sekundäreffekte der Pestizidanwendung sind das Problem.“
    Andererseits im selben Vortrag: „Die Agrarproduktion muß steigen, das ist das unterschätzte Thema überhaupt. Alles was bisher an Migration und Populismus da ist, ist ein Witz gegenüber dem was kommt, wenn wir dieses Problem nicht lösen.“
    Entgegen den Maximalforderungen des NABU nach 20 % ÖwF und totaler Extensivierung scheint es in Richtung 10 % ÖwF und verpflichtender Beratung zu gehen. Und damit werden wir uns arrangieren müssen !!

    • Thomas Apfel sagt

      Kurze Anmerkung : die Kommentarfunktion verschluckt Wortteile am Zeilenende ! Das ist ärgerlich.

    • Na ja, vielleicht trifft es das Wort „Zielkonflikte“ eher und nicht „Widersprüche“. Möglicherweise hat Ludwig einen Teil des Interessenausgleichs angesprochen, als er unten sagte:

      „Auf meinen Einwand die Ernährung bei Diskussion nicht aussen vor zu lassen, wurde eine Karte an die Wand mit „Ernährung“ gepinnt. Nach kurzer Zeit kam eine andere Karte und verdeckte die Ernährung zur Hälfte.
      War das nun Absicht, Nachlässig oder Freud?“

      Tja, es traut sich kein politischer Akteur, es anzusprechen. Aus Angst vor den Millionen Fingerphilosophen mit pseuoskeptischen Ursprünglichkeitsvorstellungen aus den 80ern.

      • Bauer Willi sagt

        Genau das ist der Punkt: Nahrungsmittelproduktion oder Artenvielfalt. Vielleicht kapiert das mal einer, dass das ein Zielkonflikt ist. Seit tausenden von Jahren. Wenn ich einen Anwalt in Düsseldorf durchfüttern soll (gerne auch mit Müsli und fleischfrei 🙂 ) dann muss das Unkraut aus meinen Kartoffeln und Zuckerrüben raus. Ob ich das nun mit der Hand rausziehe oder abflämme oder wegspritze, darüber lasse ich ja mit mir reden. Aber anschließend ist das „Ackerbegleitgrün“ eben weg.

        Und jetzt sagt mir bitte, was ihr von mir wollt!

    • bauerhans sagt

      „Die Artenvielfalt ist durch die schonende Landbewirtschaftung im Mittelalter entstanden“

      die konnten leider nicht anders,weil überall die KIRCHE ihre daumen drauf hatte.
      will jemand dahin zurück!!

      • neulich war ich an Stand der GRÜNEN und diskutierte so
        da kam ein unter 20 jähriger Schnösel und machte den Grünen an, sie würden lauter quatsch verbreiten und damit dem Klimaschutz wäre Geldmacherei und Hochs und Tiefs habe es schon immer im Klima gegeben…

        Und warum haben die Neandertaler vor der Eiszeit nicht schon Atomkraftwerke zum Laufen gebracht, vielleicht hätten die die Eiszeit vermieten, hörte sich so an, wie
        die wußten was sie taten, die hatten keine Angst vor Klimaveränderung,

        Ich habe mir keine Mühe gemacht, ihm zu erklären, dass die damals das technische Know-how noch gar nicht hatten.

        Hatten die das im Mittelalter schon?
        Die mußten naturkonform wirtschaften, sonst hätten sie nichts geerntet, sie hatten deswegen sogar die Dreifelderwirtschaft (2 Jahre ernten und das 3. Jahr Brache) weil sie noch keinen Dünger hatten, als aber der Stallung als Dünger entdeckt ca. 1965 worden ist, da konnte alle 3 Jahre bzw .jedes Jahr angebaut werden. Ab da hatte der Kaiser für seine Bevölkerung 1/3 mehr Nahrung …

        Ob ab da die Industrialisierung begann? 1865?

        Wurde ab da mehr Fleisch gegessen?
        Hirnnahrung?
        Mehr Innovationen?

        Nimmt man das nicht im Schulfach Geschichte durch?

      • Thomas Apfel sagt

        Guten Morgen Bauerhans,
        das war ironisch gemeint. Ich war einfach erstaunt, das ein Professor aus dem Agrarbereich so einen Müll erzählt. Die Landwirtschaft im Mittelalter war extremer Raubbau und Übernutzung mit der Folge von Hunger und Armut (z.B. Plaggenwirtschaft in norddeutschen Geestgebieten). Deshalb hier auch zum Abfall die Korrektur: Es landen rund 20 % der Lebensmittel im Abfall und nicht 50 %.
        Davon sind 41 % vermeidbar. Das sind 8 % der insgesamt verbrauchten Menge.
        Der 50 % „Fake“ ist durch ständige Wiederholung über die Medien in die Köpfe eigebrannt , ist aber falsch und wird immer als Begründung herangezogen das Umstellung der Landwirtschaft auf Öko-Landbau bei weniger Abfall (Verbraucherschelte ?) problemlos genug Lebensmittel herstellen kann.

        • Brötchen sagt

          moin, ich weiss, das es im Mittelalter die waldweide gab. die rechte wurden vergeben und es gab feste Zeiten im Jahr, wo der Wald genutzt werden durfte! wegen der übernutzung. dafür musste bezahlt werden.
          zu der Zeit reichte die Ernte nicht, um Tiere zu füttern. bis 1865 und darüber hinaus konnten die Wirtschaften nur soviel Hühner und schweine gehalten werden, wie es Abfälle gab. z.b. Töpfe ausgespült usw. schweine waren reine abfallverwerter. das korn reichte kaum für die Wirtschaften.
          erst mit der industriealisierung konnte dann die überprod. an Getreide genutzt werden. die grossen Güter hatten rel. viele Schweine, weil die viel Personal hatten und deshalb viel Abfall.
          die Bauern hatten in armen Gegenden ein zwei Schweine. ziegen, Schafe und vielleicht eine Kuh.
          die Tierzucht um 1900 war deshalb in England führend, weil durch die Industrialisierung und die Kolonien viel Reichtum vorhanden war. aus dem Grund hat das arme Dänemark viel Butter nach England exportiert. durch die Verwertung der Molke hat sich dann die schweinehaltung dort entwickelt. d. war da noch nicht so weit.

          das ist knapp 100 Jahre her und heute haben manche den Schnapsidee ohne Tiere auskommen zu können. theoretisch mag das gehen, rein aus prakt. und geschichtl. Sicht halte ich das für gewagt.

  7. Ludwig sagt

    Moin, Willi,

    du hast die Diskussionen auf Vilm sehr gut wieder gegeben.
    Ich war gerne auf der Veranstaltung und ich finde weglaufen ist absolut keine Alternative. Wir Bauern müssen uns diesen Diskussionen immer wieder stellen und zumindest versuchen regulierend einzugreifen.
    Ich erinnere mich an ein kleines Detail im Workshop. Auf meinen Einwand die Ernährung bei Diskussion nicht aussen vor zu lassen, wurde eine Karte an die Wand mit „Ernährung“ gepinnt. Nach kurzer Zeit kam eine andere Karte und verdeckte die Ernährung zur Hälfte.
    War das nun Absicht, Nachlässig oder Freud?

    Auf einer ähnlichen Veranstaltung in der letzten Woche beim WWF ging die Diskussion um den „lebendigen Boden“ in die gleiche Richtung. Ernährung wird hinten angestellt. Nahrung kommt aus dem Supermarkt, wie Strom aus der Steckdose.

    Gruselig wird es nächste Woche, wenn die UBA zum Tag des Bodens bei einer Veranstaltung den Boden und Das Kapital im Karl-Marx-Jahr thematisiert.
    Wobei völlig ausgeblendet wird, dass überall wo die Thesen von Marx in die Realität übertragen wurden, es zu Millionen von Toten und Hungernöten gekommen ist. Bis heute auf Kuba.
    Der intensive Austausch mit dir hat mir grossen Spass gemacht und 4 Stunden Zugfahrt waren sehr kurzweilig.

