Heute schreibt mal nicht Bauer Willi, sondern seine neue Freundin Kathrin aus Bayern. Was diesen Brief, der uns als Kommentar erreichte, so lesenswert macht, ist die Leidenschaft, mit der sie ihren Beruf ausübt. Und die Überzeugung, dass das, was sie macht, richtig ist. Sie ist eine gute Bäuerin! Lesen Sie selbst:
Hallo zusammen!
Ich habe jetzt schon fast den ganzen Vormittag die Beiträge von Bauer Willi und viele Kommentare gelesen und dabei meine eigentlichen Hausfrauenpflichten vernachlässigt. Aber das muß auch mal sein.
Ich bin unendlich dankbar dafür, daß sich jemand die Mühe macht das Gespräch mit “unseren” Verbrauchern aufzunehmen und in Schwung zu halten.
Ich selbst bin normalerweise nicht viel im Internet unterwegs, und rede eher mit den Leuten auf der Straße (meistens Urlauber) über Landwirtschaft und ich tue das gern.
Jetzt wage ich mich ins Internet, einfach um mal loszuwerden, was mich in letzter Zeit arg bedrückt.
Wir haben einen kleinen Nebenerwerbsbetrieb im Voralpenland mit maximal 5 Kühen. Die Kühe haben den viel gerühmten Familienanschluß. Bin ich also ein guter Bauer?
Die Kühe stehen im Anbindestall. Letzte Woche mußte ich lesen, daß eine Tierschutzorganisation Bauern im Allgäu angezeigt hat, weil sie Anbindehaltung haben. Ich bin also doch ein schlechter Bauer. Soll ich einen Laufstall bauen? Das kann ich mir nicht leisten. Die 5 Kühe werfen sowieso keinen Gewinn ab. Also aufhören? Ist es das, was sie wollen, die vielen selbsternannten Tier- und Naturschützer, daß die kleinen Bauern alle aufhören? Wir machen erst mal weiter, weil wir es gern tun, unsere Heimat lieben und sie erhalten wollen und Freude an unseren Kühen haben. Guter oder schlechter Bauer?
Unsere Kühe stehen auf Einstreu. Guter Bauer. Im Frühjahr wird die angefallene Jauche und im Herbst der angefallene Mist auf die Wiesen ausgebracht. Das stinkt. Schlechter Bauer.
Wir haben eine Kuh, die nicht wirklich dem Zuchtziel entpricht, wir haben sie trotzdem behalten. Guter Bauer? Sie hat schwaches Bindegewebe, einen “Hängebusen” und dadurch besonders nach den Kalbungen ein sehr großes geschwollenes Euter (Mütter wissen wovon ich rede) nach zwei Wochen normalisiert sich die Sache wieder. Wie gesagt, wir behalten sie trotzdem. Schlechter Bauer?
Im Sommer sind die Tiere Tag und Nacht auf der Weide. Guter Bauer. Wenn es Mittags heiß ist und Fliegen Mücken und Bremsen lästig sind, hole ich die Kühe in den Anbindestall. Schlechter Bauer? Nein, da bin ich mir sicher, daß das ein Moment ist wo meine Kühe richtig glücklich sind, wenn sie in den kühlen Stall dürfen und obendrein haufenweise frisches Gras vor der Nase liegt – Schlaraffenland. Also doch guter Bauer.
So ist es, ich weiß selber manchmal nicht mehr was ich tun soll, um den Wünschen der Verbraucher, der Tier- und Naturschutzorganisationen, meiner Bank und ich weiß nicht wem noch alles zu entsprechen.
Aber wenn ich mich schon nicht mehr auskenne, wie soll dann der Otto-Normal-Verbraucher wissen was ein guter Bauer ist? Soll er sich auf das verlassen, was in Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen berichtet wird? Lieber nicht!
