Bauer Willi
Kommentare 28

Hohe und stabile Milchpreise…

Die Milchbauern schlittern von einer Milchkrise in die andere. Und immer wieder wird darüber diskutiert, wie man dies verhindern kann. Es geht vor allem darum, Mengen zu begrenzen. Doch das ist nicht für alle vorstellbar und Solidarität ist unter Wettbewerbern am Markt nicht zu erwarten.

Ich habe wenig Ahnung vom Milchmarkt. Deshalb habe mit Benjamin gesprochen, der sich Gedanken gemacht hat, wie es für Milcherzeuger interessant sein kann, die Menge zu reduzieren

Hier der Podcast:   Wie können Milchpreismodelle aussehen

Das Gebot der Stunde lautet, mit unternehmerischen Mut und Geschlossenheit aktiv in das Marktgeschehen einzugreifen, um diese Preiskrise zu überleben und zukünftige Krisen zu umschiffen.

Und was bedeutet das für die Molkereien? Sich von den einfachen und liebgewonnenen Gewohnheiten zu verabschieden, neue Ideen für die Vermarktung zu entwickeln und im Marketing (noch etwas) pfiffiger aufzutreten. Zum Beispiel mit Milch von vegetarischen Kühen… 🙂

 

 

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28 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    Alles Frische in der ldw. Produktion muß sofort verarbeitet werden und damit ist der Bauer erpressbar. Nur bei Mangel gehen die Preise hoch. Das einzige was zur Zeit stabilisierend wirkt ist Zucker und Getreide , weil man diese Produkte lagern kann und nach Marktsituation verkaufen kann. Da wir einen globalen Markt haben , ist es sehr schwierig hier in Deutschland zu Produzieren , weil wir hier einfach zu hohe Kosten und Bürokratie haben. Die Bürokratiekosten machen hier inzwischen 20% der Wirtschaftsleistung aus. Auch für die Landwirtschaft sind die Anforderungen so hoch wie für einen Industriebetrieb , der dafür extra Abteilungen hat. So müsen wir als Familienbetrieb einen Notfallplan machen , als ob wir 100 Mitarbeiter hätten. Ich sehe nur folgende Lösungen . Entweder wir machen einen Reset und streichen alles in den letzten 20 Jahren an Vorschriften und Gesetzen, erhöhen die Preise , treten aus der EU aus und haben einen Außenschutz. Weltmarktpreise und hohe Kosten bei einem Trinkgeldausgleich über die Prämie läuft jedenfalls nicht.

    • Arnold Krämer sagt

      Friedrich, mein Vorschlag zum notwendigen Reset: Wegfall aller Subventionen. Im Gegenzug die Verpflichtung mindestens die Hälfte der Agrarfachgesetze (die der letzten 20 Jahre vollständig) ersatzlos und dauerhaft zu streichen, sowie keine “Neuauflage”. Absicherung eines solchen “Deals” durch das Grundgesetz.

        • Arnold Krämer sagt

          Der Außenschutz ist für mich selbstverständlich. Aber innerhalb der EU müssen wir es dann schon mit den Anderen wettbewerbsmäßig aufnehmen. Ich weiß, da gibt es auch Verzerrungen (z. B. Investitionsförderung für Hähnchenställe in Polen u. a. mehr)

    • Karl Timme sagt

      Und was macht Ihr mit den vielen Arbeitsplätzen (Kontrolleure, Verarbeiter der von der Ldw gelieferten Daten) die dann freigesetzt werden?

    • Edakteur sagt

      @Friedrich:
      “Das einzige was zur Zeit stabilisierend wirkt ist Zucker und Getreide , weil man diese Produkte lagern kann und nach Marktsituation verkaufen kann”.
      Nachtrag dazu: mein Freund und Ex-Kollege hat seinen Zuckerrübenbau eingestellt: bei 90er Löß-Lehmböden im Vortaunus, aus Gründen der Rentabilität. Er baut jetzt Mais für die Biogasanlage…

  2. Thomas sagt

    Kostendeckung wie will man das erreichen ein 20 Kuh 80 Kuh oder ein 500 Kuh Betrieb. In den 70er / 80er wurde schon der Fehler gemacht und uns Landwirten vorherrechnet nur mit mehr und nochmals mehr Kuchen oder auch Acker könnt ihr Überleben.

  3. Jürgen sagt

    Für alle die es auf Anhieb nicht verstanden haben. Kühe sind von Natur aus Vegetarier. Seit der BSE-Krise (damals Tiermehl als Eiweißträger im MAT und Kraftfutter) sind sämtliche tierische Bestandteiler aus Fleisch und Fisch tabu in der Milchviehfütterung.
    Also was will uns Willi wirklich damit sagen?
    1. Die meisten Verbraucher wissen das gar nicht und würden auf so einen Slogan reinfallen?
    2. Für uns selbstverständliche Dinge sollten wir vielleicht trotzdem schamlos zur Werbung nutzen?
    3. Alles kann man besser vermarkten mit einer interessanteren Werbung die den Zeitgeist trifft?
    Willi erlöse uns und gib das Rätsel preis – bitte!

