Monate: April 2023

Stadt-Land , Elite-Volk , selbstverliebt-frustriert

Zuerst einmal allen Lesern und Leserinnen von Herzen ein gesegnetes Osterfest! Weil wir ja zwei Feiertage und mehr Muße zum Lesen haben, bringe ich diesmal einen längerer Text. Der Inhalt ist mir seit vielen Tagen durch den Kopf gegangen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber ich fühle mich als Landwirt und “Essensmacher” von vielen Mitbürgern nicht mehr verstanden. Neulich habe ich bei Twitter ein Luftbild gepostet, auf dem eine Photovoltaik-Anlage von 160 Hektar zu sehen ist. Bis zum Horizont alles schwarz. Ich habe dies kritisiert und war geschockt über die Reaktionen. Gut,  ein paar Wenige haben meine Kritik verstanden, viele jedoch haben mich beschimpft: “Da wird jedenfalls kein Glyphosat gespritzt”, oder “da wachsen keine Monokulturen wie euer verdammter Mais” oder “Bist Du auch so ein Gift- und Kunstdünger-Landwirt?” Meine Einlassung, dass da ja Lebensmittel wachsen könnten, wurde ignoriert. Sicherlich sind solche Kommentare wie die oben zitierten dem Phänomen “digitale Medien” geschuldet. Aber auch andere und weniger aggressive Kommentare zeigen, dass wir immer mehr in die Situation kommen, dass wir uns für unsere Arbeit …

Und wieder einmal: Weltuntergang

Bauer Fritz aus Oberösterreich, ein notorischer Optimist mit Hang zur Satire hat sich einmal mit dem Thema Weltuntergang beschäftigt. Es tut gut zu wissen, dass die Welt immer wieder einmal untergehen sollte. Es aber dann doch nicht passiert ist. Weltuntergänge-Prognosen 1) religiös: Weltuntergangstermine (unmoralische.de) 2) methodisch: Ende der Menschheit – Wikipedia 3) prominent: a) Nostradamus Nostradamus: Prophetische Weltgeschichte von 1547 bis 3000 : Noah, Bruno: Amazon.de: Bücher b) Zeitreisender: Prophezeiung fürs Jahr 5000: Erde in 3000 Jahren unter Wasser! Zeitreisender liefert Foto-Beweis | news.de 4) musikalisch. “Wir leben nicht mehr lang”: Die 10 besten Songs zum Weltuntergang | Nordbayern 5) planetarisch: Universum: Wie die Welt wirklich enden wird – Weltall – Natur – Planet Wissen (planet-wissen.de) 6) Humor und Sprüche: weltuntergang humor – Google Suche 7) mögliche Tagesordnung (Einreichung aus Deutschland 2012): 8) Empfehlung: Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später  (Gustav Mahler, 1860-1911) Wir sind gut beraten, uns nicht allzu lange mit der Beschreibung und Bewunderung der Probleme (“Krisen”) aufzuhalten sondern mehr Energie dafür …

Lebensmittelimport/export: Zahlen zu China

Wussten Sie, das China 40% aller Tomaten weltweit produziert? Das die Hälfte des Alaska-Seelachs aus China kommt? Dass wir in Deutschland Würste essen, deren Därme zwar aus Europa stammen, aber in China gereinigt wurden? Diese und andere interessante Fakten kann man im nachfolgenden Artikel lesen.  Zeit, sich darüber einmal Gedanken zu machen… https://www.linkedin.com/pulse/wie-stark-sind-unsere-lebensmittel-lieferketten-mit-china-ramon-tenge/

Darf man als Bundesminister die Wahrheit verbiegen?

Ich habe ein Problem. Im Spiegel vom 3. April führen Jugendliche ein Interview mit Landwirtschaftsminister Özdemir. https://www.spiegel.de/deinspiegel/cem-oezdemir-im-kinder-interview-viele-tiere-haben-zu-wenig-platz-a-55fd819c-dc56-42ce-ba33-048a22ba1a89 Hier eine Passage aus dem Interview, die mich irritiert: Dein SPIEGEL: Sie wollen, dass die Menschen mehr Bioprodukte kaufen. Die sind jedoch deutlich teurer.Özdemir: Das kann man so nicht sagen, hier im Supermarkt kostete vor ein paar Tagen eine Bio-Gurke 1,49 Euro und eine konventionelle 2 Euro. Dein SPIEGEL: Woran liegt das? Özdemir: Konventionelles Gemüse und Getreide wird mit synthetischem Dünger angebaut, der mit viel Gas hergestellt wird. Die Preise dafür sind durch den russischen Angriff auf die Ukraine extrem in die Höhe geschossen. Das Problem hat ein Bio-Hof nicht, der nutzt nur natürlichen Dünger von den Tieren – also beispielsweise Gülle und Mist. Bio-Anbau ist zwar aufwendiger, aber diese Kosten gleichen sich zunehmend aus. Ich habe daraufhin am 5. April zwei Supermärkte besucht. In beiden Läden kosten konventionelle Gurken 0,59 €/Stück . Bio-Gurken (aus Andalusien) kosten in einem Laden 1,19 €, im anderen Laden 0,79 €, allerdings waren die Gurken deutlich kleiner. Im Gegensatz zu der Aussage …

