Jeder kennt das: Kommentarschreiber in Facebook oder in einem Blog geraten unversöhnlich aneinander. Dann ist es nicht mehr weit zu persönlichen Beleidigungen und am Ende kann der Administrator nur noch drohen, löschen oder sperren. Doch setzt man sich mit einem Kontrahenten alleine auseinander, ist von solchen Aggressionen keine Spur mehr. Sogar das Gegenteil ist oft der Fall: Freundlich und engagiert erfährt man so manche wertvolle Erkenntnis von einem vermeintlichen „Streithansel“.
Warum aber reagieren dann diese Kommentarschreiber so aggressiv? Wohl deshalb, weil sie ihre Arbeit, ihren Hof und „ihr Ding“ so innig lieben. Weil sie von dem was sie tun und wie sie es tun, hochgradig überzeugt sind. Sie lieben ihre tägliche Arbeit sogar so sehr, dass sie meinen, sie müssten den Andersdenkenden vor einem vermeintlichen Schaden bewahren. Und dass der eintreten könnte, weiß halt nun nur ein wirklicher „Überzeugungstäter“. Was man so sehr liebt, will man auch auf keinen Fall verlieren. Ergo kommt sofort Verlustangst dazu, wenn ein anderer mit einem Argument daher kommt, das einem das Gefühl vermittelt, eventuell selbst auf dem Holzweg zu sein. Also beschließt das liebende Ego: „Gefahr eliminieren“.
Das ist der „Breakpoint“ wo aus der guten Absicht der aggressive Besserwisser wird, der keine gegenteilige Meinung mehr verträgt. Ab dann werden persönliche Spitzen gesetzt. Die fachlichen Argumente werden zweitrangig. Es geht folglich darum, den Widersacher zu entlarven, persönlich zu treffen oder ihn zu verjagen.
Ist der Ruf dann mal soweit ruiniert, reicht künftig das Auftauchen des Namens „des Widersachers“ allein schon aus, dass die Messer gewetzt werden.
Es ist schade, wenn hochmotivierte Landwirte sich so zerstreiten. Interessierte Verbraucher machen oft sicherheitshalber einen Bogen um solche Diskussionen. Die Verbraucher, die etwas über Landwirtschaft erfahren möchten, verpassen dabei so viel gutes Wissen was die Landwirte eigentlich zu bieten hätten. Woher soll’s der Verbraucher denn erfahren – wenn nicht vom Landwirt?
Liebe hochmotivierte, landwirtschaftliche Kommentatoren: Bitte denkt mal darüber nach. „Was Du nicht willst, das man dir tu – das füg auch keinem andern zu“, sagt ein altes Sprichwort.
Denn eigentlich vereint uns doch die Liebe zur Landwirtschaft, unabhängig davon, wie wir sie betreiben.
Hmm liebe Leute, ich war schon eine Weile nicht mehr hier und lese mit einigem Schrecken, was hier wohl so los war…
Allerdings fliegt Euch auch mein Herz zu.
Ich lese ja wahrlich (als Journalistin) vieles, und auch viele Kommentare. Aber die Art,
wie Ihr Euch hier auseinandersetzt, finde ich schon bemerkenswert und ganz außerordentlich. Also mit anderen Worten: Die Liebe ist gegenseitig ;))
Nur was nuetzt das ganze Geschreibsel wenn doch keine Veraenderung stattfindet weil die politisch gar nicht gewollt ist.
Was hat denn der Blog hier im realen Leben schon bewirkt? Irgendwelche Veraenderungen einzelner?
Vielleicht kann der Bauer Willi einen Beitrag eroeffnen wo Verbraucher Zeugniss ablegen koennen ueber ihr veraendertes Einkaufverhalten.
Hier passieren ja Sachen 🙁 Aber schön, dass ihr so offen damit umgeht. Ich befürworte eure Entscheidung und hoffe auf bessere und friedlichere Zeiten hier im Blog. Vielleicht nutzt das Zwangspäuschen ja was.
Alois, was du mit deinem Artikel übersehen hast, ist, dass deine Überschrift im Bezug auf den Blog nicht zutrifft, denn die Herren scheinen sich nicht ausstehen zu können!
