Bauer Willi
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Glyphosat steht im Verdacht…

Am 6.7.2023 hat die EFSA ihre Bewertung abgegeben, die notwendig ist, damit die Zulassung von Glyphosat verlängert wird. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Voraussetzung erfüllt sind, dass Glyphosat weiter eingesetzt werden darf. Hier die Pressemeldung der EFSA, die natürlich von den verschiedenen Medien unterschiedlich interpretiert werden.

https://www.efsa.europa.eu/de/news/glyphosate-no-critical-areas-concern-data-gaps-identified

Die Nachrichten haben heute darüber berichtet. Die faire Darstellung endet allerdings mit dem Satz “Glyphosat gilt als krebserregend”. Hier eine Einordnung dieses Satzes, der im Übrigen auch für viele Produkte des täglichen Lebens gilt. Die Einstufung, die zu diesem Satz führt, wird von der IARC (Internationale Krebsforschungs-Agentur) durchgeführt, die sich mit der potentiellen Möglichkeit zum Entstehen von Krebs durch Stoffe und Verhalten aller Art befasst. (z.B. Rauchen, Schichtarbeit, Sonnenlicht)

Wikipedia schreibt dazu:

“Die IARC identifiziert in ihren Monographien hazards. Dies bedeutet, die Einschätzung des Potenzials einer bestimmten Substanz einen Schaden zu verursachen. Die Monographien werden dann im Kontext von Risikobewertungen verwendet, in welche weitere Faktoren wie sozioökonomische Aspekte oder nationale Schwerpunkte mit einfließen. Deshalb wird seitens der IARC keine Empfehlung im Hinblick auf nationale Gesetzgebungen gegeben. Die Einschätzung des risk, also die Wahrscheinlichkeit, dass ein schädlicher Effekt einer Chemikalie auftritt, ist Aufgabe der Stellen, die mit Risikobewertungen betraut sind”

Die Risikobewertung wird in Deutschland vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vorgenommen. Dieses Amt wurde von Renate Künast während ihrer Amtszeit als Landwirtschaftsministerin ins Leben gerufen. Das BfR kommt zu dem Ergebnis, “dass bei bestimmungsgemäßer und sachgerechter Anwendung Glyphosat nicht krebserzeugend ist.” Oder anders: es besteht unter den oben genannten Bedingungen kein Risiko.

Den genauen Wortlaut finden Sie hier:

https://www.bfr.bund.de/cm/343/neue-meta-analyse-zu-glyphosathaltigen-pflanzenschutzmitteln-aendert-die-bewertung-des-wirkstoffs-nicht.pdf

Bei Vorträgen verwende ich folgenden Vergleich, um den Unterschied zwischen Gefahr und Risiko zu erklären:

Wir alle wissen, dass Haie für Menschen tödlich sein können. Haie haben also das Potential, Menschen umzubringen. Von Haien geht eine Gefahr aus. Gibt es in der Nordsee Haie? Ja, die gibt es und zwar mehrere Arten. Der großgefleckte Katzenhai ist das größte Exemplar und kann bis zu 1,50 m lang werden. Doch wie steht es um das Risiko? Das Risiko, dass man beim Baden in der Nordsee von einem Hai getötet wird, liegt bei Null. Meines Wissens ist noch nie ein Mensch in der Nordsee von einem Hai getötet worden.

Wenn also die IARC sagt, dass Glyphosat in Stufe 2a, wahrscheinlich krebserregend, eingestuft wird, ist das richtig, weil die Gefahr besteht. Es sagt aber nichts über das Risiko aus. Wie das BfR so kommen auch hunderte von amtlichen Behörden weltweit zu dem übereinstimmenden Ergebnis, welches in der obigen Meldung des BfR beschrieben wurde: Bei sachgemäßer Anwendung kein Krebsrisiko.

Wer Glyphosat unverdünnt mit der Gießkanne in der Garageneinfahrt ausbringt, handelt weder sachgerecht noch bestimmungsgemäß. (War eine telefonische Anfrage einer Mitbürgerin vor etwa 5 Jahren: “Muss da noch Wasser dazu”)

Von daher bin ich als Landwirt sehr froh, dass dieser Wirkstoff nur in die Hände von Menschen gehört, die einen Sachkundenachweis besitzen und mit Glyphosat  verantwortlich umgehen.

