Bauer Willi
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Bauern, einst kommt der Tag…

Ein Gast-Artikel. Dirk ist kein Landwirt, sondern Unternehmensberater. Ist vielleicht mal gut, so ein (ironischer) Blick von außen…

Landwirte sind zu beobachten, besonders in Nord- und Westdeutschland, die heldenhaft gegen gottähnliche unbesiegbare Wesen kämpfen, welche den Namen Strukturwandel tragen. Man sagt, diese Wesen seien kapitalkräftige Konzerne – nun, gottähnlich und unbesiegbar, wie ich bereits sagte. Aber auch in unserer Region räumen die tapferen geschlagenen Milchritter das Feld.

Aber diese Helden haben doch eine Kavallerie: Den mächtigen Bauernverband. Er wird sicher helfen und diesen Menschen beistehen. Deshalb suche ich in den Medien nach dieser Kavallerie. Mit welchen cleveren ausgeklügelten Strategien und freudigem Einsatz diese wohl heranstürmen mag?

Nun – nach der Suche kam es zu einer bescheidenen Erleuchtung.

Der Bauernverband stellte erst einmal fest, dass der Markt schuld ist. (Blöd, dass man den nicht verklagen kann.) Warum kaufen denn diese … Chinesen nicht unsere gute Milch? Gut – die kennen Milch kaum und haben deshalb zu 80 % eine Laktoseintoleranz…

…Und dann wieder mal diese Politik. Wen interessiert es, was in der Ukraine passiert? Wenn wir Milch produziert haben, dann haben die Russen gefälligst unsere Milch zu kaufen. Jetzt machen diese Russen ihre Milch auch noch selbst. Ställe mit je 2.800 Kühen unter deutscher Anleitung aufgebaut? Eine Frechheit, das sollte man den Russen verbieten.

Gibt es genaue Analysen der Hintergründe zur aktuellen Krise? Einordnungen, Bewertungen oder Strategien? Vielleicht sogar eine Zielsetzung zum Thema Strukturwandel?

Ganz verwegen: So etwas wie Führung?

Nein, eher Nabelschau und Wagenburgdenken, Nachlaufen statt Vordenken, Berichte mit an sich selbst gerichteten Lobhudeleien in Form von endlosen Statistiken, eine völlig rückständige Buchhaltungsfolklore anstatt professionelle relevante Korrelationen, Ideenlosigkeit und Kompetenzvakuum bis schwere Krisen erreicht sind und das Festhalten an irrigen Ideologien, auch wenn es bereits weh tut.

Es ist der Charme einer verstaubten Amtsstube mit vergilbten Akten.

Stoisch werden in Krisen Rituale in Gang gesetzt. Ich bin überzeugt, man hat dafür eine Anleitung auf Tontafeln geritzt unter einem brennenden Busch gefunden.

Wenn nichts funktioniert: „Die Politik ist schuld! – Wir machen mal Protest!“

Um die Marketingkatastrophe komplett zu machen: „Wir schütten mal die Milch auf die Straße!“ (Produktenwertung pur! – Soll´s noch billiger werden?)

Wenn immer noch nichts funktioniert: „Der Verbraucher ist schuld!“

Wenn das auch nicht hilft: „Bauern, einst kommt der Tag…!“

Ich möchte es mal so sagen: Die Kavallerie lässt sich beim Frühstücken etwas länger Zeit.

Die unbesiegbaren Konzerne werden das sehr sympathisch finden. – Geht doch!

Doch jetzt sind sie erst einmal alle ruhig gestellt, diese Bauern in Deutschland. Alle? – Nein nicht alle. Ein paar unbeugsame Bauern verteilt in Deutschland wollen sich einfach nicht unterwerfen.

Welch eine Blasphemie, man hat sich dem Strukturwandel zu unterwerfen oder zu opfern. Die Kämpfe der Gladiatoren müssen wieder eröffnet werden, bis der letzte Bauer übrig bleibt und von den unbesiegbaren Konzernen selbst zur Strecke gebracht wird.

