Monate: Juni 2017

Elfenbein-Türme

Hier geht es nicht um Elfenbein, sondern um Bildung und Ausbildung. Was mich in letzter Zeit zunehmend nervt und ärgert, ist die Tatsache, dass es gerade die Agrar-Professoren in die Medien schaffen, die sich besonders kritisch über die Landwirtschaft äußern. Besonders dann, wenn ein Teil davon Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung ist und diese berät. Nun möchte ich nicht in Abrede stellen, dass einiges von dem, was kritisiert wird, nicht auch kritikwürdig ist.  Wenn aber beispielsweise ein Göttinger Professor “verdeckte Ermittlungen” bei den Tierhaltern fordert, muss man sich schon fragen, ob man seinen Nachwuchs nun ausgerechnet dort studieren lassen sollte. Andere Herren halten die Landwirtschaft insgesamt für nicht zukunftsfähig und auch eine Halbierung des Fleischkonsums für unvermeidlich. Wie die konkreten Maßnahmen aussehen und wie sich das auf die Struktur der Landwirtschaft auswirkt, wird medial nicht erläutert. Aber wahrscheinlich hört man das in der Vorlesung. Nun ist es ja nicht so, dass alle deutschen Agrar-Professoren und -professorinnen solche agrarkritischen Äußerungen machen würden. Aber wo sind denn all die Anderen? Sollten sich nicht alle Inhaber eines hohen Lehramtes in die politische …

Was ist Wahrheit?

Inspiriert durch einen Mail von Bauer Fritz, der hier auch schon geschrieben hat, habe ich mir jetzt ein paar eher philosophische Gedanken dazu gemacht, wie es um die Wahrheit bestellt ist. Hat jetzt nicht nur was mit Landwirtschaft zu tun, aber irgendwie doch auch. Wer es mit geistiger Arbeit nicht so hat, kann ja gleich wieder wegklicken. Unsere Welt ist komplex. Viele, zu viele Informationen stürmen auf uns ein, ob wir es wollen oder nicht. Überschrift lesen und die Meinung steht. Komplexität ist eher unerwünscht, weil es uns zwingt, in Zusammenhängen zu denken, den Grund dahinter herauszufinden. Viele suchen einfache und schnelle Erklärungen für Dinge, die man weder schnell noch einfach erklären kann. In der Landwirtschaft gibt es dazu viele Beispiele: Monokulturen, Nitrat, Gentechnik, Subventionen. Alles keine Themen, die man in fünf Minuten umfassend darstellen kann. Von verständlich machen erst gar nicht zu reden. Das gilt auch für Flüchtlingskrise, Brexit und das Phänomen Trump, Erdogan oder Victor Orban. Mir geht das jedenfalls so. Wir lesen, hören oder schauen oft nur noch, was unsere bereits vorhandene Meinung …

Zurück auf Los…

Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden morgen eine Reset-Taste drücken und unsere Ernährung neu organisieren! Mit ist klar, dass das Utopie ist, aber als Gedankenspiel vielleicht ganz hilfreich. Ab morgen könnten 80 Millionen Deutsche frei über die gesamte Acker- und Grünlandfläche entscheiden. Auch die Verteilung der Lebensmittel würde neu organisiert werden. Was würden wir, nein, wie würden Sie es machen? Hier mal zwei Modelle zur Auswahl: Modell A Individuell: Rein rechnerisch bekommt jetzt jeder von Ihnen 1454 qm Acker und 616 qm Grünland. (Übrigens: ein Fußballfeld  ist 7.140 qm groß). Die können Sie jetzt so bewirtschaften, wie es Ihnen gefällt.  Das hätte den Vorteil, dass Sie sich nicht mehr darüber aufregen müssen, dass die Lebensmittelproduktion nicht ihren persönlichen Normen bezüglich Umwelt, Artenschutz, Tierschutz, Rückständen usw.  entspricht. Der Handel würde wegfallen, denn sie bringen ja ihre selbsterzeugten Lebensmittel von ihrem Acker direkt in ihre Küche. Ist doch praktisch. Modell B staatliche Vorsorge: Wir könnten es aber alle zusammen auch anders organisieren. Der Staat, also eine noch zu schaffende Verwaltung, übernimmt die Bewirtschaftung aller Flächen. In einer großen Volksabstimmung (siehe Schweiz) wird festgelegt, in …

40% und die journalistische Sorgfalt

In fast jedem Bericht über einen chemisch-synthetischen Wirkstoff taucht der Begriff 40% auf, allerdings mit unterschiedlicher Bezugsbasis. Mal wird dieser Wirkstoff auf 40% der Ackerfläche, mal auf 40% der landwirtschaftlichen Nutzfläche eingesetzt. Ich bin der Sache mal nachgegangen, denn wenn Zahlen genannt werden, sollten diese auch den Fakten entsprechen. Woher stammen diese unterschiedlichen Angaben und aus welcher Quelle stammen diese? Bei dem hier genannten Wirkstoff handelt es sich um das umstrittene Glyphosat. Unter anderem auf folgenden Seiten habe ich als Bezug die Ackerfläche (rund 11 Mio. Hektar) gefunden: https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/ https://www.welt.de/wirtschaft/article155465971/Darum-ist-Glyphosat-das-wichtigste-Gift-der-Welt.html http://www.abl-ev.de/fileadmin/Dokumente/AbL_ev/Agrarpolitik/16-02-Glyphosat_-_AbL_Positionspapier.pdf Andere Medien, darunter auch die renommierte Wochenzeitung “Zeit” veröffentlichen hingegen, dass es auf 40% der landwirtschaftlichen Fläche (rund 16 Mio. Hektar) eingesetzt wird. http://www.deutschlandfunk.de/glyphosat-in-der-landwirtschaft-da-wird-jaehrlich-wirklich.697.de.html?dram:article_id=357713 http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/fakten-zu-roundup-und-glyphosat/ http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-05/glyphosat-landwirtschaft-unkrautvernichter-alternativen Auf der Suche nach diesen Unterschieden bin ich auf eine Arbeit der Uni Göttingen gestoßen, die im Jahr 2009 einen Fragebogen auf verschiedenen Wegen (Online, Post, Fax) an landwirtschaftliche Betriebe gegeben haben , von denen 896 ausgewertet werden konnten. Die Daten dieser 896 Betriebe wurden auf das Bundesgebiet hochgerechnet und ergab, dass Glyphosat auf 39% der Ackerfläche und 27,5 der landwirtschaftlichen Fläche (LF) eingesetzt wurde. …