 

 

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48 Kommentare

    • Reinhard Seevers sagt

      “Fünf der 23 Proben (22 Prozent), die in Österreich, Spanien, Polen und Portugal…”

      Das ist dann ja ein “Beweis”, dass es in Deutschland zugelassen werden könnte😁….oder hat man nur dort gesucht, wo man wusste, dass man etwas finden wird? Wieder einmal eine richtig fundierte Studie, oder was auch immer das sein soll.

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    • Limes sagt

      “Es gibt aber Fakten”
      Frau Ertl ich habe den Text der orf stories mehrfach gelesen kann aber nicht erkennen wie die Autoren zu der Aussage “Glyphosat in elf von zwölf Gewässern in EU” gekommen sind.
      Es gibt im Fernsehen ja regelmässig Dinge die nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar sind denke da z.B wenn Köchinnen oder Köche in den Kochsendungen ein teures sel de fleur anpreisen und die Speisen damit publikumswirksam abrunden.
      Können sie helfen und die 11 von 12 erklären. Die Grundgesamtheit waren 28 Proben (23 Bäche/Flüsse+5 Seen) Sind die 11 von 12 beliebige Zahlen die von interessierten Kreisen in die Welt gesetzt und ohne Überprüfung (orf u.a) einfach übernommen wurde oder gibt es doch eine rationale Erklärung.
      Übrigens das im Beitrag erwähnte AMPA ist ein Abbauprodukt von Glyphosat aber auch von anderen chemischen Produkten die z.B in Waschmitteln eingesetzt werden. Zwischen den Zeilen lese ich man hat AMPA dem Glyphosat zugeschlagen.

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    • Limes sagt

      neben der Grünen EU Wiener hat sich heute auch der deutsche EU Grüne Häusling mit Verweis auf diese NGO “Studie” geäussert.
      Sein Vorwurf Glyphosat Anwender seien “Brunnenvergifter”. Offensichtlich hat er in der Geschichtsstunde nicht aufgepasst oder geschwänzt sonst hätte er dieses Wort nicht verwendet. Oder hat er es doch bewusst eingesetzt damit es in die Welt kommt in Verbindung mit Glyphosat.
      Abgesehen davon hat er wieder andere Zahlen als die von im ÖR Beitrag (Wiener) genannten 11 aus 12 in die Welt gesetzt.
      Wie auch immer offensichtlich fehlt es einigen unserer Repräsentanten in Brüssel an Taktgefühl und Anstand.
      Welche Konsequenzen die Medien für Häusling durch diese Entgleisung fordern wird man in den nächsten Tagen wohl lesen vermute ich mal.

      https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/eu-gruener-haeusling-empoert-mit-vorwurf-der-brunnenvergiftung-und-entschuldigt-sich-13471914.html

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  1. Klemens Minn sagt

    Ist der Wirkstoff in den abgebildeten Flaschen noch Glyphosat oder eine Alkancarbonsäure ?

    • Reinhard Seevers sagt

      Wie jetzt…..wenn es um alternative Produkte geht, wird das Zulassungsverfahren anders und einfacher? Sie hat übrigens mit keinem Wort die Gefährlichkeit angesprochen, sondern nur gesagt, es wurde zu viel davon verwendet. Ich bin amüsiert.

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      • Pälzer Buh sagt

        “… denkbar.”
        … erkennbar. Sollte es heißen.
        Entschuldigen für meine Dippelsch…erei.

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    • Inga sagt

      Vor allen Dingen ist es kein Mittel sondern ein Wirkstoff,
      Den man auf keinen Fall mit Fungiziden Vergleiche kann, wie manche Journalisten das machen.

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  2. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Sobald Glyphosat komplett verboten wird, wirkt genau das erheblich kontraproduktiv gegen Maßnahmen wider den Klimawandel. Eine wassersparende Bodenbearbeitung -hier im Besonderen die Minimalbodenbearbeitung- wird damit der Vergangenheit angehören Stand heute.

    Wie dann ein „neues“ Bodengesetz zum Schutze unserer wichtigsten Ressource BODEN sinnvoll ausgestaltet werden kann, dürfen man sich dabei alle Beteiligte berechtigt fragen wollen. Die EU-Kommission attestierte den Bauern erst dieser Tage, dass aktuell 60% unserer Böden sich in einem sehr schlechten Zustand befänden. Dieser prozentuale Anteil wird ohne Glyphosat forthin steigen, der Zustand sich teilweise dramatisch „verschlimmbessern“, weil infolgedessen weitaus mehr Überfahrten auch im konventionellen Bereich und damit strapaziöse Eingriffe in den Boden, einhergehend mit

    – verstärkten Wasserverlusten,
    – Humusabbau,
    – vermehrter Staubbelastung für das Umfeld,
    – einem weit höheren Spritverbrauch,
    – geradezu exorbitant steigende Kosten für den Bewirtschafter,
    etc. pp.,

    vonnöten sein werden, um die Flächen überhaupt noch in den Griff zu bekommen. Wer also die mechanische Bodenbearbeitung als vortreffliche Alternative erachtet, weiß nicht um deren weitreichende Folgen in Summe.