Frech quatschen diese unbeugsamen Bauern über das Internet auch noch Verbraucher an – entsetzlich!

Am Ende finden die auch noch zusammen, diskutieren und bilden schlagkräftige Truppen auf dem Schlachtfeld des Marktes. – Einfach unvorstellbar!

Die deutschen Verbraucher sind Gott sei Dank so leicht verführbar. Die unbesiegbaren Konzerne sollten deshalb  noch mehr Glutamate und künstliche Aromen in die Pappschachteln der Fertignahrung streuen. Unbedingt noch bevor die Verbraucher sich für die Lebensmittelqualität interessieren, Bauernhöfe von innen anschauen und am Ende auch noch selbst kochen wollen.

Eine eigene Meinung zu bilden, muss unbedingt verhindert werden. Die Konzerne sollen unbesiegbar bleiben. Das mit der politischen Einmischung und den dummen Gesetzesideen werden sie schon hinkriegen, so wie immer.

Die Verbraucher werden dann zwar noch ein bisschen dicker und herzkrank sein… aber die wachsen bestimmt genügend nach. Die Pharmakonzerne sind gute Freunde.

Nein – nein, bloß nicht selbst denken und schon gar nichts selbst tun. Strukturwandel heißt das göttliche Gebot. Halten Sie durch und glauben Sie fest daran: „Bauern, einst kommt der Tag…!

 

Mehr von Dirk hier:

https://www.dirk-feldhinkel.de/

 

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28 Kommentare

  1. Die meisten hier wollen mehr Freiheit und weniger Reinrederei. Also von ihrer Leistung und ihren Erzeugnissen leben und nicht von Transferleistungen und Unterstützung.
    Wenn sich die Verbände nicht dafür zuständig fühlen, Strategien für bessere Preise und Außenschutz zu entwickeln und durchzusetzen, machen wir das. Alois hat doch schon gezeigt, wie es gehen könnte:

    http://www.bauerwilli.com/reinheitsgebot-fuer-milch/
    oder
    http://www.liegeboxen.de/gute-milch-kostbar-machen/

    Die Sache wird Spass machen, weil freien Geistern immer mehr einfällt als dem Staat oder Verbänden. Private Initiative ist schneller, besser und lustiger! Also bitte mitmachen!

  2. Berthold Lauer sagt

    Herr Bleher und Herr Wohlfahrt bringen es auf den Punkt. Was jemand aus seinem Betrieb macht, wie er ihn führt, ob er erfolgreich ist oder nicht, das alles liegt in seiner Verantwortung.
    Der Bauernverband ist ein Lobbyverband wie viele andere Branchen auch ihre Lobbyverbände haben. Ob die Arbeit erfolgreich ist oder ob man Lobbyverbände überhaupt braucht wäre ein eigenes Thema.
    Ob Investionsbeihilfen ökonomische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzen oder nicht, darüber ließe sich auch lange diskutieren. Fakt ist, dass sie in allen anderen Wirtschaftsbereichen ebenfalls mehr oder weniger offensichtlich üblich sind und sich dort das Wehklagen darüber in Grenzen hält.
    Das Problem ist, daß viele „Heilsprediger“ in der Vergangenheit und auch heute noch den Menschen suggerieren: „Jeder der will kann auch Bauer bleiben“. Leider funktioniert das in der Regel nicht ohne eigenes Zutun und eigene Verantwortlichkeit und ist auch oft nicht mit noch so viel Fleiß zu erreichen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Nein, noch mehr, mit einer sogenannten Agrarwende sind manche der Meinung,

      jeder der Bauer werden will, soll Landwirtschaft betreiben können.

