Vor ein paar Tagen erhielt ich eine etwas ungewöhnliche Mail, unter anderem mit folgender Aussage:
„Die Landwirtschaft ist extrem von der Verfügbarkeit von Treibstoff, Strom und einer breiten Palette von Industrieprodukten abhängig geworden.“
Daran schloss sich die Frage an: “ Wie wollen die deutschen Bauern überhaupt in einer Zeit nach dem Öl und Erdgas genug Lebensmittel für alle produzieren? Wie würden Sie die dann eine Bevölkerung ernähren wollen?“
Erst habe ich etwas gestutzt. Dann etwas länger überlegt. Hier meine Antwort auf die Mail:
Sehr geehrter Herr B.
… vielen Dank für Ihre Mail. Die Frage, wie wir die Bevölkerung ernähren wollen, wenn fossile Vorräte zu Ende gehen, ist für mich sehr einfach zu beantworten: Ich möchte die Bevölkerung nicht ernähren, sondern meine Familie. Das ist mein primäres Ziel.
Wir bauen Raps an. Diesen Raps presse ich zu Öl und fahre damit meinen Schlepper. Ich habe noch einen Oldtimer-Traktor, der vollkommen ohne High-Tech und Elektronik auskommt, aber seinen Dienst erfüllt und relativ wenig verbraucht. Mit diesem Traktor kann ich somit auch ohne fossile Energie auskommen. Das Rapsöl ist quasi der Ersatz für den Hafer, mit der mein Großvater die Arbeitspferde gefüttert hat, die den Acker bestellt haben. Auf meinem Hof werde ich neben Getreide für die menschliche Ernährung auch Futter für Hühner, Schweine und Kühe produzieren, und so tierisches Eiweiß für den eigenen Bedarf herstellen: Eier, Milch, Fleisch. Das Rapsschrot wird übrigens auch verfüttert. Pflanzliches Eiweiß bekomme ich durch Erbsen und Bohnen. Kartoffeln werden wieder eingekellert, so wie früher.
In der Räucherkammer, die wir immer noch auf dem Hof haben, wird das Fleisch haltbar für den Winter gemacht. Schinken, Wurst und ähnliches. Mit dem Mist der Tiere dünge ich die Felder. Neben Raps und Getreide werde ich Gemüse anbauen, z.B. Kohl, um daraus Sauerkraut zu machen, das sehr viel Vitamin C enthält. Genug für den Winter, die Fässer haben wir noch. Äpfel, Birnen und andere Obstarten runden die Palette der Lebensmittel ab. Das Obst kann in Gläser eingekocht oder auch getrocknet werden. Für die Süße im Leben halte ich ein paar Bienenvölker und produziere Honig. Rapshonig. Und für alles, was „danach“ kommt, haben wir noch ein Plumps-Klo. Nicht der letzte Schrei, aber kann man wieder aktivieren. Die Hygiene-Vorschriften werden in diesem Szenario wahrscheinlich etwas lockerer als bisher gesehen.
Unser Haus wird heute schon mit Holz geheizt, wir haben auch einen kleinen Wald, in dem ich das Holz gewinne. Die Wohnung bleibt also auch warm. Was will man mehr!
Sollte auch der Strom irgendwann noch ausfallen, so werde ich mit einem Generator, der auf Pflanzenöl-Basis läuft, den erforderlichen Strom für diverse Anwendungen (Kochen, Einkochen, Herstellen von Marmeladen, aber auch Waschen) selbst produzieren. Da wir große Dachflächen haben, fange ich das Regenwasser auf. Mache ich in kleinen Mengen (2.000 l) heute schon.
Da bei unserem Betrieb mit Sicherheit mehr Nahrungsmittel anfallen, als für den eigenen Bedarf benötigt werden, dürfen die Menschen gerne zu mir auf den Hof kommen und mich fragen, ob ich ihnen von diesem Überfluss etwas abgebe. Für den Fall, dass auch das Geld seine Bedeutung verloren hat, können wir gerne Tauschgeschäfte machen. Die Leute können mir ja das geben, was sie nicht mehr dringend brauchen. Aber bitte kein Smartphone, weil ohne Strom… 🙂 . Ich bin zwar Bauer, aber nicht blöd.
