Monate: April 2017

“Landwirt first”

Johannes Dreer ist Unternehmensberater. Aber seine Kunden sind keine Dax-Aktiengesellschaften, sondern Landwirte. Dabei geht es um mehr als betriebswirtschaftliche Fachlichkeit, weil der Erfolg von Familienbetrieben auch an weichen Faktoren hängt. Und oft ist es der externe Blick von aussen, der das Blatt wendet… Wir kommen auf den Betrieb: 150 Milchkühe im ausgesiedelten Stall, 140 Stück. weibliche Nachzucht auf der Althofstelle. Völlig überbelegt. Die Eltern beide über 80, der Vater leicht pflegebedürftig. 3 Kinder, eines davon designierter Hofnachfolger, aber noch ohne Fremdbetriebs- oder Fremdbranchen-Erfahrung. 1,6 Millionen Fremdkapital im Gesamtbetrieb – inklusive PV-Anlagen. Herdenleistung unterdurchschnittlich. Ergebnisse schlecht. Weil nur knapp 60 ha in Bewirtschaftung sind, drücken gleich mehrere Schuhe: Fremdkapital-Last, die neue Düngeverordnung und die mangelnde Futtergrundlage. Der Landwirt präsentiert uns seine Lösung: “Biogasanlage 75kW. Damit kriegen wir das Gülleproblem in den Griff und generieren Zusatzerlöse,  “nur” ca. 700.000Euro Investition, ein Angebot liegt bereits vor,” argumentiert der Landwirt. Aus unserer landwirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Praxis wissen wir, dass eine Erweiterungsinvestition aufbauend auf ungesunder betriebliche und finanzieller Lage keinen Sinn macht. Aber wir erleben das häufig. Beziehungsweise beschäftigen wir uns …

Einstellungssache…

So denkt ein Vollblut-Unternehmer. So denken auch viele Landwirte. Also: Mut zum Risiko! Nicht auf andere warten, selbst handeln. Neulich sagte mir ein (erfolgreicher) Bauer: wir sind nach jedem Fehler danach stärker geworden. Das ist die richtige Einstellung.

Freie Hühner, freie Schweine…

Was passiert, wenn plötzlich und unerwartet ein Huhn in einem Dorf auftaucht und sich dort “einbürgert”? . Das zeigt das nachfolgende Video sehr anschaulich. Der Effekt ist verblüffend. http://tvthek.orf.at/profile/Burgenland-heute/70021/Burgenland-heute/13923698/Unbekanntes-Huhn-im-Baum/14019149                   Und da kam mir eine Idee: Menschen in der Stadt kennen viele unserer Tiere nicht mehr aus eigenem Erleben. Um das zu ändern, habe ich mir überlegt, dass ich in die nächste größere Stadt fahre und dort auf einem belebten Platz ein paar Hühner und vielleicht auch ein Schwein laufen lasse. Vielleicht Ostersamstag, weil dann besonders viele Menschen in den Städten sind und die Tiere bewundern können. Besonders Kinder dürften sich über so einen “Besuch vom Lande” freuen. Ich habe das mal mit ein paar Freunden und Freundinnen diskutiert. Auweia, da ging es aber los! Das könnte gefährlich für die Tiere und die Passanten sein. Es wäre ein tierschutzrelevantes Thema (weil ich Tiere freilasse?) wenn die Tiere unbeaufsichtigt wären. Und der Einsatz der Polizei könnte auch Kosten verursachen (Wieso Polizei? Die sollen die doch nicht einfangen!). In geschlossenen …

Was ist Natur?

Jetzt wird es philosophisch: Wir Bauern arbeiten ja in der Natur, mit der Natur und manchmal auch gegen die Natur. Und das machen nicht nur konventionelle Bauern so, sondern auch deren Kollegen, die Bio-Bauern. Auch sie lassen das Unkraut nicht einfach so wachsen. Aber was ist eigentlich „die Natur“? Haben wir in Deutschland eigentlich noch eine ungestörte Natur? Je weiter wir uns von der Natur entfernen, um so mehr sehnen wir uns offensichtlich danach. Ist unsere Natur natürlich? Oder ist sie nicht vielmehr das Produkt von mehr als 2000 Jahren Kultur? Zur Zeit der Römer war fast ganz Deutschland von Wald bedeckt, heute ist das anders. Manche werden das möglicherweise„schlimm“ finden, aber es ist das Ergebnis der Tätigkeit unserer Vorfahren. Soll man denen jetzt nachträglich Vorwürfe machen? Ist die Natur schön? Ja klar, wird jeder sofort ausrufen, wie kann man nur eine solche Frage stellen! Wenn mir die Schnecken oder Mäuse meinen Rübenbestand dezimieren, finde ich das nicht schön. Und wenn Sie ihr geliebtes Auto nach einer Nacht unter Alleebäumen mit Vogeldreck verschmutzt wiederfinden, erfreut Sie …

