Bauer Willi
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Wie geht es mit der Grünen Gentechnik weiter?

Ein Gastartikel von Ludger Wess, der sich mit der Frage beschäftigt, ob in Sachen Gentechnik und Neue Züchtungstechniken (NGT) neue Entwicklungen festgestellt werden können. Hier sein Artikel:

Während Landwirte und Konsumenten auf anderen Kontinenten schon längst Obst, Gemüse und Getreide nutzen können, die mit neuen Züchtungstechnologien (den sogenannten neuen genomischen Techniken NGT) erzeugt wurden, ist die EU noch immer mit der Frage beschäftigt, ob diese Verfahren in Europa zulässig sein sollen. Bislang galten sie als streng zu regulierende Gentechnik, obwohl dabei keine neuen Gene in die Pflanzen eingeführt werden.

2023 gab die EU-Kommission den Anstoß zu einer Neuregelung, um die Zulassung solcher Pflanzen zu erleichtern. Anfang 2024 folgte das EU-Parlament mit einer prinzipiellen Zustimmung, aber zahlreichen Änderungswünschen. Dann geschah eine Weile nichts, weil das dritte Gremium, der EU-Rat, das Thema unter Ungarns Ratspräsidentschaft einfach liegen ließ. Jetzt hat die polnische Ratspräsidentschaft das Thema wieder aufgegriffen und einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der entsprechend den üblichen Abstimmungsprozessen in der EU eine weitere Diskussionsgrundlage für die nun beginnende abschließende Entscheidungsfindung, den sogenannten Trilog bildet.

Eins ist schon jetzt klar: Eine erleichterte Zulassung wird kommen, denn hinter dem Ratsvorschlag steht die qualifizierte Mehrheit der EU-Staaten. Kommission, Parlament und Rat sind sich einig in Bezug auf die Kernidee, Pflanzen, die mit der neuen Technologie hergestellt wurden, in zwei Kategorien einzuteilen. Für sie solle es zwei unterschiedliche Genehmigungsverfahren geben. NGT-Pflanzen, die als gleichwertig mit konventionellen Pflanzen gelten (NGT-1), sollen von den Anforderungen der GVO-Gesetzgebung der EU ausgenommen werden, während NGT-2-Pflanzen, die komplexere Eigenschaften (oder Herbizidresistenzen) mitbringen, weiterhin strengeren Anforderungen unterliegen sollen. Das heißt, NGT-1 Pflanzen werden in Zukunft wohl nicht mehr aufwändig zugelassen werden und es soll einzelnen EU-Ländern auch nicht mehr möglich sein, den Anbau solcher Pflanzen zu verbieten.

Strittig sind nach wie vor Punkte wie Patentierung und Kennzeichnung, wobei sich Rat und Kommission darin einig sind, dass bei NGT-1 Pflanzen das Saatgut, nicht aber die aus solchen Pflanzen hergestellten Produkte im Handel gekennzeichnet werden müssen. Auch sollen Anbieter von NGT-Pflanzen angeben müssen, ob ihre Pflanzen patentiert sind oder eine Patentierung beantragt wurde.

  • Vernunft setzt sich durch

Es ist gut, zu sehen, dass sich allmählich die Vernunft durchsetzt. Denn bessere, d.h. die präzisere und schneller Züchtung von Pflanzen ist angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel dringend nötig. Zudem ist die Aufregung um die Technik völlig unnötig. Die allermeisten Mutationen, die mit Gene Editing erzeugt werden, könnten auch auf natürliche Weise entstehen oder durch die so genannte Mutagenese. Diese rechtlich übrigens ebenfalls als Gentechnik eingestufte Methode erhöht die natürliche Mutationsrate durch Strahlung oder Chemikalien, so dass genetische Veränderungen schneller geschehen – allerdings nach dem Zufallsprinzip.

Mit dieser unpräzisen Technologie wurden in den letzten 70 Jahren zahlreiche Sorten und Saaten erzeugt, die auch im Biolandbau verwendet werden. Obwohl sie juristisch Gentechnik-Sorten sind, müssen damit erzeugte Produkte nicht gekennzeichnet werden und es darf sogar – völlig widersinnig – „ohne Gentechnik“ draufstehen, obwohl Gentechnik drin ist.

Von daher ist es vollkommen unverständlich, wenn der Ökolandbau die modernisierte und präzisere Mutagenese ablehnt (aber nicht auf die alten Sorten verzichten will) und Umweltverbände fordern, dass mit Gene Editing erzeugte Pflanzen gekennzeichnet werden müssten. Der Ökolandbau könnte sie stillschweigend nutzen, ganz so, wie er die mit alter Gentechnik erzeugten Sorten stillschweigend nutzt. Zu erklären ist das nur, weil die Verbände und NGOs sich mit ihrer radikalen Ablehnung von allen neuen Technologien argumentativ in eine Ecke manövriert haben, aus der sie ohne Gesichtsverlust nicht so einfach herauskommen.

Ihre Behauptung, die Technologie könnte zu unerkannten unerwünschten Nebenwirkungen führen, ist Täuschung der Öffentlichkeit. Solche Nebenwirkungen sind beim Gene Editing um mehrere Größenordnungen seltener als bei der Mutationszüchtung, die mit Bestrahlung Chaos im Genom anrichtet – mit z. T. schwerwiegenden Folgen für die Gestalt und Gesundheit der Pflanzen. Auch Konsumenten waren betroffen: Tatsächlich mussten in den zurückliegenden 50 Jahren mehrmals Sorten, die mit konventioneller oder der bio-kompatiblen Mutationszüchtung erzeugt wurden, wegen Giftigkeit zurückgezogen werden, und zwar nachdem sie bereits den Lebensmittelhandel erreicht hatten. Darunter waren eine neue Sellerie- und mehrere Kartoffelsorten. Die Gefahr solcher Nebenwirkungen ist bei der Anwendung der ungleich präziseren und nebenwirkungsärmeren „Genschere“ deutlich geringer.

