Bauer Willi
Kommentare 75

Landverstand – Sachverstand!

„Landverstand“. So lautet der Titel des Buches, das Timo Küntzle aktuell geschrieben hat. Ich habe die über 300 Seiten an drei Abenden gelesen, so spannend und interessant ist es geschrieben. Hinter Landverstand verbirgt sich viel Sachverstand, denn Timo ist zum einen Journalist, zum anderen Landwirtssohn.

Was ist der Inhalt des Buches und für wen ist es geschrieben? Ketzerisch würde ich sagen, für den pensionierten Oberstudienrat, der zu allem eine Meinung, aber nicht zu allem auch Wissen hat. Es geht um Klimagase, Artenvielfalt, Gentechnik, Pestizide und Kunstdünger. Wenn Sie jetzt schwer durchatmen: entspannen Sie sich wieder, denn Timo Küntzle nimmt nicht die Position des großen Anklägers ein, sondern erläutert – immer fachlich und mit Quellen hinterlegt – warum diese Themen mit der Landwirtschaft zu tun haben, was davon begründet und was davon nur halb oder garnicht wahr ist.

Am Ende der 9 Kapitel steht immer eine Zusammenfassung. So stehen zum Beispiel am Ende des ersten Kapitel  (mit dem Untertitel: „Im Einklang mit der Natur verhungern wir“) unter anderem

  • Landwirtschaft bedeutet die Bewirtschaftung des Landes. Der Mensch bestimmt, was wachsen darf
  • Die Einschränkung der Artenvielfalt ist das Urprinzip der Landwirtschaft
  • Ohne Landwirtschaft gäbe es keine Arbeitsteilung, keine Kultur, kein Handy, kein Studium der Philosophie.

Sie merken schon: die zunächst banal wirkenden Sätze beinhalten Zündstoff, und so geht es dem Leser wohl häufiger: er möchte dem Autor eigentlich widersprechen, kommt aber nach längerem Nachdenken zu dem Schluss, dass die Grundaussage unbequem, aber richtig ist.

Sie wollen noch mehr über Buch und Autor erfahren? Das gibt es hier:

www.landverstand.net.

 

 

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75 Kommentare

  1. Ludwig sagt

    @Andreas. Wenn die Politik erst eine Spezialoperation gegen Bio macht , weil die zu wenig ernten und das Essen nicht reicht , dann hat die konv. Landwirtschaft gewonnen, aber das ist noch ein langer Weg. Genauso ist es , wenn das Gas nicht reicht und das Fracking wieder kommt , weil unter den Norddeutschen Böden für mind. 20 Jahre für ganz Deutschland genügend Gas bereit liegt, aber man lieber Frackinggas aus der ganzen Welt herrankarrt, obwohl es von der Klimabilanz ökonomischer wäre , eigenes Gas zumindest für den Übergang zu nehmen , damit hier nicht ganz die Lichter ausgehen. Da haben unsere Moralideologen noch manch eine 180 Graddrehung vor sich.

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  2. Andreas sagt

    Wenn ich euch richtig verstehe, dann befindet sich die
    Konventionelle Landwirtschaft permanet im Krieg mit der Natur.
    Bei einem Kampf, bei dem chemische und biologische Kampfstoffe
    ausdrücklich zugelassen sind.
    Kann mir jemand erklären, wie die Welt idealerweise ausschaut,
    sollte die Landwirtschaft diesen Krieg jemals gewinnen ?

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    • Arnold Krämer sagt

      Bei den Biobauern ist das dann die jährlich wiederkehrende „Spezialoperation“, um wenigstens die Hälfte zu ernten. Habe ich das richtig eingeordnet, Andreas?

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    • Peter sagt

      Richtig lesen! Es geht um einen Kampf und nicht um Krieg. Und damit um ein permanentes Gleichgewicht.

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    • Inga sagt

      Idealerweise ist lauter Urwald auf der Welt, außer in Wüsten und Pole.

      Es würden lauter Bäume und Sträucher je nach Umwelt, Bodenverhältnissen und Witterung wachsen.
      Der Mensch könnte so viel Ernten wie er wollte, so wie es die wilden Indianer und andere indigenen Völker in Amerika oder die Buschmänner in Afrika machen.

      Das will aber der moderne Mensch nicht, er will seine Nahrungsmittel in Anbaukulturen anpflanzen und im Überfluss ernten.
      So hat er sich vermehrt.
      Jetzt sind wir so viel, dass wir nur noch mit Hilfe der Intensivlandwirtschaft, neuste High-Tech die gesunde Nahrung vom Acker holen und für alle gesichert sehen.

      Um große Äcker zu haben brauchten wir schon mal Waldrodung.
      Wir brauchen nicht nur für die konventionelle Landwirtschaft unkrautfrei4e Äcker, sondern auch für die Biologisch bewirtschafteten. Auch deren betreiben ist ein Eingriff in die Natur.
      Ein Landwirt hat die Aufgabe, seine Äcker so bewirtschaften, dass er

      soviel wie nötig, aber nur
      so wenig wie möglich

      in die Natur eingreift, damit die Biodiversität erhalten bleibt und er trotzdem für alle genügend vom Acker holt.

      Damit unsere Ökologie erhalten bleibt!

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  3. Bauer Fritz sagt

    Ich habe das Buch zwar noch nicht ganz ausgelesen. Dennoch schon jetzt:

    Es ist ein gutes Buch. Es ist „Das was fehlt“. Vor allem in der öffentlichen Diskussion und noch mehr in der veröffentlichten Meinung. Es ist das Weiterdenken auf den nächsten Schritt, auf den sich (meist) zwingend ergebenden Effekt, auf die (meist nicht mehr diskutierten) Folgeeffekte, auf die Vorteile UND die Nachteile eines Schrittes.