    Im aktuellen Bodenschutzgesetz ist u.a. verankert -§ 17 BBodSchG- dass Erosion zu vermeiden sei. Für Ökobetriebe stellen Reihenkulturen damit ein absolutes Problem dar, weil mehrmaliges Hacken und auch Striegeln zur Beikrautregulierung eben genau diese enorm fördert.

    Sachlich nüchtern eingeordnet, stellt damit der Glyphosateinsatz a priori unter Abwägung aller Aspekte das bei weitem geringere Übel im Ackerbau dar.

    Wir müssen uns mithin entscheiden, wohin wir mit unserem Strategien – und Maßnahmenplan schlussendlich zukunftsbasiert wollen; ein nachgewiesen irrlichterner Widerstreit der Argumente sollte deshalb endlich beigelegt werden. – Cui bono!?

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    • Smarti sagt

      Das ist doch so typisch “Schützer” ( oder grün ). Erst mal schlecht machen mit Lügen oder Übertreibungen, dann verbieten – ohne Ersatz. Immerhin erwischt es mit dem Heizungsgesetz und dem Abschalten der KKW´s mal auch Andere, als nur die “immer jammernden” Landwirte.

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      • Reinhard Seevers sagt

        Warte ab, da kommt noch mehr, was den Bürger aufregen wird:
        Energieeffizienzgesetz (EEffG)
        Gesetz zum Aufbau einer gebäudeintegrierten Lade- und Leitungsinfrastruktur für die Elektromobilität (GEIG)
        ….anscheinend ist der Bürger einfach nicht freiwillig bereit den Klimawandel zustoppen. Da muss nachgeholfen werden!

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    • Mark sagt

      Glyphosat und Minimalbodenbearbeitung haben ihre Berechtigung – genauso wie die klassische Bodenbearbeitung. Es bringt nichts, diese gegeneinander auszuspielen!

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      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Lieber Mark,

        – wer teuer produzieren kann/will. soll sich auch künftig der, wie Sie es umschreiben, klassischen Bodenbearbeitung bedienen wollen.

        – Wer aber heute rigoros auf die Kostenbremse tritt -für meine Begriffe kaum mehr unumschiffbar- der sollte auf Minimalbodenbearbeitung setzen wollen mit all ihren kaum bestreitbaren Vorteilen.

        Wie immer aber, in der LW, im Ackerbau, gibt es das eine prinzipielle Lösungskonzept ohnehin nicht, eine gewisse Flexibilität, den vorausschauenden Blick nach rechts und links, sollte jeder Praktiker tätigen können.

        Das uns administrativ übergestreifte Zwangskorsett behindert uns in einem solchen notwendigen Bewegungsfreiraum innerhalb unserer Mikroökonomien derzeit aber als unfreier Unternehmer bereits über das Maß einer Erträglichkeit weit hinaus…

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      • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

        Das Verbot von Glyphosat in Wasserschutzgebieten muss jetzt ja konsequent aufgehoben werden!

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  3. Smarti sagt

    Ich würde ja gerne mal so einen Aldi-Markt nachbauen und alle Artikel, bei denen Glyphosat “in Spuren während der Produktion/ also im Jahresverlauf auf diesem Hof” eingesetzt wurde, mit einem schwarzen Preisschild ausgezeichnet wird. Brotregale, Nudeln, alles mit Teig/ Mehl, wahrscheinlich auch alles mit Kartoffeln, Tierfutter, fast sämtliches Fleisch und Milchprodukte, vieles mit Zucker… also sämtliche Süssigkeiten, das Eis, aber auch Früchte, teils Gemüse und Wein… tiefschwarze Schilder. So deckt sich “gefühlt” mit der Wirklichkeit.
    In unserer Molkerei wollte man “Glyphosatfrei” zertifizieren und auf die Packung drucken lassen – so wie das “frei von gentechnisch veränderten Substanzen-Schild” , dann kam Putin dazwischen. Jetzt ist die Zahl der Milchlieferanten auch aus anderen Gründen so stark sinkend, da frage ich mich- ob man den Rest mit solchen Schikanen noch verärgern sollte. Mehr Büroarbeit – Mehrkosten, aber keine Bezahlung… also wie immer.
    Ich weiss jetzt nicht, ob in der Molkerei das noch weiter verfolgt wird – oder ob es bereits umgesetzt ist, da wir anonyme Bios sind, kriegen wir vielleicht gar nicht mehr alles mit.
    Mein Fazit: wer kein Bio ( wegen dem Konvibashing oder dem Preis ) kaufen mag aber auch gegen Glyphosat Vorbehalte hat, hat wohl ein kleines Problem 🙂 .

