Bauer Willi
Kommentare 110

Sag mal, Ottmar…

Sag mal Ottmar, wie kommt es eigentlich, dass Du als konventioneller Bauer in der AbL bist? Da sind doch sonst nur Bio-Bauern…

Lieber Willi, das ist ein weitverbreitetes Vorurteil! Erst kürzlich wurde ich von einem Grünen-Ortsverein als Diskussionspartner angefragt zum Thema Glyphosat. Es sollte ein Gespräch zwischen mir und einem konventionellen Kollegen stattfinden, und die Verwunderung war groß, als ich antwortete: Ich bin ja ein konventioneller Bauer! Aber entgegen dieser vorgefassten Meinung vertritt die AbL eben sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende Betriebe, geschätzt etwa halbe-halbe. Geschätzt, weil wir die Wirtschaftsweise unserer Mitglieder nicht erfassen. Bei uns sind eher kleinere und mittlere Höfe organisiert, wir haben aber durchaus auch Kollegen mit 300 ha Ackerbau oder 200 Kühen.

Bekommt Dein Betrieb von den Millionen, die Frau Klöckner gerade verteilt, auch was ab? Wie sieht es bei Dir aktuell mit der Futterversorgung aus?

Wir haben hier in Ostfriesland auch starke Dürreschäden, wobei wir im Vergleich mit manchen anderen Gegenden noch mit einem blauen Auge davongekommen sind. Mir fehlt vom Grünland der halbe zweite und der komplette dritte Schnitt. Auch die Weiden haben in den letzten sechs Wochen nichts mehr hergegeben, die Kühe und das Jungvieh wurden zu 100 % mit Winterfutter versorgt. Ich hatte zum Glück noch Grassilage aus dem vorigen Jahr für ca. 3 Monate, und Heu und Stroh, das ich in normalen Jahren verkaufe, habe ich natürlich selbst behalten. So müsste ich eigentlich über den nächsten Winter kommen, zumal es bei uns seit 2 Wochen teilweise ergiebig geregnet hat und die Weiden wieder grün sind. Auch Zwischenfrüchte wie Ackergras und Raps entwickeln sich gut und können wahrscheinlich noch beweidet werden.

Von den „Dürremillionen“ werde ich wahrscheinlich nichts abkriegen, aus zwei Gründen: Als Futterbaubetrieb und im Sommer Vollweidebetrieb erfasse ich meine Grundfuttermengen gar nicht, so kann ich auch schwer nachweisen, dass ich über 30 % weniger geerntet habe, obwohl das leider der Fall ist. Auch bin ich trotz der geringeren Erträge nicht in meiner Existenz gefährdet, denn ich habe immer vorsichtig investiert und mich nicht allzu stark verschuldet. So kann ich ein schlechtes Jahr auch mal wegstecken. Nach der Milchkrise habe ich darin Übung, wie viele andere Kollegen auch. Stellt sich natürlich die Frage, wie „gerecht“ die Verteilung der Hilfsgelder nach den beiden Kriterien „Minderertrag“ und „Bedürftigkeit“ sein kann.

Ihr seid ja ein relativ kleiner Verein. Wenn ich richtig recherchiert habe, habt ihr rund 2.000 Mitglieder. Dafür macht ihr aber mächtig viel Wind. Warum werdet ihr von den Medien so oft zitiert? Nur weil ihr ständig gegen den Deutschen Bauernverband stänkert?

Wir sind zwar ein kleiner Verein, aber wir versuchen trotzdem, einen Großteil der bäuerlichen Betriebe zu vertreten. Wir „stänkern“ also nicht gegen den DBV, sondern wir kritisieren dessen teilweise falschen und manchmal sogar bauernschädigenden Positionen. So haben wir auf die pauschale Forderung nach einer Milliarde staatlicher Dürrehilfe mit der Forderung nach Ausgleich der Mehrkosten und Mindererlöse durch höhere Erzeugerpreise reagiert. Diese Position fand in den Medien und bei der Politik viel Anklang, einfach weil sie vernünftig und richtig ist. Jede andere Branche würde es genauso machen. Wir müssen natürlich gerade wegen unserer relativ geringen Mitgliederzahl versuchen, über Öffentlichkeit und die Medien Aufmerksamkeit zu erregen, um etwas für die Bauern zu erreichen. Dazu starten wir pfiffige und phantasievolle Aktionen, die stark wahrgenommen werden. Und die AbL ist als Ansprechpartner auch beliebt, weil sie Klartext redet und Probleme und Mißstände nicht unter den Teppich kehrt, sondern offen anspricht. Nicht zuletzt ist es bei uns so, dass immer echte Bäuerinnen und Bauern und nicht irgendwelche Funktionäre unsere Positionen vortragen, das macht uns authentisch.

Nach meinem persönlichen Eindruck habt ihr eine große Affinität zu Umweltschützern und anderen NGO´s und auch bei der Demo „Wir haben es satt“ seid ihr ganz weit vorne. Ihr unterstützt den fragwürdigen Verein Testbiotech, der sich gegen neue Züchtungstechniken aufstellt. Kannst Du verstehen, dass ihr da so wenige Freunde bei den „normalen“ Landwirten habt?

Ich denke, unsere Position zur Gentechnik macht uns bei „normalen“ Landwirten gar nicht so viele Probleme. Da sind viele durchaus kritisch eingestellt, vor allem, was die Abhängigkeit von Zucht- und Chemiekonzernen angeht. Mit NGOs aus den Bereichen Umweltschutz, Tierschutz, Entwicklungszusammenarbeit und Verbraucherschutz arbeiten wir in der Tat schon lange und intensiv zusammen, einfach weil es gerade diese von vielen Landwirten als Gegner empfundenen Gruppen sind, die genau wissen, dass ihre Anforderungen an die Landwirte Kosten verursachen und zu besseren Preisen führen müssen. Somit sind viele NGOs Fürsprecher einer bäuerlichen Landwirtschaft, die gesellschaftliche Erwartungen erfüllt. Unsere Rolle ist es, auch bei der Demo „Wir haben es satt“, immer wieder die bäuerliche Position und fachliche Argumente einzubringen. Das ist nicht immer einfach, aber der Mühe wert. Du hast ja im Januar bei deinem Auftritt dort selbst erlebt, dass es bei dieser Demo eine große Offenheit und Sympathie für bäuerliche Landwirtschaft gibt, oder? Wir müssen auf die Gesellschaft zugehen, wenn wir auf Dauer erfolgreich Landwirtschaft in Deutschland betreiben wollen.

Ihr tragt ja den Spruch „Wir brauchen bessere Preise“ wie ein Mantra vor euch her. Da sind wir sogar einer Meinung. Ich hätte auch gerne bessere Preise. Aber wie wollt ihr das erreichen? Das Oligopol von ALDI, Lidl, REWE und EDEKA verhandelt doch keine Preise, sondern diktiert die. Wie wollt ihr da rauskommen?

Der Schlüssel für die Existenzsicherung unserer Betriebe liegt beim Einsatz für kostendeckende und Gewinne ermöglichende Erzeugerpreise! Es war ein großer Fehler unseres Berufsstandes, diesen Kampf aufzugeben. Ohne faire Preise kommt man in das Hamsterrad von Wachstum, Intensivierung und schonungsloser Ausnutzung aller Ressourcen. Genau diese Entwicklung bringt uns in die gesellschaftliche Kritik. Die sehr unterschiedliche Marktmacht der Akteure im Lebensmittelbereich ist mir wohl bewusst, wobei man auch unsere direkten Abnehmer und Marktpartner, wie Molkereien, Schlachtbetriebe und Agrarhandel nicht ausnehmen darf. Hier muss die Position der Erzeuger gestärkt werden, z.B. durch Zusammenschlüsse in Erzeugergemeinschaften, aber auch durch bessere politische Rahmenbedingungen. Die EU-Kommission macht dazu gerade einen Vorstoß, der aber nicht bis zu den eigentlichen Erzeugern, den Landwirten, durchdringt. Generell sind natürlich die strukturellen Überschüsse, die wir in vielen Bereichen haben, der Grund, warum die Handelsketten so eine gute Verhandlungsposition haben. Die müssen wir reduzieren, sei es durch Regulierungsmöglichkeiten in Hand der Bauern, wie wir es bei der Milch fordern, sei es durch gesetzliche Vorgaben wie bei der Schweinehaltung. Würden die gesetzlichen Anforderungen EU-weit umgesetzt (Kastenstand, Kupierverbot, Auslauf, Zugang zu Stroh), dann würde das zu einer Verringerung der Tierzahlen, Verknappung des Angebots und Steigen der Preise führen. Im Übrigen weißt du als Zuckerrübenanbauer doch am besten, wie man einen Sektor so gestaltet, dass dauerhaft alle Glieder der Wertschöpfungskette Geld verdienen können…

„Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ höre ich immer wieder aus euren Reihen. Kannst Du die beiden Begriffe mal etwas genauer definieren?

Ein Bauernhof ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf dem die Bäuerin, der Bauer oder die Bauersfamilie das Sagen hat, ganz einfach. Im Gegensatz dazu bestimmt bei einer Agrarfabrik ein Investor die Geschicke des Betriebes. Daraus ergeben sich viele gravierende Unterschiede. Bäuerinnen und Bauern denken in Kreisläufen und in Generationen. Sie sorgen für den dauerhaften Erhalt der Wirtschaftskraft ihres Betriebes, der Bodenfruchtbarkeit und nicht zuletzt der gesellschaftlichen Akzeptanz im näheren und weiteren Umfeld. Ein Investor dagegen möchte eine kurzfristige Gewinnmaximierung erreichen, egal, wie sich das auf die langfristige Existenzfähigkeit auswirkt. Deshalb sind Bauernhöfe, bäuerliche Betriebe besser geeignet, eine zukunftsfähige Landwirtschaft im Einklang mit gesellschaftlichen Erwartungen zu betreiben, und deshalb finden wir für diese Forderung auch so großen Anklang bei vielen Mitbürgern, die sich Gedanken um die Zukunft unserer Landwirtschaft und Ernährung machen.

Lieber Ottmar, danke für die Zeit, die Du Dir mit den sehr ausführlichen Antworten gemacht hast. Da ist einiges Nachdenkenswerte dabei. Und jetzt bist Du wahrscheinlich genau so gespannt auf die Kommentare wie ich.