  8. Paulus sagt

    Vielleicht war es nicht sehr geschickt vor solch einem Gremium über eine Krefelder Studie zu referieren, zumal diese wissenschaftlichen Anforderungen nicht Standhält.
    Des Weiteren begibt man sich in eine schwache Position wenn man nicht selbst konkrete und realistische Lösungsvorschläge unterbreiten kann. Inwieweit Bauer Willi dazu vorgetragen hat kommt in seinem Beitrag leider nicht zum Ausdruck.
    Ich habe mich des Öfteren in Gremien mit anderen Disziplinen auseinander zu setzen und bin immer froh, wenn meine Kontrahenten derartige Schwächen zeigen. Das beziehe ich jetzt nicht auf Bauer Willi sondern in erster Linie auf seine Gegenspieler.
    Ein Schwachpunkt auf der bäuerlichen Seite scheint mir zu sein, dass diese bestrebt ist, gewisse mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr lange haltbare bzw. noch geduldete Zustände zu konservieren, während Andersdenkende schon einen oder auch zwei Schritte weiter sind und zunehmend gesellschaftliche Anerkennung finden.

    Unser geschätzter Fingerphilosoph mag euch Bauern ja aus dem Herzen gesprochen haben, von mir hat er kein Sternchen bekommen. Ich erwarte selbstverständlich, dass die Bauern hochwertige Nahrungsmittel produzieren und sich gleichzeitig im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Natur einsetzen. Abgesehen von den eigenen Interessen werden sie dafür subventioniert und bezahlt. Daraus resultiert eine gewisse Erwartungshaltung seitens der Verbraucher. Nicht dafür, dass z.B. in Mastställen x-tausend Puten sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Könnte ich jetzt noch beliebig ausweiten …
    Bei den Ackerbauern gehe ich mit meiner laienhaften Vorstellung davon aus das das Interesse an gesunden und ertragreichen Böden überwiegt, bei den Massentierhaltern schätze ich das völlig anders ein.

    • Da spricht sicherlich auch der Jäger. In dieser Gruppe der Landnutzer wird ja auch die Intensivierung der Landwirtschaft (Glyphosat, ausgeräumte Landschaft) kritisch gesehen. Oder wie siehst Du das?

      So mancher wünscht sich also (zurück), was der Fingerphilosoph als „Scheinidylle“ bezeichnet? Alles, was noch steht, sich naturverjüngt oder klassisch aufgeforstet wird: es ist nur Schein. Und der Rehrücken auf Deinem Teller ist in Wirklichkeit: vegan. 😱

      • Ferkelhebamme sagt

        Wir besprechen mit den Jägern wo und wieviel Wildacker sinnvoll ist, legen auch mal mehr an, als gesetzlich vorgeschrieben. Die Folge: langfristige Pachtverträge zu moderaten Preisen. Und Reh gratis dazu. Man muss nur miteinander reden 😊 Funktioniert natürlich nicht bei Verpächtern, die Land rein als Kapitalanlage sehen. Da müsste zuerst angesetzt werden, damit dieser Pachten-Irrsinn aufhört.

        • Das ist ja nett, aber in der Diskussion geht es ja vor allem um Habitate für Niederwild wie das Rebhuhn, aber auch um nicht jagdbare, geschützte Arten. Wildäcker dienen ja eher der Ablenkung des ohnehin vorhandenen Reh- und Hochwilds von den Feld- und Forstkulturen.

          Investoren und institutionelle Anleger scheinen mir da politisch schon fast pflegeleichter zu sein. Sie haben Mengenvorteile bei der Herstellung und Pflege von Landschaftsbestandteilen, wenn es drauf ankommt, und die Aufwendungen dafür sind heute schon eingepreist. Auf Kante genäht ist da nix.

      • Paulus sagt

        @AdT
        An diesem verteufelten Glyphosat und den Neonics kann der Rückgang an Niederwild und sonstiger Kreaturen m.E. nicht (nur) liegen. Ich bin mit einem Landwirt in der Zülpicher Börde befreundet. Das ist tatsächlich eine eher ausgeräumte Landschaft und gerade zimperlich erscheint er mir in der Wahl seiner Mittel auch nicht zu sein. Wenn ich von dort des Abends nach Hause fahre nehme ich eine Abkürzung über diverse Feldwege und wundere mich jedes Mal über die nahezu unglaubliche Anzahl an Hasen. Es gibt dort auch Feldhühner, die ja nicht nur auf die Samen irgendwelcher Beikräuter sondern auch auf Insekten angewiesen sind.
        Tja, was soll ich sagen, der hat auf seinem Ungetüm von Trecker auch immer eine Flinte dabei und hält die Prädatoren kurz. Die Füchse sind bei ihm durchaus gerne gesehen und werden als Mäusevertilger geschont. Die Rabenkrähen werden kurz gehalten und Sitzkrücken für Greife stellt der garantiert nicht auf.
        Kann man jetzt so oder so bewerten.
        In seiner Eigenjagd mit intensiver LW wird eine Gesellschaftsjagd nach zwei Std. abgeblasen weil 20 Hasen und einige Fasane zur Strecke gekommen sind. In einem Revier, z.B. im Sauerland, mit vermeintlich besseren Strukturen und teils extensiver LW lag am Ende eines Jagdtages neulich gerade mal ein Hase auf der Strecke. Beim Schüsseltreiben bemühte sich der „Jagdkönig“ um freundliche Worte.

        Ach so lieber AdT, unser Tochterherz hat ein wenig geschummelt. Sie hat bei ihrem veganen Gericht nebst einem ordentlichen Schuss Rotwein und Rübenkraut ein Löffelchen von dem Wildfond verwendet, den ich stundelang gekocht und reduziert hatte. Selbstverständlich ein absolutes No-Go für die Vertreter der reinen Lehre.
        Aber keine Sorge, das kriegen die LM-Chemiker auch noch in den Griff.

        • Danke. Ich habe Dir ja erzählt, dass ich als Jugendlicher das grüne Abitur gemacht habe. Jäger bin ich nicht. Ich bin aber drauf und dran, den Jagdschein zu lösen und mit auf die Jagd zu gehen. Nach einem Waffenschrank habe ich auch schon geschaut. Was mich derzeit schon abhält, ist, dass ich Löcher ins Parkett bohren müsste… Sonst hätte ich mir längst einfach so eine Büchse und einen Revolver zugelegt. 🙂

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      Ja, ich habe konkrete Vorschläge gemacht:
      – Das Greening dahingehend verändern, dass die Brache mehr gefördert wird als den Zwischenfruchtanbau, den wir ohnehin machen.
      – Naturschutz als Betriebszweig statt auf Entschädigungsniveau (meine Gillbachaue)
      – Win-win-Modelle mit klarer Zielsetzung: Was soll gefördert werden? Hamster, Kiebitz, Insekten… Und mir dann sagen, wie das geht.
      – Bewusste Anlage von „wilden Ecken“, siehe Prof. Kunz (Totholzhaufen, Trockenrasen, Lehmkuhlen). Da muss aber auch die Gesellschaft mitspielen (Kommunen) Sonst lädt da jeder seinen Müll ab.

      Fazit: Naturschutz muss uns Landwirten Spaß machen. Statt dessen dauernd das Wort „Ordnungsrecht“. Als ob man Artenvielfalt verwalten kann. Wie das dann aussieht, kann man ja im Video mit Werner aus der Schweiz sehen. Und Spaß bedeutet nicht nur Geld, aber auch.

      Zu den Zahlungen: wenn ich 10 Hektar Blüh- und Bienenweide mache, kann ich das. Aber eben nicht zum Nulltarif. Und wenn ich Geld dafür haben will, finden das die Naturschützer unverschämt. Das nervt. Die Bauern müssen… Das ist doch kein Dialog!