Ich habe auch einen guten Grund so zu denken:
Wir waren lange Zeit Leser einer angesehenen deutschen Wochenzeitschrift, weil ich davon ausgegangen bin, daß dort seriös gearbeitet wird. Bis zu dem Tag an dem ein Artikel mit der Überschrift “Essen wir zu viel Fleisch?” abgedruckt wurde. Grundsätzlich läßt sich über dieses Thema natürlich diskutieren, aber in diesem Aufsatz (mit glatter Themaverfehlung) wurde nur über die Landwirtschaft hergezogen, er war gespickt mit Lügen und nicht nachvollziehbaren Behauptungen. Der Gipfel aber war ein einfaches Foto von einem Bauern, der gerade seine Gülle ausbringt. Darunter stand “Bauern verklappen ihre Gülle ungeklärt auf den Feldern” Was will der Schreiber von mir???
Erstens ist das Wort “verklappen” eine Unverschämtheit! Die jüngeren unter Euch werdens vielleicht nicht mehr wissen, daß es Zeiten gab in denen die Holländer tatsächlich ihre überschüssige Gülle in der Nordsee verklappt haben, aber die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Ein Landwirt, der seine Gülle (oder Jauche oder Mist) ausbringt, entsorgt nicht irgendeinen Müll sondern düngt seine Felder und Wiesen mit natürlichem, organischem Dünger, den seine Tiere produziert haben.
Und was meint er mit “ungeklärt”? Ist es sein Ernst, daß wir die Gülle zuerst durch die Kläranlagen schicken sollen, um sie dort mit den Haus- und Industrieabwässern (incl. Chemikalien, Putzmittel, Medikamentenreste, Hormone, Kontrastmittel aus der Medizin usw.usw.) zu vermischen und so angereichert als Klärschlamm wieder auf unsere Felder zu bringen? Wohl kaum, aber ein toller Aufreißer war es mit Sicherheit. Zum krönenden Abschluß seiner Schreibereien hat der Autor noch einen Biobauern besucht. Dort stand eine Kuh im Stall, Zitat: “die hatte sogar ein graues Fell”. Was will er uns damit sagen? Ich nehme an, er ist davon ausgegangen, daß dieses Tier sehr alt ist. Leider muß ich sagen, daß Kühe (ebenso Pferde, Hunde, Katzen…) im Alter kein graues Fell bekommen, sie werden evtl. im Gesicht etwas stichelhaarig. Das besagte Tier gehörte wohl einer etwas weniger bekannten Rasse an. Über das Alter läßt sich nur spekulieren.
Was mich besonders an solchen und ähnlichen Berichten ärgert ist, daß die Verfasser damit gutes Geld verdienen. Die Zeitung hat bestimmt auch gut daran verdient, sowas läßt sich gut verkaufen. Ich habe die Zeitschrift jedenfalls abbestellt.
Und was soll nun der Verbraucher tun? Seid kritisch, glaubt nicht alles und fragt den Landwirt!
Ich muß jetzt aufhören, glaubt mir ich hab noch mehr auf dem Herzen, aber das meiste ist bestimmt in irgendeinem der Kommentare schon mal gesagt worden.
Kathrin, Bäuerin aus Leidenschaft
Liebe Kathrin, lieber Bauer Willi.
Seit einiger Zeit verfolge ich Eure bzw Bauer Willis Beiträge sehr rege.
Anfangs dachte ich, „Hey…. Willi hat zu 100% Recht“.
Mittlerweile betrachte ich Willis Auftritt mehr und mehr kritisch. Dieses Gejammer-Video, wo Willi vor dem Stall steht und welches momentan bei Facebook kursiert, setzt dem ganzen die Krone auf. Hierzu möchte ich Dir etwas sagen.
Lieber Willi….
Du möchtest Deinen Kindern ein Smartphone kaufen?
Viele Deiner Kunden können dies nicht.
Du möchtest mit Deiner Familie in den Urlaub fahren?
Viele Deiner Kunden, die Dir das Geld bringen, können das nicht.
Du möchtest gut leben?
Das möchten alle Deine Kunden auch.
Du sprichst absolute Luxusprobleme an und holst dabei zum Rundumschlag gegen Deine Kunden aus.
Aber lass Dir eines gesagt sein.
