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Not? Strom vom Landwirt!

„Herzlichen Glückwunsch!“ sagte der Elektro-Prüfer vom TÜV-Südbayern als er meine Schalter an der Hauptleitung zum Umschalten in den Notstrombetrieb sah. Ich schaute ihn fragend an. Dann lobte er mich: “Sie sind ein vorausschauender Mann!”

Danach berichtete er mir von seiner Arbeit beim TÜV. Eigentlich klagte er mehr an. Aber nicht über Mängel der Anlagen, sondern über fehlende Weitsicht vieler Entscheider, die zwar perfekte Elektro-Anlagen wollten, aber einen Stromausfall nicht als reale Gefahr begreifen würden. Ob nun Telekommunikationsanlagen oder Lebensmittelmärkte, überall würden Notstromversorgungen aus Kostengründen verweigert. Das sei einfach nur „dumm“, meinte er, denn bei dem hohen Technisierungsgrad gingen die einfachsten Sachen nicht mehr, sollte einmal der Strom großräumiger ausfallen. Er war sich sicher: ein zweitägiger Stromausfall in einer Großstadt wie München würde die Lebensmittelversorgung lahmlegen, weil die Märkte heute nur noch digital bestellen könnten und die vorhandenen Lebensmittel ohne Kühlung innerhalb weniger Stunden verderben würden.

Mich hat dieses Gespräch darin bestätigt, wie richtig meine Entscheidung war ein Zapfwellen-Stromaggregat anzuschaffen. Ich habe mir sogar den Luxus geleistet, direkt an der ankommenden Hauptleitung die besagte zentrale Schaltung anzubringen, mit der ich mit einem Handgriff mein gesamtes Hof-Stromnetz auf das Zapfwellenaggregat umstellen kann. Für einen Landwirt ist ein Zapfwellen-Stromgenerator eine ideale Sache. Man braucht keinen extra Antriebsmotor und muss diesen auch nicht laufend warten. Denn der Traktor ist ja ohnehin täglich im Einsatz.

Trotzdem hatte ich mich damals, vor 15 Jahren, richtig verkopft, welches Gerät ich anschaffen sollte? Heute weiß ich, dass es richtig war bei der Leistung nicht zu sparen. Denn das Wichtigste beim Notstrombetrieb ist es, ein ausgeglichenes Stromnetz zu halten. Da ist es gut, wenn man Reserven hat. Die Preise für solche Zapfwellenstromerzeuger sind übrigens seit damals kaum gestiegen. Mein Gerät kostete 4.500 DM. Und für 2.500 Euro kriegt man heute auch schon ganz ordentliche Aggregate. Die Elektroinstallation für den Umschalter war allerdings aufwändig und teuer. Schließlich muss dafür die ganze Stromverteilung angepasst werden. Doch macht ein derartiger Umschalter die Anlage für die Notstromversorgung erst perfekt. Innerhalb weniger Minuten bin ich einsatzbereit: Aggregat anhängen, hochfahren, Kabel anschließen, Schalter umlegen. Fertig! Und der ganze Hof hat Strom.

Die längste Notstrom-Einsatzzeit mit je einem ganzen Tag hatten wir, als mein Stromversorger an der Freileitung bastelte. (Vogelschutz und Tausch eines Transformators). Einen mehrtägigen ungeplanten Stromausfall mussten wir bisher noch nicht kompensieren.

Jetzt könnte mir natürlich ein scharfer Rechner vorhalten, dass sich das Zapfwellenaggregat betriebswirtschaftlich nicht rentiert. Da würde ich ihm auch gar nicht widersprechen. Aber die Anlage gibt mir ein Stück Gewissheit, dass mein Hof und mein Tagesheim für Senioren bei einem Stromausfall ein Ort der Sicherheit bleibt, wo Küche, Heizung, Kühlschrank, Gefriertruhe und sogar die Kaffeemaschine weiter funktionieren. Und ganz nebenbei:  als Landwirt mit Zapfwellenstromerzeuger ist man bei  Veranstaltungen und Vereinen noch mehr gefragt. „Kannst Du nicht mal eben…“, den Spruch kennen ja sicher viele Berufskollegen.

Ich kenne viele Landwirte die sich mittlerweile Zapfwellengeneratoren angeschafft haben, weil sie z.B. Melkanlagen oder Fütterungs- und Lüftungsanlagen für den Stall im Notfall abgesichert haben wollen. Schließlich geht es da um enorme Werte und um das Tierwohl.

Ja, so sind wir halt, wir Landwirte. Wir wissen, dass die Sonne nicht immer scheinen wird und auch der Wind nicht immer weht. Und wenn dann erst mal alle AKWs abgeschaltet sind und auch die Braunkohle nicht mehr gewollt ist, dann sind wir immer noch da… (hoffentlich)

Zur Not, könnt Ihr euch dann gerne bei mir oder bei einem anderen Landwirt„ein Kilo Watt“ abholen. Aber den Eimer nicht vergessen 😉

Euer “Energie-Wirt” Alois

(Aufrufe 2.240 gesamt, 1 heute)

25 Kommentare

  1. Andreas sagt

    So einfach ist das nicht mit der Zapfwelle. Ich würde den Schleppermotor erst mal warm laufen lassen, wenn`s kalt ist. – Alle Fi Schalter aus – Dann das Aggregat anschließen und dann genau auf 50 Hz justieren – dann ein Fi nach dem anderen vorsichtig einschalten. Dazwischen immer wieder prüfen und nachjustieren um Über- oder Unterspannung zu vermeiden.

    Empfindliche Geräte nicht benutzen.