Bauer Willi

 

 

(Aufrufe 2.152 gesamt, 1 heute)

110 Kommentare

  1. Obstbäuerin sagt

    Sehr geehrter Herr Illchmann, leider haben Sie meine Fragen nicht so richtig beantwortet, deshalb stelle ich sie noch einmal. Welche Sparten der Landwirtschaft werden durch Ihren Verein vertreten? Wie hoch ist der Anteil konventioneller Betriebe, die keine Milchviehhaltung oder Weidehaltung betreiben? Gibt es auch Obstbauern in Ihrem Verein?
    Da ich mich in der Vereinslandschaft der Bauern nicht auskenne und vielen Mitlesern im Blog das sicher auch so geht, wäre diese Information sehr wichtig.

    1
    • Ottmar Ilchmann sagt

      Hallo Obstbäuerin, die AbL vertritt alle Sparten der Landwirtschaft. Außer Milchbauern haben wir auch viele Ackerbauern, Mutterkuhhalter, Schafhalter, etliche Schweinebauern und auf jeden Fall Betriebe, die Gemüse zur Direktvermarktung anbauen. Überhaupt sind etliche unserer Mitglieder Direktvermarkter. Wie hoch die Zahl an Obstbauern ist, kann ich Ihnen so nicht sagen, da müsste ich mich erkundigen.

      • Obstbäuerin sagt

        Die wichtigste Frage, Herr Illchmann, wie hoch der Anteil konventioneller Betriebe ist, die keine Milchviehhaltung oder Weidehaltung betreiben, bleibt weiterhin im Dunkeln. Schade.

        1
        • Ottmar Ilchmann sagt

          Die Betriebe werden von uns nicht nach ihren Betriebszweigen oder ihrer Ausrichtung befragt, Obstbäuerin! Ich weiß auch nicht so recht, warum das so wichtig für Sie ist. Wenn Sie nähere Informationen dazu benötigen, wenden Sie sich doch mal an unsere Geschäftsführung, ist auf der Homepage zu finden.

          • Obstbäuerin sagt

            Da das Verbot von Pflanzenschutzmitteln, die in der konventionellen Landwirtschaft angewendet werden, und auch Glyphosat eine Forderung der Demo WIR HABEN ES SATT und der meisten NGOs ist, die von Ihrem Verein unterstütz werden oder mit denen es eine Zusammenarbeit gibt, dürften logischerweise nur Betriebe im Verein sein, für die diese Mittel NICHT wichtig sind. Das sind nun mal Biobetriebe, die andere Pestizide und Insektizide verwenden, und im konventionellen Bereich z.B. Milchvieh- oder Weidehaltung.

            2
            • Ottmar Ilchmann sagt

              Oder konventionelle Betriebe, die sich über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eigene Gedanken machen! Man kann doch auch darüber diskutieren, ob der Verzicht oder die Verringerung bestimmter Anwendungen gegen Entschädigung von Mehraufwand und Minderertrag eine Option ist.

            • Obstbäuerin sagt

              Den Einsatz von PSM und Glyphosat auf ein Minimum zu reduzieren ist doch schon in den meisten konventionellen Betrieben gegebene Praxis. Darüber muss man doch gar nicht mehr diskutieren und ist ja auch am Rückgang der verkauften Mengen nachzuvollziehen. Das Problem ist die Forderung des Verbotes, das die Produktion verschiedener Kulturen (z.B. Raps, Kirschen) bis auf fast 0 reduzieren wird. Da hilft dann auch kein Mehraufwand. Kirschen mit Maden sind unverkäuflich.

              1
            • Schmeckt gut sagt

              Ottmar, an dir ist anscheinend einiges unbemerkt vorbei gelaufen. Den Ansatz des Integrierten Anbaus (zugegeben eine “unglückliche” Wortwahl) gibt es schon seit 30 Jahren und er wird seit längerem in QS-systemen u-a- vorausgesetzt. Waldumbau (ein neues (sehr offensichtliches) “Spendensammelthema” des NABU), verminderter – Schadorganismen orientierter – PSM-einsatz, Beurteilung des Schädlingsdrucks… findet schon allein aus Kostengründen IMMER Eingang in die Beurteilung. So zu tun, als,ob alles in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist, finde ich – und hier muss ich mal deutlich werden – zum Haareraufen. Unsere jahrzehntelangen Bemühungen werden von Organisationen, die nur Panik verbreiten können, für die Masse aber keine Lösung haben, verschwiegen und zu oft falsch dargestellt. Denn eins ist ja wohl klar: Eine vom Gesetzgeber vorgegeben Qualität muß auch sichergestellt werden. Milch hat hier entsprechende Vorgaben, bei z.B. Brotgetreide, Obst und Gemüse ist vieles aber sehr viel komplexer und anspruchsvoller in der Umsetzung der Ziele. Preisbindung bei zusätzlichen Auflagen können ein Ansatz sein, aber ist das umsetzbar. Ich sage nur WTO, Exportorientierung der Industrie, bilaterale Abkommen…Ganz ehrlich, Ottmar. Mit großen Sprüchen kommen wir nicht weiter. Wir Bauern DÜRFEN der Politik erst dann glauben, wenn Vorgaben in VO und Gesetze gefasst sind. Investieren ohne Absicherung — auf gar keinen Fall!!!!

              1
            • Ottmar Ilchmann sagt

              Investieren ohne Absicherung – genau das ist es, was Bauern ständig machen! Viele Kollegen haben vor dem Quotenende z.B. in Kuhställe investiert und sind dann mit ihrem Schuldendienst voll in die Milchkrise reingelaufen. Ich finde es auch gut, wenn wir für Investitionen Planungssicherheit haben, aber dazu gehört nicht nur Gewissheit, was Auflagen und Vorgaben angeht, sondern auch wenigstens ein Mindestmaß an Sicherheit, was die Erzeugerpreise angeht.

              Die Forderung nach Verboten von Glyphosat und anderen PSM wird doch deshalb laut, weil die Anforderungen des integrierten Anbaus eben leider nicht von allen umgesetzt wurden! Wenn man dann den ungehemmten Einsatz zu lange verteidigt, stärkt man die Gegenkräfte, und es kommt letztlich zu einer “Glaubensentscheidung”, bei der sich die Seite mit der größeren gesellschaftlichen Unterstützung durchsetzt.

              Ich finde auch, wir sollten der Politik nicht einfach “glauben”, sondern uns in politische Prozesse aktiv und fachkundig einbringen. Nur so hat man die Chance, etwas im Sinne der Landwirte zu beeinflussen. Dazu ist es aber nötig, auf die Vertreter anderer Positionen zuzugehen.

          • Obstbäuerin sagt

            Genau und die größere gesellschaftliche Unterstützung wird durch Fehldarstellungen und Horrorszenarien der NGOs, verbreitet von willfährigen Medien und gepaart mit großangelegten Massenaufläufen gegen die moderne Landwirtschaft erst hervorgerufen.

            2
  2. Bauer S sagt

    Es wird nicht ohne Bauern gehen,egal in welche Richtung. Wenn man nicht aufpasst, auch mit der Medienkapanie ,werden die jungen Leute sich genau überlegen ob sich das antun. 98,5Prozent können ohne Landwirtschaft leben, warum nicht der Rest?

    1
    • Kirsten wosnitza sagt

      Nie and der seinen Beruf liebt wird seinen Hof aufgeben wenn dieser ein attraktives Einkommen ermöglicht. Die böse Gesellschaft für die Hof Aufgaben verantwortlich zu machen ist eine beliebte Ablenkung von den eigentlichen Problemen auf unseren Höfen.

  3. Peter Fuchs sagt

    “Jegliche Tierhaltung, sogar die des Kanarienvogels ist zunächst mal zum Wohl des Menschen und nicht zum Wohl des Tieres.” Sehe ich nicht so. Als hätte die Domestikation für das Tier nicht auch ganz klare und eklatante Vorteile gebracht. Die “Natur” ist in Summe nach unseren verzärtelten, menschlichen Vorstellung unendlich viel “grausamer” zum Tier als wir Menschen, besser gesagt und ohne ins moralisierende und pathetische Vokabular zu greifen: Der “Natur” ist Wohl und Wehe zumindest des einzelnen Lebewesens, sei es Tier oder Mensch, völlig schnuppe, sie kümmert sich nicht drum, weil sie nichts davon hat – sie muss nicht damit rechnen. Das ist anders beim Deal, den (Nutz)Tier und Mensch zu beiderseitigem Nutz und Frommen eingegangen sind. Das Kleingedruckte dieses “Vertrages” freilich muss zu allen Zeiten neu ausbuchstabiert werden. Heute taucht dort etwa der bisher überlesene-oder übersehene oder erst jetzt dechiffrierte Begriff “Tierwohl” auf z.B.

    1
    • fingerphilosoph sagt

      Ein Deal setzt freie Vertragspartner voraus. Wenn ein Tier oder eine Pflanze bewusst verändert und nach menschlichem Ermessen und Bedürfnissen gezüchtet wird, ist das kein Deal mehr. Das Tier bzw. die Pflanze ist durch die Züchtung vollkommen dem Willen des Menschen unterworfen worden. Es fehlt die Wahlmöglichkeit.

      In welchem Universum würden Sie denn lieber leben? In einem, in dem Ihr Wohl und Wehe der herrschenden Macht völlig schnuppe ist und Sie also selber für Ihr Wohl und Wehe verantwortlich sind? Oder in einem, in dem Ihr Wohl und Wehe dem Wohl und der Bequemlichkeit der herrschenden Macht vollkommen untergeordnet ist?

    • “…..nicht zum Wohl des Tieres.“ Sehe ich nicht so.” Ist aber so. Jegliche Domestikation wurde nur deshalb vollzogen, weil sich der Mensch einen Nutzen davon versprach und damit das “Menschenwohl” mehrte. Das dabei manch ein Vorteil für die Nutztiere heraussprang, ist ja richtig, aber nicht der Grund für die Domestikation. Von einem Deal würde ich nicht sprechen, allenfalls von einer partiellen WinWin-Situation.

      • Der Grund der Domestikation ist für uns nicht zu ergründen. Er liegt wie man so schön sagt im vorgeschichtlichen Dunkel. Auf Spurensuche könnte man gehen in vielen Volkssagen, der Mythologie, den Märchen, den “heiligen Schriften”. Es kursieren verschiedene Narrative: Das religiös-theologische, das naturwissenschaftliche, das dichterische usw. Ein Stück weit lassen sich Elemente der Domestikation an heutigen alltäglichen Praktiken des Zusammenlebens mit Nutztieren erahnen. Es wird eine breite Palette davon gegeben haben. Die erfolgreichsten und nachhaltigsten waren sicher nicht purer Zwang vonseiten des Menschen, der bestimmt auch im Spiel war. Anfüttern, Zähmen, praktische Tierpsychologie durch Beobachtung und Einfühlung waren ganz sicher von Anfang auch mit dabei. Noch heute muss jedes Reitpferd an Sattel und Reiter gewöhnt werden. Jedes mal eine Art ganz archaische Wiederholung eines Stückes menschlicher Urgeschichte. Wäre die Domestikation reiner Zwang gewesen, hätte nicht das Tier von sich aus – wie schwer uns das zu denken auch sein mag – den Weg zum Menschen gesucht: Sie wäre nicht derart durchschlagend erfolgreich gewesen, davon bin ich zutiefst überzeugt. Dass wir Menschen uns heute in ungezählten Fällen am Tier vergehen, ist dazu kein Widerspruch dazu, sondern ein Auftrag es besser zu machen.