Jeder Deiner Kunden arbeitet ebenso hart für sein Geld, wovon er dann Deine Produkte kauft.
Jeder Deiner Kunden (außer der neumodische Hippie-Veganer) weiß auch Deine Arbeit zu schätzen.
Du pöbelst gegen Deine Kunden. Die Menschen die Dir das Geld bringen.
Du bekommst 1 Cent für einen Kilo Kartoffeln?
Ich zahle aber 3 EURO (300 Cent) für 1kg.
Du willst 2 oder 3 Cent für 1kg Kartoffeln?
Was verlangst Du von mir? Soll ich 7€ pro 1kg zahlen, damit Du 2 Cent bekommst?
Sprich nicht mich an. Sprich Deinen Zwischenhändler an.
Jemand macht sich die Tasche hier ganz fett, und das ist nicht der Endkunde, gegen den Du wetterst.
Darüber denk mal nach…
Hallo Nils aus Reinbek
vielen Dank für Deine Meinung. Als erstes: mir gefällt das Video auch nicht, auch wenn es bisher 170.000 mal aufgerufen wurde. Aber der WDR wollte es mit aller Gewalt so haben und hat es 5 Stunden vor der Sendung, in der ich Studiogast sein durfte, aufgenommen. So sind die Medien: es muss halt reißerisch aufgemacht sein, damit die Leute drauf anspringen.
Doch zu den Inhalten Deines „Wutbriefes“. Deutschland ist kein Land von 80 Mio. Hartz IV Empfängern. Du hast auch offensichtlich meinen Artikel „Entschuldigung lieber Verbraucher“ nicht gelesen. Und du scheinst nicht zu wissen, dass in Deutschland über 100 Mio. Handy’s und Smartphones angemeldet sind.
Was mir aber auf die Nerven geht – und ich werde nicht müde das zu wiederholen – ist die Tatsache, dass mir jeder reinreden will, wie ich meinen Job zu machen habe. Das geht mir auf den Senkel. Jeder soll kaufen wo er will. Das schreibe ich nun auch schon zum 1000mal. Aber mir ständig vorzuhalten, ich würde die Umwelt vergiften, das Trinkwasser verseuchen und selbstverständlich der Verursacher des Klimawandels zu sein, das regt mich enorm auf.
Das du 3 € für 1 kg Kartoffeln bezahlst glaube ich dir einfach nicht. Gestern bin ich wegen einer anderen Recherche innerhalb einer Stunde in 5 Supermärkten gewesen. Da kostet das Kilo zwischen 60 und 80 Cent, im Hofladen beim Bauern sogar nur 50 Cent. Und was den Zwischenhändler angeht: gib mir doch bitte einen Tipp, wie ich den dazu bringe, mir mehr zu zahlen. Der sagt mir: das ist der Preis, akzeptiere ihn oder behalte deinen Kram. In Erwartung einer schlüssigen Antwort (die wahrscheinlich nie kommt)
Bauer Willi
Zuerst einmal…. Ich habe keinen Wutbrief geschrieben. Der würde anders aussehen. Mir geht einfach das ständige gepöbelt gegen den Verbraucher, und somit Deinen Kunden auf den Sack. Ich will Dir nicht sagen wie Du Deinen Job zu machen hast. Dazu habe ich gar kein Recht, denn ich gehe davon aus, dass Du ihn vernünftig machst. Auch halte ich Dir nicht vor, Du würdest die Umwelt verpesten. Mir selbst ist die Landwirtschaft nicht fern.
Wenn Du keine Kartoffeln mit einem Kilopreis von über 80 Cent gefunden hast, war Deine Recherche einfach ungenügend. Bei Real kostet das Kilo 1,20€.
Das hab ich heut mal auf die Schnelle gesehen.