Auch die Aussage, das mit Gene Editing erzeugte Saatgut sei möglicherweise teurer und dürfe nicht nachgezüchtet werden, sei also nachteilig für Landwirte, ist irreführend. Erstens gilt in Europa noch immer das Sortenschutzrecht mit dem Landwirteprivileg, das Kleinbauern erlaubt, Erntegut zur Aussaat zurückzubehalten. Zweitens werden die Saatguthersteller wenig Interesse daran haben, mit Gene Editing erzeugte NGT-1-Sorten von zu patentieren. Aufwändige Patentverfahren lohnen sich in der Regel nur bei komplexen Eigenschaften und sehr deutlichen Vorteilen, etwa bei Pflanzen, deren Anbau weniger Insektizide, Herbizide oder Dünger benötigt. Drittens liefert zurückbehaltenes Erntegut oft Mindererträge, so dass außer Demeter-Landwirten praktisch alle Landwirte ihr Saatgut jedes Jahr neu kaufen. Viertens wissen Landwirte hochwertiges Saatgut zu schätzen und kaufen (auch Biobauern) meist das hochpreisige, aber dafür sehr ertragreiche Hybridsaatgut, obwohl sich das für eine Aussaat aus Erntegut überhaupt nicht eignet. Fünftens können Landwirte rechnen und wissen, dass höhere Erträge einen höheren Preis für Saatgut mehr als wettmachen. Und sechstens steht es jedem Landwirt nach wie vor offen, samenfestes Ökosaatgut zu kaufen.

Dann kommt schließlich noch das Scheinargument mit der „Kontamination“. Sofern Kontamination überhaupt auftritt, betrifft dieses „Kontaminationsrisiko“ jede neue Sorte: Auch eine konventionell eingekreuzte Virusresistenz aus einer Wildpflanze kann theoretisch auskreuzen, so dass der Biobauer dann plötzlich die Eigenschaft einer neuen Sorte seines konventionellen Nachbarn im Genom seines Ernteguts hat. Biologen wissen, dass jede Kohlsorte mit Wildkohl anderen Kohlarten kreuzbar ist, Kulturmöhren mit der wilden Möhre und dass auch ein Genfluss von manchen Getreidesorten zu Wildgräsern nicht ausgeschlossen werden kann. Dennoch existieren wilder Kohl und wilde Möhren nach wie vor und auch Rosenkohl ist noch immer deutlich von Blumenkohl unterscheidbar. Würde man das Argument ernst nehmen und im Auskreuzen eine echte Gefahr sehen, müsste der Anbau von Raps, Kohl, Möhren, Kürbissen, Zucchinis und zahlreichen anderen Sorten mit wilden Verwandten in Deutschland verboten werden.

Tatsächlich sehen einzelne Ökoverbände, wie etwa Økologisk Landsforening aus Dänemark, aber auch Ökolandbauvertreter wie Urs Niggli, 30 Jahre lang Leiter des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in der Schweiz, im Gene Editing durchaus Chancen für den Biolandbau. Denn der leidet schon heute darunter, dass er im Schnitt 20-50 Prozent geringere Erträge hat als die konventionelle Landwirtschaft. Zudem verpasst er bei einem Verzicht auf die neue Technologie potenzielle Lösungen für aktuelle Produktionsprobleme, wie z. B. die Abhängigkeit von Fungiziden auf Kupferbasis zur Krankheitsbekämpfung. Das Problem dürfte sich verschärfen, da die Zulassung von Kupferpräparaten als Pflanzenschutzmittel Ende 2025 ausläuft und Kupfer wegen seiner Giftigkeit ersetzt werden soll.

Ein weiteres Problem des Ökolandbaus: Schon jetzt stammen zwei Drittel des Saatguts, das Biobetriebe verwenden, aus der konventionellen Landwirtschaft. Der Marktanteil des Biosaatguts, bei dessen Herstellung auch auf ertragreiche Hybridsorten verzichtet wird, wird immer geringer – eben weil es mehr Nachteile als Vorteile bietet und nicht so schnell an klimatische und sonstige Veränderungen angepasst werden kann wie konventionelles.

Und wenn konventionelle Landwirte dann in Zukunft auch noch Sorten nutzen können, die kaum noch Insektizide oder Dünger benötigen, ohne Ernteeinbußen zu erleiden, dann wird es für den Biolandbau immer schwieriger, den Konsumenten Unterschiede zu erklären, die den höheren Preis ihrer Produkte rechtfertigen. Dass die Biolandbauverbände von heute auf morgen umschwenken, ist indessen nicht zu erwarten. Wenn aber die NGT-Sorten erst einmal da ist, könnte sich die Stimmung rasch verschieben. Gut, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt und die ersten Vertreter des Ökolandbaus umzudenken beginnen – auch in der Politik übrigens und sogar bei den Grünen.

Gastartikel stellen die Meinung des Autors dar.

 

 

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53 Kommentare

  1. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war! sagt

    Brauchen wir überhaupt soviel Zuchterfolg? Der Landwirt wird dann über Gebühren abkassiert. Nur das knappe Gut hat einen ordentlichen Preis.
    Man sieht das im Moment bei den Ferkeln wo sich die Händler die Finger wund telefonieren.

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  2. Andreas sagt

    Stadtmensch lassen sie sich bitte nicht verunsichern:
    Ingo Potrykus, der hochverehrte Erfinder vom goldenen Reis sagt erstens: Crispr ist Gentechnik.
    Seine weitere Aussage: Bei CRISPR stehen wir am Anfang eines jahrzehnte-langen, komplizierten Patentstreites. Für die Anwendung ein Horror.
    Bei CRISPR streiten gerade mehrere Institute und Genforscher wie die Kesselflicker, wer die Bauern über Patente abkassieren darf.
    http://www.spektrum.de/news/gentechnik-wichtige-entscheidung-zu-crispr-patenten-gefallen/1997068

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    • Thomas Bröcker sagt

      @Andreas … im Vorteil ist, wer nicht nur lesen, sondern auch zuordnen kann. Der verlinkte Artikel aus „Spektrum“ befasst sich mit der Patentierung des Verfahrens und dem Streit der beiden amerikanischen Forscherteams, wer´s denn nun erfunden hat. Die Hoffnungen auf spätere Patentgebühren beziehen sich vor allem auf die Humanmedizin.
      Da die Pflanzensorten, die mit diesem Verfahren erzeugt wurden, eigentlich weder als Gentechnisch verändert erkennbar sind, noch als Sorte , die mit mit Crispr. erzeugt erzeugt wurde erkennbar sind , liegt die Gefahr woanders.