        • fingerphilosoph sagt

          Es spricht tatsächlich vieles dafür, dass das Tier von sich aus die Nähe zum Menschen gesucht und das Zusammenleben von Tier und Mensch lange Zeit symbiotischen Charakter zum Vorteil von beiden hatte. Im Nomadentum ist das selbst heute noch so. Auch das Beispiel mit dem Pferd ist gut.

          Ich sehe das eigentliche Problem auch nicht im Anfüttern und Zähmen von Wildformen, sondern in der Zucht. Erst mit der Züchtung erhebt sich der Mensch über das Tier und sieht im Tier nun ein Objekt, das er beliebig nach seinen menschlichen Bedürfnissen verändern kann. Die Züchtung hat das Verhältnis von Mensch zum Tier und zur Pflanze grundlegend verändert. Damit hat sich der Mensch aus der Natur hinauskatapultiert.

          In symbiotischen und auch parasitären Formen des Zusammenlebens hat immer noch die Evolution das letzte Wort, wobei ich unter Evolution die den sich verändernden Ökosystemen inhärente Dynamik verstehe, also ständige Anpassung an sich verändernde Verhältnisse.

          Mit der Züchtung von Lebewesen biegt der Mensch die Evolution auf sich selbst zurück. Das Kriterium der Anpassung ist nun das Menschenwohl und eben nicht mehr die sich natürlich verändernde Umwelt.

          Die Umwelt verändert sich weiter, so wie sie sich immer verändert hat, sicher auch massiv durch menschlichen Einfluss, Nutztiere und Nutzpflanzen sind jedoch nicht mehr fähig, sich aus ihrem eigenen Vermögen heraus diesen Veränderungen anzupassen und sich harmonisch zusammen mit der Umwelt zu wandeln.
          Es zeigt sich, dass es nicht genügt, Nutztiere und -pflanzen nur menschlichen Bedürfnissen anzupassen, das Ökosystem, die Welt mit ihren Veränderungen ist eben immer auch noch da.

          Das setzt den Menschen unter immer größeren Druck, denn er muss nun anstelle der Evolution eine Aufgabe erfüllen – die Anpassung – der er jedoch nicht gewachsen ist, weil er als Teil des Ökosystems nicht über dem System steht und es deshalb nur unvollständig begreifen kann. In diesem Dilemma stecken wir nun. Deshalb sind unsere ständigen Begleiter Zukunftsängste und Weltuntergangsfantasien, übrigens schon seit ein paar tausend Jahren und nicht erst seit dem “Klimawandel”.

          • Fingerphilosoph, absolut d’accord. Aber wo liegt der Ausgang? Fällt mir Heideggers Diktum ein. “Der Mensch ist nicht der Herr des Seienden. Der Mensch ist der Hirt des Seins.”

          • Die Domestikation von Tieren ist eng mit der Domestikation von Pflanzen (Wildpfanzen/Kulturpflanzen) verbunden. Bei Pflanzen ist die Intention des Menschen an deren Domestikation wohl eindeutiger als bei Tieren (Pflanzen sind wohl nicht auf den Menschen zugekommen), aber dennoch die dieselbe. Das von f..ph angesprochene Nomadentum, welches vorallem den Hund sehr früh domestizierte, mag hierbei eine Ausnahme sein. In das Thema Domestikation so viel “Mystik” hinein zu interpretieren halte ich für gewagt.

            • fingerphilosoph sagt

              Ich sehe keine Mystik, sondern Prozesshaftigkeit, die sich aus lauter kleinen, nachvollziehbaren Schritten zu dem, was man heute “Domestikation” nennt, aufsummiert.

              Sieht man die Domestikation als Prozess, ist es naheliegend, dass die damals lebenden Menschen zuerst gezielt Samen von Wildpflanzen ausgewählt haben, die ihren Zwecken am nächsten kamen. Und von diesen Erfahrungen aus auf die Idee kamen, dasselbe mit Tieren zu machen. Es war in dieser Zeit, dass auch erstmals ein Bewusstsein für Genealogien von Menschen und Völkern aufkam, in der Bibel zusammengefasst in der Geschichte von Abraham, dem Gott prophezeite, dass er sich sozusagen in die Zukunft verlängern und dank zahlreicher Nachkommenschaft ein ganzes Volk werden kann. Offenbar war das den Menschen vorher nicht bewusst, sonst wäre das Alte Testament, das rückblickend diese Zeit beschreibt, nicht voll von diesen langweiligen Ableitungen, wer wen zeugte.

              Der Hund wurde m.W. schon von Jägern und Sammlern zu Jagdzwecken domestiziert, und auch da ist es wahrscheinlich, dass sich das einfach so ergeben hat. Wölfe sind schneller, Menschen ausdauernder. Wahrscheinlich war das eine gute Kombination.
              Auch zwischen Mensch und Rabe gibt es eine vergleichbare Jagd-Symbiose.
              Da ist nichts Geheimnisvolles dabei.

              @Peter Fuchs
              Wer sagt denn, dass ein Ausgang gewünscht wird? Meiner Beobachtung nach gefallen sich die meisten Menschen darin, Evolution zu spielen. Gentechnikbegeisterte spielen Evolution auf dem Feld der Biologie, Klimaretter auf dem Feld des Terra- und Menschen-Forming. Das Evolutionsspiel hat verschiedene Felder.

            • Sabine sagt

              Man kann auch der These aus dem ” Das Egoistischen Gen” folgen. Danach sind weder wir noch die Pflanzen oder Tiere frei, sondern unterliegen dem Diktat unserer Gene, die nur ein Ziel haben: Sich selber zu erhalten und zu vermehren. Individuen sind nur Vehikel, in einer bio-chemischen Schlacht um die benötigten Ressourcen.
              Die Nutzpflanzen- und tiere werden in dem Sinn nicht von uns genutzt, sondern nutzen uns. Wer einen Acker bestellt mag 100 Menschen die Existenz sicher, er sicher aber vor allem die erfolgreiche Vermehrung von Millionen Pflanzen. Der Bulle in der Zuchtstation mag sein Leben nicht besonders genießen, seine Gene haben aber die Möglichkeit zu tausenden in eine neue Generation weitergegeben zu werden. Eine Möglichkeit, die ihnen in der freien Wildbahn niemals geboten werden würde. Wir vergessen all zu oft, dass die Natur blind und taub ist, sie kann mit Intelligenz, Empathie, Glück…. , sie kann auf so vieles verzichten, nur die nächste Generation, nur der Erhalt des Lebens an sich ist ihr Ziel. Und da ist sie wirklich ziemlich unbeirrbar.

            • fingerphilosoph sagt

              Der Erfindung vom “egoistischen Gen” liegt derselbe Mechanismus zugrunde wie der Erfindung von Göttern und Götterwelten in der Bronzezeit: es ist eine Projektion, mit Hilfe derer sich der Mensch vom Täter zum Opfer stilisiert, um sich vor der Verantwortung für das, was er tut, zu drücken. Zu allen Zeiten haben sich Menschen bereitwillig auf derartige Entschuldigungen, Ausflüchte und Rechtfertigungen gestürzt, um sich zu entlasten und sich eine Unschuld vorzugaukeln, die sie nun mal verloren haben.

              Nicht die “Natur” – nur ein allgemeiner, abstrakter Oberbegriff ähnlich wie “Gott” – ist blind und taub, sondern der Mensch. Es ist der Mensch, der um des reinen Wachstums willen auf Intelligenz, Empathie und Glück verzichtet und unbeirrbar Quantität über Qualität setzt.

              Es ist übrigens eine der herausragenden Eigenschaften von Genen, dass sie den Wandel förmlich suchen: durch sexuelle Fortpflanzung, Rekombination, Austausch, Mutationen usw. Wo also ist der Stoff, der angeblich egoistisch auf seiner Existenz beharrt?

            • @f..ph
              Habe ich richtig verstanden: Solange es Menschen auf diesem Planeten gibt sind sie Täter? Wäre denn dann nicht der Mensch in seinem Tun, die Erde für Menschen unbewohnbar zu machen, zu unterstützen, um diese von den Tätern zu befreien? Also weiter so, in jedem Fall eine Win-Situation: macht der Mensch in seinem Tun die Erde kaputt ist gut, macht er sie nicht kaputt auch gut.

            • fingerphilosoph sagt

              Meiner persönlichen Beobachtung nach gilt ein einfaches Naturgesetz: alles, was man tut, fällt in irgendeiner merkwürdig passenden Form irgendwann auf einen selber zurück.

              Das gilt nicht nur für den Einzelnen in seinen individuellen Handlungen, sondern auch fürs Kollektiv. Auch unsere kollektiven Handlungen als Gesellschaft, Staat fallen auf uns zurück. Und da die meisten Menschen in ihren Kindern sowieso nur eine Verlängerung ihrer selbst über den Tod hinaus sehen und Kinder in die von früheren Generationen vorgefertigten Strukturen gepresst werden, fallen die Folgen diverser Handlungen früherer Generationen auf die Nachfolgenden zurück.

              Die größte Weisheit findet sich oft in einfachen Sprichwörtern, bspw. die Suppe, die man sich einbrockt, muss man auch auslöffeln. Oder wie es in den Wald hineinruft, schallt es heraus.

