Wer häufiger hier auf dem Blog ist, wird wissen, dass ich eine Kooperation mit unserem Nachbarn habe. Die hat schon mein Vater 1970 begonnen und jeder kann sich jetzt ausrechnen, wie alt die nun ist. Angefangen hat alles mit einem Mähdrescher, der zusammen angeschafft wurde. Jeder hat seinen alten Mähdrescher verkauft und für den neuen Mähdrescher 50% des Kaufpreises überwiesen. Wenn Reparaturen fällig waren, ging das genau so. Jeder von uns beiden hat eine Rechnung über die Hälfte der Reparaturkosten bekommen.
Nach dem Mähdrescher ging es weiter mit dem Trecker (Traktor, Schlepper). Auch hier wieder fifty-fifty. Dann kamen zwei Nachbarn auf uns zu, denen wir erzählt haben, dass wir eine neue Sämaschine mit Kreiselegge kaufen wollten. Sie fragten, ob sie sich daran beteiligen könnten. Weil es beim Säen von Getreide oder Raps nicht auf die Stunde oder den Tag ankommt, haben wir das gemacht. Um aber nicht jedes Jahr die Anteile neu ausrechnen zu müssen, haben wir als Schlüssel für die Aufteilung der Kosten nach der Betriebsgröße gemacht. Es spielt also keine Rolle, wieviel Getreide/Raps der ein oder andere in jedem Jahr anbaut. Über die Jahre wird sich das ausgleichen. Wir haben das übrigens noch in keinem einzigen Jahr nachgerechnet, wieviel Fläche jeder tatsächlich mit der Maschine ausgesät hat.
Als unser alter Mähdrescher in die Jahre kam und eine Neuanschaffung anstand, hatten wir das Glück, dass uns zwei andere Nachbarn ansprachen, die auch einen neuen Mährdrescher kaufen wollten. Ob wir nicht mitmachen wollten? Nun kommt es bei der Getreideernte schon eher darauf an, die wenigen günstigen Tage der Ernte zu erwischen. Dann sind gute Nerven gefragt und auch eine Großzügigkeit von allen Seiten. Mittlerweile ist der neue Mähdrescher auch schon wieder 10 Jahre alt und es hat in der gesamten Zeit kein einziges böses Wort zwischen den vier Anteilseigner der Bruchteilsgemeinschaft gegeben. Mir selbst gehören vom gemeinsamen Mähdrescher nur 10%. Bin halt ein Kleinbauer… 🙂
Euer Bauer Willi
Kooperation der Bauern um Zwischenhändler auszuschliessen in Frankreich
https://www.uniferme.fr/
http://www.lefigaro.fr/conso/2017/11/06/20010-20171106ARTFIG00008-le-supermarche-tenu-par-des-agriculteurs-en-alsace-fait-le-plein.php
Wer nicht mit der Zeit geht , geht mit der Zeit. Wer seine Maschinenkosten nicht ständig optimiert hat keine Chance in der Zukunft. Als wir mitte der 1980 er Jahre eine Vollkooperation (BGB-Gesellschaft) gegründet haben , war das genauso aktuell wie heute . Wir hatten zu Béginn zehn Schlepper, dann vier und heute 1,5 Schlepper. Dafür haben die aber nicht mehr unter 100 PS sondern 200 PS. Statt drei Mann , macht heute einer die Feldarbeiten. Das aufwändige Rübenfahren entfällt, auch der eigene Mähdrescher wurde durch den Lohnunternehmer ersetzt. Dafür können wir das ganze Getreide lagern und trocknen. Mit 50 Bauern roden wir mit zwei Erntemascheinen rd. 1.500 ha Rüben/Jahr. Außerdem haben wir wie Willi diverse Maschinen , die wir selbst nicht auslasten können in Gemeinschaft mit verschiedenen Bauern. Auch unsere Mastschweine
werden gemeinschaftlich verkauft. Bei uns gibt es fast keinen Bauern mehr , der nicht Gemeinschaftsmaschinen hat , denn die Maschinen kosten deutsche Hochpreise und wir bekommen nur Weltmarktpreise. Wer überleben will kooperiert. Diese wirtschaftlichen Zusammenhänge haben unsere grünen Weltverbesserer noch nicht kapiert. Ohne dieses
Problem gelöst zu haben , wird es auch keine Gesprächsbasis geben können. Ökonomisch können wir nicht zurück vom Laptop zur Mistgabel . Auch wir müssen Stundenlöhne erwirtschaften.
