Bauer Willi
Kommentare 30

Journalisten-Schelte

Es ist ja heute schick, sich über Journalisten aufzuregen. Heute will ich das auch mal tun. Es geht um den Artikel “Empörungskultur” in der Agrarzeitung in der unter der Rubrik Agrarspitzen Horst Hermannsen zur Anbindehaltung schreibt. Hier ein paar Auszüge:

  • Mitleid mit armen Kleinbauern und fragwürdige Traditionen dürfen diese Tierquälerei nicht legitimieren.
  • Als kürzlich der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) forderte, die Anbindehaltung von Rindern gesetzlich zu verbieten, zeigte sich die gesteuerte Empörungskultur, angefeuert von haupt- und ehrenamtlichen Landsknechten des Berufsstandes, in ihrer vollen Pracht.
  • Herzzerreißende Geschichten über redliche Kleinbauern, die ihre Kühe lieb haben und namentlich kennen, wurden fabuliert.
  • Der BDL ist die Jugendorganisation des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Dort werden künftige Verbandsfunktionäre auf Einheitslinie gebracht.
  • In unserer „freien Marktwirtschaft“ bekommen Milcherzeuger Zuwendungen, von denen andere Wirtschafszweige nur träumen können

Solche Zeilen in einem Flyer einer Tierschutz-Organisation zu lesen, hätte mich nicht überrascht. Mir ist rätselhaft, warum ein agrarisches Fachblatt solche Texte schreibt, zumal Herr Hermannsen seit vielen Jahren Mitglied der Redaktion  ist. redaktion@agrarzeitung.de

Man kann ja über Inhaltliches trefflich streiten, die Wortwahl finde ich persönlich schon arg…

Den vollen Text darf ich leider nicht bringen, da er urheberrechtlich geschützt ist und nur gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt wird. Das auch, wenn nur auszugsweise Texte übernommen werden. Ein Auszug ist so definiert ist, dass “mindestens ein Drittel des Textes zusammenhängend zitiert wird“. Der Verlag kann ja jetzt die Wörter zählen…

https://www.dfv.de/media/media/1/Preisliste-Nutzungsrechte-11-2018-5452.pdf

Euer Bauer Willi

P.S.: Der Lebensmittelhandel hat das Thema Anbindehaltung auch schon auf dem Radar:

https://www.agrarheute.com/markt/milch/weniger-geld-fuer-milch-anbindehaltung-549144

Denen wird der Artikel von Herrn Hermannsen sicher gefallen.

 

 

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30 Kommentare

  1. Selbst eine Meinung bilden?

    Sehr geehrter Bauer Willi und Kommentatoren dieses Beitrags.

    Wir bei der ‘agrarzeitung’ finden es gut, wenn Meinungen klar geäußert werden – auch über unsere Publikationen. Mir ist an dieser Stelle aber wichtig “Artikel”, die neutral berichten sollen, auseinanderzuhalten von “Kommentaren” (darunter fallen unter anderem die agrarspitzen), die eine Position beziehen sollen. Da kann man anderer Meinung sein und kann und darf sich darüber natürlich auch ärgern.

    Wer Lust hat, sich über die ‘agrarzeitung’ selbst eine Meinung zu bilden, insbesondere ob sie unabhängig ist, schreibt mir gerne eine E-Mail an Thomas.Wulff@dfv.de , damit ich Zeitungen unverbindlich zusenden kann. Und bevor jemand finstere Absichten vermutet: Wer von uns nichts (mehr) bekommen will, wird auch in Ruhe gelassen.

    Thomas Wulff, Verlagsleiter Agrar- und Fleischmedien beim dfv

  2. Liberaler sagt

    Ich halte nichts von einem Duell zwischen Bauer Willi und Agrarzeitung. Wie Eingangs schon angedeutet, hat sich in der Vergangenheit niemand für die Landwirtschaft interessiert und es hat sich eine manipulative Berichterstattung unter der Regie des Bauernverbandes etabliert.

    Bei Bauer weiß ich nicht so aber die Agrarzeitung ist unabhängig und somit wichtig. Ich finde sie müsste noch viel kritischer den Finger in die Wunde legen, wie das ZDF das, leider etwas unbeholfen, gemacht hat. https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-max-uthoff-die-deutsche-fleischlobby-100.html

    Bauer Willi ist seiner Leserschaft die Info schuldig, was damals vorgefallen ist und warum er so schnell die Kommentare in der Agrarzeitung eingestellt hat. Es hatte wohl was mir dem Bauern Peter S. und dessen Frau zu tun, der immer noch für die Agrarzeitung schreibt.