    Es ist ein gutes Buch für jene die sich sich den komplizierteren Wahrheiten stellen wollen satt sich an den einfachen Lügen festzubeißen.
    Es ist ein gutes Buch für Journalisten, die sich dem Für UND dem Wider stellen wollen, weil sie es für ihre journalistische Pflicht halten.
    Es ist ein gutes Buch für Umweltbewegte, die sich mehr zutrauen wollen als mit einem Plakat schreiend durch die Gegend zu rennen oder sich auf der Straße anzukleben.
    Es ist ein gutes Buch für Landwirte, die einen ausgiebigen Fundus an Wissenschaftlichkeit schätzen auf den sie zurückgreifen können.
    Es ist ein gutes Buch für Lehrer, es ist ein Pflichtbuch für Schüler und Studenten (aller Fachrichtungen).
    Es ist ein gutes Buch für jene die Zusammenhänge verstehen wollen.

    Es ist kein gutes Buch für Ein-Satz-Brüller, Zwei-Zeilen-Twitterer oder Drei-Schlagzeilen-Plapperer.

    Es ist ein höchst spannendes, informatives, verständliches, lesenswertes Buch, das zum Denken anregt und das Nachdenken verlangt. Es ist ein Buch für Menschen mit Verstand statt Ideologie, es ist ein Buch für Menschen mit Liebe zum Land und zu jenen, die sich dort für Lebensmittel tag für Tag bemühen.

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    • Inga sagt

      Es ist ein gutes buch für
      Lehrer, Bauern, Pfarrer, Politiker und Journalisten.

      Und für NGOler!
      für die muß es Pflicht sein, damit sie überhaupt mitreden können.
      Natürlich für künftige Generationen wie Schüler und Studenten auch!

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  4. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Wir kommen gerade zurück von unserer österlichen Flurfahrt:

    Bei uns werden mittlerweile mehr als ein Drittel der Gemarkung im BIO-Landbau bewirtschaftet, mithin ein entsprechend quotaler Anteil dieser Flächen mit Kleegrasbewuchs, bestes zuckerrübenfähiges Feld…!!!

    Erst dieser Tage haben wir die Forderung unseres Bundeslandwirtschaftsministers Özdemir vernommen, man möge die Ukraine schnell mit mehr Kriegsgerät ausstatten.

    Er selbst aber versagt in seinem eigenen Ressort kläglichst, lässt das ihm zur Hand gereichte Rüstzeug einfach brach liegen.

    Wie soll man eine solche Zeichensetzung noch bewerten können!?

    – unvorstellbar
    – unzumutbar
    – undiszipliniert
    – unkontrolliert
    – unqualifiziert
    – unfassbar, einfach nur unfassbar!!!
    ….

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    • Thomas Bröcker sagt

      „Künzels Analyse läuft erwartungsgemäß darauf hinaus, dass die Lösung in einer überlegten, rationalen Kombination sogenannter biologischer Landnutzung und konventionaler Landwirtschaft liegt.“ …

      „Was zu kurz kommt, sind bereits existierende Beispiele der oben erwähnten Kombination, die hier in Deutschland fast nur mit öffentlicher Förderung und Stiftungsmitteln durchzusetzen ist, weil das ganze System eine undurchschaubare Mischung aus privatwirtschaftlich und öffentlich subventionierten Modellen ist, die die Landwirtschaft ökonomisch intransparent machen.“…

      Das ist genau das Problem, dass wir es eigentlich mit zwei am Markt strikt voneinander abgegrenzten Systemen zu tun haben. Ein transparenter Vergleich beider Systeme ist in Mischsystemen eher erschwert, und würde dem Abgrenzungsmodell der Öko´s schaden.
      Daher wird ein höherer Preis für Ware aus Mischsystemen am Markt nicht durchsetzbar sein.

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    • Inga sagt

      Das Bild kenne ich auch,
      das kommt vom Stellen schaffen, das der echt kreativ schaffende an der Basis mit der Schaufel so viele Vordenker hat und quasi entmündigt wird. .

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    • Lady sagt

      Schon arg spät, aber Frohe Ostern möchte ich trotzdem noch da lassen.

      „“Land-Verstand” als Gegensatz zu “Stadt-Unverstand”. Das macht Sinn.
      Passend dazu der Artikel hinter diesem Link:
      https://www.derstandard.de/story/2000134789392/die-diktatur-des-buerokratiats

      Danke für diesen Hinweis, Arnold Krämer. Der Text von Wolf Lotter ist unbedingt lesenswert. Allerdings habe ich Zweifel, ob die meisten Menschen überhaupt erkennen, dass sie zu den 99 Verwaltern – breiter gefasst Besserwissern- gehören. Zu denjenigen, die eben nicht nachdenken sondern schlicht nachplappern. Die aber stolz sind auf ihre Google- und Wiki -Zertifikate. Und dass sie auch noch das aktuellste YT-Video parat haben. Und die Komplexität unserer Welt in irgendeinem angeblichen „System“ abladen.
      Die Schaufel selbst in die Hand zu nehmen ist nämlich gerade in einer Wissensgesellschaft verdammt anstrengend, für den Kopf.

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    • Bauer Fritz sagt

      Ich wußte es: WIR SIND DIE KREATIVEN !!!

      Und in dem Text steht warum wir es so schwer haben…..
      Weil 99 Transformatoren 1 Kreativen umringen !

      Das also verstehen all die Transformierer etwa auch unter Agrartransformation.
      Zitat: “99 Putzerfische machen ihre Wirte in Größe und Anzahl langsam unsichtbar !!!”