      Firmen mit vertikalen Geschäftsmodellen kaufen sich die Dienstleistung der Züchtungsmethode ein und schaffen eigene Sorten, die nur innerhalb der eigenen Struktur verfügbar sind und mit besonderen Geschmacks- und Qualitätseigenschaften auch nur innerhalb der eigenen Strukturen vermarktet werden. Das ist das Geschäftsmodell von Driskolls und Co. und das wird ganz schnell auch außerhalb des Beerenanbaus um sich greifen.
      Die Privatisierung der Züchtung und der Methode sind das Problem, nicht die Züchtungsmethode an sich. Diese Sorten verdrängen die kleinen Anbauer vom Markt und beschleunigen die Konzentrationsprozesse in immer weniger Händen. Ich sehe nicht, dass sich das aufhalten lässt. Die meisten Menschen verhalten sich nicht wie Amish-Peoples.

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      • Schmeckt gut sagt

        Thomas, danke. Wieder gut heraus gearbeitet. Diese Problematik habe ich auch schon mehrfach angesprochen. Mein Hinweis, dass es diese neuen, so gezüchteten Sorten, auf dem Markt schon gibt, stützt sich auf die schnelle Abfolge von „bahnbrechenden“ Neuschöpfungen mit „herausragenden“ Eigenschaften, die eben „nur“ als Clubsorten von den weltweit führenden Konzernen vermarktet werden. In Peru werben sie sogar mit ihren tollen Laboren und beispielsweise amerikanische Forscher sind stolz auf eine neue, samenlose Brombeersorte. Wird die Politik unsere Familienbetriebe vor dieser – dann sicher industriellen, weil konzerngeführten – Erzeugung von LM schützen? Ich denke, es wird bei „blumigen“ Erklärungen und schönen Werbebildern bleiben. Und der Verbraucher merkt weiterhin nicht, wie er doch „verarscht“ wird. Andreas, deine „Weltsicht“ wird den „normalen“ Verbraucher nicht interessieren, weil ausreichend mit Kapital ausgestattete Unternehmen in der Lage sein werden, den weltweit agierenden „Kleinbauern“ als Erzeuger dieser Produkte in die Köpfe der Verbraucher zu plazieren. Seht das endlich ein und tretet den „verblendeten“, deutschen Biofunktionären auf die Füsse. Das muß von euch kommen. Und zwar schnell, denn die Geldtöpfe des Staates werden in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen.

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        • Thomas Bröcker sagt

          Ich sehe da auch kaum noch Möglichkeiten zur Lobbyarbeit für die kleineren Familienbetriebe. Das entwickelt sich einfach über unsere Köpfe hinweg und auch über die der Verbände. Ich habe den Zusammenhalt und die Organisiertheit der Betriebe in den alten Bundesländern immer bewundert. Es scheint aber so zu sein, dass die Frustation über die Machtlosigkeit mit den alten Methoden noch Irgendetwas zu retten, auch dort die Oberhand gewinnt.
          Hier bei uns ist das schon „weiter fortentwickelt“. Die Familienbetriebe, die sich als Wiedereinrichter versucht hatten, bröseln mit dem Erreichen des Rentenalters weitgehend weg. Der Mitgliederschwund in den Verbänden geht rasant voran.
          Die größeren Betriebe, vor allem im Gemüse- und Obstanbau, die mit ausreichend Kapital, Risikobereitschaft und Gestaltungswillen die Gunst der Stunden nach der Wende genutzt haben, stehen (noch) relativ stabil da. Das sind aber zu Wenige, um Verbandsstrukturen am Leben zu halten. Die sind meist auch gut vertikal strukturiert – verfügen aber nicht über die internationale Vernetzung und Kapitalressourcen wie die neu entstehenden Konsortien, die über fast militärisch durchorganisierte Strukturen Kostendegressionseffekte UND Produktivitätseffekte besser umsetzen können.
          Wenn wir (die Familienbetriebe im Obst und Gemüse) darauf keine Antwort finden,
          sind die Strukturen, die die Landschaft bunt und liebenswert machen bald weg.

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  3. Stadtmensch sagt

    Habe auch kein Problem damit, dass die klassische Züchtung (die von vielen beherrscht wird und betrieben werden kann) wohl künftig durch patentrechtlich exklusives und kapitalintensives „Genom-Editing“ ersetzt werden wird.

    Ist nur konsequent, dass die Souveränität in jede Hinsicht und in allen Bereichen für die meisten von uns weiter abgebaut wird. Auf in die Tributökonomie!

    https://netzpolitik.org/2025/palantir-wer-jetzt-bei-peter-thiel-software-kauft-hat-wirklich-nichts-verstanden/

    Zitat Peter Thiel: „Wettbewerb ist für Loser“.

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    • Ludger Weß sagt

      Haben Sie den Artikel überhaupt gelesen? Da steht drin, dass das Gene Editing eben nicht zu Sorten führt, die „patentrechtlich exklusiv“ sind. Offenbar sind Sie auch mit dem europäischen Sortenrecht nicht vertraut. Und was die Kapitalintensivität angeht: Gene-Editing (Genome Editing ist ein irreführender Begriff, da es sich nur um einzelne Gene und nicht die Gesamtheit aller Gene handelt, die hier editiert werden) ist so einfach und preiswert, ist so schnell und spart bei einem Wegfall der jetzt vorgeschriebenen 10-14jährigen Prüfung so viel Zeit und Geld, dass die Erzeugung neuer Sorten eher günstiger wird als bisher. Daher stürzen sich seit ein paar Jahren zahlreiche akademische und staatliche Forschungsinstitutionen in Afrika darauf und entwickeln lokale Sorten, die für den Weltmarkt gar keine Bedeutung haben, die aber an die neuen Herausforderungen in den jeweiligen Regionen angepasst sind – ganz ohne Unterstützung durch Großkonzerne.