Wie Sie erkennen können, sehe ich dem von Ihnen geschilderten Szenario sehr gelassen entgegen. Ich werde meinen zukünftigen Kunden nicht nachlaufen. Die kommen schon von alleine…
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Bauer Willi
Vielen Dank für diesen romantischen Artikel. Gelassenheit ist durchaus auch mein Gefühl gegenüber der Zukunft, denn global betrachtet ist es nicht die industrialisierte Landwirtschaft, die das Gros der Lebensmittel produziert, sondern Kleinbauern mit 3/4 aller Lebensmittel (FAO). Diese für uns ‚veralteten‘ Systeme haben keine/wenig Industrialisierung erfahren und sind weniger anfällig gegenüber Schwankungen/Ausfall von fossilen Brennstoffen. Allerdings lässt sich schon heute festhalten, dass es kein Produktions-, sondern ein Verteilungsproblem gibt – das beunruhigt mich schon eher.
Willi,
ich rate schon mal einen Anbauversuch von Raps ohne Erdölchemie zu machen, denn ohne Erdöl wird es kein Glyphosat und auch kein Mittel gegen Rapsglanzkäfer etc. geben.
Dein System wird NICHT funktionieren, weil Du ökologische Kreislaufwirtschaft, wie viele andere Bauern auch, schon nicht mal mehr zu Ende denken kannst.
Versuch doch einfach mal ein Jahr mit einem Teil Deiner Flächen deine Familie komplett zu ernähren und schreib dann ein Buch drüber, warum das nicht geklappt hat 😉
Der Rapsanbau ohne PSM ist zwar schwierger aber nicht unmöglich. Unser Nachbar macht seit Jahren erfolgreich Bio Raps. Die lage der Parzelle ist dabei von grosser Bedeutung, es muss windig sein und keine Hecke oder Wald in der Nähe haben (Winterquartier des Käfers). Während der Blütezeit wird der Rapsglanzkäfer mit Steinmehl und andern biologischen Mittel vergrämt. Man muss natürlich mit einem etwas gerinerem Ertrag rechnen, aber unmöglich ist es nicht
Danke für den Hinweis. Es gibt immer eine Lösung. Habe wieder was gelernt. Positiv denken 🙂
Bauer Willi
„wieder was gelernt“
…und ich sach noch:
mit PSM = „einfach“
ohne PSM = „ganz große Kunst“
🙂
„mit PSM = „einfach“ “
das kann einfach sein,aber auch verdammt schwierig,weil man die getroffene entscheidung,dieses oder jenes mittel,jetzt auszubringen,nicht revidieren kann.
Wer baut Lebensmittel ohne PSM an?
Höchstens der Hobbygärtner, wenn das nichts wird, holt er sein Gemüse bei ALDI.
Mir wäre völlig neu, dass Glyphosat oder Insektizide auf Erdölbasis hergestellt würden.
News: Monsanto bietet nun Round-Up in der Böhrer-Edition in einer Mehrweg Pfandglasflasche an 🙂
So viel Humor am frühen Morgen?
Ach .. es ist wegen den Kanistern? Für diejenigen, welche es nicht wissen: Pamira recyclet!
Es reicht ja in Papiertüten, Glyphosat kann man auch in fester Form vermarkten, wie eigentlich alle anderen Wirkstoffe auch.
Zu dem ließe sich das entweder in Maiskunstoffe oder Glas auch flüssig vermarkten.
In Pulverform ist die Handhabung eben nicht so angenehm.
Der Gast braucht kein Glyphosat,
in badisch Sibirien, dort wo der Wohnt, wächst nicht einmal Unkraut.
Wir machen nur soviel wie nötig.
Das andere bedeutet Konsumverzicht und das geht überhaupt nicht ..solange die Verhältnisse uns nicht dazu zwingen
Dank unserer pfluglosen Bearbeitung brauchen wir nur 60 l Diesel pro Hektar.