      Der sich daraus ableitende Slogan für alle Bauern heißt damit eindeutig „Je suis Herbert !!“

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      • Arnold Krämer sagt

        Der Artikel bringt die Dinge auf den Punkt und sollte rasch große Verbreitung finden.

        • Reinhard Seevers sagt

          Ich sehe eine Fehldeutung im Begriff des „Kreativen“. Reckwitz hat in seinem Buch „Die Erfindung der Kreativität“ das Kreative als negativ konnotiert und umfangreich am Beispiel der Entwicklung der Kunst bis zum heutigen Influencer aufgedröselt. Es muss eigentlich „Schaffender“ anstatt „Kreativer“ heißen. Reckwitz spricht vom Aufstieg der ästhetischen Ökonomie, der Genese des Starsystem, der Kulturalisierung der Stadt, der Ästhetisierungsgesellschaft ….der Erfindung der bullshit-jobs.
          Wenn man den Kreativen durch Schaffenden ersetzt, passt es.

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            • Reinhard Seevers sagt

              Schon klar, ich finde den Text auch überragend…leider triggert bei mir der Kreative ausschließlich negativ, deshalb hab ich es erwähnt.🙃

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  5. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Ohne moderne konventionelle Landwirtschaft ist der heutige Mensch nicht entwicklungs-/überlebensfähig!
    Der heutige Bauer ist durch die Umstände leider zu wenig Philosoph und kann deshalb die ständigen Angriffe nicht abwehren.
    Dafür bräuchten wir Profis wie Anthony Robert Lee.
    Diese dämlichen Vorwürfe über Klimawandel bringen doch nichts.
    Putin bringt gerade die Welt durcheinander,von Heuchlern und Falschspielern dazu angeheizt.
    Unsere populistischen Politiker mit ihren ständig wiederholten Sprechblasen stellen sich dauernd selbst infrage.
    Merken die das nicht!

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  6. Mark sagt

    „Die Natur kann ohne den Menschen überleben- der Mensch aber nicht ohne die Natur!“ Solche Sätze kann man getrost unter der Kategorie „infantil-dümmlicher Populismus“ ablegen. Was ist denn Natur?? Ist der Mensch Bestandteil der Natur?? Wenn nein, was ist er dann?? Ist das Nest, gebaut von einem Vogel, Bestandteil der Natur? Ist das Haus, gebaut von einem Menschen Bestandteil der Natur? Ist der Bau eines Bibers Bestandteil der Natur?? Ist der Bau einer Schleuse an Flüssen, gebaut von Menschenhand, Bestandteil der Natur??

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  7. Christian Bothe sagt

    Scheint eine interessante Lektüre zu sein, insbesondere auch die letzten drei Kriterien in der Zusammenfassung! Einfache Aussagen und so sollte man LW eigentlich gestalten. Diese dümmlichen ideologisch geprägten Regelungen der EU und BRD und deren Korsett für die LW sind vollkommen unnötig! Unsere Bauern wissen seit Generationen wie man Lebensmittel produziert und das mit guter fachlicher Praxis! Aufgeschlossen für neues wissenschaftliches Fachwissen in Tier-und Pflanzenproduktion werden unsere Bauern auch in schwierigen Zeiten ihren Mann stehen und die Bevölkerung versorgen können.

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  8. Tilo Friedrich von Donner sagt

    „Die Einschränkung der Artenvielfalt ist das Urprinzip der Landwirtschaft“ – Der nackte Satz klingt erstmal nach dem Versuch den Verlust von Biodiversität zu entschuldigen oder zu rechtfertigen.
    Ja es ist bestimmt ein Urprinzip der Landwirtschaft, nur ist seit der Entstehung dieses Prinzips viel Zeit und Entwicklung ins Land gegangen. Die Einschränkung der Artenvielfalt nimmt in der Geschichte der Landwirtschaft immer mehr Raum ein, zum einen durch Ausdehnung der bewirtschafteten Fläche aber auch durch die Intensivierung und die Art der Bewirtschaftung.
    Wieviel Einschränkung der Artenvielfalt verträgt der Planet und wieviel Einschränkung der Artenvielfalt brauchen wir wirklich?
    Auch Urprinzipien bedürfen einer Anpassung an Entscheidungen und Situationen, auch sie müssen sich kritischem Hinterfragen stellen und diesem auch Standhalten!
    Auch der dritte Satz der Zusammenfassung ist in Bezug auf Arbeitsteilung eher fragwürdig! Die Herkunft der Arbeitsteilung der Landwirtschaft zuzuordnen ist meines Erachtens falsch. Arbeitsteilung ist ein Urprinzip der Natur, Arbeitsteilung ist Bestandteil vieler natürlicher Lebensgemeinschaften. Diese gibt es deutlich länger als den Menschen. Auch die urgeschichtliche Aufteilung der Menschen in Jäger und Sammler stellt eine Form der Arbeitsteilung dar. In der Landwirtschaft ist die Spezialisierung auf bestimmte Bereiche auch erst in der jüngeren Geschichte entstanden. In den Lehrbüchern wird die Einführung der Arbeitsteilung Adam Smith zugeordnet.
    Mir sind die in der Buchvorstellung zitierten Passagen zu ungenau in ihren Aussagen, fast etwas simplifizierend, das weckt zumindest bei mir nicht das Interesse an dem Buch…

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    • Reinhard Seevers sagt

      Am Ende beruht alles auf dem Bevölkerungswachstum in Verbindung mit der kapitalistischen, globalen Ökonomie. Alles andere darüber Hinausgehende sind Versuche, die Ursache kleinteilig aufzusplitten und zu verorten.

