Monate: Oktober 2023

Wie essen wir morgen?

Innerhalb der landwirtschaftlichen Blase wird über die Entwicklungen zur Produktion von Nahrungsmitteln außerhalb der Landwirtschaft wenig oder garnicht gesprochen. In den nächsten 45 Minuten ist genau dies das Thema. https://www.deutschlandfunk.de/zeit-forum-wissenschaft-fleisch-ohne-kuehe-wie-essen-wir-morgen-dlf-f1744bf9-100.html Aber Achtung: Renate Künast sitzt mit in der Runde und dominiert mit ihren kruden Ideen und dem Bashing konventioneller Landwirtschaft fast das gesamte Gespräch. Trotzdem hörenswert, denn die neuen Techniken haben die theoretischen Voraussetzungen, die Ernährung sehr schnell zu verändern. Was davon später wirklich auf den Markt kommt? Wir werden sehen.

Giftiges Brot

Im Sommer hat der BUND e.V.  eine Meldung über giftige Erdbeeren herausgegeben, die sich nach wenigen Tagen als haltlos und falsch herausstellte. Selbst große Tageszeitungen berichteten über den Fehltritt. Jetzt kommt Foodwatch mit der Meldung über “giftiges Brot”. Diesen Eindruck muss der schnelle Leser jedenfalls bei der Überschrift bekommen: “Jedes dritte Getreideprodukt mit Pestiziden belastet”. Wenn man in die “Studie” einsteigt, so erfahren wir, dass 99,37% der 2234 Proben unterhalb des Höchstwertes liegen. In 14 Proben finden sich Rückstände oberhalb der Höchstwertes, was nicht in Ordnung ist. Ob die Getreideprodukte aus Deutschland oder dem Ausland stammen, ist nicht klar. Wie Foodwatch mitteilt, sind die Rückstände in verarbeiteten Produkten höher ist als in unverarbeitetem Produkten. Das Merkwürdige: in Haferflocken finden sich laut Foodwatch mehr Rückstände als im Haferkorn. Haferflocken sind aber lediglich gequetsche Haferkörner. Dann ist da noch ein Satz, der mich erstaunt: “Was die Supermärkte gerne verschweigen: Bei der Herstellung von Brot, Haferflocken und anderen Getreideprodukten kommen oftmals gefährliche Pestizide wie Glyphosaat  zum Einsatz”. Wirklich? Bei der Herstellung von Brot kommt Glyphosat zum Einsatz? Das …

Galgenfrist…

Tina, die unter dem Pseudonym “Ferkelhebamme” hier auf dem Blog seit vielen Jahren kommentiert und Einblick in ihren Betrieb gibt, hat Post vom Veterinäramt bekommen. Was dort auf ein paar Seiten geschrieben steht, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Schreiben Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung In “schönsten” Amtsdeutsch (was für ein widersprüchlicher Begriff) wird dort unmissverständlich verlangt, dass man ein Konzept für einen Stallumbau oder Stallneubau vorlegen soll. Dieses Konzept soll man bis zum 31.12.2023 (Silvester) erklären, oder aber verbindlich mitteilen, das man die Sauenhaltung zum 9.2.2026 aufgibt. Ich habe mit Tina telefoniert. Die letzten drei Jahre waren für Schweinehalter, besonders für Ferkelerzeuger, keine leichten Jahre. Doch jetzt steigt langsam aber sicher pure Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hoch, denn selbst wenn man mit der Ferkelerzeugung weitermachen wollte, sind die gesetzten Termine kaum einzuhalten. Hinzu kommt, dass diesen Brief so oder ähnlich alle Sauenhalter bekommen haben oder noch bekommen werden. Die Anforderungen an das vorzulegende Konzept können kaum ohne externe Beratung erfüllt werden und die Berater haben ja in den letzten Monaten nicht “Däumchen gedreht”. Wer trägt die Verantwortung …

Fesseln, die Wohlstand vernichten.