Das ist interessant. No-Till also Ohne Plügen wird ja vom Soil Health Movement als ersten Schritt in die richtige Richtung angepriesen.
Wie klappt das bei Dir?
no-till ist direktsaat,was piet macht ist mulchsaat,vorher grubbern.
„brauchen wir nur 60 l Diesel pro Hektar“
Hallo Piet,
da musst du jetzt aber noch die Kosten fürs Glyphosat dazu rechnen – oder?
Wenn man es vernünftig macht nicht!
Los, erzähl. Schlag Lücken in unsere Unwissenheit.
Wir arbeiten nach dem Drescher flach mit dem Dyna Drive, dann wenn es gut gekeimt ist nochmal oder mit dem Supermaxx, dann je nach Bewuchs nochmal. Mitte Oktober tief grubbern und dann mit 3m Väderstad und 15 bis 20 km/h drillen
2l Liter Glyphosat ersetzen 20l Diesel je Hektar, rein aufs Pflügen umgerechnet.
Diesel ~1€ der Liter, Glyphosat 2,85€/l.
Plus 2 Liter Diesel für die Ausbringung.
Recht einfache Rechnung.
Ein 500 Hektarbetrieb spart mal eben 9000 Liter fossilen Diesel ein, ein recht imposanter Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz
Und 60l Hektar sagt recht wenig aus, bei Getreide kommt man mit dem Drusch auch weit darunter, dann kommt man nicht mehr immer ohne Glyphosat aus.
Naja. Ich denke, es ist eine gute Sache, wenn die Landwirtschaft unabhängiger von Erdöl wird. Eingeschlossen die chemischen Helfer, die ja meist auf Erdölbasis hergestellt werden. Wir denken immer an Auto-Storm-Heizung, wenn es um Erdöl geht, aber aus Erdöl wird so ziemlich alles hergestellt, was das Leben einfacher, sauberer und länger macht.
Sicher, wird der ein oder andere jetzt sagen, dann sieden wir unsere Seife wieder aus Pflanzenölen und vergisst, dass das zwar ein schönes DIY-Hobby ist, aber in der Großanwendung doch etwas schwierig wird, nicht zuletzt wegen der Umweltbelastung. Und auch diese Pflanzenöle fehlen dann in der Ernährung.
Die wahrscheinlich irgendwann viel schwierigere Frage ist, wie ersetzen wir die Erdölchemie im Bereich der Medizin.
Erdöl besteht aus rund 500 verschiedenen chemischen Stoffen und wird zu Millionen von Produkten verarbeitet.
Wer sich als Landwirt schon so gut wie autark sieht, vergisst, dass wir Städter in unserer Arbeitszeit nicht nur Papier bemalen. In schweren Zeiten kann man als Bauer zwar für seine Butter oder sein Öl wie einst nach dem Krieg wieder für Schmuck und Nerzjäckchen eintauschen, aber ob der Chemiefacharbeiter gewillt ist dagegen dann sein Medikament zu tauschen, bleibt fraglich.
Hallo Sabine,
„Wir denken immer an Auto-Storm-Heizung, wenn es um Erdöl geht“
fast alles wird verheizt:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/200625/umfrage/umsatz-der-deutschen-kunststoffindustrie/
Für den Rest gibt es Vorschläge:
Hermann Fischer: Stoff-Wechsel – Auf dem Weg zu einer solaren Chemie für das 21. Jahrhundert, Antje Kunstmann Verlag, München 2012, ISBN 9783888977848
Ich muss zwar auch mit einer Gasheizung vorlieb nehmen, hätte aber auch nichts gegen die Umrüstung wenigstens auf BHKW. Mal sehen, ob ich in den nächsten Jahren ein paar von meinen knausrigen Nachbarn überzeugen kann.
