Bauer Willi
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Willi – Gedanken zwischen den Jahren

Ich weiß auch nicht so richtig, was in mich gefahren ist, als ich den Verbraucher-Brief im Januar 2015 geschrieben habe. Aber die Wut über die billigen Kartoffeln musste einfach mal raus. Was dann kam, hatte ich nicht erwartet und schon gar nicht geplant. Denn eigentlich wollte ich meine neu gewonnene Freiheit im Vorruhestand genießen. Doch daraus ist nichts geworden. ARD, WDR, SWR, RTL und SAT 1 waren bei mir auf dem Hof und haben gefilmt. Ich habe Interviews mit diversen Radiosendern  und mit Zeitungen geführt. Ich war bei Günther Jauch und noch ein paar anderen Veranstaltungen. Und was das erstaunliche ist: alle haben mich gut behandelt, keiner hat mich hinters Licht geführt. Alle haben die Botschaft verstanden, die sich hinter dem Brief verbarg.

Mittlerweile haben wir auf unserem Blog bzw. Facebook mehr als 200 Artikel veröffentlicht,  tausende Kommentare sind zusammengekommen. Zustimmende, kritische, ablehnende, beleidigende, motivierende, lustige und dumme: jeder halt so, wie es ihm möglich war.

Ich habe mich bemüht, immer meine Meinung zu sagen. So ehrlich wie es geht. Das hat nicht jedem gefallen und das war auch nie mein Ziel. Und überhaupt: das Ziel. Ich habe mich oft selbst gefragt, was das denn wohl sein könnte? Der Hype um Bauer Willi traf mich ja völlig unvorbereitet. Aber offensichtlich gab es ja einen Bedarf, den Dialog zwischen Bauern und Bürgern zu führen, denn sonst hätte die Resonanz nicht so lange angehalten. Wenn ich denn heute ein Ziel formulieren müsste, dann wohl das: unseren Mitbürgern das Denken, Fühlen und Handeln eines ganz normalen Bauern näher zu bringen. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Ob das Erfolg hat? Ob es eine Eintagsfliege ist? Ob es sich totläuft? Ich weiß es nicht, aber ich glaube feststellen zu können, dass immer mehr Landwirte den Mut fassen, sich öffentlich zu äußern. Und dass auch die Medien und andere Entscheidungsträger beginnen festzustellen, dass die ständigen Negativ-Schlagzeilen über den Berufsstand uns Bauern zermürben. Dass es mittlerweile doch den ein oder anderen Artikel gibt, in dem sachlicher berichtet wird. Auch einige Fernseh-Reportagen werden ausgewogener. Doch es reicht (noch) nicht, um die öffentliche Meinung zu verändern. Das wäre auch zu viel verlangt. Und das kann man auch nicht erwarten. Noch nicht. Und so lange man uns zuhört, machen Alois und ich weiter.

2016 wird ein neues Kapitel in meinem Leben als Bauer Willi aufgeschlagen. Der nicht gerade kleine Piper-Verlag hatte im März angefragt, ob ich für sie ein Buch schreiben wolle. Ich habe sie für verrückt erklärt und ihnen versucht klar zu machen, dass zwischen einem spontanen Wut-Brief und dem Verfassen eines Buches ja doch wohl Welten liegen. Um es kurz zu machen: es erscheint am 1. Februar und trägt den ungewöhnlichen Titel „Sauerei!“. Den Link findet ihr unten. Heute bin ich froh (und auch ein wenig stolz) dass ich es gemacht habe. Es hat mir eine ungeheure Freude bereitet zu schreiben was ich denke, und deshalb war es eigentlich auch keine Arbeit. Meine Familie und besonders meine Frau sieht das allerdings ganz anders! Aber sie hat mich gelassen. Was blieb ihr auch anderes übrig?! Trotzdem: Danke für dein Verständnis.

Der Vorteil eines Buches ist, dass man seine Gedanken in Ruhe ausformulieren kann. Dass ich das zu Papier bringen konnte, was mich (und vielleicht auch meine Berufskollegen) innerlich bewegt. Es ist und bleibt meine persönliche Meinung, die ich dort kundtue. Meine Ansichten zu „Massentierhaltung“, „Pestiziden“, Nitrat, Gentechnik und Monokulturen werden den ein oder anderen auf die Palme bringen. Oder auch zum Nachdenken. Letzteres würde mich freuen.

