Bauer Willi
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Humus, CO2 und Zertifikate – was geht eigentlich?

Immer wenn es um Humus geht, wird es in Diskussionen etwas schwammig. Aktuell ist um Humus ein regelrechter Hype entstanden, weil die Humusbildung als Möglichkeit zur Speicherung von CO2 gesehen wird. Aber was geht eigentlich? Wieviel Tonnen CO2 können tatsächlich gespeichert werden? Was ist realistisch?

Zu diesen Fragen hat die DLG drei Podcasts gemacht, die das Thema Humus in diversen Gesprächen erläutern. Gut und verständlich gemacht, auch für landwirtschaftliche Laien.

https://www.dlg.org/de/landwirtschaft/themen/podcast

Klimaschutz durch Humusaufbau

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35 Kommentare

  1. Inga sagt

    Kommt drauf an,
    Der von Mineraldünger geht schnell ins Grundwasser, aber der in der Gülle oder Mist muss erst irgenwie aufgeschlossen werden, damit er für Pflanzen verfügbar ist und könnte erst dann ins Grundwasser gehen, vorher nicht.
    Experten wissen das besser.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Über Stickstoffstabilisierte Dünger solltest Du dich mal Sachkundig machen, wenn du hier mitreden willst.

  2. Wilhelm Harms sagt

    Und damit darf die ach so böse umweltschädigende slles vergiftende Landwirtschaft den Karren aus dem Dreck ziehen für die einst so große und führende Industrienation.
    Schizophrenie par excellence

    • Stadtmensch sagt

      Ich würde eher sagen, ihr solltet euch um Schadensbegrenzung bemühen statt irgendwas von großer Industrienation und par excellence zu schwafeln:

      Lest wenigstens eure Agrarblättchen, wenn ihr schon unbedingt bei Agrarfakten von anno dunnemals stehen bleiben wollt!

      „Dagegen verlieren grundwasserferne Mineralböden unter kontinuierlicher Ackernutzung jährlich etwa 190 kg CO2 pro Hektar. Das entspricht deutschlandweit etwa 8 Mio. t CO2-Emissionen pro Jahr. „Dies ist ein in dieser Deutlichkeit unerwartetes Ergebnis. “

      https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/agrarboeden-klimaschuetzer-558544

      • Thomas Apfel sagt

        Nach Adam Riese und Eva … sind 190 kg/ha bei 11 mio ha Acker rund 2 mio to. Und von diesen Flächen sind auch nicht alles grundwasserferne Mineralböden. Das ist im übrigen ein Zeichen von zu wenig Tierhaltung, nur Stallmist verbessert den Humusgehalt (in diesem Falle Corg) langfristig halbwegs bleibend. Leider ist nicht alles so einfach mit ein par Schlaglichtern und Übersichtszahlen zu erklären.
        Auch der Tongehalt allein erklärt unterschiedliche Humusgehalte nicht. So kann ein 25-iger Sandboden in NRW oder Niedersachsen bei 800 – 900 mm Niederschlag durch aus über 3 % Humus haben, im trockenen Brandenburg erreicht er das nichtmal beim Zugeben von 120 t Oderbruchton.

        Es ist ja bekannt, dass Betriebe mit viel Gründüngung und Zufuhr organischer Substanz durchaus temporär große Mengen Kohlenstoff binden können. Ich glaube, Bauer Willi kann das für seinen Betrieb auch nachweisen. Eine Steigerung um 1 % Humusgehalt bedeutet die Bindung von 22 to zusätzlichem Kohlenstoff je ha, das wiederum entspricht 80 to Kohlendioxid (Umrechnugsfaktor 3,67). Das sind schon Größenordnungen, über die es sich lohnt nachzudenken.

        In Dauerversuchen in Gülzow wurden bei simuliertem Mischbetrieb mit 1,5 GVE/ha solche Werte erreicht: über 20 Jahre Laufzeit! Immerhin 4 to CO2 / ha und Jahr.

        Dass alles was wir machen nicht von Dauer(Humus) ist, zeigen Untersuchungen, dass sich nach Beendigung der Zufuhr von organischer Substanz innerhalb weniger Jahre der Ausgangszustand (Humusgehalt) wieder einstellt.

        • Karl Timme sagt

          „Auch der Tongehalt allein erklärt unterschiedliche Humusgehalte nicht“
          Stimmt, sonst gäbe es keine Moore ( anmoorige Sandböden haben auch noch höhere Humusgehalte als 3%) aber etwas Kalk und schon ist der Humus durch mineralisierung am verschwinden.
          Dauerhumus gibt es nur in Ton-Humus-Kompelexen, siehe Schwarzerdeböden.
          “ trockenen Brandenburg erreicht er das nichtmal beim Zugeben von 120 t Oderbruchton.“
          Habe ich in meinem Kommentar weiter unten beschrieben.

          bitte die DLG-Podcast anhören.

