Bauer Willi
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Borchert – oder – die Quadratur des Kreises

Arnold Krämer kenne ich aus dem Praktikernetzwerk des BMEL und als Kommentator aus meinen Blog. Heute im Ruhestand, berät er immer noch Betriebe in ökonomischen Fragen, vor allem im Raum Weser-Ems. Von daher kennt er sich mit der Tierhaltung besonders gut aus. Ich wollte von ihm wissen, was es mit der Borchert-Kommission auf sich hat.

 

Arnold, die Borchert-Kommission hat ja ein Ergebnis präsentiert. Kannst Du kurz die wesentlichen Punkte zusammenfassen?

Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, an ihrer Spitze der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Borchert, hat im Februar 2020 im Auftrag des BMEL Vorschläge und Empfehlungen zum Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland vorgelegt. Der Kommission gehörten neben Vertretern der Landwirtschaft auch Vertreter von NGO‘s, Wirtschaftsverbänden sowie Wissenschaftler an.

Sie stellte fest:

  1. „Es zeigt sich ein erheblicher Handlungsbedarf zur Verbesserung des Tierwohlniveaus in der Nutztierhaltung, die im scharfen Kontrast zur bisher zögerlichen Weiterentwicklung sowohl des europäischen und des deutschen Ordnungsrechts, wie auch der Förderpolitik in diesem Bereich steht“.
  2. Zur Verbesserung des Tierwohls sind durch das Ordnungsrecht bereits erzwungene, (z.B. durch Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung), zum Teil freiwillig umgesetzte Maßnahmen (z. B. durch Initiative Tierwohl) nicht ausreichend.
  3. Die Akzeptanz der gegenwärtigen Haltungsbedingungen von Nutztieren hat in den letzten Jahren in der breiten Öffentlichkeit weiter nachgelassen.

„Borchert“ empfiehlt:

  1. die vollständige Überführung der deutschen Nutztierhaltung in andere als die bisher genutzten Stallhaltungsverfahren und Ställe (zusätzlicher Platz, Strukturierung, mehr Beschäftigungsmaterial, Klimazonen möglichst mit Kontakt zu Außenklima, teilweise Planbefestigung u. a., Neubauten mit Kontakt zum Außenklima, Umbauten möglichst mit Kontakt zu Außenklima,
  2. eine Premiumhaltung mit noch größerem Platzangebot, Auslauf bzw. Weidehaltung (Rinder, Geflügel) u. a., orientiert an den Haltungskriterien des ökologischen Landbaus. Die Premium-Haltungsformen sollen/müssen einen Marktanteil erreichen, der die Förderung technischer und organisatorischer Innovationen ermöglicht und die Kleinstmengenproblematik in der Wertschöpfungskette überwindet,
  3. die Finanzierung über eine Verbrauchssteuer („Tierwohlabgabe“), die sozialpolitisch flankiert werden sollte, deren Erhebung allerdings erhebliche Verwaltungskosten nach sich zieht.

 

Letztlich geht es um die Quadratur eines Kreises. Denn bei dem Umbau der Tierhaltung sollen auch einige wesentliche Nebenbedingungen erreicht bzw. beachtet werden. Der bisher stetig steigende gesellschaftliche und mediale Druck auf die Landwirtschaft soll (durch einen Gesellschaftsvertrag) verringert oder besser noch aufgehoben werden. Landwirte sollen auch zukünftig Tierhaltung wirtschaftlich betreiben können. Die Wertschöpfungsanteile der Tierhaltung sollen möglichst im Inland verbleiben. Lebensmittel tierischer Herkunft sollen „erschwinglich“ bleiben. Die Ballungszentren der Tierhaltung sollen ausgedünnt werden, auch wenn Letzteres nicht so deutlich ausgesprochen wird.

 

Ein Konzept alleine ändert ja noch nichts. Also hat man eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Hätte man nicht einfach die Bauern fragen können? 

 Eine Machbarkeitsstudie zum Umbau der Tierhaltung in Deutschland war notwendig,

  1. weil die Politik neue Haltungserfahren nicht ausschließlich über das Ordnungsrecht (Gesetze, Verordnungen) erzwingen möchte, die vielleicht absolutes Tierwohl gewährleisten könnten (Zwangs-Bio zu 100 %), aber erhebliche sonstige volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Nachteile hätten,
  2. weil eine Förderung des Umbaus von Ställen aber insbesondere auch der Finanzierung laufend erhöhter Produktionskosten auf grundsätzlich unterschiedliche Weise erfolgen kann und einen langen Zeitraum umfassen muss,
  3. weil eine solche Förderung mit EU-Recht und sogar auch mit Welthandelsrecht (WTO) vereinbar sein muss.

Die Studie wurde angefertigt von Rechtsanwälten einer Bonner Kanzlei in Kooperation mit zwei ehemaligen Mitarbeitern der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission.

Hier sind die Optionen inhaltlich und wertend tabellarisch dargestellt:

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Nutztiere/machbarkeitsstudie-borchert-tabelle.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Die Landwirte werden im „Borchert-Plan“ mit keinem Wort erwähnt. Dort heißt es lapidar, zur Vorbereitung eines notwendigen impliziten Gesellschaftsvertrages sollen neben Machbarkeitsstudien auch Diskussionen auf Bundesländerebene, mit den Fraktionen des Bundestages, der EU-Kommission und der Gesellschaft geführt werden.

Dabei müsste man sich sehr wohl Gedanken darübermachen, was von den (meisten) Landwirten mitgetragen werden kann oder sogar gänzlich abgelehnt wird, einzelbetrieblich verbunden mit der Konsequenz einer Betriebs- oder Betriebszweig-Aufgabe. Die Einbeziehung einiger landwirtschaftlicher Funktionäre in die Kommissionsarbeit reicht da m.E. bei weitem nicht aus.

 

Von den Schweinehaltern hört man sinngemäß, dass ihnen das Ergebnis keine Planungssicherheit bringt. Was ist da dran, oder klagen sie zu Unrecht?

 Die Schweinehalter (Ferkelerzeuger und Mäster) leiden bisher am stärksten unter dem medialen und (gesellschafts-)politischen Dauerdruck. Dabei haben sie in den letzten Jahren bereits eine Reihe von Verschärfungen durch das Ordnungsrecht hinnehmen müssen. Folge davon ist schon jetzt ein deutlicher Rückgang der Sauenbestände in Deutschland. Die Mäster müssen zunehmend ihre Ferkel aus Dänemark und den Niederlanden beziehen, was u.a. wiederum wegen der Transporte kritisiert wird.

Die Schweinehalter haben insbesondere mit folgenden Problemen und Risiken zu kämpfen:

  1. Der Schlachtschweinemarkt in Deutschland ist ein deutlich schrumpfender Markt. Die Schweinefleischesser werden immer älter und immer weniger. Der Verzehr von Schweinefleisch geht stetig zurück. Investieren in schrumpfende Märkte können eigentlich nur sehr kapital- und leistungsstarke Betriebe riskieren.
  2. Abgesehen von einzelnen Jahren arbeitet die Masse der Schweineproduzenten nicht vollkostenddeckend. Die Wirtschaftlichkeit ist oft nur gegeben durch die Nutzung abgeschriebener Stelle oder von Ställen, die in zweiter oder dritter Hand genutzt werden. Die Schlachtschweinepreise sind schon bisher nicht hoch genug, um unter Neubaubedingungen Einkommen für Landwirtsfamilie zu generieren. Neue Ställe wurden in den letzten Jahren oft nur gebaut mit Veräußerungsgewinnen aus Landverkäufen (steuerlich begünstigt).
  3. Das Baurecht, insbesondere das Bundesimmissionsschutzgesetz und die TA Luft sind u.a. zur Verhinderung weiterer Expansion in den zurückliegenden Jahrzehnten stetig verschärft worden und lassen die zukünftig gewünschten Haltungsverfahren aktuell überwiegend nicht zu.
  4. In Regionen, die problemlos neue, auch alternative Ställe „verkraften“ könnten, fehlt es nicht selten an entsprechender Infrastruktur (u.a. Mischfutterwerke, Schlachtereien, Tierärzte, Berater, vielleicht auch investitionsbereite Landwirte).
  5. Angesichts der bisherigen Erfahrungen muss jeder investierende Schweinehalter damit rechnen, in relativ kurzer Zeit wieder mit neuen gesellschaftlichen und politischen Forderungen hinsichtlich der Haltungsbedingungen konfrontiert zu werden.
  6. An der Verlässlichkeit dauerhafter, zumindest länger anhaltender staatlicher Zahlungen kann/muss man aufgrund bisheriger Erfahrungen durchaus zweifeln. Das EEG ist in diesem Zusammenhang kein Maßstab, da hier die Energieversorgungsunternehmen gesetzlich zur Stromabnahme zu einem Garantiepreis verpflichtet wurden.

 

Wie so oft, geht es ja auch bei der Umsetzung der Vorschläge um Geld. Sogar viel Geld. Ich wüsste gerne Deine persönliche Meinung: Wird man das Geld für die Umsetzung “beschaffen” können und wenn ja, woher?