Jetzt wird der ein oder andere sagen: „Och ne, nicht auch noch ein Buch. Und jetzt macht er auch noch Werbung dafür“. Können sie und sollen sie so reden. Aber das, was da drin steht, musste – wieder einmal – einfach nur raus.

Euer Bauer Willi

P.S.: Übrigens: mit der Anonymität ist es jetzt auch vorbei. Weil: ein Buch ohne Angabe, wer der Autor ist, geht wohl nicht. Und falls es jemand lesen möchte: http://www.piper.de/buecher/sauerei-isbn-978-3-492-06038-7

Und noch was: wenn es euch gefällt, dürft ihr es gerne weiterempfehlen. Ansonsten haltet einfach den Mund!

 

 

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24 Kommentare

  1. Gülle-Doktor sagt

    Hallo Bauer Willi,

    gestern habe ich das Buch bei meiner örtlichen Stamm-Buchhandlung bestellt.

  2. Theophile sagt

    Einfach toll!! Glückwunsch zu dem / Deinem vergangenen Jahr, ich habe viel gelernt, vielleicht nicht immer verstanden, aber es ist eben auch eine riesen Chance für uns alle!

  3. Andreas H. sagt

    Ein Dialog ist eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei (auch als „Zwiegespräch“ bezeichnet) oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede. Wenn dieses Buch nun nur(!) an Verbraucher gerichtet ist, wie Willi das sagt, könnte der Eindruck entstehen, dass wir Bauern den Mund halten sollen und nur ein Bauer, der Bauer Willi, macht Dialog. Das hätte was diktatorisches und wird nicht funktionieren denke ich.

    Sicher musste Bauer Willi auch viel Kritik von Berufskollegen einstecken. Teilweise wurde ein Disput sogar über die Agrarzeitung ausgetragen. Man darf wirklich gespannt sein, ob und was in in dem Buch darüber geschrieben steht.

    Es wäre schön zu wissen, ob Willi und Alois auch demonstrieren gehen am 16. Januar. Auch so ein Thema wo deutlich wird in was für einer verrückten Welt wir leben.

    Ich stimme mit Bauer Willi überein, dass die Berichterstattung etwas sachlicher geworden ist. Sicher hat Bauer Willi einen Beitrag dazu geleistet. Doch, ganz sicher. Dies zu sagen fällt mir durchaus schwer, weil ich sehr oft ganz anderer Meinung auch in fachlicher und marktwirtschaftlicher Hinsicht bin. Insbesondere über die Bewertung der Kaufkraft der Bürger.

    • Palla sagt

      Andreas H.
      Ich sehe die Gefahr eines Monologes im Zusammenhang mit dem Buch nicht, weil es diesen Blog gibt. Wer verbietet Ihnen denn Ihre Meinung dazu kundzutun, solange Sie das im Anstand machen? Ich habe jedenfalls Bauer Willi und diese Seite bisher als Aufforderung verstanden mich zu äußern und werde das nach der Lektüre des Buches auch tun.

      Kann nicht auch ein Buch die Grundlage für einen Dialog darstellen?

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Andreas
      Nein, das Buch ist nicht nur an den Bürger gerichtet. Auf die Frage meiner Frau, warum ich mir das mit dem Buch antue (der Verlag hat mich ja gefragt, es war also nicht meine Idee) habe ich ihr geantwortet wie bei der Sendung mit Günther Jauch: Wenn ein Landwirt die Chance bekommt, sich im Sinne vieler Landwirte zu äußern, das muss er das tun. Jetzt war das mal gerade zufällig Bauer Willi.
      Sicher wird auch das Buch nicht jedem gefallen, aber ich habe es so geschrieben, wie ich denke. Und über Kritik freue ich mich genauso wie über Zustimmung. Über letzteres verständlicherweise mehr. 🙂
      Für die Agrarzeitung schreibe ich nicht mehr. Den Disput mit Herrn P.S. brauche ich nicht. Ich habe mich aber nicht deshalb dort zurückgezogen, sondern weil die Redaktion meines Erachtens falsch reagiert hat. Und das hab ich ihr auch gesagt. Die Kritik von Herrn P.S. kann ich locker wegstecken. Ich kann ja auch austeilen, dann muss ich auch einstecken können. Das sehe ich sportlich.
      Im April 2015 habe ich zugesagt, am 16.1.2016 in Rheinland-Pfalz einen Vortrag zu halten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Demonstrationen in Berlin noch nicht auf dem Radar. Also werde ich, wie versprochen, den Vortrag halten. Außerdem bin ich im Rahmen der Grünen Woche am 19.1. zu einer Podiumsdiskussion eingeladen und vier Tage Berlin will ich meiner Familie nicht zumuten. Und ich bin ja Vorruheständler.
      Das Du oft ganz anderer Meinung bist ist doch prima. Dafür machen wir das doch hier 🙂
      Und 2016 bleibt weiter spannend.

