Bauer Willi
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Wenn die Butter zwei Euro kostet…

Wenn ein Päckchen Butter beim Discounter zwei Euro (genauer 1,99 €) kostet, wird das nicht nur von den Medien wahrgenommen. Viele fragen sich aber, wie es sein kann, dass die Milch deutlich weniger im Preis gestiegen ist und warum der Butterpreis so schnell steigt?

Noch vor rund einem Jahr bekam der Milchbauer für ein Liter Milch nur rund 22 Cent, im Juli 2017 waren es rund 36 Cent, der Preis für Butter hingegen hat sich im gleichen Zeitraum fast verdoppelt. Dabei ist die Erklärung im Prinzip relativ einfach: Aufgrund der niedrigen Milchpreise haben viele Landwirte ihre Produktion gesenkt oder ihren Betrieb aufgegeben. Damit sank die produzierte Menge. Und nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage stieg der Milchpreis.

Die Mischung macht´s

Milch besteht – sehr vereinfacht gesagt – aus den zwei wesentlichen Bestandteilen Fett und Eiweiß (und natürlich Wasser). Aus dem Fett wird Butter und die ist derzeit sehr gefragt, weil sich das Ernährungsverhalten in letzter Zeit geändert hat. Das Stück „gute Butter“ ist nicht nur Geschmacksträger sondern wird auch physiologisch wertvoller eingestuft als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Wenn also Butter stärker nachgefragt wird, produzieren die Molkereien im Verhältnis mehr Butter, was den Milchpreis für den Erzeuger steigen lässt. Milcheiweiß hingegen ist nicht so gefragt und lässt sich deshalb nicht so gut vermarkten. Teilweise wird es auch jetzt noch als Pulver eingelagert. Auch aus der Zeit der Milchkrise (2015/16) drücken noch immer Lagerbestände, die erst noch verkauft werden müssen. Da der Landwirt mit der Kuh(Roh)milch ein Gemisch aus Milchfett und Milcheiweiß abliefert (ist übrigens beides Bestandteil des Liefervertrages), steigt zwar sein Erlös, aber eben nicht in dem Maße, wie auch der Butterpreis steigt. Sein Milchpreis ist eben ein Gemisch aus hohem Preis für Milchfett und niedrigem Preis für Milcheiweiß.

Ein weiterer Grund für den schnellen Anstieg des Butterpreises ist in der Laufzeit der Kontrakte der Molkereien mit dem Lebensmittelhandel zu sehen. Die sind bei Butter kürzer als bei den anderen Milchprodukten und so kann der Preis im Laden auch schneller angepasst werden. (Erfahrungsgemäß übrigens schneller nach oben als nach unten J )

Wie geht es weiter?

Maßgeblich für den weiteren Preisverlauf sind Änderungen im Angebot. Irland und Niederlande fahren die Produktion bereits wieder hoch. Wahrscheinlich wollen sie damit Marktanteile,  die diejenigen Länder, die die Produktion deutlich zurückgefahren haben,  besetzen und die Gewinne mitnehmen. Ist nicht gerade solidarisch, aber das ist ein anderes Thema. Verbieten kann ihnen das jedenfalls niemand. Molkereien und Landwirte sollten aber für die Zukunft die Möglichkeit der Absicherung ihrer Preise über Vorkontrakte nutzen. Es gibt zwar keinen „Milchpreis-Kontrakt“, aber es werden Vorkontrakte für Milchfett und Milcheiweiß angeboten. Ackerbauern nutzen dies bereits seit vielen Jahren bei Getreide und Raps. Vorkontrakte sind auch keine „Spekulation“, weil ja dem Vertrag auch Ware gegenüber steht. Spekulation ist es nach meiner Auffassung dann, wenn nur Papier (also die Vorkontrakte an sich) gehandelt wird. Aber auch das wird natürlich gemacht und ist hoch spekulativ.

Wie reagiert der Verbraucher?

