Bauer Willi
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Die andere Meinung: Vorbehalte überdenken

Wir haben in den letzten Tagen einige Beiträge erhalten, in denen Leser unseres Blogs ihre persönliche Meinung zu Dingen rund um Landwirtschaft und Gesellschaft äußern. Diese Beiträge wollen wir in loser Reihenfolge unter der Rubrik „Die andere Meinung“ veröffentlichen. Und wie heißt es so schön im Presse-Deutsch: „Der Text gibt nicht immer die Meinung der Redaktion wieder“. Er soll aber zur Diskussion anregen.

Diesmal hat Tilman Ziegler über seine Vorbehalte gegenüber WHES nachgedacht und kommt zum Schluß, dass es besser ist das Gemeinsame zu suchen und die Gemeinsamkeiten auch aus vollem Herzen zu unterstützen. Wie ist eure Meinung?

Wir haben es satt? Wir auch!

 

 

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40 Kommentare

  1. Hans-Günter Felser sagt

    Wenn Bauern und Konsumenten zusammenhalten, statt sich entzweien zu lassen, ist vieles möglich. Da muss aber auch seitens der Bauern das Ritual „Du Konsument – du saudoof“ aufgegeben werden. Ginge das? Auch Hardcorer a la „Ehemaliger Landwirt“ mit sehr loser Zunge, der alle nicht ehemaligen Landwirte dieser Welt als bekloppt erklärt…. ? – Geht das?

    • bauerhans sagt

      der verbraucher (konsument) kauft gut und günstig und wenn möglich,noch ein bisschen günstiger.
      war gerade ein paar tage in der hauptstadt und wurde in einem supermarkt auf die „50% ecke“ aufmerksam,wo die lebensmittel mit ablaufendem MHD zu 50-70% rabatt angeboten wurden,es wurde fleissig zugegriffen.

      • Hans-Günter Felser sagt

        => bauerhans: „wo die lebensmittel mit ablaufendem MHD zu 50-70% rabatt angeboten wurden,es wurde fleissig zugegriffen.“ Und das ist Indiz, dass die Konsumenten nur nach Schnäppchen suchen? Ich finde es verantwortungsvoll und clever, dass man hier tatsächlich sparen, gleichzeitig die Lebensmittel vor dem Wurf in die Mülltonne bewahren kann. Ein Pfund Quark wird nicht am gleichen Tag des MHD schlecht und wenn sich schon der Deckel bläht, wird es auch nicht gekauft. Salz, welches schon Millionen von Jahren lagerte, geht dann an dem Tag auch nicht kaputt (nur wegen den Rieselhilfen gibt es Bedenken – die hat aber nicht der Konsument da reingemischt). Ein Brot vom Vortag – warum nicht? Ein gutes Roggenbrot muss etwas liegen, dann wird es noch besser, es kann locker eine Woche und mehr alt sein und ist köstlich. Das ist kein Zeichen, dass man nur „Billig-Billig“ möchte. Ich habe aber im Supermarkt vor Ort festgestellt, dass ich die meisten durch „Nahrungsmitteltechniker“ bearbeitete Produkte nicht haben will. 4/5 der Regalflächen sind für mich daher wert-los ungeachtet der Preise. Ich sehe aber auch, dass diese Sachen, die ich ablehne, für andere Menschen scheinbar attraktiv sind, sonst wären sie nicht im Regal. Die Wahl der „Lebens-Mittel“ spiegelt sich aber auch dann im Körperbau und in der Gesundheit wider nach dem Sprichwort „Man ist, was man isst“. Wenn ich dann aber gesunde und vitale Menschen im 2 km entfernten Biobauernhof antreffe, sehe ich den Spruch bestätigt. „Den Konsument“ gibt es also nicht, sondern Solche und Solche. Aber auch beim Biobauern/Verkauf ab Hof gibt es Sonderpreise für B-Ware. So kaufe ich doch auch gerne den günstigeren Spargelbruch oder den nicht so ansehnlichen Riesenspargel/Fehlwuchs, wenn ich ohnehin eine Suppe machen möchte.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          >>Ich finde es verantwortungsvoll und clever, dass man hier tatsächlich sparen, gleichzeitig die Lebensmittel vor dem Wurf in die Mülltonne bewahren kann.<<

          Herta hat in Berlin ein Geschäft, wo sie Wurst kurz vor dem Ablauf verkauft.