      • Schmeckt gut sagt

        Willi, prima, diese Vorschläge. Lassen sich relativ schnell umsetzen. Aber warum dürfen wir nicht darauf pochen, für wirtschaftliche Einbußen einen Ausgleich zu erhalten? Fast allen „Forderern“ ist bewußt, dass die Marge, mit der wir arbeiten müssen, die Probleme entstehen ließ. Und dass uns diese Entwicklung als selbstverschuldet vorgeworfen wird, provoziert doch eine trotzige Reaktion von den Bauern. Als wenn wir uns die niedrigen Preise gewünscht hätten (vor 20 Jahren gab es massiven öffentlichen Druck, der genau diese Entwicklung ausgelöst hat). Von diesen reflexartigen Reaktionen können sich keine Berufsgruppen freisprechen (siehe z.Z. die Reaktion der Kumpel in den Braunkohlerevieren). Auch dein Hinweis, wir können alle Bio, ist absolut richtig. Die allermeisten Bauern stellen aber eine Umstellung auf Bio in Frage, weil ihnen absolut bewußt ist, dass in unserem Hochkostenland ein hoher Wettbewerbsnachteil gegenüber unserer Konkurrenz besteht. Dieser wurde und wird übrigens noch angeheizt durch eine massive EU-Förderung außerhalb D durch GMO-Mittel. Hier kann „Germany first“ sehr helfen, also eine „trump-sche“ Gegenwehr. Alles Bio – auch die Importe – prima Idee. Hat aber das Potenzial zum Auslösen eines Aufstands. Wie können die Bauern nur so etwas fordern – Gleichbehandlung im Wettbewerb – eine Frechheit. Dafür hat die Branche es verdient, über die Klinge zu springen 😉

      • Heinrich Steggemann sagt

        @ Bauer Willi
        An jedem Hektar hängen bei mir nochmal ca. 80 Arbeitsstunden im Stall. Würde einem Viehhalter pro Hektar Brache mehr Geld bezahlt als dem reinen Ackerbauern (Verdienstausfall im Stall / Mehrkosten für überbetriebliche Nährstoffverwertung)?
        Ich wirtschafte in einer kleinteiligen Landschaft. Für mich wäre die Aussaat schnellblühender Kurzzeitzwischenfrüchte direkt nach der Getreideernte eine Möglichkeit die Insektenwelt ab Mitte August mit vielfältigen Blüten zu versorgen. Umbruch Mitte bis Ende September, um ein aussamen zu verhindern. Wie könnte ein insektenschonender Umbruch aussehen? Nur nachts? Danach folgt eine winterharte Zwischenfruchtmischung oder Wintergetreide. Kombiniert mit entsprechender Aufwertung der umliegenden bereits vorhandenen Saumstrukturen als Rückzugsorte und Überwinterungsquartiere, würde keine zusätzliche Flächenkonkurenz entstehen. Mäharbeiten dort auf das Nötigste beschränken, vielleicht Abschnittweise nur jedes zweite Jahr, oder ein schonender Hochschnitt auf 30cm zwischen den Strassenbegrenzungspfählen per Doppelmessermähwerk anstatt mit Mulcher knapp über der Erdoberfläche.
        Beim jetzigen Greening beginnen wir nicht vor Mitte August mit der Zwischenfruchtaussaat, damit die Pflanzen nicht mehr in die Samenreife kommen. Der Blühbeginn ist dann aber vielfach zu spät für die Insekten.
        Wir Landwirte sollen uns bewegen, das gleiche erwarte ich dann auch von denen, die Forderungen an uns herantragen.
        Aus meiner Sicht wäre es z.B. zielführend, das sich Naturschützer zusammenschliessen, als Gruppe einen Hof pachten, auf eigenes Risiko bewirtschaften, und mit ihren Erzeugnissen den konventionellen Massenmarkt beliefern. Dort können Sie dann all ihre Theorien erst mal unter Marktdruck bis zur Praxisreife bringen und gleichzeitig zum anerkannten Diskussionspartner auf Augenhöhe für die breite Landwirtschaft werden.

        • Bauer Willi sagt

          @Heinrich
          jeder Fall ist anders. Deine Schilderung zeigt ja sehr gut, dass Du weißt, wie man Insekten fördert. Breitere Saumstrukturen hatte ich tatsächlich vergessen, damit wird die Landschaft ja auch gut vernetzt. Für Vögel wäre auch ein breiterer Saatreihenabstand möglich.
          Was mir und Dir vermutlich auch „auf den Zeiger geht“: Wir wissen halbwegs, wie ´wir mehr Artenvielfalt hinbekommen. Gemeinsam mit den Naturschützern könnten wir ein unschlagbares Team werden. Aber ich lasse mich nicht gerne bevormunden! Und ich erwarte von einem Dialog, dass man auf meine Vorschläge und Einwände eingeht und nicht gleich mit „Ordnungsrecht“ kommt. Dann habe ich keinen Bock mehr!

          • Heinrich Steggemann sagt

            @Bauer Willi
            Genau. Von den zwanzig Jahren als Konstrukteur für Sondermaschinen habe ich für mich folgende Erfahrungen mitgenommen:
            Wenn man was neues erschaffen will, bzw. weiterentwickeln will, braucht man die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure. Der Kunde incl. seiner Mitarbeiter sollten geschlossen hinter dem Maschinenkonzept stehen, ansonsten ist eine erhöhte Reklamationsquote gewiss. Beim ausmessen von Maschinenumbauten war es mir immer wichtig, die Maschinenbediener nach ihren speziellen Detailwünschen zu fragen. Während der Konstruktion immer wieder Rücksprache mit den Schlossern und Elektrikern halten und deren Erfahrungen und Wünsche für den späteren Bau mit einfliessen lassen. Speziell was umsetzbar ist und was nicht. Zulieferer von Sonderbauteilen nicht vergessen. Vertrauensvolle Zusammenarbeit aller incl. des Kunden, um auftretende Probleme gemeinsam zu lösen, ohne vorher unnütz Kräfte bei schwarze Peterspiele zu vergeuden. Einzelne “ besserwisserische Kings “ haben sich nie lange in der Firma gehalten. Ein gutes Betriebsklima und Motivation jedes Einzelnen sind wichtig für den betrieblichen Erfolg. Mein Chef sagte immer: Wir können nur das Geld verteilen als Löhne und zur Investition in die einzelnen Arbeitsplätze, was wir vorher auch erwirtschaftet haben. Meine Zeichnungen habe ich immer als Vorschläge gesehen, die nicht in Stein gemeisselt sind. Überstunden wurden selbstverständlich bezahlt.
            Als Landwirt soll ich aber mehr leisten, mir in meine praktische Arbeit von oben herab reinreden lassen, unter Umständen Erlöseinbussen durch Mindererträge hinnehmen und dann noch für den finanziellen Ausgleich kämpfen müssen und mich gleichzeitig schief angucken lassen. Motivation zur Weiterentwicklung sieht anders aus. Von der Landwirtschaft wird verlangt ihre Wirtschaftsweise zu überdenken. Vom Naturschutz fordere ich das gleiche. Einfach mal die Aussage, diese oder jene Massnahme sollten wir aus heutiger Sicht anders machen.

      • „Zu den Zahlungen: wenn ich 10 Hektar Blüh- und Bienenweide mache, kann ich das. Aber eben nicht zum Nulltarif. Und wenn ich Geld dafür haben will, finden das die Naturschützer unverschämt.“ Versteh ich jetzt nicht ganz. In Süddeutschland gibt es KULAP und FAKT (Förderprogramm für Agrarumwelt, Klima und Tierwohl) in denen solche Massnahmen honoriert werden. Der Zuspruch der Bauern ist derart hoch, das jetzt sogar ein „Vorantragsverfahren“ eingeführt werden musste, um entsprechende Haushaltsmittel bereitstellen zu können. Gibt es so etwas in NRW nicht? Gerade BW scheint ja ohnehin ein Ökoparadies zu sein. Kleinstrukturierte, vielfältige LW, keine Nitratprobleme, keine Massentierhalung, keine pestizidbelastete Nahrungsmittel und große Naturschutzflächen. Da habens NABU und Konsorten richtig schwer, noch ein Haar in der Suppe zu finden. Aber, die Nahrungsmittelproduktion in rückläufig und wird in den nächsten Jahren weiter zurückgehen, regionale Nahrungmittel werden dann zur Ausnahme. Deshalb ist die Aussage von fph absolut richtig, wieder zu einer realistischen Prioritätensetzung zurückzukehren, Nahrungsmittelerzeugung ist Pflicht, alles andere die Kür.

