Bauer Willi
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Und nun? Frontal 21 hilft auch nicht weiter…

Hier der Link auf die Sendung vom 28.8.2018

https://www.zdf.de/politik/frontal-21/hitze-duerre-futtermangel-100.html

Bei Frontal 21 ging es in der Sendung vom 28.8.2018 um Bauern, Dürre und Geld. In der Ankündigung der Satz: „Die Sonne scheint, der Regen fällt, der Bauer ruft nach Steuergeld“. Kein guter Einstieg. Doch in der Sendung kamen drei Landwirte zu Wort, die sehr realistisch ihre eigene Situation einschätzen. Ansonsten lautet mein Fazit:

Außer einer Beschreibung der Situation und klugen Sprüchen von Prof. Grethe bringt mich diese Sendung nicht weiter. Auch die Frage, ob Landwirte systemrelevant sind (so wie Banken und Bienen), bleibt offen. Worüber in der Sendung beim dem Thema Subventionen auch nicht gesprochen wurde: Sie sorgen dafür, dass Lebensmittel billig bleiben. Ich will keine Subventionen, sondern faire Preise. Die wären dann aber wesentlich höher als heute. Somit werden die EU-Zahlungen de facto an die Verbraucher durchgereicht, die sich über billige Lebensmittel freuen.

Doch an dieses Thema geht niemand ran. Auch nicht Herr Grethe, der behauptet, dass die Ausgleichszahlungen „relativ unabhängig davon gezahlt werden, was der Bauer mit diesem Hektar macht“. Er sollte sich mal die rund 100 Seiten Cross Compliance-Regelungen durchlesen. Ich habe nichts dagegen, wenn die Zahlungen an Umweltleistungen gekoppelt werden. Aber wie sagt Landwirt Lucht: „Wir müssen auch mit Umwelt-Dienstleistungen Geld verdienen können“.

Wenn Herr Grethe, ähnlich wie SPD, Grüne und Linke der Meinung ist, dass „dem Agrarsektor signalisiert werden muss, dass mehr Tier- und Umweltschutz honoriert werden muss“, so ist die Landwirtschaft der falsche Adressat. Wir Bauern warten darauf schon lange. Nur bezahlen will es keiner.

Für den unbedarften Fernseh-Zuschauer bleibt nach den 9 Minuten der Eindruck: Die Bauern bekommen gewaltige Summen überwiesen, müssen dafür kaum etwas tun und wenn das Wetter nicht passt, bekommen sie noch mehr. In den Kommentaren zur Sendung geht es dann noch um Nitrat, Glyphosat, Insekten und andere „Bosheiten“.

Der letzte Satz des Beitrages ist bezeichnend: „Trotz des Dürre-Sommers dürfte auf deutschen Äckern alles beim Alten bleiben.“ Dann hätte man sich diesen Beitrag auch sparen können.

Euer Bauer Willi

 

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20 Kommentare

  1. Friedrich sagt

    So lange sich die Medien nicht richtig in den ldw. Bereich tief Reinarbeiten wird es diese schiefen Darstellungen geben. Die vielen Fördergelder und Flächenprämien sind für Außenstehende kaum zu verstehen. Der DBV tut auch nichts um das zu ändern und die Medien auch nicht . So entstehen für die Medien wunderbare Darstellungen.

  2. Altbauer Jochen sagt

    Die gesellschaftlichen Gruppierungen wissen schon ,
    was sie wollen.
    Den anderen vieles abverlangen und für sich selber
    um Verbesserungen demonstrieren.
    Klagen ist kein Privileg der Bauern !!!
    Das geht quer durch alle Schichten.
    Wenn ich schon in den Fernsehnachrichten das Gejammer höre, das die Tariferhöhungen durch
    die Inflationsrate aufgefressen werden weil es bei den
    Nahrungsmitteln Preissteigerungen gibt,
    dann fragt man sich wie soll das geh´n, dauerhaft
    höhere Preise für unsere Produkte zu erzielen.
    Vielleicht brauchen wir 3 Dürrejahre nacheinander,
    -sorry-dann gibt´s keine Bauern mehr ,
    gibt´s dann noch irgendwo Brot ???

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  3. Liberaler sagt

    Hallo Bauer Willi, das passiert selten aber in der Beurteilung des Sendung stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu.

    Sie beanstanden zurecht die Einleitung mit der Bauernweisheit: „Die Sonne scheint …“
    Genau hier sind Sie Mittäter weil Frontal genau diesen fiesen Spruch von Ihnen aus topagrar oder hier serviert bekommen haben.

    Es ist unglücklich gelaufen. Zuerst der Ruckwied mit der Milliarde und dann die sonnengebräunten Gülleschreiber vom WDR und nun auch der Unwissenschaftler Grethe.