              Man kann den Konsequenzen seiner Handlungen eine Weile davonlaufen, aber sie holen einen doch immer wieder ein.
              Diese Erfahrung bringt mich manchmal dazu, hinter dem Ganzen doch irgendwie eine mystisch anmutende Weisheit zu sehen. 🙂

            • Stadtmensch sagt

              @sabine: Stichwort Dawkins und Soziobiologie

              Zitat:
              “dem neoliberalen Individualismus kommt eine neuere biologistische Theorie zupass: die Soziobiologie. In ihr behaupten vor allem Autoren, die nie über Gene geforscht haben [6], dass Gene die Hauptakteure des biologischen Geschehens und der Evolution seien, die sich Organismen lediglich als „Überlebensmaschinen“ gebaut hätte”

              “Joachim Bauer kritisiert diese Konzepte nun nicht lediglich ideologiekritisch, sondern entzieht ihnen die Legitimation, als wissenschaftlich korrekt gehalten werden zu wollen.”
              https://www.thur.de/philo/lh/bauer_menschlichkeit.htm

  4. Paulus sagt

    Es ist heute nicht ganz einfach beim Eingangsthema zu bleiben ohne abzuschweifen.
    Wenn ich es als interessierter Laie richtig interpretiere sind die Vorträge von Ilchmann und Niemann, trotz einer grundsätzlich übereinstimmenden Haltung ja durchaus kontrovers. Das macht den Verein schon mal sympathisch. Ein Knackpunkt scheint die Nähe oder auch gemeinsame Marschroute mit den NGOs zu sein. Ohne es belegen zu können lasse ich mich zu der Vermutung hinreißen, dass sich ein Großteil der Bevölkerung verwundert die Augen reibt, wenn die Bauern mit den NGOs z.B. gemeinsam durch Berlin marschieren. Das muss man erst mal verstehen; zumindest ist es angesichts der üblichen bäuerlichen Klagen schwer vermittelbar Es ist ein Irrtum zu glauben, die NGOs hätten einen großen Rückhalt beim gemeinen Volk. Die haben ihre Unschuld schon längst verloren und gelten überwiegend als das was sie wirklich sind …

    Interessant ist auch, dass sich der eine, ganz in meinem Sinn, für Subventionen ausspricht und der andere die eher utopische Vorstellung höherer Erzeugerpreise im Kopf hat.

    Was die NGOs betrifft:
    Ich habe es schon mal im Bereich Technik erlebt. Da ging es um einen sehr sensiblen Bereich und es wurden eine beachtliche Manpower und viel Goodwill aufgebracht um
    die Angelegenheit zu entschärfen. Es gelang erst mit ein oder zwei Jobangeboten und sogen. zweckdienlichen Zuwendungen über diverse Kanäle. Damit war das Thema ganz schnell aus der Welt. Soviel zu den NGOs – sollte aber allgemein bekannt sein.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      BEIDE sind sowohl für gezielte, Bauernhöfe mit gesellschaftlichen Leistungen fördernde Direktzahlungen als auch für höhere, kostendeckende Erzeugerpreise!

      Marschiert wird in Berlin übrigens nicht, sondern gemeinsam demonstriert. Und natürlich ist die Verwunderung umso größer, je heterogener der Teilnehmerkreis zusmmengesetzt ist. Das ist ja das charmante an Bündnisarbeit.

      • Christian Bothe sagt

        Hallo Herr Ilchmann, lese gerade Ihren Kommentar in der Top agrar…Ich freue mich, das Sie als AbL Mitglied noch der konventionellen LW huldigen! Hoffentlich führt das gute Einvernehmen mit den s.g. NGOs nicht dazu, das Sie vom Glauben abfallen…Ich möchte nur auf einiges zum Interview mit Bauer Willi anmerken. Die Forderung von AbL und Co. nach höheren Preisen für die Landwirte ist natürlich richtig. Aber wie wollen Sie das durchsetzen? Im übrigen sind die Milchhöfe genossenschaftlich organisiert…Sie wissen ja selber (und ich kenne das aus eigener Erfahrung), das es vor der Listung im LEH noch einen Verarbeiter gibt und dieser ist trotz aller Bekundungen dem LEH ausgeliefert und jederzeit austauschbar letztlich auch durch Importe, um bessere Einkaufskonditionen zu bekommen. Das in Zusammenhang mit Dürrehilfen zu bringen, ist Polemik und bringt gar nichts, da der Markt vollkommen anders reagiert. Die Forderung des DBV war richtig und das in der Öffentlichkeit zu tun auch enorm wichtig und keinesfalls imageschädigend. Ich denke insbesondere an alle Tierproduktionsbetriebe und deren Futterproblematik, da ich 1976( da waren Sie wahrscheinlich noch nicht aktiv?) und 2003 so etwas managen mußte und das ohne Hilfe…Zum Thema usw.äußere ich mich nicht, aber Sie können da einiges unter http://www.agrarfakten.de nachlesen.

        1
      • Christian Bothe sagt

        Ergänzung meines Schlußsatzes : es sollte heißen…zum Thema Agrarfabriken usw.äußere ich mich nicht…

        1
    • Eckehard Niemann sagt

      Ottmar Ilchmann und ich haben sicherlich manchmal auch unterschiedliche Meinungen, aber in Sachen Direktzahlungen und Erzeugerpreis-Politik sind wir uns total einig…

      • Paulus sagt

        @ Ottmar Ilchmann und Eckehard Niemann,
        Entschuldigung, der Begriff „Marschieren“ war unglücklich gewählt, also einigen wir uns doch politisch korrekt auf Schlepperparade anlässlich einer gemeinsamen Demonstration mit wem auch immer. Die unterschiedlichen Auffassungen zwischen Ilchmann und Niemann konnte ich der landwirtschaftlichen Fachpresse entnehmen. Da war es nach meiner Wahrnehmung anderslautend und kam schon sehr deutlich zum Ausdruck. Jetzt stehe ich schön dumm da, habe aber immerhin dazu gelernt.
        Vielleicht sollte ich doch besser die Finger von Bauer Willis Blog lassen. 🙂

        • Ottmar Ilchmann sagt

          Auf keinen Fall! Sie stehen auch nicht dumm da; meine Position zu Direktzahlungen ging aus diesem Interview auch gar nicht hervor. Ich habe nur etwas ergänzt.

      • Borchert Alexander sagt

        Seit wann gibt es eine Preispolitik? Das ist doch Jahrzehnte her. Beim Preis gilt der freie Markt außer bei PV- Und Biogasstrom.

    • Bauer Willi sagt

      Zweckdienliche Zuwendungen…Also die nützliche Allianz zwischen LEH und NGO.
      Heute wieder was gelernt. Paulus: melde mich noch wegen Details😉
      Bauer Willi

      1
  5. Brötchen sagt

    fingerphilosoph! Du bist auf einer anderen Ebene unterwegs, hier geht es um das Haushaltskasse und du machst Weltpolitik.
    nebenbei gestern kam auf MDR eine gute Sendung über die Entwicklung der lw. im Osten, da werden einige weltpol.aspekte auch behandelt.
    gestern auch ein Artikel auf der Welt…handelskrieg USA und China und Soja. passt auf deine Ebene!

    Grüsse!

  6. fingerphilosoph sagt

    Auflagen, Verbote, Vorschriften sind keine Strategie zur langfristigen Lösung von Problemen. Jeder normale Mensch rebelliert gegen Zwang, manchmal offen, viel häufiger versteckt, indem er sich raffinierte Wege ausdenkt, um die Verbote zu umgehen. In der Folge führen die Schlupflöcher zu noch mehr Auflagen, Verboten und Zwang, die zu neuem Trickreichtum führen. So was nennt man sinnloses Wettrüsten.

    Was man bekämpft, stärkt man, denn natürlich wehrt sich derjenige, den man bekämpft, mit umso härteren Waffen, je stärker die Waffen sind, die man selber ins Feld führt.
    Wenn Agrarfabriken bekämpft werden, führt das nicht zum Verschwinden von Agrarfabriken, sondern zu noch mehr Agrarfabriken, die vielleicht nur nicht mehr in Deutschland, sondern in der Ukraine oder sonstwo stehen.

    Grundsätzliche Probleme, die die Landwirtschaft mit sich bringt und sich in 10.000 Jahren erst allmählich herauskristallisieren, kann man mit einer Flut von Gesetzen und Verordnungen nicht innerhalb von ein bis zwei Generationen ungeschehen machen. Wer das versucht, sieht die Problematik nicht in der richtigen Dimension.

    Landwirtschaft hat ihre unschönen Seiten, da gibt es nichts zu deuteln. Massentierhaltung ist nicht zum Wohl des Tieres, auch wenn man tausendmal “Tierwohl” schreit. Man kann sich sogar fragen, ob es überhaupt Tierhaltung zum Wohl des Tieres gibt. Der Einsatz von Chemie auf den Feldern ist definitiv ein Problem, weil die Folgen eines Eingriffs auf chemischer Ebene in ihrer Langfristigkeit nicht voraussehbar sind. Außerdem macht es tatsächlich null Spaß, einen Apfel zu essen, von dem man weiß, dass er je nach Wetterlage bis zu 40x gespritzt worden ist.

    Es ist aber auch wahr, dass unsere gesamte Gesellschaft auf Landwirtschaft beruht, und zwar auf der Landwirtschaft, wie wir sie haben und nicht auf der Landwirtschaft, wie sie sein sollte.

    Lösungen für Probleme, die die gesamte Gesellschaft betreffen, werden nicht von ein paar wenigen gemacht und durchgesetzt. Das ist der fundamentale Irrtum, dem jeder Weltverbesserer aufsitzt.

    Lösungen für Probleme ergeben sich dadurch, dass man Wahrheiten ausspricht, die Realität samt ihren unangenehmen Seiten aushält und Widersprüche erst mal stehen lässt. Dass man darauf vertraut, dass jeder Mensch auf seine Weise mit den Wahrheiten umgehen und seine persönliche Lösung für die Widersprüche suchen wird. Die Lösung besteht in einer Vielzahl von individuellen, verschiedenen Lösungen, die in diesem Fall jeder Bauer für seine spezielle Situation selber entwickelt, nicht indem man mit Verboten und Gesetzen für alle daherkommt, sondern indem man ausspricht und widerspiegelt, was der Bauer tut, und wie das bei den anderen ankommt oder auch nicht.

    Mit Geld hat das gar nicht so viel zu tun, wie immer behauptet wird. Sondern damit, dass alle betroffenen Parteien sich immer selber schön was in die Tasche lügen und sich in einem Wust von Halbwahrheiten, Behauptungen und Meinungen verirren. Während es in Wahrheit vielleicht darum geht, dass man ein Schwein, das in einem halben Jahr auf über 100 kg hochgemästet wurde, nicht essen will, weil man das unappetitlich findet, driftet man in den Bereich von Halbwahrheiten und Verzerrung ab, wenn man nicht das sagt, sondern stattdessen faselt, dass Tierhaltung den Klimawandel fördere. Und so bewegt sich die ganze Diskussion immer auf einer Ebene, auf der es nie zu Lösungen kommen wird.

    • “Man kann sich sogar fragen, ob es überhaupt Tierhaltung zum Wohl des Tieres gibt” Jegliche Tierhaltung, sogar die des Kanarienvogels ist zunächst mal zum Wohl des Menschen und nicht zum Wohl des Tieres. Die Frage ist doch eher, was ist (aus ethischer Sicht) dem Tier zumutbar und was nicht. Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Da gibt es auch kein richtig oder falsch.