        • Schmeckt gut sagt

          Es gibt in BW aber ein riesiges Problem: durch diese kleinen Strukturen funktioniert der Direktabsatz zwar sehr gut und auch zu hohen Preisen, die Betriebsnachfolger sehen aber auch die enorme Arbeitsbelastung in der Familie, die ja durch fehlende Arbeitskräfte noch zunimmt. Die Industrie in BW bietet so attraktive Arbeitsbedingungen, dass für viele gut ausgebildete Nachfolger die Entscheidung für oder gegen Weiterführung des Betriebs zwar enorm schwer fällt (Herzblut), aber nach Gründung einer Familie oft unausweichlich ist. Ein Armutszeugnis für die Politik, die unsere nachfolgende Generation praktisch im Regen stehen lässt. Biodiversität hin oder her – eine Umstellung auf Bio macht die Beschaffung von Arbeitskräften auch nicht einfacher.

        • Arnold Krämer sagt

          Mark: „Und wenn ich Geld dafür haben will, finden das die Naturschützer unverschämt“.
          Bisher wird in der Förderung vor allem ein Aufwandsausgleich für Agrarumweltmaßnahmen gewährt. Die Angebote dazu sind im Süden vielfältiger und großzüger als im Norden. Das hängt mit den jeweiligen Agrarstrukturen und der notwendigen Kofinanzierung durch die Länder zusammen. Der Süden kann einfach mehr.
          Das soll sich in Zukunft ändern. Gerade auch die Umweltverbände sagen heute (die Diskussionen finden aktuell auf vielen Ebenen und in vielen Gremien statt) : Man muss mit den Umweltprogrammen Geld verdienen können. Also Prämiensätze rauf, das Ganze richtig attraktiv machen.
          Das heißt: Bei einem kleiner werdenden EU-Fördertopf steht für die intensive, konventionelle Landwirtschaft deutlich weniger Geld ab 2021 zur Einkommensstützung zur Verfügung. Von rund 300€/ha in D heute kann es schon Richtung 100 €/ha gehen.

            • Arnold Krämer sagt

              Die Gesamtprämie liegt bei knapp 300 €/ha wenn alle Greeningverpflichtungen eingehalten werden und das Umbruchverbot für Grünland eingehalten wird. Kleinere Unterschiede gibt es noch zwischen den Bundesländern und in Abhängigkeit von der Betriebsgröße

          • Obstbäuerin sagt

            Das bedeutet, eine gewollte Einkommensminderung von 30 % für den konventionellen Bauern, der nicht in der Lage ist, die Naturschutzauflagen zu erfüllen. Irgendwo muss das Geld für die höhere Bio-Förderung ja herkommen.

            • Obstbäuerin sagt

              Das stimmt, wenn man sich auf die Förderung bezieht. Da die Förderung aber nur die Hälfte des Einkommens durchschnittlich ausmacht, also 600 € und davon 200 € weniger sind etwa 30 % weniger Einkommen. Variiert natürlich je nach Bundesland.

    • bauerhans sagt

      „….werden sie dafür subventioniert und bezahlt.“

      ähnlich äussert sich unser jagdpächter (oberstudienrat a.d.)
      er zahlt geringe pacht,hat noch ne zweitjagd.
      paulus,schau in den agrarbericht der bundesregierung,da siehste,wieviel wir verdienen.

    • fingerphilosoph sagt

      Die Forderungen nach Artenvielfalt, Bodenschutz, Freilandhaltung, Tierwohl etc., mit denen derzeit zunehmend Druck auf die Landwirtschaft gemacht wird, wird nicht zu dem gewünschten Umdenken in der LW führen. Durch Zwangsmaßnamen und wachsenden Druck lässt sich dauerhaft kein Umdenken herbeiführen. Wer das nicht weiß, hat nichts davon begriffen, wie Menschen ticken.

      Wenn weiterhin Druck auf die LW ausgeübt wird, ist das wahrscheinlichste Szenarium, dass Deutschland bzw. Europa in zunehmendem Maß Nahrungsmittel importieren muss, weil der Selbstversorgungsgrad durch die Grabenkämpfe und zwangweise herbeigeführen „Agrarwenden“ sinken wird. Es kann mir keiner erzählen, dass mehr Artenschutz und Tierwohl praktiziert wird, wenn die Produktionsstätten weit weg sind und nicht mehr nachvollziehbar ist, woher die Lebensmittel tatsächlich kommen.
      Beispielsweise wird heute ein Großteil von dem Reis, der als thailändischer Reis vermarktet wird, in Vietnam produziert.

      Damit erweisen sich die Liebhaber von Artenvielfalt und Tierwohl einen Bärendienst. Um hier vor Ort ein paar Tagfalter und Fledermäuse mehr zu haben und ein paar Kühe mit Hörnern, wird die Artenvernichtung und die Massentierhaltung in andere Länder hineingetragen. Das nenne ich eben Schein-Idylle. Damit ist überhaupt nichts gewonnen. Die Liebhaber von Artenvielfal und Tierwohl erreichen das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigen. Mir ist der Preis für diese Art von „gutem Gewissen“ zu hoch. Dann habe ich lieber ein schlechtes Gewissen.

      Der Weg ist, die Sachverhalte korrekt zu benennen. X-tausend Puten, die sich nicht auf den Beinen halten können, sind X-tausend Puten, die sich nicht auf den Beinen halten können. Kastrierte Eber sind kastrierte Eber. Kastration ist schmerzhaft. Ackerbau und Artenvielfalt auf demselben Terrain schließen sich gegenseitig aus. 1 m² oder meinetwegen auch 1.3 m² für ein Schwein von 70, 80, 90 kg als „tiergerecht“ darzustellen, ist verlogen. So einfach ist das eigentlich.

      Wir müssen in den Diskussionen darum ringen, die Sachverhalte korrekt zu bezeichnen. Die persönlichen Interessen erkennen, die eine maßgebliche Rolle spielen bei der Benennung bzw. Beschönigung von Sachverhalten, und zwar bei allen Parteien, den Landwirten ebenso wie den Grünen, NGOs und Tierschützern. Und da schenken sich die beteiligten Parteien absolut gar nichts.

      Sowohl die Landwirte wie die Gegenspieler verfügen jedoch über Intelligenz. Sind die Sachverhalte korrekt benannt, können deshalb sowohl Landwirte wie Tierschützer ihre Schlüsse daraus ziehen und ihre jeweils persönliche Lösung für das Problem erarbeiten. So kommt eine Vielfalt an Lösungen zustande, die gleichberechtigt nebeneinander stehen, auch wenn sie einander widersprechen.

      Wer die Vielfalt an individuellen Lösungen mittels Zwangsmaßnahmen oder auch Subventionen zugunsten einer Einheitslösung, die für alle Betroffenen gleichermaßen gelten soll, ersetzen will, duldet „Artenvielfalt“ ja nicht mal im Bereich menschlicher Interaktion. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Einheitslösungs-Propagandisten wirklich die Richtigen für den Erhalt von Artenvielfalt sind, wenn sie selber gerade das Gegenteil von dem betreiben, was sie lautstark einfordern. Artenvielfalt entsteht dann, wenn man die Anderen, so nimmt, wie sie sind und sie auch so sein lässt. Das gilt nicht nur für Insekten, Bienen und sogenannte Unkräuter, sondern vor allem auch für Mitmenschen.

      • Obstbäuerin sagt

        Wenn wir hier bei uns eine Insel der GLÜCKSSEELIGEN schaffen, ist es eigentlich auch eine Form von Neokolonialismus, denn die Probleme werden in andere, meist ärmere Länder ausgelagert.

      • bauerhans sagt

        „Ackerbau und Artenvielfalt auf demselben Terrain schließen sich gegenseitig aus. 1 m² oder meinetwegen auch 1.3 m² für ein Schwein von 70, 80, 90 kg als „tiergerecht“ darzustellen, ist verlogen. So einfach ist das eigentlich.“

        ackerbau und artenvielfalt gehen zusammen,jedenfalls auf meinen feldern.
        und schweine haben nicht 1,3m2,sondern die buchtenfläche zur verfügung,es gibt drei gruppen in einer bucht,eine liegt,eine frisst und eine rennt rum,vorausgesetzt die haben gutes klima,gutes futter und nen passenden stall.
        das ist realität und nicht verlogen.