Deinen polemischen Beisatz, (die wahrscheinlich nie kommt), kannst Du Dir getrost klemmen. Die kommt mit Sicherheit. Ich musste nur warten bis mein neues Iphone6 installiert war. Mit meinem iPad schreibt sich das so schlecht. 😉
Wie bringst Du den Zwischenhändler dazu, ihn zu einem fairen Preis zu bewegen? Tritt an den Bauernverband heran, sammel dich mit anderen Bauern in eine Art „Vertriebs- oder Verkaufsgesellschaft“ und macht euren eigenen Zwischenhandel. Als Art BeteiligungsGmbH für alle Höfe, die sich dran beteiligen. Pfeif doch auf den Zwischenhändler, wenn er nicht mehr bezahlen will.
Der Verbraucher will regional, der Verbraucher zahlt auch mehr für Regional. Der Zwischenhändler nicht. Was wäre denn, wenn plötzlich kein regionaler mehr liefern will? Dann wäre der Satz „akzeptiere den Preis oder behalt Deinen Kram“ aber ganz fix vom Tisch.
Nein, der Verbraucher zahlt nicht mehr für regional. Der will nur eins: billig. Ausser beim Iphone6, da zahlt er. 500 € oder mehr? Scheißegal, dass sparen wir halt beim Essen wieder ein. Was deine „Empfehlungen“ für die Vermarktung angehen: Da trifft das zu, was ich in meinem Verbraucherbrief geschrieben habe: „Du hast keine Ahnung und davon ganz viel“. Wir Bauern sind die Deppen und Du weißt, wie es geht.
Und was das Gepöbele gegen den Verbraucher angeht: vorige Woche beim WDR-Fernsehen haben 90,3% der Verbraucher meiner Meinung zugestimmt. Morgen kommt SAT1, da werde ich das Gepöbele wiederholen.
Bauer Willi
Und???
Biste stolz auf die Zustimmung? Stolz darauf, dass 90,3% ihr ego mit dieser Zustimmung aufpolieren um anschließend die Wocheneerbung der Discounter durchzublättern, wo gerade was am günstigsten ist?
Ich hab keine Ahnung, davon aber ganz viel.
Und Du heulst rum, wie ein kleines Mädchen, dem gerade die Puppenschühchen geklaut wurden.
Fakt ist aber doch, dass es durch Dein rumgeplärre nicht besser wird, wenn Du nicht selbst was änderst.
Entweder Du änderst was, oder Du verkaufst Deinen Hof.
Dann musst Du Dir dieses Grauen nicht mehr antun.
Übe doch einfach einen Job aus, der Dich nicht so belastet.
Nils
du hast gewonnen. Du kannst meinen Hof pachten. Ich mach demnächst was anderes: ich verkaufe Lockpfeifen für die Krähenjagd. Das ist sicherlich einträglicher und ich muss mich nicht mehr ärgern. Über so nette und sehr persönliche Angriffe wie rumplärren, rumheulen, rumpöbbeln. Vielleicht schaust Du ja auch mal in unsere Spielregeln…
Bauer Willi
Wir müssen ja nun nicht mit dem Finger zeigen, wer wen zuerst angegriffen hat oder? 😉
Fakt ist… Ich als Verbraucher und somit Kunde, fühle mich zu Unrecht angegriffen mit deiner pauschalen Generalkeule.
Und merkste watt?
Wenn die 90% die Dir zustimmen dies selbst umsetzen würden, bräuchtest Du Dich nicht beschweren 😉
Nils, es ist doch ganz einfach!
du hast jetzt 40 ha in Bewirtschaftung.
Baue etwas an, erzeuge etwas, was der Verbraucher haben will und wovon es noch nicht genug gibt!
Der Verbraucher ist immer bereit dir deinen Erzeugerpreis zu zahlen, und nur dann, wenn auf der Verarbeiterebene kein Warenüberschuss vorherrscht, dann kriegst du auch deinen guten Preis für deine Ware.
Dann kannst du sehr gut von 40 ha leben,…das geht!
Ich kann dir spontan ein paar Produkte sagen auf die das zutrifft!
Ach Willi,
einen 40 ha Betrieb hergeben (auch wenn es nur metaphorisch gemeint war), den sich dein Opa, deine Oma, und mit Abstrichen wahrscheinlich dein Papa und deine Mama vom Mund abgespart haben, zeugt schon von einer gehörigen Dekadenz.