 Die Verfasser der Machbarkeitsstudie sehen keine grundsätzlichen rechtlichen Hindernisse, Geld beim Verbraucher bzw. Steuerzahler in der Größenordnung von jährlich 4-6 Mrd. € einzutreiben. Dies könnte über a) die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes von 7 auf 19 %, b) eine Verbrauchssteuer „Tierwohlabgabe“ oder c) eine „Ergänzungsabgabe Tierwohl“ erfolgen. (siehe Link oben).

Viel schwieriger bis unmöglich ist die Verteilung der Mittel, weil die Gelder nicht zweckgebunden ausschließlich den deutschen Erzeugern zufließen dürfen. EU-Recht und internationales Handelsrecht stehen einem solchen Vorgehen entgegen.

Wenn dann auch noch die gewünschten Haltungsvorschriften ab 2030 bzw. 2040 ordnungsrechtlich verbindlich sein sollten, darf es dafür keine laufende Förderung mehr geben. Diese wäre aber aus Wettbewerbsgründen erforderlich, wenn nicht gleichzeitig auch das EU-Recht in Sachen Tierschutz entsprechend verschärft wird.

Ich vermute, dass der politische Wille bei der ab Herbst anders zusammengesetzten Bundesregierung (unter welcher Führung auch immer) fehlt, den erforderlichen gesetzestechnischen „Kraftakt“ überhaupt zu versuchen.

 

Ist mit der Umsetzung der Vorschläge nun “Ruhe im Karton”? Oder wird die Diskussion um den Umbau der Tierhaltung weitergehen?

 Von einer Umsetzung der Vorschläge sind wir m.E. meilenweit entfernt. Es gibt in der großen Politik bisher keinen wirklichen Konsens über Ziele und Maßnahmen zum Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland. Es wird weiter diskutiert und gestritten.

Die Zukunftskommission Landwirtschaft wird demnächst ihre Überlegungen präsentieren. Der Bundesrechnungshof hat jüngst das Bundeslandwirtschaftsministerium in Bezug auf das geplante staatliche Tierwohl-Label kritisiert. Politiker verweisen darauf, dass in den Niederlanden und in Dänemark „Tierwohlprodukte“ ohne staatliche Subventionen im Markt etabliert werden konnten. Das Umweltbundesamt hat im März eine Studie zur Zukunft der Nutztierhaltung veröffentlicht.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/perspektiven-fuer-eine-umweltvertraegliche

Dort heißt es u.a.:

„Neben der konsequenten Durchsetzung und Kontrolle der Tierschutzgesetzgebung kann von staatlicher Seite Tierwohl besonders gefördert werden. …………Dafür wurde eine freiwillige, zweistufige staatliche Tierwohl-Kennzeichnung für Fleisch entworfen. Allerdings sind einige der bisherigen für die Schweinehaltung vorgeschlagenen Kriterien in der Einstiegsstufe zu schwach, um das Tierwohl merklich zu verbessern. Es sind weitreichende Veränderungen nötig, um die Landwirtschaft und besonders die Tierhaltung ökologisch verträglich umzubauen und nachhaltiger zu gestalten. Zwei Vorgehensweisen sind hierfür sinnvoll: die verfahrenstechnischen Prozesse und die Agrarstruktur optimieren sowie Produktion und Konsum tierischer Produkte verringern“.

Ab Herbst werden die GRÜNEN mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine bestimmende Rolle in der Agrar- und Ernährungspolitik Deutschlands einnehmen und vermutlich dafür sorgen, dass ihre Vorstellungen vermehrt über das Ordnungsrecht Gestalt annehmen.

 

Wie ist eure Einschätzung? Was hat die Borchert-Kommission gebracht?

 

 

 

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88 Kommentare

  1. sonnenblume sagt

    Wie werden sich die Aktivitäten und Aussagen der Terra Grundwerte AG in Alt Tellin auf die Schweinehaltung in Deutschland auswirken? Wird hier ein Haltungssystem entwickelt, dass für den durchschnittlichen Familienbetrieb nicht mehr zu leisten ist? Besondere Haltungsmodelle werden seitens der Politik doch gerne als vorbildlich herausgestellt und dienen später vielleicht als Maßstab für alle. Wie sind die Einschätzungen der Kommentatoren hier?

      • Brötchen sagt

        Mit jedem Gramm Stroh und damit Staub erhöhe ich die Brandgefahr!

        Betonspalten und Asbestdeckenplatten und Glaswolle brennt wohl nicht so gut.

        Wollte man Stallanlagen absolut brandsicher machen, dann hätte man ein BER Problem!

        • Reinhard Seevers sagt

          80% der Brandursachen sind nach Erkenntnis der Feuerschutzversicherungen im landw. Bereich die elektrischen Leitungen und Geräte…..man könnte sich darauf konzentrieren, ohne ideologische Grabenkämpfe anzuzetteln, aber will man das?

      • sonnenblume sagt

        Wird da mit allen Beteiligten ein Stallmodell entwickelt, das finanziell für Familienbetriebe jenseits von gut und böse ist? Nicht nur bei der Ausstattung, sondern auch im laufenden betrieb. – Querfinanzierung –

        • Reinhard Seevers sagt

          Nee Sonnenblume, die müssen das Geld aus der Versicherung verbraten und einen Wiederaufbau kann man rechtlich nicht verhindern. Da nutzt man eben das Ganze zu Werbezwecken und der Staat gibt noch Geld dazu…..win-win heißt das Neudeutsch.😎
          Ok, paar weniger Schweinchen ist wohl damit verbunden, aber BD reibt sich schon die Hände.

          • sonnenblume sagt

            Die Vorgehensweise ist mir schon klar. Aber könnte daraus ein Modell entstehen das Vorbildcharakter hat und an dem wir uns später beim Stallbau orientieren müssen? Auch die neuen Ställe in den Versuchsgütern sind nicht ohne. Sei es nun bezüglich der Baukosten, Unterhalt und Arbeitseinsatz.

            • Brötchen sagt

              Warum nicht!

              Ich habe schon Ställe gesehen, wo das geht….das geht auch in die Größenordnung. Aber in anderen Ländern….

              Brandschutztechn. kann man auch schon was machen, wenn man mit den richtigen Leuten zusammenarbeitet und sich an ein Konzept macht.

            • Ferkelhebamme sagt

              Hat der Superstall auf Haus Düsse eigentlich inzwischen seine Genehmigung? Hab lange nichts mehr gehört

    • Ferkelhebamme sagt

      Der Landwirtschaftsminister möchte unter Einbeziehung der Kommunen, des BUND, der Tierschützer einen Vorzeigestall entstehen lassen. Das bedeutet viel externes Geld und wohlwollende Bauämter. Der Schweizer und LFD kommen aus dem Lachen doch garnicht mehr heraus.
      Die Familienbetriebe bekommen einfachste Umbauten nicht genehmigt und werden mit abenteuerlichen Brandschutzauflagen überzogen werden.

      https://www.topagrar.com/schwein/news/auf-schweinezuchtanlage-in-alt-tellin-soll-stall-der-zukunft-entstehen-12531879.html

    • Arnold Krämer sagt

      Auch ohne den Brandfall in Alt Tellin werden die Anforderungen an die Sauenhaltung mit der Forderung nach mehr Tierschutz soweit hoch getrieben (schon mit der jetzt in Kraft getretenen Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung), dass der klassische Familienbetrieb mit 200 bis 400 Sauen (oder weniger), die erhöhten Kosten nicht mehr stemmen kann oder wird. Ferkel werden immer knapper in D, auch die Mäster streichen in der Folge die Segel. Schweinefleisch aus deutscher Produktion wird knapp (und teuer?, eine Chance für die, die weitermachen?).
      Die ganze Entwicklung im Bereich der Ferkelerzeugung ist widersprüchlich, kontraproduktiv und passt eigentlich nur in die Zielvorstellungen von PETA und Co nach Abschaffung der Nutztierhaltung.

    • Inga sagt

      Hauptsache die spuren,

      Das geht nur, wenn man ihnen schlechtes Gewissen macht.
      Ihr eigenes Land halten die schon deshalb nach besten Wissen und Gewissen in Ordenung, weil es Eigentum ist und weil die nächste Generation auch davon leben soll.

      Ein Bauer als Eigentümer kümmert sich ganz anders fachgerecht um sein Eigentum als ein angestellter Landwirt.
      Das ist bestimmt wissenschaftlich erwiesen, weil das die Natur des Menschen ist.

      Aber jetzt noch Ansprüche an sie stellen, damit die eigenen Umweltsünden relativiert werden, ist unmöglich,
      Ein unerzogenes Verhalten!

      Wer Umweltsünden begeht kann auch dafür bezahlen und
      muss dafür gerade stehen!

      Oder nicht???

  2. Michael sagt

    Meine Meinung zu Borchert: Nicht Fleisch bzw. tierische Lebensmittel sollten mit höheren Abgaben/Steuern belastet werden sondern solche Produkte der Industrie. Hier läuft der Borchert-Plan in die vollkommen falsche Richtung. Handel und Industrie freuen sich auf dicke Margen für ihre Veggieprodukte. Wenn man schon unbedingt regulieren will, sollten hochverarbeitete Produkte belastet werden
    und ursprüngliche, gering verarbeitete Produkte im Gegenzug begünstigt werden. Egal ob pflanzlichen oder tierischen Ursprungs. Da wäre auch der „Volksgesundheit“ besser geholfen.