        • Brötchen sagt

          bauerhans sehe ich auch so. beim Tier gibt es schon haltungssysteme, die eine Verbesserung darstellen, auch wenn man die Arbeit seit 35 Jahren macht und mal zurück denkt.
          wenn ich bei uns bei Sonnenuntergang sehe, wie die Schweine im Auslauf aktiv sind und wie die neugierig rauskommen, sobald draussen was passiert und andere Tiere auftauchen. oder wie die Ferkel durch die Bucht schiessen. ich könnte davon Aufnahmen zeigen. oder wie alle Hühner aus dem Stall kommen, wenn sie mich wahrgenommen haben.
          aber gut es hat jeder seine Meinung und sterben müssen wir alle.
          Schiller und Goethe sind Tod und mir ist auch schon ganz schlecht.
          ist eben Natur.

        • fingerphilosoph sagt

          „Artenvielfalt“: ein Begriff, den jeder einschließlich meiner Wenigkeit fleißig im Munde führt, ohne zu wissen, was damit gemeint ist. Vier Arten gegenüber zwei bedeuten ja schon eine Verdopplung der Arten, wow, was für eine Vielfalt.
          Weiterhin kann man auch einen Blick in die Geschichte werfen, die uns lehrt, dass im 18. Jh. so gut wie alle Wälder in Europa wegen Energie- und Brennstoffbedarf abgeholzt waren und wir die derzeitige Natur- und Kulturlandschaft den fossilen Brennstoffen verdanken und nicht den Bauern und auch nicht den Naturschützern.
          Bevor die Diskussion überhaupt erst losgeht, sollte man sich überhaupt erst drüber klar werden, worüber man eigentlich spricht. Was bspw. unter dem Begriff „Artenvielfalt“ überhaupt zu verstehen ist.

          Was den Platzbedarf von Schweinen angeht, würde ich wirklich gerne einer Diskussion zwischen bauerhans und J. Buchner lauschen.

          Auf jeden Fall ist es schon mal ein Denkfehler, die gesamte Buchtenfläche als Bewegungsraum für das Schwein anzunehmen, wenn die Bucht insgesamt mit so vielen Schweinen besetzt ist, dass umgerechnet jedes nur 1 m² hat. Wenn ich in einer Menge Leute stehe, die in die Bahn drängt, habe ich keine Bewegungsfreiheit, auch wenn ich selbst 20 oder 50 Meter zurücklege. Und nein, das ist jetzt keine Vermenschlichung des Schweins, sondern Mathematik, anschaulich gemacht.

          • Brötchen sagt

            FP Du erzählst bullshit was den Platz anbelangt, Guck auf diese Seite, da ist eine Grossgruppe abgebildet, da können die Tiere rennen, das sind fast 30 m. https://www.rind-schwein.de.. ich habe auch längliche buchten, wenn die Hälfte der Tiere liegt, dann haben die fast 20 m und das nutzen die auch, so das man Angst bekommt, die tun sich was. Natürlich kann man das ins unendliche treiben.

            • fingerphilosoph sagt

              Ich habe das Foto angegeuckt. Willst Du mir jetzt im Ernst erzählen, dass diese Schweine dort viel Bewegungsfreiheit haben?

            • Sabine Norbisrath sagt

              Auf das richtige Haltungssystem kommt es an. Platz ist schön, nur muss die jeweilige Tierart auch was damit anfangen können. Nicht jedes Nutztier ist auf freie Fläche versessen. Die ist im Zweifel nämlich auch tot-langweilig oder macht ihnen Angst. Frag mal nen Reiter wovor sich ein Tier alles fürchten kann. Da wird wegen einer Tonne am Straßenrand gebockt und gezickt, die selbe Tonne ist aber 3m weiter abgestellt total uninteressant und wird ohne Theater passiert. Platz ist nur ein Parameter, oft ist Licht, Belüftung, Einstreu, Geräusche, Futterzusammensetzung, Herdenzusammensetzung, Beschäftigungsmöglichkeiten etc. genau so wichtig.
              Tiere packen selten das Maßband aus und reklamieren 5 fehlende cm, wenn alles andere passt.

  9. Stoklas sagt

    Bitte versteh mich nicht falsch bist du gratis auf der Tagung gewesen oder hast du wie die Leute aus Amt ein Gehalt bekommen. Finde auch das nur 3 Landwirt anwesend waren wenig aber Geld wird halt aufdem Hof verdient.

    • Bauer Willi sagt

      Es gab eine Aufwandsentschädigung. Und die Fahrtkosten wurden übernommen. Wenn ich die Aufwandsentschädigung umrechne, (8 Std. Tag) lande ich bei einem Stundenlohn von 9,38 €. Wo liegt noch mal der Mindestlohn? Ach ja, wir haben abends noch weiterdiskutiert. Das war gratis… 🙂

      • Bauer Hubert sagt

        Hallo Willi
        Da liegt doch der Hund begraben!
        Wenn du als „externer Sachverständiger“ richtige Stundensätze abrechnest wirst du auch Ernst genommen.
        So bist du nur schmückendes Beiwerk, da sind die Leute die den Kaffee kochen wichtiger und besser bezahlt

        • Bauer Fritz sagt

          Ist wohl wirklich ein zentraler Punkt. Viele der monatlich mit Fixgehalt Entlohnten machen sich bei all den wunderschönen bunten und plakativen Vorschlägen, Wünschen und Verpflichtungen zuallerletzt Gedanken (wenn überhaupt) wie und ob ein Bauern davon leben kann.

          Keiner davon muß die Suppe mit auslöffeln. Keiner davon wird für angerichtete Schäden ihrer Maßnahmen zur Verantwortung gezogen, während es bei den Bauern Sanktionsmaßnahmen bis 7 Jahre rückwirkend gibt.

          Vielleicht würden vieler dieser der Bauer sollte-„Vordenker“ realitätsbezogener vordenken, wenn die Vorschläge auch auf deren Einkommen zurückschlagen. Das wäre mal eine echte Form von Verantwortung tragen.

  10. Friedrich sagt

    Ja, leider sind unsere Ämter und Ministerien von Ideologen durchsetzt. Sachlich und dann noch wirtschaftliche Dinge zu diskutieren sind ja ein NO GO. Mit solchen Leuten kann man den Glauben an die Zukunft unseres Staates und der Demokratie schon verlieren. Heute ist die gleichgeschaltete Gesinnung angesagt. Wer nicht der vorgegbenen Meinung ist , wird schon mal im Amt nicht mehr befördert , so heute ein Gesprächspartner aus einem Amt. So weit sind wir also schon wieder , wo wir doch immer gesagt haben , warum hat keiner was gesagt ? Jedem überzeugten Demokraten müßen sich doch heute die Nackenhaare streuben.
    Interessant ist doch , daß sich in diesem Punkt die Linken und und Rechten Opositionsparteien in der Frage sogar einig sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch , daß der DGB der Antifa jetzt keine Räume mehr zur Verfügung stellt. Die Unterstützung wurde in der Vergangenheit immer geleugnet. Auch das der DGB zu bestimmten Demonstrationen immer Busseweise Demonstraten ankarrt war mir nicht bekannt. Mit solchen Methoden kann man natürlich Meinung machen. Wenn dann dazu noch die Medien volle Unterstützung bringen , dann ist die Manipulation der Menschen natürlich vollendet. Wem kann man eigentlich noch glauben ?