    Schade.
    Wie kommt man denn nun an das Geld? 😉

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  4. Sabine sagt

    Mich hat der Frontal 21-Beitrag unglaublich geärgert, denn egal welche Art von Landwirtschaft man sich wünscht, das ändert nichts daran, dass es nicht geregnet hat. Wenn ein Haus brennt, diskutiert man ja auch nicht darüber, ob es eine bessere Wärmedämmung hätte haben können, oder ob eine Solaranlage nicht vllt. sinnvoll gewesen wäre.
    Bei vielen Landwirten brennt es im Moment.

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    • fred huber sagt

      hallo sabine.
      das hat willi wohl mit dem „ideologischen Süppchen“ gemeint. es geht bei dem meisten gelaber nicht mehr darum ob geholfen werden soll, oder nicht. bzw. wenn ja, wie. es nur geht noch um das, naja, Süppchen eben…

      als Landwirt tut man wohl gut daran auf keine nennenswerte Unterstützung zu hoffen und sich in Zukunft besser auf solche Szenarien vorzubereiten. und zwar in form von futterreserven.

  5. Brötchen sagt

    sonnenblume und genau das müsste noch viel mehr gemacht werden! es gibt dafür aber niemanden der das kann und Geld hat. das machst du nicht einfach mal in 3 min. Willi macht schon viel, aber das ist erst ein Anfang.

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    • Inga sagt

      Der letzte Satz sagt nur aus,, das die Journalisten nichts verstanden haben und das Ganze nicht nachvollziehen können!

    • sonnenblume sagt

      Und es ist gut so, dass Willi das macht. Man kann nur hoffen, dass er wirklich viele Menschen damit erreicht. Je mehr sie erfahren und darüber nachdenken, desto eher kommt man zu einem gemeinsamen Weg.

      • Inga sagt

        Genau,
        wir
        Bauern können doch nicht immerzu kuschen, um uns als bevormunden zu lassen, von Leuten die falsche Vorstellungen von der Landwirtschaft haben und sie deswegen und undurchsichtig für sie ist.

        Deswegen vielleicht weniger Respekt für sie haben!?!

  6. Obstbäuerin sagt

    Alle, die eine Neuausrichtung der Landwirtschaft, ein Umdenken in derselben oder eine neue Landwirtschaft oder das Gleiche mit anderen Worten fordern, hüten sich, konkret zu werden. Denn dann müssten auch Konzepte her, wie das zu bewerkstelligen ist. Außerdem bekommt man den Eindruck, dass da jeder der Protagonisten etwas anderes will – aber alle wollen einen möglichst großen Anteil vom Geld, dass aus den EU-Töpfen fließt. Eine Umstellung der gesamten Landwirtschaft auf Bio würde 4-5 mal so hohe Subventionen für die Bauern bedeuten gepaart mit 50-60 % weniger Erträgen und dem Wegfall bestimmter Kulturen. Es muss doch auch Wissenschaftler geben, die noch blickig sind, was die Zusammenhänge betrifft. Wie kann man denn Einfluss nehmen, dass die zu Wort kommen und nicht solche Elfenbeintypen, wie dieser?

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  7. bauerhans sagt

    „Auch die Frage, ob Landwirte systemrelevant sind (so wie Banken und Bienen), bleibt offen.“

    natürlich sind bauern systemrelevant,nur kann das in einem KÄUFERMARKT nicht rüber gebracht werden,auch weil wir unelastisch unflexibel produzieren.
    ich hatte übrigens vom büro HOFREITER MDB eine antwort bz. dürre bekommen: einen link zum entsprechenden parteiprogramm der GRÜNEN.

  8. Arnold Krämer sagt

    Bauer Willi, was erwartest du eigentlich vom Fernsehjournalismus?
    1. Die Sender müssen ihre Sendeminuten vollkriegen
    2. Das Wissen von Journalisten ist meistens „breit wie ein Ozean und flach wie eine Pfütze“.
    3. In der Landwirtschaft und in der Landwirtschaftspolitik gibt es massive Zielkonflikte
    4. Die Gesellschaft weiß nicht, was sie will. Deshalb weiß die Politik auch nicht, wie die Rahmenbedingungen zu gestalten sind. Sie verliert sich im fachlichen und ideologischen „Klein-Klein“, was das (Über-) Leben für die Landwirte immer schwieriger macht.

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    • Brötchen sagt

      lw ist heute extrem spezialisiert, so dass nur noch wenige Spezialisten wissen wie das alles vernetzt ist. selbst in der lw selber gibt es nur noch wenige Spezialisten die umfassende Kompetenz haben.