    • Bauer Willi sagt

      Der Spruch ist nur als Anregung gedacht, über neue Marketingstrategien nachzudenken. Mit dem Spruch “Milch macht müde Männer munter” klappt das wahrscheinlich nicht mehr.

      Und ich brauchte ein passendes Bild, das zum Weiterlesen animiert. Das ist des Rätsels Lösung. Enttäuscht?

      • Christian Bothe sagt

        Ich denke so etwas ähnliches läuft ja mit GVO-freier Milch, geliefert an die Milchhöfe zu einem Obolus von 1ct/l +X mehr. Voraussetzung ist die Zertifizierung nach dem VLOG Standard und die Kennzeichnung mit dem Emblem von VLOG auf der Milchtüte…

        • Ostbauer sagt

          Für den Erzeuger bringt das gar nichts.
          Wir liefern GVO-freie Milch und sind VLOG-zertifiziert.
          Aus dem Pfennig mehr sind 0, 51 cent geworden und der Aufkäufer sagte: “Wir können auch 5 Cent zahlen, dementsprechend reduziert sich der Grundpreis”.
          Endergebnis bleibt das Gleiche. Wenn ich`s nicht mache, werd ich meine Milch nicht los. Mit solcher Werbung füllen sich Andere die Taschen, das funktioniert vielleicht in der Direktvermarktung; aber vermarkte mal 5000 l am Tag in der Pampa.

  4. Smarti sagt

    Beide Modelle funktionieren nicht. Das Einzige, was daran funktioniert, ist, die “Schuld” der nicht kostendeckenden Milchpreise auch noch dem Bauern in die Schuhe zu schieben – warum produzieren wir Doofis auch zuviel Milch ?….

    Das Modell von A und B Milch gibt es in der Schweiz seit vielen Jahren. Wenn ich mich nicht irre, gibt es in diesem Land gerade noch eine grosse Molkerei ( Emmi / Migros ?) und die bestimmt eigenmächtig, wieviel noch A bezahlt wird. Die letzten 10 bis 15 Jahre haben fünf mir gut bekannten Schweizer Milchbauern ( bestes Zuchtvieh, gute Ausstellungstiere, hohe Leistung… ) von Milch auf Mutterkuh und/ oder Pferde umgestellt – Grund: nicht kostendeckende Produktion über Jahre. Dies obwohl die Direktzahlungen geschätzt das fünf-bis achtfache von D betragen.

    Billig-Eigenmarken wie “gut und günstig” Käse wurde auf NL Milch umgestellt. Jeder Liter Milch, der hier nicht ( oder etwas teurer ) produziert wird, kommt günstig und gut aus dem Ausland. Auch wenn weniger produzieren erstmal nicht hilft den Preis zu stützen, ist es wohl derzeit die einzige Möglichkeit um Verluste einzusparen. Jede nicht gemolkene Kuh bringt uns gut 200.- Euro “Gewinn” im Jahr. Dies entspricht ziehmlich genau den Tabellen in Top Agrar.

    Noch am ehesten sehe ich eine Chance für bekannte, regionale Marken wie z.B. unsere Schwarzwaldmilch. Eine Genossenschaft von gut 1000 Milchbauern mit einem “knallharten Chef” :). Unser Herr Schneider verspricht keine guten Zahlen sondern erklärt uns Mitgliedern alles sehr genau und gibt auch Hintergrundwissen aus dem Handelsgebaren preis, immer sehr spannend. Zwar ist der Milchpreis besser als bei anderen Molkereien ( etwas über Börsenpreis ), aber trotzdem noch lange nicht kostendeckend.

    Wir haben vor drei Wochen 4 Kühe an den Schlachthof verkauft – der Zuchtverband, also der Händler, hat uns zurückgerufen, ob wir wirklich soviele Kühe schlachten wollen. Das gabs noch nie. Der Fleischpreis war schlecht, das war uns klar.

    Trotzdem geht es uns sehr gut. Wir sind gesund und dürfen arbeiten. Der Betrieb läuft rund und das verdanke ich auch den vielen fleissigen Mitschreibern von Bauer Willi. Noch vor 10 Jahren glaubte ich, wenn ich mit nur mehr Mühe gebe, dann klappts auch mit den Kühen… bei den anderen läuft es doch auch … jetzt weiss ich, dass es nicht meine/ unsere Schuld ist, wenn die Kühe nicht kostendeckend sind. Und sobald wir die Milchkuhhaltung nicht mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens gestellt hatten, fings langsam an zu laufen :).

  5. Ferkelhebamme sagt

    Wie Marketing geht, zeigt Tönnies gerade sehr eindrucksvoll. In unserer Lokalzeitung hat es einen Platz auf der ersten Seite und einen halbseitigen Bericht im Wirtschaftsteil erreicht.
    Kurz zusammengefasst: mit seinem Toniso-Fütterungskonzept hat Tönnies die N/P-reduzierte Fütterung erfunden, deshalb sind die Soja-Importe um 25% gesunken und damit rettet er unser Grundwassser und das Klima gleich mit.
    Liebe Bauern, es gibt da so eine schöne Werbung: Wer hat‘s gemacht?! Die deutschen Bauern!