  11. Martin Hofstetter sagt

    Lieber Bauer Willi,
    vielleicht ist ein Dialog zwischen Landwirten und Naturschützern auch deswegen häufig so schwer, weil Herkunft, Ausbildung und Wissen der Personen, also Landwirte einerseits und Naturschützer andererseits vollständig unterschiedlich ist.
    Der Naturschützer kennt sich bei seinen Schutzgütern (also Arten, Biotopen etc.) gut aus, der Landwirt bei seiner Produktion vor Ort, die ja gerade auf hohen Ertrag ausgerichtet ist. Als Landwirt lerne ich, einen sauberen Schlag zu organisieren und den biologischen Rest möglich klein zu halten. Das wird mir dann in der Landwirtschaftlichen Ausbildung, an der Uni und von der Fachberatung auch so bestätigt (und wenn ich das nicht einhalte witzeln die Kollegen vor Oort..) . Und dann kommen da so Naturschützer daher, die weder vom Pflanzenbau noch von der Agrarökonomie größere Ahnung haben, mir aber ins Geschäft reden. Das sorgt natürlich für Widerstand. Ich glaube dennoch, dass wir da Wege finden müssen. Daher gut dass du auf Vilm geblieben bist, auch wenns anstrengend war. Und mach dir um deinen ökologischen Fußabdruck mal nicht so große Gedanken, bist ja sicher mit dem Zug nach Rügen gefahren oder? LG Martin

    • Bauer Willi sagt

      Lieber Martin,
      es tut gut, solche Worte von Dir zu hören. Es ist ja nicht so, dass die Naturschützer keine Ahnung haben. Aber, und so war mein persönlicher Eindruck, finden wir beide, Landwirte und Naturschützer, keine gemeinsame Sprache mehr. Wir Landwirte reden natürlich von Ökonomie (aber nicht nur), die Naturschützer von Artenvielfalt (aber nicht nur). Es war ein Naturschützer aus Thüringen dabei, der sich sehr wohl in meine Zwänge hineinversetzen konnte. Aber eben nur einer! Die Universitätsvertreter waren von meiner Realität sehr, sehr weit weg und haben mich fast aggressiv angegriffen. „Sie reden immer nur vom Geld, dabei bekommen Sie doch die Subventionen vorne und hinten reingeschoben“.

      So kann das nichts werden. Ich habe vier Tage meiner Zeit für diese Veranstaltung investiert, in der Hoffnung, dass meine Meinung nicht nur registriert sondern auch Ernst genommen wird. Ich habe auch jetzt noch den Eindruck, dass es sinnlos war. Demnächst werde ich eine Ackerbaustrategie „serviert“ bekommen, in der wieder neue Auflagen und Verordnungen stehen werden, ohne dass jemand mit mir, dem Bauern (das meine ich jetzt nicht persönlich) darüber gesprochen hat. Die wird dann vom Wissenschaftlichen Beirat geschrieben, oder?

      Klar müssen wir Wege finden. Klar ist das anstrengend. Klar müssen auch wir Landwirte uns mit den Forderungen der Gesellschaft auseinandersetzen. Aber wir müssen auch davon leben können.

      Klar bin ich mit dem Zug gefahren 🙂 Wegen dem Carbon Footprint…
      LG Willi

  12. Borchert Alexander sagt

    Mir kommt jetzt spontan eine verrückte Idee.

    Warum geben wir nicht einfach allen Widerstand gegen diese Ideologen auf?

    Wir fordern einfach 800-1000 €/ha Prämie und dafür machen wir alle auf Bio und auf Anbaudiversität usw. Der Verbraucher wird dann zahlen müssen, weil gleichzeitig nur mehr Bio-Lebensmittel nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Wir müssen ja unsere Verbraucher „gesund“ ernähren. Bio wird deutscher Standard. Dafür darf es aber auch keine konventionellen Lebensmittel mehr im Land geben. Auch nicht in Notzeiten.

    Wir müssen diese ganze Spinnerei mit den eigenen Waffen schlagen. Wir sind an einem Punkt in der Diskussion, wo nur eines hilft. Diese Meinungsmacher müssen von uns ständig herausgefordert werden. Sie müssen Ergebnisse liefern. Diese Strategie scheuen alle diese Schreier. Sie lieben es auf andere zu zeigen, aber selbst wollen sie nicht nass werden.

    • Berthold Lauer sagt

      Daran habe ich auch schon gedacht. Nur das mit den 800- 1000 € wird wohl nicht klappen. Selbst mit 500 oder 600 € wie bisher möglich könnte nur die Hälfte de deutschen Flächen bedient werden, da die zur Verfügung stehenden Mittel ja begrenzt sind. Woher sollten zusätzliche Mittel kommen in Zeiten, da über die Reduzierung des Agrarhaushaltes gestritten wird. Aber trotzdem überlegenswert. Prämienbio mit möglichst viel Grünland oder z.Bsp. Luzerne, einmal mulchen und wenig Stress.

    • Obstbäuerin sagt

      Es wäre wohl im Moment ein Kampf wie David gegen Goliath. Wir bräuchten sowas wie ein trojanisches Pferd.

      • Der Brandenburgbauer sagt

        Moin Obstbäuerin, das trojanischePferd könnte ich übernehmen. Aber wer in Willis Blog, traut soetwas einenem ostdeutschen Landwirt wirklich zu?

        • Obstbäuerin sagt

          Hallo Brandenburgbauer, hast Du eine Idee, wie man das anstellen könnte? Ich hatte so auf die Idee von Fingephilosoph gehofft aber irgendwie halten sich alle bedeckt.

    • bauerhans sagt

      „Wir fordern einfach 800-1000 €/ha Prämie…..“

      mir ist hier nur ein betrieb persönlich bekannt,der 5000€ prämie pro ha bekommt und dieser eloquente,stets in der öffentlichkeit positiv dargestellte betriebsleiter ist hier der liebling der politik!

  13. oberländer sagt

    Ich frage mich manchmal ob die Diskussion mit mit solchen Leuten nicht zum Teil verschwendete Lebenszeit ist.

    • Obstbäuerin sagt

      Solange diese bestimmen, wie unser Produktionsrahmen in Zukunft aussehen wird, müssen wir jede Möglichkeit nutzen, aufzuzeigen, dass ihre Theorie und unsere Praxis immer noch sehr weit auseinanderklaffen und welche Auswirkungen ihre Forderungen in den Betrieben und für die Bereitstellung von Lebensmitteln konkret haben werden.

  14. Obstbäuerin sagt

    Vorgestern fand in Brandenburg eine Veranstaltung Bio kontra konventionell vom Bauernverband mit Grünenchef Habeck statt. Im Interview bei RBB sagte er: ES MÜSSEN JA NICHT ALLE GLEICH AUF BIO UMSTELLEN – ES REICHT JA, WENN AUF PESTIZIDE, KUNSTDÜNGER UND MAIS VERZICHTET WIRD. Ich hab das Gefühl, es wird immer verrückter.
    Das Verhältnis von Bauer zu Bauernverwalter tritt ja in der Veranstaltung auf Vilm offen zu Tage. Hätte es zu irgendeinem Thema eine demokratische Abstimmung gegeben, wäre die Meinung der Bauern ob pro oder kontra völlig bedeutungslos.
    Hattest Du das Gefühl, dass Deine Meinung wertgeschätzt oder zumindest als gleichwertig anerkannt wurde, Bauer Willi?

    • Altbauer Jochen sagt

      Wieso auf Mais verzichten???
      Total bescheuert ! Mais ist zwar keine heimische Pflanze ,
      die Kartoffel aber auch nicht !
      Da will ja wohl keiner drauf verzichten,- außer reinen Nudelessern.
      Mais ist keine invasive Art die ausser Kontrolle gerät ,-
      wie manch anderes in unserem Land.
      Nach der Ernte kann jedes Jahr eine andere Frucht folgen
      Der Ertrag ist gut, auch auf geringen Böden die bei anderen
      Früchten nicht so ertragreich sind !

      • Arnold Krämer sagt

        Der Mais ist wirkliche eine tolle Kultur, wenig Pflanzenschutz, hohe Nährstoffanreicherung, sehr gute Erträge, 30 -50 Prozent mehr als beim Getreide auf den leichten Standorten im Nordwesten.
        In Misskredit ist er deshalb gekommen, weil er zur Entsorgung organischen Düngers missbraucht wird. Anders als Getreide kippt er bei Stickstoffüberdüngung (abgesehen von extremen Sturmlagen) nicht um.

        • Brötchen sagt

          vor allem die letzten Jahre hat die Zucht extreme Fortschritte gemacht. selbst bei grosser Trockenheit war es teilweise nicht so schlecht. selbst fast ohne können ist die Pflanze nicht viel schlechter als schlechtes Heu. man hat keine winterung, kann jetzt auch nochmal recht spät legen.
          ähnlich ist es mit Soja, bei späten Sorten kann man vorher noch was anbauen. wenn Begegnung noch mehr kommt, wird das kommen.

          • Brötchen sagt

            soll ohne Kolben heissen..

            und die graugänsen, kraniche und meine Freunde die wildschweine haben auch noch was zum fressen.