    • Mark sagt

      Sich über die Deutsche Fleischlobby echauffieren und dann die agrarzeitung als unabhängig darstellen, dass passt!! Die az ist eng mit dem vor- und nachgelagerten Gewerbe der Landwirtschaft verbandelt und vertritt ganz unverholen die Interessen des Handels und der Agrar- und Lebensmittelindustrie. Dies wird um so deutlicher, wenn man sieht aus welchem Hause, nämlich dem dfv, die az kommt. Dazu gehören unter vielem anderem die Lebensmittelzeitung, afz (Allgemeine Fleischerzeitung (Sprachrohr der Fleischindustrie)), eine Beteiligung an der AMI, B2B Online GmbH, Deutsche Fachmedien GmbH, dfv Conference Group GmbH, dfv Venture GmbH, IBP-International Business Press Publishers GmbH, dem Verlag für Wirtschaftspraxis GmbH (alle Sitz in Frankfurt am Main), der Matthaes Verlag GmbH mit Sitz in Stuttgart, der FVW Medien GmbH mit Sitz in Hamburg und der dfv Maleki Group GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Manipulierte Berichterstattung kommt nicht vom Bauernverband, sondern von den landwirtschaftsfernen Medien. Weil sich vor Jahren niemand für Landwirtschaft interessiert hat, hat der Verbraucher alles reingezogen, wichtig war, dass das Schnitzel immer billiger wurde. Der Deutsche ist bekannt, dass er immer einen Schuldigen sucht und nie bei sich selbst.

    • Christian Bothe sagt

      So ein Unsinn „manipulative Berichterstattung“des BV. Unabhängige AZ??? Wer das glaubt,hat den heutigen Sensationsjournalismus nicht kapiert…

  3. Eckehard Niemann sagt

    AbL für differenzierte Diskussion über Anbindeställe in der Milchviehhaltung.
    Pressemitteilung Juni 2017:

    Die Anbindehaltung von Milchkühen ist in die Schlagzeilen gekommen. Das Bundesland Hessen hat einen Vorstoß gemacht, die „ganzjährige Anbindehaltung“ zu verbieten. Handelsunternehmen greifen die öffentliche Debatte auf. Es gibt Überlegungen, Milch aus Anbindehaltung nicht mehr anzubieten.

    Die Landesverbände Bayern und Baden-Württemberg der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft haben aus diesem Anlass ein eigenes Positionspapier zur Rinderhaltung herausgegeben. Die beiden Landesverbände unterstützen ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung mit strukturverträglichen Übergangszeiten, plädieren jedoch für eine Diskussion mit Augenmaß.

    Petra Müller, AbL-Vorsitzende in Baden-Württemberg betont, dass die Weidehaltung in der öffentlichen Debatte immer wichtiger wird. „Der Handel macht es sich zu einfach. Gerade die kleineren Höfe betreiben oft Weidehaltung; das ist keine ganzjährige sondern eine saisonale Anbindehaltung.“

    Josef Schmid, Landesvorsitzender in Bayern weist auf Untersuchungen hin, nach denen Kühe in Betrieben mit Anbindung und Weide im Durchschnitt den besten Gesundheitszustand aufweisen.

    Franz Häußler, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, befürchtet, dass durch undifferenziertes Ausgrenzen der Anbindehaltung wichtige Themen wie artgerechte Fütterung, naturgemäße Rinderzucht oder Überschaubarkeit von Bestandsgrößen aus dem Blick geraten. Es würden gerade die Betriebe benachteiligt, die sich bisher dem permanenten Wachstum und der Industrialisierung der Landwirtschaft entgegengestellt haben. „Wenn die Tierhaltung vollends in die Großbetriebe verlagert wird, wird der Wunsch nach Weidehaltung durch den Alibi-Laufhof ersetzt.“

    Die AbL fordert Anreize für Stallumbauten, die auch ohne preissenkend wirkendes Wachstum möglich sein müssen. „Solange die Politik und die von ihr gestalteten Rahmenbedingungen aber auch die Wissenschaft und die von ihr geschulten Berater weiterhin das Wachsen als Grundrichtung propagieren, führt das System in die falsche Richtung. Die Leidtragenden sind die Bauern und Bäuerinnen und ihre Tiere“ sagt Edith Lirsch, Landesvorsitzende in Bayern.