      Bauer Willi

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Bernhard
      das mach mal. Bin auch gespannt, wie es Dir gefällt. Wobei es eigentlich für unsere lieben Mitbürger geschrieben ist. Denen möchte ich halt meine Sicht der Dinge mitteilen. Und die ist anders als der Mainstream. Und das könnte auch anderen Bauern gefallen.
      Bauer Willi

  4. Palla sagt

    Herzlichen Glückwunsch zum fertigen Buch!

    Wann hast du denn dafür noch die Zeit gefunden?

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Palla
      Du weißt selbst, wie es ist, wenn einem Dinge auf der Seele brennen. Dann ist es eigentlich ganz einfach. Es gab Tage, da habe ich in vier Stunden 10 Seiten geschrieben, weil ich einfach das in die Tastatur gehauen habe, was mir an Gedanken durch den Kopf ging. So wie beim Verbraucherbrief. Deshalb ist es auch sehr persönlich geworden. Ich hoffe, das merkt man dann auch. Wird aber nicht jedem gefallen und das soll es auch nicht.
      Bauer Willi

  5. Klaus Weber sagt

    Mit GUTEM BENIMM…Kommt man doch weiter und es wird hoffentlich Nachahmer in den Medien und Politik finden….und wen dann noch eine gewisse Fachpraxis forhanden ist oder dazu kommt…..könnte alles gut werden….
    Bauer Willi hats vorgemacht….
    Auf ein gutes neues Jahr….. Und ein tolles Buch…

  6. Sandra Harms sagt

    Wenn man so zurück denkt, ist eine menge passiert im letzten jahr !
    besonders sind mir der Brief an den Verbraucher und der auftritt bei günther jauch, wo willi als einzigster gutes benehmen gezeigt hat, im hinterkopf. ich werd natürlich auch das buch kaufen und lesen, und natürlich bei einer buchhandlung und nicht im netz.

    • bauerhans sagt

      „….wo willi als einzigster gutes benehmen gezeigt hat…“

      mit gutem benehmen kommt man heute nicht weit…..

      • Sandra Harms sagt

        Bauerhans, warum musst du eine positive eigenschaft, die wir alle mehr nutzen sollten, hier schlecht reden?

        • Bauer Willi sagt

          Sandra, das hat Hans nicht so gemeint. Ich denke, er will damit sagen, dass es viele Leute nicht mehr interessiert, wenn es nicht reißerisch ist. So hat das Buch auch nicht unbedingt meinen Wunsch-Titel. Der wäre aber zu sachlich gewesen und der Verlag wollte diesen Titel. Ich hatte so an „Das Dilemma der Essensmacher“ gedacht, aber das ist wohl zu brav und verkauft sich nicht so gut. Und das ist ja das Ziel des Verlages, der mich ja gefragt hat. Von mir aus wäre ich nicht darauf gekommen, ein Buch zu schreiben.
          Bauer Willi

          • Sandra Harms sagt

            Willi, natürlich meint er das nicht böse, sondern so wie du sagst.
            aber ich meine, wie sollten lieber die positiven dinge beim namen nennen, und nich immer die negativen dinge in den vordergrund stellen. und das fängt nach meiner meinung dabei an, das man sich gut benimmt, oder in deinem fall, daß du bei günther jauch den anderen nicht ins wort gefallen bist.
            einfach mal einen gang zurückschalten, und sich auf die werte besinnen die unser land seit ewigkeiten bestimmt haben und leicht in vergessenheit geraten in der heutigen zeit.

  7. Sandra Schobel sagt

    naja, die Anonymität war ja auch eigentlich schon nach den TV-Auftritten vorbei ;o)

    Herzlichen Glückwunsch zum Buch!

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