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  4. Andreas sagt

    Herr Ludger Wess, sie schreiben zur Mutagenese: „Diese rechtlich übrigens ebenfalls als Gentechnik eingestufte Methode erhöht die natürliche Mutationsrate durch Strahlung oder Chemikalien, so dass genetische Veränderungen schneller geschehen – allerdings nach dem Zufallsprinzip.
    Mit dieser unpräzisen Technologie wurden in den letzten 70 Jahren zahlreiche Sorten und Saaten erzeugt, die auch im Biolandbau verwendet werden.“
    Herr Wess, bitte beantworten Sie mir diese Frage: Gibt es eine Liste von Sorten, die durch diese höchst gefährliche, verabscheuungswürdige Mutagenese entstanden sind. Ich werde mich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, dass diese mit Hilfe dieser teuflischen Manipulation veränderten Nahrungspflanzen im Bio-Anbau verboten werden.

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    • Ludger Weß sagt

      Es gibt keine vollständige Liste, da die Mutagenese mit Atomgärten zu einer Zeit eingeführt wurde, als niemand darin ein Problem sah, die Mutationsrate künstlich zu erhöhen. Das geschah in so genannten Atomgärten, in denen Beete rund um eine Strahlenquelle angeordnet waren, die zu bestimmten Zeiten für einige Minuten geöffnet wurde. Die internationale Atomenergiebehörde hat eine Datenbank angelegt, in der Pflanzenzüchter und Saatgutunternehmen Sorten eintragen können, die sie mit Mutagenese erzeugt haben. Es besteht aber keine Verpflichtung, Sorten dort einzutragen. Man kann aber sagen, dass alle Hopfensorten und fast alle Hartweizensorten, die heute in Europa angebaut werden, durch Mutationszüchtung entstanden. Juristisch handelt es sich bei diesen Sorten um Gentechnik-Sorten. Die Datenbank ist hier zugänglich: https://nucleus.iaea.org/sites/mvd/SitePages/Home.aspx

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    • Bauer Willi sagt

      @Andreas
      Das habe ich in einer Fachzeitschrift gefunden: „ Bekannte Pflanzen, die aus der Mutationszüchtung resultieren, sind z.B. Nektarine [Prunus], Brokkoli (Kohl), tetraploide Himbeeren (Rubus) und Birnen (Birnbaum“.

      Und nun?

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      • Andreas sagt

        Hier wird immer wieder behauptet, dass die Biobauern Getreidesorten verwenden,
        die mit Hilfe der verabscheuungswürdigen Mutationszüchtung entstanden sind.
        Wenn ich nun wissen will, welche Sorten dies konkret sind, bekomme ich Antworten wie:
        @Andreas
        Das habe ich in einer Fachzeitschrift gefunden: „ Bekannte Pflanzen, die aus der Mutationszüchtung resultieren, sind z.B. Nektarine [Prunus], Brokkoli (Kohl), tetraploide Himbeeren (Rubus) und Birnen (Birnbaum“.

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        • Limes sagt

          ist ja auch am Ende unter dem Gesundheitsaspekt völlig egal ob diese Pflanzen oder Sorten im Bio oder anderen Anbauformen diese Techniken eingesetzt wurden/werden. Negative Auswirkungen für mich als Verbraucher sind nicht bekannt bzw nicht aufgetreten obwohl die Techniken ja schon seit längerer Zeit verwendet werden. Von den Horrorerzählungen der Gegner ist nichts eingetreten.
          Was Biobauern anpflanzen ist ihre Sache aber am Ende in der Summe für unsere Ernährung nicht relevant so lange andere die Freiheit haben anzupflanzen was sie möchten. Jeder lebe nach seiner facon das sollte für alle selbstverständlich sein.

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          • Andreas sagt

            Limes, ihrem letzten Satz: “ Jeder lebe nach seiner facon das sollte für alle selbstverständlich sein.“ kann ich voll zustimmen.
            Aber genau das wollen die Gentechnik- Mafis doch verhindern.
            Wenn es keine Kennzeichnung mehr gibt und alles unkontrolliert ausgebracht werden kann, wo bleibt da die Freiheit der Bauern, Bäuerinnen und VerbraucherInnen, die das nicht wollen.
            94 % der deutschen Bevölkerung wollen nach Umfragen eine strikte Kennzeichnung der NGT !

            http://www.bauernstimme.de/news/details/auftrag-an-neue-koalition-94-prozent-wollen-kennzeichnung-neuer-gentechnik

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            • Limes sagt

              stimme ihnen zu alles kennzeichnen ist ja kein Problem. Auf eine Kennzeichnung mehr oder weniger kommt es nicht an. Bin voll dafür aber das ist ja nicht das Anliegen der Gegner sie wollen den Einsatz mit abstrusen Begründungen unterbinden.
              @Andreas Finde gut das sie für den Einsatz sind und nur auf eine Kennzeichnung bestehen.
              Übrigens die häufig zitierten Verbraucher kennen meist nicht die heutigen Kennzeichnungen auf Lebensmitteln. Stelle ich immer wieder fest wenn ich auf die Kennzeichnung von Milchprodukten verweise. Fast keiner wusste das jedes Milchprodukt eine Kennzeichnung der Produktionsstätte hat Land – Bundesland – Ziffer (z.B D-HE-007). So kann man schon regional kaufen wenn man will und kann.
              Gibt auch Hinweise auf Markenstrategien der Produzenten. Offensichtlich bieten Prouzenten verschiedene Marken an um dem Handel Preisdifferbezierungen zu ermöglichen. Gilt für alle Arten von Herstellern und Produkten inkl Bio Ware.
              Was sind eigentlich „Gentechnik- Mafis“ das habe ich verstanden.