        • Altbauer Jochen sagt

          Vielen Dank für den Hinweis, Obstbäuerin
          Herr Habeck ist mir gut bekannt, schließlich war er bei uns in
          S-H Minister für Umwelt und Landwirtschaft bevor er sein „Feld“ erweiterte.Er wird´s schon in seinem Sinne beackern.

    • Bauer Fritz sagt

      Es wäre gut wenn man Habeck auch mal informiert über das was Mais in Europa leistet. Ich habe nicht den Eindruck, daß er beratungsresistent ist. So aber plappert er Nonsens nach, der ihm ja aus seiner Partei zur Genüge zugeschoben wird.
      Um nicht boshaft zu erscheinen, erinnere ich an die seinerzeitigen Lobeshymnen von Ex-Ministerin Künast auf Biogas nur in diesem Satz.
      Gerade das allseits beliebte Online-Shopping führt zum Beispiel dazu, daß für Kartonagen der Stärkebedarf (und der wird v.a. aus Mais gedeckt) immens ansteigt. Über die vielseitige Verwendung kann er ja mal nachschauen (z.B. https://www.vdgs.org/produkte; https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4rke). Über sonstige Vorteile des Mais als C4-Pflanze in Zeiten zunehmender Temperaturen und in Bezug auf CO2-Umwandlungsrate zu Sauerstoff kann er auch was lesen (https://de.wikipedia.org/wiki/C4-Pflanze) – hat aber mit Chemie UND Biologie zu tun.
      Daß zudem in vielen Ländern Europas nur NO-GMO-Mais angebaut wird, sollte doch auch (gerade von Grünen) honoriert werden, zumal sie solchen ja wiederum für die Tierfütterung sich wünschen bzw. fordern.

      Ein wenig schlüssige Argumentation wäre da von seiner Seite wünschenswert.

      • Brötchen sagt

        Bauer Fritz, man darf sich bei den Grünen nicht täuschen, das sind Ideologen.
        einen Ideologen kann man nicht mit sachargumenten überzeugen.
        habeck versteckt das gut!
        deshalb wurde der auch nach vorn geschoben, weil bei den Vorgängern bekam man Ausschlag, wenn die zu reden anfingen.

        • Bauer Fritz sagt

          Mag sein. Trotzdem bleibt die Frage, wie man als Bauer solchen Leuten Vertrauen schenken soll, die ihre Meinungen schneller wechseln als andere ihre Unterwäsche. Viele Bauern suchen nach Möglichkeiten ihre Betriebe in die Zukunft zu bringen. Da ist es doch nicht Zuviel verlangt, wenn man sich halbwegs schlüssige Rahmenbedingungen erwartet – auch von Grünen.

  15. werner locher sagt

    Du hast Recht Willi: Dass man heute Naturschutz von der Nahrungsmittelproduktion trennt ist von Grund auf falsch. Ohne eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen wäre doch einfach überall Wald. Wir leben aber in einer Kulturlandschaft. Und da ist die Biodiversität eine direkte Folge der Nahrungsmittelproduktion. Die grosse Vielfalt an Vögeln und Insekten, welche wir in den 50 iger Jahren hatten, war nur möglich, weil diese Tiere von der Art der Bewirtschaftung direkt profitierten. Wenn nun die Gesellschaft billigere Nahrungsmittel will, dann muss der Bauer seine Produktion entsprechend anpassen. Was dann wieder Auswirkungen auf die Biodiversität hat. Schade, dass das mit dem Dialog so schwierig ist…..

  16. fingerphilosoph sagt

    Meine Antwort: Lebensmittel. Und davon nicht nur so viel, dass ich satt werde und keine Mangelerscheinungen bekomme, sie sollen auch noch bekömmlich sein und gut schmecken.

    Die Grundversorgung mit Lebensmitteln ist meiner Ansicht nach Pflicht, alles andere ist Kür. Um die Grundversorgung gewährleistet zu sehen, verzichte ich gern auf Scheinidylle und akzeptiere die weniger „schönen“ Seiten der Landwirtschaft. Sich mit Nahrung zu versorgen, ist nun halt mal nicht „schön“. Töten, um zu leben, ist nicht „schön“, aber eine Notwendigkeit, wenn wir uns selbst nicht in Roboter transformieren, sondern Lebewesen bleiben wollen.

    Endlich mal wieder die verpönte „Entweder-Oder-Frage“ zu stellen und die derzeit so beliebte „Sowohl-als-Auch-Verlogenheit“ abzulehnen: das ist der richtige Weg. Nur so findet man heraus, was wirklich wichtig ist.

    Die beliebte „Sowohl-als-auch-Verlogenheit, die besagt, dass sowohl permanentes Wirtschaftswachstum mit permanenter Wohlstandssteigerung UND extensive Bio-Landwirtschaft bei gleichzeitiger Artenvielfalt UND Wolf, Wald und Naturidyll UND der Verzicht auf die Fossilen alles gleichzeitig zu haben ist, ohne dafür einen Preis zahlen zu müssen, ist einer der Hauptgründe dafür, warum gerade so viel aus dem Ruder läuft.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin fph, Du überrasch mich immer mehr, im positiven Sinne was die Landwirtschaft angeht.

      • fingerphilosoph sagt

        Ich bin allerdings strikt dagegen, schön zu reden, was nicht schön ist und Begriffe wie „tiergerecht“ oder „Tierwohl“ oder „Artenschutz“ zu verwenden. Das ist für mich der Gipfel der Verlogenheit.

        Es geht nicht um Gerechtigkeit fürs Tier, sondern darum, dass die meisten Fleisch essen und essen wollen.

        Es geht nicht ums Tierwohl, sondern darum, dass die meisten ein gutes Gewissen haben wollen.

        Es geht nicht um Artenschutz, sondern darum, die Artenvernichtung, die wir betreiben, um vielleicht 15% zu reduzieren.

        Es geht auch nicht um Klimawandel und Weltrettung, sondern um die Identifikation mit einem übergeordneten System wie Natur, Klima oder Erde, um sich damit Autorität anzueigenen, die man selber nicht hat, um so die eigene Machtposition gegenüber den Mitspielern zu stärken und seinen Willen durchzusetzen.

  17. Piet van Veghel sagt

    Ein guter Artikel Bauer Willie. Als ich es las, könnte ich mir vorstellen, wie du dich zwischen all diesen Insektenschützern gefühlt haben musst. In den Niederlanden passiert mir oft das Gleiche. Was mir während der Diskussion um Artenvielfalt immer auffällt, ist, dass der temporäre [!] Klimawandel als Ursache für Verschiebungen in der Artenvielfalt vernachlässigt wird. Umweltschützer tun oft so, als hätte jedes Land seine eigene heimische Insekten, Pflanzen, Vögeln, die die Grenze nicht passieren, wenn es ihnen zu kalt, zu heiß oder zu nass, also unheimisch wird.

  18. @Willi
    Wer waren die anderen Bauernvertreter? Habt ihr die gleichen Standpunkte vertreten? Gab es ein offizielles Abschlusskommunique? Wie geht es weiter?

    • Bauer Willi sagt

      Ein Landwirt kam aus Niedersachsen, eine Landwirtin aus Meck-Pomm. Ja, im Wesentlichen haben wir die gleichen Ansichten vertreten.
      Es war eine Fachveranstaltung mit vielen Vorträgen. Jeder hat seine Sicht der Dinge dargestellt. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden zur Freigabe an die Teilnehmer geschickt. Was dann damit passiert? Sie sollen zur Erstellung der Ackerbaustrategie beitragen.

  19. Arnold Krämer sagt

    Mein Eindruck ist, dass es auf eine Parallelität hinausläuft. Man wird Landwirten mit den EU-Fördergeldern ab 2021 starke finanzielle Anreize bieten, aus der normalen Erzeugung auszusteigen oder gänzlich auf Bio (per se gut?) umzustellen. Während aktuell bei den Agrarumweltmassnahmen eher ein Aufwandsausgleich gewährt wird, der zu Mitnahmeeffekten bei den Landwirten führt, heißt es jetzt, das man mit entsprechenden Stillegungen, Umnutzungen etc. Geld verdienen müsse. Es geht fast immer nur ums Geld. Das würde bedeuten, dass man einzelbetrieblich größere Flächenanteile der intensiven Nährungsmittelerzeugung entziehen könnte. Das Rest könnte dann weiter nach altem Schema, aber auch mit den Restriktionen der Düngeverordnung, weniger Wirkstoffen im Pflanzenschutz und mit gesetzlichen Vorgaben zum stärkeren Fruchtwechsel ( nicht nur Weizen, Weizen, Raps) ohne oder fast ohne EU- Förderung weiter betrieben werden.

