Monate: November 2021

Eco Schemes: wer hat da nur gerechnet?

Ich habe mal grob kalkuliert, was die neuen Regelungen für meinen Betrieb finanziell bedeuten würden, wenn sie so wie geplant durchgesetzt werden. https://www.agrarheute.com/politik/oeko-regelungen-so-viel-geld-gibt-pro-hektar-586034 Als Basisprämie werden 150 € pro Hektar gezahlt. Macht bei 40 ha 6.000 €. Dafür muss ich 4% Flächenstillegung machen, dass sind dann bei mir 1,6 ha. Wenn ich statt 4% freiwillig 5% Stillegung mache, sind es 0,4 ha mehr. Da es für den ersten zusätzlichen Prozentpunkt 1.300 € pro Hektar gibt, kommen (0,4 *1.300 €) = 520 € hinzu. Macht 6.520 € Eine vielfältige Fruchtfolge mit mindestens 10% Leguminosen mache ich derzeit nicht. Dafür gäbe es 30 €/ha. Ackerbohnen habe ich schon mal gemacht und wieder sein lassen, Sojabohnen sind hier im Rheinland mit wenig Erfolg probiert worden, Erbsen wäre denkbar, aber bei den derzeitigen Erlösen müsste ich Geld mitbringen. Der Deckungsbeitrag läge um 300 bis 500 € unter vergleichbaren Kulturen.  Es bleibt also bei 6.520 €. 150 € gibt es für einen Hektar Blühstreifen. Dafür muss ich Saatgut kaufen, die Einsaat erledigen und eventuell die Kultur abmulchen. Wenn ich eine …

Halbierung der Tierhaltung in Deutschland

Viele Umweltverbände fordern eine Halbierung der Tierbestände in Deutschland. Sie beziehen dies vermutlich nur auf die Nutztierbestände und nicht auf Tiere, die zum Vergnügen der Menschen unter oft prekären Verhältnissen in Häusern gehalten werden.  Folglich sollte die Forderung zur Halbierung der Bestände auch auf sogenannte “Haus”-Tiere ausgedehnt werden. https://www.zzf.de/presse/meldungen/meldungen/article/trend-zum-heimtier-haelt-auch-2020-an.html Zitat: “Dabei beliefen sich die Umsätze für Fertignahrung auf 3,460 Milliarden Euro”. Wieviel davon ist Fleisch? Rund 1 Mio. Tonnen. https://www.tagesspiegel.de/politik/haustierboom-in-der-coronakrise-hunde-und-katzen-sind-klimakiller/26992320.html Zitat: “Laut einer Studie der Technischen Universität Berlin vom August 2020 ist ein 15 Kilogramm schwerer Hund, der 13 Jahre lang lebt, für 8,2 Tonnen CO2-Ausstoß verantwortlich. Das entspricht etwa 13 Flügen von Berlin nach Barcelona. Zum Vergleich: Ein Mensch, der in Deutschland lebt, produziert pro Jahr 12,5 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases. Empfohlen werden zwei Tonnen jährlich.  Zudem sind Hunde und Katzen keine Nutztiere. Sie liefern weder Milch noch Eier noch Fleisch noch Fell. Ihr Kot dient nicht als Dünger, sondern muss entsorgt werden. Dafür werden Plastikbeutel benötigt, Katzenstreu und unendlich viel Wasser.” Frage: Wer sagt es dem Bürger? Und wie setzen wir es um? …

Vom Sinn und Unsinn der “Öko”-Regelungen

Im April diesen Jahres wurden die sogenannten Öko-Regelungen, die im Rahmen der neuen GAP gelten sollen, in einem Entwurf vorgestellt. Hier der volle Wortlaut:   Öko-Regelungen Die entscheidenden Passagen sind hier nachzulesen: § 20 Festlegung der Öko-Regelungen (1) Es werden mindestens folgende Öko-Regelungen angewendet: 1. eine Bereitstellung von Flächen zur Verbesserung der Biodiversität und Erhaltung von Lebensräumen durch:      a) nichtproduktive Flächen auf Ackerland über den in § 10 des Gesetzes über die im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geltende Konditionalität genannten verpflichtenden Anteil hinaus,     b) Anlage von Blühstreifen oder -flächen auf Ackerland, das der Betriebsinhaber nach Buchstabe a bereitstellt,    c) Anlage von Blühstreifen oder -flächen in Dauerkulturen oder    d) Altgrasstreifen oder -flächen in Dauergrünland, 2. ein Anbau vielfältiger Kulturen mit mindestens fünf Hauptfruchtarten im Ackerbau einschließlich des Anbaus von Leguminosen mit einem Mindestanteil von 10 Prozent, 3. die Beibehaltung einer agroforstlichen Bewirtschaftungsweise auf Ackerland, 4. die Extensivierung des gesamten Dauergrünlands des Betriebs, 5. die ergebnisorientierte extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mindestens vier regionalen Kennarten, 6. die Bewirtschaftung von Acker- oder …