  3. Alois Wohlfahrt sagt

    Ein Bauer, der tat sehr viel jammern.
    An die Hilfe der Politik wollt‘ er sich klammern.
    Obwohl fleißig und schlau,
    hielt er nach politischen Rettern Ausschau.
    Sein Höflein tat derweil vergammeln…

  4. Helmut Bleher sagt

    Dieses Geschwurbel drückt leider den ganzen Diskussions- und Wissensstand der Landwirtschaft aus. Die wichtigste Aussage: Es wird grundsätzlich überall nach Schuldigen für vermeintliche Missstände gesucht und der Bauernverband versagt bei allem, was man von ihm erwartet.

    Deshalb hier ein paar einfache Feststellungen:

    Es gibt kein „Höfesterben“. Es gibt Betriebe, die aufhören, weil sie wirtschaftlich nicht zu führen sind, oder weil es kein Interesse an einer Generationennachfolge gibt. Die Erfahrung zeigt hingegen, dass aufgrund von unbegründeten Hoffnungen in eine vermutete bessere Zukunft, Vermögen, Familien, ja auch „gute Lebensbedingungen“ daduch vernichtet werden, dass man Träumereien aufsitzt. Wenn diese nicht eintreten, braucht man einen Schuldigen. Das ist meist der Bauernverband.

    Der Bauernverband hat nicht die Aufgabe, neue Gesellschaftsordnungen oder neue Wirtschaftsmodelle zu erfinden, auch wenn der eine oder andere Vertreter dies gerne so vor sich herträgt. Der Bauernverband muss in der gegebenen Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur die Interessen seiner Mitglieder in die Politik tragen, diese spielen sich ausschließlich in drei Punkten ab: 1. Verhinderung von Kostensteigerungen durch neue Auflagen, 2. Ermöglichen von Zukunftsperspektiven durch Erhalt von Entwicklungsfreiheiten und 3. durch Sicherung von irgendwelchen öffentlichen Geldmitteln. Nicht dazu gehört definitiv das Erreichen höherer Preise. Hier fehlt ganz einfach ein Ansatzpunkt. Deshalb ist natürlich die Politik der wichtigste Ansprechpartner des Verbandes. Oft wird noch das Thema Öffentlichkeitsarbeit genannt. Dies mag als Ziel verstanden werden. Allein: Wie soll in die Öffentlichkeit ein einheitliches Bild der Landwirtschaft positiv getragen werden, wenn innerhalb des Berufsstands soviele, zum Teil diametral entgegenstehende Meinungen vertreten werden. Der Bauernverbann kann nur das weitertragen, was die Basis bietet.

    Leider erwarten viele Landwirte Heilsbringer – weil sie in einer unlösbar schlechten wirtschaftlichen Situation stecken. Dieses Heil kann aber nicht der Verband bringen und dieses Heil kommt auch nicht von kurzfristigen Preiserhöhungen, sondern jeder muss sich selbst darum kümmern und überlegen, wie er in Zukunft mit seiner Familie aufgestellt sein kann. Die Möglichkeiten sind unübersehbar groß und nicht darauf beschränkt, das was man bisher gemacht hat, weiter zu machen, nur in doppelter und dreifacher Größe.

    Insofern ist der Beitrag von Dirk nur ein weiterer Baustein eines alten Jammerliedes, das wir dringend so schnell wie möglich aufhören sollten zu singen. Kernanliegen des Berufsstands muss es sein, unternehmerische Freiheit durch verlässliche Rahmenbedingungen zu fordern und die Politik daraufhin zu verpflichten, sich an objektive Entscheidungskriterien und nicht aus Wahlkampfgründen emotional bedingten Mainstreamphilosophien nachzuhängen.

    Aufhören sollten wir ganz dringend mit dem Geschrei nach höheren „fairen“ Preisen, da dieses Anliegen zwar von fast allen unterstützt wird aber aufgrund der ökonomischen Gegebenheiten nicht so zu erreichen sein wird, dass nur diejenigen die höheren Preise bekommen, die sie tatsächlich brauchen. Sobald aber gut sortierte Betriebe höhere Preise vermuten, wird flächendeckend investiert, mit der Folge, dass der Traum wieder beendet ist. Jede Investition führt durch Kostensenkung zu niedrigeren Stückpreisen. Wenn dem nicht so wäre, wäre die Investition umsonst. Das Wort von „fairen“ Preisen ist demnach reiner Blödsinn, trotzdem gerne gehört.

