Bauer Willi
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Droht ein großes Bienensterben?

Alarmismus? Panikmache? Mag sein, dass Laien das so sehen, aber als Bauer sehe ich ein großes Bienensterben im Herbst 2018, besonders aber im Sommer 2019 auf uns zukommen.

Was passieren könnte

Durch die Dürre, die vielerorts immer noch nicht beseitigt ist, wissen viele Landwirte nicht, wie und ob sie die sonst übliche Aussaat der Zwischenfrüchte überhaupt wagen sollen. Eine Aussaat in staubtrockenen Boden macht keinen Sinn. Zwar können Greening-Flächen noch bis Ende September bestellt werden, allerdings wird bei einem solch späten Termin kaum eine Pflanze Blüten bilden und somit fehlt den Bienen (Honigbienen und Wildbienen) die natürliche Nahrung.

Was ist mit der Rapsblüte 2019?

Viel schlimmer könnte es aber im Sommer 2019 kommen. In diesem Herbst haben sich viele Landwirte entschlossen, keinen Raps zu säen. Gründe dafür ist zum einen das hohe Risiko, aufgrund des fehlenden Saatgutschutzes einen vernünftigen Bestand zu etablieren, ein weiterer Grund ist die unsichere Bekämpfung von Schädlingen nach der Keimung. Auch die damit verbundene Kritik an breitflächigen Spritzmaßnahmen (eine andere Alternative zur insektiziden Beize gibt es nicht) in der Öffentlichkeit trägt einen gehörigen Teil dazu bei. Dem wollen sich viele Landwirte nicht mehr aussetzen.

Auch die anhaltende Trockenheit hält viele Landwirte davon ab, die Raps-Aussaat zu wagen. Dort, wo geringe Niederschläge gefallen sind, könnten diese zwar zur Keimung ausreichen, aber es besteht das nicht unerhebliche Risiko, dass die Pflanzen danach vertrocknen. Wenn dies beurteilt werden kann ist es für eine Neusaat jedoch zu spät.

Die Konsequenz

In den letzten Jahren wurde in Deutschland zwischen  1,2 und 1,4 Mio. ha Winterraps ausgesät. (Der Anteil von Bio-Raps liegt bei etwa 0,1%). Sollte das oben beschriebene Szenario eintreten, könnten mehrere 100.000 ha Rapsblüte im nächsten Jahr ausfallen. Für die deutschen Imker und ihre Bienen wäre dies ein herber Rückschlag, denn die Zahl der Honigbienen-Völker hat in den letzten Jahren zugenommen. Der Kampf gegen die insektizide Beizen könnte sich also als Pyrrhus-Sieg herausstellen.

Euer Bauer Willi

 

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11 Kommentare

  1. Michaela Kolly sagt

    An der alten Steinmauer, die mit wildem Wein bewachsen ist, hatte ich jedes Jahr in meinem Garten unzählige Wildbienen. Nachdem meine Nachbarin im Frühjahr zwei Kästen mit Bienenvölkern aufgestellt hatte, sah ich nach und nach nur noch Honigbienen an dieser Wand. Auch beobachteten wir, dass seltene, kleinere schwarze Wildbienen von je zwei Honigbienen in der Luft gekillt wurden. Ich schrieb Paul Westrich an, der ein Buch über Wildbienen geschrieben hatte, und fragte, ob meine Beobachtung ein Einzelfall wäre. Er antwortete:
    “Solche Beobachtungen wie die Ihre wurden auch schon an anderen Stellen gemacht.
    Mittlerweile wird die deutlich zugenommene sogenannte “Stadtimkerei” von Kennern deshalb kritisch gesehen, weil die Städte im Anbetracht der industrialisierten Landwirtschaft für Wildbienen als Lebensraum immer wichtiger werden und deshalb nicht auch noch hier eine landwirtschaftliche Nutzung (Imkerei ist Landwirtschaft) die Wildbienen beeinträchtigten sollte.
    Allerdings ist der Nachweis einer unmittelbaren Nahrungskonkurrenz nicht leicht zu führen, weil es hierbei methodische Probleme gibt und sehr gute botanische und verhaltenskundliche Kenntnisse zur Beurteilung erforderlich sind. Ich habe dieses Thema in meinem neuen, in wenigen Wochen erscheinenden Werk “Die Wildbienen Deutschlands” ausführlich behandelt und die verfügbare Literatur ausgewertet. Ich empfehle dort den Verzicht auf die Imkerei in Naturschutzgebieten. Außerhalb geschützter Räume ist die Imkerei überall zulässig, auch in Ihrem Fall, und deshalb gibt es rein rechtlich hier keine Handhabe. Es wäre natürlich besser, wenn die Nachbarin einen weiter entfernten Ort für das Ausstellen Ihrer Honigbienenvölker wählen würde, aber dies erfordert ein Einsehen der Imkerin in die Problematik.”
    Ich habe nicht vor, meine Nachbarin irgendwie darauf anzusprechen- es wird vermutlich als Angriff auf ihr Engagement (fehl-) interpretiert werden.

