Bauer Willi
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Eisen, Jod, Selen und die vegane Ernährung

Ich habe vor ein paar Tagen lange mit Prof. Dr. agr. Friedrich Schöne aus Jena telefoniert. Wir waren über den Artikel zur Nährstoffdichte bei Getreide zusammengekommen. Er berichtete von seinen Untersuchungen zu Calcium, Eisen, Jod, Selen und anderen Stoffen in der Ernährungsweise von Mischköstlern, Flexitariern, Vegetariern und Veganern. Diese Untersuchungen sind im Kongressband 81 des VDLUFA-Kongresses 2024 veröffentlicht.

VDLUFA Karlsr Schoe _9 Seiten

Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion über verschiedene Ernährungsweisen provozieren. Jeder mag sich so ernähren wie er/sie es für richtig hält. Was die Untersuchungen zeigen, ist  die Tatsache, dass tierische Produkte  bei vielen Spurenelementen sowohl in der Höhe als auch der biologischen Verfügbarkeit rein pflanzlichen Lebensmitteln überlegen sind.

Hier ein Auszug aus der dem Fazit:

„Die NuEva-Studie (Dawczynski et al., 2022) zeigte besonders bei Veganern einen schlechteren Versorgungsstatus für Ca, Fe, Zn, Se und Jod als bei Mischköstlern, teils auch als bei Flexitariern oder Vegetariern. Milchalternativen wie Hafer- oder Sojadrinks enthalten nur einen Bruchteil des Ca und Jods der Milch. Pflanzliche Fleischalternativen enthalten kein Myoglobin-Eisen mit dessen hoher Bioverfügbarkeit und ebenfalls weniger Zink sowie Selen als Fleisch und Wurst. Eine extrem niedrige Urin-Jod-Konzentration und damit akuter Jodmangel der Veganergruppe resultiert neben genanntem Verzicht auf Milch/-erzeugnisse aus der unzureichenden Jodsalzanwendung in den Fleischalternativen und ebenfalls Backwaren.“

Bevor mich jetzt wieder die vegane Community angreift: Es handelt sich bei diesem Artikel um die Veröffentlichung wissenschaftlicher Daten. Eine Bewertung der vegetarischen oder veganen Ernährungsweise ist damit nicht verbunden und nicht beabsichtigt.

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13 Kommentare

  1. Friedrich Schöne sagt

    Sehr schön, Herr Christian Bothe, dass Sie sich noch an unsere gemeinsamen Aktivitäten erinnern. Sie waren Chef in einer großen Kartoffelschäl-Anlage am Stadtrand von Gera, über eine längere Periode noch in der DDR, aber dann auch nach der Wiedervereinigung im wieder auferstandenen Land Thüringen. Es ging bei unseren fachlichen Kontakten nicht nur, wie von Ihnen erwähnt, um den Thüringer Kloß, sondern auch um das als Futtermittel für Schweine begehrte Nebenprodukt Kartoffelschalen. Diese waren zu konservieren, um sie für Mastbetriebe mit Flüssigfütterung attraktiv zu machen. Ich denke, wir haben diese Aufgabe zusammen mit den erforderlichen Laboranalysen zur Futterwertbestimmung gelöst.

    Dazu aber als Grundsätzliches ins Stammbuch speziell der Humanernährer und auch so mancher Lebensmitteltechnologen geschrieben: Nicht nur die Schälung sowie weitere Prozesse der Verarbeitung der Kartoffel zu Halbfertig- und Fertigprodukten zeitigt ebenfalls Nebenprodukte für die Tierernährung. Ähnliches gilt für die Vermahlung des Getreides zu Mehl mit den Nebenprodukten Kleie und Nachmehle oder die Gewinnung der Speiseöle aus der Ölsaatenverarbeitung mit den Extraktionsschroten als Nebenprodukten. Futtermittel fallen also bei nahezu jeder Verarbeitung der Feldfrüchte aber auch der von Rohmilch, Schlachttieren sowie Eiern an.

    Die Verwertung der Nebenprodukte über den Tiermagen, als Nebenstrom der produzierten menschlichen Nahrung, ist umfassende Ressourcennutzung und entspricht der heutzutage viel beschworenen Kreislaufwirtschaft. Und der Erzeugungsumfang allein aus den verfütterten Nebenprodukten kann sich durchaus sehen lassen. So hat die Arbeitsgruppe um Van Zanten, Universität Wageningen, NL, als Ertrag aus dem Nebenprodukt- bzw. Futtersektor ein halbes Mastschwein pro Einwohner und Jahr errechnet. Bei 100 kg Tiergewicht zu Mastende und den entsprechenden Abzügen, einschließlich Knochen und Bindegewebe, entspräche dies knapp 30 kg Essbarem in Form von Fleisch, Wurst und Schinken.

    Ein halbes Schwein pro Einwohner aus den Nebenprodukten der Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugung, vorwiegend zu pflanzlichen Lebensmitteln, – das ist selbst für Fachleute unerwartet viel! Wer wollte da noch leugnen, dass die Liebhaber einseitig des Pflanzlichen und Verächter des Tierischen, ungeachtet all ihrer hehren Ziele für Klima, Umwelt und Tierwohl, ob sie es wollen oder nicht, Lebensmittel auf Basis von Milch, Fleisch und Eiern in ihrem Rucksack tragen.

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  2. evonik sagt

    Ernährung ist ein sehr komplexes Thema. Schon die Muttermilch unterscheidet z. B. nach dem Geschlecht. Aus Galaxus.de:

    2. Jungs kriegen mehr Fett ab
    Die Muttermilch passt sich auch dem Geschlecht an. In der Quantität als auch in der Zusammensetzung: Mädchen bekommen mehr Milch, die Milch der Jungs ist dafür reicher an Fett, Proteinen und Energie. Wieso das so ist, ist nicht ganz klar. Noch seien viele Fragen zur personalisierten Muttermilch offen, sagte US-Biologin Katie Hinde 2014 an einer Wissenschaftstagung in Chicago. Bei Rhesusaffen etwa enthalte die Milch für Weibchen mehr Kalzium, damit sie sich schneller entwickeln und früher geschlechtsreif würden. Bei Männchen sei das hingegen nicht nötig, weil ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung nicht altersbegrenzt sei. Dafür weise bei ihnen die Milch mehr Kalorien auf, weil sie mehr Zeit mit wilden Spielen verbringen würden.

    Deshalb halte ich alle Ernährungsstudien, die nicht nach Geschlecht unterscheiden, für nicht zuverlässig.
    Die Menschen unterscheiden sich äußerlich und werden sich auch wohl bezüglich ihrer Nahrungsgene unterscheiden.

    Interessanter als die Analyse auf Mineralstoffe (z. B. im Urin,) wären für mich Analysen von z. B. Hormonen im Gehirn.

    Ich habe mir meine eigene „Diät“ entwickelt. Die geht in Richtung Paläo. Beobachte mich dabei auch selber. Momentan macht bei mir die Kombination von tierischem und pflanzlichem Eiweiß lange satt. Das erste Mal schuhplatteln auf Twist konnte ich nach Eintopf mit u. a. Rindfleisch und Linsen zum Frühstück.
    Dann habe ich mal gelesen, dass Esau (?) sein Recht der Erstlingsgeburt für ein Linsengericht verkauft hat.

  3. Georg Johann Brand sagt

    Volle Zustimmung, jeder soll selbst entscheiden können, wie er sich ernährt.
    Es ist ein persönliche Entscheidung.

    Ärgerlich ist nur, wenn Fleischverzicht als „Klimarettungsmassnahme“ dargestellt und damit von den wahren Ursachen abgelenkt wird.

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  4. Thomas Bröcker sagt

    Ich finde es inzwischen ausgesprochen gefährlich, auch für den gesellschaftlichen und sozialen Frieden, dass solche kleinen Gruppen sich eine solche unproportional große mediale Präsenz sichern können. Das eskaliert nur durch den Umstand der personellen Überrepräsentanz dieser „Weltretter-Grüppchen“ in den Medien und im Bildungswesen.
    Wie bei allen Religionen und religionsähnlichen Strukturen geschieht die Ausweitung und der Selbsterhalt über den Zugriff auf die frühkindliche Erziehung. Vielleicht erinnert sich noch Jemand an die „Deutschlandsafari“ von M. Broder und Hamed Abdel-Samad. Die haben genau diese Aussage als Gemeinsamkeit der Strategie aller Religionen durch deren Führer bestätigt bekommen.
    Deshalb denke ich, dass dieser Unsinn in den nächsten 20 Jahren noch deutlich stärker eskalieren wird, wenn die Grundschüler von Heute die aktiven Erwachsenen in dieser Gesellschaft sind.
    Aber vielleicht haben inzwischen die Anderen die Oberhand, die von Kriegs- und Kampftüchtigkeit salbadern und die Haut der Jungen Generation auf neuen Schlachtfeldern zu Markte tragen wollen.
    Der von Pistorius- , Kiesewetter- und von der Leyer gepflegten Duktus der öffentlichen politischen Debatten ist die weit größere Gefahr. Dazu kommt noch die „wir sind uns doch alle einig“ Unkultur der Formate der ÖR-Medien (und der privaten auch).
    Man kann sich nur erstaunt die Augen reiben wie der hetzerische Sprachgebrauch der Rüstungsgewinnler und deren Vasallen, dem von 1913 und 1914 ähnelt.
    Dummerweise ist das die aktuell eigentlich wichtigste gesellschaftliche Auseinandersetzung, die einem wirklich Sorgen machen sollte. Ob wir in 10 oder 20 Jahren mehr oder weniger Veganer als jetzt haben, macht mir die kleinsten Sorgen.

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  5. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war! sagt

    Sehen sie, Herr Kremer -Schillings, das ist genau das Problem in diesem Land. Man darf nicht mal mehr etwas kritisieren, auch wenn alle Fakten gegen etwas sprechen weil man als Leugner, Putinversteher oder sonst was abgekanzelt wird. Das gilt für Corona, Klima, Tierhaltung und auch für Migration und Kriegsereignisse und erst Recht für die derzeitige Regierung. Die Leute können ja essen was sie wollen, aber:
    https://www.beobachter.ch/ernahrung/lebensmittel/udo-pollmer-im-interview-der-korper-nimmt-sich-was-er-braucht

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    • Inga sagt

      Zuerst muss den j7ngen Leuten erstmal beigebracht werden, was ein echter Nazi ist.

      Und so lange die das nicht wissen, ist der Ausdruck
      NAZI

      kein Totschlagargument.

      Das war es bei den 68igern vielleicht mal,
      denn die haben ja noch gegen die echten Nazis gekämpft,

      die vielleicht in Unis und Politik (wie z.B. Altkanzler Kiesinger) zu finden waren.

      Das war was ganz anderes…

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    • Kemetbauer sagt

      Wer die Aussagen aus dem Buch „Iss und stirb“, Pollmer/Kapfelsperger, mit den heutigen Aussagen von Pollmer unter einen Hut bekommen will, der wird erkennen, dass P. irgendwo auf der zeitlichen Strecke heftig abgebogen ist. Seine heutigen Aussagen stehen fast diametral zu seinen frühen Aussagen.

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  6. Christian Bothe sagt

    Sehr gut diese wissenschaftliche Veröffentlichung von Prof.Dr.Schöne! Kenne ihn auch persönlich, da er zu meinen „aktiven Zeiten“ in der Kartoffelbranche den Original Thüringer Klossteig und dessen Zusammensetzung am Institut Jena kontinuierlich analysiert hat! Im Übrigen ist er auch einer der Initiatoren von agrarfakten.de !

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  7. Frikadellen piet 46 sagt

    Guten Morgen Ich glaube bei einigen Menschen fängt man schon eine Grundsatz Diskussion an, da man irgendwas sagt was gegen ihre Lebensphilosophie ist. Ich meine es ist immer wichtig zu einem Thema mehrere Artikel oder Studien zu lesen. Denn nur wenn man verschiedene Meinungen kennt kann man sie beurteilen. Falls ich aber nicht weiß, ob die weniger damals Vegetarier waren?

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    • Inga sagt

      So ist es,

      aber hier kann man doch lesen, dass dass die Nährstoffe aus tierischen Nahrungsmittel essentieller und auch leichter verdaulich sind.

      Bestimmt weil die tierischen Nahrung in der menschlichen Evolution sehr wichtig war.

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      • Christian Bothe sagt

        Genauso ist es! Sonst hätten unsere Altvorderen auch nicht mit der Jagd angefangen,Tiere domestiziert, um Milch, Fleisch und Rohstoffe zu konsumieren und zu verwerten!

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