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    • Bauer Willi sagt

      @Tilo von Donner
      Mein Doktorvater begann das erste Semester Pflanzenbau mit dem Satz „Landwirtschaft ist der ständige Kampf des Menschen gegen die Natur“. Erst war ich geschockt, heute muss ich sagen, er hatte recht. So ist es auch mit der Artenvielfalt: ich will auf meinem Weizenfeld keine Artenvielfalt und auch mein Bio-Nachbar Manfred will es nicht. Jetzt kann man natürlich mit Untersaaten oder Mischkulturen arbeiten, aber es bleiben immer Kompromisse. Ich stimme Ihrer ersten These also nicht zu.

      Die Einteilung in Jäger und Sammler ist keine Arbeitsteilung. Immer waren die Menschen beides gleichzeitig. Erst die Tatsache, dass Ackerbau und Viehzucht „erfunden“ wurde (ist natürlich Blödsinn mit der Erfindung, es war Versuch und Irrtum) machte es möglich, dass nicht jeder den ganzen Tag Nahrungsmittel beschaffen musste. So konnten sich Menschen mit Kunst, Schrift und anderen „unnützen“ Dinge die Zeit vertreiben.

      Ein Buch von über 300 Seiten in weniger als 300 Seiten zu rezensieren, ist schwierig. Entschuldigen Sie bitte mein Unvermögen. 🙂

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      • Tilo Friedrich von Donner sagt

        @Bauer Willi, zur Biodiversität gehört mehr als nur der Aufwuchs auf der Fläche, im Boden spielt die Biodiversität eine weitaus größere Rolle als in der Natur die wir sehen. Natürlich ist der Weizen als „saubere“ Kultur gewollt. Auch der Ertrag muß langfristig gesichert sein. Nur was ist langfristig wirklich nachhaltig und damit im Ertrag gesichert? Ich traue mir nicht zu diese Frage abschließend zu beantworten.

        Bis heute habe ich Landwirtschaft nie als einen Kampf gegen die Natur gesehen, Morgens aufzuwachen und dann in einen täglich wiederkehrenden Kampf zu ziehen widerstrebt mir und macht das Leben unnötig anstrengend. Bei allem was man in seinem landwirtschaftlichen Dasein bekämpft sollte man sich fragen warum ist das grade so. Ist das was ich bekämpfe eine Folge meiner Wirtschaftsweise? Was kann/sollte ich ändern um diesen Kampf zu vermeiden?
        Die Natur kann ohne den Menschen überleben- der Mensch aber nicht ohne die Natur! Man sollte sich von Zeit zu Zeit besinnen.
        Und nur zur Klarstellung: ich bin kein Gegner konventioneller Landwirtschaft, ich finde vegane oder vegetarische Lebensweise falsch und lehne Klima- , Tierrechts- und Ökoideologien ab.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Der retorische Trick ist die Bezeichnung „Kampf gegen die Natur“.
          Wenn man diesen ständig benutzt, wird die Absurdität, ob der zu versorgenden Menschheit deutlich.
          Man lenkt von den wahren Problemen ab, um DEN Schuldigen zu präsentieren. Auf den Sonnendecks der Kreuzfahrtschiffe und an den Stränden der Urlaubsregionen werden es die Bürger mit Genugtuung lesen und sich beruhigt zurücklehnen.

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        • Thorens sagt

          „Morgens aufzuwachen und dann in einen täglich wiederkehrenden Kampf zu ziehen widerstrebt mir und macht das Leben unnötig anstrengend.“

          Genau das ist aber natürlich. Wem es allerdings gelungen ist, sich diesem täglichen Kampf entzogen zu haben und sich selbst um die persönliche Daseinsfürsorge nicht mehr kümmern zu müssen, und sei es nur in einzelnen Aspekten, dem fehlt womöglich tatsächlich das Verständnis für die Kämpfer, deren Erfolge das Verharren in der eigenen Komfortzone erst ermöglichen.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Exakt Thorens!
            Wenn man den Kampf gegen die Natur nicht will, dann muss man aufhören zu leben. Mindestens aber jede Technik, die Energie oder Ressourcen verbraucht ablehnen und jede Müllerzeugung nur des Spaßes halber verbieten. Aber da das niemand will, wird die Verantwortung allein der Landwirtschaft zugeschoben.
            Schluss mit der Selbstverzwergung und dem dauernden Entschuldigen…..analog dem Ukrainischen Soldaten auf der Schlangeninsel würde ich sagen: ….Bessermenschen, f…. yourself!

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        • Bauer Willi sagt

          @Tilo von Donner
          Es heißt aber sogar in der landwirtschaftlichen Alltags-Sprache
          – Unkraut-Bekämpfung
          – Pilz-Bekämpfung
          – Insekten-Bekämpfung

          Sie können sich auch gerne einen anderen Begriff wünschen, damit Sie sich morgens beim Aufstehen wohlfühlen.

          Das alles nicht zu tun, bedeutet in letzter Konsequenz, zum Zeitalter von Jäger und Sammler zurückzukehren und „der Natur nur das zu entnehmen, was sie uns freiwillig gibt“. Wobei wir es der Natur auch dann „stehlen“.

          Ja, das ist hart, das ist vielleicht brutal. Aber so ist die Natur…
          Trotzdem einen schönen Oster-Montag mit wunderbarem Sonnenschein.