          Bacon, der bei ALDI 99 Cent kostet, verkaufen die für 9 Cent.

          Finanziell für Herta immer noch besser als die Spende für die Tafel, oder?

          • Hans-Günter Felser sagt

            Die Tafel kompensiert offensichtliche Missstände und verstärkt sie dadurch. Es werden wieder Kasten der Bettler herausgebildet, statt den Leuten in Würde eine Existenz zu sichern. Wichtige politische Entscheidungen werden daher verzögert. Solche Art Barmherzigkeit ist der Mistkübel der Heuchelei!

            • bauerhans sagt

              „Es werden wieder Kasten der Bettler herausgebildet“

              betteln ist in der hauptstadt ein gut funktionierender geschäftszweig.

          • Hans-Günter Felser sagt

            => Ehemaliger Landwirt: Also, Wurst steht bei mir ganz selten auf dem Einkaufszettel (und sicher keine von Herta!). Wenn, dann nur sehr gute Qualität. Auch Fleisch kommt vom Metzger des Vertrauens, da zu kaufen lohnt sich, da die Qualität ohne Zweifel den höheren Preis rechtfertigt. Und ich esse nicht nur, um satt zu werden, sondern der Geschmack und auch die Qualität der Lebens(!)-Mittel ist mir sehr wichtig. Wenn das Geld knapp ist, auch dann gilt: Lieber weniger, dafür bessere Qualität. Ich stelle mich nicht in eine Schlange, um Minderwertiges noch billiger und/oder mehr davon zu bekommen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Herr Felser,
      sie haben ein Wahrnehmungsproblem,
      sonst würden sie nicht behaupten, dass ich alle Menschen für bekloppt halte, ich halte auch keinen Konsument für „Doof“, nein, der Konsument entscheidet sich meistens für das günstigste Lebensmittel, wäre er DOOF, würde er die Prospekte nicht nach den Sonderangeboten durchwühlen.

      Viel mehr ist es so, dass in romantischer Verklärung eine Landwirtschaft gefordert wird,
      die sich weit jenseits der Realität befindet. Auf dieser Basis kann kein Betrieb existieren, da hilft auch kein „Hau den Lukas“.

      • Hans-Günter Felser sagt

        => Ehemaliger Landwirt Nun gut, mir sagt meine Wahrnehmung, dass Sie mich oftmals sehr fragwürdig angehen und wenn ich nachlese, um eventuelle Misverständnisse zu finden, sehe ich mich darin bestätigt. Schwamm drüber. Was ich klarstellen möchte: Es gibt nicht „den Konsumenten“, das versuche ich immer klar zu machen. Es gibt Verbraucher mit individuellem Verhalten. Was ich esse, wird ein anderer ablehnen und umgekehrt. Das geht bis hin zu Körperverletzung, was sich viele Menschen selber antun. Extrem-adipös, von Diabetes gezeichnet, über den Einkaufswagen hängend, weil die Bänder und Gelenke nicht mehr mitmachen, oder einfach aus Unüberlegtheit, welches elende und traurige Bild sie so abgeben, schleppen sie sich auf Elefantenbeinen zum nächsten Cola-Regal, wo dann die 1,5 Liter Flaschen abgeräumt werden, dann noch vorbei an den Donuts, das Angebot „12 essen, 10 zahlen“ wird sofort mitgenommen. Ja, solche kenne ich auch . Aber ich kenne auch andere. Ich kann nicht sagen, es gibt „den Verbraucher“.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Herr Felser,
          die Landwirtschaft muss sich auf die Verbraucher einstellen, auf das was der Verbraucher täglich auf das Kassenband legt und auch bereit ist, dafür zu bezahlen.

          Sie haben offensichtlich den Bauern gefunden, der ihnen die Qualität liefert, die sie auch bezahlen.

          Ihr Bauer ist nicht alleine, es gibt auch andere die auf beste Qualität setzen, wenn ein BIO Bauer nur die Hälfte seiner Rinder auf der BIO Schiene verkaufen kann, wenn die Schwarzwaldmilch keine weitere BIO Milch mehr annimmt, weil sie die nicht mehr zu einem vernünftigen Preis vermarkten kann, dann spricht dies eine eindeutige Sprache.

          Landwirte, die diesen Weg nicht gehen wollen, sollte man nicht beschimpfen, vom Autofahrer wird auch nicht verlangt, er solle nur mit dem Fahrrad fahren.