Damit aber nicht genug:
Zusätzlich werden Händler in Verruf gebracht, nur weil Willilein nicht in der Lage war, DIALOGE 🙂 mit selbigen RECHTZEITIG zu führen.
Letzter Satz bezieht sich auf deine Kartoffelabrechnung.
Warum redest du nicht vorher mit deinem Abnehmer über eventuelle Überschussernten oder (kann ja auch passieren) witterrungsbedingten Ausfällen? Hmm?
Nein, du polterst lieber.
Schmollst wie ein kleines Kind.
Nutzt Medien für deine Zwecke, obwohl du sie gleichzeitig verfluchst (sie verdummen ja nur den Verbraucher)
Beschwerst dich über Rahmenbedingungen, die in unserem Land im Gegensatz zu anderen gar nicht besser sein könnten.
Gentechnik zu thematisieren, von dem du (ich übrigens auch) Null Ahnung hast.
Ich kann dazu nur sagen:
Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Zumal anfangs noch die Rede davon war, dass nicht er sondern sein Kollege die Kartoffeln verkauft hat wenn ich mich nicht irre
Stimmt,
Willi hats aber für seine Zwecke genutzt.
Obwohl er es besser wissen sollte.
Ach Marko
Ich lade dich gerne zu den Preisgesprächen mit meinen Abnehmern ein. Und wie Nils schon richtig bemerkt, waren es die Kartoffeln vom Nachbarn, was aber bei dieser Diskussion keine Rolle spielt.
Nur am Rande: ich vertrete seit 7 Jahren als Vorstand einer Genossenschaft 1.200 Landwirte im Rheinland und hafte dafür mit meinem Privatvermögen. Im letzten Jahr hat mir diese ehrenamtliche Tätigkeit genau 800 € Aufwandsentschädigung für 8 Sitzungen a 6 Stunden eingebracht. Bin übrigens im letzten Jahr wiedergewählt worden. So unzufrieden scheint man mit mir nicht gewesen zu sein. Von daher erlaube ich mir zu sagen, dass ich von der Materie der Vermarktung ein wenig Ahnung habe. Das mit dem „Willilein“ habe ich überlesen 🙂
Bauer Willi
Willi was baust Du denn an?
Und womit bist Du dabei unzufrieden? Oder geht es primär nicht um Dich?
Und wie verhandelst Du Deine Preise? Für 3 Jahre im voraus oder jährlich neu?
Wie sieht die Verhandlungs- / Preisstruktur denn in Deinem Bereich aus?
Hallo Nils, hallo Marko
entschuldigt jetzt bitte, aber langsam wird mir die Diskussion hier zu niveaulos. Hier geht es überhaupt nicht um mich, sondern um den Dialog mit Verbrauchern, denen ich versuche das Dilemma der Landwirte zwischen Erzeugung von Lebensmitteln einerseits und der Beschimpfung für ihre Produktionsweise andererseits zu erklären. Da das bei euch beiden offensichtlich nicht ankommt und ihr nur versucht, meine Person zu diskreditieren, werde ich auf weitere Kommentare nicht mehr antworten. Ein Dialog hat meines Erachtens nur dann Sinn, wenn man Argumente austauscht. Das kann ich hier nicht mehr erkennen. Macht es gut.
Adieu
Bauer Willi
Hallo Willi,
ich will hier jetzt nicht nachtreten, aber der Nils stellt dir gerade eine Frage, die viele Verbraucher stellen.
Viele Verbraucher haben ein deutlich tieferes Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge, Machtpositionen und daraus folgende Preisfindung als über landwirtschaftliche Zusammenhänge.
Ich habe auch während des Wirtschaftswissenschaftsstudium neben vielen BWLern gesessen die wenig Ahnung von Landwirtschaft haben aber Verbraucher sind.