Das sind solche Tage…

…an denen es richtig Freude macht, Bauer zu sein. Sonntag morgen, 11 Uhr. Der Raps beginnt zu blühen, heute abend sind unsere Rüben alle gesät. Diese Nacht hat es zwei Millimeter geregnet, perfekt für die Keimung. Die Luft riecht so richtig nach Frühling. Jetzt kann es wachsen. Auf dem Bild seht ihr übrigens vier verschiedenen Formen von Energie. Links ein Braunkohlen-Kraftwerk, das bald abgeschaltet wird (Frimmersdorf), rechts, ganz im Hintergrund die Windkraft. Vorne die frisch gesäten Zuckerrüben und dahinter unser Raps. Daraus wird Zucker und Rapsöl. Euch allen einen schönen Sonntag Euer Bauer Willi

Aus alt – mach neu…

Gestern haben wir euch ja die Saatbett-Bereitung gezeigt. Jetzt das Video, dass ich gestern aufgenommen habe. Einige werden sich wohl über die alten Geräte wundern. Aber alles ist gut gepflegt und warum was Neues anschaffen, wenn das Alte noch funktioniert? Ich bin ja auch über sechzig… Die Rübensaat Gestern haben wir euch ja die Saatbett-Bereitung gezeigt. Jetzt das Video, dass ich gestern aufgenommen habe. Einige werden sich wohl über die alten Geräte wundern. Aber alles ist gut gepflegt und warum was Neues anschaffen, wenn das Alte noch funktioniert? Ich bin ja auch über sechzig… 🙂 😉 Posted by Bauer Willi on Samstag, 1. April 2017

REWE, ich bin entsetzt…

…weil ich neulich bei euch im Laden eine extreme Form von Massentierhaltung gesehen habe. Zusammengedrängt auf engstem Raum, ohne Tageslicht, am Sonntag sogar vollständig im Dunkeln. Genau das gleiche bei der Wildtier-Variante mit Streifen und Punkten. Ihr solltet euch schämen. Gleich morgen werde ich eine Petition anschieben, die dazu auffordert, diese Produkte zu boykottieren. Und dem WWF, mit denen ihr ja ein sehr enges Verhältnis pflegt, werde ich das auch sagen. Mal sehen, ob die dann noch eure Freunde sind. Euer Bauer Willi

Die Bürger-Greening-Prämie kommt

Die Greening-Prämie für Landwirte hat das Ziel die Biodiversität zu erhöhen. Doch einerseits stöhnen die Landwirte über die Bürokratie und andererseits sind die Effekte nicht eindeutig nachweisbar. Manche Politiker halten das Greening deshalb für gescheitert: https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Haeusling-und-Habeck-halten-Greening-fuer-gescheitert-2671683.html Dagegen steigt die Biodiversität in den Städten immer mehr an. Nun kommt überraschend aus Bayern ein unkonventioneller Vorschlag: Bayern möchte die Greening-Prämie auf die Bürger ausdehnen. Die Idee dazu entstand in der Koordinationsstelle der Ökomodell-Region Kempten-Oberallgäu (http://www.oberallgaeu.org/bauen_umwelt/extras/oekomodellregion_oberallgaeu-kempten/) Dort gibt es seit Jahren eine intensive Zusammenarbeit der bayrischen CSU-Landkreise mit Bio- und Naturschutzverbänden um eine naturnahe und vor allem auch gentechnikfreie Landwirtschaft zu etablieren.  Generell finden wir es sehr bemerkenswert, wie ausgerechnet die konservative CSU in Bayern eine pragmatische, grüne Agrarpolitk betreibt. Da loben selbst grüne Politiker die bayrische Agrarpolitik. Der bayrische Landwirtschaftsminister Brunner war sofort von der Idee begeistert, weil (Zitat) „sie unsere Landwirte von unsinnigen Regeln entlastet und engagierte Bürger belohnt“. Deshalb unterschrieb Brunner letzte Woche ein Dekret, das eine Umschichtung von 3 Mio. € aus dem bayrischen Greening-Topf vorsieht. Die Prämie wurde vorerst auf € 1.000.- je …