Wie immer, wenn die Preise stark steigen, denken die Verbraucher über Alternativen nach. Das betrifft vor allem die Großverbraucher wie Großküchen, Kantinen, Mensen aber auch die Verarbeiter von Butter. Hier besteht die Tendenz, jetzt auf „Mischfette“ auszuweichen, die aus einer Mischung von Butter und pflanzlichen Fetten (Rapsöl, Palmöl) hergestellt werden. Sie sind in der Konsistenz und dem Geschmack von Butter kaum zu unterscheiden, sind aber billiger, weil Pflanzenfett günstiger zu haben ist. Und weil bei Großverbrauchern auch keiner die Packung sieht, fällt es kaum jemandem auf. Verboten ist es jedenfalls nicht, es ist halt der „ganz normale Schwindel“.

Euer Bauer Willi

 

Und hier noch ein paar passende Links:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/aldi-erhoeht-schon-wieder-die-butterpreise-15184362.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article168343264/Das-Raetsel-um-die-astronomischen-Butterpreise.html

http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-09/discounter-butter-preis-erhoehung

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/butter-warum-der-butterpreis-in-die-hoehe-schnellt-1.3653662

http://www.dw.com/de/discounter-höchster-preis-für-butter-seit-euro-einführung-2002/a-40362264

http://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/landwirtschaftsminister-schmidt-begruesst-hohe-butterpreise-15185571.html

http://www.bauernverband.de/schulung-preisabsicherung-milch

 

 

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47 Kommentare

  1. Stefan sagt

    „Butter so teuer wie seit Einführung des Euro nicht mehr“ …… tolle Schlagzeile, aber die Diskussion darum führt am eigentlichen Problem vorbei.
    Denn erstens wird nirgends (außer bei einem Vorredner weiter oben) erwähnt, dass die Butter offenbar 15 Jahre lang sehr viel billiger war, und zweitens wird die Kaufkraft der Verbraucher überhaupt nicht mit einbezogen:

    Für 250 Gramm Butter musste ein durchnittlicher Arbeitnehmer 39 Minuten arbeiten. 2014 waren es noch 4 Minuten. Der Butterpreis ist jetzt gestiegen? Ok, dann sind es jetzt eben 8 Minuten. Aber immer noch 1/5 gegenüber 1960 wenn man es an der Kaufkraft misst.

    Wer die Produktionsmethoden der 60er zurückwünscht (keine „Massentierhaltung“, viel zu große Maschinen auf den Äckern heute, etc etc) muss auch mit den Preisen aus den 60ern leben. Und zwar nicht nur bei Butter, sondern bei ALLEN(!) Lebensmitteln. Den Bauern ist es egal, die sind – mit entsprechendem Vorlauf – ziemlich anpassungsfreudig.

  2. Paulus sagt

    Jetzt mal ehrlich, liebe Leute. Ob 250g Butter 1,19 oder 1,99 € kosten dürfte die wenigsten von uns wirklich belasten. Das sind, gemessen am durchschnittlichen Verbrauch doch eher Peanuts! In unserem 2-Pers. Haushalt kommen wir mit 4-6 Päckchen im Monat aus. Davon schmieren wir uns auch noch die Butterbrote fürs Büro.
    Als meine Gattin neulich ca. 40 km vergeigt hat, nur weil sie in Hofläden einkaufen wollte, waren allein die Kfz-Kosten schon deutlich höher als das was wir in einem Monat für Butter ausgeben. Nur mal so als Beispiel.
    Die Medien erwecken indes den Eindruck, als müssten die Verbraucher dauernd in ein Stück Butter beißen um am Leben zu bleiben.
    Was mich erstaunt ist allerdings wie schnell der LEH reagiert. Wo vor kurzer Zeit noch 5-6 Sorten Butter im Regal lagen, sind es nur noch 2. Dafür wächst das Angebt an diesen sogen. Mischfetten.
    Damit mich niemand falsch versteht. Für Menschen mit geringen Budgets sind die Mehrkosten sicherlich relevant.