Es gibt das Modell des Mengenanpassers und das des Preisanpassers, in manchen landwirtschaftlichen Marktsituationen gibt es die Mengenanpasser zB. Vertragsanbau für Tiefkühlgemüse oder Industriekartoffeln. Aber in den allermeisten Situationen ist der Landwirt halt Preisanpasser (Milch, Fleisch, Speisekartoffeln und Erdbeeren).Er produziert nach dem Motto:Wachsen oder weichen. Das der Preis der Ware schonmal sehr in den Keller fällt, liegt daran,dass es zu viel Ware gibt,und dass die preisanpassenden Landwirte eine, nach innen sehr schwierig steuerbare Partei sind und deshalb keine effektive Machtposition bilden.
Die Ursache der sehr billigen Kartoffeln dem Verbraucher zuzuschieben ist falsch, im Juni 2013 kostete 1 Kg BioKartoffeln 1€ frei Feld, quasi das hundertfache von Willis Kartoffeln. Der Verbraucher hat sich in der Zwischenzeit nicht stark gewandelt, es sind die gerade genannten nachvollziehbaren anderen Effekte.
Willi sei mir nicht böse, aber ein System das die Wahrheit nicht verträgt, trägt sich nicht.
1200 Landwirte die einen guten ,,Blöden,, finden um ihre eigene Interessen zu vertreten (ohne selbst was tun zu müssen) werden einen Teufel tun sich dagegen zu beschweren.
Das ist Herdentrieb, aber deshalb zwangsläufig nicht richtig.
Deine Einladung nehme ich übrigens gerne an.
Hallo Willi,
nichts für ungut, aber die Geister hast du selbst gerufen.
Ich gebe Marko da recht.
Nein Josef.
Ich glaub der Willi will gar nicht drüber reden. Das ist zumindest mein Eindruck.
Und den 100fachen Aufschlag wollte ich auch bringen.
Lieber Willi. Und nun gib mal dem Verbraucher die Schuld an Deinen beschissenen Preisen. Merkst Du was?
Du hast nur nicht den Mumm Dich gegen die aufzulehnen, die Deine Preise wirklich kaputt machen. Dein Einkäufer könnte mit einem Lächeln 5 oder 6 Cent das Kilo zahlen.
Schiebs ruhig weiter dem Endverbraucher in die Schuhe.
Das Dir Deine Argumente langsam ausgehen merkt man ja am „Euch antworte ich jetzt nicht mehr“.
Da kommen wir übrigens wieder zum kleinen bockigen Mädchen.
Ich habe eine normale Frage gestellt, auf die ich keine Antwort bekomme.
Klasse Öffentlichkeitsarbeit die Du betreibst.
Ist der Handel noch so klein, bringt er mehr als Arbeit ein.
Dieser uralte Spruch stimmt heute immer noch. Der Handel ist tatsächlich das Nadelöhr der Bauern.
Aber wenn es so einfach wäre, kurzerhand eine Vertriebs- und Verkaufsgesellschaft hinzustellen die quasi den Zwischenhandel ausschalten würde, dann hätten das wohl schon manche gemacht.
Es gibt ja auch tausende Genossenschaften (wo die Bauern ja Gesellschafter oder Genossen sind) die genau das machen wollen.
Aber deren Marktmacht ist wohl immer noch zu sehr zersplittert.
Alois
hallo,
muß mal Willi unterstützen: es gab schon viele Kartoffel-Genossenschaften, da hier die Preise am ehesten fallen können (Überproduktion).
Ich erinnere z.B. an die Frühkartoffel-Genossenschaft in der Vorderpfalz. Von Bauern für Bauern aufgebaut und betrieben. Inzwischen aber auch sehr unter Marktdruck der Großhandelsstufe und der großen Abnehmer-Organisationen stehend. Ist leider auch nicht immer kein Königsweg…
Lieber Jens,
das Smartphone-Beispiel passt ganz gut. Denn da kann man Unterschiede festmachen.
Weil ein Smartphone ist von der Wertigkeit so besetzt, dass es begehrt ist. Um es sich leisten zu können, muss man beim Essen sparen.
Das ist eine eigentlich lebensfremde Einstellungen, denn gesundes Essen braucht mein Körper notwendiger als das digitale Luxusgerät.