    • Inga sagt

      “Wertschöpfungskette überwindet,
      die Finanzierung über eine Verbrauchssteuer („Tierwohlabgabe“), die sozialpolitisch flankiert werden sollte, deren Erhebung allerdings erhebliche Verwaltungskosten nach sich zieht.”

      Ich denke auch, dass eine Tierwohlabgabe geleistet werden muß, damit sich auch die Armen Fleisch leisten können.
      Denn Fleischrodukte sind etwas besonderes, es muß teurer sein als pflanzliche Produkte.
      außerdem sollte man dem LEH aufdrücken, dass er die qualitativ gute Ware, die er anbietet, ökologisch (ohne Tierleid) und human hergestellt ist!

      Und ob und wie sich die Veggiprodukte durchsetzen weiß keiner.

      Ja,
      die gering verarbeiten und deswegen wertvolleren Produkte sind wertvoller (enthalten mehr wertvolle Nährstoffe inkl.. Vitamine, Spurenelemente u. Mineralstoffe), müßten eigentlich teurer sein.

      aber damit sich ärmere Leute sich diese auch leisten können, deswegen müßte man das so machen wie mit der Abgabe für tierische Lebensmittel.

      Denn wir sind eine Solidargemeinschaft und keine Bauern- und Umweltausnutzungsgemeinschaft!

      • Inga sagt

        Wie viel Verantwortung tragen wir für Ausbeutung?

        Wie sehr achtet der Handel auf Tierrechte und Umweltschutz? Auf diese Frage sollten deutsche Unternehmen in Zukunft mehr achten – es müßte in das Lieferkettengesetz eingebaut werden.

  3. Karl Timme sagt

    Einen ähnlichen Ansatz wie die Borchert Kommision hatte die Initiative agriglobal; ins Leben gerufen von der Oldenburgische IHK ; der Handwerkskammer Oldenburg (HWK) ; und der
    Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

    Produzenten (hier auch mit Landwirten), Aufnehmende Hand, Verarbeiter, Handel und verschiedene Vertreter von Konsumenten (auch Politik) zu einer Zusammenarbeit unter dem Motto:

    „Nachhaltigkeit und Globale Lebensmittelproduktion, eine gemeinsame Aufgabe“

    Im ersten Jahr in Form von einem Kongress. In den darauffolgenden Jahren mit vorbereitenden Workshops.

    Das hier keine rein Regionale Veranstaltung unterwegs war, zeigt Beispielhaft die Teilnehmerliste von 2013:
    https://agridialog.de/rueckblick-2013.html?file=tl_files/downloads/2013/vortrag_kongress/Teilnehmerliste.pdf

    Nach 2015 erfolgte die Umbenennung in agridialog mit dem Ziel:

    Mit Zukunftsfragen der gemeinsamen Wertschöpfungskette
    „Lebensmittelerzeugung“ beschäftigen sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die Oldenburgische Industrie und Handelskammer und die Handwerkskammer Oldenburg
    seit einigen Jahren in gemeinsamen Veranstaltungen. Aspekte
    wie Nachhaltigkeit, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit
    oder auch gesellschaftliche Akzeptanz werden dabei aus verschiedenen Blickwinkeln gemeinsam mit interessierten Gruppen aller Art beleuchtet und diskutiert. agriDIALOG ist aus dieser Kooperation entstanden.

    Die behandelten Themen beinhalteten auch das Tierwohl. Der Ansatz ist aber ein anderer, als bei der Borchert Kommission, er ist gesamt Gesellschaftlich und Global.

    Die letzte Veranstaltung war die Präsentation am 23.04.2018 in Hannover. Die geplanten Veranstaltungen 2020 mussten wegen Corona abgesagt werden.

    https://agridialog.de/aktuelles-2020.html

    • Arnold Krämer sagt

      “agriglobal” war der Versuch, schon vor Jahren durch den Focus auf die internationalen Verpflechtungen der Agrawirtschaft das Schlimmste abzuwenden für eine Region (Südoldenburg, Oldenburg), die mit der Landwirtschaft sowie dem vor- und nachgelagerten Sektor reich geworden ist, dabei aber auch völlig übertrieben hat, was die Genehmigung und den Betrieb von Tierhaltungsanlagen/Biogasanlagen angeht. Das Kind ist jedoch längst in den Brunnen gefallen und kaum noch zu retten. Das eigentliche Problem ist, dass heute alle Landwirte in D in Sippenhaft genommen werden. Das “Sonderproblem” Ostdeutschland in Sachen Tierhaltung blende ich dabei einmal aus.

      • Reinhard Seevers sagt

        “Das eigentliche Problem ist, dass heute alle Landwirte in D in Sippenhaft genommen werden.”

        Das ist aber auch wieder ein Problem, das sich die Agrarbranche teilweise anrechnen lassen muss. Man war zu feige, sich hinzustellen und die lange bekannten Ursachen in der Region intern anzugehen und nicht die Kollegen bundesweit mitbüßen zu lassen. Das habe ich in 30 Jahren Beratung immer wieder erlebt, dass man den Teil des Problems nicht ansprechen darf. Der DBV, die Bauern insgesamt haben hier ein massives internes Problem, das in meinen Augen ein Kernproblem unserer jetzigen Situation ist.
        Ich glaube, da hat auch die Agrarindustrie mit ihrem Einfluss erheblich dazu beigetragen. Geld ist nicht alles, meinen nun viele, die vorher sagten, alles ist Geld.
        Maßhalten war in dem Teil unseres Landes ein nogo-Wort.

        • Inga sagt

          Bei manchen Problemen werden ja die EU-Bauern oder auch die in D mit den Südamerikanern, oder gar Weltweit in einen Topf geschmissen.

          Welchen Teil des Problems durfte man nicht ansprechen?

          Und was ist das Kernproblem in unserer jetzigen Situation?

          • Karl Timme sagt

            In der Tierhaltung war über Jahre hin die Geweblichkeit eine Grenze. Ist diese einmal überschritte, ist der Hemmschuh weg. Das war in der Nord-West Region Deutschland’s der Fall.

        • Arnold Krämer sagt

          “Man war zu feige, sich hinzustellen und die lange bekannten Ursachen in der Region intern anzugehen und nicht die Kollegen bundesweit mitbüßen zu lassen.”

          Es war etwas anders, Herr Seevers!
          Gegenüber der Bundespolitik, die in den 1980er Jahren auf die Probleme aufmerksam gemacht wurde, haben die Lobbyisten argumentiert, dass man die Dinge intern in der Region regeln könne, dazu brauche man keine Änderung der Bundesgesetze. Einem früheren Kollegen (mittlerweile verstorben), der in Vorträgen und Publikationen auf die Fehlentwicklungen aufmerksam machte sowie Zugang zur damaligen CDU-geführten Landesregierung hatte, wurde durch den damalien LWK-Präsidenten Behrens (nach massiven Beschwerden auch seitens etlicher Landwirte) ein Rede- und Publikationsverbot erteilt. Kopie des Schreibens habe ich aufbewahrt.
          Man sollte auch wissen, dass damals die CDU in Südoldenburg für 70 % der Erst- und Zweitstimmen gut war.

      • Karl Timme sagt

        Der Ansatz alle in der Kette beteiligten an einen Tisch zu holen war aber ein Guter. Setzt aber voraus das auch alle gewillt sind aufeinander zuzugehen.

        Daran hat es aber hier gefehlt. Es wurde die win-win Situation nicht erkannt, oder war sich seiner Marktmacht bewußt ( So Erklärte der Vertreter der Einkaufsgenossenschaft Edeka Herr Dr. Frank Thiedig Minden-Hannover, die Betreiber der Edeka Läden wären alles Selbständige , in ihren Entscheidungen frei Kaufleute, vergaß aber zu erwähnen, das dieses nur für ein begrenztes Produktvolumen gilt)

        Ergebnis war das die Veranstaltung nur noch ein Dialogangebot ist!

      • Peter sagt

        @Arnold Krämer: “Das „Sonderproblem“ Ostdeutschland in Sachen Tierhaltung blende ich dabei einmal aus.”

        nix ausblenden….immer raus damit!

        • Inga sagt

          Ja,
          immer raus damit….

          Ich habe mal eine gruselige Geschichte gehört, wie Kühe besamt wurden.

          Ob das stimmt?

  4. Thomas Döring sagt

    Die Idee, dass wir Landwirte uns dem gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierwohl auch von dieser bezahlen lassen, ist grundsätzlich gut. Allerdings gibt es einige Punkte, die aus meiner Sicht für uns als Berufsstand nicht akzeptabel sind. Zum einen müssen wir uns dagegen wehren, das die Stufe 2, nach x Jahren in Ordnungsrecht umgewandelt wird. Das würde für sehr viele Betriebe das Ende bedeuten, in Orts- bzw. Ortsrandlage sind es die Geruchsimmisionen, in Außenlagen oftmals Ammoniak und Stickstoff Immisionen aufgrund der Nähe zu schützenswerten Landschaftsbestandteilen, Natur- und Landschaftsschutzgebieten, die eine Genehmigung sehr schwer bis unmöglich machen. In diesem Zusammenhang muß der Erhalt der Betriebe ohne Neugenehmigung bzw. Neubau an erster Stelle stehen, ansonsten muß auch eine Entschädigung für nicht nach Stufe 2 genehmigungsfähige Standorte vorgesehen werden. Zudem werden viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter davor zurückschrecken, sich den heute oftmals vorkommenden Anfeindungen und Angriffen in einem Genehmigungsverfahren auszusetzten.