      • Inga sagt

        Die arme Frau Slomka war ja auch überfordert, als die Frau Klöckner ihr erklärte, dass man die Landwirtschaft nichte infach abstellen kann, wie eine Produktionstraße in der Industrie. Die Tiere im Stall brauchen Futter und wenn es in bestimmten Regionen vertrocknet ist, muß man es wo anders her beschaffen und dafür braucht der Bauer Geld, das er nicht hat und auch nicht mit kalkulieren konnte , weil normalerweise, kann er ja sein Heu auf den Boden und das Gras, das in diesem Jahr wachsen würde in das Silo für den Winter machen. Aber in diesem Jahr nicht.

        Da meinte Frau Slomka, das wäre wieder eine andere Baustelle.
        Und wenn sie das in einer Exta Baustelle diskutieren möchte, dann muss sie auch da raus folgern, dass die Kühe für uns alle, die wir Steuer zahlen. mit dem zu gekauftem Futter dann Milch geben, die wir im Winter kaufen, oder Eis im Winter schlecken!
        Ja, Weihnachten gibt es Eis und Sahne aus dem wegen Dürreschäden subventionierten Futter!
        Aber dafür sind die Soforthilfen und nicht für den Bauern sein neues Auto oder anderes Privatvergnügen, es geht um die lebenden und wachsenden Tier in dem Stall!!!

        Wenn das stimmt, Brötchen,

        dass da in Zukunft diese „umfassende Kompetenzen“ ausbleiben und wir solche schwierige Aufgaben nicht mehr lösen können? Dann….

        Unsere Freizeitspezialisten lassen doch Leute mit solchen Kompetenzen gar nicht mehr zu, oder?
        Egal in welcher Disziplin???

        Was dann?

    • sonnenblume sagt

      Jetzt bin ich wieder boshaft. Die Gesellschaft zeigt uns schon was sie will. Nach meinem Empfinden kann sich die Politik nicht einig werden, weil ihre Vorstellung breit gefächert ist und auch nicht in jedem Punkt mit der Vorstellung der Gesellschaft übereinstimmt. Und ganz wichtig, keiner möchte sich mit einer konkreten Aussage und klaren Linie festlegen.

  9. Nauert Hans-Albert sagt

    Nach dem ich diese Sendung gesehen habe, denke ich diese Sendung war sowas von daneben. Was reden die immer vom Umbau der Landwirtschaft. Auch Julia Klöckner wurde erwähnt mit ihrer Ankündigung im Jahre 2019 einen Umbau der Landwirtschaft vornehmen zu wollen. Soll es dann noch mehr Dokumentationspflichten geben? Auf die groß angekündigte Sendung zu den Dürreschäden ist in dieser Sendung kaum etwas herausgekommen. Diese Sendung war das übliche Grün angehauchte gelaber.

  10. sonnenblume sagt

    Das Thema Landwirtschaft bietet eine gute Plattform um sich in die Medien zu bringen. Angefangen von der Wasserwirtschaft bis zum Prof. Grethe. Es kommen immer nur Aussagen was man nicht will und das alles anders werden muss. Aber es werden keine konkreten Lösungsansätze vorgestellt und wenn Details nachgefragt werden, dann wird es ruhig.
    Hat sich Herr Hofreiter z.B. schon auf Willis Nachfrage gemeldet?
    Mir erscheint das nur noch als persönliche Profilierung, dass man die eigene Wichtigkeit betont und sich den Bürgern als vorausschauender Saubermann präsentieren kann.
    Das mag jetzt alles ziemlich boshaft klingen. Ist auch nur ein Gedanke.

    • Brötchen sagt

      sonnenblume, du weißt es doch selber, es gibt keine Patentrezepte. gegen Dürre hilft nur völlige Freiheit bei der anbaugestaltung, abgegrenzter Markt und Druck von den Flächen wegnehmen….fällt mir ein. über das eu recht ist das alles viel zu schwerfällig geworden. also Grethe bräuchte mind 45 min. um ein Konzept bzw. Szenarien darzulegen. das ist alles hochkomplex und vielseitig vernetzt.

      • sonnenblume sagt

        Die Problematik ist mir ganz sicher bewusst, aber das muss man dann auch mal öffentlich kundtun. Der gemeine Bürger stellt sich doch alles viel, viel zu einfach vor. Nur derjenige, der sich um Fachartikel bemüht, bekommt einen kleinen Einblick in die Problematik, aber das sind doch nur ganz wenige. Durch eine andere Darstellung könnte man doch vielleicht etwas mehr Verständnis für die Situation in der Landwirtschaft erreichen. Das ist sicher auch nur ein frommer Wunsch.

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