Schade, dass es einzelne Personen gibt, die sich so sehr in den Vordergrund drängen müssen und dabei irgendwie vergessen wo sie sind und was der Sinn dieses Blogs ist.
Vielleicht hilft ja eine Auszeit, so wie bei kleinen Kinder auch! Schade, dass es hier keine stille Treppe wie bei der Supernanny gibt! 🙂
Hallo Palla, ja, „Liebe kann auch streiten“ oder so wär treffender gewesen. Zur Liebe gehört dann auch noch die Eifersucht und die Leidenschaft, „wenn man mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“ 😉
Der Artikel oben vom Alois Wohlfahrt ist sicher inhaltlich richtig. Diese Psychologiesiererei geht mir allerdings aber schon auf den Geist.
Es ist doch so, dass die Landwirtschaft so vielfältig ist, mit so vielen Bereichen, dass man kaum noch zu einem gemeinsamen Nenner finden kann. Ein Minister oder Bauernpräsident kann keine Aussage mehr treffen, ohne jemandem auf die Füße zu treten.
Wir haben eine Destabilisierung der Brache von innen durch Streitereien und durch Anfeindungen von außen. Ich frage mich manchmal was ungesunder ist. Die Arbeit im Stall mit natürlichen Stäuben oder das Internet und Medien außerhalb des Stalles.
Beides hat jedenfalls mit Dreck zu tun. Mit beidem ist kein Geld zu verdienen. Wer kann mich optimistisch stimmen?
Landwirte sind Leute wie alle anderen auch. Genau so wenig wie es die Grüne-Wiese-Bambi-Landwirtschaft gibt, gibt es „den Bauern“, der immer der selben Ansicht ist. Eigentlich ist das für jeden ganz leicht einzusehen.
Außer vielleicht für Bauern. 😉
so ist das leben…..nein,das stimmt natürlich so nicht!!
das liegt daran,dass im internet meistens anonym kommentiert wird und da lässt man dann völlig ungeniert „die sau raus“.
obwohl,ich hatte schon persönliche beschimpfungen direkt am ackerrand,
weil jemand meinte,dass ich doch brütende vögel störe oder der mähdrescher abends um 21.45 direkt neben dem wohnhaus ziemlichen krach mache.
Und bei uns stand die Polizei um 22:00 Uhr vor dem Mähdrescher und hat ihn angehalten, weil ein Neubürger unseres Ortes sich durch den ruhestörenden Lärm gestört fühlte. Die Polizei hat sich quasi entschuldigt, aber „sie müsse der Sache nachgehen“.
Über die Beiträge zum Grethe-Artikel war ich allerdings schon schockiert. Wie unversöhnlich doch die Seiten aufeinander losgehen. Da ging es nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um Ideologie. Von beiden Seiten. Hoffe, dass sich das wieder etwas beruhigt.
Bauer Willi
Alois, du schreibst mir aus der Seele. Ich bin mit meinen Beiträgen auch schon ein paar mal angeeckt. Irgend ein notorischer Besserwisser verbeißt sich dann in dermaßen emotionale Kommentare, dass einem irgendwann die Lust vergeht zu antworten.
Klar, wir Landwirte sollten uns schon bemühen, den Gegenüber zu verstehen. Aber wenn es nur noch darum geht zu provozieren, dann beende ich mit einem freundlichen Statement die Unterhaltung.
Man muss sich dann halt an den Leuten erfreuen, die unsere Arbeit und unsere qualitativ hochwertigen Lebensmittel schätzen. Viele Verbraucher loben uns ja auch dafür. Das soll uns ermutigen über unseren Beruf, die Arbeit, und das was wir erleben zu schreiben.
Hallo Franz,
Du hast Recht. „Es kann kein Mensch in Frieden leben…“ sagt ein altes Sprichwort.
Doch nicht jeder hat gleich Böses im Sinn,
Ist z.B. auch so mit dem Umgang mit Landwirtschaftskritikern.
Aktives Zuhören ist für mich eine der besten Kommunikationsmethoden. Ist ganz einfach zu lernen. Einfach mal zuhören und dann aus der ruhigen Überlegung antworten, also sofort zu urteilen. Das wünsche ich mir.
Alois