Die Stoffstrombilanz ist Geschichte. Die Landwirtschaftskammer NRW hatte dazu ein Excel-Programm geschrieben, dass nun nicht mehr genutzt werden braucht.
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau…/duengung/stoffstrom/index.htm
Für die Abschaffung haben sich viele Landwirte ausgesprochen, aber es gibt auch einige, die das nicht gut finden. Mich interessiert eure Meinung und die Begründung dazu.
Was wäre euer Vorschlag, wie es weitergehen soll?


moin es ist doch eigentlich total egal wie wir belegen, dass wir das Grundwasser nicht belasten! es können die Maronen Abwasserleitungen der Gemeinde sein oder auch nicht der Schuldige ist eh der Landwirt!
Hallo Piet, rote Gebiete mit zuviel Nitrat gibt es aber doch. Und zuviel Nitrat im Wasser ist doch insbesondere für Babies nicht gut? Ist das da nicht hilfreich, wenn ein Landwirt belegen kann, dass er gut wirtschaftet und das Problem woanders herkommt? Und dass die Problemlösung dann an den anderen Stellen erfolgen muss? Ich würde mir gerne, als Nichtlandwirt, eine Meinung zum Thema bilden. Gelingt aber noch nicht so richtig.
Meiner Meinung nach alles ersatzlos streichen.Bei den immer weiter steigenden Importen von Lebensmitteln und anderen Gebrauchsgütern ist eine Klimaneutralität nicht zu erreichen.SSB war auch nur so ein Ding um Kontrolleure zu beschäftigen und Subventionen zu kürzen.Am besten die Ausgleichszahlungen gleich mit abschaffen.
In der Region Weser-Ems haben die Fachberater mit ihrer Unterstützung der Landwirtschaft im Controlling (Stichwort Betriebszweigabrechnungen) und der darauf aufbauenden produktionstechnischen sowie Markt-Beratung sehr viel zur Effizienzsteigerung beigetragen. Mittlerweile sind sie mehr und mehr (oft ausschließlich) damit beschäftigt, als Dienstleister für die Mitgliedsbetriebe die Zahlenfriedhöfe des Staates und der Zertifizierungsunternehmen zu füllen. Sie entlasten damit die Landwirte, die arbeitswirtschaftlich eigentlich alle keine Reserven mehr haben und helfen ihnen „durchs Loch zu kommen“ und nicht auffällig zu werden. Das nützt in der Tat weder dem Klima noch der Biodiversität, Ziele die wie eine Monstranz hochgehalten und immer wieder und immer noch eingefordert werden.
Hier in NRW ist das leider genauso! Es ist ein Segen das die Stoffstrombillanz gekippt worden ist. Der Nutzen dieser Billanz ist null! Allein schon weil keinen Bestand gibt. Wer als Tierhalter Grundfutterreseven aufbaut ist automatisch schlecht. Wenn Typen wie der Herr Taube das nicht sehen wollen, dann wird das wohl auch andere Gründe haben als Wasserschutz!
Egal, welche Bilanzen erstellt werden, sie sind nur bedingt tauglich, wenn Beständsveränderungen nicht oder nicht angemessen berücksichtigt werden.
In Futterbaubetrieben z. B. (Milchvieh, Bullen, Färsen) spielen Bestandsveränderungen beim Grundfutter (Menge und Qualität) und bei den Tieren ( Anzahl, Art, Gewicht) z. T. eine sehr große Rolle. Werden diese garnicht berücksichtigt, sind die Bilanzen sowohl finanziell wie bezogen auf die Nährstoffe nicht aussagekräftig.
Der Aufwand für eine genaue Naturalbuchführung ist gerade in Futterbaubetrieben sehr hoch und steht in keinem Verhältnis zum (vermuteten) Nutzen. Der staatliche Versuchsbetrieb, von dem Prof. Taube seine Erkenntnisse ableitet, ist bei weitem nicht repräsentativ für die breite Praxis.
Die Abschaffung der Stoffstrombilanz ist deshalb folgerichtig.
Viehbestände, Flächennutzung und Aufnahme/Abgabe von Wirtschaftsdünger (jeweils meldepflichtig) einfach in Relation gesetzt, reichen aus, um grobe Mängel zu erkennen, detailliert nachzuprüfen und ggfls staatlich zu sanktionieren.
Der Rest ist im Interesse eines ökonomisch handelnden Unternehmers und sollte nicht zur Beschäftigung von „Drehstuhlakrobaten“ dienen.
Es sind aber doch gerade die ökonomisch handelnden Unternehmer (und auch andere Personen), die den zentralistischen Planungsbehörden verdächtig sind!