      • fingerphilosoph sagt

        Richtig: es geht um Menschenwohl und nicht um Tierwohl. Es geht um die Grenzen von Tierausbeutung. Dann sollte man das halt auch so sagen. Da wäre man in der Diskussion schon ein gutes Stück weiter. Die Verzerrung besteht ja darin, mit dem Begriff “Tierwohl” zu suggerieren, der Bauer würde dem Tier explizit was Gutes tun, dabei geht es drum, ihm weniger Schlechtes zu tun. Ich glaube schon, dass man zwischen richtig und falsch unterscheiden kann, wenn man Dinge und Verhältnisse mit zutreffenden Begriffen bezeichnet.

        • Brötchen sagt

          Fingerphilosoph es geht darum, inwieweit artgerechte Bedürfnisse des Tieres abgedeckt werden können. Man kann das über Stressindikatoren oder auch über das Verhalten messen.

          das wird zur Zeit intensiv international beforscht und da liegen auch schon viele Ergebnisse vor……guckst du…

          https://www.journals.elsevier.com/applied-animal-behaviour

          Ich denke in 10 Jahren kann man das sehr objektiv beurteilen, besser als beim Menschen.

            • Brötchen sagt

              Stimmt gibt mal applied animal behaviour ein, da müsste die Zeitschrift kommen und dann kannst du in den issues die Themen durchsehen, da läuft eine Menge zur Zeit. Unter View articles.
              Meines Erachtens gibt es die Zeitung noch nicht so lange.
              Das ist ein Ableger von animal behavior, da geht es mehr um Grundlagenforschung an Schimpansen o.ä.

              Vor 5 Jahre spielte das noch keine Rolle. Die Holländer mache da z.b. sehr viel,die Schweizer und die Skandinavier. In D. läuft das erst an. Grundlagenforschung schon länger.
              Es gibt z.b. eine sogenannte Aufruffütterung, wo Sauen mit einem Namen gerufen werden und diese können dann ein Futterguthaben abrufen. ist ganz lustig.

              Viele Grüße!

          • Und wie geht es den schoßhunden, fingerphilosoph?
            Aber der ist irgendwie an Frauchen schoss angepasst, anders als der Wolf.
            Ob er sich alleine draussen im Wald zurechtfinden würde?

            Unsere Kühe und Schweine auch nicht!
            Sie sind domestiziert!
            Weisst du was das ist?

            1
  7. Liberaler sagt

    Zitat:”Jochen Böhrer
    5. September 2018
    Sie fordern höhere Preise. Von WEM? WIE wollen Sie diese durchsetzen? Und was macht Bauer A, wenn Bauer B seine höheren Preise auf den Pachtmarkt wirft? Ich sage ganz provokativ: Viele Bauern können mit hohen Preisen nicht umgehen. Anstatt sich zu freuen, werden sie gierig. ”

    Mensch Jochen Bröhrer, endlich kommt mal jemand aus sich heraus und hat den Mut Wahrheiten auszusprechen.
    Ich würde nicht von „Gier“ sprechen sondern von Geiz Steuern zu zahlen bei hohen Preisen und Gewinnen.
    Lieber in einen Stall investieren als einen Haufen Steuern abzuführen, so war es immer …

    Dies kann uns aber nicht davon abhalten für hohe Preise zu kämpfen. Da müssen halt Obergrenzen eingebaut werden damit man die Bauern diszipliniert.

    Herr Bröhrer, ich wünsche Ihnen Mut und Kraft diese Position in den Kreisen zu vertreten, wo Sie sich sonst so aufhalten.

      • Liberaler sagt

        Danke!
        Vielleicht könnte Bauer Willi mal Clemens Toennies oder Westfleisch befragen, was derzeit auf dem Schweinemarkt los ist. Die Angebotsmenge geht stetig zurück und die Schlachter werden heute die Preise runter setzen.
        Vor einer guten Woche hat man sich um die Schweine gekloppt und ab Donnerstag letzter Woche ein Gleichklang unter den Viehhändlern: „Keine Schweine vor Donnerstag wenn der neue Preis raus ist“. Das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu.

        • Brötchen sagt

          liberaler die Urlaubszeit ist zu Ende, der abverkauf ist zeitversetzt.
          letzte Woche waren die einschulungen da war auch viel Umsatz.
          es waren auch viele Veranstaltungen.
          im Sommer war tote Hose.
          das ist jetzt alles raus und das Angebot wird ausreichend sein.
          die Nachfrage sinkt sowieso stetig.
          ich habe gerade kalkuliert, was passiert wenn die fristverlängerung Kastration nicht kommt.
          dk könnte aktuell halb d mit Ferkeln versorgen, wenn sie alle Ferkel verkaufen.
          China hat asp Problem und wenig bzw. sehr teures Soja.
          Frage was das für Auswirkungen hat?
          man könnte sich langsam doch nach einem Gasgerät umschauen oder improvac Bunkern..
          Wer jetzt den richtigen riecher hat kann Geld verdienen.

  8. Friedrich sagt

    Für mich ist der ABL , nachdem ich mit dem Eintritt befasst habe , der lange Arm der Biobetriebe. Das ist auch gut so.Ich habe mich dann aber als Mitglied beim DBV angemeldet, denn die Ziele des ABL mögen auf den ersten Blick ja gut sein , aber da ist mir einfach zuviel Ideologie und Rückwärtsgewandheit bei. Das der ABL bei “Wir machen euch Satt” mit macht kann ich weniger verstehen , denn wenn man da so einige Redner auf der Demo in Berlin gehört hat, dann kann man ja Angst bekommen , auch als Biobauer. Diese radikalen Forderungen sind einfach für keinen Bauern akzeptabel. Bei den ganzen Aktionen fehlt mir auch immer , daß die Landwirtschaft voll in die EU integriert ist und wir hier in Deutschland keinen Alleingang machen können. Das wird immer vergessen , bzw. den Leuten untergeschoben. Das ist ja auch unser Problem , daß die Politiker , Medien und NGOs meinen , daß wir für die “Subventionen” etwas erbringen müßten. Es wird aber vergessen , daß die “Subventionen” für den Weltmarktausgleich gedacht sind . Die ganzen Auflagen der letzten 20 Jahre haben unsere Wettbewerbsfähigkeit in Euro reduziert , denn wir sind in Europa alle gleichgeschaltet. Nur für die Bauern gibt es den EU-Markt. Das Höfesterben in Deutschland der letzten 20 Jahre ist durch die überbordende Bürokratie mit erheblich steigenden Kosten entstanden.
    Nur wir Bauern wirtschaften europäisch, daß muß doch den ganzen Ideologen mal langsam klar werden. Jede zusätzliche Auflage läßt hier Höfe sterben , wie jetzt gerade wieder die Ferkelkastration, wo Deutschland mal wieder einen Alleingang macht und unsere EU-Nachbarn sich freuen. Wenn über 80% der Ferkelerzeuger unter 150 Sauen aufhören wollen , dann ist doch das ein Alarmsignal , aber unsere Ideologen wollens nicht kapieren und die Politik ebenso wenig. Mit diesem Verhalten werden wir bald keine Familienbetriebe mehr haben.

    1
  9. Borchert Alexander sagt

    Wer eine bäuerliche Landwirtschaft fordert, der muss sich auf die Strasse stellen und für die völlige Abschaffung jeglicher Subventionen demonstrieren. Egal ob 1. Säule oder 2. Säule, die Prämien müssen weg. Dann wird die Bauernfamilie Jahr für Jahr gefordert sein, ihr Einkommen komplett aus der Bewirtschaftung zu generieren.
    Dann gibt es fachlich begründete Auflagen und keine politischen. Dann werden Kapitalgeber kaum mehr Geld in die Landwirtschaft stecken. Dann werden Pachtpreise fallen und die Marktpreise würden relativ schnell die Prämien kompensieren.
    Dass das wirklich funktioniert, soll bitte ein Bullenmäster beschreiben, der den Wegfall der Bullenprämien überlebt hat. Diese Sparte hat trotzdem überlegt.
    Auch die Quersubventionierung Biogas als staatlich geschaffene Konkurrenz muss wegfallen.
    Bäuerliche Landwirtschaft heisst Freiheit vom Gängelband der Prämien.

    1
  10. Eckehard Niemann sagt

    Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten ganz vielen Bauern eine Stimme gegeben – gegenüber Agrar- und Ernährungsindustrie und auch gegenüber Raiffeisen- und Bauernverbands-Spitzen. Sie hat Bündnisse mit wichtigen gesellschaftlichen Gruppen geschlossen und in betrieblicher Selbsthilfe Direktvermarktung und Biolandbau vorangebracht.

    Leider hat sich die AbL in wichtigen Bereichen von einer bäuerlichen Interessenvertretung zu einem bloßen Teil der Natur- und Umweltschutz-Szene entwickelt. Ziemlich weit entfernt den Bauern hat sich die AbL mittlerweile z.B. bei konventionellen Ackerbauern und auch bei Weidetierhaltern in der Frage der Regulierung von Wolfsbeständen. Im Bio-Bereich würde ich mir ebenfalls eine konsequentere Interessenvertretung von Bauern gegenüber bestimmten Entwicklungen wünschen – so zum Beispiel zur immer schwächeren Marktstellung der Biobauern innerhalb des Biosektors und zur Verdrängung von „Bauernhof-Bio durch immer mehr Agrarindustrie-„Bio“ oder EU-„Bio“ light.
    Die Gründe für diese Entwicklung sehe ich darin, dass die AbL sich in manchen Bereichen mittlerweile abhängig sieht von mächtigen Bündnis-Organisationen aus dem nichtlandwirtschaftlichen Bereich. Gesellschaftliche Bündnisse – wie bei der Demonstration „Wir haben es satt“ – sind für den gesellschaftlichen Einfluss von Bäuerinnen und Bauern elementar sehr wichtig. Sie sind es aber auch nur dann, wenn sich diese Bündnisse auch wirklich für Bauern-Anliegen stark machen – und insbesondere auch für die der 90% konventionell wirtschaftenden, mittelständischen Bauernhöfe.
    Diese Unterstützung von Bündnis-Verbänden gibt es am ehesten noch im Milchbereich oder bei der Verhinderung von Gentechnik. In anderen Bereichen fehlt mir dies: Wenn z.B. gefordert wird, dass es künftig nur noch „EU-Zahlungen an Bauern gegen zusätzliche Umwelt-Leistungen“ geben dürfe, dann schadet dies den Bauern. Es reicht nicht, wenn man dann lediglich die erhöhten Kosten für solche Umwelt- und Tierwohl-Anforderungen erstattet bekäme – damit wäre ja keinerlei Einkommenswirkung verbunden.
    Die EU-Direktzahlungen der „ersten Säule“ dürfen nicht abgeschafft werden, sie müssen beibehalten werden – wenn auch mit Staffelungen und höheren Hektar-Prämien zugunsten kleiner und mittlerer Betriebe und mit einer Kappungs-Obergrenze der betrieblichen Fördersummen gegenüber gesellschaftlich unerwünschten agrarindustriellen Großbetrieben (z.B. mit mehr als 500 Hektar). Denn dadurch lassen sich unerwünschte und gesellschaftsschädliche Struktur-Ergebnisse von rein marktwirtschaftlich-neoliberalen Prozessen politisch wirksam korrigieren. Sie können und müssen ein Korrektiv sein für die neoliberalen Markt-Verzerrungen, durch die agrarindustrielle Großbetriebe sonst weiter vordringen würden.
    Der Erhalt einer strukturellen Vielfalt von Bauernhöfen ist ein Wert an sich –als zu erhaltende sozioökonomische Grundlage lebendiger ländlicher Strukturen, einer vielfältigen Agrarstruktur und einer artgerechteren Tierhaltung. Zudem sind Direktzahlungen zu einem Gutteil ein Ausgleich für die höheren gesetzlichen EU-Standards gegenüber Drittländern ohne solche Standards. Sie sind somit Ergänzung des bestehenden Außenschutzes gegenüber Dumping-Importen aus Drittländern – nur durch die Direktzahlungen können derzeit die Landwirte in der EU mit den Weltmarktbedingungen und –preisen existieren.