Hallo Sabine, was machen die Stadtmenschen denn sonst außer Papier bemalen 🙂 Die Idee mit dem Nerzjäckchen hat was. 🙂
Bauer Willi
Die Städter zieht es dann wieder in die Hafenstädte wo Wale zu Öl verarbeitet werden 😉
Ansonsten gibt es als Ersatz für fossile Treibstoffe schon sehr gute Ansätze,
aus Öle aus gvAlgen oder Benzin aus GVO, beides hat den Nebeneffekt CO² zu nutzen, dass momentan ja „zu viel“ in der Atmosphäre vorhanden ist.
Alles eine Frage der Akzeptanz, Greenpeace ist selbstverständlich dagegen, dann doch lieber Palmöl…
Oh, das mit dem Nerzjäckchen is ne olle Kamelle. Meine Großtante ist nie darüber hinweg gekommen, dass sie tatsächlich Pelzmäntelchen gegen Lebensmittel eintauschen musste.
Und ich gebe gerne offen zu, dass ich zu den Städtern gehöre, die schon sehr viel Zeit damit verbracht haben Papier zu bemalen. Glücklicherweise gibt es dafür ja jetzt auch Computerprogramme.
Ich weiß , dass es auch in meiner Umgebung Leute gibt, die Dinge wirklich herstellen. Von dem Cousin um drei Ecken, der in Dormagen in der Tat aus Erdöl Grundstoffe für verschiedene Industrien herstellt. Liebe voll Homer genannt, weil Dormagen ja son bisschen wie Simpsons Springfield ausschaut. Dann gibt es in meiner Umgebung noch sehr viele Leute, die irgendwie in der Metallverarbeitung ihr Geld verdienen. Speziell Besteck, Messer und Handwerkskram. Wenn Du da auf deutsche Markenqualität wert legst, hast Du von denen wahrscheinlich auch was in der Schublade.
Es ist wahr, dass das meiste Erdöl verbrannt wird, was aber nichts daran ändert, dass es eigentlich zu wertvoll dafür ist. Immer gesetzt den Fall, dass wir keine großen, neuen und vor allem förderbare Vorkommen finden.
Das Ende des Öls ist ja sowas wie Doomsday
für Leute, die keiner Sekte beitreten möchten, trotzdem Spaß an Untergangsszenarien haben. Ich glaube während der ersten Ölkrise wurde das erste Mal berichtet, das Erdöl würde noch maximal 40 Jahre sprudeln. Bei den 40 Jahren ist es seit dem geblieben, nur immer von einem anderen Zeitpunkt aus gesehen.
Trotzdem fände ich es super, wenn wir weniger abhängig vom Erdöl wären. Schließlich muss man ja weder die Scheichs noch die „JR’s“dieser Welt mit noch mehr Geld und Macht ausstatten.
Ich hab übrigens gerade den Roomservice für ca. 200 schwarz-weiß gefleckte Damen gemacht, bin stehend K.O. , aber sie sind wirklich wunderschön und so freundlich. Ich glaube ich bin ein bisschen verliebt.
ich hatte mal ne ältere dame aussem ruhrgebiet getroffen,die mir erzählte,dass nachem krieg,orientteppiche,meißener porzellan,pelzmäntel und gold/silber bestecke gegen essbares eingetauscht werden mussten.
hier bei uns gabs die „zigarrenwährung“ mit dreingabe: es wurden soundsoviel zigarren gefordert,aber eier,speck,butter als dreingabe waren viel wichtiger.
Ich will nicht ausschließen, dass sich die Geschichten um Teppiche im Kuhstall und das eintauschen von teurem Schmuck gegen Lebensmittel, nicht im Einzelfall passiert sind. In den aller meisten Fällen kamen aber bitter arme Menschen die nichts mehr besagen als ihr nacktes Leben die auf den Höfen nach Nahrungsmitteln baten und diese, wenn die Bauern selber was übrig hatten, auch bekamen. Auf unserem Hof und dem Hof meiner Mutter hat sich wenigstens nichts Wertvolles erhalten. Was wohl auch erzählt wurde war, dass Kartoffeln in diesen Jahren direkt am Hof angebaut wurden, weil sonst zur Ernte nichts mehr da war und sogar die Setzkartoffeln wieder ausgegraben wurden.
