Bauer Willi
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3 Forderungen, die leicht zu erfüllen wären

Anthony Lee ist Sprecher von LsV Deutschland. Im nachfolgenden Video hat er sich Gedanken gemacht, welche Forderungen der Landwirtschaft an die Politik sinnvoll und machbar wären.

PEXD6070[1]

Im Wesentlichen sind es nur drei Punkte.

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37 Kommentare

  1. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Der von Lee erstellte Forderungskatalog bringt unsere Misere neuerlich glasklar, vollkommen unmissverständlich zum Ausdruck. Auch er selbst realisiert nicht einmal ansatzweise, worin dieselbe für uns Bauern hier in Deutschland in ihren Grundfesten mittlerweile massiv verankert ist:

    Auch unsere „Past Generation“ hat einzig und alleine auf die Nahrungsmittelproduktion gesetzt, dabei den Status quo leidenschaftlich gebetsmühlenartig mit Zähnen und Klauen verteidigt. – Lee tut heute nichts anderes…

    Schlussendlich haben wir bis dato keine WERTSCHÖPFUNGSALTERNATIVEN auf unseren Höfen. Wir befeuern also die Nahrungsmittel-Pipeline, was das Zeug hält. Dabei vergessen wir geflissentlich das wichtigste Marktgesetz: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!!! (Und wir Bauern können zwischenzeitlich billig, verdammt billig!!!)

    Grünlandflächen sind heute quasi wertlos für die meisten Bewirtschafter und dennoch werden sie von staatlicher Seite unter besonderen Schutz gestellt, derzeit sogar explizit ausgenommen von einer behördlichen Freigabe für Photovoltaik-Freiflächenanlagen, so Herr Dr. Habeck in seiner energiepolitischen Positionierung erster dieser Tage. – Ja nun, was wächst denn unter solchen Anlagen!? Futter in rauen Mengen für unsere Amtsschimmel, die selbiges allerdings vollkommen ungenutzt lassen möchten; DER(!) ökologische Schwachsinn par excellence.

    Hieran erkennt man allerdings recht eindrucksvoll, dass unsere etwa 6.000 Lobbyisten in Berlin wahrlich nicht nur Däumchen drehen!!! Sie liefern ab, während wir Bauern uns Mal um Mal in unzeitgemäßem Rumgeheule positionieren. Unsere Forderungen verpuffen regelmäßig, weil wir in erster Linie krampfhaft an einer überbordenden Nahrungsmittelproduktion auf unseren Höfen festhalten; und das ist genau eben das, was unsere Gesellschaft von uns auch erwartet. Wir erzeugen spottbillige Nahrungsmittel – billig genug für die Tonne!!!

    Letzteres müssen wir ändern – und das schleunigst!!! / LsV hat dies aber augenscheinlich auch noch nicht wirklich kapiert…

    Wie lange schon verharrt der Schweinepreis z.B. in einem geradezu verächtlichen Preistal von 1,20 €/kg!? Todbringend für viele Schweinemäster, diese sind sprichwörtliche arme Sch…!!!

    Dass unser Markt funktioniert veranschaulichen uns die Milchprodukte sowie das Rundumpaket des Rindviehsektors. Gibt‘s weniger, steigen die Preise, ganz simpel. Der größte Lebensmittelhändler kann scharren mit seinen pedikürten Füßchen, wie er will, gibt‘s keinen Massennachschub in der Pipeline, kostet das, was abruf-/verfügbar ist, einfach mehr.

    Nun, es gibt wohl immer noch viel zuviele Bauern, die wahre Stärke unseres allmächtigen Gegenübers. PUNKT!

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    • Reinhard Seevers sagt

      „Dabei vergessen wir geflissentlich das wichtigste Marktgesetz: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!!!“

      Und genau DAS stelle ich in Frage. Es wird so suggeriert. Die Einflussfaktoren der Angebotsmenge sind derart vielfältig, dass eine reine marktwirtschaftliche Betrachtung nie in Frage kommt.

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      • Genau,
        man muss das den gehobenen Wünschen der Verbraucher angleichen.

