Bauer Willi
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47 Jahre Insektenbeobachtung – Rückgänge in der Stadt

Was ist anders an dieser Studie, im Vergleich zu den Erhebungen der Krefelder Hobby-Enthomologen
  • Langjährige Messungen mit Bestimmung der Einzeltieren und nicht nur der Insektenmasse.
  • Standorte sind nicht in Naturschutzgebieten.
  • Standorte wurden während der Untersuchungen nicht geändert.
  • Die Messungen fanden jedes Jahr ohne jegliche Unterbrechung statt.
  • Peer Review
  • Wissenschaftliche Arbeit
Hier ein Ausschnitt aus den Ergebnissen. Der wichtigste Satz steht am Schluss:
Mehr als 24 Millionen einzelne Motten und Blattläuse, die aus 112 Lichtfallen und 25 12,2 m Saugfallen erfasst wurden, wurden mit gemischten Modellen analysiert. Unser Ziel war es, die langfristigen Trends in beiden Gruppen auf der Grundlage der jährlichen Gesamtsummen abzuschätzen, die jedes Jahr zwischen 1969 und 2016 verzeichnet werden.
Die Modelle zeigten, dass zwei Paradigmen existierten: Über 47 Jahre lang zeigten lineare Trends, dass die Motten deutlich um 31% zurückgegangen waren, aber kurzfristige Trends deuteten darauf hin, dass es in den meisten Jahrzehnten seit den 1960er Jahren Perioden signifikanten Rückgangs und Erholung gab. Umgekehrt, trotz der weithin schwankenden Blattjahressummen, war diese Gruppe langfristig in einem stetigen Zustand, mit einem nicht signifikanten Rückgang von 7,6 %. Die Sensitivitätsanalyse ergab, dass Mottentrends nicht von einer Gruppe reichlich vorhandener Arten angetrieben wurden.

Das räumliche Ausmaß der Mottentrends deutet darauf hin, dass sie extrem heterogen sind. Einzigartig ist, dass die Motten-Abgänge zwischen mehreren Lebensraumtypen unterschiedlich waren, mit robusten signifikanten Rückgängen in den Lebensräumen der Küsten, Stadt- und Wald, aber insbesondere nicht in landwirtschaftlichen, Parklandschaften und Buschland-Lebensräumen.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8511018/

In einer anderen Arbeit wurde festgehalten, dass die Motten vor allen in urbanen Räumen deutlich weniger geworden sind. Logisch, denn die Verwirrung durch Licht wirkt sich extrem negativ aus.

(Aufrufe 2.062 gesamt, 1 heute)

36 Kommentare

  1. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Ministerin Staudte hatte sich gestern mit erhobenem Zeigefinger zu Glyphosat geäussert,typisch Sozialpädagogin.

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    • Reinhard Seevers sagt

      OT, hab gerade mit Bauunternehmer telefoniert…2024 wird der Beton wohl nochmal um 15-17% teurer. Auf Kies soll in NRW und NI eine Steuer/Abgabe erfolgen (sind wohl seltene Erden geworden) Die Baubranche wird weiter einknicken….egal, Deutschland wird durch Glyphosat eh untergehen. 🤢 Das beste Deutschland aller Zeiten!

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      • sonnenblume sagt

        Wie ist das mit Quarzsand? Auch seltene Erden? Dann sollte man ihn auch nicht mehr ins Ausland verschiffen. Trifft doch für Kies auch zu.

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      • Smarti sagt

        In BW muss es jetzt schon Gold im Beton haben, bin fast vom Stuhl gekippt, als ich die Rechnung gekriegt habe. Mir grausts schon vor der nächsten Bauetappe im Frühling, habe gehofft, dass die Preise zumindest gleich bleiben, weil ja nicht mehr so viel gebaut wird.

      • Ferkelhebamme sagt

        Dann warten wir noch ein bisschen, bis wir mit Naturalien bezahlen können. Kann nicht mehr ganz lange dauern

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    • Schmeckt gut sagt

      Der Gegenwind zur Zulassung kommt zu großen Teilen aus Niedersachsen. Macht wirklich keinen Spaß, in der niedersächsischen (Land)Wirtschaft tätig zu sein.

      • Bergamasca sagt

        Derweil der Oberminischter sich heute vorsichtshalber nicht zum Glyphosat, sondern lieber zum Erdogan-Besuch äussert:
        „Das Leben ist kein Ponyhof. Dazu gehört eben auch, dass man sich mit Zeitgenossen treffen muss, die sehr ungewöhnliche, skurrile, manchmal absurde Meinungen haben.“
        Eigensatire aus dem Unterbewusstsein?

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  2. Marian E. Finger sagt

    Nicht nur die Verwirrung durch Licht ist der Motten Tod, sondern auch das Verschwinden ihrer Ernährungsgrundlage, nämlich den Klamotten aus Wolle. Die armen Tiere finden nichts mehr zu fressen, seit der Mensch seinen kostbaren Körper lieber in Synthetikfasern oder zumindest Gemische mit Synthetikfasern hüllt.

    RETTET DIE MOTTEN!! TRAGT WOLLE!!!

    Kleiner Trost für alle, die um den Verlust der Motten trauern: Die Bettwanzen sind auf dem Vormarsch 🙂

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    • Bauer Willi sagt

      In meinen guten Sonntags-Socken ist ein (Motten-) Loch.
      Für heute genug die Welt gerettet.

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  3. Ist doch wieder ein Beweis, daß es von zu leichtfertigen u. denkfsulen Personen der Landwirtschaft in die Schuhe geschoben worden ist.

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  4. Thomas Bröcker sagt

    Interessant ist, dass diese Studie erstmals versucht die Auswirkungen von Nutzungen differenziert nach Biomasse und Artenreichtum betrachtet. Die hierfür herangezogenen Werte wurden 2019 über eine Achse von 400 km und 1.000 Höhenmetern in Süddeutschland durchgeführt. Für diese Untersuchungen wurde erstmalig durchgehend die Methode des DNA-Meta-Barcoding verwendet. Die macht die Ergebnisse vergleichbarer als die Betrachtung einzelner Taxa.
    Interessant ist schon mal die schiere Anzahl von über 5.000 gefundenen Arten (und dabei sind keineswegs alle Insektengruppen erfasst).
    Kernsatz für mich: ”
    “Die Biomasse von Insekten steht in positivem Zusammenhang mit der Produktivität und ist daher in landwirtschaftlichen Landschaften und Waldlandschaften am höchsten … die so verwaltet werden, dass die Pflanzenproduktivität und die kontinuierliche Pflanzenbiomasse maximiert werden”

    Danke, das ist eine sehr interessante Studie, die die unzulässigen Extrapolationen der Ergebnisse der Krefeldstudie auf die Landwirtschaft ad absurdum führt.
    Was die Artenvielfalt betrifft, sieht es anders aus, hier schneiden urbane Räume und Wälder besser ab … und Artenvielfalt ist ja auch genau nicht das primäre Ziel von Landwirtschaft.
    Auch die Schlussbetrachtungen und Empfehlungen dieser Studie sind erfrischend nüchtern und realistisch .

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    • Ja, da werden wohl die “Monokulturen” , viele Kulturpflamzen auf einer großen Fläche, verantwortlich für sein.
      Aber ohne diesen intensiven Anbau hätten wir nicht so viele und billige Nahrungsmittel in den Discoutern.
      Also muss für Insekten auf den Land eine andere Lösung gefunden werden .

      Wie wäre es mit
      Eh da Flächen
      verwildern lassen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Bin zwar nicht gefragt worden, aber eine Monokultur ist der Wein und Obstbau mit mehrjährigen Pflanzen.

          Mais und Raps gehören nicht dazu, auch wenn die urbane Bevölkerung anderer Meinung ist.

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          • Ostbauer sagt

            Wein und Obstbau sind Dauerkulturen.
            Erst wenn man selbstverträgliche Kuluren wie Mais, Roggen oder auch mal Stoppelweizen über mehrere Jahre auf der selben Fläche anbaut, sind das Monokulturen.
            Bei den anderen wird das aus phytosanitären Gründen wohl kaum ein Landwirt machen.

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          • Andreas Gerner sagt

            falsch.
            Wein und Obstbau sind Dauerkulturen.
            In aller Regel sind die Bereiche zwischen den Baumreihen bzw Rebzeilen begrünt(Gras+Kräuter). Also gelebte Vielfalt.

            Definition Monokultur IM ACKERBAU:
            M. ist, wenn auf der selben Fläche mehrere (=3 oder mehr) Jahre IN FOLGE immer wieder die gleiche Frucht in Reinssat angebaut wird.
            Erfolgt ein Fruchtwechsel (etwa Weizen nach dem Raps), wird eine Zwischenfrucht angebaut (etwa Ackersenf zur Winterbegrünung), oder eine Saatmischung bzw Untersaat ausgebracht, ist es KEINE MONOKULTUR !

            In Deutschland gibt es auf Acker wie viel M.?
            So gut wie gar keine !!!

            Was viele Laien oder mit Halbwissen versehene Zeitgenossen mit M. meinen, ist tatsächlich Reinkultur.

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            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Hinter dem Begriff Monokultur verbergen sich die griechischen Wörter „monos“ und „cultura“, welche übersetzt so viel bedeuten wie „allein“ und „Anbau“. Die Kultivierung erfolgt über viele Jahre. Im Gegensatz zu dieser Methode steht die Mischkultur, bei der laut Definition auf einer Fläche unterschiedliche Arten angepflanzt werden.

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              • Die erste Theorie, mit vielen Jahren nacheinander auf der selben Fläche kenne ich auch, weil so offiziell gelernt.

                Alleinanbau
                braucht nicht nur für Zeit zu bedeuten, sondern auch auch in der Fläche, in dem Fall ist eine Frucht auf einer großen Fläche (und das ist oft beim Mais so) für ein Jahr, eine Vegetationszeit bedeuten.

                Eine Alternative dazu ist eventuell die Mischkultur mit mehreren Pflanzen auf der Fläche für eine Vegetationszeit.

                • Andreas Gerner sagt

                  Ist es Alleinanbau für ein Jahr (oder auch mal 2 z.B. im Fall Stoppelweizen) ist es korrekterweise “Reinkultur” zu nennen.

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          • Genau Ehemaliger,

            und der Mais wird auch nicht in Monokultur angebaut, da wird auch schon Fruchtfolge eingehalten, oder?

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        • Für mich sind Monokulturen, wenn Jahr für Jahr die selbe Frucht auf ein Feld gesät wird.

          Aber im Wiki steht wohl, dass man auch ein riesengroßen Feld mit einer Frucht als
          Monokultur bezeichnen kann.
          Also haben die Fernsehjournalisten Recht , wenn sie das Wort für ein größeres Maisfeld benutzen.

        • Limes sagt

          im Agrar Studium haben wir es wie unten wiedergegeben (BMBF) gelernt und es wurde auch in diesem Sinne lange von Journalisten mit Fachkenntnissen in diesem Sinne verwendet. Fachfremde “Agrar Experten” und Journaille haben mittlerweile eigene Beschreibungen erfunden und das Wort “Monokultur” zu einem Kampfbegriff ohne fachlichen Sinn gemacht.
          BMBF Definition
          “Bei Monokulturen handelt es sich um den Anbau einer einzigen Pflanzenart (Reinkultur) über mehrere Jahre hinweg auf derselben Fläche.”
          https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/monokultur-786#:~:text=Bei%20Monokulturen%20handelt%20es%20sich,Jahre%20hinweg%20auf%20derselben%20Fl%C3%A4che.

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          • jo, so habe ich das auch gelernt. Allerdings wird der Begriff auch oft in der Ökologie anders verwendet, als Gegensatz zu Pflanzengesellschaften. Gerade in der wissenschaftlichen Literatur.

            Habe mal auf den Philippinen eine Ananas Plantage von Del Monte gesehen. Seit 70 Jahren ununterbrochen. Der Manager meinte, bis auf Nematoden hin und wieder hätten sie nie irgendwelche Probleme gehabt. Geht so manches.

            • Die Ananas kann das bestimmt auch.
              gegenüber unseren Pflanzen.

              Ob der Mais dahinsichtlich auch unentfindlicher ist?

  5. Frikadellen piet 45 sagt

    guten Morgen das sind mal wieder schöne Nachrichten Willi vielen Dank
    also die Landwirtschaft macht es gut

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    • Frikadellen piet 45 sagt

      jetzt wäre noch interessant ob es Unterschiede gibt zwischen biologischer und konventioneller Landwirtschaft und pflügen und nicht

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      • Thomas Bröcker sagt

        Im auf Ertrag ausgerichteten … also produktivem … Obstanbau gibt es keine Unterschiede zwischen Bio- und IP (landläufig irreführend als “konventionell” bezeichnet) was die Artenvielfalt betrifft.
        Das dürfte im Ackerbau nicht anders sein. Im Gemüseanbau sollte es deutliche Unterschiede geben, weil meist mehr Abfall, schlechtere Feldhygiene und schwieriges Unkrautmanagement im Bio-Anbau die Regel sind.

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      • Es ist nicht entscheidend, was auf der bewirtschafteten Fläche passiert (*), sondern was daneben passiert. Bio und Nicht-Bio entscheiden sich nicht großartig, auch wenn das gerne in gewissen Kreisen geglaubt wird. Entscheidend ist die sogenannte “Homogenisierung der Landschaft”, sprich, die Anwesenheit von Landschaftsstrukturen, wie Hecken oder Randstreifen.
        Interessant ist ein aktueller Kommentar von Prof. Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Die arbeiten nämlich mit dem Thünen Institut an einem “gesamtheitlichen Konzept” für Biodiversität. Momentan besteht ja viel Hysterie über Glyphosat und den möglichen Effekt auf die Biodiversität: “Der Einfluss von Pflanzenschutzmitteln hat nur einen sehr kleinen Anteil auf die Biodiversität.” Schon bemerkenswert, da ja gerade das jetzt einer der großen Aufreger bei Glyphosat ist und die grüne Hoffnung besteht, darüber in D die Anwendung einzuschränken.

        (*) Natürlich kann aber eine schlechte landwirtschaftliche Praxis einen negativen Effekt erzeugen, also ganz egal ist es nicht, was auf der Fläche passiert. Nur hat das nichts mit Bio vs Nicht-Bio zu tun. Sondern gute Betriebsführung vs schlechte Betriebsführung.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Im globalen Kontext betrachtet muss ich immer laut lachen…hinter vorgehaltener Hand. In diesem unserem Lande, kleinstrukturriert, extrem diversifiziert, extrem anthropogen überformt, dicht besiedelt usw. da will man wieder durch unzählige Studien etwas beweisen, oder den Gegenbeweis erbringen, dass wir, hier, in der Lage sind lokal Arten zu retten ….während in Russland, der Ukraine, USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Uruguay, usw. Regionen baumlos und ohne Landschaftselemente bestehen, die für sich genommen schon größer sind, als unsere ganze Republik.
          Es ist wie immer: Wir retten die Welt für den Wohlstand der Bevökerung.

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