Der nachfolgende Text ist in leicht abgewandelter Form in der aktuellen Ausgabe 10/23 der DLG- Mitteilungen, einer bundesweit monatlich erscheinenden landwirtschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Vielen Dank an Arnold Krämer für seinen Gastbeitrag. Fesseln, die Wohlstand vernichten Auch in landwirtschaftlichen Betrieben wird, der rechtlichen Not gehorchend, immer mehr „Fake Work“ geleistet, Arbeit, die keine Probleme löst und keinen Sinn ergibt. Der amerikanische Wirtschaftsprofessor David Graeber hat das Prinzip in seinem 2018 erschienenen Buch „Bullshit Jobs“ eindrucksvoll beschrieben. Es geht um Bürokratie, und hier vor allem um „die böse Schwester einer guten Verwaltung“, die teilweise zum Selbstzweck verkommt, Probleme oft nicht löst, sondern nur immer aufwendiger verwaltet. Wörtlich übersetzt heißt Bürokratie „Herrschaft der Verwaltung“ und ist nicht nur Bedrohung durch den (externen) Staat, sondern in Großbetrieben der Wirtschaft auch hausgemachtes Übel. In den landwirtschaftlichen Familienbetrieben ist der Eigenanteil bürokratischer Belastung vergleichsweise noch sehr gering. Das meiste spielt sich in den Köpfen der Familienmitglieder und in der direkten Kommunikation untereinander, mit dem einen oder anderen Mitarbeiter sowie den Geschäftspartnern ab. Beim internen Controlling unterhalb der Buchführungsebene helfen Managementprogramme …

Transformation oder gesunder Menschenverstand?

Wenn mir ein Begriff so richtig auf den Senkel geht, dann der Begriff der “Transformation”. Weil er das wusste, hat mir Arnold Krämer dann auch prompt einen Artikel aus dem “Cicero” zugeschickt, in dem sich der Autor ebenfalls damit auseinandersetzt (Bezahlschranke) Er hat im Koalitionsvertrag der Ampel nachgezählt: 43 mal taucht der Begriff dort auf, egal ob bei Mobilität, Gesundheit oder eben auch bei der Landwirtschaft. “Reform” oder “Anpassung” reicht heute nicht mehr. In einer Zeit, “in der wir die multiplen Krisen nicht gegeneinander ausspielen dürfen” (Zitat Cem Özdemir) muss es eben die Transformation sein. Dieser Begriff hat irgendwie etwas Bedrohliches, er signalisiert, dass bisher alles irgendwie suboptimal war und nun auf eine höhere, selbstverständlich bessere Stufe gehoben werden muss. Und alle, die es nicht betrifft, sind sich darüber einig, dass an einer Transformation kein Weg vorbeigeht. Doch mit denen, die transformiert werden sollen, redet meist keiner. So ist es auch bei der “Transformation der Landwirtschaft”. Veränderungen “Nichts ist so beständig wie der Wandel”. Diese Erfahrung macht jeder von uns jeden Tag. Wenn ich unseren …

Dagmar rechnet ab…

Ich kenne Dagmar schon länger. Sich als Landwirtin mit dem “Spiegel” zu befassen ist schon mutig, denn er hat sich lange nicht als bauernfreundlich präsentiert. Das hat sich geändert. Sich dazu noch über Schweine und Ferkel zu unterhalten, klingt besonders “gefährlich”. Dagmar hat das sehr gut gemacht, meine ich. 24 Minuten, die dem normalen Menschen einiges mitgeben. https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/landwirtschaft-tierwohl-und-klimaschutz-eine-ferkelzuechterin-rechnet-ab-podcast-a-9daf11e0-ae67-4692-ada1-27a5eed99fff Die Podiumsdiskussion, die sie mit Ophelia Nick, einem Vertreter von Nestle und einem Startup-Gründer für fleischfreie Alternativen geführt hat, war herausfordernd. Für mich ist sie die einzige “Reale” in dem Kreis. https://www.spiegel.de/wirtschaft/ferkelzuechterin-auf-der-spiegel-klimakonferenz-landwirtschaft-ist-nicht-mehr-sexy-keiner-will-uns-geld-geben-a-35429533-7643-4464-9619-2f2a00128f40?sara_ref=re-so-app-sh (Zum Starten auf das Dreieck klicken) Wer sich nicht aufregen will, sollte gleich zu Minute 6:00 springen, denn das Intro des Herrn von der Boston Consulting Group ist meiner Meinung nach von keiner großen Praxiskenntnis geprägt. Nestle windet sich um die Verantwortung und Frau Nick (Staatssekretärin BMEL und bekennende Bio-Befürworterin) bleibt völlig unkonkret und kann Fragen von Dagmar nicht zufriedenstellend beantworten. Klar, denn “ohne Moos nichts los”. Besonders für Schweinehalter ist diese Podiumsdiskussion entlarvend und zeigt, dass an den Zukunftsperspektiven noch gearbeitet werden muss. (Foto: …

Wetter hat Einfluss auf Insekten…

Eine neue Studie hat herausgefunden, dass die Populationsdynamik von Insekten stark vom Wetter beeinflusst wird. Für einen Landwirt ist dies nichts Neues, denn die Erfahrung lehrt, dass es Jahre mit einem starken Auftreten von bestimmten (Schad-)Insekten gibt, die in anderen Jahren hingegen kaum eine Rolle spielen. Blattläuse in Zuckerrüben waren 2023 beispielsweise in unserer Region kaum ein Problem, weil das Frühjahr kalt und nass war. https://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaft-wettereinfluss-auf-insektenschwund-kontroverse-debatte-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230928-99-359857 Eines der wirklich bedeutsamen Ergebnisse ist, dass die Insektenbiomasse in 2022 auf dem Niveau von 1980 lag. https://www.topagrar.com/acker/news/neue-studie-entlastet-landwirtschaft-insektenrueckgang-lag-am-wetter-aw-13491176.html Kritisiert wird an der Krefelder Studie, dass dort nur Fluginsekten gefangen wurden, also eine große Gruppe nicht-flugfähiger Insekten nicht erfasst wurde. Zudem sind Insekten unter bestimmten Bedingungen weniger mobil und entziehen sich somit auch dem Fang. Doch wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch Kritik an der Studie. Lesen Sie dazu die Links. https://www.mdr.de/wissen/insekten-sterben-rueckgang-wetter-diskurs-debatte-100.html

Direkte Demokratie…

Mein Freund Dieter, der einen Demeter-Betrieb in Hessen führt, ist der Meinung, dass jeder, der gegen Glyphosat ist, sofort reagieren sollte und Bio kaufen muss. Und zwar ganz konsequent. Das ist gelebte direkte Demokratie. Meine Anmerkungen dazu: Jeder Kauf ist der Auftrag, das Produkt in genau gleicher Weise noch einmal herzustellen Wer ein Hähnchen für 2,79 € kauft, gibt an der Kasse das Recht ab, sich über Massentierhaltung aufzuregen Mit dem Kassenzettel stimmst Du ab, wie die Landwirte produzieren Wie ihr seht: Dieter und ich sind uns einig. Übrigens auch in der Meinung, dass durch immer mehr Auflagen hier bei uns die Lebensmittelproduktion ins Ausland abwandert. Wie dort produziert wird, interessiert dann niemand mehr. Das nennt man Doppelmoral. Übrigens: Die oben genannten Studiendaten entstammen dem von mir neu gegründeten Institut für erfundene Statistiken (IFES)

Deutschland 2023 – Deutschland 2030?

Ich habe lange an diesem Text gearbeitet, ihn immer wieder überarbeitet, ergänzt, gestrichen. Ich habe lange überlegt, ob ich ihn überhaupt veröffentlichen soll. Aber es ist mein Blog und es ist meine Meinung. Eigentlich bin ich ein Optimist. Es heißt ja auch oft “unverbesserlicher Optimist”, wobei ich mich frage, was das Gegenteil wäre? Ein”verbesserlicher Pessimist”? Na, das wäre doch was. Ich habe in der Kachel über diesem Artikel einige Punkte aufgeführt, die mir Sorgen machen. Warum? Ich erkenne bei keinem dieser Faktoren eine wirkliche Lösung. Einige werden sich möglicherweise im Lauf der Zeit von selbst verbessern (die Inflationsrate zum Beispiel), andere Faktoren wie der demografische Wandel (Deutschland wird immer älter) sind seit Jahren bekannt und wohl auch kaum zu leugnen. Trotzdem wurde und wird wenig unternommen, um dieses Problem, dass ja auch massive Auswirkungen auf unseren Arbeitsmarkt hat, zu lösen. Dies gilt auch für andere der oben aufgeführten Punkte. Das Vertrauen ist weg Im Gegensatz zu vorherigen Regierungen, die nicht ganz unschuldig an der derzeitigen Situation sind, haben wir aktuell aber die Situation, dass die …

Ernte-Dank 2023

Diese Erntedank-Predigt habe ich von Jürgen Donhauser, Landwirt und Diakon. Auch gut anzuhören für Konfessionslose oder Angehörige anderer Glaubensrichtungen. Es gibt gute Gründe, Danke zu sagen. Passend zum Erntedank hat das Wochenblatt mit ihm ein Interview geführt, dass ihr hier nachlesen könnt: https://www.wochenblatt-dlv.de/dorf-familie/landleben/diakon-ueber-erntedankfest-tiefes-gefuehl-dankbarkeit-574384 Wer sich für die Arbeit von Jürgen Donhauser interessiert: http://www.juergendonhauser.de/ Auf dem Bild seht ihr unseren Erntedankwagen, den meine Frau jedes Jahr schmückt, und der – zusammen mit anderen – durch unseren Ort fährt. Anschließend ist der Gottesdienst im Freien, an den sich ein gemütliches Zusammensein anschließt.