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          • Thorens sagt

            „Es heißt aber sogar in der landwirtschaftlichen Alltags-Sprache
            – Unkraut-Bekämpfung
            – Pilz-Bekämpfung
            – Insekten-Bekämpfung“

            Vielleicht sollte sich die Landwirtschaft in diesen Punkten auf ein anderes „wording“ verständigen, in dem weniger negativ klingende Bezeichnungen, wie etwa „Bekämpfung“, verwendet werden, sondern Erhalt und Schutz der jeweiligen Kultur deutlicher herausgestellt werden. Zwar ist das Ergebnis dasselbe, aber auch hier macht der Ton die Musik.

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          • Maarten Sillekens sagt

            Einen kleinen Baustein zu diese Diskussion;
            Wenn man einen Großteil der Organismen, die man immer gewollt, oder ungewollt „Bekämpft“, vor seinen Karren spannen kann, um das Ziel eine nachhaltig Ökonomische Pflanzenproduktion zu erreichen, lebt es sich leichter…

        • Schmeckt gut sagt

          Herr von Donner, ich hatte es schon einmal erwähnt: sich über den Kampf des Landmanns gegen die Unbilden der Natur zu echauffieren lenkt von der eigentlichen Problematik ab. Denn die Menschheit an sich ist das Problem. Der Krieg in der Ukraine zeigt doch wohl in aller Deutlichkeit, wo Zerstörung von Leben (und Biodiversität) stattfindet. Dazu ist der Mensch an sich fähig. Wir Bauern aber erzeugen Lebensmittel gleich Mittel zum Leben, die auch dringend in der Ukraine benötigt werden. Die Diskussion an Ostern über dieses Thema ist für mich damit beendet. Wir sollten an die Menschen in der Ukraine denken.

        • Inga sagt

          als ich klein war, ca 3 Jahre alt haben wir, die ganze Großfamilie oft auf dem Feld gearbeitet.

          Oma ist oft vorher zu Fuß nach Hause gegangen, um was auf den tisch zu bringen.
          Sie nahm mich Kleines mit. Sie erzählte viel vom lieben Gott.
          Aber an diesem Tag erzählte sie mir, dass in diesem Jahr (Jedes Jahrein anderes je nach Witterung) so viel Kamille in den Rüben ist und man dem gar kein Herr wird, es sehr schwierig ist mit der Hand zu beseitigen.
          Ich antwortete ihr:
          Ja ja, das seiht der liebe Gott überhaupt nicht gerne!

          Sie gab mir keine Antwort.
          Die Antwort habe ich erst im 6. Schlj. im Religionsunterricht bekommen.

          Als der Mensch mit dem Ackerbau angefangen hat, lud ihm Gott die LAST auf, das Unkraut zu jäten, damit ein guter Ertrag zu ernten war.
          Er hatte uns das Paradies erschaffen, 100%ige Biodiversität, alle Kräuter und Sträucher waren für uns nutzbar.
          Deswegen sind Unkräuter oft auch Heilkräuter.
          Der Mensch aber wollte das nicht, baut nun selber seine Nahrung an, aber muß sehen, wie er damit fertig wird.

          Diese LAST liegt nun noch auf alles Menschen und nicht nur den Bauern.

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        • Elisabeth Ertl sagt

          Dem widerspreche ich fundamental: Die Evolution hat den Menschen hervorgebracht, weil er in diesem Konzept unverzichtbar geworden war. Die Natur einfach in Ruhe zu lassen, bringt gegenwärtig nur Nachteile mit sich.

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          • Elisabeth Ertl sagt

            Sollte eine Replik sein auf folgendes Zitat: „Die Natur kann ohne den Menschen überleben- der Mensch aber nicht ohne die Natur! „

            • Inga sagt

              Deswegen wird die Natur ja vom Bauern respektiert, denn ohne sie kann er nicht leben.
              Er greift halt schonend ein und ringt so von ihr unsere Nahrungsmittel ab.

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          • Inga sagt

            Auch richtig, aber dann müssen wir mit Unkraut und anderen Schwierigkeien des Lebens fertig werden.
            Eine religiöse Frage?
            Und zwar alle Menschen, nicht nur der Bauer.
            Allein der Bauer damit, dass wir den Boden fruchtbar halten müssen, damit es im nächsten Jahr wieder wächst.
            Denn er hat die Bewirtschaftung des Bodens, bzw, des Landes gelernt, er ist ein ausgebildeter Landwirt.

            Oder wie meinst du das Elisabeth?

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      • Siggi sagt

        Lieber Willi, auch ich sehe meinen Beruf nicht als Kampf gegen die Natur, sondern als Arbeiten mit der Natur. Das ist nicht immer leicht, weil die Natur es einem nicht immer leicht macht. Aber gegen die Natur zu arbeiten und zu kämpfen, bringt langfristig keinen Erfolg!
        Ich bin mir sicher, dass Herr von Donner die Schwierigkeiten die unsere Arbeit mit sich bringt auch so sieht und das auch Sie im Grunde Ihres Herzen kein Kämpfer wieder der Natur sind. Dann hätten Sie den (Neben-)Beruf längst aufgegeben! so sehen.
        Wir sollten Alle auch in unseren Ausdrucksweisen dieses Idiollogische doch etwas hinter uns lassen!

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        • Elisabeth Ertl sagt

          „Kampf gegen die Natur“ ist mir auch zu einseitig und ist auch nur eine provokante Replik auf die Behauptung, man solle in die Natur so wenig wie möglich eingreifen.
          Die Natur ist Partnerin. Mensch plus Natur ergibt mehr als die Summe der Teile. Das bedeutet sowohl Zusammenarbeit wie auch Konflikt, eine ständige „Auseinandersetzung“, wie man sagt.

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      • Elisabeth Ertl sagt

        Moment – auch die Jäger und Sammler hatten bereits eine Kultur. Kultur ist ebenso ein Grundbedürfnis des Menschen wie die Nahrung. Man hat der geistigen Welt Nahrung geopfert, um ihr zu signalisieren, dass man sie im Zweifel höher achtet als das Leben, das immer mit dem Tod endet.

