Monate: Januar 2016

Steffi – Sturm im “sozialen” Netz

Als Freundin von Hannes, dem Landwirt, durchlebte ich ein Jahr der gemischten Gefühle geprägt von Alpenrausch, Segelspaß, Tantenglück, Hausbaufreude, Hochzeitszauber (noch nicht unsere), Heimatliebe, PR-Stolz, positive Zeitungsartikelaufregung, die Welt verändern zu können, bis hin zur Fütterungssystemsstörungswut, Sozialem Netzwerke-Hass, Ferkelpreisverfalls-Verzweiflung. Einfach Machtlosigkeit und Lust auf volle Konfrontation mit allen Mitteln. Hierzu muss man wissen dass ich meinen eigenen beruflichen Weg in der Landwirtschaftsbranche gehe, aber Hannes bei seiner Öffentlichkeitsarbeit tatkräftig unterstütze und hinter ihm und seinem Betrieb stehe. Im Hochsommer fragte ich mich plötzlich: Was mache ich da eigentlich? Hinter wem oder was stehe ich? Nein, Du darfst nicht so denken! Macht Hannes auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb wirklich alles richtig? Wilde, verwerfliche Gedanken die insbesondere von einer Ernüchterung zeugten – dem medialen Angriff von Tierschutzorganisationen wegen der Livecam aus dem Abferkelstall. Hannes und ich waren so motiviert, der Welt Hannes moderne Landwirtschaft mit Hilfe einer Homepage mit GoPro-Videos, mit Fotos und Livecam, in den  Sozialen Medien zu zeigen. Unsere Freitzeit ist dafür draufgegangen. Statt Freude über die Transparenz und der Offenheit eines landwirtschaftlichen Betriebes, schlug uns Hass …

Hannes – Übersatte Gesellschaft

Trefflicher könnte man unsere Gesellschaft nicht beschreiben: “übersatt” (bayerisch “rausg’fressn”). Damit ist nicht die wuchtige Beleibtheit gemeint, sondern eine elegante Wohlgenährtheit. Wohlgenährt mit “infinite food”*, “fast food”, “spiritual food”*, “schöner Essen”, “super Markt”. Nur teilweise bekannte Begriffe für eine sich immer weiterentwickelnde deutsche Esskultur: Schinkenbrötchen im Theater, Fleischklößchen in Möbelhäuser, Burger während des Shoppings, cooking events with friends, vegetarisch, vegan oder „ich renn noch schnell in den Supermarkt und hole dies und das weil ich gerade darauf Gelüste habe. Und wehe, das gewünschte Produkt steht nicht im Kühlregal.“ Unsere Gesellschaft definiert sich immer mehr über Essgewohnheiten, was eine Chance für uns als Landwirt sein könnte – Direktvermarktung! Damit sich die wohlhabende und trendige Gesellschaft diese Essgewohnheiten erlauben kann, stehe ich 365 Tage mit Leidenschaft im Stall. Ich schaue jeden Tag, dass alles passt, um hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Leider wird das von den weiterverarbeitenden Betrieben sowie vom Groß- und Einzelhandel nicht wertgeschätzt. Das merkt man insbesondere bei der Ferkelerzeugung, meinem Betriebszweig. Wie gerne würde ich meinen Stall umbauen, um meinen Tieren noch mehr Wohlbefinden …

Willi – Gedanken zwischen den Jahren

Ich weiß auch nicht so richtig, was in mich gefahren ist, als ich den Verbraucher-Brief im Januar 2015 geschrieben habe. Aber die Wut über die billigen Kartoffeln musste einfach mal raus. Was dann kam, hatte ich nicht erwartet und schon gar nicht geplant. Denn eigentlich wollte ich meine neu gewonnene Freiheit im Vorruhestand genießen. Doch daraus ist nichts geworden. ARD, WDR, SWR, RTL und SAT 1 waren bei mir auf dem Hof und haben gefilmt. Ich habe Interviews mit diversen Radiosendern  und mit Zeitungen geführt. Ich war bei Günther Jauch und noch ein paar anderen Veranstaltungen. Und was das erstaunliche ist: alle haben mich gut behandelt, keiner hat mich hinters Licht geführt. Alle haben die Botschaft verstanden, die sich hinter dem Brief verbarg. Mittlerweile haben wir auf unserem Blog bzw. Facebook mehr als 200 Artikel veröffentlicht,  tausende Kommentare sind zusammengekommen. Zustimmende, kritische, ablehnende, beleidigende, motivierende, lustige und dumme: jeder halt so, wie es ihm möglich war. Ich habe mich bemüht, immer meine Meinung zu sagen. So ehrlich wie es geht. Das hat nicht jedem gefallen und …