            • Ludger Weß sagt

              Außer Ihnen nennt niemand Mutationszüchtung „verabscheuungswürdig“. Sie funktioniert ja so gut, dass Biobauern diese Sorten seit Jahrzehnten nutzen, z.B. zum Brauen von Ökobier („ohne Gentechnik“) oder für Vollkornnudeln (angeblich auch „ohne Gentechnik“). Aber es ist widersinnig, wenn Pflanzenzuchtunternehmen heute GeneEditing nutzen dürfen, um herauszubekommen, welches Gen sie für eine bestimmte Eigenschaft verändern müssen – aber wenn sie es dann wissen, dürfen sie die so erzeugte Pflanzen nicht nutzen, sondern müssen sie mit der Mutationszüchtung „nachbauen“. Das heißt, sie müssen zehntausende von Pflanzen bestrahlen und anschließend testen, ob die gewünschte Veränderung zufällig eingetreten ist. Da bei dem Verfahren auch noch einige hundert bis 10.000e Gene zusätzlich verändert wurden, müssen anschließend diese unerwünschten Gene bzw. die Eigenschaften, die sie vermitteln, so weit herausgekreuzt werden, bis die neue Sorte nicht nur die gewünschte neue Eigenschaft hat, sondern auch wieder die anderen Eigenschaften der Ursprungssorte. Diese Sorte kann dann ohne weitere Prüfung zugelassen werden. Ich überlasse es den Leserinnen und Lesern, zu beurteilen, ob das sinnvoll und vor allem ob es sicherer ist als die angeblich so gefährliche Gentechnik ist.
              Und noch ein Wort zu „Mafis“ – gemeint ist offenbar „Mafia“: Wer damit kommt, ist argumentativ am Ende. Und seit wann ist es sinnvoll, Politik nach Umfragen zu machen, und dann noch bei einem Publikum, das seit Jahren mit Falschinformationen gefüttert wird? Quarks fand heraus, dass 25% der Befragten, die Gentechnik ablehnen, davon überzeugt sind, dass der Verzehr von „Genpflanzen“ ihre eigene DNA verändert. https://www.quarks.de/allgemein/gentechnik-lebensmittel-gefahren-vorteile-pflanzen-gentechnisch-veraendert/

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            • Bauer Willi sagt

              @Andreas
              Können Sie mir den Begriff „Gentechnik-Mafia“ näherverläutern?
              Herr Wess hat erläutert, dass es keine Liste gibt, in der die Sorten (!) aufgeführt sind, die durch Mutationszüchtung entstanden sind.
              Ich vermute, dass Sie keinen Brokkoli mehr essen

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  5. Limes sagt

    Sehr gute Übersicht von Hr Weß zum Stand
    Für die EU eine Vereinigung von Staaten die sich selber als weltoffen, demokratisch, fortschrittlich und richtungsweisend sehen ist es ein Armutszeugnis das selbst nach 50 Jahrenl die grüne Gentechnik noch nimmer mit fadenscheinigen Begründungen verhindert wird. Treiber sind einige ewiggestrige Akteure die verbohrt aus ideologischen und monetären Gründen sich der Realität verweigern. Das Ewiggestrige und verbohrte und der Widerstand von Lobbyisten/Ideologen ist offensichtlich die Alleinstellung der EU und vor allem einiger grösseren Staaten wie D. Wahrscheinlich wird man sich in D bei einer Reform wieder enthalten damit ja „Alle mitgenommen werden“ man möchte ja niemand zurücklassen und den beschworenen „gesellschaftlichen Frieden“ wahren um die viel beschworene Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.
    Selbst die Amish sind weltoffener die erlauben Telefon und nutzen Smartphone.

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    • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

      Nutzen wir auf unseren Höfen kein Telefon oder Smartphone, KI in weiten Bereichen!?

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      • Limes sagt

        meine Aussage zu den Amish ist nicht als Kritik an Landwirten zu verstehen die gehören zu den early adaptern die Technik früh nutzen sofern möglich ob Telefon, Smartphone, Internet, GPS….
        Mein Verweis auf die Amish ist wie folgt gemeint. Amish sind ausgesprochen konservativ, leben in ihrer eigenen Welt und lehnen neue Technik in der Regel grundsätzlich ab. Es sollte kein Problem sein in einem freien Land. Jeder lebe nach seiner facon.
        In der EU besonders in D haben wir nicht diese Freiheit sondern einige Gesellschaftsgruppen schränken unsere Freiheit ein und zwingen andere Menschen neue Techniken (grüne Gentechnik) nicht zu nutzen.
        So ist mein Kommentar zu verstehen.

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    • Ludger Weß sagt

      Haben Sie diese Angst auch bei Genen, die durch normale Zucht aus Wildpflanzen eingekreuzt wurde? Und essen Sie noch rohes Obst oder Gemüse, das voller Gene steckt?

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  6. Thomas Bröcker sagt

    Das wird ein Gen-Scheren-Schnippel-Wettbewerb mit den Anpassungsfähigkeiten der „Schaderreger“. Bislang wurde noch jede Resistenz irgendwann durchbrochen. Die „freien“ Lebewesen, die an unseren schmackhaften und ungiftigen Nahrungspflanzen mit naschen wollen, sind außerordentlich anpassungsfähig.
    Wenn beispielsweise eine Apfelanlage (z.B. „Jonagold“) erstmalig Laub hat, sind 40 – 50 % der einfliegenden Schorfsporen darauf keimfähig. Schon im nächsten Jahr bleiben nur die auf diese Sorte spezialisierten übrig (98 % Keimfähigkeit auf „Jonagold“).
    Die Gen-Schnippel-Technik ist definitiv ein wichtiger weiterer Schritt zu weniger notwendigen „Medikamenten“ für Pflanzen (PSM). Die Fähigkeit bei Resistenzdurchbrüchen schnell reagieren zu können bedarf ganz sicher auch weiterhin einer verfügbaren Palette wirksamer PSM.

    Ganz am Rande: dass die Kupferpräparate noch da sind, ist den freiwillig eingeschränkten
    PSM Anwendungen des Bio-Anbau´s zu verdanken. Im Grunde gibt es längst weniger problematische Alternativen.

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  7. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    – Der Mehlpreis wird derzeit um knapp 20% reduziert!!! – WARUM WOHL!?
    ….

    – Der Verbraucher konsumierte 2023 im Schnitt knapp 8 Liter O-Saft pro Person, (dank Fruchtfliege u. Wetterkatastrophen enormer Preisanstieg, Hauptanbaugebiet Brasilien/etwa 80% bisher), demgegenüber mit deutlichem Abstand Apfelsaft mit um die 5 Liter. Was knapp ist, ist mit hohen Preisen gekennzeichnet. Verbraucher greifen jetzt zu günstigeren Säften, z.B. zum nachhaltigeren Apfelsaft mit dem positiveren Öko-Fußabdruck.