    Zum anderen muß eine Leistung für die Gesellschaft auch für uns entsprechend und zeitgemäß entschädigt werden, das bestätigt ja auch die Machbarkeitsstudie. Das bedeutet, die Kostenrechnung von Herrn Leuer müßte angepasst werden, da er mit 25,- pro Stunde gerechnet hat, dafür sind kaum Fachkräfte zu bekommen, realistische Stundensätze für Betriebsleiter sehe ich hier bei 50,-. Herr Leuer hat in seiner Berechnung mehrere Aspekte unberücksichtigt gelassen. Als erstes, daß die Ist Situation für viele Betriebe unbefriedigend ist, wir haben ja für bessere, faire Preise demonstriert. Als zweites hat er den Wegfall der Pauschalierung und die Absenkung der Flächenprämie nicht in seine Berechnungen einbezogen.
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Finanzierung. Mit dem Wegfall der Pauschalierung würde uns eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19% viel Liquidität kosten. An anderer Stelle wird zum Ausgleich für den Wegfall über eine Absenkung auf 7% diskutiert. Hier scheint es einen Interessenskonflikt zu geben.

    Unser Berufsstand sollte eigene Berechnungen auf Basis solcher Zahlen anstellen und uns Erzeugern sagen, was es kostet und was es bringt sich auf die Umsetzung der Vorschläge der Borchert Kommission einzulassen. Um eine breite Akzeptanz zu erreichen, müssen wir einen deutlichen Mehrwert erzielen, dafür sind viele von uns auf der Straße gewesen. Zur Zeit wird mit einem Finanzierungsbedarf von etwa 4 Mrd. Euro jährlich ausgegangen, das ist vermutlich zu wenig. Wir brauchen dringend eigene Zahlen, damit es am Ende nicht um die Verteilung von zum Beispiel 4 Mrd. Euro geht, sondern um eine faire Entlohnung von uns Landwirten.

    Als nächstes beziehe ich mich auf die Machbarkeitsstudie, die noch einige Förderrechtliche Hürden sieht und ebenfalls die Frage aufwirft, ob nicht auf eine gesetzliche Festschreibung verpflichtender höherer Standards verzichtet werden sollte.

    Aber je mehr ich mich mit den Vorschlägen der Kommission und der Machbarkeitsstudie beschäftige, um so mehr Fragen stellen sich mir.
    Zum anderen stellt sich für die Stufe 2 und höher die Frage der Beurteilung durch die Veterinäre. Im Hinblick auf die ASP sind wir gehalten unsere Bestände vor allen vermeidbaren äußeren Einflüssen zu schützen, wie soll das für die Stufen 2 und höher garantiert werden?

    Thomas Döring
    Unna
    Schweinemäster und Ackerbauer

  5. fingerphilosoph sagt

    Der Fleischverzehr pro Person und Jahr lag in Deutschland 2020 bei etwas mehr als 57 kg, ein Rückgang um 6 kg gegenüber 1990. In Spanien, Portugal, Italien, Österreich, Frankreich liegt der Pro-Kopf-Verzehr über dem deutschen Niveau. Die Lebenserwartung in diesen Ländern ist aber höher als in Deutschland und kränker sind die Menschen in diesen Ländern auch nicht. Dass die Deutschen zuviel Fleisch essen und dies ungesund ist, ist erstmal eine Behauptung, die erstmal bewiesen werden muss.

    In den meisten Studien, die als Ergebnis haben, dass fleischarme bzw. -lose Ernährung gesünder ist, werden Menschen untersucht, die genügend Zeit auf das Thema “gesunde Ernährung” verwenden (können). Es gibt andererseits Studien, die zeigen, dass in den Gesellschaftsschichten oder Ländern, wo die Leute andere Sorgen als ihre “gesunde Ernährung” haben, sich die fleischlose Ernährung gesundheithlich negativ für die Menschen auswirkt. In Indien leben tatsächlich deutlich mehr Menschen vegetarisch als sonstwo, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt dort aber bei 69,5 Jahren (zum Vergleich: Frankreich 82,4 J.)

    Uns stehen zwar jede Menge unterschiedliche Nahrungsmittel zur Verfügung, vom Himalaya-Salz bis zu Chinoa, aber im Endeffekt ist es doch so, dass sich in den allermeisten Haushalten die Küche auf vielleicht 30 Gerichte beschränkt, die im Jahreslauf immer und immer wieder gekocht werden, und dass es sich dabei um einfache Gerichte wie Spaghetti, Risotto oder Hackfleisch handelt, die in Bezug auf Proteine, Vitamine, Fettsäuren, Mineralstoffe mitnichten bewusst aufeinander abgestimmt werden.
    Zudem greifen immer mehr Menschen auf Convenience Food zurück. Es ist eine bestimmte Schicht des gehobenen Mittelstands, die Zeit und Wissen hat, täglich ein anderes leckeres Gemüsegericht auf den Tisch zu bringen und abwechlungsreich und damit “gesund” zu kochen.

    Für die gehobene Mittelschicht mag es stimmen, dass fleischarme oder -lose Ernährung “gesünder” ist, aber damit ist nicht gesagt, dass dies für die gesamte Gesellschaft gilt. Für diese gilt womöglich, dass Fleisch, wie früher in der Werbung gesagt wurde, “ein Stück Lebenskraft” ist, weil Fleisch eben viele der notwendigen Stoffe enthält, die man bei vegetarischer Ernährung erst mühsam zusammensuchen und kombinieren muss.

  6. Also wäre ich da in der Marketing- und Strategieabteilung der Politik, würde ich es so erklären:

    Borchert-Kommission übersetzt:
    „Wenn wir lange genug drüber labern, fällt es uns, den konservativen Parteien (Union), nicht diese Legislaturperiode vor die Füße bei den Wahlen bei der mehrheitlich wohl eher konservativen Wählerschaft der Bäuerinnen und Bauern. Außerdem wäre die eigentliche Lösung, in den Markt einzugreifen, aber das wollen wir nicht, fänden die Konzerne ja doof. Und wirklich Geld in die Hand nehmen wie die Niederlande mit 300.000 € pro ausstiegwilligen Schweinehalter wollen wir auch nicht, lieber Lufthansa und Automobilbranche Milliarden hinterherwerfen ohne Gegenleistung; sonst gefährdet es noch den Strukturwandel, wenn die kleineren Betriebe jetzt noch Geld on top bekämen und sie sich am Markt halten könnten durch solche Investitionshilfen. Und wenn uns das, was die Kommission fordert, nicht gefällt, behandel wir sie so wie die Alibi-Zukunftskommission Landwirtschaft … ein bißchen Scharade, damit der Wähler denkt, man tut was.“

    Gesellschaftsvertrag erklärt:
    „Wir wollen, daß Veganer und Co. den billigen Fleischkonsum der anderen gegenfinanzieren. Man könnte zwar dem LEH und Verarbeitern auf die Finger hauen, aber wer will das denn … dann werden Edeka und ALDI noch arm. Und es kommt bei Bauern vielleicht gut an, wenn man assoziiert durch den Begriff, es ginge wirklich um mehr Respekt für die Landwirtschaft seitens der Gesellschaft. Wichtig ist nur, Otto-Normal-Wähler soll im Supermarkt das Gefühl haben, er können sich das Fleisch noch in Massen leisten, selbst wenn wir ihn schon über den Steuern etc. zahlen lassen haben dafür. Das Gefühl ist wichtig. Und ja, vermutlich werden Großbetriebe dann am meisten davon profitieren – mit den nötigen bürokratischen Hürden, die die Kleinen nicht überwinden können – tun sie ja bei den EU-Ausgleichszahlungen auch, aber so haben wir noch schneller einen Strukturwandel und werden die Kleinen los. Fun Fact: Und wenn es nicht zweckgebunden ist, können wir diese Mehreinnahmen für weiß der Geier mißbrauchen unter dem Deckmantel des Tierwohls. Voll lol, ey!“

    • Arnold Krämer sagt

      Fragen:
      Warum Herr Suhr braucht ein Ministerium eine Marketingabteilung? Welches Politikverständnis steckt dahinter?

      Warum wird ein privates Rechtsanwaltsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt? Wir haben ein Justizministerium. Wir haben sehr gut bezahlte Juristen, Betriebswirtschaftler, Volkswirtschaftler in den Ministerien? Was traut man denen zu oder auch nicht zu?
      Interessant in diesem Zusammnhang auch nachstehender Link zu einem Artikel der NZZ über die Aufblähung der Beamtenapparate in D.
      https://www.nzz.ch/international/beamte-ministerien-behoerden-deutschland-ld.1611083

      Wieviel kostet den Steuerzahler der Kampf, die Auseinandersetzung zwischen den Ministerien, (z.B. Agrar-Umwelt) den Ministerien und dem Bundeskanzleramt mit seinen vielen Spiegelreferaten?