    • Brötchen sagt

      ohne Eu Förderung bleibt noch Mais und roggen übrig. damit kannst du auch alles einhalten. geliefert wie bestellt….

      ist wie mit der Schlachtung, da sitzen auch die Tierärzte vorm Fernseher und finden alles ganz schrecklich.
      bald will das keiner mehr machen, ist auch keiner mehr da.

      • bauerhans sagt

        roggen ist hier n i c h t zu verkaufen(mutterkorn),ich baue nur zur verfütterung an.
        hier gibts eine schwarzbrot/pumpernickel grossbäckerei,deren sehr eloquente sprecherin oft darauf hinweist,dass der rohstoff hier nicht zur verfügung steht und sie aus dem osten „importieren“ müssten.

        • Brötchen sagt

          bauerhans, deshalb denke ich langfristig muss man das Szenario immer mit einer Veredelung denken.
          Und das dann rund machen. was man zukaufen muss und kann und was man noch unbedingt anbauen muss.

          da sehe ich die Zukunft im Osten. ob das dann insgesamt mehr Veredelung wird, ist die Frage. ist mir eigentlich auch egal. die haltungsbedingungen müssen einfach, effektiv und tiergerecht vorzeigbar sein.

        • Brötchen sagt

          ähm er landet da automatisch! auch bei Roggen. es wird dann nur noch diese Meere geben.

          vielleicht lohnt sich dann auch ackergras und Luzerne. wie gesagt dann richte ich den Anbau nur noch nach der Veredelung aus.

          das Land schmeissen sie dir dann hinterher und dann mache ich nur noch Sachen mit extrem wenig Aufwand. man kann ja Mais sehr flexibel nutzen, du kannst ccm Schläuche machen oder silage oder für Biogas. vielleicht ist dann auch der sojaanbau weiter.

          ähm gestern auch gesehen, die Spree fließt nur noch, weil die tagebauEntwässerung viel Wasser reinpumpt. aus den talsperren kommt viel weniger.

          • Brötchen sagt

            Achso und der familienbetrieb hat dann mind. 2000 bis 3000 ha. 1000 milchkühen mit 3 Ukrainern als ak.
            Biobetriebe auch so 1500 ha.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin Arnold, die EU wird die Fördersätze soweit senken das der Landwirt in die Zwickmühle kommen wird. Ganz abschaffen wird die EU diese nicht. Dann wäre der Anspruch öffenliches Geld für öffendliche Leistungen hinfällig. Der Landwirt steigt demzufolge völlig aus und ist an EU- leistungen und Kontrollen bzw. Gesetze nicht mehr gebunden. Das will aber auf keinen Fall die EU ,Sie möchte weiter das straffe Kontrollrecht über die Landwirtschaft erhalten.

      • Arnold Krämer sagt

        Es gibt genügend Fachgesetze, die Landwirte einhalten müssen. Das ist Standard auch ohne „Staatsknete“ .

        • Der Brandenburgbauer sagt

          Arnold gebe ich Dir Recht was jetzt rein deutsche Gesetze betrifft. Aber auf EU Ebene wird ja noch kräftig draufgesattelt auch bei Vorschriften ,Verordnungen und Kontrollen. Und das Geld kommt nun mal von der EU. Dir ist ja sicher bekannt wieviel Geld wir Bauern in die Hand nehmen müssen um das Alles zu erfüllen. Sollte der Fördersatz unter 100 €/ha fallen, da bin ich mir fast sicher, werden besonders die größeren Betriebe im Osten die Reisleine ziehen.

    • Bauer Willi sagt

      @Arnold Krämer
      Mein Eindruck ist der gleiche. So weit wie möglich raus aus der Lebensmittelproduktion, statt dessen Landschaftspflege nach Vorgabe. So, wie es die Schweiz auch macht, wo jede Einzelmaßnahme finanziell bewertet wird.

      Auf den Flächen, auf denen noch Lebensmittel angebaut werden, eine weitestgehende Ökologisierung in der Fläche. Das bedeutet: strengste Vorgaben in der Bewirtschaftung und von allem weniger: PSM, Dünger, Tiere. Auch die Fruchtfolge wird staatlich reglementiert werden. Ohne finanziellen Ausgleich.

      Die Vorstellungen des Naturschutzes erinnern mich irgendwie an staatliche Planwirtschaft…

      • Vielleicht kannst Du das nächste mal den fingerphilosphen mitnehmen, als externen Unterstützer (siehe Kommentar oben).

      • Brötchen sagt

        Willi schlimmer! in der Planwirtschaft gab es, glaube ich, nur Vorgaben zum Endprodukt. über die Preise der Endprodukte wurde gesteuert.
        und du hast kontingentiert nur Düngung, Technik usw. bekommen.
        da Tierhaltung und Pflanzenbau zum Schluss getrennt war, gab es dann die Beziehungen untereinander. Transport war immer über weite Strecken umständlich und nur in Institutionen möglich. die Welt war da sehr sehr klein.

  20. bauerhans sagt

    was erwartest du von theoretikern!
    ich habe hier mit einem gemäßigten „profi-naturschützer“ zu tun,der sagt,dass er von ackerbau nichts versteht und deshalb meine vorschläge abfragt,allerdings auf die einhaltung der richtlinien hinweist.

    • Wem vertaut er mehr, den Richtlinien oder dem Bauerhans?

      Ich denke mal die Richtlinien sind ihm genau so viel wert, wie die Fakten aus der Ökologie!
      Dann muß Bauerhans ihm erklären, dass diese Richtlinien aus den Fakten der Ökologie erst entstanden sind. Sie sind menschengemacht, die Ökologie nicht!

    • „Was wollt ihr von mir? Artenvielfalt oder Lebensmittel? Und sagt jetzt nicht: beides“

      Sind das wirklich Profis?
      „Berater von Ämtern, Personen aus Behörden sowie aus Forschung und Wissenschaft rund um den Naturschutz“.
      Jeder hat doch sein Fachwissen von seiner Fachabteilung.
      Geht man als Bauer ins Landwirtschaftsamt, und hat verschiede Fragen, wird man zu verschiedenen Sachbearbeiter oder Fachberater geschickt!

      Ein Bauer muß von allem Bescheid wissen, Ahnung und den Überblick haben was auf seinem Hof und Acker passiert!
      Ein Fachberater auch?

      Als Bauersfrau eines außenliegenden Hofes bin ich mal im Jahrmarktzelt an die Theke in unserer Kleinstadt gekommen, dort trifft man Leute., die man das ganze Jahr nicht sieht, auf einmal sprach mich einer an mit den Worten,
      na ihr Bauern, jetzt wächst es Euch ja so zum A… rin.

      Ist auf diesem Niveau diese Theorie entstanden?

      „Wir Bauern könnten ja einfach ein bisschen weniger spritzen, ein bißchen weniger düngen, unterschiedliche Pflanzen anbauen, Untersaat machen, Blüh-Streifen anlegen und Lerchenfenster. Und die Disteln stehenlassen wegen der Schmetterlinge. Dann dürften wir auch weiter Lebensmittel anbauen. Quasi als Nebenprodukt  des Artenschutzes“.

      Ja,das machen die Kindergartenkinder schon, die Verantwortung auf andere schieben!

      „fest, dass sich beide Parteien sowohl sprachlich als auch inhaltlich schon so weit voneinander entfernt haben“
      Ja,
      durch das „Fachidiotentum“ spricht man verschiedene Sprachen,
      jeder Ausländer muß erst deutsch lernen, damit er sich sprachlich hier integrieren kann, um zu einem Ergebnis mit uns zu kommen, nämlich berufl. mit den Kollegen an einem Strang ziehen und ein Produkt erarbeiten und auch für das kulturelle Zusammenleben.

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