Bauer Willi
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Polizei veröffentlicht Luftbildaufnahme

Bildquelle: Focus.de

Am 12.7.2019 wurde ein Video der Polizei Aachen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, in dem Bilder zu sehen sind, die von einem Polizeihubschrauber aufgenommen wurden. Es handelt sich um einen Ausschnitt eines Videos, dass im Landtag NRW gezeigt wurde. Bei dem in Titel genannten Maisfeld handelt es sich allerdings um Möhren, die einer benachbarten Landwirtin gehören. Einige Medien hatten dies falsch dargestellt, was einen Shitstorm ausgelöst hatte.

https://www.focus.de/politik/deutschland/ansturm-auf-tagebau-garzweiler-video-aufgetaucht-hier-zertrampeln-klima-aktivisten-maisfeld-und-ueberrennen-polizisten_id_10921870.html

Von den Klima-Demonstranten wurde angeführt, dass das Ausweichen auf die Felder durch den Druck der Polizei notwendig wurde. Dies lässt sich durch die Aufnahmen allerdings nicht eindeutig belegen.

Mittlerweile haben die Organisatoren der Demonstration Kontakt zu den betroffenen Bauern aufgenommen. Nach vorliegenden Informationen sollen die Entschädigungen mit Bargeld erfolgen, was einige Landwirte aber abgelehnt haben. Sie erwarten eine Überweisung.

Hier ein ähnliches Video auf Youtube, das unter anderem zeigt, wie in breiter Front ein Weizenfeld durchquert wird, statt die Fahrgassen zu benutzen.

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25 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    Anhand der Bilder kann man erkennen , daß die Demo weit vorher strategisch vorbereitet
    war, denn einheitliche weiße Overalls , vollgepackte Rucksäcke für einen längeren Demoeinsatz waren somit auch geplant. Auch das Hinterherlaufen hinter den Anführern kann man auf den Bildern klar erkennen. Ob die Masse der Demonstranten denn genau wußte was man tat ? oder hat man sich durch die mitmachende Masse verführen lassen. Fest steht für mich, daß sich sich diese Demo nicht auf der Basis unseres “Freiheitlich demokratischen Grundgesetzes” rechtfertigen läst. Dieses Leute haben sich über das Gesetz gestellt und haben alles was sie dafür taten als nebensächlich angesehen , nur mit dem Ziel in den Tagebau zu kommen. Diese Demo ist kaum zu verstehen, denn man hat doch das Ende der Braunkohle schon entschieden. Ging es denn hier nur um mediale Darstellung ? oder um Zerstörung unseres Gemeinwesens. Es gibt ja Leute , die meinen ,erst alles zerstören zu müßen , um entspr. der Frankfurter Schule (68er ) wieder alles neu aufbauen zu müßen. Diese Experiment ist doch schon in der DDR und Sowjtunion kläglich misglückt , also warum wieder ? Kann in dieser Situation das Buch von dem Freiheitsdenker Roland Baader – Die belogene Generation”- empfehlen. – Außerdem muß
    die Energiewende nicht mit Demos , sondern mit Denken und Entwickeln neuester Technik gemeistert werden. Nur so können wir unseren Wohlstand und unser soziales Gemeinwesen erhalten.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Die Sowjetunion wurde 1922 gegründet, die DDR 1949. Die 1968er hat im Westen stattgefunden und ist nur teilweise gescheitert. Damals hat sich die Welt durchaus grundlegend verändert, auch wenn Gott sei Dank nicht alles zerstört worden ist. Man muss eben die Spreu vom Weizen trennen, auch jetzt.
      Es gibt in dieser Bewegung solche, die es ernst meinen und bei sich selber anfangen, aber auch solche, die es sich leicht machen, und auch Extremisten. Das war auch 1968 so. Wenn aus dieser Trampelaktion gelernt wird, ists in Ordnung.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Könnte diese Demonstration unser Gemeinwesen zerstören? Wohl kaum. Sie fahren immer das ganz große Geschütz auf, Friedrich! Auch hier wieder völlig unangemessen.