      Muss man den Begriff Minister (er kommt aus dem Lateinischen (ministrare ‚dienen‘) und bedeutet Diener (hier: Erster Diener) nicht ehrlicherweise ersetzen durch (Selbst-) Manager? Der Agrarsektor ist ja nur eine “Spielwiese” des Politikbetriebs.

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Linken, erklärt von Sarah Wagenknecht in ihrem Buch “Die Selbstgerechten”:

      ….”Der typische Lifestyle-Linke wohnt in einer Großstadt oder zumindest einer schicken Unistadt und selten in Orten wie Bitterfeld oder Gelsenkirchen. Er studiert oder hat ein abgeschlossenes Universitätsstudium und gute Fremdsprachenkenntnisse, plädiert für eine Post-Wachstums-Ökonomie und achtet auf biologisch einwandfreie Ernährung. Discounterfleisch-Esser, Dieselauto-Fahrer und Mallorca-Billigflugreisende sind ihm ein Graus.
      Das heißt nicht, dass er selbst nicht Auto fährt oder nie ein Flugzeug besteigt. Aber dabei handelt es sich eben nicht um Ballermann-Tourismus, sondern um Bildungsreisen, die dabei helfen, andere Kulturen kennenzulernen, die letztverbliebenen wilden Orang-Utans zu besichtigen oder im Ayurveda-Hotel dem inneren Selbst näherzukommen. Dass im Gegenzug innerstädtische Wege oft mit dem Fahrrad oder dem Elektro-Zweitwagen bewältigt werden, erleichtert das Gewissen. ”

      Meine Sarah, ….ich hab es prophezeit, sie wird doch noch Bundeskanzlerin! 😁

      • Bauer Willi sagt

        Die Beschreibung ist sehr treffend. Den Typus soll es auch bei anderen Parteien geben…

  7. Ludwig sagt

    Wenn das Gesetz kommt , dann hören sicherlich über 50% mit der Schweinehaltung auf.
    Wer will sich schon in die 70er Jahre zurückversetzen und das bei keiner politischen Zusage die der Kreditlaufzeit entspricht.Dieses Risiko wird man nicht eingehen können. Wir haben bei Kaufland während der LEH-Marktblockaden gesehen , daß wahlweise Fleisch für einen Euro je Kilogramm für die Bauern angeboten wurde und in den Regalen liegen blieb. Diese Forderung nach mehr Tierwohl ist eine Forderung der geringen Anzahl von Ideologen. Über 90% der Verbraucher reden zwar von Tierwohl , aber der monatliche Finanzrahmen gibt es doch bei immer mehr Leuten garnicht her , immer mehr Geld für politische Vorgaben auszugeben. Diese Abgabenlast und die steigende Inflation bei gleichen Löhnen ist inzwischen so hoch , daß der Normalverdiener überhaupt noch froh ist , mit dem was er hat rum zu kommen. Mieten , Energie,
    Mehrwertsteuer, CO2-Steuer, Nahrungsmittel, usw. lassen den monatlichen Haushaltrahmen an die Grenzen kommen. Dazu kommt bei vielen das Kurzarbeitergeld mit 60%. Ich denke , daß die Berliner Glashausdikutanten eine außerirdische und von allen
    wirklichen Realitäten entfernte Diskussion führen . Unsere Familie hat jedenfalls beschlossen diesen Weg nicht mitzugehen und wird bei Umsetzung dieser “Realitätsfernen
    Gesetze” die Tierhaltung aufgeben. Der Anfang mit dem ersten Stall wurde schon umgesetzt , weil uns das Risiko der Stalleinrichtungsersatzbeschaffung zu groß erschien.
    Nach der Bundestagswahl werden uns sowieso die neuen Wahrheiten aufgetischt und dann wird herauskommen , daß die Kassen leer sind. Bekanntlich schlagen sich an leeren Trögen die Pferde und so wird es kommen. Z.Zt. leben wir vom Gelddrucken und nicht von der Arbeits-oder Produktionsleistung. Diese Verschuldungsorgie wird nicht ewig anhalten können und zwangweise dazu führen , eine realistische Wirtschafts- und Sozialpolitik zu betreiben. Die derzeitige moralideologische Wohlfühlpolitik ist damit am Ende und damit die Wirtschaftsvernichtungspolitik, Währungsverfall und Energieabschaltorgie. Irgendwann wird jede neue Regierung die Wahrheit erkennen und reagieren müßen.” Dann Schluß mit lustig !”

    • Reinhard Seevers sagt

      Da gab es vor Tagen eine hervorragende Sendung auf 3Sat über die “Dekadenz, die Sehnsucht nach Lust und Verfall”
      https://www.3sat.de/gesellschaft/politik-und-gesellschaft/dekadenz-sehnsucht-lust-verfall-100.html

      Und der Kulturhistoriker Jürgen Wertheimer hat es super auf den Punkt gebracht, als er sagte, dass die derzeitige Mainstream-Dekadenz der Vorbote für den Untergang der europäischen Kulturgeschichte sei.
      Wir werden richtige Probleme bekommen, die derzeitigen sind peanuts.

    • Ferkelhebamme sagt

      „Wenn das Gesetz kommt“
      Glaubst du, da gibt es noch ein Zurück? Ich nicht. Es geht noch um Details, Zielkonflikte und Finanzierung, aber nicht das grundsätzliche Ziel, da sind sich doch alle einig. Das „Ob“ steht, nur das „Wie“ wird sich noch lange hinziehen

  8. Mark sagt

    Die Tierhaltung in Deutschland nach besteheneder Gesetzeslage und Standarts ist auf einem international hohen Niveau und es besteht kein Grund für einen “UMBAU”. Ausgelöst wurde die Diskussion von sog. Tierschützern, die gezielt gesetzeswidrige Haltungen oft zurecht medienwirksam öffentlich anprangerten und damit Handlungsdruck auslösten. Mit der Einberufung der Borchert-Kommission hat man den angeblichen “Handlungsdruck” quasi als gegeben anerkannt, damit ist die Tierhaltung in der Kommission von Anfang an in der Defensive. In der Umbaudiskussion werden 2 kardinale Fehler begangen: 1. die gezeigten Bilder sind überwiegend gesetzteswidrig, in einigen Fällen aber auch einfach unvermeidbar mit der Haltung von Tieren bedingt (man könnte genauso gut unvermeidbar schreckliche Bilder von Krankenhäusern oder Pflegeheimen zeigen). Gesetzesüberschreitungen wird es auch im Borchertsystem geben und auch ein noch so “gutes” Haltungssystem kann unter Umständen “schreckliche “Bilder” produzieren, die heile Disneywelt lässt sich nicht 100% realisieren.
    2. Den sog. Tierschutzorganisationen geht es am Ende des Tages nicht um eine Verbesserung der Haltungsbedingungen, sondern um die Abschaffung der Tierhaltung. Mit dem Borchert-Plan kommen sie dem Ziel ein Stück näher, da ein erhblicher Teil der Tierhalter diesen Weg nicht mitgehen wird.
    Schlimm ist, dass die Politik den wenigen Schreihälsen nachgibt und diese mit solchen Aktionen wie der Einberufung der Borchert- Kommission sogar noch Erfolgsgefühle und Motivation zur Ausdehnung ihrer Aktivitäten vermittelt. Ruhe wird so jedenfalls mit Sicherheit nicht geschaffen. Die meisten Akteuren des LEH haben bereits Tierwohlprogramme etc. aufgelegt, die auch mächtig beworben werden (z.B. EDEKA bei uns heute in ganzseitigen Anzeigen). Die Nachfrage nach diesen und damit der Erflog ist eher dürftig, die große Mehrzahl der Menschen ist mit konventionellen Haltung und deren Produkten zufrieden und dies wird angesichts der wichtigeren Problemen, die die Menschen in Bälde betreffen werden, auch so bleiben!

    • Reinhard Seevers sagt

      Zitat UBA:
      “Daher müssen die Produktion und der Konsum von tierischen Lebensmitteln in Deutschland verringert werden – und zwar parallel. Es ist nicht sinnvoll, wenn nur der Nutztierbestand verringert wird, aber dafür mehr Produkte aus dem Ausland importiert werden und dort zu einer höheren Umwelt- und Klimabelastung führen. Umgekehrt ist es wirkungslos, wenn zwar der Konsum in Deutschland sinkt, die bestehenden Produktionskapazitäten aber genutzt werden, um mehr tierische Lebensmittel zu exportieren. Damit würde die Umwelt- und Klimabelastung in Deutschland nicht verringert werden. ”
      Das ist der offizielle Aufruf an das Volk, seine Ernährung umzustellen…Wann kommen die Lebensmittelkarten?
      Die Tierhaltung wird parallel ohne großes Getöse eh abgeschafft, nun muss man nur noch sein Wahlvolk zwingen, endlich aufzuhören Fleisch zu essen! Wer hat jetzt noch Angst vor den Grünen?
      Heißer, bald ist Bundestagswahl, das wird ein schwarz-grüner Tag!