          Was sie mit dem zweiten Teil ihrer Post sagen wollen, erschließt sich mir nicht ganz, diese Menschen sind auch Verbraucher, stellen nicht den Schnitt dar.

  2. Kirsten Wosnitza sagt

    Da sind wir in unseren beiden Reden auf der Demo ja gar nicht weit auseinander Willi?

  3. Peter sagt

    Das ist doch nur wieder am Thema vorbei! Auch der Herr Ziegler sucht sich lediglich ein einzelnes Feindbild, diesmal den Welthandel. Mit dessen Regulierung soll der „Laden“ dann funktionieren? Weit gefehlt! Deutschland ist doch Lichtjahre davon entfernt, die „ideale Insel“ zu sein. Das System ist so verfahren, dass viele Menschen sich bereits ihre Nahrungsmittel an den „Tafeln“ der Nation holen müssen. Und wir schwärmen von höheren Preisen? Im Jahr 2016 lebten rund 75,5% der Bevölkerung Deutschlands in Städten. Diese müssen ernährt werden und das zu solchen Preisen, wie es zur Einkommens- und Ausgabenstruktur passt. Funktioniert das nicht, werden zuerst die Supermärkte ohne Bezahlung geleert und im Folgenden holt man sich die Lebensmittel vom nächstgelegenen Ursprungsort. Kein so tolles Szenario, oder? Somit sind kleine bäuerliche Einheiten ebenso ein Teil in diesem System wie große Agrar-Unternehmen. Als Konsument hat dann jeder nach seinen Möglichkeiten die Wahl, ob er z.B. die tolle Weidemilch nehmen will oder die übliche Milch der Eigenmarke eines Konzerns, womöglich aus dem selben Tank. Und die Subventionen? Egal welchen Anstrich man hier gibt: ökologisch, Tierwohl, insektenfreundlich usw., letztendlich geht es immer (nur?) um die Einkommenssicherung des Bauern. Des Bauern? Viele Bauern haben Angestellte, große Agrar-Unternehmen haben noch mehr Angestellte und wie kommen diese „um die Runde“? Wie wäre es mal mit Menschenschutz? Es werden tatsächlich im dualen System Facharbeiter für die Landwirtschaft ausgebildet oder Menschen mit anderem beruflichen Hintergrund oder ohne Abschluss arbeiten dort. Bei Interesse sollte man sich mal kundig machen, was diese verdienen. Keinesfalls werden hier Gelder gleichmäßig aufgeteilt. Führungskräfte in der (von mir aus…) Agrarindustrie und der Bauer heben sich so deutlich ab, dass ich einfach mal die Moralfrage stelle! Wenn für unsere Landwirtschaft öffentliche Gelder zu verteilen sind, sollten diese doch tatsächlich bei denen ankommen, welche wirklich die Rohstoffe für die Ernährung der Bevölkerung herstellen! Ich möchte, zumindest an dieser Stelle, keine weiteren Feindbilder auf`s Schachbrett rufen, aber überlegen Sie mal, wer noch alles an der Landwirtschaft mit verdienen darf, ohne Landwirt oder Angestellter/Arbeiter in der Landwirtschaft zu sein und was hier „abgezweigt“ wird! Ich finde das absolut grenzwertig. Aus der Sicht des steuerzahlenden Konsumenten: „Liebe Leute, Ihr bekommt Subventionen, dass sind auch meine Steuergelder. Also habe ich schon einen Vorschuss auf meine Lebensmittel geleistet. Und Ihr wollt noch mehr?“ Leider kann ich nicht die Lösung anbieten, aber das Nachdenken über den Rand des Mikrokosmos von jedem Einzelnen halte ich für dringend erforderlich.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      >> Bei Interesse sollte man sich mal kundig machen, was diese verdienen. Keinesfalls werden hier Gelder gleichmäßig aufgeteilt. Führungskräfte in der (von mir aus…) Agrarindustrie und der Bauer heben sich so deutlich ab, dass ich einfach mal die Moralfrage stelle! Wenn für unsere Landwirtschaft öffentliche Gelder zu verteilen sind, sollten diese doch tatsächlich bei denen ankommen, welche wirklich die Rohstoffe für die Ernährung der Bevölkerung herstellen! <<

      Buchführungsergebnisse Haupterwerbsbetriebe 2014/2015, mindestens eine Vollerwerbsarbeitskraft:

      Kleinere Betriebe 19. 567 Euro Einkommen jährlich je Arbeitskraft

      Mittlere 26.858 Euro

      Größere 31.722 Euro

      Betriebseinkommen bei den mittleren Betrieben 41.109 Euro

      Alles nachzulesen bei bmel Statistik.