  2. Elisabeth Ertl sagt

    Wie kommt man eigentlich auf die Idee, dass man im Acker vor der Polizei sicherer ist als auf der Straße? Weil die Polizei mehr Hemmungen hat, ins Essen zu treten?
    Trotzdem: Ich bin auch dafür, dieses Thema jetzt ruhen zu lassen – bzw. es wenigstens in einen größeren Rahmen zu stellen:
    1) Vor wenigen Tagen ist in Wien ein Arzt von einem Patienten niedergestochen worden, nachdem er ihm mit einer Herzoperation das Leben gerettet hatte. Die innere Stimme habe ihm das eingegeben, so der Täter. Die Gewalt gegen das Gesundheitspersonal nimmt enorm zu. Der Grund: man will nicht warten. Die Leute warten stundenlang wegen einer Verkühlung oder einer kleinen Verletzung. In dieser Zeit könnte man in Omas Hausmittelapotheke stöbern und sich selber behandeln. Wenn die Ärzte sich wieder auf jene Fälle beschränken könnten, wo sie wirklich nötig sind, dann wäre das eine soziale Gesellschaft. Aber der Arzt kostet ja nichts, also geht man nach Lust und Laune hin.
    2) Alle wollen Sicherheit: Vor Gewalt und Terror, vor dem lauten Nachbarn etc. Aber die, welche dafür sorgen sollen, die Polizei, ist selber mit zunehmender Gewalt konfrontiert. Wird eh vom Staat bezahlt.
    3) In Wien gibt es jährlich bereits hunderte tätliche Angriffe von Schülern auf Lehrer. Bildung ist ein Recht, keine Anstrengung, also her damit!
    Der Bauer ist nicht ganz gratis, der kostet noch ein bisschen. Daher lebt er noch auf der Stufe der Respektlosigkeit. Die Gewalt wird erst beginnen, wenn manche Supermarktregale leer sind.
    Denn das Recht ist auf der Seite derer, die von anderen etwas wollen. Wer für andere arbeitet, ist selber schuld.

  3. Respekt ist keine Einbahnstraße. Aber ich denke auch, daß der eine oder andere gemerkt hat, daß es doch etwas gedankenlos war.

    Was dann jedoch von beiden Seiten hochgekocht wurde, sollten wir nicht weiter befeuern, selbst die Rechten sind drauf aufgesprungen als wären sie der Rächer der Enterbten und schütten noch mehr Benzin ins Feuer. Vorwürfe und Rechtfertigungen helfen dem Dialog nicht!

    Vielleicht sollte man eher zusammenhalten, damit die Ursachen für solche Aktionen nicht mehr gegeben wären 😉 Man denke daran, wie Kinder und Jugend sowie die jungen Erwachsenen oft ignoriert werden und deren Zukunft ruiniert wird, jeder zweite von ihnen statistisch in Altersarmut landen wird. Und statt sich um Familie, Haus und Garten kümmern zu können muß man gegen Müll, für sichere Versorgung und Frieden kämpfen.

    • bauerhans sagt

      weil jugendliche im absoluten wohlstand leben,sonst keine probleme haben,suchen sie sich herausforderungen und stellen das verhalten ihrer eltern/grosseltern infrage,wobei mir noch kein konkreter vorschlag der jugendlichen untergekommen ist,diese welt wirklich zu verbessern.

      • Inga sagt

        Das ist ja auch erstmal in Ordnung so.

        woher sollen die Jugendlichen denn die Verbesserungsvorschläge haben?

        Vielleicht appellieren sie nur an Fachleute diese Missstände abzustellen, wie z.B. den Hambi retten, oder

        weniger Pestizide in der Landwirtschaft zu spritzen.

        Da müssen dann Fachleute entschieden, inwiefern man vertreten kann, den Hambi zu retten, weil wir seine Kohle nicht brauchen oder so.

        Und die Zerstörungswurt von öffentlichen Gütern sol nur zeigen, wie ernst sie es meinen, das gilt auch für die landw. Anbaukulturen.
        Da kennen die bestimmt noch nicht mal einen Unterschied und vor der Polizei hat man deswegen auch keinen Respekt mehr. Sie ist ja auch öffentlich.
        Lehrer in der Schule auch!

        Erste Hilfe und Feuerwehr auch!