    Die AbL erkennt an, dass es in einigen Bundesländern – beispielsweise in Bayern – gute Ansätze gibt, um eine bäuerliche Agrarstruktur durch eine angepasste Förderpolitik zu erhalten. Diese guten Ansätze müssen anderswo – beispielsweise auch in Baden-Württemberg, wo es noch viele Betriebe mit Anbindehaltung gibt – aufgegriffen und weiter ausgebaut werden.

    • Bauer Willi sagt

      @Eckehard
      Absolut richtig. Eine differenzierte Betrachtung. Deshalb finde ich auch den Text der Agrarspitzen so daneben.
      Bauer Willi

  4. Liberaler sagt

    Nun mal langsam. Die Agrarzeitung ist unabhängig und kritisch. Herr Hermansen hat schon hervorragende Kommentare geschrieben, aber nun mal daneben gelangt.

    Kann es sein, dass Bauer Willi mit der Agrarzeitung eine offene Rechnung (politisch) hat?

    Also, alles was man sonst so an Agrarblättern bekommt, insbesondere aus dem Landwirtschaftsverlag in Hiltrup, ist Sondermüll des Bauernverbandes und nicht lesbar.

    Leider ist die Agrarzeitung für mich aber nicht bezahlbar.

        • Mark sagt

          @ Liberaler
          Klasse Beispiel, ein weiterer typischer Kommentar a la HH. Seine Taktik ist immer diesselbe. Man greife sich eine Gruppe, die am besten noch in der gesellschaftlichen Kritik steht (Biogasler/Anbindehalter), haue kräftig drauf (am besten noch unter die Gürtellinie), und verstecke sich dann feiger Weisse hinter anderen Gruppen (Veredler/Landjugend). HH, ein toller Hecht.

          • Liberaler sagt

            @Mark
            Vielleicht noch mal gründlich lesen und feststellen, dass es genau nicht so ist. Es wird ja klar die Politik mit offenem Visier kritisiert und sachlich die Folgen dieser falschen Politik benannt. Dass man das als Faulgaser nicht gern liest, versteht sich von selbst.

            • Jochen Böhrer sagt

              Hermannsen hat sich für mich schon lange disqualifiziert. Mit widerlichster Volksverhetzung und kaum verhohlenen geifernden Bestrafungsfantasien. Nämlich HIER: https://www.agrarzeitung.de/nachrichten/agrarspitzen/Brunnenvergifter-61707 Ein auf eine Lüge >>>> (“Die zuletzt 2012 übermittelten Zahlen sowie mehrere Berichte deutscher Behörden aus jüngster Zeit zeigten in der Tat eine wachsende Nitratverunreinigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer. “) <<<< gestütztes Pamphlet und ein fachliches Armutszeugnis. Es geht da um 50mg eines ungiftigen und für alles Leben auf der Erde essentiellen Stoffes, der in Salat und Gemüse in bis zu 8000 mg enthalten ist und dessen Grenzwert bei Babynahrung bei 200 mg liegt. Ich will hier die Nitratbelastung des Grundwassers nicht verharmlosen. Auch weil es bares und verlorenes Geld für die Landwirte ist. Aber das Ganze mit kriminellen absichtlichen WIRKLICHEN Brunnenvergiftungen des Mittelalters zu vergleichen und somit die Landwirte auf eine Stufe mit Verbrechern zu stellen ,ist an Niedertracht und Charakterlosigkeit nicht zu überbieten. Es ist eine Schande für die Agrarzeitung, einen solchen Menschen zu beschäftigen und ihn seine Gehässigkeiten verbreiten zu lassen.

            • Jochen Böhrer sagt

              Hier zur Erläuterung meines Vorwurfs der Lüge: Im Nitratbericht 2012, auf den sich dieser Mensch offensichtlich bezog (“die zuletzt übermittelten Zahlen”) stand FOLGENDES: “Der Vergleich der aktuellen Situation mit den vorhergehenden Überwachungszeiträumen
              zeigt, dass sich der Anteil der Messstellen mit mittleren Nitratgehalten über der Qualitäts¬
              norm von 50 mg/l von 1992-1994 nach 2008-2010 schrittweise deutlich verringert hat.
              Gleichzeitig verdoppelte sich der Anteil der Messstellen in der untersten Konzentrationsklas¬
              se