    Allerdings scheint manchen Nichtlandwirten mittlerweile eine sozioökonomische bäuerliche Struktur verzichtbar. Auch etliche nichtbäuerliche Mitglieder sehen in der AbL vor allem eine Umwelt-NGO und definieren eine „bäuerliche Landwirtschaft“ nicht mehr als Landwirtschaft, die von Bauern betrieben wird, sondern – losgelöst von dieser wichtigen sozioökonomischen Agrarstruktur – nur noch als schönklingenden Sammelbegriff für irgendwelche Umweltziele (die angeblich auch Agrarindustrielle umsetzen könnten).

    Aktuell kritisiere ich zudem die Positionierung auf AbL-Bundesebene zur Schweinehaltung, die vor allem ein „Tierwohl“-Siegel zur Schaffung eines begrenzten Premium-Marktsegments fordert – statt eine flächendeckende Umsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie. Das „Neuland“-Programm war von der AbL stets als Modell für einen gesellschaftlichen Umbau der Schweinehaltung gedacht – und es hat modellhaft gezeigt, dass und wie eine artgerechtere Schweinehaltung mit Stroh und ohne Ringelschwanz-Kupieren praktikabel ist. Und gerade jetzt, wo die EU auch gegenüber Deutschland auf eine verbindliche Umsetzung genau dieser Tierhaltung drängt, ist es fatal, von dieser anstehenden Aufgabe abzulenken: „Neuland“ und deren Trägerverband Deutscher Tierschutzbund dürfen diese Chance nicht opfern für eigene kleine Vorteile bei einem solchen Tierwohlsiegel.

    Angesagt ist jetzt die flächendeckende Umsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie (mit Kupierverbot und Zugang zu Stroh) und des Kastenstands-Urteils. Nur so kann man Planungssicherheit für alle Betriebe schaffen, die aktuelle gesellschaftliche Debatte für die Finanzierung der notwendigen Umbau-Programme wirklich nutzen und die Akzeptanz der Nutztierhaltung sichern. Gemäß Nutztierhaltungs-Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats ist zunächst mit Dänemark und den Niederlanden eine angemessene und koordinierte Übergangsfrist zu vereinbaren, damit der mit den Tierwohlmaßnahmen automatisch verbundene Abbau ruinöser Überschüsse auch wirklich zu „Klasse statt Masse“ mit endlich fairen Erzeugerpreisen führt.
    Mein Anliegen bleibt: Die AbL muss zu ihren Wurzeln als Vertretung bäuerlicher Interessen gegenüber ökonomischen „Marktpartnern“ und zugleich innerhalb gesellschaftlicher Bündnisse zurückkehren. Das sieht auch Ottmar Ilchmann so, dabei braucht er viel Unterstützung. Danke, Ottmar, für Deine Arbeit für Bäuerinnen und Bauern in der AbL!!!

    • Borchert Alexander sagt

      Ich kann das alles nachvollziehen und es ist wünschenswert. Allein mir fehlt der Glaube.

      Wir meinen immer, dass wir die Prämien bräuchten. Aber was wurde daraus: Ein durchlaufender Posten an die Verpächter. Eine Entlohnung aller Arbeitskräfte auf einem viehlosen Ackerbaubetrieb. Ein Strick, der je nach Regierungsmehrheit als Steuerungsinstrument genutzt wird. Eine Subventionierung aller Bevölkerungsschichten (egal ob arm oder reich), da die Tonne Weizen ca. 50€/t billiger wird. Ein Kontrollapparat, der nur um seiner Selbstwillen existiert, aber dem Einzelbetrieb sehr wenig dient. Usw.

      Ich gebe zu, dass die Standards bei uns höher sind und wir das nicht in Produktpreise ummünzen können. Aber haben es die Prämien bisher geschafft??
      Haben die Prämien nicht eher dazu geführt, dass wir unseren Weizen verbilligt am Weltmarkt positionieren können? Hat nicht genau das dazu geführt, dass derjenige mit viel Fläche = viel Prämie günstiger produziert und damit den kleineren viell. besseren Produktionstechniker aus dem Rennen drängt??

      Was hat uns diese Agrarpolitik am Gängelband der Politik wirklich gebracht? Es hat Innovationen in den einzelnen Betrieben verhindert, weil wir uns auf diese Garantiepreise und Prämien verlassen haben.

      Lasst uns endlich mutig diskiutieren. Die Politik kann es bei der Vielzahl der Probleme nicht richten. Aber vielleicht haben wir gar kein Problem. Der Strukturwandel läuft ja trotzdem ungebremst weiter.

  11. Christina Annelies sagt

    “Ein Bauernhof ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf dem die Bäuerin, der Bauer oder die Bauersfamilie das Sagen hat, ganz einfach.”

    Da bin ich mit Herrn Ilchmann einer Meinung. Die vielen konventionell wirtschaftenden Landwirte u.a. in den sehr viehintensiven Landkreisen Vechta, Cloppenburg, Emsland etc., gerne pauschal als Agrarindustrie tituliert, würden diese Definition wohl auch unterschreiben.

    😉

    Ich frage mich schon seit langem, warum Menschen, die eine landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen haben, eine fundierte Arbeitspraxis besitzen (egal ob bio oder konvi) und in einem Großbetrieb, aka in der “Agrarindustrie” tätig sind, keine gute, verantwortungsvolle Arbeit leisten sollten?

    Diese Dichtomie von “guter” bäuerlicher Landwirtschaft und “böser” Agrarindustrie empfinde ich als abwertend.

    1
  12. Gerd Oncken sagt

    Interessant, wie hier in der Diskussion vergessen wird, warum soviele Betriebe in der Vergangenheit mit zunehmender Geschwindigkeit aufgegeben werden. Verantwortung für seine Mitglieder müsste doch auch der Bauernverband haben. Die Lösung, um dieses zu verhindern sind ausschließlich nun mal höhere Preise damit die Arbeitsstunde bezahlt werden kann. Meine Erfahrung mit den NGOs ist jedenfalls, dass dort zunehmend erkannt wird, dass deren Ziele nicht mit extrem großen Betrieben erreichbar sind. Keiner kann den Strukturwandel aufhalten, aber ihn zu beschleünigen ist doch der absolut falsche Weg. Darum braucht Deutschland auch den AbL mehr denn je. Und es ist doch für jeden sinnvoll sich ohne Vorgaben eines Verbandes Gedanken für die Zukunft zu machen. Spätestens dann kommen auch sinnvolle Perspektiven ans Licht.
    Gerd

    • Obstbäuerin sagt

      Der Hauptfeind der NGOs war von Anfang an die moderne Landwirtschaft – egal ob nach Größe oder wissenschaftlicher Ausrichtung. Ob sie jedoch im Blick haben, dass sie gerade die kleinen bäuerlichen Betriebe mit ihren Forderungen in den Ruin treiben, wage ich zu bezweifeln. Zu den letzten beiden Sätzen kann ich nur sagen: Wenn ich das früher gewusst hätte…

      1
  13. Die ABL nannte sich schon mal Agraropposition. Opposition zum Bauernverband. Dies halte ich für sehr wichtig, denn wenn ein Verband ein Vertretungsmonopol hat, läuft es früher oder später aus dem Ruder, wie dies bei allen Monopolen so ist. Leider hat die ABL ihre Funktion als “Wettbewerber” der bäuerlichen Interessenvertreter der Funktion “Steigbügelhalter” der NGO´s geopfert. Dabei merkt die ABL garnicht, dass diese NGO´s gerade den bäuerlichen Betrieben den Garaus machen. Im hesssischen gibt es den schönen Spruch: “wer mit der dicken Berta ins Bett geht, wird von ihr erdrückt”. Genau dies ist mit der ABL und ihrer Affinität zu den NGO´s passiert. Dies ist der Grund dafür, dass die Mittgliederzahlen seit Jahren stagnieren oder sogar rückläufig sind. Tragisch für die Bauern, denn der Bauernverband bräuchte dringend einen starken Wettberwerber.

    1
    • Andrea Fink-Keßler sagt

      Das kann man so sehen, Mark – oder auch etwas anders: Als die AbL Mitte der 1980er Jahre das AgrarBündnis mit gegründet hat, war die Überlegung und Einsicht die, dass die Bauern und Bäuerinnen heute – gesellschaftlich gesehen – eine Minderheit darstellen und ohne Bündnispartner sie kein gutes Gehör finden. Es ging nie darum “nur” eine Opposition zum Bauernverband zu sein – das hätte doch bedeutet, seiner Sicht auf die Lage nur das ads “Gegenteil” zu sagen. Das Anliegen der AbL war von Anfang an eine eigenständige Position zu erarbeiten, die bäuerlicher Landwirtschaft unterstützt UND die Interessen der Gesellschaft mit bedenkt. Dazu war auch das Bündnis gut! Und ist es immer noch. Ohne die Stimme der AbL wären die anderen NGO längst schon in Richtungen gerannt, die bäuerlichen Interessen komplett entgegenwirken

      • “Es ging nie darum „nur“ eine Opposition zum Bauernverband zu sein – das hätte doch bedeutet, seiner Sicht auf die Lage nur das ads „Gegenteil“ zu sagen”
        Das ist schon eine etwas seltsame Definition von Opposition, ich verstehe darunter Korrektiv und eigenständige Position.
        “Ohne die Stimme der AbL wären die anderen NGO längst schon in Richtungen gerannt, die bäuerlichen Interessen komplett entgegenwirken” Das haben die NGO`s trotzdem gemacht, und sie haben die ABL als Helfer missbraucht, diese Erkenntnis sollte der ABL klar werden.