Ich glaube, dass diese landwirtschaftlichen Kooperationen und Gemeinschaften in der Bevölkerung gar nicht so bekannt sind. Woher sollten sie das auch wissen? Denn wenn sie es wüssten, würden sie sich vielleicht auch für die Zusammenhänge interessieren. Sicher würde das allgemein zum Nachdenken anregen. Daher finde ich es ganz gut, dass das Thema diskutiert wird.
“in der Bevölkerung gar nicht so bekannt”
die bevölkerung sieht die riesengrossen schlepper und fragt sich
“warum jammern die bauern eigentlich!”
Die wissen nicht, dass der große Schlepper einem Lohnunternehmer gehört.
Ja, die Kollegen in d er DDR hatten diese Sorgen nicht und die Städter dort hatten auch keinen Neid wenn ein Bauer einen großen Traktor fährt, es war ja Volkseigentum!
Wenn man etwas gemeinsam anschafft, gemeinsam nutzt,
gemeinsam”etwas auf die Beine stellt” müssen die Mentalitäten
zusammenpassen. -So eine Art “Minijamaika” ???
Wenn sich die Gründer auch einig sind ,sind es die
Nachfolger auch noch ? Viel Toleranz ist nötig, sonst fährt man
vielleicht besser mit LU bzw. MR.
Ich habe früher viel mit Nachbarn zusammengearbeitet.
Die Nachbarn gibt´s nicht mehr. (Als Bauern)
Heut läuft bei meinem Sohn vieles über Lohnunternehmen.
Es ist gut organisiert und bezahlen muss man hier wie da.
Uah, Mini-Jamaika. Da bin ich elektrisiert!
Unsere Gemeinschaft hält deshalb schon so lange, weil die Mentalitäten zusammenpassen und wir absolut die gleichen Ziele haben. Wir machen keine faulen Kompromisse, wir müssen uns nicht verbiegen. Und eigentlich kann Jamaika nicht funktionieren, weil die Partner sich in den GRUNDSÄTZEN unterscheiden. Die sollte auch keiner aufgeben müssen. Immer mit dem Druck zu arbeiten, dass der andere seine Grundsätze aufgeben muss, damit die Zusammenarbeit klappt, ist kein solides Fundament. Und damit meine jede von den vier Partnern. Ausnahmsweise mal nicht nur die Grünen 🙂
Wusste gar nicht, dass ein Artikel zur Bruchteilsgemeinschaft so politisch sein kann….
Bauer Willi
Moin Willi, könntest Du Dir auch vorstellen, dass die ganze Genossenschaft sich die Maschinen teilt?
Gute Idee, ich kenne das nur von Wohneigentum. Schön, dass das auch bei Landmaschinen funktioniert.
Wie funktioniert das mit Wohneigentum?
Den Dampfentsafter hat sich mein Schwiegermutter auch mit der Nachbarin zusammen gekauft.
Den Dampfentsafter, den meine Mutter benutze, hatte meine Oma, ihre Schwiegermutter, auch mit der Mieterin oben im haus zusammen gekauft. als ich den Dampfentsafter bewusst kennengelernt habe, war die Mieterin längst ausgezogen und wohnt in der Großstadt, ohne Obstgarten!
Eine typische Bruchteilsgemeinschaft. Geht also auch mit einem Dampfentsafter! (Was ist ein Dampfentsafter?) 🙂
Bauer Willi
Wirklich eine gute Idee. Wie steht es denn mit dem Admin-Kram? Ein Büro einrichten, wo die Nachbarn ihren Papierkram gemeinsam machen bzw. machen lassen. Ginge das? Ich mein, jemand der neben der Buchhalt und und der Steuer noch die Anträge macht, Fristen nachverfolgt und die Prüfungen für die verschiedenen Siegel und Qualitätsstandards begleitet. Wäre das nicht was?