Das Dilemma ist also die verschobene Wertikeit oder die lebensfremde Einstellung großer Teile unserer Gesellschaft.
Wenn wir darauf aufmerksam machen, dann ist das ein erster Schritt.
Denn ändern kann das nur der Einzelne, der bewusst es dann auch anders macht als einfach gedankenlos zu verbrauchen….
Alois
Wir haben nicht nur viele Smartphones, sondern auch die teuersten Kücheneinrichtungen und geben das wenigste Geld für unser Essen aus.
Wir Verbraucher tragen selbstverständlich einen sehr großen Anteil daran, dass billige Lebensmittel so „gut gehen“. Ich finde aber auch, dass sich die Supermärkte mal stärker bewegen sollten und uns wählen lassen könnten, ob wir lieber teurere Nahrungsmittel aus Deutschland oder billigere aus dem
Ausland in den Einkaufswagen stecken möchten.
Ich kaufe in Hofläden ein und das sehr gerne, aber manchmal reicht die Zeit nach der Arbeit einfach nicht, noch zu einem Direktvermarkter zu fahren. Außerdem weiß ich samstags noch nicht unbedingt, was ich mittwochs koche. Bei Kartoffeln und Eiern mache ich keinerlei Zugeständnisse, die gibt es nur vom Bauernhof direkt. Aber das Angebot des täglich Frischen aus deutschen Landen in den Supermärkten genügt mir meistens nicht. Wieso kriegen Aldi, Lidl und Co. es eigentlich nicht auf die Reihe, ein vernünftiges Angebot an regionalem Gemüse anzubieten? Die Supermärkte könnten doch eine zweite Schiene fahren und Obst und Gemüse aus der Region zu einem höheren Preis anbieten.
Bei Aldi gab es zum Beispiel in den letzten Wochen hervorragenden Feldsalat aus dem Vorgebirge, für den würde ich den doppelten Preis bezahlen. Ich will mir lieber nicht vorstellen, wie der Landwirt geknebelt wird, der an Aldi liefert, aber ich bin froh, dass es diesen superguten Feldsalat dort gibt.
Wenn ich die dicken Autos vor Aldi anfahren sehe, denke ich mir, dass es bestimmt viele gibt, die, wie ich zum Beispiel den Freiland-Feldsalat aus dem Vorgebirge dem kleinblättrigen, dünnen Feldsalat aus den französischen Gewächshäusern vorziehen würden (der fällt schon beim Anblick der Salatsoße in Ohnmacht) und gerne das Doppelte bezahlen würden, wenn der Landwirt nicht geknebelt wird. Diesen Vermarktungsversuch vermisse ich seit Jahren in den Supermärkten. Wäre mal ein Versuch wert. Die Frage ist nur, wer sagt es Aldi, Lidl. & Co. ?
In Deutschland gibt es das schärfste Pflanzenschutzgesetz und deshalb sind mir deutsche Lebensmittel sehr wichtig. Ich habe Vertrauen in die deutsche Landwirtschaft. Das kann ich von vielen verarbeiteten Produkten, wie zum Beispiel den chinesischen Erdbeeren im Fruchtjoghurt, nicht gerade behaupten. Und letztens habe ich gelesen, dass die Teigrohlinge für die Backautomaten in den Supermärkten vorwiegend aus China geliefert werden. Das hat mich nun wirklich auch nicht beruhigt.
Vielleicht liest Familie Aldi das ja ….
Hallo Anna Maria
wir kennen uns ja schon 🙂 . Bezüglich des Feldsalates: Mutter, 92, aktive Autofahrerin, hat eben mit uns Kaffee getrunken. Wie jeden Sonntag, pünktlich um 15:00 und keine Minute später. Und meinte: „also ich kauf ja lieber den französischen Feldsalat, der ist kleiner und weicher und den bekomme ich besser gekaut, als den aus dem Vorgebirge“. Ich bin fast vom Stuhl gekippt und habe schnell meine Blutdrucktablette geschluckt. Jetzt geht’s wieder. So ist das halt: Gebiß gegen Geschmack. Schönen Restsonntag!