        1
    • Josef sagt

      Nicht die NGO`s haben den meisten bäuerlichen Betrieben “den Garaus” gemacht, sondern eine Agrarpolitik, die auf Wettbewerb, Wachstum, Weltmarkt und Strukturwandel setzte.

    • Josef sagt

      Hohe Mitgliederzahlen ersetzen nicht falsche Argumente und Strategien. Den Beweis dafür erleben wir doch in der Landwirtschaft hautnah.

  14. Arnold Krämer sagt

    Stichwort bessere Preise: Gut, dass Herr Ilchmann die Marktkonstellation für die allermeisten Landwirte richtig beschreibt. Kunde des Landwirts sind die, von denen er sein Geld bekommt, also die Molkereien, die Schlachtereien, die Mühlen, der private und genossenschaftliche Erfassungshandel. Zwischen Landwirt und Endverbraucher bzw. LEH liegen oft viele Verarbeitungs- und Verteilungsschritte. Und aus vielen seiner Erzeugnisse (z. B. Stärkekartoffeln, Mais, Hanf) werden gar keine Lebensmittel hergestellt. Die Stärke z. B. wird weit überwiegend zur Papierherstellung verwendet.

    Auffällig ist für mich, dass überall in den Sektoren,wo in großem Umfang Genossenschaften Kunde des Landwirts sind wie bei Milch, Schwein und Rind nur für die wenigsten Landwirte (die mit allerbesten Kostenstrukturen) vollkostendeckende Preise gezahlt werden. Dort gelingt es offensichtlich nicht, die Rohstoffkosten aus der landwirtschaftlichen Urproduktion vollständig bzw. in ausreichendem Maße zu überwälzen. Anders sieht es nach meinen Erfahrungen dort aus, wo Privatunternehmer Kunde bzw. in einer (oft verteufelten) Integration Partner des Landwirts sind (z. B. Geflügel, Kartoffeln).
    Das muss etwas mit der Geschäftspolitik der aufnehmenden Hand zu tun haben.

    Das sollte als „Input“ zunächst einmal reichen!

  15. “Wenn der Preis hoch genug ist, dann können wir alle Auflagen schultern.”
    Mit diesem Glaubenssatz kann man natürlich auch mit den vielen landwirtschaftskritischen NGOs Bündnisse schließen.
    Problem: Europa kann sich nicht komplett abschotten. So werden im Vergleich zum Weltmarkt höhere Anforderungen und Standards in Niedrigpreisphasen zum Problem, das man mit höheren Auflagen nicht hätte.
    So möchte die AbL das Gute, legt aber (ungewollt?) die Axt an die eher kleinen Betriebe, denn die können die höheren Kosten nicht auf eine große Zahl von Erzeugnissen umlegen.
    Wer glaubt, mit höheren Auflagen kleineren Betrieben zu helfen, ist auf dem Holzweg!
    Die AbL ist schädlich für die Landwirtschaft, weil sie der Öffentlichkeit suggeriert, mit Ihrem Weg die vielen Betriebe zu retten.
    Die AbL ist klein, hat nicht annähernd 2000 Betriebe in ihren Reihen, wird aber gerne von den Medien gerne gehört. Ein Grund ist die unheimlich gute Vernetzung mit den NGOs,die wiederum sehr gute Kontakte zu Medien pflegen.
    Die landwirtschafts-kritischen NGOs fordern gemeinsam mit der AbL höhere Preise (so unrealistisch das auch ist), verfolgen aber in Wirklichkeit auch nur ihre eigenen sektoralen Ziele. Die Landwirte sind den meisten NGO-Zentralen ziemlich egal, ansonsten würden sie pragmatische Ziele verfolgen.
    Teile und herrsche. Im Bereich der Landwirtschaft funktioniert das super. Das Umweltministerium rennt zu den AbLern, wenn sie landwirtschaftliche Expertise haben wollen, das Landwirtschaftsministerium installiert ein bunt gemixtes Praktikernetzwerk. Die Landwirte werden zerrieben und zerreiben sich selber.

    1
    • Brötchen sagt

      Herr Barkmann!

      ich hatte den gleichen gedanken, heisst die wunschpreise abzufragen.
      Sie haben aber gleich die Antwort mitgeliefert!

      gut die Situation beschrieben!
      Familien Betriebe haben nur eine Chance in speziellen Nischen oder mit klug organisierten zusammenschlüssen.

      vielen Dank!

      ansonsten ist das alles sterbebegleitung!

      1
    • Ottmar Ilchmann sagt

      Hallo Bernhard, über Weltmarktfähigkeit haben wir ja schon öfter gesprochen. Ob mit oder ohne Auflagen, wir sind z.B. bei der Milch nicht konkurrenzfähig mit Neuseeland (besseres Klima), und z.B . bei Schweinen nicht konkurrenzfähig mit den USA oder Brasilien (Futterverfügbarkeit, Arbeitskosten). Deshalb finde ich es perspektivlos, Auflagen, sprich gesellschaftliche Anforderungen zu bekämpfen. Im Gegenteil sollte man deren Erfüllung als Alleinstellungsmerkmal nutzen und gemeinsam mit denen, die sie möchten, bessere Erzeugerpreise einfordern. Welche Strategie erfolgreicher ist, wird sich zeigen. Und nur um gemeinsam aufzutreten, kann man doch die Diskussion über den richtigen Weg nicht abbrechen! Wenn ihr nur beim Praktikernetzwerk im ML euch für die bäuerlichen Betriebe einsetzt – wir tun es im MU auf jeden Fall! Und bunt gemischt ist der dortige Dialog ebenfalls, nur weniger Agrarblogger sind dabei 😉

      • “Im Gegenteil sollte man deren Erfüllung als Alleinstellungsmerkmal nutzen und gemeinsam mit denen, die sie möchten, bessere Erzeugerpreise einfordern.”
        Ein doppelter Trugschluss. Mit der Erfüllung angeblicher “gesellschaftlicher Anforderungen” kann man auf Dauer keine höheren Preise einfordern, sondern man schafft lediglich neue Standarts (siehe QS;QM;Genfreie Milch etc). Die Erfüllung von angeblichen Anforderungen führt zu ständig neuen Anforderungen, die am Ende niemand mehr erfüllen kann und schon gar nicht mehr bezahlt werden. “Ein erfüllter Wunsch hat tausend Kinder”, diese Weisheit gilt im besonderen Maße auch für den Auflagenwust. Es wäre ein Alleinstellungsmerkmal im positiven Sinne für die ABL zu postulieren, jetzt ist eine Grenze erreicht weiter gehts nicht, keinen Millimeter!

        1
        • Josef sagt

          Auch die bisherige Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion, und die immer deutlicher werdenden negativen Nebenwirkungen führen zu “ständig neuen Anforderungen”.

          • “. die immer deutlicher werdenden negativen Nebenwirkungen…”
            Genau das ist der springende Punkt. Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren in praktisch allen Bereichen permanent verbessert, verzapft wird aber stets der oben zitierte Quatsch!

            1
  16. Harald Müller sagt

    Zusammen mit Greenpeace Mist vorm Bauerntag abzukippen war also eine pfiffige und phantasievolle Aktion, mit der die AbL einen Großteil der bäuerlichen Betriebe zu vertreten versucht hat. Soso.

    Außerdem scheint mir die AbL dringliche Themen, bei denen man in der Öffentlichkeit nur verlieren kann, lieber dem Bauernverband zu überlassen. Siehe Ferkelkastration.

  17. fingerphilosoph sagt

    Neulich wurde hier über die selbständig wirtschaftenden Bauern referiert, was ein Mythos ist, den sich Bauern erzählen, der mit der Wirklichkeit aber nichts zu tun hat. Dass Bauern in Kreisläufen und in Generationen denken, ist dito ein Mythos. Zumal sich das Eine und das Andere ausschließen. Wer in Generationen denkt, denkt linear. In Generationen denken, hieß für die Bauern bis ins 20. Jh. hinein, möglichst viele überlebende Kinder in die Welt zu setzen. Wie Paulus sagte, bekam der erste Sohn den Hof, der zweite wurde Pfarrer, der dritte wurde dem Krieg geopfert und alle weiteren Söhne mussten gucken, wo sie blieben, und ebenso die Töchter. Aber auch der Pfarrer und alle weiteren Söhne und Töchter brauchen Nahrung, dito musste die landwirtschaftliche Produktion ständig steigen, Wald abgeholzt und ständig neues Ackerland erschlossen werden. So sieht Kreislaufdenken eben gerade nicht aus.

    Die Vererbung der Höfe an den ersten Sohn beruht auf Linearität, die Fortpflanzung auf exponenziellem Wachstum, mit dem Ergebnis, dass der erste Sohn – der Bauer – in jeder neuen Generation mehr Menschen ernähren muss, was durch die Realität bestätigt wird. Sehr gut kann man das bei den Amishen beobachten, deren zweite, dritte … Söhne nach Südamerika auswandern, um dort neue Höfe zu begründen. Was macht man aber, wenn das Land schon südamerikanischen Farmern gehört und es kein neues Land mehr gibt? Das ist der Punkt, an dem die Menschheit im 21. Jahrhundert angekommen ist.

    Dieses Auseinanderklaffen zwischen linearer Erbfolge und exponenziell wachsender Bevölkerung mit dem inhärenten Zwang zur steigenden landwirtschaftlichen Produktivität, ist der tiefere Grund für die Industrialisierung der Landwirtschaft, für den Einsatz von Chemie, für die Massentierhaltung, neue Züchtungsmethoden (Gentechnik), Agrarfabriken und nicht zuletzt auch für die Globalisierung. Es sind alles Versuche, das Problem zwischen Linearität einerseits und Exponenzialität andererseits zu lösen. Solange die Weltbevölkerung immer noch steigt, wird sich daran auch nichts ändern.

    Eine Agrarwende mit bäuerlichen Strukturen, wie von Herrn Ilchmann angedacht, heißt konkret, dass ein Bauer nicht mehr 150 Menschen ernähren kann, sondern vielleicht nur noch 120, 100 oder 80. Wenn man keine Hungersnot riskieren will, muss es logischerweise auf der anderen Seite immer größer werdende Agrarfabriken geben, die entsprechend 180, 200, 300 Personen ernähren. Was ist dann unterm Strich gewonnen?

