Bauer Willi
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So war das Jahr in Oberösterreich

Vielen Dank an Helmut Feitzlmayr, Abteilungsleiter Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich für seinen Bericht über das landwirtschaftliche Jahr bis Anfang August.

Hallo Willi,

freue mich über deine Anfrage. Ja, wir hatten wieder mal ein extremes Jahr in Oberösterreich. Der Winter war viel zu trocken, mit nur der Hälfte der langjährigen Niederschläge. Auch bei uns war der Frühjahr im April und Mai um 2,5° zu kühl und ab Mai auch nass. Der Anbau von Zuckerrübe, Mais und Soja war damit später, die Jugendentwicklung stark verzögert. Im Juni wurde es heiß und seit 21. Juni rollt eine Hagelfront nach der anderen über Oberösterreich. Mittlerweile sind 120.000 ha, etwa zur Hälfte Acker und Grünland Schadfläche. Wir reden da immerhin von knapp einem Viertel unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Die größten Hagelschlossen, so nennt man bei uns diese Geschosse, hatten einen Durchmesser von 10 cm, durchschlugen Dächer und zerstörten viele Autos etc. Auf den Feldern sahen viele Kulturen wie gehäckselt aus und damit gab es viele Totalschäden. In der Vergangenheit gab es immer wieder Hagel, wo lokal ein paar Gemeinden betroffen waren. Dieses Mal war das anders; die Hagelfronten hatten zum Teil eine Länge von 60 km und eine Breite bis zu 20 km. Mittlerweile gibt es kaum noch Gemeinden, die von den Hagelunwettern nicht betroffen waren (siehe Anhang). Der Schaden in den Kulturen liegt derzeit bei 51 Mio €. Die OÖ Versicherung spricht bereits von über einer halben Milliarde € Sachschaden (Gebäude, Dächer etc.)

Wir haben die Österreichische Hagelversicherung, eine Mehrgefahrenversicherung (Sturm, Dürre, Überschwemmung, Hagel, Wiederanbau) bei der 93% der Ackerfläche und ca. 50% der Grünlandfläche versichert sind. 55% steuert die öffentliche Hand bei und alle Kulturen (sogar Oliven) sind versicherbar, dafür bekommen die Landwirte für all diese Schäden keinen Cent mehr aus dem Katastrophenfond. Wer sich nicht selbst versichert, geht damit in Österreich konsequent leer aus. Die Spezialkulturen, wie Hopfen, Intensivobstanlagen, Wein, Forstbaumschulen, Gärtnereien etc. sind zu 100 % durchversichert.

Bei der Ernte gibt es Licht und Schatten. Der Raps und die Wintergerste konnten relativ zügig geerntet werden. Raps blieb leider unter den Erwartungen; wir rechnen hier mit 34 dt/ha und damit einem 10% niedrigerem Ertrag wie 2020. Wintergerste hatte in den Gunstlagen exzellente Erträge zwischen 100 und 120 dt/ha und vereinzelt sogar darüber, bei 14% Wasser. Die Hektolitergewichte schwächelten etwas, mit oft unter 60 kg. Wintergerste hat in den letzten Jahren bzgl. Ertragspotential klar den Weizen überholt. Die Mehrzeilige hat sich dabei auch zunehmend gegen die Zweizeilige durchgesetzt.

Bei Winterweizen sind wir in derselben Situation wie ihr. Zwei Drittel sind geerntet und nun steht die Ernte seit 10 Tagen, mit fast täglich Niederschlägen. Diese Woche bekommen die Felder allerdings die Gelegenheit ausreichend abzutrocknen. Erste Triticale und vereinzelt auch Weizen hat leider schon Auswuchs und wir hoffen bis Mitte August den Weizen fertig zu ernten. Die Erträge sind soweit gut, die Höchsterträge liegen in den hagelfreien Zonen bei 95 dt/ha, keine Spitzenernte aber zufriedenstellend. Die Hektolitergewichte waren bis Anfang August auch gut, mit großteils über 78 kg. Das Protein war aber mit 12 bis 12,5 % eher knapp. Die Fallzahl lag bis Anfang August durchwegs über 240s – wie es jetzt aussieht, kann ich nicht sagen.

Faktum ist allerdings – und da sind wir wieder am Anfang der Erläuterungen – dass die Hagelschäden einen bleibenden Eindruck in der Erntebilanz hinterlassen haben. Ein Viertel der Ackerfläche wurde mit Ø 40% geschädigt. Das kostet damit vor allem bei Weizen, der alle Hagelereignisse mitgemacht hat, bis zu 10% der Erntemenge unseres Bundeslandes. Silomais wurde im selben Ausmaß geschädigt, Körnermais etwas geringer. Die Sojabohne ist hoch regenerativ, mache Sorten verzweigen nach Hagel sogar besonders stark. Die Sojaflächen sehen in OÖ durchwegs schön aus, womit wir zumindest bei Soja von einer guten Ernte ausgehen. Körnermais wird, so hoffen wir, ein gutes Durchschnittsjahr.

Bei Zuckerrübe hatten wir 2020 ein hervorragendes Jahr mit einem landesweiten Durchschnittsertrag von 96 t /ha, allerding mit schwacher Polarisation von 16,3 %. Mein Geschäftsführer von der Rübenbauernorganisation geht heuer von einem Durchschnittsertrag von max. 90 t/ha aus und hofft auf besseren Zucker.