      In welcher Höhe halten sie das Einkommen des Landwirtes für angemessen?
      Darf er ihrer Meinung nach so viel verdienen wie sie selbst, oder muss es weniger sein?

  4. BILLIG ist, was ungünstig für das Leben ist.

    BILLIG scheint für uns Menschen vor Ort zu sein, was nicht nur unserer Spezies global TEUER zu stehen kommt.

    Das Leben gibt es UMSONST und KOSTENLOS ist es obendrein.

    Was für alles Leben GÜNSTIG ist, entscheidet das Leben allein.

  5. Es ist ein fataler Fehler, Wohlstand mit Existenzgrundlage zu verwechseln oder beides in denselben Topf zu werfen. Wohlstand ist, was über die Existenzgrundlage hinausgeht. Die Existenzgrundlage wird anders als Wohlstand gesichert.

    Die Existenzgrundlage, wozu auch der Großteil der Nahrungsmittel gehört, sollte durch kleine, autarke Einheiten gesichert werden. Und das ist die Region. Schon der Staat oder die Nation ist zu groß. Im Falle einer Krise ist regionale Versorgung noch am ehesten möglich, deshalb sollte sie Vorrang vor allem anderen haben. Regional ist wichtiger als bio oder konventionell, fleischhaltig oder fleischlos oder welche Kriterien man sonst zugrunde legt. Regionale Ernährung bietet zudem den Vorteil, dass sie weniger Fremdenergie braucht. Das heißt natürlich auch, dass nicht alle Nahrungsmittel das ganze Jahr über zur Verfügung stehen, aber genau das lässt Nahrungsmittel wieder in unserer Wertschätzung steigen. Man freut sich auf die Erdbeeren und die Tomaten, wenn es wieder welche gibt.

    Es ist doch viel sinnvoller, wenn Regionen für sich selber sorgen und erst mit dem Überschuss Handel treiben. Ob dieser Überschuss dann in Kaffee oder Autos besteht, ist egal. Und das ist dann Wohlstand.

    Es ist reiner Wahnsinn, sich existenziell abhängig davon zu machen, dass das Rindfleisch aus Argentinien, das Viehfutter aus Brasilien und die Eier aus der Ukraine geliefert werden, während die Leute in Australien wiederum von deutscher Milch oder die Chinesen von deutschem Schweinefleisch abhängen. Im Falle einer Krise, bspw. einer Ölkrise oder auch nur eines Machtkampfs zwischen den Konzernen, steht man dann vor leeren Regalen. Super! Nur Lebensmüde geben auf diese Weise ihre Existenzgrundlage preis.

  6. Friedrich sagt

    Die Bauern werden für die Exportindustrie und den Konsum des Verbrauchers geopfert. Ob der niedrige Milchpreis im letzten Jahr , der niedrigen Schweinepreise,Getreidepreise z.Zt. und das Schlechtrechnen der zu erwartenden Rübenpreise . Alle anderen stopfen sich die Taschen voll und der Bauer muß sehen was übrig bleibt. Beispiel: Rübenpreise. Während der Rübenanbau bei hohen Erträgen an der Wirtschaftlichkeitsgrenze läuft , stapelt die Nordzucker das Geld bis unter die Decke .Per 30.11. liegen dort rd. 530 Mill. Euros rum und jedes Jahr wird es mehr. Der Rübenanbauer aber wird mit Kleingeld abgefunden. Unter diesen Rahmenbedingungen wird Landwirtschaft zum Auslaufmodell. — Deshalb kann man die liegeboxen. de nur unterstützen mit dem Außenschutz. Nur damit kann es klappen und einem Kartellamt was auch wirklich seinem Namen Ehre macht. Da wird wohl mehr geschlafen als gearbeitet.