  18. Obstbäuerin sagt

    Die Forderungen der meisten NGOs und auch der Demo WIR HABEN ES SATT beinhalten die Abschaffung wichtiger Grundlagen für die konventionelle Produktion und den Entzug von Einkommen der Bauern durch die Umverteilung der EU-Mittel aus der ersten in die zweite Säule. Da fällt es mir schwer zu glauben, dass sich ein konventioneller Bauer damit einverstanden oder sogar besser aufgehoben fühlen kann. Sind da auch Obstbauern in Ihrem Verein, Herr Illchmann? Für uns bedeuten diese Forderungen einfach mal das Ende!!!

    • Josef sagt

      Gerade die pauschale Flächenförderung bevorzugt flächenstarke Großbetriebe und verschärft die Konkurrenzsituation, statt Ausgleich zu schaffen. Obstbaubetriebe mit relativ wenig Fläche und sehr hohem Aufwand, sind hier eindeutig benachteiligt.

      • Obstbäuerin sagt

        Ich habe aber eher die Forderungen nach Verboten von Pflanzenschutzmitteln gemeint. Das trifft uns härter.

  19. Jochen Böhrer sagt

    Bauer Willi.. RICHTIG recherchiert mit den 2000 Mitgliedern? Die AbL verschweigt im Gegensatz zum Bauernverband verschämt die Anzahl. Ich meine aus einer Topagrar-Diskussion die Zahl 1200 in Erinnerung zu haben. Im Grunde aber auch egal., ob es jetzt 0,8 oder 0,5% der deutschen Bauern sind. Jedenfalls ist und bleibt es ein Witz, dass dieses Vereinchen von den Medien regelmäßig als Repräsentanten der deutschen Landwirte dargestellt wird.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Liegt vielleicht an den guten, nachvollziehbaren Inhalten. Ich habe es ja am Beispiel der Dürreforderungen dargestellt.

      • Jochen Böhrer sagt

        Sie fordern höhere Preise. Von WEM? WIE wollen Sie diese durchsetzen? Und was macht Bauer A, wenn Bauer B seine höheren Preise auf den Pachtmarkt wirft? Ich sage ganz provokativ: Viele Bauern können mit hohen Preisen nicht umgehen. Anstatt sich zu freuen, werden sie gierig.

        • Ottmar Ilchmann sagt

          Nur gut, dass die Preise meistens zu niedrig sind, dadurch ist Gier unter Bauern zur Zeit ja völlig unbekannt! 😉

          Die höheren Preise, das könnten Sie unseren PMs zur Dürre entnehmen, sollen unsere Vermarkter, oftmals Genossenschaften angeblich im Besitz der Bauern, gegenüber dem Handel durchsetzen! Warum das nicht funktioniert, dazu hat Herr Krämer ja schon ein paar Andeutungen gemacht. Wenn man als Berufsvertretung so etwas nicht mal fordert, dann kommt natürlich auch nichts. Dann muss man eben wieder dem Staat gegenüber bitte bitte machen.

          • Obstbäuerin sagt

            Wenn der Handel jedoch jederzeit billigere Ware aus dem Ausland beziehen kann und das ja auch macht, wie stellen Sie sich dann das Druckmittel der Genossenschaften vor, Herr Illchmann?

            • Ottmar Ilchmann sagt

              Ist das denn unter den Bedingungen der fast europaweiten Dürre z.B. bei der Milch im Moment der Fall, Obstbäuerin?

            • Obstbäuerin sagt

              Bei unseren Produkten schon, die Preise sind im Keller und Industrieware liegt unter den Produktionskosten. Siehe ein paar Beiträge vorher. Mit Milchpreisen kenne ich mich nicht aus.

    • Friese sagt

      Wenn man beim BV die Altenteiler, Verpächter u. Genoss sowie Banken abziehen würde wäre die Zahl derer die sie Vertreten auch um 50% geringer. Ich halte nichts von diesen Zahlenspielereien. Zumal sie ja immer den Alleinvertretungssnsprich für sich in Anspruch nehmen. Bliebe die Frage warum sind denn „2000“ in der AbL organisiert?

    • Jochen Böhrer sagt

      Sich Gehör zu verschaffen, indem man landwirtschaftskritischen und -feindlichen Medien und Bürgern nach dem Mund redet.. kann man da als Bauer stolz drauf sein?

  20. Danke euch beiden Bauern für den Klartext. Die wichtigsten Punkte für eine Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft deutlich gemacht und Problemfelder benannt.
    Gruß Bauer Bernd

  21. Gurkenhobel sagt

    Der Aussage bezüglich Investoren möchte ich nachdrücklich wiedersprechen. Ich bin selbst vielseitig investiert (nicht im Agrarsektor) und verfolge ausschließlich langfristig nachhaltige Anlageansätze, die irgendwann mal meine Rente aufbessern sollen. Langfristig denkende Investoren sind ganz klar in der Mehrheit, und ich kenne viele. Von denen hört man allerdings nichts, sondern berichtet wird leider nur über die wenigen Zocker, die Ottmar auch zu Recht kritisiert.

    • Brötchen sagt

      —–Ein Bauernhof ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf dem die Bäuerin, der Bauer oder die Bauersfamilie das Sagen hat, ganz einfach. Im Gegensatz dazu bestimmt bei einer Agrarfabrik ein Investor die Geschicke des Betriebes—–

      ich hätte wenigstens mal an Willis stelle nachgefragt. was ist mit genossenschaften oder personengesellschaften.
      der Herr ilchmann kann nicht mal in die Richtung denken, wie will er da in kreisläufen denken?
      sicher können familienbetriebe gut Nischen besetzen und sehr flexibel reagieren. aber ansonsten wird es wohl schwierig. die erfolgreichen Familienbetriebe, die ich im Osten kenne, das sind kleine Unternehmen, die ihre Mitarbeiter gut führen und ihnen Verantwortung übertragen mit vielen Produktionsausrichtungen. meist 10 mitarbeiter und mehr. sich auf irgendwelche selbstzugeschriebenen Attributen zurückzuziehen, sehe ich als keine gute Strategie.

      • Kirsten Wosnitza sagt

        Wo ist das Problem. Herr Ilchmann sprach von Investoren und nicht von grossen Familien geführten betrieben.

  22. Liberaler sagt

    don’t feed the troll….
    Die AbL hat sicher 2000 Mitglieder aber die Anzahl Bauern liegt sicher unter 200.
    Auf Lügen kann man keine Diskussion aufbauen.
    Die oben beschriebene Präsenz in den Medien ist kin Hinweis auf Qualität. Das schafft die Pgida auch.

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Der “Liberale” weiß wieder bestens Bescheid! Wie kommst du zu der These, wir hätten weniger als 200 Bauern unter unseren Mitgliedern? Der Vergleich mit Pegida sagt mehr über dich als über die AbL. Wer hier im Schutze der Anonymität den Troll darstellt, sollen die Leser entscheiden.

      • Liberaler sagt

        Ja, ich kenne die AbL von innen und außen. Es gibt in Ostwestfalen einen AbL Sauernhalter den ich sehr schätze und respektiere. Ein sehr kluger Mann mit seriösen Ansichten.

        Aber ich kenne auch viele Stadtmenschen die auf der Mitgliederliste stehen und als Bauern gezählt werden. Das läuft dann über Querverbindungen mit dem NABU und so.

        Meine Anonymität hat einen bestimmten Grund und Du musst Dich entscheiden ob Du meinen Namen haben willst oder nicht. Gestern war dir das nicht wichtig – heute wohl – morgen?

        • Ottmar Ilchmann sagt

          Ich finde es schön, wenn man auf Augenhöhe diskutiert, sprich beide nicht anonym sind. Das tut dem Stil und dem Umgang untereinander gut. Das ist mein einziges Interesse an deinem Klarnamen.

          • fingerphilosoph sagt

            Das hier ist der Raum des Internets, wo die Big Players darauf aus sind, die gesammelten Datensätze real existierenden Personen zuzuordnen, um daraus umso mehr Profit zu schlagen. Je mehr Daten einer von sich preis gibt, inklusive Klarnamen, desto mehr fördert er ein System, das den virtuellen Raum mit der Realität verschmilzt, was heißt, dass nicht nur die virtuelle Präsenz in Daten zerlegt und akribisch ausgewertet wird, sondern das Individuum so lange manipuliert wird, bis es kein Individuum, sondern nur noch verfügbare Masse ist, die für Zwecke, die dem Individuum verborgen bleiben, beliebig benutzt werden kann. Unter Wölfen ist das Schaf die Beute, es sei denn, es gelingt ihm, so zu tun, als wäre es auch ein Wolf. Und das geht nicht, indem es offen und ehrlich sagt, dass es ein Schaf ist.

    • Josef sagt

      Der bayerische Bauernverband beruft sich in der Öffentlichkeit darauf, ca. 150 000 Bauernfamilien zu vertreten, wobei es in Bayern nur knapp 100 000 Betriebe gibt. Soviel zu Lügen bei Mitgliederzahlen. Unabhängig davon finde ich es wesentlich wichtiger, mit möglichst vielen gesellschaftlichen Organisationen gemeinsame Positionen zu finden. Das gelingt der AbL offensichtlich besser.

      • Mark Rössler sagt

        Josef, anscheinend sind Sie allein lebend. Ein Betrieb kann mehrere Mitglieder im BV haben Mann, Frau, Nachwuchs, Altenteiler, Mitarbeiter… Nicht hinter jedem Busch gleich hinter jedem Busch eine Verschwörung suchen.

      • Jochen Böhrer sagt

        Ist ein verpachteter Betrieb kein Betrieb mehr? Ist ein alter Bauer kein Bauer mehr, wenn er den Betrieb abgegeben hat? Ist seine Familie keine Bauernfamilie mehr? Darf der Verband nur für aktive Menschen da sein und hat sie anschließend fallen zu lassen?

        • Mark Rössler sagt

          Mich würde mal interessieren, wie weit die Arbeit von AbL, BDM für die Rentner reicht. Werden die von diesen Verbänden noch betreut, wird denen geholfen? Welche Arbeiten leisten die anderen Verbände in diesem Bereich?

      • Obstbäuerin sagt

        Quantität ist nicht immer die Lösung, vor allem dann nicht, wenn sie z.T. kontraproduktiv ist.

      • Alois Wohlfahrt sagt

        ich denke schon, dass die Zahl stimmt. Nur, das sind oftmals ehemalige landw. Betriebe, die teilweise schon jahrzehntelang ihre Flächen verpachtet haben. Darum halten die Bauernverbände ja auch so sehr an den “flächengebundenen Zahlungen” so fest. Das hat schon seinen Sinn. Nur nicht für die aktiven Betriebe…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert