Monate: Dezember 2020

In eigener Sache

Kurz vor Weihnachten möchte ich kurz einige Dinge erläutern, die sich in den letzten Wochen ereignet haben und aus denen ich jetzt Konsequenzen ziehen werde. Im Dezember 2019 habe ich auf dem Agrargipfel im Bundeskanzleramt Dirk Andresen kennengelernt. Er wurde seitens der Bundesregierung als Vertreter von “Land schafft Verbindung” in die Zukunftskommission Landwirtschaft eingeladen. Gerne habe ich ihn mit Fachinformationen unterstützt, ihm Fragen beantwortet, Sachverhalte mit ihm diskutiert und Vorschläge gemacht. Als er mich ansprach, dies auch zur Vorbereitung des Gespräches mit dem LEH zu tun, habe ich gleiches auch in diesem Fall getan. Ich habe ihn und die Teilnehmer des LEH stets darauf hingewiesen, dass ich nicht Mitglied des LsV bin, somit kein Verhandlungsführer und auch nicht an Entscheidungen beteiligt. Ich bin ebensowenig Mitglied in anderen, in den letzten Monaten entstandenen Interessensgruppen. Mein Fehler Aus heutiger Sicht war es mein Fehler, am Gespräch vom 11.12.2020 teilgenommen zu haben. Ich habe dadurch in den Augen einiger Berufskollegen einen Teil meiner Unabhängigkeit und Eigenständigkeit verloren. Diesen Menschen möchte ich nochmals sagen, dass ich an den Entscheidungen …

Im Dezember 1922

Gestern haben wir  den 98igsten Geburtstag einer der wichtigsten Personen in meinem Leben gefeiert, wenn nicht der wichtigsten Person überhaupt: unserer Mutter. Sie hat jetzt das 99igste Lebensjahr begonnen. Bei voller Gesundheit, mit viel Humor und Lebensfreude, an vielem interessiert und den Menschen zugewandt. Was hat sie alles erlebt? Als Kind die Machtergreifung eines Diktators, als Jugendliche die Verirrungen eines ganzen Volkes, im Krieg den Verlust von 4 Geschwistern. Anfang der 50er Jahre Hochzeit und Geburt von drei Kindern auf unserem Hof. Der Hof war zu dieser Zeit noch so eine Idylle, wie es sich der normale Bürger heute noch vorstellt: Kühe, Schweine, Enten, Gänse, Katzen. Dazu Ratten und Mäuse, weil es viel Futter gab und in den Ställen warm. 1964 wurden die Kühe abgeschafft, ein paar Jahre dann auch die Schweine. Statt dessen Hühner in Bodenhaltung, etwas später mehrere Tausend Legehennen in Käfighaltung. Schließlich wurden auch die abgeschafft, weil wir, die Kinder, ins Studium gingen und für die Vermarktung der Eier an der Haustür (Mittwochs war “Eiertag”) keine Zeit mehr hatten. Im Jahr 2000 …

Eine Milliarde in einem Kubikzentimeter

Haben Sie das gewusst? Dass in einem Kubikzentimeter Boden eine Milliarde Bakterien leben? Diese und andere unglaubliche Fakten hat Ludger Weß in seinem Buch “Winzig, zäh und zahlreich” niedergeschrieben. Wussten Sie, dass erst vor kurzem entdeckt wurde, dass Bakterien noch in 5 km Tiefe in der Erdkruste vorkommen? Und somit hohe Temperaturen aushalten. Andererseits auch in der Stratosphäre, also unter extrem niedrigem Luftdruck? Dass es Bakterien gibt, die sich am Magnetfeld orientieren, weil sie in ihrem Inneren sogenannte Magnetosome ausbilden. Dass es Bakterien im Kühlwasserkreislauf von Atomreaktoren gibt, aber auch solche, die in der Lage sind, Dioxin zu zersetzen. Was ja sehr nützlich sein kann. Dass Bakterien absolut notwendig sind, um diverse Milchprodukte (Joghurt, Kefir, Buttermilch etc.) herzustellen, müsste eigentlich Allgemeinwissen sein. Eigentlich. Bakterien sind übrigens auch daran “schuld” dass wir Sauerstoff atmen können. Cyanobakterien waren es nämlich, die Sonnenlicht zur Fotosynthese nutzten und so zu einer Anreicherung der Atmosphäre mit Sauerstoff sorgten. Dieses Gas war für die damaligen Lebewesen giftig, so dass Evolutionsforscher von der “Sauerstoffkatastrophe” sprechen. Die Lebewesen sind am Sauerstoff gestorben. So …