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      Du hast vollkommen recht. Für den Normalverbraucher sind das Peanuts. Aber ich habe mich mal in Kantinen erkundigt: Die gehen tatsächlich jetzt auf Mischfette, weil ihr Budget pro Mahlzeit begrenzt ist.
      Die Medien sind froh, dass sie wieder eine Schlagzeile haben. Kannst ja mal nach Butterpreis googln.
      Bauer Willi

  3. Friedrich sagt

    Ich bin in einer Güllegemeinschaft mit einem Kuhbetrieb. Dieser Betrieb hat etwas über 100 Kühe. Neulich erzählte er mir , daß er im letzten Wirtschaftsjahr (1.7.16 – 30.6.17) rd. 100.000
    Eigenkapitalverlust gemacht hat. Entsprechend steht sein Konto im Minus. Er hat auch um rd. 30 Kühe abgestockt, aber es dauert eben bis ein geborenes Kalb wieder Milch gibt zwei Jahre mind. . Er hat also jeden Tag des Wirtschaftsjahres rd. 220 Euro trotz der vielen Arbeit verloren. Auf Grund der vielen Auflagen vom Gesetzgeber produzieren die Bauern hier in Deutschland erheblich teuerer als in anderen EU-Ländern. Jetzt kommt auf die Tierhalter noch die feste Mistlagerung und die verlängerte Güllelagerung, wegen der Düngeverordnung, kostenmäßig zu. In dem Kuhbetrieb sind das noch einmal rd. 180.000 Euro. Da wird es dann knapp mit 40 ct/ltr. Milch klar zu kommen. Dank den GRÜNEN, die den Familienbetrieb erhalten , aber alles tun um die Höfe zu vernichten.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Die Schilderung der Situation ist richtig, aber die alleinige Schuldzuweisung an die Grünen kann ich nicht nachvollziehen. Die schlechte Erlössituation liegt doch an der Milchkrise infolge des Quotenausstiegs bzw. an der viel zu späten Anwendung von Kriseninstrumenten, die die Milchmenge reduziert haben. Ist dafür nicht die Bundesregierung verantwortlich? Und ist nicht auch die Düngeverordnung ein Bundesgesetz, auf den Weg gebracht von der großen Koalition unter Federführung von CSU-Landwirtschaftsminister Schmidt?

      • Ottmar, richtig, was die Kriseninstrumente betrifft. Den Quotenausstieg hat allerdings Frau Künast schon 2003 beschlossen und die Grünen und ihr Gefolge sowie die SPD (Priesmeier) wollten noch schärfere (unsinnigere) Regeln in die Düngeverordung einbringen!

        • Ottmar Ilchmann sagt

          Priesmeier ist verantwortlich für die Stoffstrombilanz für alle, der grüne Landesminister zumindest von Niedersachsen wollte sie nur ab 2,5 GV.
          Der Beschluss zum Quotenausstieg war letztlich ein Konsens aller Parteien, ob er zu verhindern gewesen wäre weiß ich nicht. Das Schlimme ist aber, dass die Quote ersatzlos gestrichen wurde ohne jegliche Regulierungsmöglichkeit im Krisenfall, und da hatten die Grünen schon eine andere Position als die letztlich zuständige GroKo-Bundesregierung. Ich will hier auch gar nicht die Grünen verteidigen, sondern nur darauf hinweisen, dass es vielleicht gerade das Zusammenwirken unterschiedlicher Politikansätze ist (hier Liberalisierung und Exportorientierung, da hohe Erwartungen, Anforderungen und Auflagen), das die Bauern in die Zwickmühle bringt.

  4. Ich seh das so sagt

    Es ist ja toll zu sehen, wie mit Butter die Schlagzeilen wieder laufen wie geschmiert. Besonders schön wieder zu sehen der Verblödungsauftrag in den öffentlich-rechtlichen. Was entnimmt man aus einer Schlagzeile (ORF Nachrichten prime time): „Butterpreis so hoch wie seit 2000 nicht mehr“. Im Bericht wird dann über einen Anstiegen von 30% seit dem Vorjahr lamentiert etc.
    Kein Hinweis, daß z.B. der Preis also lt. Schlagzeile 16 Jahre lang somit niedriger war, daß er jetzt zwar nominell wieder am Stand von 2000 ist, daß die Inflation in diesem Zeitraum aber rund 21% beträgt. Keine Vergleichszahlen wie die Einkommen in dieser Zeit gestiegen sind ….
    Nur Stimmungsmache – so geht also Information heute.