Dann waren deine Großeltern nicht mit dem Zug zu erreichen. Hamsterfahrten waren in den 40igern normal und je schlechter die Versorgung in den Städten, um so höher die Preise auf den Höfen.
Meine Oma hat nach dem Krieg nicht mehr gearbeitet, was schade war, denn sie muss eine ziemlich geschickte Händlerin gewesen sein.
Sie hat Stahlwaren bis ins Allgäu gebracht und für Lebensmittel eingetauscht. Ein Grund warum ihre Schwägerin nie über die eingetauschten Pelz hinweg kam.
Wenn wir ein anderes EEG hätten , wären wir vielleicht schon weiter , aber die Biogasanlagen will man überwiegend auslaufen lassen. Ein Fehler , wie ich meine. Den
Stromselbstverbrauch hätte man viel stärker unterstützen müßen. Auch die Förderung der
z.Z. noch zu teuren Stromspeicher hätte viel eher und stärker vorangetrieben werden
müßen. So geht zuviel Ökostrom durch Abschalten verloren.Bei gleichem Stromverbrauch
konnte ich in meinem Schweinestall fast 50 % Stromzukauf einsparen. Durch 2 x 9 kwp PV-
Anlagen , Steuerungstechnik und LED-Lampen . Der Stromselbstverbrauch der PV-Anlagen
liegt bei rd. 80 %. Den Treibstoff für die Schlepper kann jeder ldw. Betrieb über Rapsöl
sicherstellen. Rd. 40 %des Kornertrages ist Rapsöl. Wir müsten ca. 5 % der Ackerfläche mit Raps bebauen um die Ackerarbeiten fertig zu bekommen , zzgl. für Heizung usw.. Das Dünger der Felder wird schon heute mit Gülle, Gärsubstrat und Hähnchenmist über-
wiegend abgedeckt. Wir kaufen nur noch N-Dünger zu.Für schwierige Zeiten haben wir
auch einNotstromaggregat. Damit können wir den gesamten Strombedarf des Betriebes
abdecken. Ansonsten gibts Wald für die Hausheizung. Die Öfen im Haus und die Schornsteine haben wir immer einsatzbereit gehalten.
Naja, ich hoffe, dass es eine Satire ist, obwohl keiner der Kommentatoren eine augenzwinkernde Anmerkung gemacht hat. Deine Ausführungen erinnern mich fatal an unser heutiges Europa. Falls Dein Szenario eintritt, musst Du ganz schön aufpassen, dass die Hungernden und Frierenden nicht Dein nettes, autarkes Idyll stürmen und die selbstgemachte Marmelade aufessen.
Hallo Bernd
das war ja eine ernst gemeinte Frage. Ich habe nur den Versuch unternommen, ein solches Szenario aus meiner persönlichen Sicht zu beantworten. Von daher ist es keine Satire. Das mein Idyll gestürmt wird ist dann leider auch ein realistischer Ansatz. Aber erleben wir das nicht gerade, wenn auch in einer sehr milden Form? Wenn wirklich alle kommen, die von unserem Überfluss partizipieren wollen, wird des wirklich eng….
Bauer Willi
Hallo Bauer Willi,
wenn es mit den fossilen Brennstoffen bergab geht, wird es keine Lösung sein sich in seinem Kotten einzumauern und autark nach alter Väter Sitte vor sich hin zu wursteln. Althergebrachte Landwirtschaftsformen die hier angesprochen wurden (mit dem Pferd pflügen! Biokraftwerkquatsch und Lebensmittel in den Traktortank kippen !) können keine Lösung sein.
Ich bin guten Mutes, dass der Mensch als solcher sehr erfinderisch ist, besonders wenn der Preis für fossile Brennstoffe steigen. Meiner Meinung nach wird es eine grüne Revolution 2.0 geben mit „urban farming“, welches Transportkosten und Landschaftskosten sparen wird. Es wird „Schwarmintelligente“ Landwirtschaftsmaschinen geben, die extrem miniaturisiert und extrem effizient sind. Die Gentechnik wird ihr Potential ausschöpfen können (ich freu mich schon auf die Kommentare) und es wird Dinge geben die wir uns Heute gar nicht vorstellen können. Also liebe Kommentatoren und lieber Willi ein bisschen mehr Phantasie und keine Angst vor Veränderungen und bitte keine Strategien, die die Menschheit technisch und sozial in das Mittelalter zurückkatapultiert. 🙂
Hallo Bernd, ich brauche mich nicht in meinem „Kotten“ einzumauern. Da wir einen Vierkanthof haben, mache ich nur das Hoftor zu. 🙂 Ging ja mit der Balkanroute auch…
Deinen weiteren Ideen und Vorschlägen kann ich mich fast bedingungslos anschließen. Urban Farming, schwarmintelligente Landmaschinen, Gentechnik, all das sehe ich auch kommen. Und noch manches mehr. Kann man auch in meinem Buch „Sauerei!“ lesen (das war jetzt der Werbeblock). Ja, auch die grüne Gentechnik wird weitergehen. Wenn nicht bei uns, dann im Rest der Welt. Da können sich diverse Parteien und Organisationen noch so auf den Kopf stellen. Du merkst, ich bin gar nicht so rückwärts gewandt wie Du vielleicht geglaubt hast. 🙂
Bauer Willi
„Wir bauen Raps an. Diesen Raps presse ich zu Öl und fahre damit meinen Schlepper.“
dazu passt ganz gut (S. 3):
„Bei Rapsölanbau für eigenen Kraftstoff
benötigt man mehr Fläche als bei Futterfläche für ausschließliche Pferdebewirtschaftung“
„Mit Pferden braucht man für hundert ha neun ha Futterfläche, mit Rapsbetriebenen Schleppern 25 ha.“
http://sb31e56b8949b9fec.jimcontent.com/download/version/1336129430/module/6070262476/name/ArbeitspferdeInLandwirtschaft.pdf
Wer sich hinstellt und sagt, das wäre LW von vorgestern, hat sich noch nie wirklich mit Alternativen beschäftigt.
Es ist eine gesellschaftliche Entscheidung (weniger Lärm, weniger Energieverbrauch, mehr Arbeitsplätze, mehr Bodenschonung, all das wollen wir doch – oder wollen wir doch weiter die Konten der LEH Milliardäre füllen?).
„Würde das gesamte Rheinland so umgestellt werden, würden 4644 direkte neue Arbeitsplätze
geschaffen (aber wer soll die bezahlen…), dazu vor- und nachgelagerte Arbeitsplätze in
Aufzucht/Ausbildung, Schmied, Sattler. An Diesel würde acht Mill. Liter jährlich gespart
werden bei einem spürbaren Rückgang an CO2 und Lärm.“
Lieber Stadtmensch,
wo sind die Menschen, die bereit sind, die Arbeit zu machen? Sie müssten ja auch über Sachkenntnis verfügen. Wir sollten schleunigst mit der Ausbildung dazu anfangen…;.)
Bauer Willi
„wo sind die Menschen, die bereit sind, die Arbeit zu machen?“
die ausgebildete ökolandwirtin,die ihre 2 pferde auf meiner wiese stehen hatte und der ich ein stück acker vermittelt hatte,war anfangs auch euphorisch,kam aber morgens nicht „in die hufe“(im wahrsten sinne des wortes) und das solawi projekt schlief sang- und klanglos ein.
Lustige Arbeit mit hanebüchenen Berechnungen glaubhaft rübergebracht. Dieser R. Schnell hat sein Diplom scheinbar im Fach Comedy gemacht.
wer meint,aus öko-bilanz gründen,die landwirtschaft wieder mit pferden betreiben zu müssen,lebt nicht im hier und jetzt.
Der Mann kommt aus dem Maschinenbau. Er dürfte sich also etwas mit Energiebilanzen
und Wirkungsgraden auskennen. Außerdem hält er selbst Pferde. Also – was hat er vergessen in die Rechnung aufzunehmen? Wo wurden falsche Annahmen getroffen?
Was stimmt daran nicht, dass die Ertragssteigerungen um 50% mit einer Steigerung des Energieverbrauchs von 400% einhergehen? Es interessiert mich wirklich.
„Was stimmt daran nicht, dass die Ertragssteigerungen um 50% mit einer Steigerung des Energieverbrauchs von 400% einhergehen?“
darum gehts nicht!
das hatte mir meine schwester(dr.med.dent)schon vor 40 jahren vorgeworfen,worauf ich gekontert hatte,warum zahnärzte eigentlich nen stundenlohn von 250DM beanspruchen.
solange sich der energieeinsatz rechnet,wird das beibehalten.
Ist schon klar, dass es in unserem Wirtschaftssystem nicht um Effizienz sondern höchstens um Effektivität bei der Erreichung teilweise lebensfeindlicher Ziele geht – aber die Mängel bei den angeführten Zahlenwerten hätte ich doch gerne etwas genauer als „hanebüchene aber glaubhafte Comedy“.
Ich lebte schon in einer Zeit, wo der einfache Bauer eine Fahrkuh (Zweinutzungstier= Milch und Zugtier für Ackerwagen und Pflug) hatte,
der bessere einen Ochsen
und der fast „Adelige“ ein Zugpferd.
Würde ihre These stimmen, dann wäre in der damaligen Zeit nicht der Hunger vorhanden gewesen, sondern Lebensmittel im Überfluss.
Auch ich kenne mich zb. bei Elektroinstallationen bestens aus, schließlich habe ich ja jede Menge Steckdosen im Haus, wo Strom raus kommt.
Für Sie habe ich auch was interessantes:
http://www.oya-online.de/article/read/2296-natur_in_der_kulturlandschaft.html?omit_overlay=56c656f11d675
„Zukünftig möchte Dilger diese Arbeit mit einem Pferd machen“
😉
bodenverdichtung durchs pferd ist höher,weil die aufstandsfläche des hufes wesentlich geringer ist als beim optimal bereiften schlepper.
„bodenverdichtung durchs pferd ist höher,weil“ ->
Zitat:
Boden
In einem Direktvergleich wird 2005 festgestellt, dass 3 Parzellen mit je 200 m2 die gleichen bodenphysikalischen Grundlagen aufweisen (HOLTHUSEN 2005). Die Parzellen werden geteilt und 3 Jahre lang wird auf der einen Seite mit Pferden gearbeitet, auf der anderen mit Traktoren, immer mit gleichem Gerät und unmittelbar hintereinander. Der Traktor ist leichter als 2 Zugpferde. In 2008 sind Unterschiede nachweisbar: Die Wasserleitfähigkeit und die Luftleitfähigkeit sind bis in 45 cm mit Pferden besser als beim Traktor. Der Einsatz von Arbeitspferden auf verdichtungsgefährdeten Standorten wird empfohlen (MORDHORST 2009). Der Ertrag der Parzellen ist auf der Pferdeseite jedes Jahr mindestens um 15% höher (STRÜBER 2010). Der Vergleich wird bis 2015 fortgesetzt.“
Quelle: http://www.zukunftsstiftung-entwicklung.de/media/Bilder_ZSE/UEber_Uns_Dateien/Grundlagentexte/Warum_Zugpferde_im_21.Jahrhundert.pdf
Bearbeiten sie mal Weinberge mit 40% Steigung und höher mit einem Pferd.
Versuchen sie mal Phacelia, Winterwicke, Borretsch und Malve an solchen Hängen anzupflanzen und darauf zu fahren, da erleben sie selbst mit einer Weinbergraupe die wahrsten Wunder.
Traubenwickler werden mittels Pheromonverwirrung, seit vielen Jahren auf der ganzen Gemarkung angewendet, da haben wir kein Beratungsbedarf. Also Weinerzeugung ohne Insektizide.
Mitte Mai haben wir auch eine Maschinenvorführung über die Bodenbearbeitung unter den Stöcken. Inwieweit diese Geräte bei Terassen- und Steillagen ein Einsatz praktikabel ist wird sich zeigen.