Bei Lidl sehe ich Schwarz…und rot…

Ich war heute Getränke holen und bin aus einem besonderen Interesse beim Lidl reingesprungen. (Gekauft habe ich nichts)  Ich wollte sehen, ob die Verbrauchertäuschung von Montag dort noch zu finden war. Da lag nämlich in der Kühltheke “Minutensteak” in der Version Bauernhilfe für 3,39 € direkt neben der Variante “Minutensteak” jetzt 37% billiger für 1,93 € (jeweils 400 g) Wer nicht vollkommen schwachsinnig ist, wird zu der zweiten Variante greifen. Bernhard Barkmann hatte auch darüber geschrieben: https://blogagrar.de/politik/lidl-so-geht-das-nicht/ Nun gut, dieser Produktvergleich war jetzt nicht mehr zu finden. Dafür aber Schweinenackensteaks 500 g für 3,39 € in der Variante “Bauernhilfe” direkt neben Schweinenackenkotelett 700 g für 2,90 € Wer nicht vollkommen schwachsinnig ist, wird zu der zweiten Variante greifen. Genau das Gleiche 50 cm weiter: Schweine-Geschnetzeltes in der Variante “Bauernhilfe” 500 g für 3,39 € (warum da Gyros dran steht weiß ich nicht, es war nicht eingelegt) und direkt daneben Schweine-Gulasch 500 g für 2,70 € (von 3,39 ! im Preis gesenkt. Und auch hier: Wer nicht vollkommen schwachsinnig ist, wird zu der zweiten Variante greifen. …

Brief an die Kunden

Antonia vom Obsthof Kitt am Bodensee (ist ein Betrieb des “Lernort Bauernhof”) hat einen tollen weihnachtlichen Gruß an Mitmenschen und Kunden geschrieben. Den Link findet ihr hier: Weihnachtsbotschaft 2020 Sie hat mir erlaubt, diesen allen Lesern zur Verfügung zu stellen. Wer also einen Hofladen oder sonst eine Selbstvermarktung hat, darf diese Weihnachtsbotschaft gerne herunterladen und verschicken. Aber natürlich auch sonst alle…

Die Einigung! Die Einigung?

In den vergangenen Wochen haben Bauern die Zufahrten zu den Zentralläger diverser Lebensmittelketten blockiert. Darauf hin kam es zu einem Gespräch zwischen LEH und LsV. Jetzt wurde das Ergebnis öffentlich: LsV-LEH-Medienstatement_final_15-12-20 Die nun veröffentlichte Fassung habe ich den Medien entnommen. Schon bevor die gemeinsame Erklärung von LEH und LsV veröffentlich wurde, hat sich Prof. Spiller mit den Forderungen der Landwirte beschäftigt und analysiert, was davon halbwegs realistisch ist und was eine “Schnapsidee”. Bauernproteste gegen den Handel: Einige wichtige Punkte – aber leider zu einfach gedacht Im nachfolgenden Artikel wird auch der DBV erwähnt: “Unterdessen forderte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Handelsketten auf, dem Beispiel von Rewe und Lidl zu folgen und Herkunft und Standards besser zu vergüten.” https://www.agrarheute.com/management/agribusiness/landwirte-stellen-lebensmittelhandel-ultimatum-576206?utm_campaign=ah-mo-fr-nl&utm_source=ah-nl&utm_medium=newsletter-link&utm_term=2020-12-15 Die letzten Tage waren sehr anstrengend. In meinem Kopf brummt es und es gibt so vieles, was man dazu sagen könnte. Ich mache es aber nicht, weil es nichts bringt, wenn das Ergebnis fest steht und nicht mehr beeinflusst werden kann. Hoffen wir, dass die erzielten Vereinbarungen auch tatsächlich eingehalten werden. Kurzfristig, denn so …

Die Zwickmühle

“Eine Zwickmühle ist eine Spielstellung beim Mühlespiel, bei der mit einem Zug eine bestehende Mühle geöffnet und gleichzeitig eine andere offene Mühle geschlossen wird. Ein entsprechender Zug in die gegensinnige Richtung bewirkt wiederum das Schließen der vorher geöffneten Mühle.” (geändert: Wikipedia) Stein um Stein und Zug um Zug verliert der Mitspieler Handlungsspielraum, bis er zuletzt völlig verspielt hat. In genau so einer Zwickmühle befinden derzeit die Landwirte. Wenn 250 g veganes Schnitzel (aus importiertem Soja, Zusatzstoffen und Wasser)  genau so viel kosten wie 1000 g deutsches Schweinefleisch, wenn 1 l Soja- oder Haferdrink  das Sechsfache von dem kosten, was ein Landwirt für seine Milch bekommt, wenn für Luxus-Katzenfutter 10 €/kg bezahlt werden, dann stimmt was nicht. Auch wenn die Lebensmittelhändler jetzt den Preis für das Fleisch etwas anheben, ändert das nichts daran, dass das Ungleichgewicht überdeutlich ist. Nun ist es ja so, dass dem Konsumenten das Tierwohl am Herzen liegt. So jedenfalls die Aussage bei Umfragen. Doch sobald der Meinungsforscher das Interview beendet hat, geht der Weg des Bürgers dann doch zur Tiefkühltheke mit dem …

SAUEREI!