  5. Karsten Bode sagt

    Es macht schon kein spass mehr, Kinder Chocolate mehr zu essen! Grund: Sie schmeckt sehr stark nach Palmöl und andere Pflanzliche Öle :-(((! Ob das so Gesund für Kinder ist??? Übrigens werben sie mit 40% Zuckeranteil! Nur noch süß und leider kein Geschmack von der Milch mehr :-(.

  6. Ottmar Ilchmann sagt

    Ein interessanter link zum Thema Milchfett fehlt noch:
    http://www.bauernstimme.de/unabhaengige-bauernstimme/aktuelle-ausgabe/details/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=1459&cHash=e6136b22745c478930e343339bde1700

    Im Übrigen ist die Verknappung des Milchangebots nicht ausschließlich auf Betriebsaufgaben und Produktionssenkungen zurückzuführen, sondern auch auf das EU-weite Mengenreduzierungsprogramm, das die Politik nach langem Zaudern im letzten Spätsommer auf den Weg gebracht hat. Die relativ kleine Verringerung der gelieferten Milchmenge hat zu einem überproportionalen Preisanstieg geführt. Dieser könnte bereits noch viel höher sein, wenn nicht mit dem untauglichen Kriseninstrument der Intervention immense Mengen an Milchpulver eingelagert worden wären, die praktisch unverkäuflich sind und den Milchmarkt noch auf lange Zeit belasten werden. Mit dem Geld, dass die Einlagerung des Milchpulvers gekostet hat und noch kostet, hätte die Politik schon viel früher ein Reduzierungsprogramm finanzieren können. Dann wäre uns Milchbauern einiges erspart geblieben.

    • Lieschen Müller sagt

      Wo lagert denn dieses Milchpulver? Wieviele Silos sind das? Und was ist denn die langfristige Intention einer solchen Einlagerung? Ich kann mir vorstellen, dass das Pulver nach 1-2 Jahren doch verdirbt. Warum kann da keine Babynahrung draus gemacht werden, viele Chinesen kaufen doch extra deutsche Babynahrung.

      • Ottmar Ilchmann sagt

        Es sind 350.000 Tonnen, zum Teil auch eingelagert von Molkereien, die dafür von der EU bezahlt werden. In der Tat ist das Pulver nicht unbegrenzt haltbar, vielleicht wird teilweise älteres Pulver aus- und neu produziertes eingelagert. Nach meiner Kenntnis ist das Pulver teilweise so gar nicht zur menschlichen Ernährung geeignet, weil Bestandteile entzogen wurden (ist dann Magermilchpulver) und kann höchstens zu Tierfutter verarbeitet werden. Aber das sind eigentlich alles Fragen an die Politik bzw. an den Molkereisektor.

        • Lieschen Müller sagt

          Es scheint also darauf hinaus zu laufen, dass das Milchpulver letztendlich vernichtet wird. 350 Mio Kilo eiweißhaltiges Pulver.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Man könnte das Pulver an arme Kinder in Afrika verschenken.

            Das Problem ist dabei, dass dann die Massai selbst keine Kühe mehr Melkt und ihre Kinder mit angerührter Milch versorgt.

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Ottmar
      die Sache mit der Züchtung auf weniger Fett hat mir auch Alois erzählt. Aber in so einen Artikel bekommt man halt nicht alle Facetten hinein ohne das es unübersichtlich wird. Lies aber mal den Artikel von Jan Grossarth FAZ von heute. Er stellt so ziemlich alles in Frage, was als Gründe für den Preisanstieg angeführt wird.
      Bauer Willi

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