Das Sterben der Höfe – ein Blick von außen

Den nachfolgenden Gastartikel habe ich unaufgefordert zugesandt bekommen. Ich habe mit dem Autor, der nicht aus der Landwirtschaft stammt, ihr aber zugetan ist,  Kontakt aufgenommen und erfahren, dass er die Entwicklung in der Landwirtschaft mit großer Sorge beobachtet. Schuld an dieser Entwicklung seien vor allem falsch gesetzte Rahmenbedingungen politischer Entscheidungsträger, die unbedingt zu korrigieren sind. Wie gute Rahmenbedingungen für eine „bäuerliche Landwirtschaft“ aussehen, zeigt er in seinem Beitrag mit drei Vorschlägen auf, die zumindest ungewöhnlich, ja fast schon revolutionär sind. Bilden Sie sich selbst ein Urteil, ob sie überzeugend und erfolgsversprechend sind.   Das Sterben der Bauernhöfe in Deutschland – und wie man es beenden könnte Berthold Brecht in „Galileo Galilei“: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Schon seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 kann man von einem „Sterben der Bauernhöfe“ in Deutschland sprechen: Zählte man in der Bundesrepublik 1949 noch 1.646.750 Bauernhöfe (auf damals etwa 249.000 km² Fläche), waren es 2010 schon weniger als …

Einmal Bio und zurück

Diesen Gastartikel schickte mir ein Berufskollege aus Süddeutschland zu. Es geht um die Gründe, warum er von der Bio-Landwirtschaft wieder auf Konventionell umgestellt hat. Denn über die Rückumsteller wird in der Diskussion um Bio selten gesprochen. Einmal Bio und zurück Meine Geschichte entspricht nicht dem Mainstream und wird das Weltbild manch eines Öko-Ideologen erschüttern. Aber ich halte es für meine Pflicht, gerade jungen Landwirten auch kritische Praxiserfahrungen an die Hand zu geben, denen ansonsten nur eine „heile“ Biowelt suggeriert wird. Wirtschaftlich dank Subventionen Als meine Frau und ich uns kennenlernten, waren wir auch im Selbstzweifel, ob denn die konventionelle Landwirtschaft noch auf den richtigen Weg sei. Der Zwang zu rationalisieren um kostengünstiger zu produzieren, zum Wachsen oder Weichen, war ja schon lange zu spüren. Auch die permanente negative mediale Darstellung der konventionellen Landwirtschaft machte einem jungen Paar nicht gerade Lust, den Hof so weiter zu betreiben. Um Erfahrungen zu sammeln pachteten wir einen Ackerbaubetrieb und stellte diesen auf Bio um. Dank der üppigen Ökoprämien ging dies wirtschaftlich auch gut. Die Vorstellung, dass man als Biobauer …

Landwirtschaft im Jahr 2049

Unter dieser Überschrift hat sich eine weitere Gruppe zusammengefunden, die mögliche Wege für die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert hat. Dieser Blick geht fast 30 Jahre nach vorne. Wer nicht weiß, wer die DAFA ist: es ist die Deutsche Agrarforschungsallianz Hier die Übersicht über die Zielbilder: Zielbilder für die Landwirtschaft 2049 — Übersicht   Die Kernelemente des Zielbildes 2049 wurden so formuliert (Zitat): DAFA-SF19-2-Gesamtzielbild Die Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeugung werden von der Bevölkerung wertgeschätzt, weil • Aufklärung, Bildung und Information zur Betrachtung von Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Sozialpolitik als ein Ganzes geführt haben, • die Gesellschaft Tierhaltung und Fleischproduktion unter Tierwohlaspekten unter-stützt und entsprechend honoriert, • Landwirtschaft stadtnah erlebbar wurde, • regionale Ziele über ganzheitliche Regionalkonzepte umgesetzt wurden, • regionale und nationale Schwerpunktsetzung durch ökonomische Regelungen er-leichtert wurden, • Landwirte auch für die Erhaltung von Ökosystemleistungen von der Gesellschaft ent-lohnt werden, • Digitalisierung und strategische Forschungsförderung frühere Zielkonflikte mildern konnten. Die Landwirtschaft ist klimaneutral, weil • Moore renaturiert und unter Schutz gestellt wurden, • Emissionen von Tieren durch angepasste Fütterung verringert und in Ställen aufge-fangen werden, …

Das Greenpeace-Dilemma

Von einem, der einst für die Ideen und Interessen von Greenpeace gekämpft hat, sich heute aber nicht mehr damit identifizieren kann. Das Greenpeace-Dilemma Der Autor hat einen eigenen Blog. Er ist Wissenschaftler am UFZ in Leipzig. Besonders gut gefallen hat mir sein Zitat des Brandolini Gesetz: “Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion.“