    Der gerne publizierte Traum von diesen Guten fairen Preisen scheint in weiten Teilen fast religiöse Züge im Sinne Lenins „Opium für das Volk“ in sich zu tragen. Wie könnte es sonst sein, dass jeder Berufene, der sich zur sicher unbefriedigenden wirtschaftlichen Situation der Breite der Landwirtschaft berufen fühlt zu reden, die Lösung darin sieht und in diesem Zusammenhang gleich die Schuld auf die böse „Agrarindustrie“ den LEH, die internationalen Konzerne und natürlich den Bauernverband schiebt. Das sind alles relativ undefinierbare Ansprechpartner und man hat vermeintlich Trost gespendet und gezeigt, dass man selbst zu den Guten gehört.

    Insofern: Absolut nichts neues, was Dirk hier bringt – aber er bringt alles das, was an Stimmung und Wissen in der deutschen Landwirtschaft und drumrum vorhanden ist, spricht vielen aus der Seele – und bewirkt im besten Falle gar nichts, im schlimmsten jedoch unterstützt er undefinierbare Schuldparolen.

    • Mark sagt

      Woher wissen Sie, welche Aufgaben der Bauernverband hat, sind Sie der Auftraggeber des BV? Ansonsten ist dieser Beitrag noch mehr Geschwurbel als das des Gastautors. Nur ein Beispiel: “ Jede Investition führt durch Kostensenkung zu niedrigeren Stückpreisen.“ Diese Ausage ist schlicht dumm. Es gibt genügend Investitionen die nicht zur Kostensenkung führen (z.B. Investitionen in Tierwohl etc.). Was Sie meinen ist wohl, dass Investitionen durch Erhöhung der Produktivität zu niedrigen Stückkosten führen. Niemand investiert, damit er niedrigere „Stückpreise“. erhält. Erst wenn die Produktivität (und damit das Angebot) stärker steigt als die Nachfrage sinken die Preise. Was dann wiederum sinkende Investitionen zu Folge haben müsste. Dieses Marktgesetz hat der an nichts schuldige Bauernverband aber durch seine „Aufgabenerledigung“, dem Durchsetzen von, mit öffentlichen Geldmitteln finanzierten, Investitionsbeihilfen ausser Kraft gesetzt. Das ist das schlimmste Opium für die Bauern!!

    • Vieles was Sie im einen oder anderen Punkt schreiben, würde ich sofort als richtig unterstützen, anderem würde ich jedoch begründet widersprechen.

      Die „Politik müsste mal was am Milchpreis machen!“ hatte ich selbst schon von Landwirten gehört. Die Nennung der Schuldigen braucht nicht lange auf sich warten. Darunter auch die Politik und der Bauernverband.

      Meine überspitzte Beschreibung ist deshalb kein Baustein eines alten Jammerliedes, sondern die Reflektion eines alten Jammerliedes. So stimme ich Ihnen zum Beispiel darin zu, dass die Politik nicht für die Gestaltung der Preise zuständig ist, denn die Politik ist nicht Marktteilnehmer (im ursprünglichen Sinne).

      Wenn Sie in der Erkenntnis sind, man solle mit Schuldzuweisungen aufhören, dann haben wir in diesem Punkt schon die selbige Meinung. Kritiken zum Bauernverband sind jedoch keine Schuldzuweisung, sondern haben Hintergründe, die ich gerne diskutiere, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.

      Wenn ich demzufolge in der nicht ganz ernstgemeinten Ausführungsweise eine Kritik des Bauernverbandes zum Thema Strukturwandel geäußert habe, bedeutet das nicht, dass der Bauernverband nach meiner Meinung in allem versage.