          • Thomas Apfel sagt

            Ich persönlich glaube nicht, dass Dauerhumus direkt mit Ton zu tun hat, eher mit Lignin.
            Ich habe aus Interesse mal 5 Hänger a´8 to verschiedener Substrate abgekippt,
            1, 2 m hoch aufgesetzt und nach 36 Monaten Liegezeit analysiert.

            Bei Champost (abgetragenes sterilisiertes Champignonsubstrat) war quasi nix mehr da.

            Bei einem Grünschnittkompost mit 30 % Leonhardit war der Kompost quasi vollkommen weg und das Leonhardit (50 % Dauerhumus) unverändert absiebbar.

            Bei 6 Monate unbelüftet kompostiertem Rinder+Pferdemist waren nach 36 Monaten (nach Belüftung und Ausbringung) noch ca. 30 % der Ausgangsmenge da (ähnlich Grünschnitt + Leonhardit)

            8 to frische Melde (Chenopodium album) mit Wurzel waren nach den 36 Monaten vollkommen mineralisiert.

            Wohingegen von 140 to gut durchfeuchteter Pferdemist nach 36 Monaten unbelüfteter Kompostierung noch rund 100 to Substanz da sind und den „Eindruck“ von 30 – 50 % Dauerhumus hinterlassen.
            Genaueres weiß ich in 6 Wochen, wenn die Analysen da sind.

            30 to/ha Fimonit „Sandbodenverbesserer“ (Motmorillonit/Muscovit), also reiner Ton, haben keinen messbaren Einfluss auf Ertrag und Wuchsleistung hinterlassen (Apfel 48 Monate Kulturdauer). Lediglich der pH wert war gegenüber der Umgebung um einen ganzen Zähler höher (Kalkungseffekt).

            • Karl Timme sagt

              „30 to/ha Fimonit „Sandbodenverbesserer“ (Motmorillonit/Muscovit), also reiner Ton“
              sind 3kg/m²; habe ich schon beschrieben 1 mm auf 300mm
              Ihre Beisspiele blenden den pH Wert aus.
              Nur der Boden mir einem guten Anteil an Ton-Humus-Komplexen hält auch bei hohen pH-Werten seinen Humusanteil.

              • Thomas Apfel sagt

                Nichts Anderes wollte ich sagen, bzw. bringen meine „Untersuchungen“ zum Ausdruck.

            • Karl Timme sagt

              „mit Ton zu tun hat, eher mit Lignin.“
              Lignin ist schwer abbaubar, aber kein „Dauerhumus“
              erst in der verbauung mit Ton wird daraus haltbarer über viele pH-Werte hinweg Dauerhumus.
              Auch der Kompost aus Weinachtsbäumen, Laubannahmen, Gartenabfällen u.a. zum Teil schwerabbaubar wird ohne eine verbauung mit Ton nicht zu Dauer Humus.
              Warum beklagen die Umweltschützer die Entwässerung der Hochmoore(pH-Wert), die freisetzung von CO² auf Moorflächen, warum nicht auf Schwarzerdeböden mit fast gleich hohen Humuswerten?

              • Thomas Apfel sagt

                Auf den Schwarzerdeböden der Ukraine und Russlannds, hat die belüftende Bodenbearbeuitung in den letzten hundert Jahren die Hälfte des Dauerhumus zerstört! Übrigens unabhängig von Differenzierungen im Tongehalt.

                • Karl Timme sagt

                  Ok, dann sollten wir erst einmal festlegen wo Dauerhumus anfängt?

                • Karl Timme sagt

                  Und wo eine Unterernährung der Pflanzen hinführt!
                  -Stichpunkt rote Gebiete-

                • Thomas Apfel sagt

                  Aus der Umsetzung von Lignin und anderen organischen Stoffen unter anoxischen Bedingungen entstehen durch den nicht vollständigen Umsetzungsprozess Huminsäuren (Fulvosäure, Grau- und Braunhuminsäuren) und später deren Salze, die Humate, die ausserordentlich langlebig, aber eben nicht unzerstörbar sind. Im belüfteten Ackerbausystem wird das Lignin nahezu vollständig durch Pilze abgebaut. Ob der Dauerhumus, so definiert, eine große Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit hat, wie ich denke, ist allerdings umstritten, schon weil er unter tropischen Bedingungen kaum entsteht.