Wolf und Naturschutz – ein Zielkonflikt

Es ist nicht irgendein Artikel über den Wolf. Sondern einer, in dem viele Tierhalter zu Wort kommen, die sich große Sorgen um die Zukunft der Weidetierhaltung machen. https://www.fuldaerzeitung.de/kinzigtal/kinzigtal-wolf-in-schluechtern-und-bad-orb-nachgewiesen-landesamt-naturschutz-92175475.html?source=fb&fbclid=IwAR0y-NK7V6k2EcT4rJ8bH546TMODelySe0rUR-MwFoBozFeI2xnAy-2drWY Hier eine Stimme: “Als „Katastrophe“ bezeichnet Dieter Euler vom Hofgut Lindenberg bei Hohenzell die Tatsache, dass der Wolf wieder da ist. Euler selbst hält insgesamt 130 Rinder, die auf Wiesen zwischen Steinau und Schlüchtern grasen. Euler ist sich sicher, dass Wolf-Schutzzäune nichts bringen. Folglich befürchtet er, dass einige Weidetierhalter über kurz oder lang ihren Betrieb aufgeben werden. Und zwar nicht nur Schafhalter und Nebenerwerbslandwirte. „Das tut sich doch kein normaler Mensch lange an, mit der Angst, es könnte etwas passiert sein, nachts im Bett zu liegen“, meint Euler.  Und in Folge dessen erwartet der Landwirt große Veränderungen in der Region: „Wenn wir jetzt nicht reagieren, dann werden wir in etwa 20 Jahren unsere Landschaft nicht mehr wiedererkennen.“ Das begründet er damit, dass vor allem ökologisch sehr viel an der Weidetierhaltung hänge. Euler bezieht sich auf den Biologen Dr. Herbert Nickel, der in seinen Forschungen zur Zikaden-Verbreitung und …

Schulung muss sein…

Vor ein paar Tagen war ich zu einer “Dünger”-Schulung der Landwirtschaftskammer. Die Schulung ist Pflicht, weil unser Betrieb drei Hektar Ackerland im “Roten Gebiet”  liegen hat, also dort, wo wir die Stickstoffdüngung auf 80% des Bedarfs senken müssen. Mit dieser Schulung ist nicht der Sachkundenachweis Pflanzenschutz gemeint, das ist eine andere Schulung. Für die Anwesenheit bei diesen Schulungen gibt es ein Zeugnis, dass bei einer Kontrolle vorliegen muss. Die Schulungen müssen in einem Zeitraum von drei Jahren aufgefrischt werden. Die Schulung begann um 15:00 Uhr. Die Referate wurde von drei jungen Leuten vorgetragen. Im ersten Referat ging es um die Möglichkeit, wie man Düngergaben senken kann. Es ging überwiegend um den Gemüsebau. Für mich als Ackerbauer habe ich nichts wirklich Neues gehört, wie man noch mehr an der Düngerschraube drehen kann. Ich hatte den Eindruck, dass es meinen Berufskollegen (Durchschnittsalter über 50) ähnlich erging. Im zweiten Referat wurde die Düngeverordnung behandelt. Ich kann die vielen kleinteiligen Regelungen, Besonderheiten und Termine hier nicht wiedergeben, weil es einfach zu viel ist. Neu ist unter anderem, dass ab …

Glyphosat: Aktuelles aus Luxemburg

Diese Meldung wird man vermutlich in deutschen Medien nur selten lesen. Außer bei Bauer Willi 🙂 https://www.wort.lu/de/politik/verwaltungsgerichtshof-kippt-glyphosat-verbot-642ae6e5de135b9236f062ed? Glyphosat-Verbot gekippt: Wirkstoff ist nach Urteil wieder in Luxemburg zugelassen Eure Meinung?    