    • Arnold Krämer sagt

      Der Berufsstand sitzt schon in der Falle, da er in vielen Kommissionen dieser Art größeren Veränderungsbedarf (eigentlich wider besseren Wissens) eingestanden hat. (siehe u.a. Feststellungen unter Frage 1). In Verbinmdung mit dem Tierschutz im Grundgesetz sind Gesetzesverschärfungen damit Tür und Tor geöffnet, die deutlich über EU-Recht hinausgehen werden.
      Die Regionen im Nordwesten, die aufgrund ihrer kleinbetrieblichen Strukturen frühzeitig auf die Tierhaltung gesetzt haben, werden als relativ wohlhabende Regionen, zukünftig wieder arm gemacht. Die Politik, großstadtbestimmt, ist somit auch eine Politik gegen den ländlichen Raum. Die Wahlbürger dort merken es aber nicht oder zu spät.

      • Mark sagt

        “In Verbinmdung mit dem Tierschutz im Grundgesetz sind Gesetzesverschärfungen damit Tür und Tor geöffnet, die deutlich über EU-Recht hinausgehen werden.” Exact so ist es. Die Tragweite dieser verhängnissvollen Grundgesetzesänderung wurde total unterschätzt! Es ist zu befürchten, dass es kein zurück zur Vernunft gibt, ohne dass vorher die Karre voll gegen die Wand knallt.

        • Ostbauer sagt

          Ich habe es bisher selten (bis fast gar nicht) erlebt, dass die Politik einen einmal eingeschlagenen Weg auf Grund von Warnungen (auch wenn sie auf Fakten Beruhen) im laufenden Entscheidungsprozess revidiert hat. Beispiele dafür gibts genug:
          Energiewende, Mobilitätswende, Agrarwende, Wolfsmanagement, Bibermanagement usw.
          Jetzt eben noch Tierwohl”wende”. Wobei ich der Meinung bin, die Auswirkungen sind sehr wohl bekannt, weil auch beabsichtigt.(Sagt nur keiner)
          Deutschland kann gar nicht anders als erst mal das Bestehende an die Wand zu fahren, bevor es zur Besinnung kommt. Wir sind so; zeigt auch immer wieder die Geschichte.
          Wer von den “Entscheidern” macht heute noch eine Folgeabschätzung ?

    • Karl Timme sagt

      Borchert- Kommission die Beruhigungs Pille der in die Enge getriebene Politik. Nichts anderes wie die Zukunfts Kommision.
      Ein Hinhageln bis zu den nächsten Wahlen über eine Kommision zur nächsten.

      Brauchbare Ergebnisse werden eigentlich nicht erwartet, werden eigentlich auch nicht gebraucht, das vorhandene Ordnungsrecht deckt alles ab. Weitergehende Forderungen werden die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährden, das hat uns die augenblickliche Pandemie gezeigt: Jerder ist sich selbst der Nächste. Ein soziales, ökologisch reines Gewissen kann mann sich nur leisten wenn mann im Überfluß lebt.

  9. Heinrich Steggemann sagt

    Als flächenarmer Sauenhalter in einer historisch gewachsenen viehdichten Region kann ich mich den Einschätzungen von Herrn Krämer nur anschliessen. Wir wirtschaften in vierter Generation auf ehemaligen Allmende Flächen, die jahrhundertelang für die wenigen Plaggeneschböden geplündert wurden. Viele dieser siedlungsnahen Plaggeneschflächen sind unter Wohn und Gewerbegebieten verschwunden. Viele Flächen in unserer Region wurden vor 80 bis 100 Jahren in Kultur genommen. Die Viehhaltung ist das wirtschafliche Rückrat unserer Betriebe in der Region. Wenn z. B. von der SPD von Dezentralisierung der Viehhatung gesprochen wird, hat man den Faktor Mensch ausgeblendet. Die wenigsten viehlosen Betriebe in vieharmen Regionen werden wieder in die Tierhaltung einsteigen und sich einen 365 Tage Job an den Hals hängen. Wir werden einen schleichenden Niedergang der Viehhaltung erleben. Die qualitätsschwachen Getreidepartien, Nebenprodukte der Nahrungsmittelproduktion und Erntegut aus vielfältigen Fruchtfolgen die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind werden wir exportieren müssen.
    In meinen gut 30 Berufsjahren mussten wir in der Erzeugungskette Schweine mit 3DM bzw. 1,50 Euro klar kommen. In der Zeit haben wir uns spezialisiert um auf der Kostenseite klar zu kommen. Da ist die Luft jetzt raus. Wir zehren im Moment von zum Grossteil abgeschriebenen Gebäuden. Kleinere Anpassungen sind für mich noch denkbar in den nächsten Jahren. Grössere Investitionen werden wir Stand heute wohl nicht mehr vornehmen. Ich habe 20 Jahre parallel zur Landwirtschaft im Maschinenbau gearbeitet und keinen einzigen kritischen Leserbrief lesen müssen, in meinem landwirtschaftlichen Beruf regelmässig. Neben den finanziellen Perpektiven frisst das viele Landwirtfamilien von innen auf.

    • Reinhard Seevers sagt

      Heinrich, dafür darf der E-Autohersteller aber Wasser nutzen, das den Bauern mit Massentierhaltung nicht zugestanden wird.
      Da es nicht ausreicht, wird wohl ein neuer Grundwasserkörper erschlossen. Wer wohl in den Genuss des Schutzgebietes kommen wird, na? Genau, die darüber wirtschaftenden Bauern…Danke an die Autolobby und die hörige Politik und den hemdsärmeligen Geldgeilen Ami!

      https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/gigafactory-gruenheide-kommt-wasser-fuer-tesla-kuenftig-auch-aus-hangelsberg_-55957356.html

    • firedragon sagt

      Die wenigsten viehlosen Betriebe in vieharmen Regionen werden wieder in die Tierhaltung einsteigen und sich einen 365 Tage Job an den Hals hängen

      Das kann ich aus unserer Region so bestätigen.
      Dazu kommt noch, dass Ausbildungsbetriebe (in unserer Region!) keinen Viehbestand mehr haben, worin Azubis überhaupt noch gelehrt werden könnten. Allein da geht schon eine gewisse Grundkenntniss über Tierhaltung flöten.
      Wo keine Nutztierhaltung stattfindet, gibt es auch keine Tierärzte, die fit genug sind, Bestände zu betreuen, würde ein Betrieb mit nennenswerter Tierhaltung wieder beginnen wollen.

      Diese Berichte lesen sich immer schön.
      Finanziell sichere Betriebe, die Größe spielt keine Rolle, können da sicherlich mitgehen und bis zu einem gewissen Punkt Forderungen umsetzen.
      Es werden allerdings mehr Betriebe den Betriebszweig Tierhaltung aufgeben, als dass Betriebe den Betriebszweig Tierhaltung aufnehmen.

      Das mit dem “Gesellschaftsvertrag” ist ein ziemlich großer Quatsch, in meinen Augen. Mit jemandem, der so wankelmütig, wie “die Gesellschaft” ist, schließt man keine Verträge.

      • Reinhard Seevers sagt

        Das Geilste ist doch, dass man Alte Nutztierrassen unbedingt erhalten muss, aber denjenigen, der die Tiere dann versorgen soll abschafft….ist das nicht schizophren?😎
        Vielleicht muss man nur eine Bauernschutzgemeinschaft mit Spendensammelpotential gründen, dann funkts!

        • Inga sagt

          Ja, solange ein Leben bestrebenswerter ist, wo man sich die Finger nicht schmutzig machen muss und mit Kuhsch… nichts zu tun hat,
          da ja…

          Aber unserer Seele und auch Erdball tut das nicht gut!

          Deswegen sind die Städter bestimmt immer so unzufrieden und schieben den Grund dafür den Bauern in die Schuhe.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      ” Die wenigsten viehlosen Betriebe in vieharmen Regionen werden wieder in die Tierhaltung einsteigen und sich einen 365 Tage Job an den Hals hängen. Wir werden einen schleichenden Niedergang der Viehhaltung erleben.”

      Wir in Mittelbaden erleben keinen schleichenden Niedergang der Viehhaltung, viehhaltende Betriebe muss man bei uns mit der Lupe suchen. Wir habe dies schon lange hinter uns.
      Ein Metzger vom Nachbarort holt seine Schweine in 80 Km Entfernung, damit er seinen Kunden Fleisch vom Bauernhof verkaufen kann.

      Die Söhne der Bauernhöfe arbeiten schon lange bei Daimler, Bosch, Schaeffler und anderen Firmen, wo sie ihr gutes Geld verdienen und nicht beschimpft werden.
      Zurück zur Viehhaltung kommt keiner von denen, auch nicht wenn zur Zeit die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie etwas kritisch zu sehen sind.

      Wenn Politiker von einer Dezentralisierung der Viehhaltung faseln, gibt es 2 Möglichkeiten:

      1. Sie hängen die Fähnchen in den Wind, wegen Wählerstimmen.

      2. Sie haben keine Ahnung von der Stimmung in der Landwirtschaft, aber davon viel.

      • Inga sagt

        Ja, so ist es.
        Bist halt in der Beziehung ein Beispielbetrieb oder gar ein Vorzeigebetrieb!

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Inga,
          weder noch.

          Durch die kleinen Betriebe war eine vernünftige Viehhaltung nicht mehr wirtschaftlich. In der Rheinebene gaben viele den Betrieb auf, andere wurden dadurch größer, in der Vorbergzone setzte man auf den Obstbau und den Weinbau.