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo Andreas, Du hast Recht, Notstrombetrieb in dem “kleinen Hofstromnetz” ist auch nicht ungefährlich. Das Problem ist, dass das Netz an sich klein ist und Schwankungen der Stromabnahme vom Generator recht zäh kompensiert werden. Motoren, wie Gebläse, Flex oder auch Schweißgeräte sind dafür unempfindlich. Aber bei elektronischen Regelungen (Telefonanlagen, Heizungen etc) und Computern ist Vorsicht geboten. Daher stecke ich vor dem Umschalten auf Notstrom erst einmal alle elektronsichen Steuerungen aus, am besten sogar den Stecker ziehen. Wenn das Aggregat hochgefahren ist, dann schließe ich einen starken Verbraucher an, bei mir eine 15 kw Heizung. Wenn das Aggregat nachgeregelt hat, dann habe ich mit der Abnahme von 15 KW der Heizung schon mal eine Grundlast im System, die beim Umschalten als Puffer dient. Danach wird nochmals nachjustiert und erst wenn ich eine gleichgmäßige Stromabnahme im Hofnetz habe, dann nehme ich auch elektronische Geräte in Betrieb. Computer und Telefonanlage stehen bei mir sowieso hinter einer USV, einer unterbrechungsfreien Stromversorgung. Das ist für mich obligatorisch.

      • Andreas sagt

        Wir haben hier im Münsterland Erfahrung. Schneechaos 2005. Mehrere Tage ohne Strom. Damals hatten wir noch Kühe. Die konnten Freitag morgens noch gemolken werden. Das THW kam dann am darauffolgenden Samstag um 17 Uhr mit einem großen Generator und so hatten wir Wasser und Strom zum Melken für etwa 1 Stunde. Sonntags hatte wir dann ein eigenes Notstrom- Aggregat besorgt.

        https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnsterl%C3%A4nder_Schneechaos

  2. Lars Henken sagt

    Wir haben schon seid Anfang der 80er Jahre einen stationären Notstromgenerator mit 25 kW. Der Generator ist fest in der Schaltzentrale verbaut. Per Gelenkwelle kann er durch die Wand betrieben werden. Über ein Herzmeter kann die Spannung genau ein geregelt werden. Alle 6 Monate mache ich einen Probelauf. Als ich Kind war, haben wird das Aggregat öfter benötigt, in den letzte Jahren hatten wir keinen akuten Einsatz. Ich halte das Aggregat aber immer in guten Zustand, denn jeden Tag kann es benötigt werden.

  3. Schweinebauer Piet sagt

    Wir haben auch ein notstromaggregat, nur was ist. . wenn der Trecker nicht abspringt? Die Schweine brauchen Strom für die Lüftung und Fütterung. Seit der tollen Energiewende ist das Netz ja sehr unsicher.

  4. Friedrich sagt

    Wir haben seid 16 Jahren ein 40 KVA = 32 KW Gerät für den Schlepper. Jeweils für zwei Ställe und das Wohnhaus können wir aus dem Netz raus mit Umschaltern. Ohne die Umschalter nutzt der Stromgenerator nichts. Es ist verboten ins öffentliche Netz einzuspeisen. In Schweineställen muß ein Generator vorhanden sein. Wir hatten schon über sechs Stunden Stromausfall. Das ganze Dorf war dunkel , nur bei uns war es wie immer. Jeder Betrieb oder Hausbesitzer sollte einen Generator haben , um im Notfall wenigstens seine Heizung betreiben zu können. Über die Stärke des Generators sollte man sich mit dem Hofelektriker unterhalten. Dabei muß ich sagen , je größer , desto besser. Die Mehrkosten sind gering.

  5. Gerhard Langreiter sagt

    Ich hab vor ein paar Jahren ein Aggregat gekauft, ist ja Pflicht für Schweinebauern. Aber nun hab ich auch einen Stromspeicher, da kann man das Aggregat auch mal ausleihen 🙂

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo Gerhard, das wusste ich noch nicht, dass Notstromversorgungen für Schweinebauern Pflicht ist. Erzähl doch mehr darüber…

      • bauerhans sagt

        die sind nur pflicht,wenn die lüftung nicht ohne strom betrieben werden kann!
        bei türganglüftung kanns kurzzeitig ohne lüfter funktionieren.

        • oder die Fütterung per Strom geht und da das keiner mehr von Hand macht,muss jeder ein Notstromaggregat vorhalten

  6. Martin sagt

    Servus Alois, ich hab kürzlich ein Aggregat angeschafft, um mein Blockbandsägewerk direkt auf dem Holzplatz einzusetzen, aber die Notstromweiche für Haushalt und Co. ist fester Planungsbestandteil der elektrischen Sanierung im Haus. Bin auch wieder zurückgekehrt zur Lebendmittelbevorratung im guten alten Einmachglas, das braucht keinen Strom um frisch zu bleiben und warm krieg ich das Essen im Notfall auf dem Holzofen. ?

    • Alois Wohlfahrt sagt

      Hallo Martin, das mit der Lebensmittelbevorratung ist auch noch so ein Thema. Bei mir vor allem der zu warme Keller. Wenn ich da meine Äpfel versuche zu lagern, dann halten sie nicht. In meiner Berghütte habe ich einen kalten Natursteinkeller. Ich bin echt am überlegen, ob ich nicht bei mir am Hof auch einen Erdkeller baue, der ganzjährig ohne Strom auskommt.

      • Martin sagt

        So ein Erdkeller ist ja schnell gebaut, aber eingewecktes hält sich auch bei Raumtemperatur hervorragend

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