      • Thomas Apfel sagt

        Hallo @Stadtmensch,
        die 190 kg/ha CO2 dürften ein redaktioneller Fehler sein. Die Rechnung mit 8 mio t passt wieder, wenn mit den 190 kg/ha reiner Kohlenstoff gemeint war (Faktor 3,67 bei Umrechnung in CO2). Bin ich gestern abend nicht gleich drauf gekommen – war schon ein bisschen spät.

        • Stadtmensch sagt

          „die 190 kg/ha CO2 dürften ein redaktioneller Fehler sein“

          Danke, das hätte mir auch auffallen können. Den Faktor hattest du glaub ich schon mal genannt. Beim Rumstöbern bin ich gestern noch bei „Sonnenerde“ gelandet.
          Die Firma hat ziemlich viel rumexperimentiert mit diversen Zuschlagstoffen, um für die jeweilige Anforderung das optimale Substrat herzustellen.
          Ein Landwirt hatte seiner Gülle Holzohlenstaub und Algenkalk zugesetzt usw.

          Naja, was red ich. Im nächsten Leben versuche ich es mal als Bauer…

          • Smarti sagt

            „im nächsten Leben versuche ich es mal als Bauer“. Wenn Du noch selbständiger Bauer werden willst, würde ich nicht mehr zu lange warten :). Meine Prognose: In zwanzig Jahren sind in Deutschland die Lebensmittel produzierenden Betriebe ( sowohl Tierhalter als auch Pflanzenanbauer ) so gut wie verschwunden. In 40 Jahren gibts uns noch im Museum zu bestaunen. Das es so kommt war abzusehen – aber die Geschwindigkeit verwundert mich ( im negativen Sinn ) schon.

  3. Stadtmensch sagt

    Ok, 3 bis 5 Millionen t CO² ließen sich mit den bekannten Methoden zusätzlich jedes Jahr dauerhaft im Boden binden. Das ist irgendwie nur ein Zehntel von dem was die die Initiative 4p1000.org anstrebt. Dann müssen wir eben Faktor 10 Energie sparen. Oder Faktor 5 Energie sparen und Faktor 5 Regenerative hochschrauben.

    Und, oder jemand schaut nochmal ganz genau hin, was bei Mob Grazing ganz genau passiert.
    2 / 3 der Flächen sind Grünland. Angeblich gibts Pioniere, die damit in 20 Jahren von 30 cm auf 75 cm A-Horizont erhöht haben.

    Indes der Weg ist lang:

    Minute 4:11: „Die wenigsten Landwirte haben schon mal ne Humusanlyse ihrer Böden gemacht und das wäre der erste Schritt um hier voran zu kommen“

    und hier:
    „Da haben wir in Deutschland ein Problem, dass wir schon 40 Prozent der Äcker haben, wo gar keine organische Düngung mehr hinkommt“ sagt Bodenforscher Axel Don“
    https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/agrarboeden-klimaschuetzer-558544

  4. Karl Timme sagt

    Einen dauerhaften Humusaufbau ist nur mit Ton-Humus-Komplexen möglich.
    In der DDR hatte mann daher ein Hochschulprojekt zur Ton Anreicherung über 10 Jahre auf einem leichten Sandstandorten durchgeführt. Die Idee nach Anreicherung des Tonanteil eine Dauerhumus bildung herbei zu führen.
    Es wurden große Mengen Ton/Lehm auf der Fläche ausgebracht. Diese nicht einmal 1mm verschwanden in den 300mm Bearbeitungs Horizont und waren am Ende des Projekts kaum nachweißbar.
    Zu Kostenintensiv; zu Inefektiv, sehr aufwendig.
    Zu dem Thema Humus und CO² Speicherung 3 DLG-Podcast:

    https://www.dlg.org/de/landwirtschaft/themen/podcast

    • Inga sagt

      Bodenfeuchte
      Die Schauer und Gewitter haben es in sich und je nach Ort für einen völlig unterschiedlichen Wettereindruck gesorgt. Manche kamen weitgehend trocken durch das Wochenende. Dort wo die Regenmassen niedergegangen sind, war die Unwettergefahr groß. Welche Schäden hat es gegeben, wieviel Wasser kam vom Himmel?

      https://www.ardmediathek.de/video/alle-wetter/alle-wetter-vom-07-06-2021/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMzg5ODI/

      Was kann der Boden an Niederschlag fassen, bei Min. 7:12

      Es kommt auch auf Bodenqualität an.

      Mit einem Bodenfeuchteviewer
      https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/5_bofeuview/_node.html

      Ist doch Klasse, oder?