              25 mg/l auf 8% (vgl. Abb. 2.9.2.1, 2.9.3.1 und 2.9.3.2). Es kann somit festgestellt wer¬
              den, dass die im Belastungsmessnetz ermittelten Nitratkonzentrationen im Grundwasser seit
              Beginn der im Rahmen der Aktionsprogramme festgelegten Maßnahmen gemäß Art. 4 und 5
              der EG-Nitratrichtlinie leicht rückläufig sind. Die Häufigkeitsverteilungen in den Abbildungen 2.9.2.1, 2.9.3.1 und 2.9.3.2 zeigen, dass sich
              die Nitratkonzentrationen in oberflächennahen, landwirtschaftlich besonders beeinflussten
              Messstellen im Grundwasser seit der ersten
              Überwachungsperiode vermindert haben. Diese
              Entwicklung kann durch die auch in diesem Bericht vorgelegte Prognose, beziehungsweise
              der linearen Regression als Grundlage der statistischen Trendauswertung, belegt werden. “

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Die Betreiber haben ihre Biogasanlagen nach Maßgabe der Politik errichtet, deshalb haben die ein moralisches Recht darauf, dass dies auch eingehalten wird.
          Die Politik gesteht den Netzbetreiben auch einen Gewinn von 9 bis 10 % zu und bereichert sich sich mit einer Konzessionsabgabe selbst. Für die Stromleitung die über mein Grundstück führt, sehe ich in die Röhre.

          Ps: Ich betreibe keine Biogasanlage.

    • bauerhans sagt

      ich würde an deiner stelle bauer willi zum duell fordern!
      ich würde mich auch als secundant anbieten und als “waffen” wasserpistolen vorschlagen!

      • Paulus sagt

        Hallo Bauerhans,
        ich empfehle Mistforken die man sich zwischen die Rippen sticht. So etwas hat mir eine hier vertretene erboste Bäuerin, mit eindeutiger Zustimmung diverser Blogteilnehmer schon mal angedroht.
        Die Aufgabe des Sekundanten ist übrigens einseitig. Ich übernehme die wichtige Rolle des Unparteiischen, der u.a. die Aufgabe hat die Gleichheit der Waffen zu kontrollieren. Längere Zinken und längerer Stiel wären unfair. Die Sache mit der Armlänge ist noch nicht abschließend geregelt.
        Wie Du siehst, es ist schwierig, und solange dies nicht eindeutig festgelegt ist empfehle ich, nicht zuletzt aus humanitären Gründen, das verbale Gefecht. Oder eben doch die Wasserpistolen. 🙂

        • Ferkelhebamme sagt

          Hab doch nicht gedroht, bin ein friedliebender Mensch. 😊Lediglich darauf hingewiesen, dass gewisse Äußerungen z.Zt. zu leichten Überreaktionen führen könnten, würde man sie so Face to Face äußern. Auch verbal kann man einen Stich ins Herz landen. Forken sind vom Aussterben bedroht, wie wärs mit Wattebäuschchen?

    • Christian Bothe sagt

      Na ja ist eben ein Journalist, der auf sich aufmerksam machen will… Da ist ihm jedes Mittel recht, journalistischer Ehrenkodex hin und her. Diese ganze Diskussion um Anbindehaltung ist unsinnig, da diese schon seit Jahrzehnten gehandhabt wird und das nicht zum Nachteil der Kühe. Aber es passt in die Zeit, wo landwirtschaftliche Nutztierhaltung und Produktion unsinnigerweise generell angezweifelt wird. Ich sage das als Verfechter einer modernen Tierhaltung in Großbetrieben der LW.

  5. Friedrich sagt

    Man kann sich natürlich über die Anbindehaltung empören , aber dann gehört es in unserer Gesellschaft auch dazu über Käfighaltung von Vögeln, Haltung von Hunden ,Katzen usw. in Wohnungen usw. sich auf zu regen . Tut aber keiner sondern man spricht nur über die Bauern mit ihren” Nutztieren”. Diese Nutztiere erfüllen aber einen Zweck für uns Menschen , während die Tiere in den Wohnungen schon lange nicht tiergerecht gehalten werden und meistens nur dem eigenen Ich der Menschen dienen. Aber so ist das in unserem Lande , alles was man einer kleinen Gruppe kritisieren kann ist gut , aber die Masse von Leuten ist gut und wird nicht kritisiert , weil die ja Spenden , Gewinn, Wählerstimmen usw. bringen. Ganz schön verlogen , oder ? Auch führt so ein Verhalten zur Spaltung unserer Gesellschaft und schädigt “Nachhaltig” unsere Demokratie, aber das scheint ja unseren Verantwortlichen in Politik, NGOs,Medien, usw. egal zu sein , hauptsache der eigene Erfolg ist da.