        Der will nur Lebensmittel mit gewissen Standarts, dann soll er die auch bekommen, er will ja auch mehr dafür zahlen.

        Und die Politik hat zu gewährleiste, dass keine anderen im LEH angeboten werden.
        Egal wo sie herkommen.

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      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Genau, Herr Seevers, man kann die Mengen nicht exakt erfassen, Lügenkonstrukte von Angebot u. auch Verbrauchernachfrage bilden bis dato ein bestens funktionierendes Marktmodel ab, das hat System.

        Auf der Anbieterseite sitzen noch immer hunderttausende Einzelkämpfer, die sich alle für unverzichtbar wichtig halten. Den Aufwuchs von immerhin etwa 5 Mio. Hektaren benötigen wir jedenfalls nicht in der Nahrungsmittelproduktion. Diese 5 Mio. Hektare wären geradezu genial, um uns dem russischen Würgegriff entziehen zu können. – Vielleicht hat das unsere „Last Generation“ endlich kapiert!?

        Auf der Abnehmerseite sitzen demgegenüber nur eine handvoll Aufkäufer, die eben diesen Umstand für sich bis ins letzte Optimum auszuschlachten wissen, dabei nicht selten auf’s Äußerste manipulativ Angebot und Nachfrage tagtäglich, bei Bedarf mehrfach an nur einem Tag, im absoluten Eigeninteresse neu zu justieren wissen.

        Nun, Herr Seevers, was schlagen Sie vor…!?

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        • Reinhard Seevers sagt

          „Nun, Herr Seevers, was schlagen Sie vor…!?“

          Ich bin der letzte, der einen Vorschlag für eine derart komplexe Lage machen kann.
          Ich weiß nur, dass sich die Agrarproduktion und besonders die tierische Erzeugung dauerhaft in einer „unpartnerschaftlichen“ Position befindet, so lange sich ständig Gesetze ändern, Qualitätsansprüche wechseln, globale Anbieter den Markt beschicken, unterschiedliche Standards vorliegen, regionale und klimatische Unterschiede durchschlagen, produktionstechnische Unterschiede in Größenordnungen vorliegen, ideologische Parameter die Nachfrage steuern und etisch-moralische Aspekte Teil einer marktwirtschaftlichen Orientierung sein sollen…das funktioniert nicht. Ich sehe aber auch keine Lösung.

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          • Picard sagt

            „globale Anbieter den Markt beschicken“… der war gut. Deutschland und die EU waren und sind es die mit ihren ungezügelten Exporten die lokalen Märkte und Landwirtschaften in 3-Ländern kaputt machen. Wer darauf seine eigene Landwirtschaft aufbaut, darf sich nicht wundern wenn das Imperium zurückschlägt….
            „unpartnerschaftlich“… ja was hat denn Bauernverband, Genossenschaften etc 70 jahre lang gemacht? Geschlafen, oder etwa dem Yankee die Stiefel geleckt? (nein, ich bin kein Linker)
            „ideologische Parameter“…. es gab Zeiten da galt Margarine als gesund, andere Zeiten Butter, etc… Wechsel ist der beständigste Faktor.

            Es bringt dir niemand! eine fertige Lösung, (es sei denn, er verdient dran. Aber das hatten wir ja)

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            • Reinhard Seevers sagt

              Was für unsere Landwirtschaft gilt, gilt ja in ähnlicher Form für alle Landwirtschaften. Man muss auch nicht das Eine schlecht reden, nur weil es anderen auch schlecht geht. Landwirtschaft ist global berachtet kein klassischer Teilnehmer der kapitalistischen Ökonomie, nicht hier und nicht in Afrika oder Südamerika oder sonst wo.
              DAS ist die Crux und dieses Problem kann man nicht verleugnen oder einseitig zu seinem Vorteil umstricken. Picard, jetzt kommt dein Lösungsvorschlag!

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        • Der brandenburgbauer sagt

          @ unkomplizierter wurzelwicht, “ um uns
          dem russischen Würgegriff entziehen zu können“. Der Wink durfte natürlich nicht fehlen.