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    • Marian E. Finger sagt

      „Diversität“ ist ein Konzept der Soziologie/Psychologie, das seinen Ursprung in der Bürgerrechtsbewegung der USA hat. In den 1990er Jahren wurde „Diversität“ zum neuen Leitbild der westlichen Kultur, das, ausgehend von einem neuen Menschenbild, auf die „Natur“ übertragen und von Natur- und Umweltschutzverbänden begierig aufgegriffen wurde. Seitdem geistert der Begriff „Biodiversität“ als nicht mehr reflektiertes Schlagwort beständig durch alle Medien.

      Im aktuellen, seit ca. 2,5 Mio. Jahren andauernden Eiszeitalter gab es ca. 20 Zyklen von je etwa 100.000 Jahren, in denen sich Kalt- und Warmzeiten abwechselten, wobei die Warmzeiten nur etwa jeweils 10.000 Jahre dauerten. Jeweils 90.000 von den 100.000 Jahren war Europa weitgehend mit Eis bedeckt, und da war es mit der Biodiversität nicht weit her.

      Aber auch in den Warmzeiten gab es in Europa weit weniger Artenvielfalt als oft behauptet wird, weil der Lebensraum relativ einheitlich war, sobald sich die Wälder wieder ausgebreitet hatten.

      Als Menschen anfingen, die Wälder zu roden und dadurch eine Vielzahl verschiedener Lebensräume erschufen, nahm die Artenvielfalt in Europa rapide zu. Die Artenvielfalt in unseren Gegenden war bis in die Neuzeit hinein das Ergebnis menschlicher Arbeit. Aber dieser Prozess ist erst seit vielleicht 5.000 Jahren im Gang.

      Uns wird zwar ständig eingetrichtet, dass allein Biodiversität unser aller Überleben sichert, allein, der Beweis, dass dies wirklich so ist, wird nicht erbracht. Sicher ist es gut, wenn wir viele verschiedene Getreide-, Obst- und Gemüsesorten haben, die mit unterschiedlichen Boden-, Wasser-, Windverhältnissen zurechtkommen, aber das ist mit „Biodiversität“ ja erst in zweiter Linie gemeint. In erster Linie meint der Begriff ja eine Vielzahl von Lebewesen (Wildtiere, Insekten, Wildpflanzen), die mit unserer Ernährung überhaupt nichts zu tun haben.

      Deshalb nehme ich an, dass es sich bei dem Begriff „Diversität“ und den damit verbundenen Konnotationen um eine Projektion aus der Soziologie/Psychologie handelt.

      Ich würde gerne mal wirklich einleuchtende Gründe hören, weshalb Artenvielfalt bzw. Biodiversität für das Überleben der Menschen so absolut notwendig sein soll. Ist es nicht vielmehr ein ganz natürliches Phänomen, dass eine dominierende Art die meisten anderen Arten verdrängt? Zumindest habe ich das in Biologie noch so gelernt.

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      • Reinhard Seevers sagt

        „Ich würde gerne mal wirklich einleuchtende Gründe hören, weshalb Artenvielfalt bzw. Biodiversität für das Überleben der Menschen so absolut notwendig sein soll.“

        Bienen sind wichtig zum Getreidebestäuben…hat sogar die Julia gesagt!🙋‍♂️😎

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        • Thorens sagt

          „…hat sogar die Julia gesagt…“

          Nein, das war Svenja von der anderen Fraktion.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Nee, das hat auch Julia gesagt, den dazugehörigen Link zum Video hatte ich hier auch eingestellt….

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            • Thorens sagt

              …echt?
              Ich kannte das nur von der früheren Umwelt- und heutigen Entwicklungsministerin.

              Dann nehme ich natürlich alles zurück. ;o)

                • Inga sagt

                  Muß sich das Landwirtschaftsministerium auch darum kümmern:
                  Kampf ums Saatgut – Wer bestimmt, was wir essen? Verarmung der Artenvielfalt, weil wenigere aber leistungsfähigere Sorten auf unsren Ackern stehen, die weniger unterschiedliche Eigenschaften wie Geschmack oder auch Resistenzen usw. haben. Dadurch weniger Biodiversität bieten?

                  Davon wurde heute in NANO berichtet,
                  Ein Beweis, dass man den normalen Bauern nicht für diese Verringerung der Artenvielfalt
                  durch so hergestelltes Saatgut
                  verantwortlich machen kann.

                  Aber weil ich den Link dazu nicht finde habe ich den von Planet Wissen genommen:

                  https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/campus/kampf-ums-saatgut-campus-doku-gentechnik-100.html

                  Kampf ums Saatgut – Wer bestimmt, was wir essen?

                  Feldfrüchte sind die Basis unserer Ernährung. Unser täglich Brot hängt davon ebenso ab wie das Futter unserer Tiere. Doch woher kommen die Pflanzen, die auf unseren Äckern wachsen? Und werden sie – und damit unsere Grundnahrungsmittel – immer teurer, wenn nur noch wenige Anbieter die Preise diktieren?
                  Es geht auch um Gartenfrüchte wie Gemüse
                  es war ein sehr schöner Beitrag von einem Prof. in Kassel dabei!

                • Inga sagt

                  Der Kampf ums Saatgut

                  Im Supermarkt kaufen wir heutzutage fast nur noch sauberes, perfekt geformtes Gemüse. „Alte Sorten“, die nicht so überzüchtet sind, dafür aber oft intensiver im Geschmack, sind nur noch schwer zu bekommen. Denn das Saatgutgeschäft wird mittlerweile von einigen wenigen Großkonzernen bestimmt. Sortenvielfalt geht dabei verloren, und die Landwirte werden immer abhängiger von den sogenannten Hybridsamen, die sie jedes Jahr neu kaufen müssen.