      Wenn zum Beispiel der Bauernverband Sie in den Verhandlungen mit Ihren Abnehmern als Marktteilnehmern unterstützt und dort faire Preise fordert, ist das richtig.

      Natürlich nehme ich zur Kenntnis, dass der Bauernverband zum Beispiel auf „scharfen Socken“ unterwegs ist, um an den Lieferungs- und Vertragsbedingungen im Milchmarkt etwas zu ändern. Allerdings frage ich mich, warum das in dieser neuen Konsequenz erst nach dem Zusammenbruch der Preise durch Wegfall der Quote passiert. Viele Jahre war es bereits bekannt, dass die Milchquote wegfallen würde.

      Wenn der Bauernverband eine ernsthafte Prävention, durchgeführt hatte, dann war diese medial gut versteckt und bis dahin leider nicht sehr erfolgreich.

      Tatsächlich kenne ich einen Bauern, der vor etwa 10 Jahren seine Milchkühe aufgegeben hatte und nur noch Ackerbau betrieb, obwohl er in der Milchproduktion als fachlich kompetent und erfolgreich galt und damit sehr angesehen war.

      Er tat das, als der Milchpreis zwischenzeitlich gut stand. In diesen Zeiten wurde Wachstum nach wie vor auch in der Milchproduktion propagiert. Es war für ihn deshalb leicht, seine Kühe zu verkaufen.

      Aber schon in diesen Zeiten wurde mir zugetragen, dass die meisten Wachstumsbetriebe in diesem Umfeld schnell in rote Zahlen rutschten und auch schneller überfordert waren. Man konnte jedoch nicht aufhören, weil man die Banken zu bedienen hatte.

      Das zeigte schon damals, dass andere Wege die besseren sein könnten.
      (Dazu hatte ich einen Kommentar im Beitrag „Aussteigen- nicht absteigen“ geschrieben.)

      Problematisch ist allerdings Ihre Vorstellung, dass Investitionen mit Kostensenkungen gleichzusetzten sei. Wenn Sie investieren haben Sie erst einmal eine Kostenerhöhung im Betrieb. Eine Kostensenkung durch Fixkostendegression pro Stück (Liter) ist nur dann gewährleistet, wenn die Kapazitäten genügend ausgelastet werden. Davon kann man jedoch nur ausgehen, wenn die Nachfrage keine Sättigung erfährt.

      Der konventionelle Milchmarkt zum Beispiel scheint seit Jahren mit einer Übersättigung zu kämpfen.

      Die damit verbundenen Gefahren wurden natürlich nicht wahrgenommen, wenn es Abnahmegarantien durch die Molkereien gab. Die Molkereien hatten ihre Kalkulationen im Gegenzug für die überschüssige und nicht mehr sinnvoll verwertbare Milch durch den gesenkten Preis wieder korrigiert.

      Anders wird es kommen, wenn Produktionsmengen nicht mehr garantiert abgenommen werden. Zusätzliche Investitionen werden dann schnell zu existenzbedrohenden Überkapazitäten.

      Ein besserer Preis kann dann vielleicht schon nicht mehr den Betrieb retten. Das kommt jedoch in der Logik der Landwirte durch die bisherige Praxis nicht vor.

  5. fred huber sagt

    dem Strukturwandel bei den milchbauern könnten wir ganz einfach begegnen, indem wir nicht mehr zu jedem preis möglichst viel menge liefern würden. nur leider hat man es geschafft in unsere köpfe zu bringen, dass wir besser sein MÜSSEN, als alle anderen. ich träume von dem tag an dem jeder milchbauer nur noch auf seinen eigenen betrieb schaut, und ab einem bestimmten preis sagt: „tut mir leid, herr müller, zu diesem preis lohnt es sich nicht für mich. viel spass mit der milch aus tschechien. von mir bekommen sie morgen ein bisschen weniger, weil ich ja nicht umsonst arbeiten will. wir haben ja keine krise, wir haben nur schlechte preise. guten tag.“
    die ganzen nutzlosen „hilfs“kredite, mengenregulierungsdebatten, Demos beim LEH… wäre alles hinfällig. wenn, ja wenn wir uns nicht SELBER zum billigen rohstofflieferanten degradieren würden… ja, das wär schön… 🙂