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          • Schorsch Summerer sagt

            Der musste sein. Im Gegensatz zu unserer „Politelite“ hat der russische Präsident mit Sicherheit erkannt dass nicht nur das Gas zum heizen unsere Schwachstelle ist sondern vor allem das Gas zur Düngerherstellung. Warum sonst wurde der Ammonnitratexport eingestellt. Heizen kann man zur Not auch mit Holz oder wir schmeissen die Kohleöfen wieder an. Doch was wollen wir essen ohne massive Hungerrevolten auszulösen? Der weiss genau was er tut, das muss man Putin lassen. Er konnte nur nicht ahnen dass die Bundesregierung und der Grossteil der EU dieses problem total totredet äh schweigt. Oder sind die wirklich so blöd dass die das nicht merken oder begreifen?

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            • Thomas Bröcker sagt

              Es geht m.E. überhaupt nicht um irgendein EU versus Russland-Problem, sondern um ein nahezu reines USA – Russland Problem.
              Die USA haben den Fuß über von ihnen finanzierte „Revolutionen“ im gesamten Umfeld Russlands drin. Die „Majdan-Revolution“ wurde mit 3 Mrd $ finanziert, um Russland vom Schwarzem Meer abzudrängen und die eigenen Raketen und Raketenabwehrsysteme möglichst nahe ran zu bringen.
              Im konkreten Falle geht es um das Erzwingen der Ablösung von Gasimporten aus Russland durch Gasimporte aus den USA. Die USA hatte zum Beispiel überhaupt kein Problem damit, in den letzten 5 Jahren die Ölimporte aus Russland hochzufahren, weil sie wegen der günstigen Preise davon profitieren und nicht in unmittelbarer Konkurrenz stehen.
              Da sind die Ami´s sehr pragmatisch, was ihre Wirtschaftsinteressen angeht. Enge Wirtschaftsbeziehungen mit Russland sind für den Frieden in Europa wichtig, das interessiert die NATO-Kopfmacht auf der anderen Seite des Atlantik doch nicht!
              Und noch ganz am Rande: Allein die Rüstungsausgaben Frankreichs sind höher als die gesamten Aufwendungen Russlands.
              Die bewährte Doktrin des „Totrüstens des Ostblocks“ (Ronald Reagan) scheint einfach im Kalten Krieg zu gut funktioniert zu haben, um sich jetzt im Interesse des Weltfriedens davon zu verabschieden.

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              • Bauer Willi sagt

                Klingt nach Putin-Versteher. Wer hat Deutschland nach dem WK II mit Care-Paketen versorgt?
                Dass die Majdan-Revolution von den USA bezahlt worden sein soll, höre ich heute zum ersten Mal.
                Gute Wirtschaftsbeziehungen sind mit allen Ländern wichtig.

                Ich stimme Ihnen in vielen fachlichen Dingen zu. Hier kann ich nicht mitgehen.

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                • Thomas Bröcker sagt

                  Ja, ist richtig, gehört auch nicht zum Thema und in diesen Blog. Ein wenig scheuklappig finde ich den Blick auf Russland aus dem tiefen Westen aber schon. So wie es meiner auf die USA aus Ihrer Sicht sicherlich auch ist. Nur ist Russland nicht mehr „der Kommunismus“ und „der Russ“ steht auch nicht vor unserer Tür, „wir“ sehr wohl aber vor seiner.

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                • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                  Ja, Willi, da werden wohl einige Dinge etwas unterschätzt, die den Frieden hier in Europa massiv bedrohen. Ich weiß nicht, ob man das aktuell relativieren kann!?

                  Wir hier in Deutschland innerhalb einer doch sehr stabilen freiheitlichen Demokratie glauben an die Stärke des Rechts; umso mehr tut es weh, jetzt erkennen zu müssen, dass der Stärkere gnadenlos sein Recht einfordert. – Nun, in der Natur gilt das Recht des Stärkeren. Offensichtlich ist der Intellekt der Menschheit dauerhaft nicht imstande, dieses Naturgesetz außer Kraft zu setzen…

                  Belügt man sich nicht selbst, wenn man das sich so nicht eingestehen mag!?

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Wurzelwicht, es ist nicht allein die Negierung des Naturgesetzes. Es ist auch der blinde Glauben an die Überlegenheit der westlichen Kultur und seiner Werte….die des Geldes.
                  Seit 1990 meinen ja viele, dass der „Westen“ über den Rest der Welt gesiegt habe.(siehe Fukuyama, „Das Ende der Geschichte“) Nun erkennt man(oder man spührt) , dass der Rest der Welt dies nicht so mittragen möchte….und schon gibt es mimimimi.

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                • Stadtmensch sagt

                  „Es ist auch der blinde Glauben an die Überlegenheit der westlichen Kultur und seiner Werte….die des Geldes.“

                  Glaubt da wirklich noch jemand dran? Wir wissen doch, dass wir vollkommen verrottet sind in jeder Hinsicht.
                  In Teil zwei von „Rottet die Bestien aus“ (Arte) gibts ein treffendes Statement zur „europäischen Aufklärung“.
                  Schön untermalt mit „Anyone Who Knows what Love is“ (Irma Thomas)

  2. oberländer sagt

    Anthony Lee hat vollkommen Recht , die Forderungen
    wären alle leicht umsetzbar ,

    so man es denn wollte.

    Das ist aber seit den 80-er Jahren unter Kohl schon nicht
    mehr gewollt.
    Schon seit dieser Zeit lautete die politische Devise , die gelebt
    wurde , Reduzierung der Lebensmittelproduktion in
    Deutschland , und Import von möglichst vielen Lebensmittel
    als Bezahlung der Industrie Exporte .

    Es liegt mit Sicherheit nicht am Können der Politik es Fehlt nur
    das Wollen

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    • Das war auch schon in den 60gern in EWG-Zeiten so.

      Wir, unsere Volkswirtschaft hat eben keine Rohstoffe, sondern nur anspruchsvolle Industrieprodukte zu verkaufen.

      Nun will der Verbraucher auch ökologisch anspruchsvolle Nahrungsmittel.
      Er kann sie ja auch mit seinem Industriepreisniveau angegleichenen Löhne u. Gehälter bezahlen.

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  3. Ludwig sagt

    Eine Politik die sich schon schwertut das UTP-Gesetz EU-gerecht umzusetzen und alles dafür tut , daß Lebensmittel billig bleiben , aber mit Gesetzen und Verordnungen die Standards hoch setzt und damit die Herstellungskosten der Erzeuger quadratisch erhöht ist verlogen. Auch die ständigen Ministererlaubnisse für Zukäufe der LEHs hat das LEH-Monopol betoniert. Abhilfe kann da nur die Zerschlagung der GRoßen LEHs bringen. Die Politik hat mit ihrem Verhalten das eigene Kartellrecht ausgehöhlt und ihre Verlogenheit damit unterstrichen. Gerade jetzt kann man die vielen Fehlentscheidungen der letzten zwanzig Jahre erleben , weil uns das jetzt alles auf die Füße fällt.

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  4. Christian Bothe sagt

    Sehr kühne und naive Forderungen. Hört sich in der Theorie gut an…Der Staat wird sich hüten in den Markt einzugreifen! Wer glaubt daran, das die Foodimporte nach den EU-Standards oder deutschen Standards bewertet werden? Das macht kein Mensch und der LEH wird weiter dort einkaufen wo’s billig ist, übrigens auch Bioprodukte!Herkunftskennzeichnung ist ja momentan ein Hype, habe ich bereits 1997 realisiert(DLG,CMA, HKZ, QM,ISO 9002,). Ob die”neuen”Standards es bringen????Entscheidend war aber dann der EK für den LEH und nichts anderes von meinen Kartoffelerzeugnissen! Hätte es mir gewünscht nicht unter Einstandspreis als junges Unternehmen gelistet zu werden und das gesetzlich geregelt… Glaube nicht, das dies in der Neuzeit funktioniert, was der LsV sagt! Bin ja unterstützendes Mitglied des LsV.

  5. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Ist die Landwirtschaft überhaupt in der Lage,Forderungen zu stellen und durchzusetzen?!

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  6. Thomas Bröcker sagt

    Erstens: Wer legt fest, was die „Herstellungskosten“, also wie hoch die „Mindestpreise“ sind.
    Das (langfristige Mindestpreise) führt dazu, dass, wenn wie jetzt gerade, Ware knapp ist, halt auch eher in der Nähe der „Garantiepreise“ kontraktiert wird und die hohen Preise (Raps ü.Ä.) nicht mitgenommen werden können. Die in Hochpreisphasen übliche extra- Erhöhung der Preise bei den Betriebsmitteln kann so nicht abgefangen werden. Das ist der Hauptgrund für den teilweisen Widerstand von Bauern in den Tropen gegen den sogenannten „Fairen Handel“.

    Zweitens: Die gut lesbare Herkunftsbezeichnung nach Ländern (also im Wesentlichen Nationen) ist am leichtesten durchzusetzen. Sie funktioniert, auch wegen des auf Grund der EU Politik wieder erstarkenden Nationalbewußtseins (Nationalismus), und beeinflusst in engen Mehrpreisgrenzen Kaufentscheidungen. Wichtig ist diese Angabe auch für die Rohwareherkunft auf verarbeiteten Produkten.

    Drittens: Ein Lieferkettengesetz ist m.E. eigentlich am leichtesten umzusetzen und würde allen Erzeugern nützen. Das würde allerdings EU-einheitliche Regeln und Auflagen erfordern. Das will wegen Punkt Zwei leider eigentlich auch keiner wirklich.
    An dieser Forderung scheitert die EU als der Haufen an „Kleinstaaten“ mit Sonderwegen, der sie ist, schon seit 30 Jahren.
    Hier zeigt der Nationalismus dann seine negativen Auswirkungen.

    Egal welche Regelungen und Auflagen aktiviert werden, sie werden nie Befriedung schaffen, wenn sie wie derzeit auf falschen dogmatischen Forderungen und Aussagen basieren. Naturgesetze mit objektivem Charakter ihrer Funktionsweise lassen sich nicht überlisten. Oder ganz einfach: Wenn die Grundannahmen falsch und dogmatisiert sind, können auch die daraus abgeleiteten falschen Maßnahmen kein Problem lösen.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Globalisierung + Kapitalismus + Sozialgerechtigkeit + Weltrettung + Wohlstandserhaltung + Ernährungssicherheit …..dies alles gibt es in Kombination nicht. Man muss sich auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen…..evtl. die Ernährungssicherheit?
      Und die muss man dann als Gesellschaft ausreichend demjenigen honorieren, der sie sicherstellt. Wenn man das nicht kann oder will, dann bekommt man das, was übrig bleibt…..

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    • Bauer Willi sagt

      Sehe ich auch so. Die Herstellungskosten können nicht wirklich „fair“ bestimmt werden. Es gibt immer jemanden, der es billiger kann und es gibt Betriebe, denen die ermittelten Herstellungskosten nie reichen werden. Ausserdem sind sie dazu geeignet, dem LEH eine Begründung zu liefern, warum sie unter allen Umständen (also auch in einer Hochpreisphase) nur die Herstellungskosten zu zahlen.

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      • Schorsch Summerer sagt

        Wir sind wieder bei der Frage des Marktmachtgleichgewichts. Wenn man schon kleinere Betriebe haben will muss man im Kartellrecht viel grössere Bündelungen der Anbieter zulassen. Nicht nur diese 4% europaweit sondern in etwa der Grösse der Abnehmer bzw Endhändler. es muss wieder möglich werden das ein säumiger oder renitenter Abnehmer schnell mal ohne Ware dasteht wenn er seine Lieferanten unverhältnismässig unter Druck setzt. Das Kartellrecht ist der entscheidende Hebel. Er wird aber derzeit nur eingesetzt wenn es dem Endkunden hilft weil die Ware billiger wird. Es muss die Frage aufgeworfen werden ob diese Vorgehensweise zwar einerseits dem Kunden als Käufer nützt aber geleichzeitig dem Kunden als Steuerzahler schadet weil die Erzeuger ständig mit Steuergeld gerettet werden müssen. Steuergeld das dann am Ende wieder beim Händler landet weil dieser die Hilfen in der Preisfindung miteinrechnet. So wird Aldi und Co auch noch zum Rettungsgeldabgreifer mit landwirtschaftlichem Grundbesitz und staatlicher Stützungsbeihilfe.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Auszug aus einem Artikel der Zeit zum Kartellrecht:

          ..“Es geht um mehr als eine Kugel Eis und einen Becher Glühwein. Denn den Schaden von Preisabsprachen tragen die Verbraucher, also im Prinzip alle. Bei Verstößen gegen das Kartellrecht wird Wettbewerb verhindert. Der mag zwar mit Risiken verbunden sein. In der Regel zieht er aber eine Menge Vorteile nach sich: einen Wettbewerb um Preise, Innovation oder Qualität. Anders gesagt: Das Kartellrecht sorgt für mehr Wettbewerb und der Wettbewerb sorgt für niedrigere Preise oder größere Kugeln, besseres Eis oder mehr Sorten.“

          Wer das Kartellrecht ausschließlich aus der Brille des kapitalistischen Wettbewerbs zum Vorteil des Verbrauchers sieht, nicht aber die Grundzüge der agrarischen Angebotsseite versteht, der muss so entscheiden, wie das Kartellrecht entscheidet.
          Die Sichtweise der Kartellwächter sollte mal einer Aufklärung unterzogen werden, denke ich.
          War hier nicht schon mal ein Vetreter am Start, der Hilfe angeboten hatte?

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          • thorens sagt

            Ohne es zu wissen, denke ich nicht, dass die Kartellbehörden Beschaffungs- oder Einkaufsoligopole überhaupt auf dem Schirm haben, wenn es ihnen um Verbraucher- und nicht um Erzeugerschutz geht. Da hat die Landwirtschaft tatsächlich eine Sonderstellung, weil sie überwiegend nicht selbst ihre Produktpreise festlegt. Vielleicht wäre das unter dem Aspekt „inländische Erzeugung“ bzw. Nahrungsmittelsicherheit einmal neu zu beleuchten, falls dieser Aspekt überhaupt noch eine Rolle spielt.

            Andererseits juckt es die Kartellbehörden überhaupt nicht, wenn aufgrund billigerer Angebote aus aller Welt, hier immer mehr Produktionsanlagen stillgelegt werden müssen aufgrund nicht mehr gegebener Rentabilität. Unsere Lohnstückkosten sind zu hoch um international mithalten zu können. Das trifft auch auf die Landwirtschaft zu. Hier holen uns die Segnungen des Sozialstaats ein. Und wenn Landwirtschaft nicht die Rolle zugebilligt bekommt, die über die eines x-beliebigen Produktionsbetriebs hinausgeht, wie z.B. Ernährungssicherheit, welches immer auch ein Staatsziel gewesen ist, dann muss Landwirtschaft wohl denselben Weg gehen, wie z.B. auch die Stahlindustrie. Traurig.

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            • Schorsch Summerer sagt

              Hier holen uns nicht die Segnungen des Sozialstaates ein sondern die „Segnungen“ des Freihandels. Der freie Handel nimmt keine Rücksichten auf irgendwelche Umwelt- oder Tierschutzbelange oder auf Bedürfnisse des Sozialstaates. Der freie Handel kennt nur eines, der billigste gewinnt. Deshalb wurde ja einst die soziale Marktwirtschaft erfunden um wenigstens dieses miteinzubeziehen. doch irgendwann hiess es: alles über Bord.
              Es gibt Übertreibungen in alle Richtungen. Nehmen wir uns mal GB unter der Eisernen Lady Margret Thatcher vor. Allzu streikfreudige Gewerkschaften blockierten die Wirtschaftsentwicklung. Aber als diese von Thatcher total entmachtet wurden schlug das Pendel voll in die andere Richtung aus, die Arbeiter verarmten und ein zurück in normal scheint es nicht mehr zu geben.
              Bei Lebensmitteln haben wir noch ein Problem. Lebensmittel müssen in einem gewissen Überfluss vorhanden sein. Ein leichter Mangel wie jetzt lässt die Lebensmittelpreise überreagieren, der Markt reagiert sofort panisch. Einzelne Länder (China!) beginnen wie der Verbraucher zu horten. Den Reingewinn streichen sich aber überwiegend bei einer Panikreaktion die vor- und nachgelagerten Stufen der Erzeugung ein. Dünger und Energie beginnen schon weit vor dem Engpass im Preis massiv zu steigen, die Verarbeiter und vor allem der Handel sorgt schon weit im voraus für Preissicherung auf der Einkaufsseite und frühzeitig steigende Preise im Verkauf. Wie eben jetzt.
              Das ist eine extrem ungesunde Entwicklung wie ich meine und hätte schon im Vorfeld durch ausgewogene Erzeuger/Händlerbeziehungen verhindert werden können. Doch da haben viele von unseren „Partnern“ (soll man die überhaupt noch so nennen?) den Hals nicht voll genug bekommen. Zu den anderen Absahnern von diversen Organisationen schweige ich jetzt lieber sonst werde ich wieder ausfallend.