Wer ökonomisch handelt, den muß man doch nicht per Gesetz zum sparsamen Umgang mit Ressourcen zwingen, wie dies insbesondere die EU in immer detaillierteren Verordnungen tut!
Mein Lieblingsbeispiel: Für die Finanzierung einer Wohnimmobilie muß die Bank (!) auf der Basis der ESG-Verordnung Nachweise zum Durchfluß der Wasserhähne auswerten.
Man könnte einmal richtig bilanzieren wieviel die Bevölkerung isst und durch die Kläranlage dem Nahrungskreislauf entzieht. Dann soll die Landwirtschaft noch Carbon farming betreiben, so viel Nährstoffe können wir garnicht in den Betrieb bringen. Das kostet ja auch alles Geld
Moin. kann bei diesem Thema heute nicht mit diskutieren , bin zu lange aus der Praxis raus. Verfolge aber die kontroverse Diskussion mit großem Interesse. Übrigens , lese, ich jeden Blog von Willi , die sind interessant und auch weiterbildend .
Das überhaupt in Erwägung gezogen wird die SSB durch etwas anderes zu ersetzen zeugt von der Verlogenheit dieser Regierung.
„In Erwägung ziehen“ ist wohl die falsche Auffassung. Das Düngerecht basiert auf einer europäischen Rechtsgrundlage. Da haben die Mitgliedsländer zu liefern. Schließlich haben sie ja an der Entstehung der europäischen Regelungen mitgearbeitet; auch wenn das oft anders dargestellt wird. Manchmal hat man den Eindruck, dass unliebsames europäisches Recht auf Bäumen gewachsen ist. Keiner möchte da eine Mitwirkung eingestehen.
Soviel zur EU!“
@Kemetbauer
Stichwort: unliebsames europäisches Recht
Europäisches Recht entsteht im Zusammenspiel von Kommission, Parlament und EU-Rat.
Mein Eindruck dazu:
1. Der Kommissionsapparat ist kreativ tätig, „sendungsbewusst“ („grün“ unterwandert) und hat das Vorschlagsrecht (siehe Green Deal, der jetzt aber Stück für Stück einkassiert wird)
2. Die Parlamentarierer (überwiegend Juristen und Generalisten) sind fachlich überfordert, übersehen vielfach die Konsequenzen (z.B. Entwaldungsverordnung oder Lieferkettengesetz), können ihre Kontrollfunktion nur sehr begrenzt ausüben und haben weit überwiegend die „nationale Brille“ auf der Nase.
3. Der Rat ist eine reine „Kompromissmaschine“. Man „erkauft“ sich Zustimmung.
Speziell D spielt im Fachrecht oft „über Bande“, legt EU-Recht anders aus als andere Staaten, fordert die Möglichkeit nationaler Gestaltungsspielräume (auf die andere Staaten gerne verzichten), liefert anderes Datenmaterial zur EU. (Nur ein Beispiel: Wir haben in D angeblich das zweitschlechteste Grundwasser aller Mitgliedsländer).
Die EU tut sich sehr schwer mit der Korrektur von offensichtlichen Fehlern (Bsp. strenger Artenschutz beim Wolf im Berner Artenschutzabkommen)
Sie ist in der Durchsetzung von Fachrecht auf die Mitgliedstaaten angewiesen, die unterschiedlich agieren (wieder Bsp. Wolf)
Der Wegfall der Stoffstrombilanz erfolgt nicht ersatzlos! Was jetzt kommen wird weiß keiner. Für mich war die SSB eine einfache Sache. Weniger als 50kg N und weniger als 30kg P-Düngung je ha, machte die SSB für meinen Betrieb zu einer Kleinigkeit. Bei der möglichen Nachfolgeregelung schwant mir nichts Gutes.
Die SSB ist alles andere als eine Kleinigkeit, je vielseitiger der Betrieb desto aufwändiger. Das Schlimme an dieser SSB ist, dass man betrieblich mit dem Ergebnis nichts anfangen kann, es ist ein reiner, überflüssiger Papiertiger. Die Behörden hätten aber allerdings eine schöne Basis , noch mehr in die einzelbetriebliche Regulierung und Bevormundung einzusteigen. Deshalb ist es gut, dass der Blödsinn abgeschafft wurde, und es liegt jetzt an den Bauern, zusammen zu halten und schwachinige Nachfolgeregelungen zu verhindern. Mit Verlaub, dazu sind die obenstehenden Äusserungen, gelinde gesagt, kontraproduktiv!
Meine Erfahrung sagt mir, dass eine Nachfolgeregelung bisher nie auf einem geringeren bürokratischen Niveau angesiedelt war. Warum sollte sich das jetzt ändern? Vielleicht weil Bauern jetzt zusammenhalten?