    • Josef sagt

      Ein schöner Traum, der auch ein Traum bleiben wird. Es wäre vernünftig, zu sagen: „tut mir leid, herr müller, zu diesem preis lohnt es sich nicht für mich.“ Um eine Wirkung auf den Milchpreis zu erreichen, müsste aber die Mehrheit auch vernünftig handeln. In Wirklichkeit wird es immer einige Kollegen geben, die Situation zu einer Ausweitung der Lieferung nutzen. Genauso gut könnten sie davon träumen, die Verkehrsregeln abzuschaffen, und zu vernünftigem Fahren aufzurufen.

      • fred huber sagt

        „In Wirklichkeit wird es immer einige Kollegen geben, die Situation zu einer Ausweitung der Lieferung nutzen.“
        welche Situation? schlechte preise, oder gute? meinst du wirklich irgendein Bauer liefert nur deswegen mehr milch weil ein anderer bremst?

        ich sag mal so: wir Bauern sollten den mut haben den billigeren das Feld zu überlassen, anstatt zu versuchen selbst der billigste zu sein. dann würden wir merken, dass alle anderen auch nur mit wasser kochen. das hat mit Ampeln wenig zu tun.

        • Josef sagt

          Ich meine die Situation, dass einige Vernünftige weniger produzieren um den Markt nicht zu überlasten. Es hat sich doch in allen bisherigen Milchkrisen bewiesen, dass einige Amokmelker unvernünftiger Weise umso mehr liefern, je niedriger der Preis sinkt. Sie liefern nicht deswegen mehr, weil ein anderer bremst, sondern weil sie nur den eigenen Vorteil sehen. Solche Kollegen liefern auch mehr wenn der Preis gut ist, solange bis er wieder zusammenbricht.

          • fred huber sagt

            josef, ich weiß natürlich was du meinst. ich habe die letzten 2 jahre meine milchmenge gesenkt, nicht aus gutmenschentum, sondern weil ich keinen bock hatte mich für 25 Cent zum affen zu machen. wenn andere so masochistisch veranlagt sind und bei 20 Cent (DMK) noch möglichst viel Geld verbrennen, kann man denen nur auf die schulter klopfen, und ihnen viel spass wünschen.
            würde sich so eine Einstellung zur arbeit in einem Großteil der milchbauern verankern lassen, würden sich vielleicht auch die amokmelker in einer ruhigen Minute Gedanken machen…

            aber das ist ja nur ein traum…

            die Realität sieht leider so aus, das den Bauern auch in zukünftigen krisen nur zur kostendegression und effizienzstegerung geraten werden wird…

            • Alois Wohlfahrt sagt

              Es ist eine Frage des Selbstwertgefühles meiner Arbeit und der eigenen Wertschätzung für mein Produkt. Ein Handwerker, der um sein Können weiß, bietet auch nicht um jeden Preis an.

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Das was man heute beim Fleisch und Milcherzeugnisse, hatten wir im Weinbereich in den 1990 ziger Jahren, Wein wurde unter den Einkaufspreisen verkauft, die erwartete Erntemenge war sehr gut und in den Rundfunknachrichten wurde immer verlangt, wann wird der Wein billiger.
              Weintrinker warteten immer auf die noch billigeren Preise und der Weinvorrat im Vorratsraum lag bei null.

              Wenn kein Wein zuhaus, wird auch keiner getrunken.

              Die Mengenanpassungen waren schmerzlich und die Winzer dürfen nur so viel erzeugen, wie zu vernünftigen Preisen verkauft werden kann.