    – Wer Schokolade als Nervennahrung braucht, muss tiefer in die Tasche greifen. Die Kakaobohnen-Ernten brechen infolge Missernten in den Anbaugebieten ein. – In der Folge steigen demgemäß die Preise. An Ostern werden also nicht nur unsere „Gackerli“ (Eierkrise) hochpreisiger aufgerufen sondern auch die Schokohäschen im Osternest.

    – Kaffee, der Coffein-Boost für jede Tageszeit, angeblich unverzichtbar im Sinne der HealthCare, wird auch um etwa 30% teurer.

    – Innerhalb der EU wird eine Zuckersteuer ernsthaft diskutiert, eine Fliege sorgt derzeit für „Entspannung“ hinsichtlich der Produktionsmengen; nunmehr sind bereits unsere Lobbyisten auf den Plan gerufen, Notfallzulassungen durchzuboxen lokal.

    Übrigens: In GB zeigt die Zuckersteuer im positiven Sinne schon Wirkung…

    – Das Wehklagen der Weinbau-Lobby ist bis zu EU-Kommission durchgedrungen: Sie brauchen einfach mehr Geld!

    In neutraler Sicht der Dinge, ganz ohne „Stallgeruch“ objektiv abgebildet!

    Ich spreche jetzt in erster Linie die heutige Generation der Austragsbauern an, die über mehrere Dekaden hinweg einen peinlichen quotalen Anteil direkt für die Tonne produziert haben.

    Vor einigen Generationen noch wussten unsere Vorfahren nicht, was Orangensaft ist; im Osten immerhin noch weit verbreitet bis 1989.

    Wann kommt es in vielen heute noch immer extrem verbohrten dickschädeligen Bauernköpfen an, dass alles, was es in einem perfiden Überfluss gibt nix wert ist; was aber nicht heißen soll, dass parallel hierzu unsere Produktionskosten nicht kometenhaft in die Höhe schießen können/dürfen, damit die Agrarindustrielobby nicht leiden muss.

    Ja, wahrlich, die Bauern sind auch forthin die treudoof lemminghaft hörigen, braven Agrarlobby-Soldaten, vereinfach die Deppen der Nation, die in Stellvertreterfunktion alle Kohlen aus dem Feuer holen dürfen. Wie ehrenhaft!!!

    Sollte man in eben dieser gelebten Ignoranz innerhalb unserer bäuerlichen Mikroökonomien das Erbe von Generationen sukzessive derart irrlichtern verbrennen!?

    „Beim Lehren lernen die Menschen“ (SENECA) – Die Frage ist nur, WELCHE!?

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    • Thomas Bröcker sagt

      Das finde ich jetzt ein bisschen weinerlich … und auch jenseits der Realitäten. Es sind nicht automatisch Alle doof, nur weil sie Rädchen in einem System sind.

      Das mit den Abfällen nochmals zu erläutern, spare ich mir jetzt hier.

      Den „peinlichen quotalen Anteil der Auftragsbauer direkt für die Tonne produziert“ gibt es heute in der angegebenen Größenordnung nicht mehr !!!

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      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Sie sollten die Meinung/Wissen anderer nicht ins Lächerliche ziehen sondern diese als solche einfach nur respektieren. – Können Sie das nicht!?

        Schon überraschend, Fakten mit Jammerei zu verwechseln.

        Ansonsten argumentativ wenig geliefert. Kein Wunder, dass man sich auf ein Denunzieren verlagert.

        Werter Herr Bröcker, damit holen Sie mich allerdings nicht ab. Ihre unverfrorene Forschheit mag andere beeindrucken, mich nicht.

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        • Ostbauer sagt

          Trotz Faktennennung kann man in „Jammerei“ verfallen.
          Oder was haben „dickschädlige Bauernköpfe“und „treudoof lemminghaft hörige brave Agarsoldaten“ mit Fakten oder Wissen zu tun?
          Es ist Ihre Meinung!
          Ich respektiere sie zwar,teile sie aber nicht in allen Punkten.
          PS. persönliche Angriffe auf Kommentatoren sollten Sie sich auch sparen, zumal wenn sie überhauptnichts mit dem Thema zu tun haben.

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          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            Na, jetzt hat mir die Bauernfront im Osten ja gehörig den Kopf gewaschen.

            Was Sie für sich beanspruchen, sollten Sie aber auch anderen zugestehen wollen.

            Wir werden ja bald selbst erfahren dürfen/müssen, welche Lawine auf uns zurollt – ich hoffe inständig, ich bekomme nicht recht; zum Wohle des Ostens u. auch der westlichen Realteilungsgebiete.

            Manchmal liegt es aber auch in der eigenen Hand, das eigene Schicksal in weiser Vorausschau gestalten zu wollen, meinen Sie nicht!? Wieviel Gegenwehr kommt aktuell bei all dem Schwachsinn, der den Bauern übergebraten wird!? Die hält sich mittlerweile stark in Grenzen, obgleich die Lage desolat ist und bleibt…!

            Ist Ihnen bewusst, welcher Tsunami in Bälde auf uns zurollt, wenn das Geld mehr als knapp wird, was sicherlich dato glaubhaft kaum mehr bestritten werden kann!?…

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            • Bauer Willi sagt

              Es wäre schön, wenn wir beim Thema bleiben könnten.
              Und nicht immer gleich persönlich werden, wenn jemand anderer Meinung ist.