          Auch im meinem Betrieb hat es sich ergeben, dass hauptberuflich es keine Zukunft gab und andere werden folgen.
          Was wir vor 40 Jahren gemacht haben, stand bei Berufskollegen in Kritik,
          ich habe das gemacht, was ich für Richtig hielt und nur für meinen Betrieb, andere Betriebe haben andere Voraussetzungen, nach diesen müssen, bzw. mussten sie den Betrieb ausrichten.

          Eines kann ich dir versichern, brauche keine Flächen verkaufen um unseren Lebensstandard nach Rentenbeginn meiner Frau halten zu können.

          • Inga sagt

            In der Hinsicht meine ich das ja!

            Das ist doch auch eine Art Innovation in die Zukunft für so einen Betrieb!

            Natürlich wird das kritisiert!
            Besonders auf dem Dorf!

            Du und deine Familie, ihr habt ja ganz andere berufliche Perspektiven, so dass ihr an das Tafelsilber (Land) nicht dran braucht!

  10. Reinhard Seevers sagt

    Das UBA hat ein SPD – Eigenleben, scheint ja unabhängig von der Regierung machen zu können, was es will.
    Die Borchert – Kommission wird nicht zum Ziel kommen, derweil versuchen etliche Schweinehalter mit der Umrüstung gem. TWI wenigstens eine mittelfristige Perspektive zu haben.
    Es ist ein gesellschaftspolitisches Trauerspiel.

    • Ferkelhebamme sagt

      Ich denke du meinst ITW? Sehe ich sehr kritisch, weil die Finanzierung auf tönernen Füßen steht. Hast du schon mal die Verträge dazu gesehen? Wie kann man sowas unterschreiben? Sowohl Vergütung als auch Laufzeit werden nicht garantiert. Prompt reicht jetzt schon das Geld aufgrund der vielen Neuanmeldungen nicht mehr, und die Ferkelerzeuger bekommen statt 1,- nur noch 50 Cent. die ersten stellen erschrocken fest,dass das Aufwand ja garnicht mehr ausgleicht. Ja, Verträge nicht gelesen, oder was??
      Es wird offen kommuniziert, dass der Handel ab Sommer nur noch Fleisch aus Stufe 2 haben möchte, gleichzeitig aber auch nicht mehr in den Fond einzahlen, das soll über den Preis über die Ladentheke geregelt werde. Die Erfahrung zeigt doch, dass das nicht funktioniert! Oder sollte ich mir besser einen Aluhut aufsetzen, weil ich Verschwörungen sehe, alle anderen aber schön über das Stöckchen springen was Ihnen hingehalten wird?
      Liebe Kollegen, die da mitmachen, ist euch eigentlich bewusst, dass ihr ab August dann zwei verschiedene Raufutter aus zwei verschiedenen Raufen anbieten müsst? Raufutter ist ab August gesetzlich Pflicht, ITW fordert explizit eine weitere Gabe, ständig verfügbar. Na, Bedingungen nicht richtig gelesen? Schonmal wirklich gerechnet, was der ganze Aufwand kostet? Inkl. Heu- und Strohbeschaffung, die nicht einfacher wird mit der erhöhten Nachfrage? Lagerung?
      Ach ja, der Handel hat ja jetzt eine Selbstverpflichtung herausgegeben, jetzt wird alles gut. Dass ich nicht lache…
      Ferkelhebamme-frustriert

      • Reinhard Seevers sagt

        Ferkelhebamme, es gibt etliche, die bauen ihren Stall um, um den neuen Haltungsbedingungen der neuen Tierschutznutztierverordnung zu entsprechen. Das geht häufig bei den Nichtferkelführenden Sauen am einfachsten. Der Abferkelbereich hat ja noch eine Umstellungszeit bis 2035. also sagen sich einige, ich passe jetzt an, dann kann ich ohne Bedenken weiter produzieren und bei Bedarf oder Möglichkeit an ITW teilnehmen oder es eben lassen. Bis 2035 bin ich jedenfalls save…so die Motivation.

        • Bauer Willi sagt

          Stallumbau!! Jou, und die Architekten machen sich die Taschen voll…. 🙂

          Die Grundstimmung ist doch eher: Borchert ist keine Hilfe, sondern eher der letzte Punkt, der zur Entscheidung noch gefehlt hat. Und die Entscheidung lautet meinem Empfinden nach bei den allermeisten: mit Anstand aussteigen.

          • Reinhard Seevers sagt

            Willi, ich muss das nicht haben…da gibt es bessere Einnahmequellen. Der ökobasierte Bereich ist gewollt, wird gepuscht und er folgt dementsprechend mit baulichen Aufträgen…jou, und es gibt wenige, die Stallbau noch können oder wollen….auch eine Folge der ganzen Misere. Evtl. arbeite ich ja doch bis 70, mal schaun.

            • Ferkelhebamme sagt

              Och komm, dir würde so viel entgehen. In unserem Genehmigungentwurf steht jetzt drin, wie der Hähnchenmist im Schweinestall zu lagern ist. Genehmigung geht jetzt ( nach 13 Jahren) raus. Nach altem Recht. Wir warten jetzt mal ab, was die Politik bezüglich Tierwohl-Ausnahmen entscheidet und dann wird eine Bauanzeige gestellt. Mit Ausläufen.
              Den Leiter des Bauamtes schaffen wir auch noch, Chakka!

              • Reinhard Seevers sagt

                Ferkelhebamme, ich hab nicht gesagt, dass ich es nicht mache…ich mache es aber nicht gerne, weil es zu viele Haken und Ösen, Stolpersteine und Unwägbarkeiten gibt. Außerdem dauert es, wie du schreibst, einfach zu lange….es macht keinen Spaß.
                Pass mal auf, wenn du einen Bauantrag für Ausläufe stellst, ändert sich die Emissionssituation wieder und die Genehmigung steht in Frage…es sei denn, ihr habt das schon im Vorfeld geklärt?
                Hab gerade so einen Fall, da muss der Auslauf überdacht und die Abluft über den alten Stall abgeführt werden. Freie Lüftung Fehlanzeige und Auslauf ist eigentlich ein komplett dichter Strohstall. Isset nich schön mit unserer Gesetzeslage?

                • Karl Timme sagt

                  Das schöne ist doch, das es für jedes Problem mindestens 2 Verordnungen gibt.
                  Es sind die alten von früher und mehrere Folgeverordnungen, wobei die alten noch Teilbereiche ordnen.
                  Eine schöne Spielwiese für jeden Verwaltungsangestellten.

                • Karl Timme sagt

                  Das ganze Ordnungsrecht, nicht nur das Bauordungsrecht, müsste einmal ordentlich durchforstet werden.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Karl, das Baurecht ist nicht das Problem, es ist das Baunebenrecht.
                  Immissionsschutz – Folge Naturschutz, Tierschutz – Folge Brandschutz, Artenschutz, Wasserschutz – Folge AWSV, Erschließung – Folge gemeindliches Einvernehmen, Düngeverordnung- Folge Verwertungskonzept
                  Und das Baunebenrecht und seine Anforderungen sind es, die aus der Öffentlichkeit über Initiativen und Verbände in die Fachgremien und die Arbeitsgruppen der jeweiligen Interessensgebiete getragen und von dort zur Politik und dann in Verordnungen gegossen werden. Es ist oft ein langer Weg bis zum Inkrafttreten, leider reicht es aber häufig bereits, wenn Verordnungen in Erwartung oder Entwurf im Raum stehen….dann zucken Genehmigungsbehörden schon und lassen Anträge so lange schmoren, bis die Verordnung vorliegt.
                  Das nächste, was kommen wird, ist die Verschärfung der Brandschutzanforderungen….Alt Tellin hat alle Tierschutzorgas und Brandschutzsachverständige aufgescheucht.

                • Ferkelhebamme sagt

                  Nach der derzeitigen Gesetzeslage ist an Ausläufe nicht zu denken. Der Staat hat aber jetzt eine dreistufige Tierwohlkennzeichnung ( und einen sportlichen Zeitplan für gesetzliche Mindeststandards) vorgelegt, in der Ausläufe enthalten sind. Also muss er jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen und man munkelt, dass sich da was bewegt. Abwarten. Da haben wir Übung drin.
                  Außerdem lässt mit den Jahren die Motivation nach, überhaupt nochmal so ein Großprojekt zu starten, zumal die wirtschaftlichen Aussichten so risikobehaftet sind. Unsere Zukunft ist vollkommen offen.

                • Ferkelhebamme sagt

                  Vielleicht werden Ausläufe jetzt sogar Pflicht, damit sich die Tiere im Brandfall nach draußen retten können? Wer weiß?

                • Reinhard Seevers sagt

                  Ferkelhebamme, Ausläufe und Ausläufe sind wieder mehrere Paar Schuh. Wir haben das Problem doch bereits bei den Kühen. Ausläufe sind vorgeschrieben, wenn bestimmte Stallklimakriterien nicht erfüllt werden können. Der Auslauf bewirkt dann eine neue emissionschutzrechtliche Betrachtung.
                  Und Rettungspferche sind bereits jetzt in bestimmten Landkreisen gefordert, das hat nichts mit Ausläufen zu tun.
                  Bei Schweinen ist dies wiederum weniger problematisch, als bei Rindern….usw.