    • Obstbäuerin sagt

      Da Sie ja irgendwie mitbekommen haben müssen, dass Ihre Meinung in diesem Blog nicht unbedingt von allen geteilt wird Herr Suhr, finde ich es unangemessen von WIR zu reden. Das, was sie hier als Dialog anpreisen ist doch nichts weiter als die Aufforderung, sich Ihrer Meinung anzuschließen, um es mal vorsichtig zu formulieren.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      @Suhr. Moin, bleiben Sie mal auf dem Teppich der Tatsachen und versuchen Sie nicht immer hier viele im Blog für Dumm zu verkaufen. Das, was Sie die letzten Tage hier bei Will vom Stapel gelassen haben, ist langsam nicht mehr hinnehmbar.
      Verbünden Sie sich mit der Bloggerin Astrid, diese hat genau so eine verklärte Meinung wie Sie.

    • Paulus sagt

      @Christian Suhr
      „etwas gedankenlos“ ist gut. Die komplette Aktion, angefangen von den Märschen durch rheinische Möhren- und Getreidefelder, bis zum Eindringen in einen Tagebau und des Besetzens eines Baggers war „etwas gedankenlos.“ Wenn sich aktivistische Mütter mit Kleinkindern unter Lebensgefahr auf eine Abbruchkante stellen ist das ja scheinbar auch nur „etwas gedankenlos.“ Ich bezeichne all das als Dummheit.

      Der Gipfel war natürlich, dass RWE nicht für das notwendige Catering gesorgt hat und ihr, von Polizeikräften eingekesselt, für eine sehr kurze Zeit elendig dursten und hungern musstet. Die paar Kröten für die Grundversorgung hätte ich als Vorstand lächelnd locker gemacht und ein paar Workshops zum Thema Energieversorgung und Kapitalismus hätte ich auch noch organisiert. Für die Baumhausbewohnerinnen im Hambi meinetwegen auch so etwas wie „stärke deine feminine Essenz“ oder so. Workshops machen sich ja immer ganz gut.
      Als verantwortlicher Vorstand wäre ich dort selbst aufgetreten und hätte genau die Politiker der Grünen hinzugebeten, die die Rahmenbetriebspläne und sonstige Genehmigungen erteilt haben. Das Fest hätte ich unter medialer Begleitung mit Freude gefeiert, egal ob sie gekommen wären oder nicht!
      Was ich zähneknirschend konstatieren muss ist, dass sich tatsächlich beide Seiten nicht von ihrer intelligentesten Seite gezeigt haben.

      Auch wenn ich Bauer Willi für seine Ängstlichkeit, aufgrund des von ihm selbst hervorgerufenen medialen Hypes kritisiert habe, sehe ich das im Nachhinein und mit zeitlichem Abstand etwas anders.
      Nach meiner Auffassung ist Bauer Willis heutiger Beitrag weder überflüssig noch unanständig. Indem man derartige Frevel relativiert bereitet man den Boden für die nächst höheren Stufen der Eskalation. Ist zwar etwas weit geholt aber in etwa analog zur broken windows-Theorie zu verstehen.
      Bis jetzt waren es die betroffenen Bauern die sich ausgesprochen friedlich und konziliant verhalten haben.

      • Inga sagt

        Also hat der Paulus etwas mehr Respekt vor den Bauern bekommen!

        Das macht nur die Auseinandersetzung mit dem Thema und die Diskussion darüber, oder!

        Bauer Willi sei Dank!

      • Bauer Willi sagt

        @Paulus
        Danke. Ich habe lange überlegt, ob dieser Artikel als “nachkarten” verstanden werden könnte. Aus den von Dir genannten Gründen habe ich dann doch gebracht. Denn wenn man das abtut, als “ist ja nun mal passiert und nicht so schlimm” ist eine Wiederholung möglich.
        Der mediale Hype ist wohl eher dadurch entstanden, dass eine Einzelperson auf die Unlogik zwischen Klimaschutz und fehlender Rücksichtnahme aufmerksam gemacht hat. Die Medien hatten ein Gesicht (den “braven Bauer Willi” 🙂 ) und dann hat sich das hochgeschaukelt. Die Schäden von RWE wurden nie erwähnt, weil das ja ein “böser Konzern” ist und da darf man das.
        Es war auch wohl mehr eine Stellvertreter-Diskussion, weil viele normale Menschen nicht mehr verstehen, wie das massive Vorgehen der “Aktivisten”(eigentlich ein niedlicher Name) von bestimmten Kreisen auch noch gefeiert wurde. Und immer noch wird…