  7. bauerhans sagt

    wachsen bis zum weichen.
    das ist hier die strategie der stadtrandbauern.
    z.b. vor 1989:durch mülldeponie,ankauf einer ackerfläche 30 km entfernt und neubau einer hofstelle.
    um 1992: weiterer ankauf einer hofstelle in der uckermark(rückübertragung eines hiesigen) und zupacht auf ca. 300ha,bau zweier scheinemastställe,weil hier schwierig.
    aktuellen stand weiss ich nicht.
    anderer betrieb: verkauf von ca.60ha fläche an die stadt,die gewerbefläche mit anderen betrieben tauscht.
    erlös aus 60ha wird in mcpom in 1000ha investiert,herrenhaus muss übernommen werden.

    • Claus-Philipp Graf sagt

      Ist doch immer noch besser wenn ein stadtverdrängter Bauer in die 1000 ha investiert als Herr Fielmann oder Herr Denn`s Biomarkt.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Man sollte steuerliche Dinge nicht vergessen, um das steuerlich unschädlich zu verkaufen, blieb damals
      1. Maschinen kaufen
      2. In landwirtschaftliche Gebäude investieren
      3. Landwirtschaftliche Flächen zu kaufen.

      Die andere Möglichkeit, man verkauft und versteuert die Gewinne. Das wäre Wasser auf die Mühlen der Habenichtse, die nicht einmal wissen, dass bei einem Verkauf horrende Steuern anfallen.

  8. BerndK sagt

    Es ist doch klar erwiesen, dass Handel und Wandel den Wohlstand erhöht. Grenzen und Zölle sind in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Allerdings sind Nahrungsmittel in dem Zusammenhang gesellschaftspolitisch sehr sensibel. Weil wir vom Export „leben“ sind die politischen Entscheidungsträger gezwungen den Ball beim Thema Zölle und Importbeschränkungen flach zu halten. Da die europäische Landwirtschaft daher gezwungen ist zu Weltmarktpreisen zu produzieren, konnte trotz hoher Subventionen und anderer agrarpolitischer Massnahmen das Höfesterben und die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft nicht aufgehalten werden. Das hat nichts mit „Neoliberalismus“ zu tun.
    Ein zweiter Aspekt, und fast schon konträrer, ist Folgender: Durch den hohen Wohlstand, den ein florierender Welthandel unserer Gesellschaft beschert, werden viele Bürger immer sensibler für Fragen der Herkunft, Produktionsbedingungen ..usw, da sie es sich leisten können, nicht nur satt zu werden, sondern ihre Ernährung in einen gesellschaftspolitischen Kontext stellen.
    Kommt man aus dieser Zwickmühle heraus? Leider nein!

    • Insbesondere der Zugriff auf billige Rohstoffe und Energie erhöht den Wohlstand – hierzulande. Und auch in den Schwellenländern, die den Industrienationen nacheifern.
      Dieser Wohlstand beruht zu 80 % auf Erdöl und Kohle, nicht auf Handel. Natürlich ist Arbeitsteilung sinnvoll, aber ich kann nicht sehen, wie Futtermittelimport und Milchpulverexport irgendwo den Wohlstand erhöhen.

      • Brötchen sagt

        Halb Niedersachsen lebt von den vor – und nachgelagerter Sparten der Landwirtschaft. Auf Schweine.net steht heute auch richtig, das Soja nicht ersetzbar ist, es gibt nichts vergleichbares in preis/Leistung und auch nicht für Bio. alles andere sind Illusionen und es würde auch mehr Sinn machen, sich um andere Kulturen zu kümmern.

        • Inga sagt

          So viel ich weiß, werden in den entsprechenden klimatischen Gebieten hier in D auch Soja, in anderen Gebieten Erbsen angebaut, Brötchen.
          Neulich habe ich im Fernsehen gesehen, dass jemand eine bestimmte braune Bohnensorte anbaut und so das Soja in seinem Schweinefutter spart.

          Es werden schon lange Versuche in der Beziehung gemacht.

          Ist das hier:
          „Soja nicht ersetzbar ist, es gibt nichts vergleichbares in preis/Leistung und auch nicht für Bio“

          nur Propaganda der Industrie?

          Irgend jemand müsste das doch nachprüfen können, oder?

          Zum Schutze des Regenwalds und der Ökologie müsste das doch geschehen.