    Hier die Pressemitteilung von Tönnies:

    https://toennies.de/soja-importe-sinken-um-25/

    • Smarti sagt

      Im Lorbeeren klauen ist der Herr ja auch gut. Praktisch jede Molkerei hat in den letzten Jahren auf “gentechnikfreie Fütterung -sprich Soja” umgestellt. Erst nur die Bios, dann mehr und mehr alle Molkereien. Wer nicht wollte wurde alsbald vom LEH gezwungen, Milch(produkte) wurden ohne Siegel ganz einfach nicht mehr gelistet. Erst war es ein Alleinstellungsmerkmal, mit einem halben Cent Aufschlag pro Liter vergütet. Denn das Kraftfutter war teurer, weil gentechnikfreies Soja oder Ersatz z.B. mit Rapsschrot deutlich mehr kosten. Jetzt ist es längst Vorschrift für alle ohne Mehrwert für den Bauern. Aber Tönnies macht mit “uns allen” Image-Werbung :). Schweinerei 🙂 Mut hat der ja.

      • Arnold Krämer sagt

        So ist das in der Landwirtschaft, dazu maximale Transparenz durch die Landwirte selbst und durch deren Umfeld. Gewinne werden gnadenlos wegkonkurriert oder die Kostenvorteile vom Abnehmer/ Handel voll eingepreist. Die wissen über die Herstellungskosten der Landwirte besser Bescheid als die Masse der Landwirte selbst.

  6. bauerhans sagt

    ich glaube,milch vegetarischer kühe wird man werbetechnisch im leh platzieren können,man muss nur die vorteile aggressiv herausstellen.
    da ich kein milchbauer bin,kann ich aber nicht schreiben,welche besonderen merkmale vegetarische kühe aufweisen.

  7. Bauer MV sagt

    Als Milchbauer mit 300 Kühen in MV habe ich auch alle Krisen der letzten 12 Jahre durchlitten und 2017 aufgegeben. Warum: wie Benjamin sagt gibt es keine Einigkeit der Produktionsmenge bei den Bauern. Immer wurde der weg der Leistungssteigerung=Stückkostenreduzierung gegangen. Denkmodel A /B -Preis führt immer zu einem Mischpreisdenken der Erzeuger. Nicht zur Reduzierung der Milch. Die Milkereien werden nicht dann nur 70 % der milch für hochpreisige Produkte verwenden. Darum werden immer die Anlagen voll gefahren. Und darum sind die prozentanteile A-Milchpreis für meine Milch auch bei reduzierter Ablieferung gleich. Nur ein Festpreis für A preisniveau und eine dazugehörige feste Menge können mich zu einer Reduzierung auf diese geringere Hochlpreisige Mengen bringen. Also : festpreismodel kann klappen. A/BModel glaube ich nicht. Dies führt zu großen Einheiten mit Mischpreiskalkulation

  8. Thomas Apfel sagt

    Was ich jetzt nicht verstanden habe: Die Molkerei vermarktet also ca. 65 % in verarbeiteten Produkten und 35 % als Trinkmilch. Wenn man die Preise dem Endprodukt zuordnet, liegen sie, soweit ich das verstanden habe, bei der Trinkmilch am niedrigsten. Wenn also zu viel Milch am Markt ist (Krise), entscheide ich mich (laut Benjamins Vorschlag) als Bauer die Trinkmilchanteile mit dem niedrigen Preis nicht mehr zu erzeugen. Das wäre aus meiner Sicht doch auch nur ein Verlagern des Preisrisikos auf die Molkereien. Die Molkerei muss sich also dann entscheiden können, ihren Abnehmern dann halt keine Trinkmilch zu liefern. Das Marktsegment der an den Endkunden verkauften Trinkmilch ist ja m.E. in der Menge recht stabil und schrumpft nicht, wenn die Milch billiger wird. Wer soll das dann liefern, und welche Auswirkungen hat das auf das spätere Geschäft der Molkerei mit dem jeweiligen Abnehmer.
    Zweite Frage: Wenn das Mehrpreismodell von der abnehmenden Molkerei umsetzbar sein sollte, wie reduziert man ganz praktisch die Milchmenge von 700 Kühen kurzfristig um 30 % und welche Auswirkungen hat das langfristig für den Betrieb. Schließlich wir erst einmal nur das Geld in Summe weniger !

    • Reinhard Seevers sagt

      …das gibt ein dynamisches Verhalten bei der Remontierung und der Fersenbeschaffung…:-)
      Ich glaube nicht, dass das Model in praxi umgesetzt werden kann. Auf jeden Fall benötigen etliche Betriebe Hilfestellung in der Modellierung der jeweiligen Entscheidung: mehr Beratung !:-)

    • Smarti sagt

      Danke für das schöne Video – ja, weniger Wiederholungen hätten nicht geschadet. Trotzdem gut gemacht.

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