      Der humus wird da auch rine Role spielen, oder?

      Unwetter, Wildtiere auch!

      • Karl Timme sagt

        Inga, sie sind doch keine Anhängerin von Verschwörungstheorien?
        Was haben Wildtiere mit Unwetter zu tun?

        • Inga sagt

          Es geht doch cum den Regen-, bzw. Bodenfeuchitgkeitsviewer

          und wie die verschiedenen Bodenarten, wie Ton-Humus-Komplexen die Feuchtigkeit halten.

          Das ist hier die Frage!?!
          Also braucht man Humus nicht nur für CO2 Speicherung, sondern auch Feuchtigkeitsp4eicherung für die Pflanzen.

          • Karl Timme sagt

            Inga, ja der Boden mit einem hohen Ton-Humus-Komplex Anteil hat eine hohes Wasserhaltevermögen und damit bei Trockenheit ein hohes Pufferungsvermögen (Nachlieferung von Wasser) da dieser Boden hohen Wassermengenspeichern kann. Bedeutet aber im umkehrschluß es dauert bei einem ausgetrockneten Boden länger bis er seine 100% Feldkapazität erreicht. War sehr gut auf den Sahneböden der letzten Jahre anhand der Erträge zu sehen. Brachen diese auf den leichten Böden schon im ersten ein, hatten die guten Böden noch normale Ernteerträge.

            • Thomas Apfel sagt

              Dauerhumusformen, also Huminsäuren und Humate, haben zusätzlich zur physikalischen Speicherfähigkeit von Wasser, noch die Möglichkeit der chemischen Fixierung von H2O, sie sind also in Kombination mit Ton tatsächlich das Non Plus Ultra der Fähigkeit zur Wasser und Nährstoffspeicherung.

              • Karl Timme sagt

                „Speicherfähigkeit von Wasser, “
                also H²O
                “ noch die Möglichkeit der chemischen Fixierung von H2O,“
                ????

  5. oberländer sagt

    Setzt Humusbildung nicht auch immer einen gewissen
    Stickstoff Überhang voraus , und ist dieser bei uns nicht
    verboten ?

    • Inga sagt

      Was hat mehr Priorität,
      Zu viel N im Boden (ob der gerade da ins Grundwasser kommt) oder der Aufbau von Humus.

  6. Paul sagt

    Ich habe mir die Folge angehört und ich bin froh dass die Landwirtschaft das Thema nach 17 Jahren endlich aufgreift. Es gibt aber noch verschiedene Dinge, die ich nicht verstehe. Erstens: ist „Biokohle“ und „Pflanzenkohle“ nicht das Gleiche? Wenn es das Gleiche ist, verstehe ich nicht, dass der Kommentator meint: es gibt erst CO2 frei. Das stimmt schlichtweg nicht 😲. Pflanzenkohle wird in Pyrolyseöfen verkohlt und dabei brennen nur die Holzgase. Der Kohlenstoff bleibt in der Kohle enthalten…

    Hat schon mal jemand von der „Regenerative Landwirtschaft“ gehört?

    • firedragon sagt

      „… Hat schon mal jemand von der „Regenerative Landwirtschaft“ gehört? …“
      Natürlich, Paul – Du bist hier auf einem LW-Blog 😉

      • Paul sagt

        Ok. Verstehe ich.

        Ich bin kein Bauer, habe aber in einem Saisonbeet 50m2 gemietet.

        Im Beitrag sprechen die Leute von der regenerativen Landwirtschaft von Unkrautunterdrückung und gleichzeitig von Nährung für die Bodenorganismen durch Wurzelexudate. Nun frage ich mich, weshalb man die Unkräuter unterdrückt? Sorgen die nicht auch für Wurzelexudate? Auf meinem Beet lasse ich die essbaren Unkräuter (Meerrettich und wilder Spinat) stehen.

        • oberländer sagt

          Ja , und wenn dir der Ertrag zum leben nicht reicht gehst in Supermarkt.
          Solche Spielereien kann man auf 50 m2 machen.

          Hier muss nicht für eine größere Anzahl Menschen zuverlässig , zu
          erträglichen Preisen und in hoher Qualität Lebensmittel produziert werden .

          Nur zur Erinnerung , ab einem Weizenpreis von über 300 Euro/to
          wächst die Bürgerkriegsgefahr in Entwiklungs- und Schwellenländern
          gewaltig , siehe afrikanischer Frühling.

          Das war jetzt sicher etwas vom direkten Kurs abgewichen aber man muss sich jede Seite anschauen , nicht nur die die gefällt.

          War jetzt nicht böse gemeint Paul.

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