                • Karl Timme sagt

                  Neu erlassene Verordnungen regeln häufig nur Teilbereiche, greifen aber in ein großes Ganzes ein (Naturschutz, Wasserrecht, Umweltschutz u.a.). Dabei wird immer mehr die Folgeabschätzung für diese anderen Bereiche vergessen. Altes Beispiel: Immissionsschutz und FFH-Gebiete .

                  Zum Teil liegt sogar ein Wiederspruch vor.

                • Arnold Krämer sagt

                  @Seevers, Ferkelhebamme, Timme
                  Die “Nebenrechtsbereiche” hat die Verwaltung “entdeckt”, letztlich um Bauanträge zu verhindern. Der Landkreis Emsland z.B. war, nachdem genügend Hähnchenställe für Rothkötter da waren, besonders kreativ, hat Mitarbeiter, die bis dahin positiv unterstützend für die Landwirte tätig waren, versetzt und immer neue Ideen gehabt, was man noch einfordern könnte. Vieles ist dann von Minister Meyer (Grüne) seinerzeit dankbar aufgenommen worden und im Erlaß- oder Verordnungswege für ganz Niedersachsen verbindlich gemacht worden.
                  Die Kosten sind für alle in die Höhe getrieben worden und oberhalb der Genehmigungsgrenze nach Bundesimmissionsschutzgesetz läuft fast nichts mehr in unserer Region. Das Grundproblem liegt am Fehlen einer klaren Bestimmung, was an Tierhaltung in einer Gemeinde in eindeutigen Abständen zur Wohnbebauung, zu anderen Tierhaltungen und evtl. zu Biotopen zulässig und vertretbar ist. Das ist vor Jahrzehnten versäumt worden zu regeln. Jetzt toben sich die Gerichte und Experten, die für ihre Gutachten viel Geld verlangen, auf dem Gebiet aus.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Bei den Umweltverträglichkeitsprüfungen in Bezug auf FFH-Gebiete scheint Unwissenheit in den unterschiedlichen Gremien der Grund für das Problem gewesen zu sein. Ich unterstelle mal keine Willkür. Das Dämliche daran ist dann noch, dass jedes Bundesland es anders regelt, weil eben keine Regelung vorhanden ist.
                  In einem mir bekannten Fall hat aber auch die landw. Seite gepennt oder war mind. naiv. Man hat zugesagt, dass die Einrichtung eines FFH- Gebietes keine Folgen für die landw. Betriebe haben würde. 5 Jahre hat die Ausweisung gedauert, am Ende sind die Stickstoffdepositionen aus den landw. Tierhaltungen fixiert und keiner kann nur einen Schritt Richtung Erweiterung, Anpassung etc. mehr machen. Ein Kunde von mir hat die Milchviehwirtschaft prompt aufgegeben und an einen anderen verpachtet, der die Emissionswerte für seine Aufzucht nutzen kann, weil auch dessen Standort fixiert ist.

                • Smarti sagt

                  Das wäre doch ein Thema für Willi; Bauernhof – der ganz normale Behördenwahnsinn…in Anlehnung an eine gewisse Sendung… und dann eine Sammlung der besten Beispiele. Ich bin mir sicher, die Beiträge gehen durch die Decke und das wird ein Dauerbrenner :).
                  Es würde auch endlich mal beweisen, dass viele gutgemeinte Vorschriften zur “besseren Tierhaltung” im Moment gar nicht umgesetzt werden dürfen. Und sollten sich die Gesetze ändern… für wie lange ?

                • Ferkelhebamme sagt

                  Smarti, dann müste der Blog hier in die “unendliche Geschichte” umbenannt werden 😉 Ohne glückliches Ende…

                • Ferkelhebamme sagt

                  Reinhard, ich glaube, die Landwirte haben aus solchen Geschichten gelernt. Hier soll auch ein FFH-Gebiet ausgewiesen werden (deshalb war es uns so wichtig, zumindest schon mal eine Genehmigung in der Schublade zu haben, sonst wäre die Hofstelle tot), einige Landwirte haben direkt einen eigenen Anwalt engagiert, denn auf Unterstützung durch die Kammer baut hier niemand mehr.
                  Arnold Krämers Aussagen bestätigen meinen Eindruck, dass auch an der LWK NRW die pro-Landwirt eingestellten Mitarbeiter systematisch geschasst werden.
                  Die Berater für unseren Kreis sollen die Anweisung bekommen haben (natürlich inoffiziell) mit der Investitionsförderung für Umbau nicht proaktiv auf die Landwirte zuzugehen. Das ist eine Frechheit.

                • Karl Timme sagt

                  Ferkelhebamme,
                  der Landkreis Celle hat einer der letzten LK die Natura 2000 Meldung gemacht.

                  Die FFH-Gebiete wurden ohne Beteiligung per Meldung an Brüssel relevante Gebiete für die Ldw.
                  Die Umwandlung in Natur- oder Landschaftsschutzgebiete waren begleitet mit einem ordenlichen Verfahren.
                  Das hat dazu geführt, das die alten Argumente aus der FFH-Ausweisung nachgeholt werden mußten, Es wurden alte Grabenkämpfe gefochten (Grenze direkt an der Dachrinne des Stalls bzw)

                • Ferkelhebamme sagt

                  „Rettungspferche“ kannte ich noch nicht.
                  Ungeahnte Möglichkeiten! Grins – nicht hauen!

                • Reinhard Seevers sagt

                  Ferkelhebamme, das Dolle ist jetzt wieder, dass durch die Erhöhung der Flächenansprüche, die Größe der Ställe zunimmt. Was früher noch kein Sonderbau war < 1600m² Grundfläche, fällt nun schnell unter diese Regelung. Dann ist ein Brandschutzgutachten notwendig, das alle Anforderungen an die Tierhaltung entsprechend der Forderungen an die "Massentierhaltung" enthält und umgesetzt werden muss.
                  Das erhöht noch einmal die Kosten, in der Planung, wie in der Ausführung.
                  Habe gerade so einen Fall, wo Altställe durch einen Strohstall ergänzt werden und dadurch die ganze Anlage unter "Sonderbau" fällt und auch der Altbau an die neuen Brandschutzanforderungen angepasst werden muss.
                  Wenn wir Glück haben, benötigen wir keine Brandmeldeanlage….und hier handelt es sich nur um insgesamt 180 Sauen, also keine Massentierhaltung, wie ich finde.

                • firedragon sagt

                  Ich hoffe ja sehr, dass Eurem Gespräch einige Laien zulesen und spätestens jetzt jedem klar wird, dass es Tierwohl nicht für geschenkt geben kann.

        • Ferkelhebamme sagt

          Reinhard, die Sauenhalter sind gezwungen umzubauen und natürlich erpicht darauf, alles auszuschöpfen, was einen Mehrwert generiert. Da greift man nach jedem Strohhalm. Ich verstehe aber viele Mäster nicht, die sich gerade von den Schlachtern drängen lassen. Jetzt ist es Zeit vernünftige Bedingungen zu verhandeln. Der LEH hat bestellt. Und wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen. Jetzt ist es Zeit zu fordern.
          So wird der Handel das Heft wieder in der Hand und bestimmt die Bedingungen. Und Frau Klöckners Tierwohllabel, bei dem man evtl. auf eine sichere Finanzierung hoffen durfte, ist ein totes Pferd.

      • Andi sagt

        @ Ferkelhebamme
        Wir haben die Teilnahmebedingungen für ITW sehr wohl gelesen. Und ich stimme dir zu, dass sie nicht berauschend sind. Aber andererseits halten sich die Investitionen dafür in überschaubarem Rahmen und so kann man zumindest etwas Zeit gewinnen, um nach Alternativen zur Schweinehaltung zu suchen. Mittelfristig wird bei vielen Betrieben sicher der Ausstieg stehen. Die Politik will die Zeichen der Zeit und deren Folgen anscheinend nicht erkennen.

        • Arnold Krämer sagt

          So ist es! Anders als beim EEG ist alles, was im Agrarbereich so an Förderung (abges. von Investitionsförderung, zumind. teilweise) angeboten wird, ist lediglich Nachteilsausgleich. Das nimmt man mit, wenn es passt, ansonsten läßt man die Finger davon. Damit wird nicht wirklich etwas bewegt, weil man es entweder nicht will, oder wegen übergeordnetem EU-Recht gar nicht darf. Gefangen in der EU, auch ein Aspekt!

          • Ferkelhebamme sagt

            “Wenn es passt”, das ist es. Verwundert sehe ich, dass einige sehr blauäugig an die Sache herangehen und von einem überschaubaren Investitionsrahmen nicht die Rede sein kann. Auch die eigene zusätzliche Arbeitszeit wird nicht eingerechnet.

        • Ferkelhebamme sagt

          Der Ausstieg ist ganz offensichtlich politisch gewollt.
          Ich frage mich, ob sie sich der negativen Folgen nicht bewußt sind, was ich mir schwer vorstellen kann, oder ob die absichtlich nicht kommuniziert werden. Die Grünen verniedlichen schon wieder und sprechen vom “Tierschutz-Cent”. Die “Kugel Eis” wurde ja auch geschluckt.
          Das Problem ist, dass die Folgeabschätzung so komplex ist, dass man es der normalen Bevölkerung nicht mal eben klar machen kann, was für einen Rattenschwanz das nach sich zieht. Eins steht fest: es wird für teuer, für alle.

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