    In jeden Fall ist die Nahrungskonkurrenz der Honigbienen für die Wildbienen ein weiteres Problem im nächsten Frühjahr.

    Außerdem rächt es sich jetzt, dass nicht systematisch darauf geachtet wurde, dass mehrjährige Tiefwurzler die Hauptnahrungsquelle für die Insekten stellen können. Ich plädiere bei jedem Diskussionspartner, der sich nicht gegen dieses Gespräch wehren kann, ohnehin dafür, die innerstädtischen Hauswände genauso wie die Feldränder mit Kletterpflanzen, die das ganze Jahr über Insektennahrung bieten, zu bepflanzen. Das wäre so viel sinnvoller als die landwirtschaftliche Quasi-Pflicht, jährlich neu Blühstreifen zu organisieren.

  2. Günter sagt

    Ich musste jahrelang lernen und Erfahrung sammeln .Die “Experten “können das im Schlaf über Nacht.

  3. Marko sagt

    Ein Bienenvolk produziert, zuzüglich zum Eigenbedarf, durchschnittlich 25 kg Honig pro Jahr.
    Das die Bienen ein Existenzproblem bekommen, weil eventuell nur noch 50 % weniger Raps angebaut wird, halte ich für ausgeschlossen.
    Raps blüht ab Mitte April für 3-4 Wochen. Zu der Jahreszeit blühen 1000 andere Trachtpflanzen auch.
    Es wird sicherlich sicherlich Auswirkungen auf den Honigertrag des Imkers haben, aber das war ja nicht die Frage.

    Zudem würde mich mal interessieren, wieviel Raps dieses Jahr wirklich ausgesäht wurde.
    Ab wann gibt denn das Landesamt für Statistik dies bekannt?

  4. Um die Diskussion wieder auf die Bienen zu lenken, pflanzt mehr Obstbäume, Blühhecken, einfache statt gefüllte Stauden und Einjährige und HÖRT ENDLICH AUF DIE VORGÄRTEN ZU VERSCHOTTERN!!!

  5. Harald Müller sagt

    Ergänzende Erklärung für Uneingeweihte:

    Mit der “fehlenden insektiziden Beize” sind die drei Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam gemeint, deren Anwendung seit 2015 bei Raps verboten ist.
    Bis dahin konnten durch die Beize des Raps-Saatguts Schädlinge wie der Erdfloh, die sich an den jungen Pflanzen bedienen, sicher kontrolliert werden, ohne Nützlinge zu gefährden.
    Seit dem Verbot zeigen sich zum Teil massive Schäden durch Insektenfraß, die nur leidlich durch flächendeckende Spritzung anderer Insektizide in Grenzen gehalten werden können, und die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus weiter in Frage stellen – und dabei auch Nützlinge schädigen!

    Warnungen, die bereits im Vorfeld derartige negative Auswirkungen prophezeihten, wuren völlig ignoriert…

    Nebeneffekt:
    Wenn Bauern sich aus dem Anbau von Raps verabschieden, ersetzen sie diesen in der Fruchtfolge meist durch Mais. Will auch keiner, war aber ebenfalls schon vor dem Verbot absehbar.

    • Bauer Willi sagt

      Danke für die Erläuterungen. Dies ist übrigens auch der Grund, warum es kaum Bio-Raps gibt. Habe das mal in einem anderen Artikel beschrieben. Das Risiko eines Totalausfalls durch fehlende Behandlungsmöglichkeiten muss bei Bio-Raps immer mit einkalkuliert werden.
      Bauer Willi

      • Brötchen sagt

        Willi es muss bioraps geben, mir ist ein Betrieb bekannt die kaufen Kuchen zu. Ist beschaffbar. jetzt keine grossen mengen. preislich nicht unbedingt so attraktiv ist aber eine gute Ergänzung da schwefelhaltige AS.

        maishonig ist ja auch ganz lecker;)

        • Brötchen sagt

          Willi hat sich erledigt…sind ca. 1200 ha, du hast es ja oben erwähnt. wird wohl für speiseöl sein.

    • Weiterer Nebeneffekt: Dann müssen die Insektizidspritzungen ebenfalls verboten werden und die Ausdehnung des Maisanbaus mit Hilfe einer Vielzahl ausgeklügelter Regelungen (die keiner versteht) verhindert werden. Aber das haben sich dann, laut Ilchmann, die Bauern selbst zuzuschreiben.

  6. Nauert Hans-Albert sagt

    Wir haben inzwischen die Zwischenfrüchte ausgesät, obwohl es immer noch viel zu trocken ist. Ab und zu kommen kleine Schauer herunter, die aber noch nicht ausreichen um einen guten Aufgang zu gewährleisten. Zum Glück ist es nicht mehr zu warm, sodass der Boden nicht mehr so stark austrocknet. Raps haben wir in diesem Jahr nicht ausgesät, das Risiko war uns doch zu gtoß.

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