        • Elisabeth Ertl sagt

          Viel schlimmer als dieses Video ist die ungenierte Ankündigung weiterer Flurschäden auf der Homepage von Ende Gelände: https://www.ende-gelaende.org/de/infos-fuer-bauern/
          Kein Wort der Entschuldigung, keine Absichtserklärung, das in Zukunft zu unterlassen. Beim Kampf gegen Kohle können nun mal Flurschäden entstehen, man hat das Geld, sich die zu leisten. Dabei bleibts offensichtlich.
          Da stellt sich die Frage, wie weit das nicht bereits als Vorsatz strafbar ist.

          • Obstbäuerin sagt

            Und da kommt das Geld für die Entschädigungen her:
            Spendenaufruf auf der Website von ende-gelaende.org

            Spenden
            Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende!

            Auch wenn wir für eine Welt kämpfen, in der Geld nicht mehr darüber entscheidet, was getan wird und was nicht: Um die vielen Zelte mieten, Materialien transportieren oder Geräte langfristig für die Bewegung anschaffen zu können, brauchen auch wir das Zahlungsmittel der bestehenden Verhältnisse. Darum freuen wir uns sehr darüber, wenn du einen finanziellen Beitrag leisten kannst und uns so zu mehr Handlungsfreiheit verhilfst.

            Egal ob viel oder wenig. Egal ob einmalig oder regelmäßig.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Die Rechten sind keine schlechteren Menschen als die Linken. Der Weise sucht die Goldene Mitte.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Herr Suhr, jetzt würde mich einmal interessieren: Was arbeiten Sie? Womit machen Sie sich für Ihre Mitmenschen nützlich?
      Hier bei uns am Land ziehen die Jugendlichen weg in die Stadt, obwohl hier händeringend Facharbeiter gesucht werden. Die Firmen bräuchten dringend Leute, die bereit sind, anzupacken, etwas Konkretes zu schaffen. Unser Haus bräuchte dringend ein neues Dach – wir kriegen keinen Termin: zu viele Aufträge, zu wenig Mitarbeiter.
      Die Jugend wird in der Schule nicht gefordert, man biedert sich ihr an, und so will sie dann in die Stadt, studieren und dann einen Bürojob am Computer. Und auf keinen Fall Landwirtschaft, eine Zumutung wär das!

  4. Andi sagt

    Ich denke, wir sind uns ziemlich alle einig, dass das eine schwachsinnige, gedankenlose Vorgehensweise der Demonstranten war. Aber man sollte das Ganze dann auch mal gut sein lassen.

    • Obstbäuerin sagt

      Wie man in den Kommentaren einiger Sympathisanten lesen konnte, ist das nicht unbedingt der Fall. Und an dem achtlosen Umgang mit Nahrungsmitteln auf dem Feld waren tatsächlich viele Hunderte beteiligt, während die Verfehlungen einzelner Bauern durch ständiges Wiederholen und Verallgemeinern auf den gesamten Berufsstand ausstrahlen sollen, möchte man in diesem Fall so schnell wie möglich Ruhe im Karton.
      So, wie wir jetzt sehen können, dass das Klima während der Ferien nicht mehr gefährdet ist, so kann man auch an der Umweltkompetenz der Demonstranten zweifeln.

        • Obstbäuerin sagt

          Wenn sie demonstrieren würden, hätten sie auch Medienpräsenz. Oder es sind sowenige, dass es eher peinlich ist, davon zu berichten. Ich lasse mich aber gern mit Belegen vom Gegenteil überzeugen.