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  4. Marian E. Finger sagt

    “Wir alle wissen, dass Haie für Menschen tödlich sein können. Haie haben also das Potential, Menschen umzubringen. Von Haien geht eine Gefahr aus. Gibt es in der Nordsee Haie? Ja, die gibt es und zwar mehrere Arten. Der großgefleckte Katzenhai ist das größte Exemplar und kann bis zu 1,50 m lang werden. Doch wie steht es um das Risiko? Das Risiko, dass man beim Baden in der Nordsee von einem Hai getötet wird, liegt bei Null. Meines Wissens ist noch nie ein Mensch in der Nordsee von einem Hai getötet worden.”

    Ich finde diesen Vergleich ziemlich …. nun ja, fragwürdig. Vor allem, wenn man diesen Text auf den Wolf anpasst. Es gibt zwar keinen großgefleckten Katzenwolf und der Wolf lebt auch nicht in der Nordsee, aber meines Wissens ist seit der Wiedereinbürgerung des Wolfs in Deutschland bislang auch noch kein Mensch von einem Wolf getötet worden. Wolfschützer können sich auf diesen Vergleich mit dem Hai beziehen und dadurch das Risiko, in Deutschland von einem Wolf getötet zu werden, für nicht existent erklären, obwohl von Wölfen eine Gefahr ausgeht. Kann man also seine Kinder wie in der Vergangenheit im Wald spielen lassen, weil das Risiko ja offensichtlich Null ist?

    Wenn man Gefahren und Risiken von Glyphosat nicht mit dem Hai- sondern mit dem angepassten Wolfsbeispiel in Verbindung bringt, löst das doch schon ganz andere Gefühle in Sachen Sicherheit und Risikolosigkeit aus.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Marian, ich finde die Diskussion eh überflüssig. Wer nicht dem BfR mit der Gefahr-Risiko-Einschätzung folgen will oder kann, der sollte sich auch nicht hinstellen dürfen und öffentlich immer wieder Horrorszenarien verbreiten. Ich finde es ist irgendwann auch mal Aufgabe der Politik selbstgeschaffene Behörden das politische Vertrauen auszusprechen und dies öffentlich zu machen….sonst kann man demnächst alle Gesetze, Vorgaben und Empfehlungen von vornherein ignorieren und sich dann fragen, was der “Kitt” dieser Gesellschaft denn eigentlich ist oder werden soll.

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    • Egon Meyerhoff sagt

      Das mit dem Hai in der Nordsee ist kein Vergleich, sondern ein Beispiel für den Unterscheid von Risiko und Gefahr. Es soll zeigen, dass nicht jede Gefahr ein Risiko darstellt – unabhängig davon, wie hoch das Risiko bei Glyphosat und Haien jetzt wirklich ist.

      Sprich: Eine Gefahr kann ein Risiko darstellen, muss es aber nicht.

      Gefahren werden binär gemessen, als Ja (stellt potenziell eine Gefahr dar) oder Nein (stellt keine potenzielle Gefahr dar). Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten: Etwas ist gefährlich oder nicht.

      Es gibt sehr viele Dinge auf der Welt, die uns umbringen könnten, also sehr viele Gefahren: Wölfe, Haie, Maiglöckchen, Knollenblätterpilze. Aber nicht alle diese Gefahren erfordern große Aufmerksamkeit. Wie viel Aufmerksamkeit eine Gefahr erfordert, gibt das Risiko an.

      Risiken werden als Wahrscheinlichkeiten gemessen. Strikt werden die als rationale Zahl zwischen 0 und 1 angegeben (davon gibt es unendlich viele), praktisch nehmen wir normalerweise Prozentzahlen oder Vergleichswerte wie “1 von 10.000” / “alle 10 Jahre einmal”.