Bald ist Weihnachten. Vielleicht suchen Sie ein Buch, dass “etwas anders” ist. Ein Buch über Landwirtschaft ohne Idylle, mit einer persönlichen Sicht der Dinge, an der man sich auch reiben kann. “Die Leute haben doch alle keine Ahnung, wollen uns aber vorschreiben, wie wir Landwirtschaft zu betreiben haben”. Genau das war meine Meinung, als ich mich 2015 hingesetzt habe, nachdem mich der Piper-Verlag angerufen hat, ob ich nicht ein Buch schreiben wollte. Das wollte ich ursprünglich nicht, ich wollte “meine Ruhe haben”. Doch mit einer solchen Einstellung erreicht man nichts, gar nichts! Also müssen wir unseren Mitbürgern erzählen, was wir machen, wie wir es machen und warum wir es so machen wie wir es machen. Ohne erhobenen Zeigefinger und ehrlich, ohne etwas zu beschönigen. Deshalb habe ich dann, nach einer Probephase, meine persönlichen Gedanken und Meinungen zu den vielen kritischen Themen rund um die Landwirtschaft wie Massentierhaltung, Monokulturen, Gentechnik, Pestizide, verseuchtes Grundwasser, geschredderte Küken und alle weiteren bekannten Skandale zu Papier gebracht. Aus meiner ganz persönlichen Sicht als Bauer, die man teilen kann, aber nicht muss. Einfach …

Lebensmitteleinzelhandel – Die Botschaft ist angekommen

Ich weiß nicht, ob es das in den letzten Jahren  so schon mal gegeben hat: Bauern und bedeutende Vertreter des LEH sitzen sich direkt gegenüber. Nicht in Wirklichkeit, aber digital. Am Freitag, 11.12.2020 trafen sich Vertreter von Lidl, Aldi, Rewe und Edeka mit Vertretern von LsV Deutschland und Cloppenburger Landwirten. Letztere waren der Auslöser, dass es überhaupt dazu gekommen ist. Weil Dirk Andresen, Sprecher von LsV Deutschland mich gefragt hatte, konnte ich mit dabei sein. Ich bin ja kein Mitglied. Gleich zu Beginn: Es wurde eine gemeinsame Pressemitteilung für Freitag Abend verabredet. Gegen 19:00 Uhr erfuhren wir, dass diese Pressemitteilung in den Kreisen des LEH einen erheblichem Abstimmungsbedarf und Genehmigungen notwendig machte, so dass mitgeteilt wurde, dass mit der Pressemitteilung aus Sicht des LEH nicht vor Montag zu rechnen ist. Dann muss sie ja noch die Abstimmung mit der landwirtschaftlichen Seite erfahren. Aber wie heißt es so schön: „was lange währt…“. Was kann also gesagt werden, ohne der gemeinsamen Presseerklärung vorzugreifen: Die erste Stunde verlief sehr harmonisch. Innerhalb kurzer Zeit konnte bei zwei Punkten volles …

Globales Ziel: Landwirtschaftliche Produktivität verdoppeln

Die UNO hat 17 Ziele (Global Goals)  für die globale Entwicklung formuliert. Eines davon ist die Beendigung des Hungers. http://www.bmz.de/de/themen/2030_agenda/17_ziele/ziel_002_hunger/index.html Dazu gehört die Maßnahme, die landwirtschaftliche Produktivität zu verdoppeln. In der nachfolgenden Rede von Minister Müller wird aber auch die Widersprüchlichkeit von Zielen und Maßnahmen offensichtlich. Sie ist zwar aus dem Jahr 2016, aber zur Darstellung der Widersprüche auch heute noch gültig. http://www.bmz.de/de/presse/reden/minister_mueller/2016/juni/160623_Rede-Minister-Mueller-bei-Konferenz-Politik-gegen-Hunger.html Es erinnert mich an den Satz: “Es muss etwas passieren, aber es darf nichts geschehen.”