Sicher werden die Tipps der Wandergruppen aus der Stadt hilfreich sein, den das Fachwissen liegt nach deren Meinung nicht bei denen, die schon Jahrzehnte diesen Beruf ausüben.
Super Idee. Konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die PDF-Datei ist ernst gemeint-oder? Eigentlich reicht es, nach Amerika zu den Amish zu schauen, vor denen ich großen Respekt habe. Moderne, selbst konstruierte Maschinen nur durch Pferdekraft angetrieben. Aber zu welchem Preis? Wenn dort nicht dieses strenge, religiöse Umfeld geschaffen und verteidigt wird, laufen die Mitglieder der Gemeinschaft scharenweise zur Konsumgesellschaft über. Dann bricht die Gemeinschaft zusammen. Warum wird dies passieren? Weil die extreme körperliche Belastung in dieser landwirtschaftlichen Gemeinschaft als Gegenpol die Errungenschaften der modernen Konsumgesellschaft hat. Lieber Stadtmensch, wahrscheinlich ist ein Amish nach seinen Maßstäben glücklicher, als ein durch Luxus verwöhnter Mensch in der Stadt. Wer aber schon einmal tagelang ohne Pause mit seinen Mitarbeitern gegen einen durch zu lange Regenphasen ausgelösten Unkrautdruck kämpfen musste, hat die heutigen Errungenschaften schätzen gelernt. Sinnvolle Verbesserungen sind ausdrücklich erwünscht. Luxus selbstverständlich auch 😉
„wahrscheinlich ist ein Amish nach seinen Maßstäben glücklicher“
bin in den 1980er jahren in lebanon.pa gewesen und hatte amish persönlich kennen gelernt.
die „jungmänner“ brechen oft aus,arbeiten im umland und sind sehr begehrte arbeitskräfte(zuverlässig,pünktlich,fleissig),kehren aber dann in die gemeinschaft zurück.
das grösste problem damals war,dass die landpreise zu hoch waren,um weitere farmen zu kaufen,sodass die nach mittelamerika auswanderten.
hier noch ne antwort aussem forum landtreff
„Jedem der meint die Bauern sollten wieder mit Pferden arbeiten, sollte man sofort den Strom abstellen! „
„würden 4644 direkte neue Arbeitsplätze geschaffen“
Wo arbeiten danach die Menschen, die die Maschinen verkaufen, reparieren, herstellen(auch die vorgelagerten Bereiche)?
Als Huf-und Wagenschmied, so wie in der „guten“ alten Zeit. 🙂
Obst und Gemüse wird im eigenen Garten angebaut, sozusagen, aus deutschen Landen frisch auf den Tisch. 🙂
die frage stellt sich jetzt nicht bzw. ist ausdruck einer materiell satten,aber unzufriedenen gesellschaft!!
es gibt öl und gas so reichlich,dass wir uns keine gedanken darüber machen müssen.
in den versuchslaboren wird aber schon an zukunftsprojekten gearbeitet,insbesondere auch an elektroautos,die aber noch zu teuer und zu abhängig von verfügbaren schnellladestationen sind.
in topagrar 5/2016 auf seite 8 steht ein interessanter kommentar.
Lieber Bauer Willi, hast Du einen Überblick, wieviele Bauern in unserem Land, so wirtschaften könnten wie Du? Das wäre doch mal eine Maßnahme, den Verbrauchern und dem sogenannten Markt klar zu machen, dass sie sich und die Welt mal selber retten bzw. ernähren sollen getreu dem Motot „Jeder für sich“ und „Billig währt am längsten“ 😉
Meine besten Grüße und Danke für die Freude, die mir dieser Beitrag gemacht hat.
Jürgen
Hallo Jürgen
dazu gibt es sogar schon einen Artikel „Lieber Verbraucher – mach es doch selbst“. Findest Du oben rechts unter „Meistgelesene Artikel“. Der wird Dir auch gefallen.
Willi
Danke Willi, sehr gut.
So ein Artikel gehört in alle Tageszeitungen auf die erste Seite.
Bitte auch bei uns in Bayern.
Gruß Tom