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            • Ostbauer sagt

              Ich leg mal den Begriff „Bauernfront im Osten“ als überspitzte Satire ab.
              Selbstverständlich ist mir die Brisanz der Situation der LW im heutigen Deutschland und Europa bewusst. Den meisten Landwirten ; egal welcher Größe oder Form übrigens auch.
              Und sicher haben auch viele Landwirte versucht sich dem System von einfachen,austauschbaren Rohszoffproduzenten zu entziehen.
              Allerdings wirken wir nicht im luftleeren Raum ,sondern sind eben auch abhängig von politischen und globalen Entwicklungen. Wie es mit der Beständigkeit dieser Entscheidungen aussieht, brauche ich ja wohl nicht zu erklären.( Rapsöl 2005, Biogas, etc) Manchmal gibt es eben auch Standorte, an welchen eben nur die „schnöde“ Urproduktion möglich ist.
              Wenn wir uns von einer flächendeckenden landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland verabschieden wollen, sollte das klar kommuniziert werden. Das wäre ein absoluter Bruch mit der seit jahrzehnten praktizierten Agrarpolitik.
              Apropos;“ das Schicksal in die eigne Hand nehmen“; morgen gehen die letzten 57 Milchkühe von 290 und 4 Mitarbeiter vom Hof.
              Ein Stück Wertschöpfung in der Region weniger.
              Ich hab diese Scheißpolitik nicht gemacht!

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              • firedragon sagt

                Ostbauer,
                viel Kraft für morgen und die nächsten Tage, wenn Du durch den leeren Stall gehst.

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                • Ostbauer sagt

                  Danke für den Zuspruch, Drachen.
                  Schlimm war`s am ersten Abend als die ersten 150 weggegangen sind.
                  Obwohl ich mich 1 Jahr drauf vorbereitet habe, die Tränen kullerten. Jetzt geht`s schon.

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            • Kemetbauer sagt

              Um glaubhaft gegen weitere Verschlechterungen aufbegehren zu können, müssen die Fakten auf dem Tisch liegen. Allein eine Erwartung zu haben reicht da nicht aus. Die politischen Programme sind eher unklar, da in den Koalitionsverhandlungen noch einiges verändert werden kann. Dazu kommt noch die Erkenntnis, dass das letzte Demonstrationsgeschehen , aus dem Winter 23/24, trotz großer Verlautbarungen, bisher kaum Erfolge gebracht hat. Wir sollten jetzt einfach abwarten, sondieren und beurteilen und organisiert reagieren. Hoffentlich überfordere ich meine Berufskollegen mit dieser Haltung nicht.

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              • Thomas Bröcker sagt

                Sehe ich genauso, losbratschen bringt jetzt erstmal nichts. Hier in Brandenburg könnte durch eine vernünftige Zusammenarbeit von Bauernverband und Forum Natur (Vereinigung der Landnutzer) schon etwas bewegt werden. Nur muss erstmal klar werden wie der agrarische Rahmen der Legislatur tatsächlich aussieht. Also alle mal tief Luft holen, sich am Frühling freuen und später organisiert reagieren.

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    • firedragon sagt

      „… Das Wehklagen der Weinbau-Lobby ist bis zu EU-Kommission durchgedrungen: Sie brauchen einfach mehr Geld! …“

      Nein, unkomplizierter Wurzelwicht, der Weinbau braucht nicht mehr Geld, da ‚mehr Geld‘ in der jetzigen Situation nix bringt.

      Ich frage mich allerdings, was diese Aussage mit dem heutigen Thema zu tun hat.

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      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Ich bin nach dem Ableben meines Schwiegervaters mit seinem „Hobby“-Weinberg befasst, der bis ins Grab sein Leben bedeutete. Bis zuletzt hat er diesen mit den letzten Kräften seines schwer kranken Herzens bewirtschaftet, hat sich durch nix und niemand davon abbringen lassen.

        Diese Genossenschaft setzt auf Masse, um sich über die Menge mit wohl akzeptablen Qualitäten bei den Discountern über Wasser halten zu können, wie lange noch steht in den Sternen. Deren Marketingkonzept ist für meine Begriffe miserabel, weil stocksteif veraltet – man weiss das wohl auch, hat personelle Veränderungen ohne ansonstigem „Wandel“ vollzogen.

        Warum noch mehr Masse, wenn nur weniger und dafür beste Klasse die Kohle fliessen lassen könnte. Exorbitante Fehlinvestitionen leisten das übrige. Denken wir an das Schicksal des Agrarriesen BayWa…

        Derzeit türmen sich die Fälle bei den Insolvenzverwaltern, die Gutachten erstellen müssen.

        Wer glaubt, die LW bleibt da verschont u. aussen vor, der irrt.

        Die Wirtschaft insgesamt braucht Macher; …die sehe ich Stand heute jedenfalls noch nicht.

        …Darüber ärgere ich mich sehr mit Verlaub, denn LW war und ist auch mein Leben!

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      • geplünderter Stiefel sagt

        Der Weinbau steckt europaweit in der Krise. Das Problem sind nicht nur die hohen Produktionskosten und geringen Gewinne ooder Verluste , Absatzrückgang durch Biligimporte oder Basching von Alkoholgenuß durch NGo´s, Büroktatie und Überwachung und Sanktionen durch EU und nationale Behörden sondern die bereits gesetzten PSM Reduktionsziele mit verbundenen Klimawandel.

        Aufgrund des Klimawandel sind wir aktuell gezwungen mehr PSM gegen neue importierte Krankheiten und neue importierte Schädlingen je nach Befallsdruck einzusetzen, was den Reduktionszielen widerspricht bzw. diese nicht erfüllen
        erfüllen lässt. Hier darf man wohl auch von einem Naturgesetz sprechen.
        Abhilfe kann evtl. nur die moderene Züchtung und Gentechnik oder alternative
        Bekämpfungsmöglichkeiten sein.
        Hierzu braucht es noch viel Geld für Forschung und Umsetzung in der Praxis und Umstellungsförderung auf robuste(re)Sorten und deren Marketing und Förderung der Akzeptanz beim Verbraucher und Handel.
        Für bereits aufgegebene verwarloste Weinberge(Drieschen) braucht es eine Rodeprämie und staatliche Rodeanordnung um die invasiven Schädlinge und Krankeiten einzudämmen. Für nicht vermarktbare bzw. unrentable Flächen, welche keiner anderen rentablen Nutzung zugeführt werden können wird von Verbänden eine Ökoförderung vom 3000 €/ha in der BRD gefordert um diese in ökologische Blüh- bzw. Brachflächen zeitlich begrenzt umzuwandeln um die Bioversitätsziele
        bzw, bereits bestehende Artenvielvalt weiterzuerhalten bzw. zu Fördern.
        Mit diesen 3000€/ha wird zwar kein Kleinwinzer reich, aber es entspricht ungefähr den Verlusten vieler Auszahlungspreisen von Großkellereien und Genossenschaften.