      Das Risiko, einen Knollenblätterpilz mit einem Champignon zu verwechseln und mich zu vergiften, ist recht groß – sagen wir, 70 %. Wenn ich Pilze sammele, sollte ich also sehr vorsichtig sein und den vermeintlichen Champignon im Zweifel lieber stehen lassen. Wenn ich hingegen Pfifferlinge oder Steinpilze sammele, besteht kein Risiko, weil die sich vom Knollenblätterpilz stark genug unterscheiden. Ich kann das Risiko auch durch Aufmerksamkeit und Wissen senken: Geübte Champignonsammler vergiften sich sehr selten.

      Das Risiko, in der Nordsee von einem Hai gefressen zu werden, ist quasi nicht vorhanden – es dürfte sich infinitesimal den 0,0[…]1 % annähern. Beim Plantschen in der Nordsee brauche ich mir also keine Gedanken wegen Haiangriffen machen.

      Das Risiko, von einem Wolf angegriffen zu werden, ist sicher höher als beim Hai, aber deutlich geringer als beim Knollenblätterpilz. Sagen wir, 0,4 %. Wie man damit umgeht, muss jeder selbst wissen: Ich würde mich vor einem Aufenthalt im Wolfsgebiet etwas auf eine mögliche Begegnung vorbereiten, aber während des Aufenthalts nicht groß darüber nachdenken.

      Damit kommen wir wieder zu Glyphosat zurück. Glyphosat ist gefährlich, grundsätzlich kann es Krebs erzeugen. (Binäre Gefahr: Ja).

      Bei sachkundiger Anwendung ist dieses Risiko aber sehr gering, das heißt, selbst wenn ich täglich damit umgehe, wird mir höchstwahrscheinlich nichts passieren (0,0000001 %).

      Anders sieht es aus, wenn ich z.B. damit dusche – wie es ungelernte Tagelöhner teilweise ungewollt tun, wenn über ihrem Kopf das Mittel per Flugzeug ausgebracht wird oder sie ohne Schutzkleidung mit einer Handpumpe das Mittel in der Baumkrone verteilen. In dem Fall stellt Glyphosat tatsächlich ein ernsthaftes Risiko (5 %) dar, weil in regelmäßigen Intervallen in kurzer Zeit große Mengen des Mittels aufgenommen werden.

      Genau deshalb ist die Bewertung von Glyphosat so widersprüchlich:
      – Das BfR prüft das Risiko bei sachkundigem Umgang, wo es kein Problem darstellt.
      – Das IARC prüft das Risiko im Worst-Case-Szenario, wo es problematisch sein kann.

      Und dann muss ich gucken, wie ich Chancen und Risiken des Glyphosat-Einsatzes gegeneinander abwägen. Stellt Glyphosat ein so hohes Risiko dar, dass ich es verbieten muss? Oder reichen Auflagen (Sachkundenachweis, beschränkte Ausbringungshäufigkeit / Ausbringungsmenge), um eine risikoarme Nutzung zu ermöglichen? Welche Nebenwirkungen hat ein Einsatz / ein Verbot?

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      • Reinhard Seevers sagt

        “Und dann muss ich gucken, wie ich Chancen und Risiken des Glyphosat-Einsatzes gegeneinander abwägen.”

        Ja, das ist doch schön…Wer ist denn ICH? Ich, also ich sehe eben keine solche Abwägung, weil die Gegner ausschließlich das worst-case-szenario als Maßstab der Einordnung nutzen….viele schöne Worte Egon, am Ende steht der von gewissen Gruppen beeinflusste Bürger, und alle Institutionen, die eine Abwägung erwogen haben, sind obsolet. Es geht in meinen Augen um reine Gefühle, um Angst vor dem nicht Einschätzbaren. Bei KI oder Digitalisierung ist das komischerweise anders, weil die Gefahren nicht in den Körper wirken…..die die Gesellschaft langfristig Schädigende sehen sie noch nicht.😎

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        • Arnold Krämer sagt

          Unsere Gesellschaft “bettelt” förmlich nach Verboten. Das meinen offensichtlich immer mehr Politiker und die sie treibenden Medien. Nur ein aktuelle Beispiel aus dem nicht-landwirtschaftlichen Bereich: Minister Lauterbach will das Rauchen im Auto verbieten, wenn Kinder und Schwangere dabei sind. TOLL!

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          • Reinhard Seevers sagt

            Interessant fand ich die Diskussion bei Lanz. Da ging es u.a. darum, dass doch schließlich jedem Bürger bereits seit Jahren erkennbar hätte sein müssen, dass die Energiewende zur Klimarettung auch ihn persönlich treffen würde. Es wurde aber nicht kommuniziert, weil es ja die jetzt erkennbaren Konflikte beschworen hätte. Stattdessen hat man jahrelang mit angesehen, wie die Landwirtschaft als Alibi und Ablass für alle Kalamitäten herhalten musste und der Fleischverzehr als ultima ratio der Klimarettung notwendig sei. Das haben alle mitgetragen….diese Heuchlerbande bekommt nun das als Quittung, was sie verdient: den vollen Hass der Bürger. Leider hat es die Landwirtschaft inzwischen derart aus der Bahn geworfen, dass es nicht mehr rückholbar ist.

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      • Heinrich sagt

        Herr Meyerhoff,
        ich möchte Ihre Beispiele um Gefahr und Risiko, um eine Variante erweitern.
        Grundsätzlich ist Wasser lebensnotwendig, stellt also bei nicht Vorhandensein ein lebensbedrohliches Risiko dar.
        Es stellt aber auch eine Gefahr da, kommen doch jedes Jahr viele Menschen durch/im Wasser zu Tode durch ertrinken. Z.B. Eltern müssen Ihren Teich im Garten vor Kleinkinder schützen.
        Danach: Binäre Gefahr: ja Risiko: (viele hundert Tote) hoch
        Im Vergleich zu Glyphosat, stellt es ein höheres Risiko dar. Der Umgang erfordert einen Sachkundenachweis (Schwimmausweis), besondere technische Vorkehrungen (Rettungsmittel u.a.).
        Sollte nicht über ein Verbot nachgedacht werden?

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      • Marian E. Finger sagt

        In der gestrigen Diskussion ging es um Komplexitätsreduktion, und Ihre Erklärung, Egon Meyerhoff, ist zwar richtig, aber viel zu komplex, als dass irgendeiner, der Bauer Willi in einer Diskussion/Vortrag über Glyphosat zuhört, seinen Vergleich mit dem “Hai in der Nordsee” entsprechend durchdenken würde. Vom Hai zum Wolf ist es in der Assoziationskette nicht so weit wie zum Knollenblätterpilz, deshalb finde ich diesen Vergleich mit dem Hai in der Diskussion über Glyphosat nicht besonders gelungen.

        Jeder weiß, dass Haie Menschen bisweilen töten, wenn nicht in der Nordsee, dann halt an australischen Küsten oder wo auch immer. Mit diesem Vergleich suggeriert Bauer, dass Gylphosat dieselbe Gefährlichkeit wie Haie hat, und Haie gelten nun mal als gefährlich, egal, was man dann über das Risiko sagt.

        Meine Kritik bezog sich auf die gewählte Rhetorik, nicht auf Glyphosat.

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        • Bauer Willi sagt

          @Marian
          Ich habe diesen Vergleich sicher schon einhundertmal gebracht aber noch nie erlebt, dass jemand auf Deine Gedanken gekommen wäre.
          Du bist einfach zu schlau…
          🙂 🙂

          Aber Du hast mich herausgefordert. Zum Thema Wolf: ich habe in einer Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes eine Tabelle gefunden, wonach es in den Jahren 1950 -2000 (50 Jahre) in Europa 38 Wolfsangriffe auf Menschen gegeben hat, bei denen 5 Menschen getötet wurden. Also alle 10 Jahre einer….

          Es gibt übrigens keine verlässliche Statistik, wieviel Menschen bei der Jagd ums Leben kamen. Ich denke mal, mehr als einer… pro Jahr… in Deutschland…

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          • Marian E. Finger sagt

            In den Jahren 1999 bis 2019 gab es in Frankreich 2.792 Jagdunfälle, bei denen insgesamt 410 Personen ums Leben kamen. So steht es in der franz. Wikipedia.

            Auch wenn in 50 Jahren in Europa nur 38 Menschen durch den Wolf ums Leben kamen, ändert das nichts daran, dass der Mensch Angst vorm Wolf hat. Frag dich doch selber mal, ob du in einem Wald in Brandenburg eine einsame Waldwanderung machen oder deine Enkel dort unbeaufsichtigt spielen lassen würdest.

            Wenn in 50 Jahren in Europa tatsächlich 38 Menschen nachweislich durch Glyphosat gestorben wären, würde das in den Medien und von NGOs aber so was von ausgeschlachtet, darauf kannst du einen lassen!

            Wenn du den Vergleich mit dem Hai schon 100x gebracht hast und dir niemand kontra gegeben hat, wette ich trotzdem mit dir, dass zahlreiche Leute, vor allem Nicht-Landwirte, aus diesen Vorträgen mit einem unguten Gefühl nach Hause gegangen sind und gedacht haben, boah, Glyphosat ist so gefährlich wie ein Hai. Sogar Bauer Willi sagt das.

            Der Mensch ist nun mal nicht rational, sondern benutzt lediglich vernünftig klingende Argument, um seiner derzeit wieder mal stark grassierenden Irrationalität Ausdruck zu verleihen. Schau dich doch bloß mal um.

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      • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

        Es ist aber schon ein Unterschied,ob etwas emotional oder sachlich beurteilt wird!

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  5. Christian Schröder sagt

    Wie war das eigentlich mit dem manipulierten Bericht der IARC durch den verantwortlichen Leiter der Arbeitsgruppe….
    Reuters Investigation: IARC Chair Ignored Data, Compromising Scientific Integrity of Findings – Campaign for Accuracy in Public Health Research
    https://campaignforaccuracyinpublichealthresearch.com/reuters-investigation-iarc-chair-ignored-data-compromising-scientific-integrity-of-findings/
    Ein ganz guter Überblick, bis auf zahlreiche Kleinigkeiten, die Gesamtbewertung aber entscheidend verändern dürften:
    -Der Jobtitle von Carey Gillam ist mitnichten “Investigativjournalistin”, laut Ihrem Twitter Profil ist sie “Research Director at U.S. Right to Know; Veteran journalist specializing in coverage of food, agriculture and environmental issues”, das heißt, sie ist Angestellte einer großen Anti-Gentechnik-NGO, auf der Website von U.S. Right to Know sind die ganzen “vertraulichen” Gerichtsakten abrufbar, auch die E-Mail-Korrespondenz von Gillam mit Blair, er hat ihr den Kontakt zu Christopher Portier vermittelt
    -Die IARC nutzt nur veröffentlichte Studien, weil das in der Präambel zu den Monographien einmal so festgelegt worden ist. “Industriestudien” sind zum Teil auch die Dossiers, die den Zulassungsbehörden wie dem BfR oder der EFSA bei Antragstellung vorgelegt werden müssen.
    -Die IARC wertet Tierstudien nicht immer höher. Ein Beispiel ist die Bewertung von Kaffee in 2016: Kaffee enthält viele Substanzen, die im Tierversuch krebserregend und auch von der IARC bereits entsprechend gelistet worden sind, trotzdem hat die Arbeitsgruppe Kaffee in Gruppe 3 (nicht klassifizierbar) runtergestuft, weil es viele epidemiologische Studien gibt, die es unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass Kaffeekonsum krebserregend ist.
    -Nach Reuters wird Blair gefragt, ob die AHS-Daten die IARC-Bewertung über Glyphosat verändert hätten. Er antwortet: “Correct.”
    https://www.reuters.com/investigates/special-report/glyphosate-cancer-data/

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    • Schmeckt gut sagt

      Bringt uns so nicht weiter. Bitte erklären sie, worauf sie hinaus wollen.

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  6. Martin Heinrichs sagt

    Glyphosat ist das einzige Pflanzenschutzmittel in unserem Lager, dass in keiner Gefahrstoffverordnung drin ist. Die früher so häufigen T und T plus Produkte (giftig, sehr giftig), sind ja fast alle vom Markt verschwunden und das ist auch gut so. Das einzige Produkt in unserem Lager mit einer T-Kennzeichnung, ist aktuell Spintor (Spinosad), ein Schelm wer Böses dabei denkt, ein Insektizid für den Öko Anbau!
    Wenn Glyphosat nicht mehr zugelassen wird, was will man dann überhaupt noch zulassen?
    Auf Benzin ist zum Beispiel auch der Totenkopf drauf (T plus)! Strom von der Wallbox ist übrigens auch nicht so gesund.
    Da hatten sich die NGO‘s von Anfang an nicht richtig informiert, es ging nur gegen Monsanto und das am häufigsten verwendete Pflanzenschutzmittel.

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    • Andreas sagt

      Martin Heinrichs:
      Glyphosat ist das einzige Pflanzenschutzmittel ,dass in keiner
      Gefahrstoffverordnung drin ist
      Echt jetzt ?
      Ich dachte, Glyphosat ist dazu da, alle natürlichen grünen Pflanzen zu töten !
      Manchmal geht das greenwashing durch Begriffe wirklich zu weit

      • Smarti sagt

        Andreas, manchmal tötet Wasser “alle natürlichen grünen Pflanzen” an einem bestimmten Ort, manchmal tötet Sonnenlicht “alle Deine natürlichen grünen Pflanzen”. Und manchmal bist wahrscheinlich Du der Mörder. Und was gedenkst Du dagegen zu tun ?

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      • Reinhard Seevers sagt

        Andreas, wenn man den mit Glyphosat behandelten Acker ein halbes Jahr liegen lässt, ohne ihn zu bearbeiten, dann wächst da nie mehr etwas? Die Pflanzen sind alle ermordet? Echt jetzt? 😀

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      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Mein lieber Andreas,
        am Montag habe ich meinen Garten beregnet, mit Trinkwasser, das die Gemeinde liefert. Durch den Wind, hat ein Gurkenstock von dem Wasser abbekommen und ist eingegangen.
        Was sagt uns das, das Trinkwasser tötet Gurkenpflanzen.
        Ich gebe ja zu, mit Glyphosat wäre das selbe passiert.

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      • Limes sagt

        “Manchmal geht das greenwashing durch Begriffe wirklich zu weit”

        @Andreas Ja, ja das greenwashing! Da gibt es Interessenskreise und Ideologen die sind wahre “Experten” im green washing und beherrschen zusätzlich noch die Verwirrungstaktik ohne sich sachkundig zu machen
        Schauen sie sich mal das Sicherheitsdatenblatt von Roundup Flex (Glyphosat Produkt) an. Vermute das wollen sie nicht denn sie haben ja schon eine vorgefertigte “eigene Meinung” und da zählen Fakten eher nicht. Als Referenz lohnt sich ein Blick auf CURATIO (Schwefelkalkbrühe). Glyphosat ein moderener Wirkstoff und Schwefelkalkbrühe ein Multi Talent Klassiker den Opa schon eingesetzt hat. Erinnern kann ich mich noch an die brennenden Augen nachdem der Hühnerstall gegen Milben ausgespritzt wurde. Heute wird Schwefelkalkbrühe immer noch eingesetzt auch als Fungizid Curation.. Ein “reizendes” Produkt nicht wahr. siehe Auszüge mehr Details im beigefügten link

        CURATIO, Schwefelkalkbrühe Sicherheitsdatenblatt
        ABSCHNITT 2: Mögliche Gefahren
        2.1 Einstufung des Stoffs oder Gemischs Einstufung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)
        Gefahrenklasse Gefahrenkategorie Gefahrenhinweis
        H302-Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. H319-Verursacht schwere Augenreizung. H335-Kann die Atemwege reizen. H315-Verursacht Hautreizungen. H317-Kann allergische Hautreaktionen verursachen.
        https://www.biofa-profi.de/de/c/curatio.html

        Roundup Powerflex Sicherheitsdatenblatt
        ABSCHNITT 2: MÖGLICHE GEFAHREN 2.1 Einstufung des Stoffs oder Gemischs Einstufung gemäß Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (und nachfolgende Änderungen) über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen. Nicht eingestuft, die Einstufungskriterien sind nicht erfüllt.
        https://www.raiffeisen.com/agrar_sdb/detail/7837

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    • Smarti sagt

      “Wenn Glyphosat nicht mehr zugelassen wird, was will man dann überhaupt noch zulassen ?” Das ist eine gute Frage. Ebenso muss man sich fragen, ob man Lebensmittel aus Ländern in denen Glyphosat noch zugelassen ist, noch importieren darf. Es gibt schon so ein Gesetz, dass nichts gesundheitsschädliches importiert werden darf – und entweder ist dieses Glyphosat gesundheitschädlich und wird verboten oder eben nicht.
      Oder ist G.(lysphosat) nur eine weiterer Baustein der G.(rünen), um in Deutschland flächendeckend Zwangsbio einzuführen ? Wundern würde es mich nicht… man kann gar nicht mehr um so viele Ecken denken wie es geht…

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      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Natürlich darf Lebensmittel, das von einem mit Glyphosat behandeltem Acker stammt vom Ausland importiert werden, das Glyphosat wurde schließlich im Ausland angewendet. Das ist der Unterschied!

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  7. Reinhard Seevers sagt
    • Bauer Willi sagt

      Senf enthält Senföl! Sehr giftig!!Und Senfgas ist garantiert tödlich!

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    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Für mich kein Problem, ich kaufe den Senf im Elsass, da ist nix drin, weil für Ökotest uninteressant.😉🤣

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  8. Frikadellen piet 44 sagt

    moin oh oh oh oh wusstet Ihr eigentlich das Fahrradfahren auf der Landebahn am Flughafen auch tödlich sein wird

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