Franz – Die persönliche Agrarwende

Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber unsere Familie darf dankbar auf ein ereignisreiches, interessantes Jahr 2015 zurückblicken, das voller angenehmer Eindrücke und Veränderungen war. Doch 2016 wird uns noch mehr Freude machen. Denn unser Sohn hat sich entschieden unseren landwirtschaftlichen Betrieb weiterzuführen. Auf unserem Hof hat sich baulich vieles getan. Eine neue Maschinenhalle wurde fertiggestellt, der Hofraum asphaltiert und die 17 Jahre alte Hackschnitzelheizung gegen eine neue Anlage ausgetauscht. Diese Verbesserungen sind notwendig, denn nur mit einem ordentlich gepflegten und technisch aktuellen Bauernhof kann man einigermaßen entspannt in die Zukunft blicken. Solche Investitionen nimmt man aber nur auf sich, wenn auch jemand da ist, der den Betrieb in der nächsten Generation weiterführt. Da sind wir bei dem Punkt, der meine Frau und mich letztes Jahr am meisten berührt hat: Unser Sohn hat nach vierjähriger Tätigkeit als Mechatroniker seinen Arbeitsplatz gekündigt, und eine Ausbildung als Landwirt begonnen. Ihr glaubt gar nicht, was es für ein schönes Gefühl ist, wenn das, was wir in all den Jahren geschaffen haben, eine neue Perspektive bekommt. Denn …

Alex – Habt ihr in diesem Jahr…

… einmal so gelacht, dass euch die Tränen kamen? … in die Augen eines Tieres geschaut und darin die Welt gesehen? … eure Lieben im Arm gehalten und einfach nur ihre Nähe gespürt? … etwas erlebt, dass euch vor Glück sprachlos gemacht hat? … etwas bis weit über eure Grenzen geleistet und beim Anblick des Ergebnisses alle Mühen vergessen? … vor gedecktem Tisch gesessen und dafür Dankbarkeit empfunden? … verzweifelt auf etwas gehofft und es am Ende auch bekommen? … mit der Sonne im Gesicht in der Natur die Zeit vergessen? … eine Idee gehabt, die euch so begeistert hat, dass ihr vor Aufregung nicht schlafen konntet?   Habt ihr in diesem Jahr gelebt und nicht nur funktioniert?   Ich wünsche allen Lesern im neuen Jahr Gesundheit, schöne Zeiten und reiche Ernten. Sorgt gut für euch selbst, damit ihr für andere sorgen könnt.   Eure Alex

Uli – Neujahrswünsche eines Verbrauchers

Von den Handelsketten wünsche ich mir: daß sie ihr Sortiment auch an solch exotische Verbraucher wie mich anpassen. Bio ist mir nicht wichtig, ich befürworte verantwortungsvollen Pflanzenschutz. Wichtig ist mir das Tierwohl und ich möchte Fleisch aus artgerechterer Haltung kaufen können. Vom “Bauer-Willi-Blog” wünsche ich mir: daß es mehr Videos vom Feld gibt, bei denen ich immer viel lerne. Auch von den Interviews könnte es gerne mehr geben. Ich verstehe ja, daß man bei Facebook jeden Tag eine Sau durchs Dorf treiben muß um die “Likes” zu bekommen, aber muß es immer die gleiche Sau sein? Die Nachricht, daß die Bauern mehr Geld und Anerkennung wollen, wirkt nach dem 50zigsten mal halt doch wie Jammern. Von den Bauern wünsche ich mir: Hohe Qualität, die ich an ehrlichen Marken erkennen kann. Besonders den Milchbauern wünsche ich die geschützte Marke “Heumilch”, wie es sie in Österreich gibt und die den dortigen Bauern ein höheres Einkommen durch höhere Qualität ermöglicht. Euer Verbraucher Uli