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        • geplünderter Stiefel sagt

          Ergänzung,
          Forschungsgelder braucht es auch für die üblichen Klimaerreignisse wie für Frost, Hitze, UV, Trockenheit, Starkregen, Hagel ect. für Gegenmaßnahmen Hagelflieger,
          Chemtrail, Agri – PV oder geförderte Absicherrung der Erträge und Einkommen.
          staatlich geförderte Mehrgefahrenversicherung wie im Ausland ) und Steuererleichterungen wie in anderen Branchen

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          • firedragon sagt

            geplünderter Stiefel,

            okay – damit kann ich was anfangen und ist für alle verständlich dargelegt, wie und wozu Gelder benötigt werden, bzw der dt. Weinbau vorerst über Wasser gehalten werden könnte.
            Die Anmerkung von unkomplizierter Wurzelwicht, die Winzerlobby würde „wehklagen“ und quasi einfach nur nach Geld schreien, fassen Außenstehende negativ auf und lässt denken, der einzelne Winzer hält einfach nur die bettelnde geldsuchende Hand auf.

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            • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

              Wenn gefordert und gefördert wird braucht es in erster Linie aber auch gelingende Vermarktungskonzepte, dass die Winzergenossenschaft liquide bleibt und finanziell nicht am Krückstock geht.

              Schlussendlich muss in der THEMATIK fähiges Personal rekrutiert werden, ansonsten sind solche öffentlichen Mittel für die Katz!

              Exorbitante Fehlinvestitionen der Winzergenossenschaften können nicht belohnt werden, wenn sich selbige hernach nicht amortisieren lassen.

              Da gelten im Kleinen wie im Großen immer die gleichen Spielregeln!!!

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  8. Bergamasca sagt

    Vielen Dank, Herr Wess, für die konzise und und verständliche Aufdröselung der Problematik. Zwei Fragen hätte ich noch dazu:

    1) Sie schreiben: „Tatsächlich mussten in den zurückliegenden 50 Jahren mehrmals Sorten, die mit konventioneller oder der bio-kompatiblen Mutationszüchtung erzeugt wurden, wegen Giftigkeit zurückgezogen werden, und zwar nachdem sie bereits den Lebensmittelhandel erreicht hatten.“
    Wo finde ich die entsprechenden Quellen dazu?

    2) Aus der Sicht des Gemüse-Selbstversorgers: Welche Substanz(en) soll(en) ab 2026 das Kupfer ersetzen?

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  9. Polymesos sagt

    Gentechnik sollte wie Lebensmittelzusatzstoffe gekennzeichnet sein.

    Auf nahezu allen Produkten stehen heute E-Nummern.
    Warum sollten dort nicht auch noch G-Nummern angebracht sein?

    Wer mit einem bestimmten gentechnischen Verfahren ein Problem hat,
    (Allergie, Qualitäts-Zweifel, Gesundheits-Bedenken usw.)
    kann es selbstbestimmt aussortieren.

    Die meisten Leute würden sich natürlich, wie bei den E-Nummern,
    gar nicht für diese Kennzeichnung interessieren.

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    • Bauer Willi sagt

      Die Kennzeichnung muss dann auch für Mutationszüchtung erfolgen. In letzter Konsequenz würden vermutlich über 95% unserer Lebensmittel gekennzeichnet. Übrigens auch die meisten Bio-Lebensmittel.

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      • Polymesos sagt

        Eigentlich sind nahezu 100% der Lebensmittel
        mit E-Nummern gekennzeichnet.

        Das stört auch niemanden.

        Aber wer mit einem bestimmten Vefahren
        ein Problem hat bzw. glaubt ein Problem zu haben,
        kann es aussortieren.

  10. Kemetbauer sagt

    Dass der Ökolandbau ein erhebliches Innovationsproblem hat, liegt auf der Hand. Über 40 Jahre wurden die längst überholten Richtlinien heruntergebetet wie das Evangelium. Heute zeigt sich, dass das fatale Folgen hat. Durch den Wegfall der Tierhaltung auf vielen Biohöfen und die Verwendung von vielen alten Getreidesorten, sind die Erträge nicht analog zu den konv. Produktionsverfahren gestiegen, sondern bestenfalls gleich geblieben. Wer heute nur 50% von konv. Ertragsniveau erreicht, der sollte seinen Laden schießen.
    Die grüne Gentechnik ist ein weites Feld. Man denke nur an den Humbug mit dem BT-Mais. Crisp.C bietet schlanke Eingriffe in die Natur mit wirklich beachtlichen Erfolgen. Wenn wir uns dem sich verändernden Klima anpassen wollen und das müssen wir, dann kommen wir um schnelle Generationsfolgen in der Pflanzenzüchtung nicht umhin. Was heute noch unter den klimatischen und geografischen Bedingungen für viele Arten und Sorten ein guter Standort ist, das kann in 20 Jahren schon ganz anders aussehen. Die konventionelle Züchtung kann da leider nicht wirklich schnelle Lösungen bieten. Sie muss weiterhin ein bedeutender Zweig der Pflanzenzüchtung bleiben aber sie reicht nicht mehr aus. Ein verantwortlicher Umgang mit gentechnischen Maßnahmen, im Bereich der Pflanzenzüchtung, ist dringend angeraten; auch und gerade für den Bioanbau!
    Dass eine Wende, bezüglich grüner Gentechnik, jetzt vielen auf die Füße fällt, ich denke da z.B. an die „gentechnikfreie“ Milch, ist eine Folge der Schwarzweißsicht zurückliegender Jahre. Beim Verbraucher muss da noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Bei vielen Landwirte aber auch.

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  11. Frikadellen piet 46 sagt

    Guten Morgen, ein wirklich guter Beitrag, zudem man nichts mehr zufügen muss. Ich bin jetzt sehr gespannt, was Kritiker zur Gentechnik jetzt sagen. Schönen Sonntag wünsche ich und dann Einwirkung werder Bremen hat drei Tore geschossen und gewonnen!

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