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      • Thorens sagt

        Ja, und wen oder was betrifft denn die angestrebte Biodiversität? Warum gilt die offenbar nicht in den mückengeplagten Regionen der Altrheinarme, wo diese Mücken bekämpft werden? Sollten dort nicht besser die Menschen weichen? Was ist der Unterschied zwischen der Bekämpfung etwa der Anopheles als Überträger der Malaria und der Bekämpfung von Blattläusen als Überträger von virösen Pflanzenkrankheiten? Gibt es also gute und schlechte Einschränkung von Artenvielfalt?

        Überall wird die Landwirtschaft als Verursacher von Artensterben angeprangert, ohne dass es einen wirklichen Bleg dafür gibt. Noch immer schmücken sich Politker mit neuen Gewerbestandorten, errichtet auf bisherigen landwirtschaftlichen Flächen, verbunden mit dem Verlust so ziemlich sämtlicher Arten, die vorher dort angesiedelt waren und alle freuen sich darüber. Dem Michel wird aus höchsten Kreisen empfohlen, aufgrund der Energiegeschichte die Heizung runterzuregeln. Gleichzeitig scheint es aber kein Problem zu sein, Städte, Bauwerke, Denkmäler und Reklamen Nacht für Nacht taghell elektrisch zu beleuchten.

        So lange man mir derartige Widersprüche nicht plausibel machen kann, so lange glaube ich auch nicht an die Rolle der Landwirtschaft als Hauptverursacher von Artensterben.

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        • Inga sagt

          „Gibt es also gute und schlechte Einschränkung von Artenvielfalt?“

          Ein guter Biologe weiß, dass man keine Art radikal bekämpfen darf, denn sie hat einen Platz in unserer Ökologie.
          Diese Arten sammeln sich da an, wo es umweltmäßg am günstigsten für sie ist, z.B. am Altrheinarm.

          Aber besonders da, wo die Umwelt künstlich für sie erschaffen ist, z.B.in dem Klima, das eine künstlich Pflanzenkultur bietet.
          Die Biodiversität will diese Kultur wieder zurück holen in die Natur und deswegen wird die Kultur von der Biodiversität (Schimmelpilzen , Insekten, Unkraut) bekämpft.

          Deswegen müssen wir unsere Nahrungsmittel von der Natur abringen!

          Das ist nun mal die Aufgabe des Bauern.

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          • Thorens sagt

            Eigentlich ist es ja der Individualismus, den es kleinzukriegen gilt. Auch und gerade beim Wohnen. Hierzulande fängt die Bevormundung gerade erst an, in China ist man auch in dem Punkt schon ein ganzes Stück weiter. Die Aspekte in meiner persönlichen Abwägeliste zu „bleiben oder gehen“, die für ein Verlassen dieses Landes sprechen, werden schneller mehr als die anderen. Mir gefällt das Gefühl nicht, das sich dabei in mir einstellt.

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            • Reinhard Seevers sagt

              Eigentlich ist das Eigenheim nur das Spiegelbild der Gesellschaft, die Kubatur gewordene Erzählung des „es geschafft zu haben“.
              Wir haben bereits in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends Flächen- und Kostensparende Baulösungen in den Niederlanden besichtigt.
              Leider ist es in Deutschland nie populär geworden, wir sind ein anderes Volk…..und unsere Bausparkassen wollten ja auch leben.,😚

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              • Thorens sagt

                „Eigentlich ist das Eigenheim nur das Spiegelbild der Gesellschaft, die Kubatur gewordene Erzählung des “es geschafft zu haben”.“

                Ach, ich weiß nicht.

                In meinem Fall war keines der beiden erworbenen EFH zum Selbstbewohnen fürs Herzeigen gedacht, sondern einfach um möglichst unbehelligt darin wohnen zu können. Persönlich ist mir größtmögliche Unabhängigkeit wichtig. Die empfinde ich stärker in einem Haus, das nicht auch noch von Familienfremden bewohnt wird. Auch hat man im EFH Änderungswünsche ausschließlich mit sich selbst auszumachen. Mir ist das so lieber, Transformation hin oder her.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Es gibt ja auch verdichtetes Flächensparendes Bauen im Eigentum, deshalb muss es ja nicht das freistehende EFH sein.

            • Marian E. Finger sagt

              @ Thorens
              Die Kehrseite der viel gerühmten Aufklärung, die alles, was dem sog. „Fortschritt“ im Wege steht, durch rationales Denken wegräumt, bedeutet gleichzeitig die Zerstörung des Individuums, denn nichts steht dem Fortschritt, zumal, wenn dieser, so wie wir es tun, fast ausschließlich technisch definiert wird, mehr im Wege als die Individualität in ihrer ganzen Unberechenbarkeit. Das rationale Denken endet in einem „blind gewordenen Funktionalismus“, niemand hat das deutlicher gesehen als Max Horkheimer, einer der Begründer der Frankfurter Schule. In unserer durch die Digitalisierung total verwaltbaren Welt wird die Zerstörung des Individuums nun vollendet. Dieser Prozess findet weltweit statt, nicht nur in China.

