Monate: Februar 2022

Zukunft Landwirtschaft – Modell 2: Macht es selbst

Aus der Serie “Zukunft Landwirtschaft” hier nun Modell 2: Verpachtung an Selbstversorger. Für alle, die Modell 1 gelesen und eventuell missverstanden haben: es geht mir in den Modellen darum, einen Gedanken konsequent bis zum Ende zu denken, ohne Rücksicht auf die Chance einer Realisierung. Durch diese Überspitzung kann man sich der tatsächlichen Konsequenzen durch eigenes Nachdenken bewußt werden. Wir Landwirte bekommen viele Ratschläge von Menschen, die offensichtlich der Meinung sind, sie wüssten, wie wir Landwirte es richtig machen sollten. Meist von Menschen, die mit praktischer Landwirtschaft nichts am Hut haben. Diese Ratschläge bekommen wir auch laufend von Redakteuren, Politikern und Vertretern spezieller Organisationen.  Wir werden ständig in Talk-Runden von sogenannten „Experten“  so dargestellt, als wären wir unfähig, mit unserem Boden, den Pflanzen und unseren Tieren anständig umzugehen. War unsere mehrjährige Ausbildung also überflüssig? Reicht es heute schon eine Ahnung von Dingen zu haben, die man nicht gelernt hat? Reicht es, Galileo und Quarks & Co zu sehen, um mitreden zu können? Da habe ich mir gesagt: Macht es doch selbst! Und habe folgende Anzeige aufgesetzt:

Die Sache mit dem Sonntagsbraten…

Sie kennen die Sätze auch? “Wir essen jetzt nicht mehr so viel Fleisch” “Früher gab es ja auch nur den Sonntagsbraten” “Ich finde es schlimm, dass die Leute so viel wegwerfen” Es sind mittlerweile Standardsätze geworden, auf die ich schon nicht mehr reagiere. So wie auch Umfragen, in denen ähnliche Antworten gegeben werden. Das tatsächliche Kaufverhalten ist ein gänzlich anderes. Das nennt man auch citizen-consumer-gap. Das es “früher” meist nur am Sonntag einen Braten gab, stimmt. Was aber dabei vergessen wird, dass es auch in der Woche Teile vom Tier gab, die heute so gut wie nicht mehr auf der Speisekarte stehen. Versuchen Sie mal im Supermarkt an der Frische-Theke frische Nieren zu kaufen. Gleiches gilt für Lunge. Bei Leber könnte man noch Glück haben. Blutwurst (im Rheinischen: Flönz) gibt es hingegen in typischen Kölner Brauhäusern sehr wohl. Panhas (ein mit Buchweizenmehl eingedickte Blutsuppe) ist hingegen mehr eine regionale Spezialität. All diese Speisen gab es in meiner Kindheit häufig. Vor allem nach der Hausschlachtung, die damals einmal im Jahr stattfand. Das Ergebnis: volle Kühltruhe und …

Zukunft Landwirtschaft – Modell 1: Energiewirt

In loser Folge werde ich in den nächsten Tagen und Wochen Modelle vorstellen, wie eine Zukunft der Landwirtschaft aussehen könnte. Im Moment handelt es sich (noch) um theoretische Denkmodelle.  Mit der Erzeugung von Nahrungsmitteln lässt sich der Klimawandel nicht stoppen. Unsere Zukunft liegt deshalb nicht länger in der Land-, sondern in der Energiewirtschaft. Schon immer haben wir Landwirte flexibel auf die Anforderungen der Gesellschaft reagiert. Und Ernährung wird sowieso total überbewertet. Mittlerweile dürfte es dem Letzten klar sein: der Klimawandel ist Realität und wir müssen schnellstens etwas unternehmen. So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Das haben wir Bauern dank Habeck, Lemke und Özdemir auch verstanden. Auch unsere Berufs- und Interessenvertretungen, die für uns in der Zukunftskommission Landwirtschaft gesessen haben, sind der Meinung, dass die Landwirtschaft einer Transformation unterzogen werden muss. Und genau das sollten wir Landwirte jetzt in die Realität umsetzen. Laut Klimaschutzministerium sollen 2% der Landfläche Deutschlands für die Aufstellung von Windkraftanlagen (WKA) genutzt werden. Das bietet uns Landwirten die Möglichkeit, auf unseren Flächen solche WKA´s zu errichten. Neben der Windkraft …

Essen ist politisch…

Nicht nur in Deutschland, nein, auch in Frankreich ist die moralische richtige Ernährung ein Thema. Sie wird sogar zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzung, denn wer Steak mit Pommes isst, soll, so die Diskussion, politisch dem rechten Lager zuzuordnen sein. https://www.lemonde.fr/m-perso/article/2022/01/27/jean-laurent-cassely-le-steak-frites-est-passe-a-droite_6111150_4497916.html Die deutschen Medien haben dieses Spektakel natürlich auch kommentiert. Dabei geht es nicht nur um das Essen, sondern viel mehr um divergente Lebensstile. So ist dann auch von den “Quinoa-Linken” die Rede, die abschätzig auf den Plebs herabschauen. https://www.heise.de/amp/tp/features/Beefsteak-und-Pommes-sind-jetzt-politisch-rechts-6342701.html Das alles erinnert ein wenig an den Sturm, der durch den deutschen Blätterwald rauschte, als sich Altkanzler Gerhard Schröder verärgert über die Entscheidung von Volkswagen zeigte, in einer ihrer Kantinen keine Currywurst mehr anzubieten. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/gerhard-schroeder-ueber-aus-von-currywurst-in-kantine-von-volkswagen-17479812.html https://www.zeit.de/news/2021-08/11/altkanzler-schroeder-veraergert-ueber-ende-der-vw-currywurst https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gerhard-schroeder-wettert-gegen-aus-fuer-currywurst-in-vw-kantine-a-dfb9214e-d7ef-40c5-b698-0cf9cc350c4e Meine Meinung: wenn wir sonst keine Probleme haben… Danke an Marian E. Finger (Fingerphilosoph) für den Hinweis.

Veganuary – was für ein Marketing!

Jeder soll und kann sich so ernähren wie er will. Mit Fleisch, vegetarisch oder vegan. Im Januar gab es eine Aktion, die aufgefallen ist. Der Veganuary wurde von vielen Lebensmittelketten beworben. Doch was ist der Veganuary? “Veganuary ist eine internationale Organisation, die Menschen weltweit dazu ermutigt, im Januar sowie den Rest des Jahres eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren.” Und weiter schreibt das Unternehmen Veganuary: “Darüber hinaus arbeiten wir mit Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft zusammen, um die Auswahl pflanzlicher Produkte kontinuierlich auszuweiten” Und dass das gelingt, kann man in dieser Pressemitteilung nachlesen: https://www.presseportal.de/pm/139346/5111121 Dort ist zu lesen: “Dieses wirtschaftliche … Potenzial hat die Lebensmittel-Branche erkannt und investiert verstärkt in die Entwicklung neuer veganer Produkte. Traditionelle Hersteller wie Dr. Oetker und Iglo sowie Restaurant-Ketten wie Burger King und Subway sind ebenso Teil des Veganuary wie das Gros des deutschen Einzelhandels, darunter Edeka, Kaufland, Aldi und Lidl.” Und natürlich sind auch Rewe, Metro und andere Lebensmittelketten bei diesem Geschäft dabei. Wer will sich diesem neuen Marketing-Gag entziehen? Zumal es kostenlose Werbung dadurch gibt, dass es nahezu alle bewerben und …