          • Walter Parthon sagt

            Schulschwänzen als Pflichtveranstaltung
            Kommentar
            Fridays-For-Future: Seit Monaten bleiben Jugendliche am Freitag dem Unterricht fern und demonstrieren für die Klimarettung. In manchen NRW-Schulen ist das jetzt sogar offizielles Programm. Als ob gerade dort die Schulen nichts Besseres zu tun hätten.
            „Die Schulpflicht – dies schönste Juwel der Aufklärung.“ Die Einsicht war einmal stolze Grundüberzeugung jeder fortschrittlichen Gesellschaft. Besonders in Westeuropa, der Heimat der Aufklärung – und darum der Schulpflicht. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kommt aller Fortschritt nur von der Schulpflicht. So könnte man argumentieren.
            Nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr im postaufklärerischen Nordrhein-Westfalen. Dort machen jetzt erste Schulen den Klima-Schulstreik zur schulischen Pflichtveranstaltung. Kein Witz, kein Klischee: Es sind zwei Gesamtschulen.
            Klima-Demo wird Schulveranstaltung
            An der Gesamtschule Kürten erklärten Lehrer die Fridays-For-Future Demonstration zum Thema des Kunstunterrichts: „Kann man mit Kunst die Welt verändern?“ Zwei 9. Klassen wurden zur Teilnahme an der Demo in Köln verpflichtet. Schriftlicher Hinweis für die Eltern: „Beachten Sie bitte, dass eine schulische Exkursion verpflichtend für die Schüler ist und ein Fernbleiben entschuldigt werden muss.“
            An einer Dortmunder Gesamtschule hat die Schulkonferenz, also das Mitwirkungsgremium aus Lehrern, Eltern und Schülern, die offizielle Zusammenarbeit mit Fridays-For-Future beschlossen. Was immer das heißen soll. Die Schulleiterin hält das für ein „gutes Signal“. Die Pädagogin weiter: „Es haben auch Schüler in der Vergangenheit an den Demos teilgenommen – im Klassenverband, mit den Lehrern.“ Dies sei aber im Rahmen des Unterrichts geschehen. Demo als Unterricht. Auf Kosten von Deutsch, Mathe und Englisch.
            Lob von der UNO
            Die jugendlichen Schulschwänzer bekommen ja viel Lob. Weltweit sogar. Da wollen auch manche Lehrer teilhaben, sogar manche SchulleiterInnen. Was man ja verstehen kann. Schulpflicht hin, Aufklärung her. Als „Weckruf an die Entscheidergeneration“ lobt SPD-Bundesumweltministerin Svenja Schulze – geboren, zur Schule gegangen und studiert in NRW, man hat es geahnt – die Fridays-For-Future-Schulstreiks: „Ich finde es richtig gut, wenn heute wieder eine angeblich so unpolitische Generation den Mund aufmacht und auf die Straße geht.“ 16-Jährige erklären der Politik – und ihren Lehrern – die Welt. Auch das war schon einmal anders. Aufgeklärter.
            Sogar von höchster weltpolitischer Instanz, von der UNO, erhalten die Fridays-For-Future-Kinder großes Lob: „Die Jugend sendet die klare und unmissverständliche Botschaft, dass dies ein Notfall ist – und ich bin dankbar dafür“, sagt UN-Klimachefin Patricia Espinosa. Und weiter: „Dies ist der Kampf unseres Lebens, wir haben keine Zeit mehr.“
            Mexiko hat andere Sorgen
            Die Dame kommt aus Mexiko. Sie kennt sich aus mit Notfällen und Kämpfen ums Leben: In Mexiko wurden im vergangenen März 8493 Personen ermordet – in einem einzigen Monat. Im ganzen vergangenen Jahr waren es 33.369. In Deutschland gab es in der gleichen Zeit 386 Mordopfer. Eigentlich ein spannendes Thema für Weltverbesserer, sollte man meinen. Vielleicht im Geographieunterricht. Oder für eine Englisch-Hausarbeit.
            Allerdings wird dabei immer etwas herauskommen, was die lieben Kleinen und ihre NRW-Lehrer gar nicht hören wollen: Für die Mexikaner ist nicht der CO2-Ausstoß, wo auch immer auf der Welt, das größte Problem. Und: Haben wir wirklich die richtigen Prioritäten?
            Der Fall Malala
            Egal, dafür gibt es für den Jugend-Protest an den Freitagen für die Zukunft tolle Ehrungen und schöne Preise. Von Greenpeace erhielt die Schwedin Greta Thunberg jetzt für alle Schulstreik-Kinder die höchste Auszeichnung als „Botschafter des Gewissens“. Greta auf Twitter: „Dieser Preis gehört all den Millionen Kindern in aller Welt, die für das Recht auf eine Zukunft schulstreiken.“
            Etwas nachdenklich stimmen die Namen bisheriger Preisträger: Da ist der tschechische Bürgerrechtler Vaclav Havel oder der südafrikanische Anti-Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela. Und die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Havel war Jahre in kommunistischen Gefängnissen eingekerkert, und trug schwere Krankheit davon. Mandela verbrachte 27 Jahre auf der Gefängnisinsel Robben Island im Atlantik vor Kapstadt.
            Besonders tief nachdenken könnten unsere Schulstreik-Kids – und ihre NRW-Lehrer – über Malala: Der damals 17-jährigen Pakistanerin schossen im Oktober 2014 islamische Fanatiker in den Kopf – weil Malala unbedingt zur Schule gehen wollte. Gegen die Scharia, aber für ihre Zukunft. Malala ist um ein Haar gestorben für ihr Recht, zur Schule zu gehen. Für Pakistan hat sie damit Gutes getan.
            Eiscreme für die Rettung der Welt
            Und Greta und die Schulstreik-Kinder? Was müssen die auf sich nehmen? Demo mit Eiskrem im Juni. Nie war die Rettung der Welt billiger. Überlegt man sich keine zwei Wochen nach dem 75-Jahr-Gedenken an die blutige Landung in der Normandie. D-Day. Und ist irgendwie froh darüber. Hoffentlich bleibt das so für die lieben Klima-Kids und für die nächsten fünf, sechs, sieben Jahrzehnte. Wir wünschen es ihnen. Aber wetten werden wir darauf nicht. Die Jugendlichen werden es schon sehen – und lernen, was ihnen ihre NRW-Lehrer heute nicht beibringen wollen.

            • Inga sagt

              Ob die FFF-Demo mit den NRW-Lehrern die selbe Bedeutung und Wichtigkeit hat wie die Initiative von Mandela, Havel und Malala Yousafzai?

              Nur mit viel friedlicheren Mitteln? Und in unserer Demokratie wird ihnen das nicht passieren was Havel, Mandela und Malala Yousafzai in anderen Regimen passiert ist?

            • Elisabeth Ertl sagt

              Ich würde Greta selber eigens betrachten. Sensible Menschen können seelisch tatsächlich sehr leiden an Ungereimtheiten in der Welt. Sie konnte sich nur über ihr Engagement heilen. Und die hatte anfangs keine Erwachsenen, die sich ihr anbiederten. Ob das bei der Masse, die ihr folgt, auch so ist, das müsste man im einzelnen prüfen, und da würden durchaus viele wahrscheinlich nicht bestehen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Weil die Medien davon berichten, machen die weiter.
          Endlich müssen die mal nicht den Eltern und den Lehrkräften gehorchen, jetzt kommen die in die Tagespresse, sogar im Fernsehen für dieses Event.

          Kollateralschäden wie der Kaffee to go Becher und die Abholung von der Schule zur Klimademo mit dem SUV wird gerne in Kauf genommen, es geht ja um eine höhere Sache, dem Klimaschutz.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Eines der größten Probleme ist ja die Vereinnahmung der ganzen Sache durch die Erwachsenen, und das ist genau dieses Missverständnis von Erziehung, welches gesellschaftlicher Mainstream geworden ist, ob im Elternhaus oder in der Schule: Anbiederung, und damit macht man alles kaputt, was an dieser Bewegung wertvoll sein könnte.
            Ich finde schon, dass es der Entwicklung von Jugendlichen gut tun kann, für ihre Überzeugungen Nachteile in Kauf zu nehmen. Aber das funktioniert eben nur, wenn die Erwachsenen in ihrer Rolle als Grenzsetzer bleiben, und das heißt in diesem Fall: Schulschwänzen wird geahndet, nicht Gelerntes erzielt eine schlechte Note. Punkt. Lasst die Jungen doch damit leben, mutet es ihnen zu, die halten das aus, sonst hätten sie den Mut nicht, unerlaubt zur Demo zu gehen! Und lebt als Erwachsene damit, dass ihr Reibebaum seid! Inhaltlich darf man sich schon provozieren lassen: Durchaus viele Erwachsene leben zu luxuriös, könnten viel mehr für den Planeten tun, mehr Vorbild sein für die Jugend. Den Wahrheitskern anerkennen, ja, anbiedern, nein!

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