Im Anhang habe ich dir die Unterlage unserer Pressekonferenz zur Ernte 2021 noch beigefügt. Wünsch dir und deine Standeskollegen noch eine gute Ernte!

pk_ernte_final

Liebe Grüße aus Oberösterreich

Helmut

DI Helmut Feitzlmayr

Abteilungsleiter Pflanzenbau

Landwirtschaftskammer Oberösterreich

 Ergänzung vom mir: Im Rheinland laufen seit Freitag dem 13.8.  wieder die Mähdrescher. Wir haben zu diesem Zeitpunkt noch ein Drittel Weizen zu ernten.

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6 Kommentare

  1. Ludwig sagt

    Hier,auf den schweren Böden in Südniedersachsen wird überall unterdurchschnittlich geerntet. Regen, Kälte (bis 4 Grad unter Durchschnitt)und wenig Sonne im Mai haben das Wurzelwachstum nicht in die Tiefe wachsen lassen. Als dann die Hitze im Juni kam waren die Pflanzen nicht in der Lage genügend Wasser und Nährstoffe aus der Tiefe zu bekommen.
    Auch wer beim Stoppelweizen nicht gegen Schwarzbeinigkeit gebeizt und auch nicht gegen Halmbruch gespritzt hat , der ist mit 4 – 7 to/ha enttäuscht worden . Die Berater sprechen von einer guten Ernte in diesem Jahr von 8 to/ha , während normalerweise hier 9 – 10 to/ha geerntet werden. Auch die Proberodungen der Rüben liegen 10% unter dem Ertrag des letzten Jahres. Wenn man die Erntemeldungen der Hauptweizenländer hört , dann werden überall kleinere Ernten eingefahren und das läst gerade die Börsen explodieren. Auch die Weltvorräte gehen zurück und sind an einer kritischen Marke angekommen. Jeder , der der Extensivierung das Wort redet, muß sich im klaren sein , daß dann der Hunger wieder zunehmen wird , denn jedes Land denkt natürlich erst einmal an sich selbst. In diesem Punkt ist die EU-Politik mit Wunschdenken zu beurteilen. Geringe Vorräte bei Getreide und Zucker sind gewollt , aber im Notfall eine Katastrophe. Wie fähig unsere Politik ist , können wir im Ahrtal gerade bestaunen und sollten uns nicht auf diese Leute verlassen , sondern selbst Vorsorge treffen.

    • firedragon sagt

      “… wird überall unterdurchschnittlich geerntet. …”
      Ich weiß gar nicht, was Du hast Ludwig, es ist doch so gewollt … zwar will man das über den Green Deal usw erreichen, jetzt waren eben die Wetterlagen zu den verschiedenen Jahreszeiten schneller und recht effektiv … Du siehst, zum “Erfolg” braucht die LW gar keinen überbezahlten Wasserkopf … immer positiv betrachten …

    • Arnold Krämer sagt

      Es ist bisher im Nordwesten eine natural durchschnittliche Getreideernte, verglichen mit den 3 Vorjahren aber deutlich besser und auch die Preise ziehen merklich an. Aber das hat es früher auch gegeben, dass die Erwartungen aufgrund der Optik der Bestände höher waren als das tatsächliche Ernteergebnis und auch umgekehrt. Da spielen soviele Dinge rein, auf die man als Landwirt keinen Einfluss hat. Im Nordwesten kommt aber mit dem Mais, der “bombig” aussieht, noch die Hauptkultur. Auch da muss man abwarten, ob der weitere Witterungsverlauf eine Rekordernte zulässt. Bei den Kartoffeln ist das Bild bisher ebenfalls nicht eindeutig. Feuchte “Krautfäulejahre” sind zwar erfahrungsgemäß “gute” Kartoffeljahre, die Proberodungen fallen im Vergleich zum Vorjahr bisher aber oft schlechter aus. Und vereinzelt sind auch erhebliche Stau-Nässeschäden bei den Kulturen festzustellen. Oder kurz und knackig: Die Bäume wachsen auch diesmal nicht in den Himmel.

      • Johannes sagt

        Vorräte sind nie umsonst. Nur wenn nichts mehr zum Ausgleichen irgendwelcher Engpässe da ist, regelt der Preis Angebot und Nachfrage.
        In der EU sind die Verbraucher vom Preis her schon lange sehr verwöhnt worden. Der Euro muss aber nicht immer so teuer bleiben im Vergleich zum Dollar, wie jetzt.
        Wenn sich da was tun sollte , kann Getreide schnell eine drei vorne stehen haben. Wohl dem, der dann nach was in der Halle liegen hat, um gegenzusteuern…
        Ich glaub aber eher , das geht so wie beim Hochwasser an der Ahr. Auf einmal ist es da und was dann?

        • Inga sagt

          Weshalb wurden denn die Lebensmittel so lange und teuer gelagert?
          Wer kennt die Milchseen, Butterberge und Getreidehalten
          nicht mehr? Die heutigen Politiker?

          aber de alten Politiker von früher kannten noch Hunger und mangelte Nahrungsmittelversorgung vom Krieg und der Nachkriegszeit her.
          Im Ersten Krieg war es vielleicht auch so.

          Der Staat hat die Aufgabe, dem Volk genügend Nahrungsmittel bereit zustellen!

          Aber das kostet.

          So, jetzt lassen wir immer mehr Ackerrandstreifen für Blumen stehen und Düngen nur noch die Hälfte!
          Das können wir uns alles leisten.

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