Selbstkritik…

„Irgendwas läuft schief“ titelte neulich ein Kommentator eines landwirtschaftlichen Wochenblattes. Gemeint war die nachlassende gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft. Und so kommt er auch zu dem Schluss, dass es nicht mehr reicht, den Mitbürgern nur zu erklären, was wir Landwirte machen und warum wir es so machen, wie wir es machen. Fakten allein genügen nicht mehr, weil wir eines damit nicht erreichen: fehlendes Vertrauen wieder aufzubauen. Und auf mediale Angriffe nur mit bloßer Verteidigung zu reagieren, bestätigt unsere Kritiker nur in ihrer Wahrnehmung. So geschehen bei den Bauernregeln von Frau Hendricks. Die Kritik seitens der Landwirte wurde in den Medien quittiert mit „getroffene Hunde bellen“. Machen wir alles richtig? Machen wir Bauern eigentlich alles richtig? Können Sie einem normalen Mitbürger ohne landwirtschaftlichen Hintergrund erklären, warum wir die Sau für Wochen in einen Kastenstand sperren? Warum männliche Küken getötet werden? Warum Ringelschwänze abgeschnitten gehören und Hörner ausgebrannt? Ja, wir Bauern wissen, warum wir das machen, aber wirklich verstehen und das sogar noch gut finden werden unsere Mitbürger das nicht. Genauso ist es auch mit Glyphosat und anderen „Pestiziden“, mit …

Komische Bauern

Wenn ich euch wundert, warum dieser Artikel hier steht: Alois ist ab Sonntag ein paar Tage nicht greifbar (private Gründe) und hat mir eben gezeigt, wie man einen Facebook-Post auf den Blog rüberbringt. Ganz schön kniffelig. Wenn also in den nächsten Tagen die Freigabe der Kommentare etwas auf sich warten lassen oder eine Verknüpfung nicht funktioniert, wisst ihr jetzt warum. Ihr wisst ja: “Er bemühte sich stets im Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten”  🙂 😉 Bauer Willi Schöner geht nicht! 😉 Posted by Bauer Willi on Donnerstag, 1. Juni 2017  

Eine Frage von Stil und Anstand

Freitag Abend: Nachdem ich am Dienstag abend in Münster vor Landwirten über das “Dilemma der Essensmacher” gesprochen habe, am Mittwoch in Köln beim Dialog-Forum Fleisch bei den anwesenden Vertretern der Fleischindustrie mit einem Impulsreferat (Über das Image der Fleischindustrie) und anschließender Podiumsdiskussion für etwas Aufregung sorgte und Donnerstag abend am Tag der Milch in Varel (Ostfriesland) versucht habe, rund 1.000 Milchbauern Mut zu machen, sich mit den Bürgern und Verbraucher in den Dialog zu begeben, habe ich jetzt Zeit gefunden, die 392 Kommentare auf die zwei Artikel zu “Gentechnikfreier Milch” und “Videoüberwachung” zu lesen. Auch weil mich außerhalb des Blogs mehrere Mails erreicht haben, die den Stil der Kommentare zum Inhalt hatten, hier mal eine kleine Auswahl:  Liberalen-Logik kotzt mich an asozial und verlogen grob verharmlosend schräg-unrichtige Behauptungen Vorruheständler und Nebenerwerbslandwirt bewusst irreführend Arschloch Fakten bewusst beiseite lassend Bauer Willis üble Stimmungsmache Bauer Willi will weitermachen zum Schaden aller hat gegen Honorar einen Vortrag bei Westfleisch gehalten, das sagt doch alles ich lasse mir meine Meinung nicht von Bauer Willi diktieren Es ist nicht so, dass diese Kommentare bei mir …

Das Ende der Massentierhaltung

Der Philosoph Richard David Precht referierte auf dem Zukunftsdialog Agrar & Ernährung in Berlin vor wenigen Tagen. Er prophezeite das Ende der Massentierhaltung. Aber nicht aus ethischen oder moralischen Gründen. Sondern weil die Technisierung weitergehen und die ökonomische Vernunft mit der billigeren Produktion von Kunstfleisch siegen werde. Er forderte die Bauer auf umzudenken und Chancen zu nutzen. Aber ich weiß nicht, ob die Bauern auf Philosophen hören…? Alois   Richard David Precht prophezeit ein Ende der Massentierhaltung. In 20 Jahren wird sich die Mehrheit der Menschen von Kunstfleisch ernähren, sagte der Philosoph und Autor beim Zukunftsdialog Agrar & Ernährung der ZEIT und der agrarzeitung in Berlin. Seinen ganzen Vortrag sehen Sie im Video (zv) Posted by DIE ZEIT on Mittwoch, 31. Mai 2017