Fleisch: Wie der Handel die Bauern abzockt

Ein Zitat aus dem Artikel der Wirtschaftswoche: “Der Handel hingegen hat seine Margen stark gesteigert, sagt Roeb. Er schätzt den zusätzlichen Rohertrag des Handels an einem Kilogramm Hackfleisch auf 1,75 Euro. Damit hätte der Handel den Großteil des Preiszuwachs von 3,20 Euro eingestrichen. „Zwar sind sicherlich auch für den Handel die Kosten für Transport oder Energie gestiegen. Aber nicht annähernd in diesem Maße“, sagt Roeb. „Das geht auf die Kosten der Fleischproduzenten, der Landwirte, aber vor allem der Konsumenten.“ https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/krise-in-der-fleischbranche-wer-am-hackfleisch-verdient/29056098.html Prof. Roeb analysiert die Fakten sehr genau. Es gibt nur wenige Professoren in Deutschland, die sich trauen, den Lebensmitteleinzelhandel so deutlich zu kritisieren. Ändern wird es aber wohl nichts. Der Handel gewinnt immer. Ich weiß nicht, welcher wichtigen Aufgabe unser Agrar-Minischter gerade wieder nachgeht, aber vielleicht versucht er sich auch einmal an der Lösung des Problems, wie mehr von der Erlösen des Handels bei den Erzeugern ankommt. Wie wäre es mit einem “Ministerium zur Ernährung der Landwirtschaft”? 🙂  

Neunzig Liter…

Neunzig Liter auf einen Quadratmeter hat es im März bei uns auf dem Hof geregnet. Seit drei Jahren schreibe ich die Niederschlagsdaten auf. Im März 2023 ist viermal so viel Regen gefallen wie im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie in 2021. Wir haben im Herbst und Winter immer gesagt, dass es unbedingt regnen muss, damit die Bodenvorräte wieder aufgefüllt werden. Deshalb sind wir auch sehr dankbar, denn mittlerweile ist dies der Fall, wie diese Grafik zeigt, die ich dem Bodenfeuchteviewer am 30. März entnommen habe. Mittlerweile ist der Boden bis auf 1,60 m voll mit Wasser und auch darunter ist es feucht genug, damit die Pflanzen einige Wochen aus diesem Vorrat schöpfen können.   Es ist noch nicht lange her, da war die Situation ganz anders. Hier die Grafik vom 26. November.         Alle Grafiken Copyright DWD Feldarbeiten Weil es statistisch gesehen bei uns an jedem zweiten Tag im März geregnet hat, sind wir mit den Feldarbeiten deutlich hinter den Vorjahren hinterher. Die Unkrautbekämpfung im Winterweizen konnten wir in …

Eine zoologische Sensation – Apis tritica

Das Thema “Artensterben” und vor allen Dingen des Insektensterbens beschäftigt viele Menschen. Umso erfreulicher ist es, dass am 1. April eine neue Art entdeckt wurde: Apis tritica, die Gemeine Weizenbiene. Wie das Bild zeigt, lebt sie bevorzugt auf kurzstrohigen Getreidearten, die auf Schotter wachsen. Das besondere an der Weizenbiene ist auch, dass sie den Schotterweizen erst dann bestäubt, wenn er das Totreifestadium (EC 92) bei einer Kornfeuchtigkeit von unter 14% erreicht hat. Die Weizenbiene fliegt daher nur in wenigen Juliwochen und lebt den Rest des Jahres in Erdhöhlen. Zuerst genannt wurde diese Art im Jahr 2020 von Julia Klöckner am Weltbienentag (ca. Minute 3:00) Allerdings wurden damals keine näheren Einzelheiten bekannt. Mit der Pressemeldung vom 16. Mai 2022 wurde der Fund von der Presssestelle des BMEL erneut – wiederum am Weltbienentag – bestätigt. Allerdings konnten auch diesmal noch keine Aufnahmen des Insektes gemacht werden. Da sich der grüne Minister Cem Özdemir sehr für Kreislaufwirtschaft einsetzt, wurde der Redebeitrag von Julia Klöckner aus 2020 vermutlich “recycelt”, d.h. wiederverwertet. https://www.bauerwilli.com/wp-content/uploads/2022/05/PM-Oezdemir-Weltbienentag.pdf   (Seite 3 unten)  Mit der Sendung “plan …