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              • Reinhard Seevers sagt

                Ich sehe es genau andersherum. Wie Andreas Reckwitz in „Die Entdeckung der Kreativität“ ausführt, ist die moderne Individualität der Treibstoff des Kapitalismus und mit ihm die Ruinierung der Umwelt. Wenn alle 7,5 Milliarden Menschen die gleichen Rechte in Bezug auf ihre Individualität in Anspruch nähmen oder dürften, dann wäre sofort Ende Gelände. Uns wird aber die Individualität täglich als unbedingt und alternativlos offeriert. Von der Kunst über das Reisen bis hin zur individuellen Fitness …..vor ever young! ….oder dem Wohnen im EFH.

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                • Marian E. Finger sagt

                  So argumentiert einer, der dem Mediensprech auf den Leim gegangen ist. Nicht die Individualität ist der Treibstoff des Kapitalismus, sondern das Gegenteil davon, die Aufhebung der Individualität in einer durch und durch technisierten und verwalteten Welt, in der der Mensch auf jene Funktionen reduziert wird, die für das System nützlich sind.

                  Eben diesem Menschen wird eine Scheinindividualität vorgegaukelt, indem er im Supermarkt zwischen ein paar verschiedenen Marmeladensorten wählen darf, ferner zwischen unzähligen inhaltslosen Fernsehsendungen (Kunst), 100 Reisezielen, die er brav anhand seines Reiseführers abarbeitet oder gleich auf einem massentauglichen Kreuzfahrtschiff verbringt, und der Auswahl von drei verschiedenen Fitness-Armbändern, die ihn über seine Pulsfrequenz, seinen Blutdruck und vielleicht seine Atemzüge informieren, dahingehend dass er seinen Körper gefälligst in die von Ärzten vorgegebenen Normen zu zwingen hat.

                  Eben diesem Menschen wird eingeredet, dass ein Auto ihm Freiheit verschafft, weil es ihn von A nach B bringt, doch in Wirklichkeit wird der Mensch der Freiheit beraubt, weil er an jeder roten Ampel halten, vorgegebene Geschwindigkeiten einhalten und tausend andere Regeln befolgen muss, während er verkrümmt in einer völlig unphysiologischen Haltung ausharren muss und bis zum nächsten Rastplatz nicht mal aufs Klo gehen kann, wenn er ein entsprechendes Bedürfnis verspürt. In 99 von 100 Fällen ist A dann außerdem bloß der Arbeitsplatz und B der Wohnsitz oder der Supermarkt, doch wenn die Leute entsprechend indoktriniert sind, halten sie ein solches Dasein für den Ausdruck gelebter Individualität.

                  Es ist nicht die Individualität, die die Welt ruiniert, sondern der Moloch aus Technik und Verwaltung, der die Individualität zerstört.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Marian, dann sind wir uns aber doch einig. Einzig in der Begriffsdefinition sind wir auseinander. Der Influenzer ist der Beweis für die Schizophrenie zwischen Individualität, gefühlter Freiheit und persönlicher Prostitution für Ansehen und Geld.
                  Individualität ist es dennoch, auch wenn sie nicht aus sich selbst kommt, sondern suggeriert wird.

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      • Inga sagt

        Weil jede Art eine andere Aufgabe in unserer Ökologie hat,
        die Ökologie ist unser Haus in dem wir Leben, unsere Umwelt!

        Darin sind wir evolutionär entstanden und sozialisiert!

        Warum brauchen wir Gärten, Parks und Haustiere?

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    • Elisabeth Ertl sagt

      Moment! Die Einschränkung der Artenvielfalt gilt für den Ackerbau, und auch dort nur für die unmittelbar bewirtschafteten Flächen. Für Weidegebiete gilt das Gegenteil: Das Offenhalten der Flächen, die Zurückdrängung des Waldes hat über Jahrhunderte überhaupt erst eine Artenvielfalt geschaffen, welche vor 200 Jahren jenen Höhepunkt erreichte, der jetzt für den Artenschutz als Referenz gilt. https://www.bauertothepeople.at/2021/01/04/biodiversitat-und-mensch-im-alpenraum/
      Selbst der Amazonas-Regenwald verdankt seine Artenvielfalt teilweise den Indigenen, die zusätzliche Fruchtbäume eingebracht haben, welche wiederum gewissen Tierarten Nahrung bieten.
      Das Problem ist nicht „die Landwirtschaft“, das Problem ist, dass v. a. in den letzten 30 Jahren das Geld gesamtgesellschaftlich wichtiger geworden ist als das, was es repräsentieren sollte, beispielsweise wichtiger als eine ausreichende Ernährung. Der Brutalkapitalismus übt auf die Landwirtschaft wie auch auf andere Wirtschaftszweige einen Druck aus, der sie in gewissem Umfang daran hindert, so nachhaltig zu wirtschaften, wie sie es könnte. Das nächste Problem ist der Bevölkerungszuwachs. Wir überschreiten mehr und mehr die ökologische Tragfähigkeit des Planeten.

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      • Reinhard Seevers sagt

        Elisabeth, Intensivgrünland mit 5 Schnitten oder mobgrasing ist wohl kaum artenreicher, als ein Rapsfeld oder?

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        • Elisabeth Ertl sagt

          Die Frage ist, ob Intensivgrünland in typischen Weidegebieten vorkommt wie auf Almen.

        • Der Jens sagt

          Ihr habt wohl noch keine Mobgrazing-weide gesehen?
          Ziel ist nicht die Ernte des gesamten Aufwuchses, sondern nur eines Teiles davon. Ein Teil wird für das Bodenleben eingetrampelt, ein anderer Teil wächst weiter und bringt neben einem höheren Gesamtertrag auch Pflanzen zum Blühen und zur Samenreife.
          Auch wohnen auf meiner Mobgrazing-Weide mehrere Feldlerchenpaare, im Gegensatz zum benachbarten Bio-Rapsfeld.

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