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              • Thorens sagt

                Bestimmt alles richtig und berechtigt.

                Aber wer soll denn für ausgewogene Beziehungen zwischen Erzeuger und Handel sorgen? Regulierung durch den Staat per Mindestpreis? Alle in dem ganzen Spiel leben vom Geldverdienen, was das System am Laufen hält. Die einen sind gut organisiert und nur wenig standortabhängig, die anderen eher nicht.

                Ich halte die Entwicklung auch für bedenklich. Allein das ändert nichts. Aber wenn eine gesicherte nationale Grundversorgung mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln nicht mehr als relevant angesehen wird, worauf gewisse Verlautbarungen und auch Verordnungen hinzudeuten scheinen, dann muss der betroffene Unternehmer und Erzeuger sich nach einer anderen Ausrichtung des Betriebs umschauen, wenn er nicht untergehen will.

                Persönlich halte ich diese sich abzeichnende Entwicklung für nicht gut. Die hiesige Landwirtschaft wird einmal mehr den Exporten von Industriegütern geopfert, so, wie es schon länger stattfindet. Die Kompensation erfolgt vielfach mit dem Import von Agrargütern. Neu am Jetzt sind lediglich die Argumente, die den Zeitgeist bedienen, damit es auch möglichst Vielen einleuchtet. Zum davonlaufen.

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                • Schorsch Summerer sagt

                  Nicht regulieren durch den Mindestpreis. Der Staat ist für die Spielregeln verantwortlich. Wie bei den schon angesprochenen Gewerkschaften. Die derzeitigen Spielregeln sind für uns Erzeuger eine Vollkatastrophe. Es gibt im Grunde nur zwei Wege rauszukommen, die grossen Händler zerlegen oder die kleinen im Verkauf vereinen. Es ist der Staat der letztlich dem Wähler klarmachen muss warum das so ist. Doch dieser Staat will das nicht. Weder das eine noch das andere. Das ist die grosse Lüge. das ist die ursache warum nichts passiert. Der jetzige Weg ist bequemer. Als Politiker braucht man scheinbar nur einen „Schuldigen“ oder „Versager“ der sich nicht mehr wehrt, den man scheinbar mit Schweigegeld zuscheissen kann. Und NGOs die sehr gut daran Geld verdienen. Das sichert den Politikern einen warmen Furzsessel.

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                • Thomas Bröcker sagt

                  Mal ganz anders herangegangen:
                  Vielleicht kann man einer gewissen Extensivierung doch etwas Positives abgewinnen:

                  Ist es nicht so, dass eine gewisse Knappheit die Erlöse ganz schnell in Kostendeckung und darüber hinaus verfrachten kann ? Beispielsweise waren 2017 die Apfelpreise, weil am Markt 20 % fehlten, plötzlich kostendeckend. Oder die Rapspreise und Getreidepreise der letzten Ernte, durch die zu mindestens die Ackerbauern „Licht am Ende des Tunnels“ sahen?

                  Manchmal denke ich, wir sollten auf die 10 oder 20 % Stilllegung eingehen um dafür auf den Produktionsflächen eine sich weiterentwickelnde moderne, klassische Landwirtschaft (ohne sinnfreie Extensivierung in den Produktionsflächen) betreiben zu können.

                  Wenn die Stilllegungsflächen nur zu sehr geringen Teilen mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden, können sie bei Notwendigkeit ja auch wieder in Nutzung gehen.

                  Dann hätten alle Akteure Zeit zum Luftholen, die Preise würden sich woanders als jetzt einpegeln und man könnte den tatsächlichen Einfluß der modernen Landwirtschaft auf die Biodiversität in angrenzenden Flächen mal neutral ermitteln.

                  Das wäre doch vielleicht eine Möglichkeit zur mittelfristigen Befriedung – nur mal so als Idee.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Thomas, kurzfristig wirkende witterungsbedingte Knappheiten sind aber nicht mit dauerhaft geringem Angebot zu vergleichen, denn bei dauerhafter geringer Menge sucht sich derMarkt die sicherere günstigere Ware, z. B aus Polen.

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                • Thomas Bröcker sagt

                  Ganz so ist das nicht. Erstens sind die weltweiten „Überschuss- und Lagerreserven bei weitem nicht mehr so hoch wie früher. Zweitens greifen die Extensivierungs- und Insektenschutzvorstellungen der EU nicht nur bei uns.

                  In Polen (da habe ich auf Grund meiner Lage gute Kontakte) und sonst wo ist das ja ähnlich wie bei uns mit den Ökologisierungs- und Extensivierungsabsichten.

                  Außerdem gälte ja dann die Forderung nach 1.350 €/ha für die gesamte Stilllegung wie sie der NABU mal vorgeschlagen hatte (Lakner u. Oppermann 1917)..
                  Die hatten natürlich auf dem Schirm, dass alle Bio Produktionsflächen dann wie Stilllegung zu bezahlen sind, das ist ja aber vom Tisch.

                  Wenn die Mengenreduzierung in ganz Europa gelingt, hat das durchaus Potential zur Preisstabilisierung – und das mit der Möglichkeit der Wiederhochfahrens bei Notwendigkeit oder Nachfrage gekoppelt.

  7. Karl Timme sagt

    Anthony Lee, ein Seiteneinsteiger in die Landwirtschaft ohne die Branchenüblichen Scheuklappen, mit klaren Botschaften und von einigen Medien angefeindet.
    Er konnte mit seiner starken Unterstützung und Mitwirkung in der Ahrtal Hilfe seinen Wirkkreis stark erweitern, insbesondere in den nicht Ldw-Bereich.

    Jetzt zu seinen drei Punkten:
    1.Keine Vertragsabschlüsse unter Herstellungskosten (Spanien)
    Er hat das Kartellrecht schon selber angesprochen.
    Kann man ändern, oder wie beim Mindestlohn (Tarifautonomie) ignorieren. Hat man bei Handelskettenfusionen auch schon getan.

    2.Klare Herkunftskennzeichnung durch die gesamte Lieferkette. Lee:
    Herkunftskennzeichnung in Reinschrift, mit Info über das Wo,Wie und unter Welchen Umweltstandards.
    Forderung nachvollziehbar aber nicht Umsetzbar außerhalb der EU (WTO:TTipp und andere Handelsabkommen)

    3.Lieferkettengesetz, auch für Importe
    Gleiche Umwelt- und Qualitätsstandards für Importe aus nicht EU Länder
    Wer Kontrolliert? Sanktionen (Vernichtung?) und die Handelsabkommen?

    Für mich stellen sich zwei Fragen an „die“ Politik (Farben unabhängig):
    1. Welche Ziele werden mit der Augenblicklichen (letzten Jahrzehnte) Agrarpolitik (EU und National) verfolgt?
    2. Ist Klimapolitik wichtiger als Ernährungssicherheit? Was führt wohl eher zu Bürgerunruhen -kriegen?
    (Sind 8 Autobahnblockierer, 6 Pferdekotverteiler im BMVL wichtiger als 80 Mio. Hungriger Bürger?)

    Wo sind hier die Prioritäten?!!

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