Bauer Willi
Hallo Bauer Willi,
danke für die lustige Antwort. Die Oma gefällt mir und ich kann verstehen, dass sie lieber den weichen Feldsalat isst. Wahrscheinlich muss sie ihn aber nicht mehr selbst putzen und wenn sie den Piddelskram noch sehen kann, freut mich das sehr. Mir geht es an die Nerven und mir fehlt die Zeit dazu …
Diese Generation ist unglaublich abgehärtet. Ob es wohl am Essen liegt?
Ich hoffe sehr, dass alle diejenigen, die der deutschen Landwirtschaft so kritisch gegenüberstehen, sich auch einmischen, wenn es um das Essen ihres Nachwuchses in Kindergarten und Schule geht. Vergangene Woche gab es einen aufschlussreichen Bericht über das Essen unserer Kinder in Frontal 21. Für alle, die es interessiert und die Sendung nicht sehen konnten oder wollten, weil es auf RTL etwas anderes gab, mache ich mal einen Link drauf. Es geht auch gleich los….
http://www.zdf.de/frontal-21/die-themen-der-sendung-vom-24.-februar-2015-37293348.html
Viele Grüße aus Voreifel
😉
Hallo,
zu den Luxusproblemen:
Man muss hier ganz klar unterscheidn zwischen einem einfachen Arbeitnehmer der 38h die Woche sich ans Fließband stellt und einem unternehmer der mit seinem Privatvermögen da drin hängt und im schnitt 60h arbeitet.
Ich bin auch seit 9jahren bauerin als quereinsteigerin und mich aergern solch berichte auch massivst, ich hab auch lieber mein bio schwein am teller und zahl dafür gern mehr, aber solange der Konsument billigstfleisch beim p… L… Und wie sie sonst heißen kauft, darf sich nicht wundern, warum und wie dieses Industriefleish erzeugt wird, denn unter seriosenumstaenden gibt es eben kein 2,99€ fleisch!!
Katrin, mach weiter wie bisher!
Wirklich auf den Punkt gebracht!
Guter Bauer !! ( Bäuerin) :-))
Liebe Kathrin,
da auch bei mir, wie Du schreibst, die Hausfrauenpflichten rufen (wir arbeiten im Nebenerwerb im Voralpenland, 15 Kühe in gepflegter Anbindehaltung mit aufmerksamer Einzelbetreuung), möchte ich Dir ganz kurz und knapp zurufen:
DANKE* Du sprichst mir aus der Seele!!!
Anscheinend müssen wir alle noch viel viel mehr erklären, was, wie und warum wir was machen – es gibt keine andere Möglichkeit, den Verbrauchern klarzumachen, wie Landwirtschaft funktioniert!! Hab zB mal bei einer Bekannten kurz angefangen, den Zusammenhang von Erntezeitpunkt beim Gras, Düngung und Aufwuchs, Energiegehalt, Bekömmlichkeit für die Kuh etc. zu erklären und bin sofort auf große Ohren und großes Interesse gestoßen („Ach, hätte nicht gedacht, daß da soviel Wissen dahintersteckt…“) Und solange „Bauer“ sogar hier im schönen Oberbayern bei der Jugend ein Schimpfwort ist, dürfen wir nicht lockerlassen!!
DANKE*für Deine offenen Worte!
Viele liebe Grüße von Deiner Kollegin Bettina
Liebe Kathrin, du hast mir aus der Seele geschrieben. Sei dir gewiß: du gehörst zu den guten Bauern, sofern man unseren Berufsstand überhaupt differenzieren soll.
Die sensationslüsternen Berichte wird es immer geben. Wie du schon erkannt hast: den meisten Medien geht es um die Auflage und ums Geld. Ob wirklich die Wahrheit publiziert wird, das ist interessiert die Agenturen meist nicht.
Wir Landwirte können nur zusammenhalten, aufklären und Vertrauen schaffen.
Bleib am Ball Kathrin
schöne Grüsse von deinem Kollegen Franz