              Für die Leser, die nichts mit Landwirtschaft am Hut haben, die Auszahlungspreise meiner Genossenschaft war 1971 je Kg höher als jetzt. Auch die Erntemenge war höher.

            • Josef sagt

              Ehemaliger Landwirt: Das ist auch die Forderung der Milcherzeuger, nicht mehr Milch zu produzieren als zu guten Preisen verkauft werden kann. Dagegen wehren sich vehement Molkereien und Bauernverband. Die Politik sagt: Einigt euch zuerst untereinander. Dass Molkereien und Landwirte in Bezug auf den Milchpreis logischerweise gegensätzliche Interessen haben wird dabei vollkommen ignoriert.

  6. Friedrich sagt

    DBV :Es hätte ja viel schlimmer kommen können ! So der Spruch des DBV. So lange wir nicht kampagnefähig sind , wird sich aus meiner Sicht nichts ändern. Auch die Flächenprämien müßen weg , um von der Politikabhängigkeit weg zu kommen. Das bevormundene Modell von heute gehört weg. Wir wollen wieder „Freie Bauern “ sein. Auch gilt es wieder mehr Zusammenhalt unter uns Bauern zu zeigen. Die Politik muß die Rahmenbedingungen und den Außenschutz vorgeben und damit fertig. Diese ewige Reinrederei ist abzuschaffen.

    • Schweinebauer Piet sagt

      Aber Friedrich, dann haben wir ja irgendwann keinen Schuldigen mehr, außer uns selbst!

    • Der Zusammenhalt ist ein entscheidender Punkt. Deshalb wäre eine Interessenvertretung, die mit den Bauern im Einklang ist so wichtig. Aktuell scheint das nicht der Fall zu sein. Das bekomme ich in einigen persönlichen Gesprächen mit Bauern mit.

    • bauerhans sagt

      „Zusammenhalt“

      solange wir uns gegenseitig pachtflächen zu aberwitzigen preisen abjagen,sind wir meilenweit davon entfernt.

  7. bauerhans sagt

    der bauernverband steht für „wachsenoderweichen“ ,nicht mehr und nicht weniger.

    früher waren immer die holländer schuld,die seit der wiedervereinigung nach ostdeutschland auswandern und uns demonstrieren,wie landwirtschaft geht.

  8. Altbauer Jochen sagt

    Einst kommt der Tag…….
    Weder der Markt noch die BV -Kavallerie werden den Bauern
    die erhoffte Sicherheit im Überlebenskampf bringen.
    Letztlich kann nur unsere Gesellschaft ,repräsentiert durch
    unsere gewählten Volksvertreter den Hebel umlegen
    um das Sterben der letzten Bauern zu verhindern.
    -Es gibt die Energiewende, einfach Schluss mit den AKW`s
    Jeder zahlt für die EEG -Umlage
    -Es gibt das Klimaschutzabkommen (OK nicht alle halten sich dran)
    auch das hat irgendwann Auswirkungen auf den Geldbeutel
    Wäre es nicht sinnvoll so etwas ähnliches wie ein „Ernährungsschutzabkommen“ zu treffen das ein breitgefächertes
    Angebot aus einer breit aufgestellten Landwirtschaft sicherstellt,
    das den Bauern und dem ländlichen Raum !!! ein Überleben sichert?
    Ich weiß das da wohl viele Hürden davor sind die ich gar nicht
    überblicken kann,- war nur so ein Gedanke von mir……

    • Josef sagt

      Richtig, letztlich kann nur unsere Gesellschaft den Hebel umlegen. Leider ist es so, dass von Seiten der Landwirtschaft Gesellschaft, Verbraucher, Behörden und Medien als Feinde der Landwirtschaft angesehen werden. Während Befürworter eines „weiter wie bisher“ in Wachstum, Wettbewerb und Billigproduktion als unsere Freunde gelten.

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