          • Brötchen sagt

            @ Inga vergiss Erbsen, ich selbst bin ein Fan von Erbsen. aber die bringen zu wenig Protein. Soja Bio hat 45 % Protein und kostet ca. 850 bis 900 Euro, Erbsen haben 19 % und Kosten ca. 40 0 Euro. das gleiche bei Konv. du bekommst bei Jungtieren keine wirtschaftliche Fütterung ohne Soja hin. Erbsen kann man als Ergänzung einbauen, bringt auch etwas, aber eben nur wenig. du kannst es dir selbst kalkulieren, für Jungtiere brauchst du 18 % Protein mind. und das ist nicht bedarfsdeckend. lysin hast du dann 0,8 %. Soja ist bei entsprechenden Erträgen auch bei uns lukrativ, du hast ja auch noch das Öl, als ertrag. du müstest quasi jungtiere und auch in in vormast, mehr als die Hälfte mit Erbsen füttern. milchpulver ist zu teuer und fischmehl ist geächtet. selbst vor 100 Jahren war die Ration Weizen, Gerste, fischmehl und kalk. fischmehl hat 70 % Protein! tiermehl auch. du kannst also mit wenig fischmehl ganz viel Getreide verfüttern. man kann mit einigen Tricks Soja einsparen, kommt aber trotzdem nicht dran vorbei.

            • Inga sagt

              Danke für die Info, Brötchen.

              also sind wir von Soja abhängig,
              oder weniger Fleischqualität hinnehmen, wie früher?

            • Brötchen sagt

              Inga, was heißt abhängig D hat den größten Exportüberschuss 2017 gehabt. Wir müssen auch importieren. Es ist unwirtschaftlich ganz auf Soja zu verzichten. Mit Fleischqualität hat das nicht unbedingt was zu tun. Geflügel braucht auch hochwertiges Futter. Hochwertig sensorisch und von den Inhaltsstoffen.

            • andi sagt

              Wie sie richtig gesagt haben kann man mit Erbsen Soja einsparen, verzichten kann man darauf nicht. Machen wir seit Jahren bei unseren Schweinen. Seit wir GVO-frei füttern, ist das ganze aber noch interessanter. Also vergessen sollte man Erbsen als Eiweißfutter deshalb nicht.

      • Inga sagt

        Unseren nicht, Tilman,
        aber den von Nestle und ARLA.

        So genau weiß nun auch nicht, wie der Welthandel aufgebaut ist, aber ich denke die anderen Großindustrien (Global Player) wie Mercedes und Siemens haben auch etwas davon.

        Und wenn in der Politik die Ökologie und das Soziale Priorität haben, dann müssten diese Industrie in der 2 Reihe stehen!

        Welche Politiker sind dafür?
        Hände hoch!
        🙂

  9. Sabine sagt

    Die Frage ist, wie setzen wir unsere Standards durch? Natürlich könnten wir für ganz Europa einheitlichere Arbeits- und Produktionsstandards finden, nur kann man das überhaupt, so wie die Wirtschaft im Moment funktioniert, kontrollieren? Es wird bei dem, was jetzt schon da ist, mehr als nur ein bisschen geschummelt. Das geht durch alle Bereiche vom Autobauer bis zum Eierhändler. Manchmal frage ich mich schon, ob die Kontrollbehörden an der richtigen Stelle kontrollieren, und ob sie überhaupt richtig ausgerüstet sind. Will man in der Politik wirklich gegen die großen Erzeuger- und Handelsfirmen antreten, will man durch den Wildwuchs von Firmenverflechtungen und Geldflüssen überhaupt durchsteigen ? Nach dem, was in der Wuppertaler Steuerfahndung gerade passiert ist, glaub ich das nicht mehr. Einfach mal googlen: Wuppertal, Steuerfahndung und staunen.
    Auch, wenn hier viele Landwirte sagen, dass man nie alle unter einen Hut bekommt, vllt. ist es doch leichter als sich auf die Handlungsfähigkeit von Staaten zu verlassen. Ein Europäischer Verband in dem sich konventionelle und biologisch arbeitende Bauern, nicht ein Zusammenschluss eh schon bestehender Verbände, könnte hier einen Möglichkeit sein, auch aus den bestehenden politischen Allianzen auszusteigen. Denn die haben ja bisher recht wenig dem einzelnen Betrieb gebracht, oder sehe ich das falsch?

  10. Lieschen Müller sagt

    Der letzte Absatz könnte doch ein Anfang für gemeinsames Handeln sein. Da kann man doch ansetzen, ohne erstmal die ganzen Ideologien gegeneinander auszuspielen.

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