    • Bergbäuerin sagt

      Lebenslanges Anbinden würde ich einem Rind auch gerne ersparen. Ich halte selber keine Rinder, aber in meiner Kindheit habe ich erlebt, wie Kühe täglich auf die Weide durften und am Abend wieder im Stall angehängt wurden: Da ging jede schon freiwillig auf ihren gewohnten Platz, denn sie wusste: dort nimmt mir keine andere das Futter weg. Drum wäre auch niemand auf die Idee gekommen, den Tieren die Hörner abzunehmen. Freilaufstall bedeutet eigentlich unnötigen Stress durch Rangkämpfe.

  6. Mark sagt

    Hermannsen ist schon seit Jahren als Provokateur bekannt, quasi als Wadenbeisser der agrarzeitung (früher Ernährungsdienst). Wäre er ein Hund, so wäre ihm die Anbindehaltung gewiss …

  7. Harald Müller sagt

    Wer meint, beim Thema “Anbindehaltung” ginge es nur um das Am-Leben-erhalten einiger rückständiger Aufgabebetriebe, der verkennt den Wert dieser Ställe für die gesamte Landwirtschaft.

    Hier in Franken gibt es noch in vielen Dörfern kleine Altställe mit 15..30 angebundenen Milchkühen, die meist im Nebenerwerb betrieben werden. Diese Ställe sind in die geschlossene Ortsbebauung integriert. Die wenigsten davon könnten auf Laufstall umgebaut werden. Weidegänge sind aufgrund der Strukturen vor Ort illusorisch.

    Gerade in diesen Dörfern ist die Akzeptanz der Bevölkerung für die gesamte Landwirtschaft eine ganz andere als in Dörfern, in denen die Ställe längst leer stehen, weil die Bauern aufgegeben haben bzw. in den Außenbereich abgewandert sind.

    In Dörfern, in denen dieser direkte Draht zur Landwirtschaft verloren gegangen ist, setzt ein Umdenken ein. Da werden plötzlich Straßen zu den Feldfluren zugeparkt, die bisher frei gehalten wurden – weil jeder wusste, dass Traktoren nun mal breiter sind als ein Auto. Jede noch so feine Duftnote wird kritisiert, die bei Ostwind von der weit entfernten Biogasanlage oder vom modernen Milchviehstall nahe des Nachbardorfes herüberwehen könnte. Und natürlich sind plötzlich Massentierhaltung und Pestizide ein zentrales Element zur Volksvergiftung.

    Überspitz gesagt: Wo die Bürger nicht mehr unmittelbar mit der Landwirtschaft konfrontiert sind, mutieren auch viele alteingesessene Dorfbewohnern zu Städtern.
    Ich beobachte diese Entwicklung mit großer Sorge. Insbesondere gibt mir zu Denken, wenn manche Vertreter der Landwirtschaft (egal ob konventionell oder bio) meinen, sie müssten für einen kurzfristigen Opportunismus gegen “andere” Betriebsformen wettern.

    • Paulus sagt

      @ Harald Müller,
      was die Akzeptanz der dörflichen Bevölkerung betrifft habe ich das auch so erlebt, bzw. erlebe es bis heute. Das führt in unserer „modernen“ Gesellschaft allerdings mitunter zu dem Kuriosum, dass die Leute, die täglich meist mit Hund und Kindern an unseren Freilandrindern vorbeigehen und ihnen trotz ihrer langen Hörner auch gerne mal ein Büschel Gras oder Möhren hinhalten, beim Metzger deren Fleisch nur ungern oder auch gar nicht kaufen. Die haben, bewusst oder unbewusst, ein emotionales Verhältnis zu den Tieren aufgebaut. Ist nicht meine Weisheit, sondern die eines befreundeten Hochschullehrers aus dem Bereich der Psychologie.

      Bei der Frage, ob eine ganzjährige und somit nahezu lebenslange Anbindehaltung des Milchviehs ethisch zu vertreten ist, bewege ich mich auf der Seite des BDL. Ich vertrete sowieso die Auffassung, man sollte die jungen Leute viel mehr mitbestimmen lassen, die Führung müssen wir ihnen eh irgendwann übergeben. Das hindert uns ja nicht daran sie beratend zu begleiten. Trivial ausgedrückt: Der Dorfälteste ist nicht zwingend der Gescheitere. Betrifft aber nicht nur den Bereich der Landwirtschaft.

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